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Kreüag, den IS. September 1932 Nr. 218 XeNnmeo dt« 4 g«1 polten« Z«tl« tg« Kotzarten werde» mit 30 X mit Loschwitzer Anzeiger Tagesrettung für das östliche Dresden »ad seine Vororte. SäMWbe DlMMw»»<MWUU Dieses Blatt enthütt die amtlichen Bekanntmachungen de» Bate» -u Dresden für die Stadtteile Wasewitz, Loschwitz, Weiher Hirsch, Bühlau. Bochwitz, Wachwitz und Laubegast (ll. und lll. Verwaltungsbezirk) der Gemeinde« Niederpoyritz, Hosterwitz, Pillnitz, Weißig und SchSnfeld, sowie der Bmtohauptmannschaft Dre»den. ^ch«tul täglich Mi, d«n s«tü»g«»- AmN. Ir«nd«n. A-NW-MM«. Xadto- Lr d dSb G«E artea, ««retk< usw. hat der S«,ich«r kinen Anspruch auf M k^k-n.F-l.al. S«i unv^i. D d^rch ^nrntpr. aufgegeb wrrd., könn. wlr ein« I^eranüv drz. d Xichngk. niait übernehm da»« Peitt-Z,»« mit rs Sold», neigen ». XeNamer, mit piotzvoe ... Aufschlag berechnet. Schluß der Anzetqemmnahn»« »er». 11 Ühr Mr da« arschetne» der Anzeigen an bestimmten Tag« oder Plätzen, »moi« für telephonisch« Aufträge »hd keine Gewähr geleistet. Iniertionätzeträge sind sofort bat Erscheinen der Anzeige fällig. Lei späterer Zahlung wird der am Tag« der Zahlung gültig« Zellenpret« in Aar« auag gebracht Xabattanspruch erlischt: b. derspät. Zahlung, Mag« ob. Konkvr« d. Auftraggeber« Differenzen im Kabinett Der Reichspräsident empfing gestern einige Besuche (Präsident des Landwirt- schaftsrates Dr. Brandes und Minister präsident von Mecklenbura-Lchivcrin Granzow), die mit der bevorstehenden Entscheidung des Kabinetts in der Frage der Einfuhrkontingente in Zusammenhang stehen. Die Auseinandersetzungen zwi schen der Landwirtscl-aft auf der einen und der Industrie, insbesondere der Export- indnstrie auf der anderen Leite haben in zwischen außerordentlich scharfe Formen angenommen. Man will, in unterrichteten Kreisen wissen, daß diese Gegensätze auch in das Kabinett selbst Hineinspielen und dort zu Meinungsverschiedenheiten zwi schen dem Neichsernährungsministcr Frei- Herrn von Braun nnd dem Neichswirt- schastsminister Dr. Warnrbold, der kürzlich vor Vertretern der Exportwirtschast alle Autarkiebestrebungen abgelehnt und sich für einen sehr vorsichtigen Gebrauch der Kontingentswaffe erklärt hat, geführt haben. Man spricht sogar schon von der Möglichkeit eines Rücktritts Warmbolds. Dem Zentrum zur Gedächtnis - Auffrischung Bemerkenswert ist ein Artikel der „DAZ.", in dem daran erinnert wird, daß im März 1924 der der Zentrumspartei anaehörende Reichskanzler Marx ebenso wie jetzt Reichs- kanzler von Papen gehandelt habe. Als am 18. März 1924 die Mehrheit des Reichstages Miene machte, Li« Verordnungen im einzelnen zu diskutieren, auf Grund deren nach der In flation Las Leutsche wirtschaftliche Leben auf eine neue Grundlage gestellt worden war, wurde der Reichstag aufgelöst, bevor es zu eiuer Aussprache gekommen war. In seiner RetchstagSrede, in Ler er Lie Reichs tagsauflösung vertrat, führte der damalige Reichskanzler Marx u. a. aus: Da cs nach Len Verhandlungen mit den Parteien feststeht, -aß die Mehrheit Les Reichstags darauf besteht, einen Weg zu beschreiten, der nach der Ucber- zeugung Ler Negierung Las Volk ins Ver derben führt, hält sich die Negierung für verpflichtet, Lie weiteren Verhandlungen über Lie Notverordnung zu verhindern und die Entscheidung Les Volkes selbst anzurufen. In einer Ansprache an die Presse führte Reichskanzler Marx gleich nach Ler Auflösung u. a. noch aus: „Die Regierung h-t nicht ab- gewartct, bis sie durch die Annahme eines Mißtrauensvotums in die Minderheit geriet und dadurch in die Notwendigkeit versetzt wor den wäre, Lem Herrn Reichspräsidenten