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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 18.08.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193208182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19320818
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19320818
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
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Jahr
1932
-
Monat
1932-08
- Tag 1932-08-18
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Monat
1932-08
-
Jahr
1932
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- Rad«»-rg. «» M»L spielt l« Schlaf. »t«««r «it Streichtzölzer«. In den Nach. Mittagsstunden de» Dienstag gerieten hier in dem Grundstück Stolpener Strohe 8 mehrere Velten in Brand. Da» Feuer wurde durch her-ueileud« Bewohner in seinem Anfangs- stadium erstickt. Ueder di« Ursache des KeuerS erfahren wir, daß ein Jahre altes Sind mit Streichhölzern gespielt hat, die tu der Sam- «er aufbewahrt wurden, weil in Ermangelung anderer Beleuchtung noch Kerzenlicht verwandt werden mußt«. Dabei tst das Kind offenbar dem Bett zu nahe gekommen. ' — Raschau t. E. Blitzschlag, Hagel, Brand. Das bereits gemeldete schwer« Gewttt«r im Erzgebirge brachte auch Hagelschlag in der Ge- gend von Raschau. Der Blitz schlug in» Ematl- lierwerk ein. Mehrere Arbeiterinnen wurden Labei nicht unerheblich verletzt. In Langen- berg wurde durch Blitzschlag die Tochter -eS Malermeisters Großer vom Blitz getroffen. Die verlor die Sprache und trug eine Lähmung davon. In der Grenzstadt Platten, die noch den Festschmuck ihres 400jährigen Bestehens trug, war gerade Jahrmarkt. Der Blitz schlug in die Ober« Gasse, nahe des Plattenbcrgs, in ein Wohnhaus, das sofort in Flammen auf ging. Das Feuer konnte sich um so bester aus- breiten, als sich die Feuerwehrleute gerade auf dem Jahrmarkt befanden und daher nicht schnell genug zur Stelle waren. Ein unweit vom Brandherd stehendes HauS wurde daher eben- falls von den Flammen erfaßt und brannte in kurzer Zeit nieder. — Reichenbach i. B. Zum Ehrenbürger er» uauut. Bei der Abschieds feier für Bürger- meister Philipp Wagner am Dienstagabend kennzeichnete Oberbürgermeister Dr. Kühn das pflichttreue Walten deS scheidenden Bürger- meisterS während seiner 81jährigen Tätigkeit in städtischen Diensten. Stadtverordnetenvor steher Dr. Schöffler schloß sich den Lobes- und Dankesworten des Oberbürgermeisters an und gab bekannt, daß das Kollegium beschlossen habe, Bürgermeister Wagner da» Ehrenbürger, recht der Stadt Reichenbach zu verleihen. — Sohlaud a. d. Spree. 10ÜV Mark Beloh, uuug für die Ermittlung eines Brandstifters. Der Oberstaatsanwalt in Bautzen hat im Bc- nehmen mit der sächsischen Brandversicherungs, kammcr für die Ermittlung deS Täters, der am 13. Juli dos Gasthaus »Zum Pachterhof" in Brand gesteckt hat, 1000 RM. Belohnung ausgesetzt. — Stolpen. Scheuaeubrand durch Blitz schlag. Bei einem am Mittwoch früh über der hiesigen Gegend aufgetretenen Gewitter, daS von heftigen Regengüssen begleitet war, schlug der Blitz in Porschendorf in die Scheune des WirtschastsbesitzerS Arno Otto und zündete. Di« Scheune mit sämtlichen Erntevorräten, landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten wurde ein Raub der Flammen. — Zwickau. Ein siebenjähriger Junge töd» ltch überfahre». Am Dienstagabend wurde aus der Staatsstraße in Boigtsgrün von dem Kraftwagen eines Riesaer Arztes ein sieben Jahre aller Schulknabe Überfahren. DaS Kin erlitt einen Schädelbruch und