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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 02.11.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193211029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19321102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19321102
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
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Jahr
1932
-
Monat
1932-11
- Tag 1932-11-02
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Monat
1932-11
-
Jahr
1932
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SS. sächsischer Tierschutzver, eine. Auf der am Souutag in Waldheim slatt- gehabten Tagung des Landesverbandes Läch^ fischer Tierschutzvereine wurden die Vereine Erzgebirge lSitz Annaberg) und Großenhain in den Landesverband ausgenommen. Außer rein geschäftlichen Dingen befaßte sich di« Ver sammlung mit Fragen des praktischen Tier- schutzes. Kllr die der Grenze benachbarten er»- aebtrgischen Vereine wurden Maßnahmen gegen die dort überhand nehmende Boaelstellerei ge fordert; Abhilfe könnten nur scharfe polizei liche Kontrolle und vielleicht Verbot deS Han- delS mit einheimischen Vögeln bringen. Such sprach man sich auf jagdlichem Gebiete gegen die Verwendung von Tellereisen und Schwa- nenhülsen auS, die kaum ohne erhebliche Tier- quäleret angewandt werden könnten. Die Ver eine Bautzen und Glauchau schnitten die Frage der Feier des Welttterschutztaaes in Sachsen an. Die Tagung beschloß, sich für die Einfüh rung deS WclttterschlihtageS in Sachsen ein- -usetzen. Berwaltungschef Güldner vom Ztrkus Sarrasani berichtete über die Lage des Zir kus, der Mitglied verschiedener Vereine sei, und über die Bemühungen des Präsidenten um dessen Erhaltung. Als nächster Tagungsort wurde Leipzig gewählt. gS. Tagung des Reich-verbandeS Deutscher Kriegsopser e. B. Der Berbandsausschuß des ReichSverbandeS Deutscher Kriegsopfer e. V. hielt vom 26. bis 81. Oktober in Berlin eine wichtige Tagung ab. Diese beschäftigte sich neben einer Reihe organisatorischer Fragen in erster Linie mit den Notständen im Kreise der Kriegsbeschädigten und Kriegerhtnterbliebenen. Mit Befriedigung nahm die Tagung davon Kenntnis, bah der Reichspräsident beim kürz lichen Empfang deS Vorstandes des Reichs- auSschusseS und einer Abordnung Les Reichs- verbandes deutscher Kriegsopfer die Kriegs beschädigten und Kriegerhinterbliebenen alS Lie ersten Bürger des Staates anerkannte. Um so schmerzlicher sei eS, daß ihnen in man chen Kreisen deS deutschen Volkes heute leider längst nicht mehr jene Achtung gezollt werde, auf die sie dank ihrer uneigennützigen Auf- opferung in Deutschlands schwerster Stunde einen Anspruch hätten. Die Tagung begrüßte ferner, daß die Reichsregierung dem Wunsche deS Reichspräsidenten folgend, vorerst wenigstens einige besonders drückende Härten in der Reichsversoraung gemildert habe. Sie stellt jedoch mit Nachdruck fest, daß diese Maß- nähme nicht auSreiche, um die Not der Ver sorgungsberechtigten zu beheben. Es wurde beschlossen, unverzüglich weitere Schritte zu unternehmen, um das Geschick der deutschen Kriegsopfer, das durch den BersorgungS- und Fürsorgeabbau unendlich verschärft wurde, schnellstens fühlbar zu erleichtern. gS. Jugendtreffen des Christlich, sozialen Volksdienstes in Wilthen bei Bantzen. Gegen 60 jugendliche Mitarbeiter