Suche löschen...
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 05.11.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193211052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19321105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19321105
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-11
- Tag 1932-11-05
-
Monat
1932-11
-
Jahr
1932
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
— Geithain. Die Nuterfchlag««^» hei her Sparkasse Roda. Bon zuständiger Seite ersah, reu wir, -aß sich der bei der Gemeindesparkasse Roda durch den plötzlich oerstovbenen früheren Gutsbesitzer Voigt unterschlagen« Betrag auf etwa 85000 Mark beläuft. Der tatsächlich« Verlust beträgt ungefähr 20 000 Mark. Eine endgültig« Feststellung des Verlustes war bis» her nicht möglich. Da noch genügend Deckung vorhanden ist, sind die Spargelder nicht ge fährdet. — Glauchau. Brückensprenguug. Im Rah men der Ambauarbeiten am Glauchauer Bahnhof machte sich auch eine Verlegung der über die Lungwitz führenden Bahnlinie not wendig. Aus diesem Grunde muhte auch die alte Lungwitzbrücke abgebrochen werden, um Platz für den neuen Lungwitzviadukt zu schaffen. Um den Abbruch billig zu gestalten, ist die Brücke jetzt durch 60 Sprengladungen, die aste zu gleicher Zeit zur Auslösung ge bracht wurden, gesprengt worden. — Klingenthal. Sin Wohnhaus «ingeäschert. Durch Feuer wurde gestern mittag das Wohnhaus des Bierverlegers Leonhardt in Brunndöbra vernichtet. Die Emrich» tungSgegenstünde konnten zum Teil gerettet werden; dagegen verbrannte di« ganze WüscheauSstattung einer Tochter. Das Vieh wurde in Sicherheit gebracht. Der Besitzer hat beträchtlichen Schaden erlitten. — Leipzig. Dr. Han» Schüler-Königsberg (Pr.) neuer Operndirettor. Entsprechend dem Vorschläge des Gemischten Theater ausschusses wurde der Intendant Dr. Hans Schüler aus Königsberg (Pr.) zum Openr- direktor gewählt. Dr. Schüler ist seit vier Jahren in einer ähnlichen Stellung als Intendant des Königsberger Opernhauses un!d Geschäftsführer der Königsberger Opern-GmbH. tätig gewesen. Vorher war der neue Operndirektor Hilfsregisseur am Deutschen Opernhaus in Berlin, Regisseur der Wagner-Oper in Neunork Md außer- dem Schauspielregisseur. — Limbach. Zwei Handwerksburschen ver, uuglückt. Am Donnerstagnachmittag platzte an einem Personenkraftwagen zwischen Limbach und Rabenstein ein Reifen. Der Wagen kam inS Schleudern und riß zwei Handwerksburschen um. Der ein« wurde getötet, der ander« erlitt Avmbrüche. Di« fünf Insassen des Wagens kamen mit dem Schrecken davon. — Mtttrkstohna. Schukfchluh wegen Kohlen- mangels. Die hiesige Volksschule muhte wegen Mangels an Heizmaterial vorläufig geschlossen werden. Der Schulbetrieb kann erst wieder ausgenommen werden, wenn von den zuständigen Behörden die für die Beschaffung von Heizmaterial erforderlichen M-ttel bewilligt werden. — Launenberg. Eine 95jährige. Dieser Lage vollendete Frau Auguste Müller geb. Walcher ihr 95. Lebensjahr. Frau Müller ist noch sehr rüstig und konnte an dem Fest tag zahlreiche Kinder, Enkel und Arenkel begrüßen. — Wilthen. Wegen Unterschlagungen ver haftet. Hier wurde ein Angestellter des Spar-, Kredit- und BczugSvereinS in Haft genommen, weil Unstimmigkeiten in der Füh rung der Geschäfte festgestestt worden sein sollen. Zurzeit ist man noch dabei, Art