ander« schwere Verletzungen. Er wurde ins Krankenstift ein- geliefert, wo er im Lauf« der Nacht zum Mitt- woch an den Folgen seiner Verletzungen starb. Industrie, Sandel und Verkehr Dresdner Börse vom 17. August. Gestern lagen auf allen Marktgebieten Kaufaufträge der Bankenkundschaft vor und da auch die Spekulation im größeren Umfang «insetzte, kam es in zahlreichen Werten zu 2prvzenttgen Steigerungen, denen nur wenige unbedeutende Abschwächungen gegenüdcr- standen. Den größten Gewinn hatten Näh maschinenteil« aufzuweisen, die gegen 18. d. M. Kampf um »m acrn» rerum? Reichsrsgierung und Reichsdank Lin Arbeitsbeschaffungsprogramm auszustel- len ist unter Len gegenwärtig aus Deutschland lastenden Aufgaben nicht Lie schwierigste Auf- gäbe,- weitaus schwieriger ist e», ein sol h«S Ar- beit-bcschaffungSprogramm zu finanzieren. DaS gilt auch für solche Arbeiten, deren produktiver Charakter als unumstritten anzusehen ist. Die Werte, di« solche produktiven zusätzlichen Ar- bettSleistungen schaffen, treten erst nach geraumer Zett in die Erscheinung,- dann erst ist eine Ber- zinsung Le» investierten Kapital» möglich. Dabei ist die Krist von Ler Arbeitsleistung bi» zur Auswirkung der neugeschasfenen Werte säst in allen Fällen viel zu lang, al» daß Li« Finanzie rung durch Eingehen ungesicherter Berpflichtun- gen vorgenommen werden könnt«. Dieser Umstand mußte von vornherein ent scheidend sein für die Beurteilung ber praktischen Aussichten des Arbeitsbeschaffungsprogramms der Reichsregierung. Man mußte also auch dar auf gefaßt sein, daß -wischen den beiden an Liefen Projekten in erster Linie beteiligten Instanzen, Reichsregierung und ReichSbank, Auseinander setzungen unumgänglich sein würden. Bei der Beurteilung dieser Auseinandersetzungen tst kei nen Augenblick aus den Augen zu lassen, daß leitender Gesichtspunkt beider Kontrahenten Ber- antwortungSbewußtsein ohn« jegliche Spur bösen Willens oder politischer Gegnerschaft ist. Da aber die Kreise der Verantwortlichkeit der beiden In- stanzen eine eben in der Verantwortung begrün- dete Gegensätzlichkeit umschließen, darf es nicht überraschen, wenn man sich nicht allzu leicht einigt. Leitender Gesichtspunkt -er Reichsregierung ist: so rasch wie möglich und in so großem Um- fange wie möglich der Arbeitslosigkeit zu Leibe zu gehen, Aufgabe der Reichsbank hingegen: da- für zu sorgen, daß Lie bet der Durchführung jener RrgierungSwünsche unumgänglichen ftnan- ziellen Belastungen sich nicht zu einer vedrohung der Währung auSwachsen. DaS Argument, daß ein« Eindämmung und ein möglichst rascher Ab- bau Ler Arbeitslosigkeit oberste» Gebot auch gegenüber den Sorgen der Reichsbankleitung sein und bleiben müsse, ist nicht stichhaltig, weil zu besorgen wäre, Laß Li« mittelbaren oder un mittelbaren Wirkungen unüberlegten Handeln» von einer anderen Seite her nur allzubald wie der daS Elend verschlimmern würden, daS durch jenes Handeln gelindert werden sollte. Hier vor allem liegt -er Grund, weswegen es auf LaS höchste zu begrüßen ist, daß die dunk len Gerüchte über im Gang befindliche Kulissen aktionen gegen den Reichsbankpräsidenten Dr. Luther sich offenbar nicht bestätigen. Die ernste Entschlossenheit, mit der Dr. Luther in all den vielen kritischen Phasen deS verflossenen Jahres seinen Willen zur unbedingten Sicherung der Währung kundgegeben und durchgesetzt hat, ist die beste Gewähr dafür, daß die wichtige Auf gabe der Arbeitsbeschaffung auf der gesunden Basts einer für die Währung erträglichen Art der