Suche löschen...
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 18.08.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193208182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19320818
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19320818
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-08
- Tag 1932-08-18
-
Monat
1932-08
-
Jahr
1932
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^rrrrrr^A , Brieftasten > ^rrrrrci> Mu-tttast« werd« uaenl^INt» «tteUL «»« »h« ««vLH, :V,rt-it«be A»»kG>Ue: Dr v»»rick«e« W. vk. 1 fr. WohlfahrtSuuterftSß»«» »»- Jufglge eine» körperliche» G«Lr«- chenS bin ich schon nahezu vier Jahr« gezwun gen, WohlfahrtSunterstützung zu beziehen. Mein uneheliches Sind wirb in nächster Zett ebenfalls vier Jahre alt. Da ich nun bisher noch nie Ali mente bezahlt habe unb ber Unterhaltsanspruch bock mit 4 Jahren verjährt, bitte tch um Mit teilung, ob ber Vormund — die Stadt — die Forderung schriftlich verlängern läßt ober gleich mit Pfändung meiner Möbel kommt, damit st« nicht verjährt. — Die Verjährung dürfte da durch unterbrochen worden srtn, daß Sie den Anspruch dem Vormund gegenüber anerkannt haben. Pfändung tst nur auf Grund eines Schuldtttel» j». B. Urteils möglich. E. M. 2 «p. Pfandrecht. Für «ine Schuld hatte ich verschiedene Gegenstände als Pfand gegeben. Für einen lautete di« Erklärung dazu, -aß er zu einem bestimmten Preis verkaust werden könne. Für einen anderen Pfand gegenständ hatte ich ausdrücklich bemerkt, daß er unter keinen Umständen zu veräußern ist. Jetzt hört« ich, -ah dies doch geschehen sei. Ich bin davon bis jetzt noch nicht offiziell in Kennt- ntS gesetzt worden. Kann ich Ersatzansprüche stellen oder mutz ich mit dem erzielten Erlös zufrieden sein? — Der Psandgläubiger mußte das Pfand versteigern lasten oder, wenn daS Pfand einen Coupon- oder Marktpreis hat, durch «inen zu solchen Verkäufen ösfentltch «r- mächtigtcn Handelsmakler oder durch ein« zur öffentlichen Versteigerung besugt« Person au- freier Hand zum laufenden Preis« v«rkaus«n lass«n. Dies müßte er vorher androhen. Der verkauf dürfe nicht vor Ablauf eines Monats nach der Androhung erfolgen, andernfalls Ist der Pfandgläubiger zum Schadenersatz ver pflichtet. «. v. 2 fr. »er ist gesetzlich Verpflichtet, die Jalousien instand zu halten, der Mieter oder -er Vermieter? Sie waren bei Einzug -e- letz ten Mieters völlig in Ordnung. — Der Vermie- ter, wenn im Mietvertrag nichts anderes verein, bart worden ist. O. N. S gS. Federn fressende Hühner. WaS kann ich dagegen tun? — Federfresten ist eine Unart, die durch Langweile, BewegungSmana«!, einseitige oder kalkarme Fütterung, Trinlwaffer- mang«l usw. begünstigt wird. Auch Ungeziefer kann zu dem Uebel führen. Die Hühner picken sich selbst an den Federkielen herum und finden dann an dem bluttg-avästerigen Inhalt der Kiele Geschmack. ES tst die Ursache zu erkunden und für ausreichende Bewegung durch aufgehängtes, nur durch Hochspringen erreichbares Grünfutter, durch AuSstreuen bzw. Einhavken kleiner Säme reien oder gebrochener Körner im Scharraum zu sorgen. Den Hühnern soll stets Holzkohle, Grit, ein Gand, oder Aschebad zur Verfügung stehen. Schließlich ist festzustellen, ob sich die Tiere selbst rupfen oder ob ein Tier dem anderen