und Höhe der Verfehlungen zu untersuchen. b. Reichenberg i. D. Die Schwebebahn auf den Ieschken wird gebaut. Trotz der vorge- schrittenen Jahreszeit ist nunmehr mit dem seit langem geplanten Bau der Schwebebahn auf den Ieschken begonnen worden. Aus Sem Gerichtssaale D«S Wiederaafuahmeverfahre» vulerjahn vor dem Reichsgericht. Zu Beginn der Freitagsitzung werden die geladenen Zeugen, Oberingenieur Bauer, La gerverwalter Erich Fischer, Lagerverwalter Hermann Kliem, Kaufmann Arthur Baschke, Direktor Wilhelm Schweizer vom Vorsitzenden ermahnt, Einzelheiten in ihren Aussagen in den öffentlichen Sitzungen noch wegzulasscn und erst bet der Besichtigung der Werke in Wittenau nachzuholen, die mit einem Lokaltermin unter Ausschluß -er Oeffentlichkeit verbunden werden soll. Der ebenfalls geladene Zeuge MooS be findet sich zurzeit in Spanten. Der Senat be schließt aber, ihn telegraphisch Herbetzurufen. In der Vernehmung BullerjahnS wird fort- gefahren. Vorsitzender Dr. Bünger hält dem Ange klagten noch einmal vor, wo überall Material gefunden worden Ist. Verrat muß Im Spiele sein. „Wer hat baS nun gemacht?" Bullerjahn: „Wenn ich eine Ahnung hätte, hätte ich das doch gleich zu Anfang gesagt." Bünger: „Gerade Sie als Oberlagerverwalter, der doch auch sichtlich sein Amt ernst genommen hat, haben doch sicher darum gewußt. Leutnant Jost (der Führer -er interalliierten Militärkontrollkommission bet den Besichtigungen in Wittenau) ist genau unter- richtet gewesen, auch über Lager, die bereit- um- geräumt waren. Diesem Vorgehen im Dezem ber muß doch eine große Berrataktton voraus- gegangen sein." Bullerjahn: „Die Lager — es war überhaupt kein Kriegsmaterial — wurden auch von der Kommission erst „gefunden", wenn solche „Funde" politisch auSgewertet werden konnten. Außer mir wußten baS viele Ange stellte, auch kaufmännische. Ich habe der Loyn- frage wegen so viele Arbeiter wechseln müssen, daß ich heute über diese Arbeiter keinen Ueber- bllck mehr habe. ES wird dann festgestellt, bah Bullerjahn selbst in drei Fällen mitgewtrkt hat, um Kriegs material dem Zugriff zu entziehen. Nach einigen weiteren Auslassungen werden dann die schwersten Verdachtsmomente gegen Bullerjahn erörtert. Am 25. Dezember 1924 und am 7. Januar 1925 ist Bullerjahn am Horst weg gesehen worden, wo der Leutnant Jost in Nr. 3 wohnte. In den ersten Jahren hat Buller jahn stets bekundet, daß er eine Familie Langer am Horstweg besuchen wollte. Erst neuerdings hat er zugegeben, -aß er am 7. Januar den Leutnant Jost auffuchen wollte. DaS sei durch eine ungenannte Vertrauensperson bekanntge worden. Er habe, so erklärt Bullerjahn, nun ständig unter dem Druck der gefährlichen Schlinge dieser unbekannten Aussagen gestan den. Er sei darauf gekommen, daß die Aussage nur von Herrn v. Gontard stammen konnte, fei aber davon überzeugt gewesen, daß man ihm nicht Glauben schenken werde, wenn er die- be haupte. Nach Vernehmung der Zeugen wurde die Sitzung geschlossen. Die nächste Sitzung findet am Montag um 9.80 Uhr im Oberpräsidium zu Berlin statt. ES handelt sich um Feststellungen in Sachen Langer. DaS ist eine dem Bullerjahn bekannte Familie, die am Horstweg wohnt, in der gleichen Straße, in der damals -er franzö sische Leutnant Jost gewohnt hat. Zu dieser Ver handlung wird die Presse zugelassen werden. Am Dienstag um 