ihre Demission anzubieten. Ein Nbweichcn von unserer demokratischen Verfassung liegt darin nicht, sofern man nicht die Form über die Idee der Demo kratie setzt. Wer alle geschäftsordnungsmäßigcn Rechte des Parlaments in Zeiten besonderer Not bis zur Erschöpfung gebrauchen will, handelt nicht demokratisch, sondern hetzt den Gedanken der Demokratie zu Tode." Stetig steigende Zahl der Wahlberechtigten Fn Deutschland nimmt die Zahl Ler Stimmberechtigten täglich um rund 4000 Personen zu. Zwischen öem ersten nnd Lem zweiten Wahlgang der Reichspräsi- öentenwahl betrug beispielsweise die Zu nahme 112 360, und zwar von 43 034 481 auf 44 046 841. Am 31. Juli 1932 gab es 44 226 835 Stimmberechtigte. Wenn Lie Wahlen zum ueuen Reichstag in der ver fassungsmäßig vorgeschriebenen Frist statt finden, würden etwa 361 170 Jungwähler zum bisherigen Bestand hinzugezählt wer den müssen. Die Zahl -er Stimmberech tigten wird also am 6. oder 13. November rund 44 588 005 betragen. Eine Million zum Fenster hinausgeworsen Der am Montag aufgelöste Reichstag hat nur zwei Vollversammlungen erlebt. Trotzdem stellt er sich für das deutsche Volk recht teuer. Seit dem 29. August sind an 607 Abgeordnete Diäten bezahlt worden, und zivar für drei Tage im August 60 Mark. Am 1. September er folgten dann die Vorauszahlungen an Lie Abgeordneten in Höhe von monatlich je 600 Mark. Tiefe Diäten laufen bis zum Tage der Neuwahl. Die Mitglieder des Reichstagspräsidiums und der beiden Ausschüsse, die in der Periode zwischen zwei Reichstagen bestehen bl^tzben, be ziehen ihre Diäten bis zum Zusammen tritt des neuen Reichstages. Die be rühmte Reichstagssahrkarte der Abgeord neten ist noch acht Tage nach der Neu wahl gültig. Die Abgeordneten Les sech sten Reichstages beziehen demnach allein an Diäten et>va 750 000 Mark. Setzt man die sachlichen Kosten mit rund 250 000 Mark an, so kommt mau auf einen Be trag von rund einer Million Mark, die der Reichstag gekostet hat. In Liefern Betrag sind die Wahlkosten nicht einbe griffen! Anwür-iggs Spiel Reue Konflittmomente (Von unserem Berliner Berichterstatter.) Der Konflikt zwischen der Reichsreaie- rung nnd dem Uebenvachung saus schuß des Reichstages besteht weiter, und nie mand sicher auch nicht die Mitglieder des Ausschusses selbst, wissen, rvann, wie und wo er enden wird. Der sozialdemokratische Abgeordnete Löbe Hai gestern in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Ueberwachungs- bzw. Untersuchungsausschusses den Reichskanzler von Papen aufgesucht, um sestzustellen, ob Herr von Papen. Neichsinnenminister Freiherr von (Yayl und Staatssekretär Planck, die der Uever- wachungsauSschuß zur Untersuchung der Vorgänge vom Montag laden will, gewillt wären, vor dem Ausschuß auszusagen. In politischen Kreisen glaubt man, dem Besuch des Ausschußvorsitzenden beim Reichskanzler eine andere Absicht unter legen zu können, nämlich die, zwischen Ausschuß und der Regierung zuvermit- teln, um den das Ansehen des Parla ments schädigenden Konflikt zwischen Ausschnß und Regierung zu beseitigen. Wir lassen dahingestellt, ob dies zutrlfft. Der Erfolg des Besuchs Löbes war jeden falls, daß die Regierung jedes Kompro miß ablchnt und sich weigert, vor dem Ueberwachungsausschuß zu erscheinen, so lange der Reichstagspräsident nicht die Behauptung zurückgenommen hat, daß die letzte Neichstagsabstimmnng gültig ist. Der Ueberwachungsausschuß befindet sich nunmehr in ziemlicher Verlegen heit. Bandite»üd«rfall i« Berlin V Ein dreister Raubübcrfall, der sich in derselben Art in Neuyork oder Eßikaao abgespielt haben könnte, ereignete sich, wie schon tn einem Teil der Donnerstag-Nummer berichtet, gestern