die Federn auSreißt. Die ermittelten Uebeltäter könnten längere Zeit dunkel eingesperrt oder mit Tieren zusammengesetzt werden, deren besonders zum Federsraß erkorene Stellen (HalS, Kopf, Rumpf usw.) mit bitteren oder übelriechenden Stoffen bestrichen werden. (Aloeabkochung oder Franzo- senöl). Sind trotz Beseitigung aller möglichen Mißstände und trotz solcher Kur die Uebeltäter nicht zu bessern, müssen sie abgeschafft bzw. ge- schlachtet werden. Man darf natürlich nicht Len Fehler begehen, die angefress«nen Tiere, statt der festgestellten wirklichen Täter zu beseitigen. O. N. 8. ap. Aufwaschfraue«. Wie ist der Ta- rislohn für sie? — Für Aufwaschfrauen, die in Privat beschäftigt werden, beträgt der tarifliche Stundenlohn mit Kost 29 Psg., ohne Kost 43 Pfg. Eine Vereinbarung über Sonntagszuschlag be steht nicht. — Was hat ein Mädchen, das fünf Jahre in einer Stellung ist, für Ferien zu bean spruchen? — Die Ferien betragen bei 1 Jahre 7 Tage, bei 2 Jcchren 10 Tage, bei 3 Jahren 24 Tage. DaS kommt auch für Sie in Frage. L. N. I. di. Zur Haudel-marine. Wohin kann tch mich wenden? — An die GeemannSvorschule, DreSden-A., Sidonienstr. 19. OfftzterSnachwuchS wird vor allem vom Deutschen Schulschiffverein Bremen, An der Herrlichkeit k, ausgebildet. Außerdem könnten Sie sich an die Deutsche Gee- mannSschule auf Finkemvärter, Hamburg 4, Bei der Erholung 12, und an den Deutschen Server- ein, Berlin, Matthäiktrchstr. 18,2., wenden. Alle- Nähere wird Ihnen von dort mitgetetlt, sofern Sie Rückporto beifügen. B. H. 7. lb. Wie viel darf abgezogen werde« bei einem monatlichen Einkommen von SO—100 Mark? — In Ihrem Falle kommt kein« Be stimmung über die Pfändungsgrenze oder über daS Existenzminimum in Frage. Wenn Sie unb Ihre Kollegen vermeiden wollen, daß St« so un verhältnismäßig große Beträge vom Lohn abge zogen bekommen, dürfte es sich empfehlen, mit Ihrem Arbeitgeber genaue Festlegungen über den Abzug deS Pachte- zu treffen. W. G. 9. dp. Die königliche Billa l« Strehle«. Befindet sie sich noch im Besitz LeS Hause- Wet- tin? Kann der Park besichtigt werden? — Die Grundstücke Gerhart-Hauptmann^traße 19 und 21 in Dresden waren Eigentum de- verstorbe nen König- Friedrich August und unterstehen jetzt der Bermögen-verwaltung deS Verein- Hau- Wettin, Dresden, Ztnzendorfstr. S. Gämt- liche Gebäude sind zu Wohnungen au-gebaut worden, die vermietet sind. Der Park kann b«- sichtigt werden. In ber Nähe von Kudowa liegt, abseits vom Treiben ber Babegäste, ein reizende-, kleine» Dorf, Tscherbeney, ei« Dorf mit offenen Türen, schmutzigen Kindern, mit hochgeschtch- teten Misthaufen, auf denen Schweine vor Vergnügen grunzen, eben ein Dorf, wie eS der Pinsel deS Maler- hervorzaubert- Mitten durch den Ort läuft die deutsch-tschechische Grenze. Eine einfache Holztafel an einem Baum hängend, setzt alle deutschen Gesetze außer Kraft. Diese- kleine, unbedeutende Dorf hat nun eine Sensation, die jeden Ve- sucher deS naheliegenden Badeortes in Zu kunst veranlassen bürste, in das idyllische Dorf hinabzusteigen. ES enthält ei« Reich-bauknoteurMuse««, baS ebenso kurioS wie einzigartig ist. ES ist nicht nur inhaltlich interessant, fast noch interessanter ist seine Entstehungsge schichte, die zugleich die Geschichte des Ve- sitzerS