9.80 Uhr wird unter Aus schluß -er Oeffentlichkeit ein Lokaltermin in dem Werk in Wittenau abgehalten. Dann wird die Verhandlung am Donnerstag um 9.30 Uhr in Leipzig fortgesetzt. An diesem Tage wird wahr scheinlich Herr von Gontard als Zeuge ver nommen. * Petschek verlangt Bestrafung CaroS. Im Earo-Petschek-Prozeß beantragte der Rechtsbeistanb des als Nebenkläger zugelassenen Dr. Ernst Petschek, Geheimrat Caro wegen Ab gabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung, versuchten Betruges und Urkundenfälschung zu verurteilen. In dem Familtenstrett-Prozeß Earo—Pet- scher war Freitag ein großer Tag. Prof. Dr. AlSberg begann mit seinem Plädoyer für den Angeklagten Geheimrat Earo. „ES ist ein ab scheulicher Prozeß", begann er feine Aussührun- gen. Mit einer nie erlebten Hartnäckigkeit sei wegen einer Lappalie von der Familie Petschek ein skandalöser Strafprozeß provoziert und durchgeführt worden, der in mehr als einer Hin sicht einen Rekord an Abscheulichkeit darstelle. Kreuger-Direktor zu Zwangsarbeit verurteilt. Da- Stockholmer Amtsgericht verurteilte den Kreugerdirektor S. Muldt zu einem Jahr Zwangsarbeit wegen Untreue. Er wurde außerdem verpflichtet, der Eontinental In vestment Corporation 887 500 000 französische Frank zurückzuzahlen. Ueterschlagungen bei dar Schlosserinn-ag. Vor -«m Dresdner Schöffengericht hatte sich ber Schlossermetster Hermann Alsdorf wegen größerer Unterschlagungen zu verant worten, bi« er zum Nachteil der Dresdner Schloflerinnung beging, bet der er mit der Führung von Kassengeschäften beauftragt war. Der Armeklagt« hat im Verlauf von etwa zwei Jahren nach und nach einen Betrag von rund 18000 Mark veruntreut und für eigene Zweck« verbraucht. U. a. hat er nach s«iner Angab« einen Teil des Geldes für ein« Pa- tentsacheS verwendet. Der entstandene Schaden ist allerdings zum Teil wieder gedeckt wor den. Das Gericht verurteilt« den Angeklagten, der im wesentlichen geständig war, zu einem Jahr Gefängnis. * vaurat besticht Bürgermeister. Die Sächsische Disziplinarkammer ver urteilte den Wurzener Baurat Prof. Dr.-Jng. Hermann Paul Mannewttz, der Lehrer an der Leipziger Staatsbauschule war, zur Dienstentlassung. Mannewttz hatte versucht, den Bürgermeister von Wurzen Beeck durch Uebersendung von Geflügel zu seinen Gun sten zu beeinflussen. Er hatte auch eine an dere Bestechung versucht und sich auch sonst, wie ihm das Urteil bescheinigte, höchst un- ehrenhafter Dinge schuldig gemacht. Acht In- stanzen haben gegen ihn geurteilt und als 9. Instanz jetzt die Disziplinarkammer, die ihm, weil er unbestraft sei und kein großer Nachteil für die Stadt Wurzen entstanden ist, für ein Jahr noch 75 Prozent seines Ruhe gehalts als UebergangSgeld beließ. Dresdner Schwurgericht. In seiner letzten Verhandlung der laufenden Schwurgerichtsperiode beschäftigte sich am Frei tag das Schwurgericht -um zweiten Male mit der Anklage wegen Parteimeineides bzw. Aeu- genmeineideS gegen den kaufmännischen Ver treter Heinrich Max Blumberg und den Kaufmann Gustav Mols Petters. ES han delt sich dabei um in einer Ehesache geschworene Meineide. Beide Angeklagte waren in der ersten Verhandlung vor dem Schwurgericht zu je einem Jahr Zuchthaus verurteilt worden. Auf die seitens der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Pittrich und Rechtsanwalt Dr. Dolge