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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 15.11.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193211152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19321115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19321115
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Enthält Beilage "Fremden- und Kurliste" 93.1932 Nr. 47
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
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Jahr
1932
-
Monat
1932-11
- Tag 1932-11-15
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Monat
1932-11
-
Jahr
1932
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Ausverkäufe und Räumungsverkäufe Durch die Verordnung des Reichspräsiden ten vom S. März 1982 zum Schutze der Wirt schaft ist eine Neuregelung der Vorschriften »der Ausverkäufe und Räumungsverkäufe erfolgt. Die Erfahrungen, tue inzwischen mit ter Notverordnung und der zu ihrer Aus führung ergangenen „Ausvcrkrufsverord- »ung" der Kreishauptmannschaften Vantzen, ühemnitz, Dresden und Leipzig lvom 18. Junis gemacht worden sind, lassen eS der In dustrie- und Handelskammer Dresden und ter Gewerbekammer Dresden notwendig er scheinen, in aller Deutlichkeit auf die beson deren Bestimmungen der genannten Verord nungen hinzuweisen und ihre Beachtung drin gend zu raten: 1. „Ausverkäufe" sind ebenso wie „Rnu- mungsverkäufe" bet der fiir den Veranstalter zuständigen Industrie- und Handelskammer «der Gewerbekammer mindestens 14 Tage vor ter öffentlichen Ankündigung in ^facher Aus fertigung anzumcldcn. Auch ist ein Verzeich nis des Warenbestandes in 8 Stücken beizu- sügen. Jeder, der eine solche Veranstaltung vor hat, wird auf ein von den Kammern herausgegebenes Merkblatt „Neuregelung des Lusverkaufswesens" hingewieicn. in dem alle formalen Erfordernisse zusamnn «gefaßt sind. 2. Die Bezeichnung „Ausverkauf" darf nur dann angewendet werden, wenn entweder das Geschäft im ganzen oder eine selbständige Perkaufsstelle oder eine einzelne Warcngat- tung ausgegeben werden sollen. Alle ande ren Arten des beschleunigten Verkauf dtir- sen nicht mit dem Worte „Ausverkauf" be zeichnet werden, wohl aber kann eine andere Bezeichnung, wie „Räumungsverkauf", „Ab- verkam" und dergl. gebracht werden. Jede Veranstaltung darf nur mit gleichzeitiger An gabe ihres Grundes öffentlich «»gekündigt werden. S. „Ausverkäufe" dürfen nicht länger als 2 Monate, „NäumungS-" oder ähnliche „Ver käufe" nicht länger als einen Monat dauern. Gerade diese Befristungen der Veranstal- tuugsdauer sind nach den Erfahrungen der letzten Monate nicht beachtet worden. Der Veranstalter eines Ausverkaufs oder Räu mungsverkaufs muß schon vor dem Beginn -er Veranstaltung in Betracht ziehen, mit welchem Risiko er bet deren Durchführung zu rechnen hat. Er must sich dementsprechend ein Bild davon machen, dah er bei der gegenwär tigen Wirtschaftslage und geringen Kauf kraft des Publikums immer noch einen we sentlichen Teil der zum Verkauf gestellten Baren nach Beendigung des Verkaufs übrig behalten wird. Er must sich hierbei auch die Krage vorlegen, ob nicht etwa dieser Rest bestand, wie daS aller Regel entspricht, aus zum gröstten Teil schwer absetzbarer Ware bestehen wird. Dementsprechend sollten ins besondere Ausverkäufe erst dann angekündigt werden, wenn mit einigermaßen Wahrschein lichkeit damit gerechnet werden kann, daß der noch vorliegende Warenbestand wirklich inner halb von 3 Monaten ausverkauft werden kann. 4. Bet Ausverkäufen ist es dem Veranstal ter nach Ausverkaufsbeendigung bei öffent licher Strafe untersagt, binnen Jahresfrist am gleiche« Ort eine« Handel mit Ware« der z»m Ausverkauf gebrachten Art auszuübe« oder sich an einem solchen Handel eines an deren zu beteiligen oder in solchem Handel tätig zu werden. 5. Anträge aus Verlängerung der AuSver- ka«ss- oder Verkanssdauer oder auf Befrei- mr- von der unter 4s erwähnten Sperrfrist von einem Jahre werden in Zukunft im all- gemeinen von den amtlichen Berufsverrre- tungcn nicht mehr befürwortet werden kön nen, es sei denn, daß ganz besonders gewich tige Tatsachen geltend gemacht werden kön nen, wie z. v. diejenige, daß erst nach Beginn der Veranstaltung unvorhergesehene Ereig nisse eingetreten sind, die der Veranstalter nicht in Betracht ziehen konnte und die für ihn nicht nur den Abbruch des Ausverkaufs, sondern auch die Wiederaufnahme des eigent lich aufzugebenden seitherigen Gewerbes zu einem Gebot der Selbsterhaltung machen. Die Tatsache allein, dah der Ausverkauf nicht zu dem erwünschte» Erfolge geführt hat, kann «ud wird in Zuknnft keinen Grund für die Verlängerung der AuSverkanssdauer oder die Abkürzung bzw. den Fortfall der Sperr» srift darstelle«. Nur in seltenen Ausnahme fällen kann also also auf eine Berücksichtigung von Gesuchen wegen Nachfristen oder wegen Gestattung des Weiterhandels gerechnet werden. 6. Uebersieht ein Veranstalter, daß er unter allen Umständen eine Verlängerung der Aus- Verkaufsdauer beanspruchen muß, oder ent schließt er sich zu einer der ursprünglichen Ab- sicht zuwtderlaufcnden Wiederaufnahme des Ter Deutsche Industrie, und Handels- tag l>at den zuständigen Reichs- und Lan- desLehörden und -er Oeffentlichkeit so eben eine Denkschrift zum Schulwesen übermittelt. Sie beruht auf einer gründ lichen Durchberatuna innerhalb Ler In- Lustrie- und Handelskammer und geht davon aus, daß zwischen Schule und Wirtschaft vielfache enge Wechselbezie hungen bestehen. Das Schulwesen befin det sich gegenwärtig in einem Zustand einer gewissen Unsicherheit. Demgegen über stellt die Denkschrift an gemeinsamen Grundsätzen vor allem auf: Die Beurteilung -er Schüler wird sich stärker als jetzt auf die Leistungen in den Hauptfächern aufbauen müssen. Für die wesentlichen Aufgabe« der Schule müssen auch in Zeiten der Rot die erforderlichen Geldmittel bereit- gestellt werden. Aber Einsparungen sind möglich und nötig,' dies auch bei den Lehr- und Lern mitteln mannigfacher neuer Art. Im Sinne der staatsbürgerlichen Aufgabe der Schule liegt es auch, ein ausreichendes Verständnis für die Zusammenhänge und Erfordernisse des Wirtschafts lebens zu vermitteln. Für die Volksschule wird gefordert, die Grundfächer stärker in den Vordergrund zu rücken. Die achtjährige Volksschule mit vier- jähriger Oberstufe wird als a«S- reichend, ihre allgemeine Einführung als notwendig bezeichnet. Tie allgemeine Verkürzung der Grunde schule auf drei Jahre wird abgelehnt. Für die höheren Schulen ist eine mög lichst früh einsetzende Auslese durch Sie ben bei der Aufnahme und unnachsichtiges Anwenden der Vcrsetzungsbesttmmungen notwendig. Eine Verkürzung auf acht Geschäfts, so muß daS entsprechende Gesuch bet der zuständigen Sammer twenn e» sich um Verlängerung der Ausverkaufsdauer handelts oder bet der Kretshauptmannschaft twenn es sich um Befreiung von der Sperrfrist handeln rechtzeitig eingeretcht werden. Es geht nicht an, die Dreimonatssrift für die Abhaltung eines Ansverkaafs abzawarten und erst im letzte« A«ge«blick die erforderliche« Anträge zn stellen. Eine Fristverlängerung schon bet der erst maligen Anmeldung zu beantragen, hat kei nen Zweck: sie kann, wie bereits dargelegt, nur dann beantragt und beansprucht werden, wenn sich übersehen läßt, daß die Normalfrisi nicht ausreicht. Gesuche um Fristverlänge rung sind ebenso wie die ursprünglichen An träge in dreifacher Ausfertigung etnzureichen mit Aufstellung des Warenbestandes (eben falls dreifach), wie er sich zu dieser Zeit noch zusammensetzt. Die Gesuche müssen 2 Wochen vor Ablauf der verordnungsmäßig geltenden 3-Monatsfrist bzw. 1-Monatsfrist vorgelegt werden. 