aus dem Wahlkreis Ostsachsen versammelten sich am Reformations- Sonnabend und -Sonntag, um zu erörtern, was der Staat sei und was der Christ von ihm zu halten und in ihm zu bewähren habe. Die ganze Spannung von der umwälzenden Kraft des Evangeliums bis zum Verzicht des Christen auf Revolution, von der Dienstpflicht in allen Dingen bis zur Bereitschaft zum Martyrium, wurde ausgeschritten. Der Will«, aufrecht unter solcher Spannung zu stehen und in das öffentliche Leben hineinzugehen, wurde grob. In -er TagungSmttte stand der gemein same Besuch des GemeindegotteS-iensteS. Di« Leitung hatten Steuerrat Fischer, M. -. L., Dresden, und Studentenpfarrer Kunze, Leip zig, der Vorsitzende der Landesgruppe Sachsen des Christlich-sozialen BolkSdtensteS. Aus dem Lande — D«tz«a. Sin großes Arb«it-dienstpro- jekt. Die Gemeinde Kleinsaubernitz beabsich tigt, ein großes Stück Land der aufgegebenen Grube Olba mit Hilfe des Freiwilligen Ar beitsdienste« urbar zu machen. Es handelt sich um ein Gelände von 500 000 qm und K We NÄ MM Wkk M «MWllk Ter Verein Sächsischer Richter und Staats- auwälte beging am Sonntag in Leipzig in Gegenwart des JusttzmtntsterS und zahlreicher Vertreter der Behörden di« Feier seines stl- bernen Jubiläums. Der Vorsitzende, Land- gertchtsdirektor Opitz, begrüßte insonderheit auch die Vertreter der Presse, mit der der Läch. fische Richterveratn stets in erfreulicher Weise »usammengearbeitet habe und umriß in großen Zügen die Arbeiten und Aufgaben des Ber- eins in den vergangenen 2d Jahren und in ber nächsten Zukunft. Sodann ergriff Justtzmtnister Dr. MannS- selb das Wort, um dem Jubelverein die Grüße und Wünsche -er GtaatSregterung und des Ministerpräsidenten zu überbringen. Auch heute noch sei die Rechtspflege «in« der Gr- walten, durch die der Will« und di« Macht mittel des Staates in den Lebenskret« de« einzelnen eingriffen. Di« rechtlichen Grund- lagen bei der Ausübung deS RtchteramtS seien bei der Neuordnung -es Staates erhalten ge blieben und verfassungsmäßig festgelegt. Der Richter sei nach wie vor unabhängig, aber der RhthmuS seiner Arbeit sei anders geworden. Sin neuer Aufgabenkreis und di« Füll« Ler Gesetzgebung hätten -ie Erkenntnis der anzn- wendenden Rechtsnormen erschwert. Miet- und Arbettsrccht seien neue Gebiete geworden: das Aufwertungsproblem bereite große Schwie rigkeiten. Daß -ie Umwertung aller Werte in der Inflationszeit nicht im Chaos endete, sei im wesentlichen «in Verdienst der Richter. Im Zivilverfahren werde der Streit der Par- teien infolge der wirtschaftlichen Not sehr zähe geführt. Die politische Zerrissenheit erschwer« -ie Arbeit, wirtschaftlicher Druck last« auf dem einzelnen Richter. Doch stehe zu hoffen, daß bet Eintritt besserer Zetten -t«se Last wieder von seinen Schultern genommen werden könne. In dem Maße, wie das Kollegialgertcht zu gunsten des Tinzelrtchter» zurücktrete, um so gröber sei die Gefahr, daß dem Richter Lie lebendige Fühlung mit den GtandeSgenossen verlorengehe. Dem entgegenzuwirken, sei die Ausgabe der Standes- und veruf-gemetnschaft Wetter« Ansprachen hielten Oberbürger, meister Dr. Külz, Dresden, Lan-tagS-BtzeprS- stdent Bretschneider, Rechtsanwalt Dr. Schilde vom Sächsischen Anwaltsverein, Hofrat Dr. Schöne von Ler LanbwtrtschaftSkammer, Ober- regt«rungSrat Dr. Rentsch für die höhere Be amtenschaft, den