ist. Dieser Mann war einst sehr wohlhabend. Böswillige Freunde brachten ihn sogar in den Verruf, der Reichste des OrteS zu sein, wo nach dem Sprichwort „nadle«« odkge" mit bauernden Ausgaben verknüpft ist. Er hatte eine Fahrradhandlung und machte sein Haupt geschäft mit der Tschechoslowakei. Während der trüben Tage der Inflation war er einer der wenigen Glücklichen, der für seine Waren nicht Papiermark, sondern Devisen erhielt. ES gab also auch ein „Loch im Osten*, was hiermit bewiesen ist. Doch in treuer AuS- Übung seiner Bürgerpflicht fuhr er, sobald ein größerer Betrag zusammen war, zu seiner Bank nach Bre-lau und gab Gold für Papier hin. Mit großen Geldpaketen beladen trat er G. S. 19. b-z Flngverkehr. Sonntag- findet kein Flugverkehr statt, lediglich an Feiertagen, die auf Wochentag« fallen. Die günstige Berbtn- düng für Sie wäre: 12^2 Uhr ab Kassel, 17L2 Uhr in Leipzig, 18.29 Uhr ab Leipzig, 21.27 Uhr in Gtebenlehn. Diese Verbindung gilt nur für Sonntag-. O. N. 11. -S. Oberleutnant. Ein Oberleut, nant ber Reichswehr möchte heiraten. Wa- für Vorschriften bestehen dafür und muß eine Kau- tion gestellt werden? — Der Oberleutnant un terliegt betreff» seiner Verheiratung genau wie jeder ander« Wehrmacht-angehörige ber Wehr- machtbesttmmung vom 8.1.1S22. Kautionen wer- den nicht verlangt. ES muß natürlich eine Siche- rung det Haushalte- bestehen. In diesem Falle würbe natürlich das Gehalt in Frage zu ziehen sein. — Wenden Sie sich an baS Büro der Bäk- kerzwangStnnung zu Dresden. Al» Fachschulen kämen in Frage die Müllerschule in DippoldiS- walbe, die Müllerei-Fachschule in Berlin und die Bäckeret-VersuchSschule in Berlin. H S. 12. bnp. Bl»me«-üchteri«. Sie müßten drei Jahre praktisch lernen und später eine Fach schule besuchen. Wir empfehlen Ihnen, sich an Lie Staatliche Gartenbauschule in Pillnitz zu wenden. «. Z. 4 fr. Adresse. Wie ist die Anschrift LeS Herrn ReichSkommissar»? — Welche» ReichSkom. missar»? ES gibt Loch eine ganze Reihe! H. R. ö. fr. Z«r Reichswehr. Wie sind die Anschriften Ler einzelnen Truppenteile in Bautzen und wie lauten sie für Kottbu»? — Schreiben Sie an die Geschäftsstelle de» 2. Ba taillons LeS I. R. 10 oder an die 2. Abteilung deS Artillerte-Regiment» 4 in Bautzen. — Kott- buS tst keine Garnison. — Sie werben an den zuständigen Arzt verwiesen. dann den Heimweg an. Im Dorfe angekom men, war alle» Geld meist wertlo». So sta- pelte er bann die bunten Scheine in den oberen Räumen seine» Hause» auf, ohne sie jemals verwerten zu können. Der Papier- Haufen wuchs und wuchs . . . und schließlich hatte er sein ganzes Vermögen verloren. Al- letzte Reserve lag noch Geld in Prag auf ber Bank. Dem Rat guter Freunde folgend, fuhr er dorthin und bestand trotz aller Vorhaltun gen deS Bankbeamten auf Auszahlung. Auch dieser Rest ging den Weg seines übrigen Ver- mügenS. Wieder setzte er sich auf die Bahn nach BreSlau unb wieder trat er schwer- beladen die Rückreise an. Als wenige Tage später die Mark stabilisiert wird, tst er völlig verarmt. Tiefste Depression folgte. Drei Liter reinen Alkohols sollten ihn in eine bessere Welt befördern,- -och selbst vor dem Alkohohl hatte die Inflation nicht haltgemacht. Ein paar bange Minuten, ein aufgeschwemmtcr Bauch, wochenlange GefühlSLumpfigkett waren die einzigsten Folgen konsequenter Mann- Hastigkeit. In seiner Verzweiflung kommt ihm, nur um beschäftigt zu sein, der glückliche Gedanke, die wetßgetünchten Ztmmerwänbe de» oberen Stockwerks mit Geldscheinen zu tapezieren. Nach zwei Monaten mühevoller Arbeit haben ungeübte Hände 34 Kilo Papiergeld kunstvoll auf die Wände geklebt. 