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Viertes Blatt Donnerstag, den IS. August «r. 19S rztk nach mit lts sol- !N P-r » 3 Die Vadestadt Verggießhübel-Zwiesel rn -5 A5 neue, wäre nigung Smäßig ochumer rnabend )r. Sie as Was- a neuen Gleitz« koch will braucht „Diener", auf deren Treue und unbe dingte Zuverlässigkeit er bauen kann. Erprobte Männer, die ihre persönlichen WUnsche und selbst ihre politische Ueberzeugung dem Staatsganzen unterordnen — solche Männer werden gebraucht. Abend: 34 P.; !>enburg -ortver- lm IMPs ofsver- vo» zeigt«, »iesmal chr mit ar dem Punkt; 2 P.; DSV ; Atlits - 3 P.; Punkt! r. 2 P.; großen Geister der vorklassischen Periode wan delten hier durch noch wohlerhaltene Linden- Alleen und den Poetengang entlang. Hier ist noch eine Marmortafel, in die Theodor Hell, der bekannte Dresdner der Bie dermeierzeit, seine zierlichen Bieüermeierverse schrieb: Der Sänger frommen Lieds, der heit're Fabeldichter, Und Deutschlands Juvenal, der feine Sittenrichter, Sie pflegten hier zu ruh'n, nach Zwiesprach ernst und traut, Noch tönet Gellerts Ruhm, noch Rabeners Name laut." Etwas rührend Liebliches, etwas traulich Biedermeierisches hatte Berggießhübel sich bis in die neueste Zeit bewahrt. Bescheidenheit und »sau Kalte» -ardi- ) lauf b» P.; Kalte» ktalte« Fretz- schtnrs der Pflichterfüllung über- Las Streben »lücksgütern stellte. Der neue Staat hat dann Len Beamten »och größere Aufgaben zugewiesen. Was Zu allen Zeiten hat die Beamtenschaft gewußt, welchen Inhalt Ler Begriff ,/Staatsräson" in sich schließt. Im Kern -ürfte auch heute Lie Be amtenschaft noch von jener Staatsgestnnung er füllt sein, Lie Ler Preußenkommtssar Bracht tn seinem Beamtenerlaß fordert. Und die wenigen, die von dem geraden Wege Ler Pflicht abirrten, werden eben durch einen sanften Druck an ihre Pflicht und Schuldigkeit gemahnt werden müssen. Das ist der Sinn des Beamtenerlasses. Der Glaube an eine unparteiische Staatsverwaltung soll, nein: muß wtederhergestellt werde«. Der alte Staat ruhte auf zwei tragenden Säulen: Wehrmacht und Beamtenschaft. Diesen tetLeu Wienern LeS StaateS" verdankte einst Deutschland Aufstieg und Grüße. Den Beamten tosbesondere war die Auffassung eingewurzelt, eto Stück -er Verantwortung am Staatsganzen »ü zu tragen. Diese- Bewußtsein erstarkte zu einem eigenartigen Pflichtgefühl. Die Beamten- schäft war niemals „auf Rosen gebettet". Materiell ging eS zeitweise der Beamtenschaft sicherlich viel schlechter als manchem anderen tratschen Berufsstand. Man muß es dem deut- schm Beamten hoch anrechnen, daß er das Gebot Im Juli d. I. jährte sich zum fünften Male die tragische Heimsuchung des alten Berg- und BaLestädtchens Berggießhübel. Das Menschen werk war zerstörbar, des Menschen Wille nicht. Untergang und Zerstörung sind gewesen. Der Lebende hat recht. Berggießhübel begeht jetzt auch die Vollendung seines Wiederaufbaues, so weit man bei einer immer lebendigen Stadt von Vollendung reden kann. Als Berggießhübel teilweise zerstört wurde, war es schon sehr alt. Es war vielleicht schon tausend Jahre alt. Vor 200 Jahren schon redet Dr. I. Fr. Henckel in seinem dicken Bäderbuche von dem „wiederlebenden Berg-Gießhübel". Damals baute man das heute noch stehende Kur haus „Johann-Georgen-Bad". In der Zeit des verklingenden Rokokos war Berggieß hübel das Modebad der vornehmen Welt. Die rdo< Paul WolN frc»de»-Sschach»«< Kurhuus Johann-Georgen-Bad in Berggießhübel »ach dem Weltkriege geschehen, wenn nicht eine iotakte Beamtenschaft für die notwendige Konti- mttät gesorgt hätte! Daß -er Staat die Wirr- M« der Revolutionszeit rasch Überstand, ver- ßmkt er allerdings sehr stark der Beamtenschaft. Regierungen kamen un- gingen. Die Be- mtenschaft aber blieb und fühlte sich als der eigentliche Träger Ler Staatsgewalt. Das Perteibuch-Beamtevtum fand Eingang in Deutschland, aber der Bernfsbeamte fühlte, daß w» hier ans rpesensfremde Elemente in die -taatsverwaltnag eindraage« und setzte sich ^ge« sie zar Wehr. Im allgemeinen ist der Ibnehrkampf des Bernfsbeamtentnms gegen Lie Vorherrschaft der Parteib»ch»Beamten anch «felgreich