Finanzierung Lurchgeführt wird. Dabei darf gesagt werden, Laß an allen bislang aus getauchten Kombinationen über bestimmte von der Reichsregierung für ArbeitSbeschaffungS- zwecke angeforderte Summen nichts Authenti sches ist, daß Grenzen deS Entgegenkommens einerseits und andererseits noch keineswegs ge zogen sind, daß ReichSbank und Rcichsiegierung sich zunächst lediglich über Len Charakter Ler vorgesehenen Arbeiten und Ler für sie in Frage kommenden Finanzierungsmethoden unterhalten haben und daß diese Erörterungen in einer Weise geführt sind, die auf keiner Seite Achtung für und Einsicht in Len Standpunkt und Lie Verantwortung der Gegenseite vermissen ließ. 11 Prozent höher geschrieben wurden. Ferner gewannen Vereinigte Photo 8 Prozent, Säch sische Elektrizitätswerke 5. Elektra 8,76, Po lyphon 4 b und Geraer Strickgarn 8,5 Prozent. Tie Genußscheine der Vereinigten Photo wur den 10 RM. höher bewertet. Im übrigen interessierten vor allem noch Dresdner Chromo, Deutsche Eisenbahn und DitterS- dorfer Filz. Leicht abgeschwächt verkehrten Felsenkeller, die 2,75 einbüßten, auch Deutsche Jute bröckelten 1 Prozent ab. Auch am An lagemarkt kam «S überwiegend zu Steigerun gen. Hier stellten sich die Sprozentigen Dresd ner Schatzanwetsungen 1h Prozent höher, währenL Äounganleihe und 8pro,entige säch- fische LanLeSkulturrenten je 1 Prozent stiegen. Neichsanleihen wurden dagegen etwas nied riger gehandelt. Dresdner Preise für Rauhfutter (Stroh und Heu), festgestellt durch da. Statistische Aml der Stadt Dresden. Großhandelspreise (Preis« ir Reichsmark ab Bahnhof) am 1ö. August 1932. Glattstroh: mit Sttohbändern ge- mit Bindfaden ge- Kunden — Langpreßstroh.... KO , . 1,50 . . 1,80 , Drahtpreßstroh... 50 , . 1,60 . , 2,00 Heu: in Bündeln, sächsische» 50 , . 3,20 . , 3,35 . lose, sächsische, 50 . _ 2,80 . . 2,90 . in Bündeln,außersächs 50 , , 3,20 , , 3,30 . lole, außersächsisches. 50 , . 2,80 . , 2,90 , Berliner Börse weiter freundlich. Bei lebhaftem Materialmangel machte sich an Ler Berliner Börse vom Mittwoch starke Kaufneigung LeS Publikums und Hauffe- engagcmentS der Spekulation geltend. Der aus gesprochen günstige Reichsbankausweis sowie die Erneuerung der Neuyorker Hausse blieben nicht ohne Einfluß. Die Kurssteigerungen erreichten bei einer ganzen Reihe wichtiger Werte 2Ä>, gingen aber auch bis über 4A> hinauf. Wenn auch in erster Linie „kleine Werte" vom Publikum bevorzugt wurden, so erstreckten sich die Kursbesserungen doch fast auf sämtlich« Werte, ohne daß man eine Bevorzugung be stimmter Kategorien feststellen konnte. Hervor zuheben wäre höchstens, daß die Aufwärtsbe wegung sich auch sehr stark am Markt der nur zu EinheitSkurfen notierten Werte bemerkbar machte. Gegen Ende Ler Börse gab es im Zug der erwarteten Realisationen hier und La kleiner« Abschläge, Lie aber Lie feste GrunL- stimmung der Börse nicht beeinträchtigen konnten. Der Markt für heimische Renten wurde -war auch von der festen Stimmung auf den Aktien märkten beeindruckt, doch entwickelte sich kaum ein n«nnenswertes Geschäft, weil alle Kauflust sich dem Aktienmarkt zuwandte. Bei einigen Stadt-Anlethen und Industrie-Anleihen waren sogar geringfügige Abschwächungen festzustellen. Am Geldmarkt blieb die Situation unverändert. Tagesgeld 5!4^ Privatdiskonte 4^4A>. Am internationalen Devisenmarkt war die Reichs mark ausgesprochen fest, der Dollar gut be hauptet, Las Pfund abgeschwächt. Stetige Berliner Produktenbörse. Nach verhältnismäßig fester Eröffnung stellt« sich bei