16 Billionen oder 16 Goldmark sind der heutige Wert dieses papier- nen Denkmals, das der Erinnerung an den Verfall deS deutschen Volksvermögens geweiht ist. Erst Wochen später brachte man den be- bauernSwerten Händler auf den Gedanken, diese Sammlung ber Oeffentlichkeit zugänglich zu machen. Damit entstand Deutschlands Das Vermögen an »er Wan» Deutschland« einzigstes Neichsbauknoten»Musenur 34 Kilogramm Papiermark anfgeklebt erste» und einzigste» Reich»banstmtan Museum, wie e» heute stolz genannt wir». Da» Gästebuch hxwetst, daß Tausende au» gmz Deutschland dort in wehmütiger Erinnern»« geschwelgt haben. Brett und umständlich empfängt -er Besitzer de» Museums, ein biederer Dörfler^ in seine« einfachen Bauernhause. Man. burchwaubelt eine lange GlaShalle, steigt eine schmale, stelle Treppe herauf und befindet sich mitten im Mu seum, da» in dem ersten und einzigsten Stock werk de» Hause» untergebracht tst. Sämtlich« Vank«ote» ber Vor», Krieg»«, Not» ««b Inflationszeit stab dort «ater» geb rächt. Und natürlich auch sorgfältig geordnet. Bier Zimmer und ein Gla-balkon prangen in sel tenem Tapetenschmuck. Schein reiht sich « Schein. Mit kleinen und kleinsten Werten a» gefangen, steigert e» sich sprunghaft: 100, 10H 1000 000, 100 000 000 und 1 000 000 000 ... Da» Auge weidet sich an einer fast unübersehbare» Zahlenreihe. Tausend Bilder au» trüben La- gen unseliger Inflation werden lebendig. Ma, träumt von den Zetten, in denen jeder Deut- sche Millionär und Börsianer war. Dollar- kur» war Trumpf. Edelvalutarier, Berliner Nachtleben, Deutschlands Ausverkauf Wie auf einem ruhenden Pol der Zahle, Flucht haftet der Blick an jenen Scheinen, die in seligen Tagen der Vorkriegszeit irdische, Reichtum repräsentierten. In rosafarbene« Glanze erstrahlt der alte Fünfzigmarkschet», ber blaue Hunderter. Doch Ler ungekrönte König, die Sensation und La» erregende Mo- ment diese» sonst ruhigen DorfmuseumS, ist der „braune Lappen* mit dem roten Stempel, ber hier in großer Auflage ein beschauliche» Dasein führt. Dieses Dokument, da- einst den Himmel auf Erden bedeutete und das », besitzen, der meist unerfüllt gebliebene Tran« vieler, vieler Menschen war, ist jetzt zu einem wertlosen Schauobjekt herabgesunken. Kunst und Men 8 Wieder eröffn« »g des Schauspielhauses. Da» Schauspielhaus wird am Sonntag, Lew 21. August, mit Shakespeares ,-Sommernacht», träum* wieder eröffnet. Als erste Neuheit der Spielzeit wir- am Donnerstag, dem 28. August, eine Neueinstudierung von Shakespeares ,Ätu- tcrmärchen" unter KiesauS Spielleitung heraut- gebracht. Schon jetzt wir- auch an der Borberck tung deS Schauspieles ,-Jagt ihn — ein Mensch* von E^G. KollbenHeyer gearbeitet, dessen Erst- aufführung am Sonntag, dem 4. September, m Anwesenheit de» Autors erfolgen wird. Sv Goethes Geburtstag, Sonntag, den 28. August, ist eine Aufführung de» „Götz von Berlichtngen* in Aussicht genommen. MIM Ser Icessmr M Opernhaus vis mit 20. August geschlossert. Schauspielhaus Bi- mit 20. August geschlossen Die Komödie Freitag fl49): Lumpchen. BB.: 911—940. BB8. Gr. 1: 1301—1400. Gr. 2: 67ö-ö00. Residenz»Theater Täglich ^9 Uhr BarietL. Tentral-Theater Freitag (A9): Madonna, wo bist du? Anne Karine Löwin Erzählung von Darbra Ring. Einzige berechtigte Uedersetzung au« bem Nor wegischen von Cläre Dreverus Ms den. Eopyright by Georg Müller u. Abert Langen, München 1930. 