ausgelaufen. Ma« erlag nicht den »Mlnigfache« Lockungen und blieb, was man »«her war: Dieuer der Gesamtheit, nicht einer ei»zel«e» politische« Partei. Nur so vermochte sich der Beamte aus der Staatskrise herauszu» holte«. Diener -er Gesamtheit, un- nicht einer einzel- »en Partei! An diese selbstverständliche Aufgabe tet Beamten im Staat glaubte Lieser Tage der Preußenkommissar Dr. Brachtin einem Erlaß «Ale Beamte» erinnern zu müssen. Der Erlaß km zur rechten Stunde. Wie oft hat man schon tirseS Deutschland von 1932 geschildert. Ein Solk, da- im Fieber liegt! Ein Volk, teffen starke politische Erregbarkeit nicht mu mit Len sozialen Krankheitszuftänden zu er- klären ist. Die Zeit brachte es mit sich, daß auch ter Beamte mehr als bisher hervortreten und auch einmal politisch Stellung nehmen mußte. Der politische Erregungszustand Ler Volks- geuossen teilte sich so der Beamtenschaft mit. Beamte als Wahlredner, als Sturmtruppen- sührer, Demonstrationsveranstalter, Zeitungs herausgeber — alles das ist uns heute nur all- M vertrautes Bild geworden. Biele Beamte «läge« den Lockungen einer parteipolitischen Betätigung. Manche mochte der Ehrgeiz dazu «stachel«. Andere wiederum betätigten sich »»litisch aus einem uicht zu bändigenden Aktions vile« heraus. So konnte es Lazu kommen, daß neulich in der Reichshauptstadt Polizeibeamte in Uniform in einer Parteiversammlung vor Parteiführern grüßend defilierten. Selbstver ständlich drangen solche Nachrichten alsbald in die Oeffentlichkeit. Im Volke aber schwand der, 8laub« an eine unparteiische und gerechte Staatsverwaltung! und gerade in der Erhaltung dieses Glaubens steht der Preußenkommissar Bracht in seinem Beamtenerlatz mit Recht „ein besonders wichtiges Element zur Festigung Ler issentlichen Rnhe und Ordnung". Die Staats» zewalt hat allerdings dafür zu sorgen, daß durch die Art der parteipolitischen Betätigung von Be- a«ten „der Staatsgedanke nicht z« Schaden kommt". Auch aus anderen Gründen sollte der deutsche Beamte bei seiner politischen Betätigung sich Mäßigung und Zurückhaltung auferlegen. Gewiß kennt der deutsche Beamte auch materielle Sor- gen. Die Wellen des GehaltSabbaues haben ihn schwer getroffen. Aber Existenzsorgen wie Millionen andere deutsche Volksgenosten braucht tc: Beamte nicht zu haben. Er darf immer mit einem sicheren, wenn auch sehr bescheidenen Ein kommen rechnen. Schon diese Existenzsicherheit, die den Beamten aus der Schar -er Volksgenys- Isen sichtbar heraushebt, verpflichtet. Die Da- ^seinssicherung, die ihm der Staat gewährt, legt Item Beamten die Verpflichtung auf, seinen I«Mischen Leidenschaften nicht hemmungslos I michzugeben. Der Erlaß des Preußenkommissars erinnert Ideshalb an Selbstverständliches. Dinge, die über Iden Wirrnisten der Zeit in Vergessenheit ge- raten sind, werden der Beamtenschaft neu ein- geschärft. Die Staatsgewalt kann keineswegs I dulden, daß anch die Beamtenschaft der partei politischen Infizierung erliegt. Eine Zerrüttung der Grundlage« des Staates, ein Kampf aller gege« alle — das wäre die Folge, wenn die Be- »tenschaft die Mahnung deS Staatskommissars I i» den Wind schlägt. Wie der neue S^aat besten Bausteine jetzt I gelegt werden, aussehcn wird, weiß niemand. IkineS ist aber gewiß: Auch der neue Staat Der niedere Dorfausgang von Iohnsbach «»- « r «-». ««isi»« Ler in den letzten Jahren von Sommergästen gern aufgesucht wurde und in dessen Mitte der neuerrichtete Gartenkaffeeschank „Am Waldessaum" liegt. Eckpfeiler »es Staates Der Veamle in Ler unparteiischen Staatsverwaltung Bon Dr. Friedrich Bogenhard. 