eingelegte Revision hin entschied nunmehr das Schwur gericht gegen Blumberg wie seinerzeit aus ein Jahr Zuchthaus, billigte jedoch Petters di« StrafmilderungsgrUnde des 8 157 zu, da sich der Angeklagte durch die Angabe der Wahrheit einer strafbaren Handlung bezichtigt hält«. Die Strafe wurde auf sechs Monate Zuchthaus herabgesetzt und in neun Monate Gefängnis umgewandelt. Es steht nunmehr lediglich noch die einst weilen auf den kommenden Dienstag festgesetzte Verkündung -es Urteils in der Mordsache Kriebel aus. Richard Dreher s Wieder hat b«r Tod «in« «mpftndltch« Lück« gerissen unter den Professoren unserer Kunst- hochschul«. Nach Hettn«r und St«rl nun auch Richard Dr«her. Auch er war, gleich Sterl, einer von den Stillen im Lande. Er liebt« «s nicht, sich trgendwi« hervorzutun; bet all«n offiziellen Gelegenheiten hielt er sich t» Hintergründe, nur feinem Schaffen und seine» Lehrberuf ergeben. Daß er «in tüchtiger, ge wissenhafter Lehrer war, beweist der junge Nachwuchs, der die besten unserer jünger«, Künstler umfaßt. Im Jahr« 1919 an die Dresdner Akademie berufen, sammelte Dreher schnell «inen Kret» anhänglicher, ihn verehrender Schüler um sich, denen di« ruhig«, sachliche Art seines Wirken-, di« große Toleranz gegenüber eigenwillige- Naturen imponierte. Dem jugendlichen Anfänger gibt die Ver leihung des Villa-Romana-Preises Gelegen heit, in Florenz im Jahre 1908 seinen Gesicht», kreis entscheidend zu erweitern. Bezeichnender, weis« sind «S weniger die Italiener, als viel- mehr der in Paris lebende Holländer van Gogh, -er Dreher bemerkenswert beeinflußt. Seinen Spuren folgt er im Jahr« 1912 in Südfrankreich. Es war -aS fruchtbarste un- einträglichste Jahr seiner Entwicklung. Maa kann mit Recht jene Zeit als den Höhepunkt seines Schaffens bezeichnen. Maßgebende Kreise werden auf ihn aufmerksam, nicht zuletzt auf Grund einer umfassenden Ausstellung sei- ner damaligen Werk« in der Galerie Arnold. Drei seiner bedeutendsten Bilder wandern auf Veranlassung Lichtwarks in die Hamburger Kunsthalle, die Dresdner Galeri« erwarb zwei Gemälde, «ine sttdfranzöstsche Landschaft m Hellen, Luftigen Farben und «in vornehm- schlicht gehaltenes FrauenbtldntS. Dreher ging durchaus selbständige Wege, -ie in kein«r Weise parall«! li«f«n der Auf- fassung der damals in Dresden herrschenden Richtung. Seine Art war «in wenig trocken; in geschlossenen, stilisierten Formen, entfernt der Ludwig von Hofmannschen Auffassung vcr- wandt, gab er nicht -en unmittelbaren Natur- eindruck, als vielmehr «in« dekorativ im besten Sinne gehaltene Abstraktion. Man hat sein« Kunst als «tg«ntlich deutsch bezeichnet und st« hat sich auch in der Tat von dem lodernden, cholerischen Temperament «ineS van Gogh zu einem geruhigen, in sich selbst ruhenden, ge haltvollen Stil entwickelt. Was fein« Graphik anlangt, so müssen wir dem Vergleich, -en Max Lehrs mit -en Meistern des 16. Jahr- Hunderts zieht, beipflichten. In -en letzten Jahren war «S merkwürdig still geworden um Dreher. Er arbeitet« für sich, fern der Stadt in der Umgebung von Pill- nitz und stellte fast gar nicht mehr öffentlich aus. Zum letzten Male trat er mit einer Reihe fein abgetönter mitteldeutscher Landschaften in -er Ausstellung der Künstlerveretnigung im Jahre 1922 hervor. Man konnte damals einen leich» ten Umschwung in d«r bisher