Ler Berliner Produktenbörse vom Mitt woch allmählich sehr erhebliches Angebot ein, so daß Lie in den ersten Stunden erzielten Preis gewinne nicht zu halten waren. Gingen Lie Preise also im Verlauf der Börse sowohl bei Weizen wie bei Roggen zurück, so konnten da durch Lie anfänglichen Preisgewinn« Loch nicht ganz kompensiert werden, so daß die Börse in gut behaupteter Haltung schloß. Immerhin notierte im Promptverkehr Roggen 1 Mark niedri^r. Weizen, und Roggenmehle wurden ün Prompt geschäft zu fast unveränderten Preisen aufg„ nommen: Zeitgeschäfte kamen kaum zustande. Hafer und gute Gerstengualitäten stetig. — W«t. zen 202—204, Roggen 167—159, Gerst« 158—167, Hafer 188—14Ü, Weizenmehl 27—81, Roggenmchl 22,10—24,10, W«izenkleie 10M)^-11,10, Rogge«, klei« 9—9L6, Mkt.^Lrvsen 21-26, Futtererbs« 14—17, Wicke» 17—20, Leinkuchen 10^0—1C7H Gojaschrot 11,10. Die Konkurse tm Monat J»li 1S32 In Sachsen (Mitteilung LeS Statistischen LandeSamt«».) Im Monat Juli sind 144 (im Vormonat 160) Anträge auf Konkurseröffnung gestellt worden. Von Liesen entfallen 79 auf Lie Städte Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen und Zwickau. 72 An. trägen ist stattgegeben worden, währenL 72 (ü, Bormonat 66) mangels Masse abgelehnt sind, Bon Len neuen Konkursen betrafen 64 nicht ei» getragene ErwevbSunternehmungen unü Einzel, firmen, 15 Gesellschaften (darunter 8 offene Ha». delSgesellschaften und 8 Gesellschaften m. b. H.), 10 natürliche Personen, 54 Nachlässe und 1 an- deren GemeinschulLner. 14 entfielen auf Lie I» Lustrie, 39 auf Len Warenhandel (davon 8 Groß, handel), 22 auf sonstig« Gewerbe (Harrdwerh Gast, und Schankwirtschaft usw.) und 5 auf -st Landwirtschaft. Die voraussichtliche Höhe -er Forderungen ist bei Liesen insgesamt 80 Kvnkur- sen in 7 Fällen aus weniger als 1000 Mk„ in 41 Fällen auf 1000 bi- 10 000 Ml., in 23 Fällen «f 10 000 Lis 100 000 Mark unL in 6 Fällen Ms 100 000 bis 1 Million Mk. geschätzt worden, wäh. rend sie in 1 Fall nicht festzustellen war. Neben den Konkursen sind noch 64 (im Vor, mouat 71) gerichtliche Vergleichsverfahren z«r Abwendung LeS Konkurses eröffnet worden. Da. von betrafen 42 nicht eingetragen« Erwerb-, Unternehmungen und Einzelfirmen, 18 Gesell« schäften (darunter 10 offene Handelsgesellschaften und 3 Gesellschaften m. b. H.) und 4 natürliche Personen. 23 entfielen auf Li« Industrie, 81 auf Len Warenhandel (davon 10 Großhandel), 5 auf sonstige Gewerbe (Handwerk, Gast, und Schank. Wirtschaft usw.) und 1 auf die Landwirtschaft. Die Lolomotivausträge der Reichsbahn sür 1SZZ In Ausführung des im Jahr« 19S1 mit -er Deutschen Lokomotiv^Jndustrt« abgeschlossenen dreijährigen Lokomotivlieferungsv«rtrag«s be. abfichtigt di« R«ichsbahn, wi« di« Teuljche Beamtenbund-Korresponden- «rfährt, für 19N eine größer« Anzahl Lokomotiven in Auftrag zu geben. Hierbei ist -u berücksichtigen, daß 12 Schmalspur-Lokomotiven ihrem Auftrags wert nach nur etwa 6 Vollspur-Lokomotive» gletchzustellen sind. In diesem Auftrag ist ei» außerdem bereits erteilter Auftrag vo» 6 Bollspur-Lokomotiven an die Firma Hentschel noch nicht enthalten. Ferner sind für die süd deutsch«» Lokomotivsabriken Krauß-Aiaffet und Maschinenfabrik Eßlingen, sowie für die außerhalb Les Lokomottvvertrages stehende» beiden Werke Jung in Si«gen und Ohrensteta 8° Koppel einige wettere Lokomotivausträg« vorgesehen. Di« Gesamtzahl der hiernach pl beschaffenden Dampflokomotiven beläuft sich einschließlich der 6 Stück bei Hentschel bereit» bestellten, sowie der 12 