40 Wer NSv bfies verächtlich und ,chatte* sich. Pah! Da» fehlt« bloß! Daß man eine Bangdachs wär, bloß well fon verdammter Rot- schädel in den Büschen herumschleicht. Wer selbstredend: Weiber, wa» die nicht aller her ausklamüsern. Na, Gott sei Dank, hatte man doch ein bißchen von Kapitän Mandt» Schule profitiert. Als sie nach Hause kamen, hatte Sophie augenblicklich eine längere Unterredung mit Ka pitän Mandt. Und die Folge dieser Unterre dung war, daß Kapitän Mandt erklärte, er hätte nicht Übel Lust, mit nach Grim zu fah ren, wenn Nil» mit den Handwerkern verhan deln wolle. „Damit der jung« Kerl nicht gar zu ge schmacklos verfährt,* erklärt« er Matthias Cor vin. Zwei Tage darauf, als Nils in den Schlitten steigen wollte, sah bereits Kapitän Mandt, R«- mingtondüchse s«ine Meerschaumpfeife und sein geblümter Reisesack darin. Und auf Nils Frage, wa» in aller Welt Kapitän Mandt denn mit der Flinte wolle, warf sich Onkel Mandt in die Brust unb antwortete, ein Krieger verließe sein Biwak nie für so lange Zeit ohne Waffen. Donner und Doria! Auf keinen Fall. Uebrl- gens wolle er auf die Fuch»jagd. Füchfe schie ßen — mit 'ner Remingtonflinte. Und Onkel Mandt brüllte vor Lachen und plazierte sich selber auf dreiviertel de» Schlitten», während er ein« Masse auffallende unb berubiaende Gri ¬ massen zu einem keinen blassen Gesichtchen oven im Fenster hinausmacht«. E» war Wend. Die Lamp« mit dem grünen Schirm leuch tete matt auf den untersten Teil der badenden Nymphen im „Gemach*. Der odere Teil de» Zimmers lag lm Schatten. Nur öden an der Decke über der Lamp« schwebte ein kleiner Heller Lichtkreis. Da» Gebuller im Ofen hatte aufgehört, die e löschenden Gluten glimmten schwach durch bas Ofenloch. Onkel Mandt saß breitbeinig im Sofa und schwatzte au« seiner Tabakswoue hervor. Er war bei seinem zweiten Glühwein und befand sich äußerst bene. Er war wie ein Pascha empfangen worben, hatte draußen und drinnen Oberinspektor ge spielt und hatte Beifall und Mißfallen gnädigst zu erkennen gegeben. Er hatte feine Leibgerich te — Lutfisch und gehackte Beefsteaks — zu Mittag bekommen. Onkel Mandt pflegte zu sa gen, alle einsilbigen Speisen schmeckten gut, — Fisch, Bier, Dan», Ei, Speck, Gehacktebeef- steaks usw. Wer so wa» wie Mar—me—la—de. das konnte man doch gleich hören, da, wäre bloß Schmierzeugs. Kapitän Mandt hielt einen Dorirag über Tapeten. „In b«r Wohnstube, mein lieber Iunae —* er machte eine Nein« Pause nach jedem sü.sten Wort und passte den Rauch au, — „in der Wohnstube grün. Mit Rosen und Tulipanen und ähnlichem Krimskram. Kari hat grün gern. Und vergiß mir ja nicht die Rosette an ber Decke. Absolut die Rosette. Und im Rauchzimmer, Nils, rotbraun. Mein altes Mütterchen hatte rotbraun so gern. Unb dann schlage ich «ine Borte vor. 