19S2 Behaglichkeit -wischen seinen grünen Bergen, da- war immer ein Heilfaktor de» alten Kur orte». Da» alle» wäre aber nichts von besonderer Bedeutung, denn liebe kleine Kurorte gibt e» noch mehr. Ätzer wa» sich hier vor b Jahren und seitdem begeben hat, ist wohl deS Aufheben- wert. Im Juli 1927 kam für Bergießhübel die Schreckensnacht. Binnen weniger Minuten schoß die über vier Meter hohe Flutwelle Lurch da enge Tal und ließ hinter sich einen ganz un beschreiblichen Trümmerhaufen zurück. Wo menschenerfüllte Häuser gestanden hatten, stan- teilweise buchstäblich nichts mehr. Ueber 100 sanken dahin in dieser Nacht,- über hundert Leben, eben noch blühen-. Am Sonntagmorgen kamen die Scharen -er Schaulustigen aus ganz Deutschland. Aber wen die Neugier hergetrteben hatte, der erstarrte augenblicklich bis ins innerste Herz, er schämte sich seiner Neugier und gelobte Hilfsbereitschaft. Das war der Tag des Unterganges. Wo eine Stadt gewesen, da waren Fluten und Trümmer. Der Gedanke an Wiederaufbau schien ein völlig hoffnungsloser Gedanke. Im selben Augenblick, der Schrecken hockte noch feucht und eisig zwischen den Trümmern, begann das wirk lich erhabene Schauspiel des sofortigen Wieder aufbaues einer Stadt. Man zögerte nicht eine Stunde. Es waren, wie aus der Erde gezaubert, Menschen da, diszi pliniert, schweigend, nichts als schaffend. ES waren Organisationen da, die das furchtbare Geschehen als gegeben, lediglich noch als Grund zur Arbeit, zu doppelter Arbeit, bewerteten. Man weiß nicht, wie es in anderen Ländern ist; aber dieser sofort einsetzende Wille zur Wie derherstellung, er scheint doch wohl typisch Leutsch und „er heißet uns hoffen". Nun ist Berggießhübel-Zwiesel wahrhaft „wiederlebend", wie schon vor 200 Jahren Ler Chronist sagte. Wir sehen eine wunderhübsche Kleinstadt, ein reizendes Kurbadestädtchen. Wir sehen neue Straßen, eine Siedlung entstand in einem Zeitalter glücklichen BaugeschmackeS; die Fronten bunt, bewegt un- wechselvoll. DaS alte Johann-Georgen-Bad steht stattlich und un- berührt unter den alten, hohen Bäumen; leuch tend vor Behaglichkeit. Mit seiner schönen Ter rasse steht daneben da- neue „Sächsische HauS", ein wahrhaft gutbürgerliches Haus. DeS Werkes Vollendung, außer -er neue» Siedlung auf Lem Berge, ist LaS Stadtbad. In tiefster Notzeit ist hier eines der schönsten Schwimm, und Sportbäder Sachsens entstanden mit ganz vollkommenen Einrichtungen. Berggießhübel-Zwiesel feiert also nach kurzen 5 Jahren sein Auferstehen und freut sich wieder seiner Gäste als eine Stadt, wie die, von der der Dichter Hermann Hesse singt: „Aber irgendwo in Traumes-Ferne Weiß ich eine grüne Stadt Wo die Seele Rast und Heimat hat." P. W. WkMWk Mmlen Jede Frau hat schon einmal bewundernd oor den siebenbürgischen Meisterwerken ge- standen und die vielen verschiedenen Stiche un- Farben bewun-ert. Un- doch sind es abso- lut keine Kunstwerke, son-ern nur -ie Er- gebniste einer jahrhundertelang gepflegten Kultur. Als im 12. Jahrhun-ert die Sachsen von Rhein und Mosel fortzogen un- sich „hinter den sieben Bergen" niederließen, da brachten sie ihre Volkskunst aus -er Heimat mit. Die enge Nachbarschaft mit -en Türken brachte ge- wisse türkische Einflüsse mit sich, -ie in -en Stickereien zu erkennen sind. Slawische und ungarische Motive treten hin un- wieder ein- mal auf und sind nicht wegzuleugnen. Die Farben aber un- die Technik blieb die alte. Eine siebenbürgische Bäuerin würde nie ein Hem- anziehen, -aS sie nicht über der Brust un- an -en Acrmeln, -en Teilen die das dar- übergezogene Kleid sehen läßt, gestickt hätte. Nun ist -iese Volkskunst aber nicht etwa zur Technik herabgewür-igt worden, Lurch -ie glei- chen Muster un- -ie ewig gleichen Stiche. Man setzt im Gegenteil seinen Ehrgeiz darein, nicht zweimal -ie gleichen Muster zu sticken. So ist es möglich unter 1000 Hemden auch nicht zwei gleiche Muster zu finden. Di« tüchtige Frau beherrscht 20 verschiedene Sticharten, un- zwar nur in -er Garnstickerei, -enn -ie Perlsttckeret wur-e nach einem kurzen Versuch wieder ein- gestellt. Die vorherrschenden Farben sind blau, rot un- schwarz. Es ist nur zu bewundern, wie bei diesen wenigen Farben, denn die Ergün- zungsfarben werden nur sehr ungern un- sel- ten benutzt, -iese herrlichen Wirkungen ent- stehen. Das siebenbürgische Hemd können wir, und tun es bereits, ohne jede Aenderung als Gar- ten-, Strand- un- Hauskleid tragen. Sehr be- liebt sind auch die Blusen in siebenbürgischer Art, -ie aber nur nachgeahmt werden, -enn die Siebenbürgerin stickt ihr Hemd, und nur in Ausnahmefällen un- auf besonder« Bestellung hiu auch andere Kleidungsstücke für Frem-e.