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Sonnabenü/Sonntag, den 3./4. Dezember 4932 )ir. 2S3 Das „Kabinett »er Bersshnung MMklMMPM« WWW.!W Amlltt so- i M MS M SIS Will K«M SM W!MMrosrWM -es »emii KMnm M Ore-den.Freital. Set unvert.eingel.Manuin-.tt'^ucrp. a-izu u°. Mnö "ernwr aulaeqeb werd., tönn. wir eine Derantw bez. b ^i»ttas nickt ^bernenm Der „Mann im Dunkel"' ist in das Ram penlicht des exponiertesten Postens im Reiche getreten und wird nun zu erweisen haben, was es mit den Eigenschaften, Plänen und Möglichkeiten auf sich hat, die ihm allzu geschäftige Phantasie andichtete, weil er sich immer betont »urückhielt, bei zwingenden Ge legenheiten seine entschlossene Beschränkung auf den ihm unterstellten Komplex unterstrich und bet alldem doch Immer al- mindestens mitentscheidender Faktor Ler großen Politik gewertet wurde. Diese merkwürdige und bedeutsame Stellung, die General von Schleicher einnahm, ohne in der Oesfentlich- kett etwa- dafür getan zu haben, kam auch in den verflossenen Krisentagen zum Ausdruck, während deren er als die letzte Reserve galt, so daß die nun gefallene Entscheidung nicht mehr überraschen konnte. Sie bestätigt nur die ernste Vermutung, baß der Gang der Dinge die Mobilisier rnug deS letzten Aufgebotes, das in die se» Kal das stärkste Ansgebot ist, er zwangen hat. Als der kühle Rechner, als der Mann der Querverbindungen, als der Gegner nicht zeit bedingter politischer Experimente, galt Gene ral von Schleicher von jeher, insbesondere seit der Zeit, wo das Schicksal des Kabinetts von Papen allmählich deutlich wurde. Der chaoti sche Wirrwarr der verflossenen Monate hat — wie überall — auch zwischen dem Reichs wehrminister und seinen Freunden Mißver ständnisse und Verstimmungen entstehen las sen. Das bezieht sich sowohl auf Freunde, deren Mitarbeiter General von Schleicher war, wie auf solche, die jetzt seine Mitarbei ter werden sollen und müssen, wenn sich die Pläne des Generals verwirklichen sollen. „Vom Nationalsozialismus zum General- sozialismuS" ... so versucht man von gewis ser Seite ironisierend die Absichten Schleichers, besonders, so weit sie sich auf dem bekannten System der gewerkschaftlichen Querverbindun gen aufbauen, in fragwürdige Beleuchtung zu rücken. Als Typ des „sozialen" Generals gilt Herr vou Schleicher jedenfalls Freunden wie Gegnern in durchaus ernsthaftem Sinne. Die Frage wird weniger sein, ob sich jetzt diese Einschätzung bestätigt, als vielmehr, ob der Reichskanzler v. Schleicher imstande sein wird, durchzusetzen, was des Generals v. Schleicher theoretische Meinung und Idee war. AlS sicher darf gelten, daß Schleicher als Reichskanzler zunächst einmal die Wege zur Inangriffnahme seiner sozialreformerischen Pläne fretzumachen versuchen wird. Er wird also versuchen, die durch Herrn von Papens Draufgängertum entstandenen Verstimmungen möglichst wegzuräumen. Denkbar, daß ihm dies bis zu einem gewissen Grade gelingen wird. Daraus könnte sich dann weiterhin in der Tat die Möglichkeit zur Herbeiführung eines „politischen Moratoriums", eines Was- fensttllstandeS mit den Parteien, d. h. mit dem wird eine wesentliche Abänderung der zialpolitischen Notverordnungen des Ka binetts von Papen gehören. Die um strittene sozialpolitische Ermächtigung wird sicher ganz fallen. Weitere Lohnkür zungen sollen nach Möglichkeit nicht in Betracht kommen, so daß der ganze sozial politische Kurs des Kabinetts Schleicher den gewerkschaftlichen Forderungen