Schmalspur-Lokomo- tiven auf 122 Stück. Die Aufträge werden sich auf Lie einzelnen Werk« wie folgt verteilen: Borstg: 8 Schnellzug. unL 9 Güterzug- tenderlokoMotiven: Hentschel: 10 Schnellzug. u. 26 PersonenzugtenLerlokomotiven; Krupp: 8 Schnellzug. unL 10 Personenzugtenderloko- Motiven: Schichau: 12 GüterzugtenLerloko- Motiven: Schwartzkopff: 7 Güterzugtender« lokomotiven und 12 Schmalfipurlokomotiven) Krauß-Maffei: 8 Lokalbahn-Lokomotiven: Eßlingen: 2 Güterzuglokomotiven: Jung: 5 Personenzugtenderlokomottven: Ohrenftei» K, Koppel: gleichSfallS 5 Personenzugtender, lokomotiven. - Der Gesamtwert -t«ser Aufträge beläuft sich auf 16L Millionen Mark. Anne Karine Löwin Erzählung von Barbra Ring. Einzige berechtigte Uebersetzung aus dem Nor wegischen von Cläre Greoeru» Mjöea. Copyright by Georg Müller u. Albert Langen, München 1930. 38 „Was machen Sie denn da?" fragte Ad vokat Remer, Ler dem Eanfmütigen mit dem Wegendchen -ugehört hatte. „Daelin wecken!" sagte Ann« Karine — mit Lem härtesten „D", da» sie hervorbringen konnte. „Also nicht mal vor ber Blüte der Söhne L« Volke« haben Eie Respekt, Eie gottloses Menschenkind," lachte ber Advokat. ,Fla, erlauben Sie mal — Blüten sehen sie nicht gerade zum Verwechseln ähnlich," sagte Anne Karine. „Das heißt, ein paar sind ganz hübsch." Endlich war es dem ollen Daelin eingefal len, nach der Galerie hinaufzusehen. Ann« Ka rine nickte und winkte. Si« wurde von einem anderen Abgeordne- 1«n entdeckt, der seinen Nachbarn auf sie auf merksam machte. Beide lachten nun zu ihr hinauf Der olle Daelin guckte und guckte. Endlich verklärte sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. I du meine Güte, war da nicht da« Rä«by-Fräulein? Er stand auf und watschelte hinaus, kle:n »nd grau und krummbeinig. „Bleiben Eie man ruhig hier sitzen, Daelin unb ich Haden soviel zu besprechen, was Ihnen doch keinen Spaß macht. Und ,ür uns ist es bloß langweilig, immer einen dabei rumsteh.m zu haben, mit Lem wir aus Höflichkeit von wqs andrem reden müssen," sagte Anne Karine lie- beamoürdig. „Ganz einverstanden, mein gnaviges Fräu lein. Es ist nur ein bißchen ungewohnt, so was so gradheraus gesagt zu bekommen," lachte der Advokat. „Aber warten Eie nur noch ein bißchen, die vielen Treppen für den alten Mann, Las geht nicht so geschwind." „Ja, ein Traber ist er nicht, der olle Dae lin," sagte Anne Karine und blieb ein wenig st«hen, ehe sie hinausging. Aber als ein« Weile verflossen war, konnte Advokat Remer sich nicht länger halten. Er ging ihr nach, auf den Korridor hinaus. Er kam gerade rechtzeitig, um Anne Karine in breitestem Dorfdialekt sagen zu hören: „Hör mal, oller Daelin, laß mich wohl wie der zu Hause sein, La verpetz ich dich aber feste. Sitzt der Mensch im Parlament und pennt!" Eie lachte schelmisch. „Nu ja, nu ja, Frölenchen. Ein oller Kerl muß doch seinen Schlaf Haden. Man kommt ja nicht zum Schlafen hier in der Stadt. Es ist ein Kreuz. Und dabei wohn man noch in ner bannig teuren Pangschon," fügte er hinzu. Advokat kenn und bat Anne Karine, ihn vor zustellen. „Das ist Advokat Remer, mein bester Freund — hier in der Stadt," sagte Anne Karine strah lend. Advokat Remer wurde rot. „Bester Freund, hier in der Stadt!" Das sagte ja gerade nicht so sehr viel. Aber es war doch immerhin etwas. Und wenn man zu den „alten Herren" gerechnet wurde, dann mußte man eben genügsam sein. Er war sehr aufmerksam gegen den ollen Daelin. Ued der olle Daelin schien seinerseits sehr zufrieden mit der Bekanntschaft. „Ihr