7. Wenn die verordnungsmäßig geltende Frist für die Veranstaltung abgelaufen ist und keine entsprechende Reubewilligung der zuständigen Stelle »orliegt, ist der AuS- oder Räumungsverkauf unbedingt abznbrecheu und überdies ist im Falle von Ausverkauf auch jeder sonstige Weiterverlrieb von Waren der Jahre würde die grünLliche Bildung des gutbegabten Mittelschlages beeinträchti gen. Daneben muß an einer ausreichen den Zahl geeigneter Lehranstalten den Schülern Gelegenheit zum Erlernen auch anderer für die wirtschaftlichen und kul turellen Beziehungen Deutschlands wich tigen Sprachen geboten wer-en. Um Lem Zudrang zur Hochschule zu steuern, wer-en bet -en höheren Schulen einsetzende Auslesemaßnahmen gefordert, besondere Aufnahmeprüfungen an Hoch schulen neben oder statt Abiturientcn- prüfung aber abgelehnt. Die Bestrebungen, die Fübrnng eines akademische« Grades in hierzu geeig nete« Berufen von vorheriger prak- tischer Tätigkeit abhängig z« machen, werden unterstützt. Geeignete Einrichtungen, um im Berufs leben stehenden Leuten hochschulmäßige Ausbildung zu ermöglichen, wer-en emp fohlen. Der ergänzenden und vorbereitenden Arbeit der Berufs- und Fachschulen kommt gesteigerte Bedeutung zu. Enger sachlicher und persönlicher Zusam menhang zwischen ihren und -en Bedürf nissen des Berufes ist notwendig. Ten gesetzlichen Vertretungen -er im Wirt schaftsleben tätigen Berufszugehörigcn ist ein größerer Einfluß als bisher auf die fachlichen Leistungen -er Berufsschu len einzuräumen. Hierzu soll überall die Bildung von Fachausschüssen vorgesehen werden. Da die Berufsschule ebenso wie andere Schulen allgemeine staatliche Auf gaben erfüllt, sind ihre Lasten wie die der anderen Pflichtschulen auf die Allge meinheit zu übernehmen. Die Schul zeit soll grundsätzlich sechs Wochenstunden nicht überschreiten, der Unterricht mög lichst als Fachunterricht erteilt werden. Schule und Wirtschaft Eine DenMrtst -es Deutschen Industrie- und Sanbelstoges Vußtag Nie war Ler Weg so vorbereitet Dem deutschen Volk zum Bußaltar, Nie hat das Schicksal uns geleitet Bors Kreuz -es Herrn so wunderbar Wie in der Not, in der wir stehen, Wie in Ler dunklen Leidensnacht, Die uns den Weg, den müd' wir gehen, Zu einem einz'gen Bußgang macht. Vernichtet ist, was Menschenwerke So stolz und tönern aufgebaut, Zerbrochen ist des Menschen Stärke, Ter überhebend wir getraut. Mit kraftlos miiLen Händen sehen Wir Hab und Gut zugrunde gehn Und eine Menschheit in dem Wehen ^Des Schicksals hart am Abgrund stehn, ilnd sichtbar ward, wie ewig waltet Der Richter überm Sternenzelt: Ter Arbeit Essen sind erkaltet, Der Industrien Bau zerfällt. Die Kreuze aber unsrer Türme, Sie ragen leuchtend himmelwärts Und weisen über Not und Stürme Empor zu Gott das Menschenherz. Sie zwingen auf Las Knie uns nieder In Lieser Bußzeit dunklen Nacht, Die die Erkenntnis in uns wieder Der eignen großen Schuld entfacht, Daß endlich wir nun inne werden. Wie Irrsinn unser Tun und Wahn, Und Laß noch immer hier auf Erden Mit unsrer Macht es nicht getan! Sie lehren uns die Worte sprechen, Die längst verlernt, vergessen wir, Die Worte, Lie die Trübsal brechen: Aus tiefster Not schrei ich zu dir! Sie zeigen uns zur Morgenröte Ten einz'gen uns gewissen Pfad Auf dem, geläutert durch die Nöte, Das Herz voll Reue Gott sich naht! betreffenden Art schlechthin z« ««terlafle». Es darf nicht darauf gebaut werden, daß, wenn die Genehmigung beantragt ist und später erteilt wird, inzwischen eingetretene straffällige Zuwiderhandlungen straffrei blei ben würden. Somit ist allgemein dringend davor zu warnen, sich daraus zu verlassen, daß gestellten Anträgen entsprochen wer-en wird. Ebenso nachdrücklich wird allen Veranstal tern von Ausverkäufen, Räumungsverkäufen und dergl. empfohlen, bei ihren Bemühungen um Fristverlängerung ober um Genehmigung zum Weiterhandel mit größter Gewissenhaf tigkeit und Umsicht vorzugehen, wenn sie sich nicht den nach den gesetzlichen Bestimmungen vorgesehenen Strafen auSsetzen wolle«. Aus dem Gerichlssaale Sin Fimftage-Pladoyer im Taro-Prozeß. In der Verhandlung der Caro-Petschek- Prozesses in Berlin beendete Rechtsanwalt Prof. Dr. Alsberg sein Plädoyer für Geheimrat Taro, das mit seiner fünftägigen Dauer schon dem Umfang nach.eine foren sische Rekordleistung darstellen dürfte. Prof. Alsberg sagte in den Schlußausführungen, daß das Gericht, wenn es die höchste Auf gabe eines Strafgerichts erfüllen wolle, restlos die Hintergründe dieses Prozesses enthüllen müsse, um jeden weiteren Kampf und Angriff unmöglich zu machen. Die weitere Verhandlung wurde dann auf Donnerstag vertagt. 