geübten Auffas- sung feststellen, eine gewisse Lockerung der strengen Form, «ine mehr dem Neuimpreffio- nismuS feiner früheren Jahr« zugewandte Be handlung des gegebenen Stoffes. Und war einigermaßen gespannt auf seine weiteren Ent- Wicklungen. Aber dann begann gar bald sem Sichzurückziehcn, an dem wohl auch, wenn ich nicht irre, persönliche Gründe mit ausschlag gebend gewesen sind. Jedenfalls verschwand Dreher aus den öffentlichen Ausstellungen und begann in der Still« seines ländlichen Ausent- Halts offenbar neuen Problemen nachzugehen. Er soll eine größer« Gesamtausstellung seiner in den letzten Jahren entstandenen Werke ge- plant haben. Nun hat ihn «in allzu früher Tod an der Ausführung dies«! Absicht ver- hindert. Vas Hsus an der Mottlsu Roman von Otfrid von Hanstein. Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin W. 6L. 17. Fortsetzung „Ich bestätige, die hundertzwanzigtausend Gulden emp fangen zu haben, bitte aber um sofortige Nachricht, ob ich diese in der Tat als Deckung für den Wechsel betrachten soll" Rusius sah erstaunt auf. „Als was denn sonst?" Er las weiter. „Ich möchte auf folgende Punkte auf- merksam machen: Mir sind an diesem Morgen hundertfünfzigtausend Gul. den gestohlen worden. Als Dieb kommt lediglich mein frü herer Kassierer Klemens Ullrich, der an diesem Morgen seine Entlassung nahm und fluchtartig Danzig verließ, in Betracht. Ich weiß als Direktionsmitglied der Bank, daß ein Unbekannter an diesem Vormittag in Zoppot das Geld für Sie einzahlte und dabei einen Zettel mit der Unter schrift K. U. zuriickließ, wahrscheinlich, um den Glauben zu erwecken. Kristobal Urzal sei der Absender. Sie wissen so gut, wie ich, daß Kristobal Urzal der Ab sender nicht gewesen sein kann, und müssen übersehen, wer außer Klemens Ullrich das Geld geschickt haben könnte. Ich bin überzeugt, daß Sie selbst diesem Verbrechen, das der junge Memch voraussichtlich aus Liebe zu Ihrer Tochter beging, fernsteben, aber ich frage an, ob Sie in der Tat. mir meinen Wechsel mit meinem eigenen Gelbe be zahlen wollen. Die Angelegenheit ist natürlich bereits dem Eerich. übergeben. Es wäre sehr b«dauerlich. wenn die Firma Konrad Rusius, die bisher makellos dasteht, durch eine unbesonnene Handlung in den Verdacht der Mittäter schaft käme. Ich erwarte innerhalb des Nachmittags Ihre Entschließung in dieser Sache. Hochachtungsvoll Ludolf Obbergcn." Der Senator ließ den Brief, den er mit steigender Er- regung laut vorgelrjcn hatte, sinken. Ullrich jagte mit star ker Stimme: „Mein Schn ist kein Dieb . . Rusius nickte, stand auf, ging erregt durch das Zimmer, dann blieb er stehen. „Ich habe niemanden auf der Welt, außer meinem Schwager in Brasilien, der mir eine solche Summe schuldete, und — Kristobal hat das Geld nicht ge schickt!" Der alte Prokurist sah ihn mit einem verzweifelten Blick an; er hatte den Ausdruck eines Menschen, der plötz- lich jeden Grund unter den Füßen verliert. „Sie glauben also, daß mein Sohn —?" Rrsius schüttelte den Kopf. „Lieber Ullrich! Treuer, alter Freund, lassen Sie uns jetzt zusammenhalten. Lassen Sie uns überlegen. Hier ist ein unlösbares Rätsel. Sie wissen, wie lieb ich Ihren Jungen habe, wie willkommen er mir als Schwiegersohn ist. Lassen Sie uns ganz nachdenken. Ich bin überzeugt, daß alles dies Machenschaften polnischer Agenten