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ernährung, Enge und Uebervölkerung, gemischt mit der Sehnsucht nach fernen Ländern und der Abenteurerlust -er Ju gend zu dem Entschluß, die alte Heimat zu verlassen. Aber gerade für Deutsch land ist es in dieser trüben Gegenwart ein tragisches Moment, daß so aut wie alle, sie den Willen und die Ab sicht haben, ihre alte Heimat zu ver lasse«, die Welt versperrt finden. Die U. S. A. haben durch verschärfte Ein wanderungsgesetze den Zustrom der europäischen Einwanderung fast gänzlich gedrosselt. Die Wirtschaftslage in den mittel- und südamerikanischen Staaten ist trostlos und warnt vor jeglicher Aus wanderung dorthin. Staaten wie die Türkei, England u. a. m. haben durch Ge setze dafür gesorgt, -atz die Stellungen in den verschiedensten Berufen nicht durch Ausländer besetzt werden dürfen. Nir gends ist Plan und nirgends ist Brot für jene, denen der Ertrag in der heimat lichen Arbeit nicht genügen kann oder die in ihrer engeren Heimat durch die Wirt schaftskrise aus dem Schaffensprozetz ver- -rängt sind. So bleibt lediglich dort die Möglichkeit -er Ausnmnderung, wo besondere krie gerische Ereignisse die Hilfe unL Mitwir kung auch von Ausländern, wenn sie nur jung, kräftig und willig sind, erheischen. Bekannt ist das traurige Kapitel des Dienstes von jungen Menschen aller Na tionen in der französischen Fremden legion. Gerade Deutsche und Deutsch stämmige sind es, die die Reihen dieser Sölducrtruppe immer wieder füllen. Be kannt ist, daß sich junge Deutsche zuk spa nischen Kolonialarmee drängten, als diese ihre Kämpfe in Marokko zu be stehen hatte, datz deutsche Abenteurer auch unter den Rnfkabylen und in den chine sischen Bürgcrkriegsarmeen fochten, und Latz sie sich heute zu Len Kämpfen der südamerikanischen Staaten drängen. Ge rade hier missen Lie amtlichen Vertre tungen Boliviens und Paraguays man ches zu erzählen. Ar MM MWM A Seil WM NM WMlM HindenburgsGlülkivunsch Der Reichspräsident hat an Gerhart Haupt- mann folgendes Glückwunschschreiben gerichtet: Gehr geehrter Herr Hauptmann! Zu Ihrem 70. Geburtstage spreche ich Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche auS. Anläßlich Ihres 60. Geburtstages ist Ihnen die höchste Auszeichnung des Reiches, der Adler schild, verliehen worden. So bleibt mir heute nur übrig, erneut der Anerkennung Ausdruck zu geben, die das deutsche Volk Ihnen und Ihrem dichterischen Schaffen entgegenbringt, und den Dank zu wiederholen, der Ihnen für Ihre Verdienste um die deutsche Kunst und nicht zuletzt für die Vertretung und Verteidigung des deutschen Gedankens in Ler Welt in so reichem Maße gebühr». Ich wünsche Ihnen ein lange- weiteres Leben voll Gesundheit und Schaffenskraft und verbleibe mit freundlichen Grüßen Ihr sehr ergebener (gez.) von Hindenburg. Der Dichter spricht Die Gerhart-Hauptmann-Festkundgebung der Geno srnschaft deutscher Dühnerumge- höriger am Montag in der Ausstellungshalle am Kaiserdamm in Berlin gestaltet« sich unter Teilnahme von annähernd 10 000 Per sonen zu einer eindrucksvollen Huldigungs feier für den siebzigjährigen Dichter. — Nach Begrüßungsansprachen Oberbürgermeister Dr. Sahms, des Dichters Karl Zuckmayer und des Präsidenten der Bühnengenossenschaft dankte Gerhart Hauptmann für die Kund gebung. „Wenn ich wissen würde, wie es zu machen sei, würde ich die großen Wogen der Sympathie, die mich heute überfluten, auf das große Verdienst aller Stände über leiten. Ich habe meinen Geist seit 50 Jahre«, «brem inneren Zwange folgend, in einer bestimmten Richtung bewegt. Ich ver mag nicht »u sagen, welche L sgangt- gründe mich dazu bewogen haben, aber auch ohne jeden Kontakt mit der Oefsent- lichkeit