5ieden vor Verdun. Ein Kriegsroman von Josef Magnus Wehner. Copyright 1930 by Georg Müller Verlag A.-G. München Printe- in Germany. 1 Den toten Brüder« ein Denkmal. Weihnachten 1915 unterschrieb der deutsche Kaiser den Befehl zum Angriff auf Verdun. Der Dämon des Krieges, der ebenso wie das Schicksal das Los der Völker entscheidet nach den Männern, die führen, lächelte zwielichtig in jener Stunde. Er sah den ehrgeizigen alten Mann, der das Schriftstück überreichte, behut sam und mit heimlichen Vorbehalten, einen Glücksspieler, der die letzte Karte nicht wagte, um nicht eine Stufe von seiner Stellung herab zusteigen. Dieser Mann, der Chef der Obersten Heeresleitung, General von Falkenhayn, ein ver schlossener Charakter von gemachter Liebenswür- digkeit, dessen Händedruck oft ein Todesurteil für den Betroffenen bedeutete, von gewollter Ein- famkeit und einer Klugheit, die gefährlich war für einen raschen und entscheidenden Entschluß, hatte den Kern des Angrifssgedanlens, so wie er ihm von der feurigen Front dargeboten wurde, gespalten. Während die Soldaten, an ihrer Spitze der deutsche Kronprinz, nichts sehn licher wünschten, als den Feind an seinem stärk sten Punkte auf breiter Front und in Massen aryugreisen, ihn ungestüm zu überrennen und nach dem Fall von Verdun, die Feindsront nach beiden Seiten aufzurollen, «in Bild, wie es dem riesigen Willen de» Deutschen gerecht wird, engte der Chef nicht nur die Grundlinie des Angriffes ein und strich von den Sturmkorss so viel ab, daß ihm selbst noch genug verblieb, um überall stark zu sein-, er hieb dem Geiste des Sturmes selbst den Keps ab. Nach seinem Plane sollte das Feldheer erreichen, was unter den genannten Beschneidungen -n erreiche» war; es ei nicht nötig, Verdun zu sällen, not sei nur, »aß der Feind herausgelockt werde, und daß er ich langsam verblute, vor den Toren seiner tärksten Feste, die das moralische Herz Frank reichs war. Damit nahm er dem Soldaten das klare und gegenwärtige Ziel, ganz abgesehen da von, daß er auch jene tiefen und dunklen Ver bindungen störte, die vom Einzelnen zum Welt all seiner Vergangenheit und seiner Zukunst laufen, es sei denn, der Opfergang des beut- schen Heeres nach Verdun, das noch im 17. Jahrhundert freie Stadt des Deutschen Reiches war und erst 1648 an Frankreich fiel, sei nicht entsprungen aus der unterweltlichen Sehnsucht nach dem großen Reich aller deutschen Stämme, sondern nur eine taktische Maßnahme zur Be endigung eines vorläufigen Krieges, dessen Sinn noch kein Deutscher ausgesprochen hatte. Genug — das Feldheer wußte nichts von der schwierigen Klugheit seines Chefs; es trat zum Sturm an. als Serbien niedergeworsen, als Rußland von den Schlägen der Deutschen ent kräftet war, als Italien vor einem neuen, er warteten Angriff sich duckte; es hatte keinen an dern Willen, als den zu siegen und Schluß zu machen; es blickte nicht hinter sich nach dem ver sprochenen Nachschub; es glaubte an seine Kraft. Jedermann kennt den Ausgang dieser Schlacht, die in der Weltgeschichte kein Beispiel hat. Sie ist in Wahrheit ein Abbild aller grv- ßen Schlachten im Westen und zeigt das ver hängnisvolle Doppelspiel des Kampfes mit dem Feinde und des Kampfes gegen den Geist des Alters in der eigenen Front, der auch heute noch nicht entschieden ist. So mögen