sind. Machen, schäften, die vielleicht nicht von der polnischen Regierung ausgehen, sondern von irgendwelchen Glücksrittern. — Im merhin Klemens ist jung. Klemens ist ebenso alt etwa wie Kristobal. Klemens liebt Renate und weiß, daß sie im Be- griff stand, sich zu opfern, Gerhard Obbergen zu heiraten und damit ihm für immer verloren zu sein. Nicht wieder auffahren, nicht wieder mißtrauen, Ull rich. Woher stammt das Geld? Kristobal ist ein harmloser Junge, er wäre von selbst sicher nie in den Spielsaal ge gangen. Dieser Kraserski hat ihn verleitet, hat ihn zu einem Verbrecher gemacht. Wäre es schließlich unmöglich, daß Kleinens aus edlen Gründen, in jugendlicher Begeisterung auch eine Torheit beging? Daß er sich opferte, um das Mädchen seines Herzens zu retten? Es Hat schon manch junger Mensch aus Liebe etwas getan, was er nie be gangen hätte, wenn er seine Sinne beisammen hatte." Ullrich schüttelte energisch den Kopf. „Mein Cohn ist kein Knabe und mein Sohn würde niemals, auch nicht um den höchsten Einsatz, seine Ehre und seinen Namen durch eine solche Tat beschmutzen." Zum ersten Mal« geschah es. daß der alte Prokurist sei nem Che' gegenüber einen heftigen, ablehnenden Ton an- schlua. Rusius setzte sich und grübelte nach „Wenn ich setzt »chweige mache ich mich mitschuldig. W.un man mich fragt, wo ich da» Geld herhabe. kann ich nicht antwortM." 1 Da zum ersten Male sprach auch Renate: „Und wenn du jetzt Obbergen antwortest, dann bist du mit deiner Firma nicht nur verloren, mußt den Konkurs anmelden, sondern du erklärst auch den Mann, den ich liebe, für einen Dieb." Rusius antwortete nicht. Sein Herz war zerrissen. Er fühlte, wie tief er seine Tochter und den alten Prokuristen rn ihren heiligsten Gefühlen verletzte, aber er selbst — «r konnte es nicht leugnen — er selbst war überzeugt, daß Obbergen recht hatte. Woher stammte sonst dieses Geld? „Wir haben noch den ganzen Nachmittag über Zeit. Klemens ist auf dem Dampfer. Sicher ist der Kapitän jetzt durch Funkspruch benachrichtigt. Schier wird er morgen früh in Swinemünd« Gelegenheit haben, sich zu rechtfertigen — oder —" Ullrich richtete sich auf. „Herr Senator, ich darf Sie bit ten, mir Urlaub zu geben. Ein Mann, dessen Sohn im Verdacht steht, ein Dieb zu sein, darf nicht der Prokurist Ihrer Firma sein. Sie gestatten, Herr Senator, daß ich gehe." „Aber Ullrich, fühlen Sie nicht, wie ich leide?" „Herr Senator, ich bin seit fast vierzig Jahren in der Firma. Ich würde mit Ihnen hungern und darben. Es gibt nichts, was ich nicht mit Ihnen zu tragen bereit wäre, aber mein Sohn, die Ehre meines Sohnes steht mir höher, als alles. Ich kann nicht anders handeln." Er nahm seine Mappe, legte sie auf den Tisch vor Ru sius und sagte in geschäftsmäßigem Ton: „Hier ist die heutige Post, Herr Winterberg wird meine Vertretung übernehmen." „Halt. Ullrich. Ich sehe. Sie sind erregt, und begreife Ihre Empfindungen, aber ich erkläre vor meiner Tochter, ich habe nur den einen einzigen Wunsch, daß sich alles so bald als möglich klärt und — selbst wenn Klemens eine Unbesonnenheit begangen haben sollte — ich werde ihn nie verurteilen, ihn nie für einen Verbrecher halten nie ver- aessen, daß er es meiner Tochter und mir zu Liebe getan hat." „Er Hot es nicht getan, Herr Senator!" tFou>tzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)