würde ich meine Bücher geschrie ben haben, wenn natürlich auch ihre Anteilnahme, ähn lich wie Sonne und Regen das Wachstum der Felder fördert, meine Arbeit vorwärts getrieben hat. Kunst ist Religion. Meine Kunst ist meine Religion. And in diesem irgendwie religiösen Bereich smd« ich mich verbunden mit dem sozia len Fluidum, ohne das wir geistig zu sein ober zu atmen nicht sähig sind." Gerhart Hauptmann schloß: „Ich empfinde einen hohen Stolz auf die von Ihnen er wiesen« Ehre. Es ist höchste Freude und höchster Stolz, den jemand empfinden kann; denn was könnte es Höheres und Erstrebens werteres geben, als in der Achtung und Lieb« seiner Mitmenschen sich befestigt zu wißen?" Mit der goldenen Staats- Medaille ausgezeichnet Die preußische Staatsregierung hat in ihrer letzten Sitzung auf Antrag des Anter- richtSministerS Grimme beschlossen, Gerhart Hauptmann zu seinem 70. Geburtstag die große Goldene Medaille für Verdienste um den Staat zu verleihen. Sö zunächst einmal Schatzanweisungen im Betrage von etwas mehr als 1 Milliarde Ben. Wie die Dinge weiter laufen werden, wenn die Aktion Japans auf dem asiatischen Festlange nicht bald gebremst wird, kann sich jeder Mensch, der anS der Wirtschaftsgeschichte des Weltkrieges auch nnr ein wenig gelernt hat, an fünf Fingern abzählen. varteiuniformen stehen polizeibeamten nicht an Der kommissarische Minister des Innern in Preußen hat in einem Runderlah mit Rücksicht auf die Anzuträglichkeiten, die sich in den letzten Monaten ergeben haben, allen Beamten des Vollzugsdienstes der staatlichen und der kommunalen Polizei verboten, Ani formen einer politischen Partei oder eines politischen Verbandes zu tragen. Jede an Lem künftigen AbrüstungSabkom- men beteiligte Macht hält zur Verfügung des Völkerbundes eine beschränkte Zahl bestimmter Einheiten für ein gemeinsames Vorgehen. Diese Truppen haben eine längere Dienstpflicht und sind mit Kriegs material ausgerüstet, das Len National armeen verboten ist. Vis zum Barz verlängert Der Berwaltuugsrat der BIZ. hat i« seiner gestrigen Sitzung, die unter Bor sitz des Vizepräsidenten Prosessor Bene- Luce stattsand, der Verlängerung des An teils der BIZ. an dem SV-Millivuen- Dollar-Uredit der Deutschen Reichsbank bis zum 5. März 1938 unter den bisheri. gen Bedingungen zugestimmt. „Die Organisation für Sicherheit und Abrüstung Japans Finanzen unter Kriegsdruü Japan beginnt langsam zu ahnen, was daS Unternehmen bedeutet, in bas es sich tm Sommer 1931 eingelassen hat. Der HauShaltplan für 1933 34, der jetzt vom Kabinett angenommen wurde, ist auf die riesige Summe von mehr als 2,2 Milliarden Ben (nach Goldparität ca. 8 Mil liarden NM.j gestiegen. DaS schlimmste daran ist, baß von diesen 2 2 Milliarden bas Kriegö- ministcrinm 0,7, das Marineministcrium 0,4 Milliarden Ben braucht mrd daß nur 18 Mil- Die für die 8erteid1a««g der Sre«- zen bestimmte« LaudstreitkrSste Kv«- tinentaleuropaS solle« künftig ix ollen Ländern eine« allgemeine« gleichförmigen Charakter trage«, «Sm- lich den einer nationale« Armee mit kurier Dienftvflicht «nb beschränkte« Effektivbeftand. Angrisfscharakter darf diese Armee nicht habe«. Mr werden uns keinem Druck beugen Der „Matin" erklärt, eine Ablehnung des französischen Sicherhnts- und Abrüstungs- plans durch die Reichsregierung würde dem Geständnis gleichkommen, datz Deutschland unter dem Deckmantel der Sicherheit nur von dem Wunsch geleitet sei, seine Rüstungs- freiheit wiederzugewinnen. 