Deutschen Richterbund und den ReichSgertchtSpräsidenten endlich SenatS- prästdent Dr. Kluge als Gründer des Sächsi schen RtchterveretnS. Nach musikalischen Darbietungen hielt so- dann RetchSgerichtsrat Dr. Wunderlich etn«n Fachvortrag über die Stellung des Richter« im heutigen Staate, der in folgenden Forde- rungen gipfelte: Erhaltung der Unabsetzbar, keit, gerechte Festsetzung der Altersgrenze, Freiheit von allen politischen Bindungen, An- stellung nach sachlicher Eignung, Regelung -er Dienstaufsicht, gerecht« Besoldung, Verlegung des Schwergewichts bei der Rechtsprechung auf di« erst« Instanz. Der Richterstand habe sich mit den neuen Verhältnissen abgefunden. Aber Las Richteramt sei unteilbar, also di« Schaf- fung «tner Mittelgrupp« zwischen Beamten und Richtern abzulehn«n. eine Arbeitsmvglichkeit für 380 000 Tage werke. Bei einem Einsatz von 150 Mann ergäbe das «ine Beschäftigung-Lauer von acht Jahren. Vorläufig sollen 150 Mann für vierzig Wochen eingesetzt werden. Das Reichsbanner wird den Arbeitsdienst, dessen Träger die Gemeinde Kleinsaubernitz ist, übernehmen. Das Braunkohlenwerk Olba wird die technischen Mittel und die Werk zeuge zur Verfügung stellen. — Ehemnltz. Räuber in einem Bahnhof. Auf dem Bahnhof Ottendorf bei Mittweida wurde am Sonnabend «egen 23 Uhr ein schwerer Raubüberfall verübt. Vier schwer bewaffnete, maskierte Räuber im Alter von 19 bis 21 Zähren drangen in den Bahnhof Ottendorf ein und überfielen den dienst habenden Weichenwärter Kittler. > Dieser setzte sich energisch zur Wehr, konnte aber, da er ohne Waffe war, sich gegen die Räuber nicht behaupten. Obwohl er von den Räubern schwer bedrängt wurde, gelang es ihm, eine Fensterscheibe einzuschlagen und um Hilfe zu rufen. Darauf schlugen .die Räuber mit Gummiknüppeln auf den Beamten «in und verletzten ihn erheblich. Aus einem benachbarten Hause kam schließlich Hilfe, worauf die Räuber die Flucht ergriffen. Durch einen Stellwerks- beamten wurde der Ueberfall nach Ober- iichtenäu gemeldet. Als die Räuber dort gestellt werden sollten, eröffneten sie ein Feuer auf ihre Verfolger. Da um die gleiche Zeit ein Zug aus Chemnitz in Oberlichtenau eingetroffen war, verursachte der Vorgang unter den ausgestiegenen Fahrgästen eine Panik, die «s den Tätern ermöglichte, im Gedränge zu entfliehen. Auf der Flucht hat einer der Räuber seinen Mantel weg geworfen. Das Kleidungsstück wurde kurz darauf gefunden. Eine große Zahl von Bahnschutz, und Kriminalbeamten sowie ein Ueberfallkommando nahmen in den Orten Oberlichtenau und Ottendorf Nachforschungen vor, die noch nicht abgeschlossen sind. — Döbeln. Genehmigt« Eingemeindung««. — Fabrilschornstein ei«g«ftürzt. Da« Mini sterium de« Innern genehmigt« die Einge meindungen der Gemeinden Drohbauchlitz und Zschackwitz in die Stadt Döbeln mit Wirkung vom 1. November 1932 ab. Bet der kom menden Stadtverordnetenwahl werden nun mehr die Stadtteil« Döbeln-Großbauchlttz und Döbeln-Zschackwitz beretts mit dem alten Stadtbezirk Döbeln gemeinsam wühlen. — Der 40 Meter hohe Schornstein einer im Rößchengrund gelegenen Ziegelei sollte wegen Altersschwäche umgelegt werden. Di« Vor arbeiten waren in vollem Dange und für drei Uhr war da« eigentliche Umlegen vor bereitet. Bereit« «in« Stund« vorher aber machte ein Windstoß dem Leben des Schorn steins ein Ende; er stürzte plötzlich um. Zum Glück