weit entgegenkommen wird. Zu den Plänen des Kabinetts Schleicher für di« Arbeitsbeschaffung erfährt der „Lokal- Anzeiger", dah eS di« Arbeitsbeschaffung da- durch auznkurbeln versuche« wolle, daß die Be» stimmuug über die Erstattung von Steuergnt» scheinen bei Neueiuftellungen ansgehoben nnd der «och vorha«de«e Betrag von Steaergut- scheinen innerhalb der für diesen Zweck ar, sprü«glich vorgesehenen Summe von 7va Mil- lione» Reichsmark an die Gemeinde« «ud «rohe, öffentlichen Wirtschas1s«nter«ehm««ge» zur Finanzierung von zusätzlicher Arbeit ge» gebe» »erde. Ob «och «»eitere Arbettsbeschaf- suugSpläu« durchgeführt würde», «»erde sich erst i« »e« Neratuuge« -eS neue« Kabinetts «tt» scheide«. (Fortsetzung hinter dem Leitartikel.) Aoch heute erste Kabinettssitzung Wie die Telegraphen-Uulo« erfährt, wird die Ernennung des Kabinetts Schleicher noch heute erfolgen, und zwar ohne Rücksicht dar, auf, ob eine Einigung über ein einheitliches Wtrtschaftsprogramm bereits erzielt ist oder nicht. Das neuernannte Reichskabinett wird gleich nach seiner Ernennung eine Kabinetts- sttzang abhalten, in der Reichsaußenminister vou Neurath Bericht über Genf erstatten wird. Bon Neurath reist Sonntag abend nach Genf. An der Kabinettssttznng wird, wie verlautet, auch ReichSbankpräsident Luther teilnchmen. Meißner, Herrn von Papen und Herrn von Schleicher geführt worden waren, auch bei den TeutschPationalen als sicher, dag der Besuch Dr. Hugenbergs durch die Wiederbeauftraguna Herrn von Papens gekrönt werden sollte. Ter deutschnatio nale Standpunkt, wonach nur ein rück sichtsloses Konfliktskabinett noch den Sturm des Winters und die Opposition der Nationalsozialisten überstehen könnte, schien sich völlig durchgesetzt zu haben. I« diesem Augenblick warf die Revolte ans dem eigenen Lager von Papens sämtlich« dentschnationale Hoffnungen über den Hanfe». Dem Reichspräsidenten blieb nunmehr keine andere Möglichkeit, als auf den von ihm hochgeschätzten Reichskanzler von Papen zu verzichten und an seiner Stelle den letzten starken Vorkämpfer der Präsi dialgewalt ins Kampffeld vorzuschicken. eine IMMW M fk WdkMS (Von unserem Berliner Berichterstatter.) Tie Regierungskrise wurde gestern mit tag durch den Reichspräsidenten mit dem Austrag an Retchswehrminister Schleicher zur Kabinettsbildung beendet. Diese Lösung befriedigt, wie man sachlich fest stellen mutz, nicht unbedingt und überall. Zu denen, die einen anderen Ausweg aus -er Krise für wünschenswerter gehalten haben, gehören nicht nur diese und jene Parteiführer, sondern vor allem auch der Reichspräsident selbst. Damit soll nicht gesagt sein, daß Herr von Schleicher das Vertrauen des Reichspräsidenten in ge ringerem Matze als Herr von Papen be sitzt. Aber die politische Belastung -es Reicks- wchrmtntsters mit dem Reichskanzler amt hat i« der Residenz des Reichs präsidenten, nnd nicht nnr dort, er hebliche Bedenke« anSgelSst, seit die Kandidatur Schleicher zum erstenmal zur Debatte stand. Diese Bedenken schienen bis gestern früh die Betrauung Schleichers unmöglich zu machen. Bei den zuständigen Stellen er- bielt man in den frühen Vormittags stunden daher auch die Auskunft, daß für mittags mit einer Wiederbeauftragung von Papens zu rechnen sei. Zwischen -iesen Auskünften und der Betrauung Schleichers lag dann aber eine, wie wir hören, dramatisch verlaufene Kabinetts- sitzung, Lie dann wider Erwarten den Ausschlag für Schleicher gab. Reichskanzler vou Papen war ent schlossen, -e« mit ziemlicher Sicherheit zu erwartenden Auftrag des Reichs präsidenten anznnehmen. Aber wäh rend der Kabiuettsfitznna, bei der Be ratung der innerpoltnsibe« Lage machte sich eine sehr wesentliche Oppo sition gegen die Beibehaltung des alten Regiernngstnrses nnd nament lich gegen eine Wiederbetrannug des Reichskanzlers von Papen geltend. Zu den Oppositionellen gehörten Dr- Bracht und Reichskommissar Popitz, die in der Reichsregierung -war kein Ressort innehaben, deren Haltung aber angesichts der engen Verknüpfung zwischen Reich und Preußen von Gewicht war, ferner Professor Warmbold und schließlich der ReichSsinan-mintster Graf Schwerin, der seiner Meinung mit dem Hinweis auf die Finanzlage des Reiches in Verbindung mit den unvermeidlichen Schwierigkeiten, Lenen ein neues Kabinett Papen auS- siesetzt sein würde, ein ganz besonderes »ewicht beilegen konnte. Zu den all- Semeinen politischen Schwierigkeiten, mit Lenen Papen hätte rechnen müssen, wären also noch wesentliche personelle gekommen. Was sich in der Stunde zwischen 10 und U Uhr gestern vormittag im Zimmer des Reichspräsidenten ereignete, wird erst in päterer Zett völlig eindeutig zu über- ehen sein. Das eine ist jedenfalls sicher, -aß -er Reichspräsident durch den Zusammenbruch -es alten Pape«- KabinettS vor eine Entscheidung ge stellt wnrde, wie sie ihm schwerer bis- her kaum jemals zngemntet wnr-e. Für 11 Ubr vormittags war -er Führer der Deutschnationalen, Dr. Hugenberg, beim Reichspräsidenten zu Schlutzbespre- chungen über die Beseitigung der Krise ungesagt. Es galt nach den Unterhaltun gen, die noch am Vorabend zwischen dem ttcichspräsidenten, Staatssekretär Dr. Wert daraus gelegt im Einveruehme« mit dem Reschsbankprästdenten Luther und -er Währungspolitik der Reichs- bank zu bleibe«. Die Frage Preußen wird vorläufig noch offen bleiben, d. h. es wird zunächst bei dem Zustand bleiben, daß Reichskanzler von Schleicher außer dem Wehrmini sterium auch den Posten des Reichskom missars für Preußen innehat. Ebenso wird Dr. Bracht die drei Funktionen deS Reichsinnenministers, des stellvertreten den Reichskommissars für Preußen nnd des Reichskommissars für das preußische Innenministerium beibehalten. Sächsische DM« <- «MWMffk - «m, mtt Lvschwstm Anzeiger LA Slbgaupr.fi« »attmitz Tageszeitung für das östliche Dresden und seine Vororte. - - «r-»" »»kkSlt rite amtlichen Vekanntmachungen de« Rates zu Dresden für die Stadtteile „MM NVM UM..." In gut unterrichteten Kreisen nimmt rnan an, daß das Kabinett von Schleicher mit dem Reichstag eine Verabredung da hingehend wird treffen können, daß sich der Reichstag nach seiner Konstituierung über Weihirachten vertagt, um dem Ka binett Zeit für die weitere Ausgestaltung seines Arbeilsprogramms zu lassen. Man hat Lurchans die Hoffnung, daß eine solche Vereinbarung gettngen wird. SntscheiLend hiersür wird eine A«s- sprach« zwischen dem Reichskanzler von Schleicher «ab -em Reichstags, präsi-e«te« Goering sei«, die gleichzeitig Klarheit über die Haltung der nationalsozialistischen Reichstagsfrak tion wird schaffen können. Der .Draht zu den Nationalsozialisten" ist also damit noch nicht abgerissen. Nichtsdestoweniger mup man, nach allen Stimmen ans -cm nationalsozialistischen Lager zu urteilen, damit rechnen daß die Nationalsozialisten von dem Standpunkt ihrer grundsätzlichen Kegen ein Kabinett von x "icht ^gehen werden. Entspre- Anlage als Verständigung-- kabmett wird weiterhin durchaus