in Berltn-Eharlottenburg. Dort wurde ein Meldtransport -er Berliner Verkehrs-Gesellschaft von einigen Männern überfallen, die unter Mitnahme einer Gcldkiste mit .33 000 RM. In halt tn einen bereitstehenden Wagen flüchteten und bisher von der Polizei nicht ermittelt wer- den konnten. Der Leiter des Transportes wurde so säzwcr von den Räubern angeschoffcn, daß er seinen Verletzungen erlag; ein anderer Begleiter «vurde verletzt. — Unser Bud zeigt die Ansammlung vor dem Charlottenburger Rathaus, dem Schauplatz de» FeucrübersalleS. Er weiß nicht recht, zu welchem Zweck und über welches Thema er nun weiter beraten soll. Es scheint, daß der Konflikt zwischen Ausschuß und Regierung latent bleiven wird. Ter persönliche Gegensatz zwischen dem Reichstagsprüsidenten und dem Reichs kanzler von Papen hat sich dagegen inzwi schen verschärft, nachdem Göring den als Rechtsberater Hitlers bekannten Rechts anwalt Dr. Frank beauftragt hat, gegen Leu Reichska«z- ler Strafantrag zu stelle» uud Privat- tlage zu erheben, und zwar wegen des in dem bekannten Brief von Papens an Göring erhobenen Borwurfs, Göring habe sich, als er gegen Schluß der Reichstagssitzung Lem Kanzler nicht das Wort erteilte, des Verfafsunas- bruches schuldig gemacht. Es dürfte sich von selbst verstehen, daß jedes Zivilgericht cs ablehnen wird, sich in einem staats rechtlichen Konflikt für kompetent zu er klären. ........ Wann unter Len obwaltenden Umstäu- den -er Ueberwachungsansschnß wieder zusammentritt, ist noch ungewiß. Bon unterrichteter Seite erfahren wir, -ah -er Konflikt zwischen Ueberwach«ngsausschuh und Reichsregierung o h n e Einfluß auf die Festsetzung -es Wahltermines bleiben wird, ohne daß allerdings die Reichsregie rung Lie Absicht hätte, den Termin für die Neuwahlen früher bekanntzugeben, al» für die Einhaltung der verfassungsmäßigen Fristen unbedingt notwendig ist. Herrn Goerings Meinung In einer nationalsozialistischen Kundgebung im überfüllten Berliner Sportpalast sprachen am Donnerstagabend Reichstagspräsident Göring und Dr. Goebbels. Göring ging auch auf die Ereignisse in der Reichstagssitzung am Montag ein. Er sei durch Beobachter, die in der Um- gcbung -er Regierung über daS Schicksal de» Reichstages gemacht worden seien, zu der Er kenntnis gekommen, daß man den festen Ent schluß gehabt habe, es nicht zur Abstimmung kommen zu lasten. Man wollte verschleiern, wie groß das Mißtrauen gegen das Kabinett war. lieber das formal Juristische jener Vor gänge werde der Untersuchungsausschuß zu ent scheiden haben. Ueber die moralische Seite entscheidet allein daS Volk, über diepolitische Bedeutung werde die nächste Wahl entscheiden. Was immer die Juristen feststellen mögen: Wir wissen heute, daß "/« Herrn von Papen nicht mehr haben wollen. Einen aufschlußreichen Kommentar zu den Vorgängen der letzten Wochen erbrachte die Sitzung des Parteivorstanbcs des Zentrum», die am Donnerstag im Reichstag stattfand. Die Nauptreden des Prälaten Kaas und des Abg. Joos gaben ein Teil von dem wieder, waS ur- svriingUch in der politischen Debatte vor dem Reichstagsplenum vorgetragen werden sollte Dabei fiel znm erstenmal anch der Schleier, der bisher vor die internen Nerbandlnngen des Zentrums und der NSDAP, gezogen war. Wie wir erfahren, gab Joos offen zu, daß da» Zentrum seine „Erziehungsarbeit" am National- sozialiSmus mit der Forderung bestimmter Sicherungen begonnen habe. Diese Sicherungen hätten die nationalsozialistischen Verhandlung»- führer in befriedigender Weise gegeben. Joo» erklärte wörtlich: „Wir können nicht jede Neu gier befriedigen, aber da» können wir sagen, daß wir für die kurze Dauer -er Berhau-lunge»