zwei werdet wohl bald ein Pärchen, was?" fragt« er schalkhaft, als er kurz darauf herzlichen und handgreiflichen Abschied von An re Karine und dem Advokaten nahm. Und der olle Daelin watschelte, klein und grau und krummbeinig, zurück -u seinem würde vollen Amt, während Ann« Karine und ihr Be gleiter ganz schweigsam Lie vielen Steintreppen hinunterstiegen, hinaus zu Sonnenschein, Pantsch, wetter und rinnenden Dachtraufen. Der Advokat hatte vorgehabt, einen Gang um Schloß Akershus vorzuschlagen, eh« si« nach Saus gingen. Aber nach Darkins Bemerkung konnte er es nicht recht herausbringen. Er sah Anne Karine von der Seite an. Eie sah so ernsthaft aus. Sie hatte es sicher nicht gemocht. Natürlich nicht. Man war ein alter Narr. Höchste Zeit, sich wieder in Ordnung zu bringen. Er kniff den Mund energisch zusammen. „In Italien ist jetzt Ler herrlichste Sommer, Fräulein Corvin," sagte er. Sonst bekam er ihre Gedanken immer mit, sowie er vom Süden anfing. Aber Anne Karine trabte vorwärts, das Näs chen in der Lust und sah steif vor sich hin. Sie steckte Lie Hand in die Tasche und hoste ein kleines Paket hervor. Sie preßte die Finger darum. Zwei Tage lang l-atten sie nun da schon in ihrem Etui gelegen die Perlenvhrringe, die sie sich gekauft hatte. Sie hatte sie nur den er sten Abend anprobiert, bann hatte sie sie wieder abgenommen und weggelegt. Ei« hatte plötzlich nicht die Spur von Lust, sie anzuhaben. Ohne Len Advokaten anzusehen, sagte sie plötzlich: „Onkel Mandt und Lie Genrralin wollen, ich soll Nils heiraten." Sie ging schneller und schneller. Es gab einen Ruck in Advokat Remer. Er antwortete nicht. Dann nickte er bestimmt. Eie hatte ihn natürlich verstanden, schlau wie sie war, und wollte ihn hindern, sich lächer lich zu machen. Kleines nobles MÄel. „Nils wird ein guter Ehemann. Er ist ein braver Kerl," sagte er ganz trocken und ruhig „Sie sagten zu Ihrem Freund Daelin, daß Eie bald reisen würden?" lina der ALv»t«r wieder a». ,Zch verstand die Generalin so, dah Sie ein« Weil« bleLen würden?" ^Herrgott, fangen Eie nun auch an?" An« Karine drehte den Kopf. „Di« Leute tun st nichts anderes al» fragen, wie lange ich schon da bin, wie lang« ich bleib«, wie ich die Stadt find«. Sie haben nie gefragt. Bloß erzählt — Un darum —" „Darum —7" „Ach nichts! Fragen die Leut« Sie auch nach allem möglichen? Oder roerdeu bloß Frem de ausgefragt?" Advokat Remer lachte. „Seien Sie froh, daß Sie keine große Fa milie hier haben. Verwandt«, sag« ich Ihn«, ist da, Inbi»kr«teste, was man sich denken kann. E» gidt nicht» so intime» auf der Welt, daß nicht Vettern und Basen und Vettersvettern sich ein Recht anmaßen, einen auszufrogen und Rat- schlüge zu geben." „Eie tun es wohl in guter Absicht," sagt« Anne Karine. „Aber am End« hat Onkel Mandt doch recht, wenn er behauptet: „Wenn jemand sagt, ein Ding sei zu deinem eigen« Besten, dann sei auf der Hut, Mädel. Kreuz- bombenelement." Der Advokat und Anne Karine lachten bei de. Die etwas gedrückte Stimmung war fort. Der Advokat wollte nicht mehr mit hinaus- kommen und verabschiedete sich an der Tür. Anne Karine mußte ibr Paket in die Hand nehmen, als sie dem Advokaten die Recht: gab. „Wissen Sie, was ich da habe? Perlen ohrringe!" sagte sie. Dann wurde sie dunkel rot und stürzte die Treppe hinauf. Paul Remer begriff gar nichts. Er war viel zu wenig eingebildet um behalten zu hab«, daß er mal gesagt hatte, er fände Perlenohr- ringe hübsch. Fortsetzung folgt.
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