2V Verhaftungen wegen des Lausanner Bombenanschlages Im Zusammenhang mit Lem Bomben? anschlag am Sonntag sind bisher über 20 bekannte Kommunistenführer verhaftet worden. Die polizeilichen Untersuchun gen haben ergeben, daß der Anschlag ge gen diejenigen Feuerwehrabteilungen ge richtet war, die auf polizeiliche Anordnung hin bei Massenansammlungen verwandt werden sollten. Tansende von Bewerbungsschreiben flattern ihnen aus den Tisch. Alle Bernse vom ehemaligen Offizier bis zum ungelernten Arbeiter sind es, die ihre militärischen Dienste anbie ten nnd glanben, datz man sie an- nehmen und hinüberschicken würde. Im allgemeinen sind alle diese Gesuche vergeblich. Aber ist es nicht ein Wie deraufleben des alten LandsknechtstumZ, Las die Not der Zeit und die Weltwirt schaftskrise herbeigeführt hat? Für Brot und Sold ist der Arbeitslose Europas, Ler in der Enge festgeschmiedete junge Arbeitswillige bereit, Blut und Leben für fremde Staaten und fremde Inter essen in fremden Ländern zu opfern, wie es im Mittelalter die Landsknechtsscharen taten, -ie Europa durchzogen. zranMWe Vorschläge, die uns nicht genügen können Die Hauptgedanken des nunmehr ver öffentlichten grohen französischen Ab- rüstungs- und Sicherhcitsplanes können nach einer von halbamtlicher französischer Seite gegebenen Darstellung folgender maßen zusammengefatzt werden: 1. Ein System der Organisation der Sicherheit, gemeinsam mit einem Snstem der Herabsetzung Ler Rüstungen. Beide Syjreme sind eng miteinander verbunden. 2. Der Plan trägt gleichzeitig untver- selten und regionalen Charakter. Er will den Abschluß eines allgemeinen Sicher- heitsabkommens und eines Abrüstungs abkommens herbeiführen. Die Einladung zum Beitritt ergeht an alle an der Abrüstungskonferenz be teiligten Mächte. Der Pla« trägt jedoch den besondere« Bedingung«« jedes einzelnen Staates Rechnung. 3. Der Plan enthält den Versuch einer Anwendung des Hooverschen Abrüstungs- plancs auf Europa durch Stärkung -er Verteidigungswaffen und Beschränkung der Anqrisfswaffen, ferner durch Fest setzung des „Typus" -er Armeen, der zu künftig für jedes Land gelten soll. 4. Der Plan enthält den Versuch einer Lösung -er Frage der Rechtsgleichheit, a) durch fortschreitenden Ausgleich deS Militärstatus der einzelnen Länder im DerteidigungSsinne, b) durch fortschreitenden Ausgleich der Vorteile und der Lasten des Abkom mens über die gegenseitigen Hilfs maßnahmen tm Falle eines Angriffs. Der technische Teil des Planes behan- delt sodann die einzelnen Methoden, für die Abrüstung. Ml W-, MW MWMM Der große Abrüstungs- und Sicher- heitspla« Herriots hat, wie auS Genf gemeldet wird, i« internationalen Krei sen zunächst eine stark geteilte Auf nahme gefunden. Ucbereinstimmend wird jedoch bereits nach der ersten Prüfung festgestellt, daß dieser Plan keineswegs de» Charakter eines Abrüstnngs-, son dern vielmehr eines Umrüstungs vorschlages trage. Man erwartet daher, daß der Plau bei den ventralen Mächten, insbesondere bei den skandinavischen Staaten, ans allerschärfsten Widerstand stoßen wird. Vom deutschen Standpunkt muß der Plan zuerst in aller Ruhe und Objektivität eingehend geprüft werden. Jedoch zeigt sich jetzt schon, daß der Plan in großen Linien auf eine neue Fest legung Deutschlands auf den Versailler Status und auf de« gegenwärtigen mili tärischen Stand Deutschlands hinansläuft, während die in dem Plan vorgesehenen Ausnahmen Frankreich und der französi sche« Bundesgenossenschaft eine weitere Aufrechterhaltung ihrer Militärmacht er lauben würden. Man nimmt nunmehr a«, daß dieser Plan Herriots in dg» näch ste« Woche« im Mittelpunkt großer inter nationaler Debatte« und Kampfe stehen wird, beurteilt jedoch die Aussichten auf Annahme dieses Planes i« den nächsten Woche« wenig günstig. beinahe 1 Milliarde Ben, währen- die orbent- lichen Einnahmen nahezu völlig durch die Kriegslasten aufgezehrt werden. Dabei ist der