kam niemand dabei zu Schaden. — Falkenbach L S. Si« rein nationalsozia listisches Gemeindeparlament. In der hie sigen Gemeinde wurde zu den bevorstehenden Gemeinderatswahlen nur eine Liste, und zwar von seiten der MSDAP., eingereicht. Es er übrigt sich daher die Wahlhandlung. Die neun nationalsozialistischen Kandidaten gel ten al« gewählt. — Grimma. Beschädigung eines Krieger denkmals. In der Nacht zum ReformationS- fest haben im benachbarten Leipnitz Buben- hünde die vom MUitärverein errichtete und erst am Tage zuvor fertig geworden« Um zäunung de« Kriegerdenkmals durch Ab rethen von Balken und Lockern ber Pfähle erheblich beschädigt. Mit der Ermittlung der Täter hat sich die Gendarmerie befaßt. — IahnSbach. Im Dadezimmer durch GaS vergiftet. Einem tragischen Unfall fiel hier eine 25jährige, erst seit drei Wochen verhei ratete Frau Mm Opfer. Während sie badete, verlöschte die Gasflamme, und es strömte Da« au«. Die Frau erstickte. — Jößnitz. Einbruch in d«n Bahnhof. 3« Bahnhof wurde am Montagabend ein Sin- bruch verübt. Den Dieben sind etwa 500 AM. Bargeld in Li« Hände gefallen. — Lommatzsch. Tödlich verunglückt. Am Montagabend gegen 7 Uhr ereignet« sich kurz vor Bad Liebentverda auf der Berlin —Dresdner LHausse« ein schwerer Kraft. Wagenunfall. Der etwa 31 Iahr« alt« Sohn d«s ZeitungSdrrlrger« Günther in Lom matzsch, Georg Günther, kam mit einem klei nen Opelwagen aus Richtung Berlin. Kurz vor Liebentverda verlor Günther aus einem nicht genau bekannten Grund« die Gewalt über seinen Wagen, der mit großer Ge- schwtndigkeit gegen «inen Baum fuhr. Lei dem Zusammenstoß wurde er auf der Stell« getötet. Sein Fahrtgenoss«, der Waler Fritz Roethig aus Dresden, 22 Iahr« alt, erlitt erhebliche Verletzungen am Kopf. — Leipzig. Raubüberfast aus Bestellung, Am Sonnabend gegen Abend wurde bei einem Buchverleger in der Elsterstratze ein Raubüberfatt verübt. In Abwesenheit des Geschäftsinhabers hatten sich zwei Männer Zutritt zu der Wohnung unter dem Vor wand verschafft, Bestellungen aufgeben zu wollen. Während ein 28jahriger junger Mann, ein Verwandter des Geschäfts inhabers, mit den beiden im Büro ver handelt«, befand sich «in älterer Familien- angehöriger im Wohnzimmer. Plötzlich sieten die beiden angeblichen Kunden über den 28jährigen her, schlugen ihn zu Boden, fesselten ihn mit Stricken an Händen und Mßen, stießen ihm einen Knebel in den Mund und ließen den Ueberfallenen auf dem Boden liegen. Dann erschienen die Burschen im Wohnzimmer, warfen dem dort anwesenden älteren Mann hin Tuch über den Kopf, fesselten den Ueberrumpelten eben falls und legten ihn auf ein Sofa mit der Drohung, sie würden schießen, wenn er Alarm schlage. Darauf durchsuchten sie mehrere Räume, erbrachen die Behältnisse, stahlen das darin befindliche Bargeld und machten sich 'damit aus dem Staube. Der 28jährige befreite sich nun von seinen Fess«kn und verständigte die Kriminalpolizei. Diese machte nun «ine überraschende Fest- stelluug, und zwar die, daß der Ueberfall auf Bestellung erfolgt war. Schon vor längerer Zeit hatte der Verwandle des Geschäftsinhabers mit zwei Freunden den Plan so besprochen, wie er auch ausgeführt wurde, um auf diese Wesse zu >Gelbe zu kommen. Zum Schein hatte sich der junge Mann fesseln lassen und sich solang« rubig verhalten, bis der Geldraub gelungen war. Die drei „Verschwörer" wurden verhaftet und werden der Staatsanwaltschaft über geben werden. . — Meißen. Großzügig«« Arbeitsprojekt. Die Zusammenlegungs-Genossenschaft Nie derau befaßt« sich in «iner außerordentlichen Versammlung mit einem von der Abteilung Landeskultur der LandwittschaftSkammer auf gestellten Bauentwurf zur Regelung der Tagewasser-Verhältnisse in ber Flur Nie- derau. Der von Kulturbaumeister Schubert vorgeleate und erläuterte Entwurf wurde gutgchelßen und einstimmig angenommen. Ob das Unternehmen al« Notstandsarbeit oder durch den Freiwilligen Arbeitsdienst ausgeführt werden soll, wird der zu bildende Bauausschuh entscheiden. Dem Niederauer Entwässerung«- und Siehelungsprojekt sind 5300 Tagewerke mit «iner Gesamtkosten, summe von 30 000 RM. zugrunde gelegt worden. Vas Haus an der Moltlsu Roman von Otsrid von Hanstein. Copyright by: Carl Duncker Verlag, Berlin W. 62. S Forl'egunp. Gähnende Gesichter, in keinem Teilnahme, Gleichgül tigkeit, ein wenig Wettlust. Da« Spiel war au«, der Croupier rechnete und stand auf. Die Spieler dehnten ihre Glieder und gingen zur Tür. Regungslos saß Kristobal an seinem Platz, und die Zäbne schlugen ihm im Schüttelfrost aufeinander. Mi» einem Ruck richtete er sich auf und sah sich um, jetzt schien er ganz ruhig, stand auf und ging mit steifen Schritten hinaus. Wußte wahrscheinlich garnicht, daß der Pol, und seine Schwester zu seinen beiden Seiten gingen. Sie standen in dem kleinen Restaurationssaal, m dem die letzten Spieler noch eine schnelle Erfrischung erhalten konnten, irgend einen Trunk, um die Nerven mit Gewalt zu beruhigen und den Morgenschlaf zu erzwingen. Am späten Abend war Senator Obbergen verärgert nach Zoppot gefahren, hatte irgend wie bis in die Nacht hinrin mit ein paar Freunden zusammen gesessen und von gleichgültigen Dingen gesprochen. Dann hatten diese ihr« Hotel, ausgesucht, und ver Senator war in das Kasino ge- treten Selbstverständlich nicht, um zu spielen, nur weil er zu nervös über das Gespräch mit Renate war. um schlafen zu können, und weil das Kasino der einzige Ort war, der jetzt noch offen. Er war ln di« Spielsäle gegangen Man kannte den Se- na»or Olbergen, und niemand hätte ihm den Eintritt ver wehrt. Er hatte auH lange ln dem Privatzimmer gestanden und die Spieler beobachtet. Er allein von allen kannte den jungen Kristobal, wußte, daß dieser d«r angenommene Cobn und künftige Erbe von Konrad Rusins war. Stanislaus Kraserski hatte Kristobals Arm unter den seinen gezogen und sagte im leichtfertig harmlosen Ion: „Lieber Freund, was hat das zu sagen? Heute dir, mor gen mir. Ich geb« Ihnen selbstverständlich morgen Re vanche und Eie haben.natürlich bei ustr in jeder Höht Kredit. Nehmen Sie sich das Geld nicht so zu Herzen, ich bin überzeugt, Sie nehmen mir morgen das Doppelte ab." Kristobal antwortete nicht, aber er nickte wie eine Pa- god» mit dem Kopf. Kraserski fuhr fort. „Noch etwa«, etwas ganz Gleich, gültiges, und nur der Ordnung halber. Ich habe Ihre Zettel durchgesehen, Sie haben Ihr Konto auf der Bank mit zwanzigtausend Gulden überzogen. Das macht natür lich garnichts, es muß nur erwähnt werden." Wieder nickte Kristobal wie ein Automat. Das machte ihm wirklich garnichts. Was lag an den zwanzigtausend Gulden? Nichts! Durchaus nichts. Es gab ia nur ein einzige« noch, was «r zu denken vermochte, und dieses eine war so schreckhaft, so entsetzlich, so über alle Be griffe unfaßbar! Er halt« da, ganze Geld seines Vaters, das Geld, mit dem er die Firma seines Onkel», Konrad Rusins, dessen Erbe er werven sollte, hätte retten müssen, leichtfertig, wahnsinnig verspielt! In einer Nacht verspielt!! Stumm ging er neben dem Polen dem Korridor zu, der von den Kasinoräumen in da» eigentliche Hotel hinüber- leitete. Bianka lachte ihn an. „Gute Nacht, mein Freund, morgen sehen Sie wieder au, anderen Augen." Sic beugt« sich ganz nah zu ihm: „Sie wissen, ich habe Sie lieb." Damit huscht« sie den beiden vorau» und verschwand durch di« Glastür. „Herr de Urzal-Rufius?" Kristobal zuckte wie vom Schlage getroffen zusammen, als er seinen Namen hörte. Es war Senator Obber^cn, der herangetreten war. „Darf ich Sie einen Augenblick um ein paar Worte bit ten?^ Kraserski verbeugte fiH stumm, folgte mit schnellen Schritten der Schwester und Kristobal hatte plötzlich wie der die knabenhaften Gefühle eine» Schülers, der vom Lehrer bei einem schlechten Streiche ertappt wurde. Obbergen» Stimme klang ruhig und bestimmt. „Ich habe Sie beobachtet, junger Mann, Sie haben hoch gespielt und verloren. Ich habe gekört, daß Sie dem Herrn dort zwanzigtausend Gulden schuldig geblieben sind. Ich kenne Sie. auch wenn Sie mich nicht wiedererkennen. Ich bin Ler Senator Obbergen au» Panzig, Hie fiLd der Nej^ fe und angenommene Pflegesohn meine» Freundes Kon rad Rusius. Wir leben hier in Danzig auf schwierigem Boden. Cie sind als künftiger Erbe der Firma Rusius jetzt auch ein Deutscher. Wir Deutschen müssen in jeder Weise dafür sor- g.»n, den Polen nicht den geringsten Anlaß eines Zweifels an unserer Ehrenhaftigkeit und Solidität zu geben. Sie Haden keine Möglichkeit, morgen Ihre Schuld an den Herrn zu bezahlen. Ls wäre der hell« Wahnsinn, wenn Cie noch einmal versuchen würden, zu spielen. Das Spiel ist ein Nerven kitzel für reiche Leute, aber unter keinen Umständen ein Erwerbszweig. Hier, nehmen Sie diesen Scheck. Es find fünfundzwan- zigtausend Gulden. Zahlen Sie morgen früh dem Herrn Ihr« Schulden, und wenn Sie noch einen Funken Ehre im Leibe haben, reisen Sie morgen früh mit dem Rest, der Ihnen bleibt, zu Ihren Eltern zurück. Schreiben Sie Ihrem Onkel einen reumütigen Brief, aber reisen Sie ab. Wir können hier in Danzig nur gefestigte Männer gebrau chen und keine Knaben, die in einer Nacht ein Vermögen -um Fenster hinauswerfen. Leben Eie wohl." Er hatte ruhig so sprechen können, denn sie waren die einzigen, die noch in dem Raum waren, der letzte Kellner wartete im Hintergrund, bis jetzt der Senator Kristobal verließ und mit ruhig«n Schritten die Treppe hinabging. Auch Kristobal glng in sein Zimmer. Sein Kopf war vollständig leer, diese» Sturzbad von Vorwürfen hatte ihn verstört. Ein Liftboy, ein junger, frischer Bengel mit gut aus- geschlafenem Gesicht, geleitete ihn und öffnete di« Tür dcs Zimmer». Kristobal maHte kein Licht an. Warum auch, der Helle Morgen schien ja schon in das Zimmer. Achtlos ließ er den Scheck de» Senator» auf den Tisch fallen, dann warf er sich angekleidet ans da» Bett und die furchtbare Ueberlastung der Nerven, der ungewohnte Sekt, ließen ihn augenblicklich einschlafen. Währenddessen ratterte da» Auto des Senator» Obber gen Danzig entgegen. — — — (Fonjetzung jolgt).
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