nun, schlicht, wie sie ihre Mutter gebar, die sieben Soldaten ausmarschieren, die nacheinander und miteinander die Tage von Verdun erlebten. Fünf von ihnen fielen, der sechste lebt und der siebente erzählt Er hat die Ruhe und Heiterkeit des ewigen Soldaten, der seine Sache auf nichts gestellt hat und aus alles. Er hat di« Hoffnung auf di« Gege«o«t »och nicht begraben, er hofft auf die Zukunft seines unsterblichen Volkes. Er weih um das alte Reich und weiß vom neuen Reich, daß es noch kein halbes Jahrhundert alt war, als es sich selbst -erschlug. Was will man von einem Kinde erwarten? Ls wird «inst wach werden und eia Mann. Erster Buch. Fort Douaumont. Erstes Kapitel. Aufmarsch der Sieben. Am Vormittag des 9. Februar 1916, drei Tage vor dem geplanten deutschen Sturm auf Verdun, trat ein Ereignis ein, das nicht nur der halben Kompagnie eines preußischen Regi ments das Leben kostete, sondern das, weit über den Tod des Einzelnen hinaus, die tiefe und furchtbare Kraft der menschlichen Natur offen barte. Freilich wurde dessen kein einziger der überlebenden gewahr, weder in der Verwir rung des ersten Schreckens, noch nachher als die Leute in ihren Unterkünften sich sammelten und nun ruhiger über den Vorfall sprachen. Ja, die Natur tat so stumm ihre Arbeit, unterstützt von ben gewaltsamen und vielfältigen Adlen- kungen des Krieges, daß die Soldaten bald jenen Vorfall vergaßen und drei Tage später gefaßt und freudig in di« Sturmgräben abmarschierten. Der Einzige, der sich über den Vorgang Gedanken machte, ohne allerdings ben letzten Sinn aufzustoßen. war der Infanterist Karl Kasiske, ein Grübler und Maler aus einer west- preußischen Stadt. Menn nach einem Scherz- wort ber Soldat nicht denken soll, so war Karl Kasiske in diesem Falle kein Soldat: er hotte auch sonst seine Eigenheiten, die leicht gegen die Zucht verstießen die ober dennoch von den einsichtigen Vorgesetzten geduldet und allmählich zur Gewohnheit wurden. An diesem ein«« Tage aber tot er, wos alle taten, und da» brach ihm bejahe das Seine Kompagnie war in der Frühe aurge- rückt, zu einer jen«r zahllosen Uebungen, die weit hinter der Front stattfanden, um die Kampf, truppen nicht verweichlichen zu lassen und si« mit allen neuen Ueberraschungen des Angriffs und der Verteidigung vertraut zu machen. Heute war es ein vom Feinde besetztes Waldstück ge wesen, das von der Kompagnie gefechtsmäßig gestürmt wurde. Die Feinde waren durch ver kehrt aufgesetzte Mühen, die in heimlichen Be- tonunterständen versteckten Maschinengewehre durch Heringsbüchsen markiert, die der Gegner heftig mit Holzschlägeln bearbeitete. Man lief in gestaffelten Sturmwellen gegen das Gehölz, man zerschnitt auf dem Bauche kriechend, mit Scheren den Drahtverhau, man warf die unge- fäbrlichen Uebungshandgranaten in die feind- licye Linie, man beschlich die tückischen Schützen nester, wobei Kasiske sich in der Lösung kniff- sicher Aufgaben bewährte und setzte endlich den Feind von beiden Flanken her gefangen, wäh- rend die Krankenträger den Scheinverwundeten Notverbände anlegten ober lächelnde Tote in den nebelgrauen Hintergrund davontrugen. Um elf Uhr sammelte die Kompagnie und trat den Heimmarsch an. E» war wie alle Tage: die Füg« in Grup- penkolonne sangen, der Hauptmann stachelte sei nen Braunen, und Karl Kasiske versuchte im mer wieder, neben der Kompagnie hoch auf der Straßenböschung einherzug«hen und seine Augen mit Bildern des Landes und der Menschen z« füllen. Er sah die vielen spitzenlosen Helm« der Kolonne im Gleichschritt auf- und absteigen, sah, wie sich der Atem der Marschierenden mit dem Dinternedel mischte, sah die eisgsitzernden Lachen der Straße sich hinoufschwingen -um Turmhelm der Darski, ^e, und hinter ihr und doch die m^N* rbeno Sonne, die endlich, noch vielen kosten Regentagen die Welt wieder er wärmte. For4j«-»mg folgt.
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