Stand der japanischen Wirt schaft so, daß der Finanzminister sich nicht ge- traut, den Fehlbetrag auch nur teilweise durch liarden ordentlich« Einnahmen vorgesehen wer- Stenererhöhnngen abzndecken. Was tut man in den konnten. Es bleibt also ein Fehlbetrag von dem Falle? Man druckt Gell». So auch Japan, W il> UMM Hoover lädt seinen Nachiolger ein . . . In einem Telegramm an Roosevelt sagt Hoover, die Regierung sehe sich einem Weltproblem von größter Bedeutung für die amerikanische Nation gegenüber, gestellt. „Der Augenblick ist von großer Wichtigkeit und ich hoffe, daß es Jh«e« gelegen sei« wird, in der nächste« Woche nach Wa. shingto« z« komme«, damit ich mit Ihnen beratschlagen kanu. Es wäre sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie einige demokratische Kongreßführer oder andere Ratgeber zu der Konferenz mitbrächten. Wir sollten den Vorschlä gen unserer Schuldner zugänglich sein gegen fühlbare Kompensationen in an. Lerer Form als direkter Zahlung, näm lich Erweiterung ihrer Märkte für die Erzeugnisse unserer Arbeiter und Bauern und, wie ich bereits erklärt habe, vor allem wesentliche Herabsetzung der Welt, rüstunge«, wodurch unsere eigene» Laste« und die der ganze« Welt er. leichtert und die Gefahren, die diese Frage in sich birgt, vermindert würde«." Ueber das Moratorium sagt Hoover, die europäischen Nationen hätten während dieses Jahres einen sehr wesentlichen Fortschritt in der Regelung ihrer finan ziellen Angelegenheiten untereinander gemacht und ebenso einen Fortschritt auf eine Nüstungsverminderung hin. Fer ner weist Hoover auf die Weltmirtschafts- konferenz hin. Gleichzeitig mit dieser Konferenz tage die Abrüstungskonferenz, bei der die Vereinigten Staaten eine füh rende Rolle spielten. . . . und Roosevelt nimmt an Neuyork, 15. November (Radios. Roosevelt hat die Einladung Hoovers zu einer Besprechung über die Schuldenfrage angenommen, betonte aber, indem er deu inoffizielle« Charakter des Besuches her. vorhob. daß die Verantwortung aus der jetzigen Regierung ruhe. Für de« Besuch ist noch kein Datum festgesetzt. Wahrscheinlich wird Roosevelt seine Urlaubsfahrt nach Warm Spriugs (Geor. gtaj Ende des Monats in Washington unterbreche«. — Die Regierung in Wa shington wird mit Protesten gegen eine etwaige Herabsetzung der Schulden ans alle« Staaten überflutet. Auch Belgien kann nicht zahlen Belgien hat an die Washingtoner Re gierung eine Note gesandt, indem es sich dem französischen und englischen Vor gehen bezüglich der Verlängerung der Tchuldenzahlungen anschließt. Nicht generell, sondern individuell Wie Staatssekretär Stimson erklärt, be- absichtigt -ie amerikanische Regierung nicht, eine allgemeine Schuldenkonferenz abzuhalten, wie -as in der britischen Note angedeutet werde. Vielmehr solle die Schuldenfrage mit den einzelnen Län dern individuell geregelt werden. Aeueinstellungen der Woche In Ler Woche vom 7. bis 12. November 1932 sind in Mitteldeutschland 146, in Sachsen 97 Neueinstellungen gemelLet worden. Auf die verschieden«» Jndustri«. und Ge- werbezmcig« verteilen sich Lie Neueinstellun- gen wie folgt: Land- und Forstwirtschaft — — Bergbau und Salinen — — Industrie der Steine und Erden 68 — Metallindustrie 69 29 Chemische Industrie — - Textilindustrie — 49 Papierindustrie 7 — Lederindustrie — 10 Holzindustrie. — 11 Nahrungs- u. Genußmittelgewerbe — — Bekleidungsgewerbe — — Baugewerbe 2 - Verkehrs, und Transportgewerbe — 1 Wettervorhersage. Donoregend wolkenlos bis heiter. Süd liche bis südwestliche Winde, späterhin weiter rechts drehend, so datz im Verlaufe de» morgigen Tages geringe BewölkungS'unahme eintreten kann. Tags wärmer, nachls und in den Morgenstunden Frostgefahr.