'n«n Fries nennt ma son Ding, Zmn Beispiel mit wei denden Pferden. Küken und Schweinen, und oeln« jetzigen Interessen zu martteren. rov und SchmaUerchel Wird grandios wirken, sage ich dir. Onkel Mandt nah« di« Pfeif« au« dem Mundt und sah Nils stvft und fragend an. Nlls schmauchte auch sein Pfeifchen. Es war Sophie» Werk, daß sie an Stelle des Kau tabaks getreten war. Nil» hatte sie flehentlich gebeten: bloß ein winzige» Priemchen. Reim Sophie war unerbittlich. Er nickte Kapitän Mandt zu und anttvor- tet« — wie immer: ,-Jawoll!* Eigentlich hatte er sa vorgehabt, sein Zim mer mit Bildern von der „Probe* zu schmücken und mit dem großen von Steuermann Hamm mtt schiefem Scheitel und seidenem Taschentuch. Aber wenn man nun mal 'n« Landkrabb« sein sollt«, Hann wär es wohl das best«, es gleich gründlich zu sein. Die „Probe* und Steuer mann Hauan könnte man ja im Schlafzimmer anbringen. Di« Stunden schritten. Di« Nachtkätte von der Lonna her kroch durch die undichten Fenster, aber Kapitän Mandt merste nicht». Der Glühweine wurden mehr unb mehr, und seine Zunge wurde immer un- regierlicher. Sein Mut aber wuchs um bi« Wette mit den Glühweinen. Er wollt« auf keinen Fall oben schlafen. Dombenelementl Er wollte sein Nachtlager hier unten au sich lagen. Gerade vier — er klatschte auf da» Sosa — mit seiner- Plaid über sich und seiner Waffe in der Hand. Er wollte allein über die Sicherheit der Festung wachen, während die Besatzung schliefe. Er bürge mit seiner Person für Nil» Sicherheit. Bombenelement. So wär», und damit basta. Onkel Mandl war zu Tränen gerührt über leine eigen« Tapferkeit und Uneigennützigkeit. Und außerordentlich unsicher in seinen Bewegun gen. Nil» begann zu schwanen, was es mit der Nemtngtondüchfe und den geheimnisvollen Zei chen zu dem kleinen blassen Gesichtchen hinter der Gardine auf Räsdy auf sich hatte. Er dachte gerührt und mit männlicher Nachsicht cm Klein-Sophies Fürsorge, während er allein nach oben stieg. Kapitän Mandt fühste sich vollständig z» Lause. Er zog sich aus bis aufs Hemd und kroch in seinen Plaid hinein. Zehn Minuten darauf trompetete er gewaltig auf dem Sosa, die Meerschaumpseif« im Arm, die Remingtvndüchse am Kopfende. Die Trvm- petenströße kamen stark und regelmäßig durch di« Nal«, und nach jedem Stoß kam ein Keiner fauchender Laut aus dem einen Mundwinkel. Nils war noch nicht müde. Er blieb im Bett aufsiken und folgte den „drei Musketie ren* auf ihren Abenteuersahrten. Doch mitten in einer der Bravaden Portos hört« er einen schwachen knisternden Laut, und in« Zimmer schlich eine Reihe grauer lustiger Wollflöckchen — unter der Tür durch und durch das Schlüsselloch. Sie drängten sich herein, dich ter und dichter. Das Zimmer füllte sich mit einem strammen Rauchgeruch. Nils war im Nu aus dem Bett. Er riß die Tür zum Flur auf. Es war stockdunkel draußen, ein dicker Rauch wälzte sich ins Zimmer hinein. Nils fuhr in die Unterho sen unb Stiefel. Er versuchte die Treppe — den einzigen Zu gang zum oberen Stock, aber plötzlich schlugen unten die Flammen durch. Der Rauch war er stickend, er mußte umkehren. Er holte sein Waschwasser und goß es hinunter. Es zischte. Die Flammen wurden et was matter, aber der Rauch wurde nur noch är ger. Fortsetzung folgt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite