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SmWsobe DMMU»Gbmil>M mti Loschwiher Anzeiger Tagrszeiiung für da« -flllche Dresden »nd seine Vorarte. ÄM» r Sdod»«ck Dread«, «rostifi« »astwth Rr. «S» Possscheck-Kmck«: Rr. sii Ores-« Mittwoch, den S1. August 4932 Rr. 204 Dieses Blatt enthLtt die amtlichen Bekanntmachungen des Rate» zu Dresden für die Stadtteile «lakewik Loschtvik, Weiher Hirsch, Bühlau, Rochwitz, Wachwitz und Laubegast (L und L» Verwaltungsbezirk) der Gemeinden ' Niederpoyritz, Hofterwitz, Pillnitz, Weihig und Schönfeld, sowie der Amtshauptmannschaft Dresden. Srlchetai täglich mit d« S«üa-«- AmtU A standch«Lach«n,Au< alt«r». neu« Zeit, d ^eitüna ob. Rackzahl. d. Leseaeldeö. Druck: Clemen« Landgraf Llef«-g.b,^achlieferg. -6 . Manus». lst Allckv. del,«füg. Mr Anzeigen, «ad Kurlist«, Agrar-Warte, Radio-Zeitung, Nur ein Wertet- I Awteieen «oerde» dt« »gespeckt«»« Pettt-Zetl« mit LS Goldpfeantgea dererdaet, ReNamen di« 4 gespaltene Zeil« ">er Se»ug«prel« betr. monaAM. r.-, j MN 100 Sotdpfrmügen. Anzeigen u. Reklamen mit ptatworschrifbm m»d ichDiertgen Satzarten Verben mit 502 fl.X)Psg. > Aufschlag berrchnet. Schluß der Anzeigenannahme Vorm. 11 Uhr Für das Erschein«» pn-ch auf s— ^e0SM0N UNv ^sV<VM0N Anzeigen m bestimmten Tag«, obT Plätze«, sowie für telephonisch« Aufträge wirb Landgraf I Nlnspfnjv ^DlfpsNMPf Att 4 kein« Gewähr geleistet. Insertionsbeträge sind sofort bei Erscheinen der Anzeige fällig. Anzeigen, »VMsrUNY, ^UllrUllyrl 1 s^erer ^^ng wird der am Tag.^ Zahlung gültig. Aeiienpreis in Anre nu^ lbernehm. ° » 84. Zahrgang ————s gebracht. Rabattanspruch erlischt: b. verspät. Zahlung, Mage ob. Konkurs d. Auftraggebers Oer Sieg -es Kanzlers zutage getreten. Auch im Reichstag wurde mit Erstaunen festgestellt, mit welchem bekümmerten Eifer Herr Ester vom Zentrum zwischen den Abgeordneten Göring und den Führern der Noch war -er am 31. Juli gewählte Reichstag gestern nicht zusammengetreten, noch standen -ie Neugierigen zu vielen Hunderten in der Umgebung -es Wallot- Baues herum, um den Anmarsch -er Volksboten zu betrachten, -a war in poli tischen Kreisen die Entscheidung von Aeudeck schon bekannt, jene Entscheidung, Lie, wenn nicht alles tauscht, für -iesen Reichstag das Todesurteil bedeutet. Daß-er Reicks- präsident, wie der amtliche Bericht über -ie Zusammenkunft in Neudeck meldet, dem Wirtschaftsprogramm -es Reichs kabinetts seine Zustimmung erteilen würde, war nicht anders zu erwarten. Der Schwerpunkt -es amtlichen So«- mnniqnäs liegt in seinem Schluß- satze, wo es heißt, zwischen dem Reichspräsidenten nnd der Reicks- regiernng habe sich „völlige Ueberein- stimmung" in der Auffassung über die innerpolitifche Lage ergebe». Das Kommunique läßt weiter erkenen, daß dieser Feststellung eine „eingehende Besprechung" vorausgegangen ist. Wenn in den letzten Tagen im Zusam menhänge mit der in Reichstagskreisen herrsö^nden Absicht, eine direkte Aktion beim Reichspräsidenten zur Verhinderung -er Auflösung -es Reichstages zu unter nehmen, davon die Rede war, daß sich zwischen der Reichsregierung einerseits und dem Parlamente andererseits ein »Wettrennen nach Neudeck" entwickele, so ist festzustellen, daß Herr v. Papen als Sieger aus diesem Wettrennen hervor gegangen ist, noch ehe der Reichstag über haupt starten konnte. Wann wird ausgelöst? Fn parlamentarischen Kreisen ist viel fach befürchtet worden, der Kanzler werde von seinen Vollmachten unmittelbar nach der Rückkehr aus Neudeck Gebrauch ma chen. Diese Absicht besteht, wie zuverläs sig verlautet, bei -er Rcichsregierung nicht. Heute findet eine Sitzung des Gesamtkabinetts statt, in der man sich über -ie weiteren Schritte schlüssig wer den will. Kein Zweifel aber, daß »der Reichskanzler, der, im Besitze des Ver trauens des Reichspräsidenten gegen alle Eventualitäten gedeckt ist, in der nächsten Woche beim Wiederzusammentritt des Reichstags vor diesen treten und sein Regierungsprogramm entwickeln wird. Erst dann, wenn es sich zeigt, daß der Reichstag nicht gewillt ist, dieses Programm an- zuuehmen, sei es, daß er sich in seiner Mehrheit auf ein Mißtrauensvotum gegen Herr« von Papen festlegt, oder daß die Aufhebung von inzwischen er laßenen Notverordnungen seitens der . Reichstagsmehrheit ins Auge gefaßt wird, erst dann wird die Reichsregie rung znr Auflösung schreiten. „Kleine" Wahlrechtsreform Tie Frage, was nach der Auflösung des Reichstages geschehen werde, glaubt man in politischen Kreisen heute dahingehend beantworten zu können, daß in der von der Verfassung vorgeschriebenen Zelt Neuwahlen ausgeschrieben werden, da der Reichspräsident sich erwartungsgemäß nach wie vor für eine strenge Innehal tung der Verfassungsbestimmungen ein- sctzt. Das Ziel von Neuwahlen könnte aber nur sein, einen Reichstag von ande rer parteipolitischer Zusammensetzung, als diejenige des gegenwärtigen Reichs tags, zu erzielen. Unter -iesen Umständen dürfte die Re gierung bestrebt sein, gewisse Reformen des Wahlrechts noch vor den Neuwahlen auf dem Notverord- nungdwege durchzuführe«, wobei es sich aber wiederum kaum um einschneidende Maßnahmen handeln könnte, wenn anders die von der Verfas sung vorgeschriebenen Wege nicht verlas sen werden sohey. Die Taktik der Opposition: Zeitgewinn Durch die resolute Taktik der Reichsregierung ist natürliche -ie Zusammenarbeit zwischen NSDAP, und Zentrum weiterhin ungemein erschwert worden. Sie ist zwar äußerlich noch bei -er Vertagung -es Preußischen Landtages SPD. bei der Wahl des Vizepräsidenten zu ver mitteln suchte. Aber eine große Chance gibt man diesen Bemühungen auch im Freundeskreis Ler beiden Parteien nicht. Rein taktisch ist so- wohl bei der NSDAP, als auch beim Zentrum daS Bestrebe« spürbar, durch Vertagung des Landtags und des Reichstags die Ent scheidungen hinauszuschiebea und Zeit für die Verhandlungen z« gewinne«. DaS preußische Schicksal istanit dem Reichsschick sal eng verknüpft. Der Versuch des Zentrums und der NSDAP., eine Oppositionsfront gegen das jetzige Reichskabinett zustandezubringen, hat also nur noch insofern einen Sinn, als dadurch der Regierung Papen die Schul- an einem ,^Ber- fassungsbruch" in Lie Schuhe geschoben werden soll. Die politisch« Lag« würd« sich erst bau« von »rund auf Luder», wenn die Gegner der jetzige« Retchsregieruug das Vergebliche ihrer Vorstöße eiusehen und wenn sie sich auf der Basts neuer Verhandlungen zu einer Zusammenarbeit mit dem Präfidialkabinett entschließen würde«. Dann könnte selbstverständlich auch das Kabinett eine Umbildung erfahren, weniger vielleicht an seinem Kopf, als Len zweifellos vorhanden „schwächeren Stellen". Es ging ohne Sensaiionen ab Reichslagseröffnung unter Wahrung der Disziplin auf allen Fronten Die erste Sitzung des neuen Reichstages wurde am Dienstag pünktlich bei unge heurem Publikumsandrang und dichtbe- setzten Diplomatentribünen eröffnet. Nach dem ersten Klingelzeichen marschieren die uniformierten Nationalsozialisten, -ie unmittelbar vorher eine FraktionssitznAg abgehalten haben, in den Plenarsaal ein. Die Deutschnationalen sind gemäß ihrem Fraktionsbeschluß der Sitzung ferngeblie ben. Auch die Plätze auf der Negierungs- estra-e bleiben leer. Punkt 3 Uhr wird Frau Clara Zetkin, -ie kommunistische Alterspräsidentin, von zwei Fraktionsgenossinnen zum Prä sidentensitz geleitet. Die kommunistische Fraktion ruft im Sprechchor: „Wir grü ßen die antisaschistiische rote Einheits front und unsere Genossin Clara Zetkin mit einem dreifachen Rotfront!" Die üb rigen Abgeordneten hören diese Kund gebung in vollkommenem Stillschweigen an. Frau Zetkin beginnt unter sichtlicher Anstrengung mit den geschäftsord nungsüblichen Feststelluugen und beruft zu Schriftführern die Abgeordneten Frau Agnes lSoz.), Schwarz-Frankfurt (Ztr), Torgler (Komm.) und' Rauch-MünchLn Das neue ReichstagoprLfidium Links- Ei (er (Zentrum) erster Vizepräsident: VM«: Göring (Nationalsozialist) Prass Ar««! (Deutschns^ »weiKr Vtxpräfi-cnt. (Bayer. Vp). Frau Zetkin beginnt, nach dem -ie Schriftführer ihre Plätze einge nommen haben, mit ihrer ungefähr drei, viertelstün-igen Rede. Der Reichstag tritt, so beginnt sie, in einer Situation zusammen, in der die Krise des zusammenbrechenden Kapita lismus die breitesten werktätigen Massen Deutschlands mit einem Hagel furchtbar ster Leiden überschüttet. Tie politische Macht habe zur Stunde in Deutschland ein allmächtiges Präsidialkabinett an sich gerissen. Ehe der Reichstag Stellung neh men könne -u den Einzelausgaben der Ltunde, müsse er feine zentrale Pflicht erkannt und erfüllt haben: Sturz der Reichsregierung. Ihr Sturz müsse das Signal zum Aufmarsch und zur vollen Machtentfaltung der Massen außerhalb der Parlamente sein. Der Faschismus müsse niedergezwungen werden. Tie außerparlamentarische Machtentsaltung der Werktätigen müsse über das Augen. blickSziel hinaus auf den Sturz des bür.« gerlichen Staaies und der kapitalistischen Wirtschaft gerichtet sein. Das Gebot der Stunde sei die Einheitsfront aller WerL^ tätigen. Während ihrer Rede hatte -er von ihr zum Schriftführer berufene Kommunist Torgler, -er ihr auch bei -er Verfolgung des Manuskriptes behilflich war, mehr fach versucht, Frau Zetkin zu einer Ab kürzung ihrer Rede zu bewegen, -och hatte sie trotz ihrer sichtlichen starken Erschöp fung, infolge -eren sie mit immer größ« werdenden Pausen sprechen mußte, der artige Anregungen immer wieder mtt einem lebhaften ,Flein, nein!" zurückge wiesen. Nach Schluß ihrer Rede applaudierte die kommunistische Fraktion nebst einige» Tribünenbcsuchern. Währe»- der ganze» Rede hatte» sämtliche Parte,«« des Reichstages außer de« Kommunisten, die hier »»d da mit „Sehr wahr!" . Rufe« »«d dergl. die Rede begleiteten, sich strik tester Zurückhaltung befleißigt, die auch nach Schluß der Rede ausrecht» erhalten wurde. Die nationalsozialistische Fraktion verhielt sich vollkommen passiv, blieb aber während der ganzen Rede bei nahe geschlossen im Plenarsaal. Es folgte dann der Namensaufruf der Abgeorb. neten, wobei dann auch die Deutschnatim« nalen im Saal erschienen. Danach wird das Verzeichnis der ei» gegangenen Vorlagen verlesen, in dem auch die letzten Notverordnungen aufge^ führt sind. Die Alterspräsidentin Frau Zetkin setzt sodann die Wahl des Präsidiums auf die Tagesordnung. Abg. Frick schlägt zum Reichstagspräsidenten den Abg. Goe ring, der Abg. Rädel (Komm.) schlägt den Abg. Torgler als Kandidaten der Kom munisten vor. Zugleich verliest Rädel eine Erklärung seiner Fraktion, daß sie im Falle einer Nichttvahl Torglers für den sozialdemokratischen Präsidentschafts, kandidaten Löbe stimmen iverde, ohne da, mit den Kampf gegen die Sozialdemokra tie einstellen zu wollen. Das Zentrum trage die Verantwortung für die Wahl eines nationalsozialistischen Reichstags- Präsidenten. Abg. Dittmann (Soz.) er- klärt, daß die Sozialdemokraten den bis. herigen Präsidenten Paul Löbe als ihren Kandidaten nominieren. Der nationalsozialistisch« Abgeordnete Göring wurde mit 887 Stimmen zum Präsidenten ge, wählt. Für seine Wahl stimmten anßer den Na tionalsozialisten daS Zentrum, di« Deutschnatio-