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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 03.08.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193208030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19320803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19320803
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-08
- Tag 1932-08-03
-
Monat
1932-08
-
Jahr
1932
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4- Graphologischer Briefkasten * Unsere Bedi«g»«-e» Jede Einsendung bedeutet zualetch dte Uudeude Anerkennung unserer Bedingun- ge« durch den Einsender. Etnzusendeo find. eine Han-schrtft- prob« von etwa zwanztg Zetten, mög- ltchst tn Ltnrenschrtst. — «tu Kenn- wort für dte Veröff«»tltchu«a bet Ur- tetl-, — Angabe von Geschlecht und. wentgsten- ungefähr, auch Alter de» Vchretber». — dte Bezug-autttüng für de« laufenden Monat, wenn dte er- «äßigteu Gebühren t« Anrechnung tom. men sollen. — et» tretgemachter Briefumschlag mtt ferttger Adresse, wenn brieflich« Erledigung oder Rückgabe der Unterlagen gewünscht wird. Andernfall» unterbleibt dt« Zu- senbung. Kür eine Beurteilung find zu entrich te» S Mk„ von unseren Abonnen ten nur ILO Ml. rchristlich ge- wünschte Beurteilung kostet 4 ML, von na- seren Abonnenten 8 ML Ei» besonder» an»sührltch«S Urteil kostet 10 Mk„ sür nnsere Abonnenten b Mk Auf eine MonatSautttuug werden-dte Gebüh re» immer nur für eine Beurteilung er mäßigt. Da» Anrecht auf dies« Ermäßt- gung hat feder Bezieher i« jedem Monat auf» neue. Wünscht ein Abonnent tn einem Monat mehrere Urteile, so lind für das zweit« und alle wetteren die vol len Gebühren, also s« 2.00 bzw. 10 Mk. zu zahlen. Dte Bearbeitung der Einsendungen bauert meist zwei bi» drei Wochen. In «tltgen Fällen ersolgt Erledigung außer der Reihe gegen Sonderge- bübr von i ML Alle Gebühren find im voraus zu ent richten. Aus Gefahr beS Einsenders kvn- nen sie den Sendungen beigefügt werden, bi« kleineren Beträge auch tu Brief marken. Briefwechsel tn der Angelegenheit bl«- se» Briefkastens kann grundsätzlich nicht geführt werden. AuSgebliebene oder zu wenig gezahlte Gebührenb«trSge werden am Schluffe des Briefkasten» angefordert. Bleibt dt« zweite Aufforderung erfolglo». so sind etwa eingesandte Gebühren ver fallen. die Schristvroben samt Anlagen nnd Urteil werden vernichtet. Diese Bedingungen find genau zu beachten! * »7. Mariechen 44 (81 Jahres. Sie hat Wider» spruchSgeist in sich, muß sich hüten, dem Neid in ihrer Seele Raum zu verstatten, sie vermag nicht recht, anderen ihr Glück zu gönnen, ist selbst sehr daraus bedacht, alles Mögliche einzuheimsen und wird stets zuerst für die eigene Person sorgen. Ihre Empfindlichkeit bewirkt, daß sie um Klei- rrtgkeiten in Streit gerät, überhaupt fehlt e» ihr an großzügiger Denkungsart. Aber bei ihrer Jugend und wo st« ein überlegsameS Geschöpf ist, wird eS ihr gelingen, Liese weniger guten Seiten ihres Wesens abzuschleisen. Sie soll sich nur daran gewöhnen, anderen Gute» zu erwei sen, dann wird sie selber zufrieden werden. Ein bißchen „rackertg" ist sie ja nun einmal veran lagt! Doch hat sie den Willen, sich redlich und anständig durchs Leben zu bringen: Männern gegenüber ist st« ablehnend und herb und neigt nicht »um Flirten. Sie will geachtet sei» und wird nie zum „Weibchen" werden. Und das ist ein vortreffliches Zeichen. Sachliche Anschauun- gen, sie geht nicht in Phantasie auf; ihre Auf- merLsamkett aus alles praktisch Nötige ist a»«r- kennenSwert. Der Geschmack ist modern, aber ohne Uebertrivbenheit. Dte Schrift macht den Eindruck der Strenge; sie ist kritisch, nicht zum Nachgeben bereit, ich vermute allerhand Härten, -och läßt sich nicht» feststellen, wa» von Lüge «n- Unehrlichkeit zeugte. Nicht z« rechthaberisch sei»! Ein kluge» Mädchen. »8. vtt» (»1 Jahres. Daß er noch unverhetra. tet ist. liegt nicht etwa an Gleichgültigkeit dem weiblichen Geschlecht gegenüber. Er hat Lempe- rament, Leidenschaft, starke sexuelle Triebe, er leidet aber a» einer Depression, die von einer Enttäuschung herzurühren scheint. „Gebrannte» Kind scheut das Feuer." Sein Idealismus (denn er braucht Seelenlt«be) hat einen Stoß erhalten, und nun bezwingt er sich, damit er keine neue bittere Erfahrung macht. Zufrieden ist er nicht mit seinem veruf«; ihm schwebt bet seinem Kön- nen etwa» viel Höhere» vor, tn der Phantasie schwelgt er gern im Künstlerischen, und seine Feinstnnigkeit mag wohl besonder» dte Musik lieben. LS ist ein Zwiespalt tu seiner Natur: Dieser Tag« bewegte sich ei» kleiner Trauerzug durch die Straßen London». Nie mand achtete darauf, denn da» Gefolg« war nicht groß. Am nächsten Tag« jedoch berichteten englische Zeitungen, daß man dte sogenannte englische Mata Hart zu Grab« getragen hatte. Eine Spionin hatte ihrem Leben durch Selbst- mord ein Ende bereitet, dte gleichzeitig dte größte englische Abenteuerin gewesen war. Lady Madelein« Paget, so nannte st« sich, wäh rend si« in Wirklichkeit Ivy Armitage hieß, hatte jahrelang im größten Luxus gelebt, nichts war ihr teuer genug gewesen, bis das fürchterliche Ende kam. Milli«»«« «»»re« durch ihr« schöne» Hände gegangen and trotzdem maßte maa ihre» Leichnam auf dem Armeufriedhos beisetze». Ivy Srmttag« erblickt« al» Tochter eines kleinen Kaufmanns auf der Insel Wight LaS Licht der Welt. Schon im Alter von dreizehn Jahren war «S ihr auf dem Eiland zu lang- wellig, weshalb sie mit einem Spielkameraden nach London floh, wo sie vier Jahre hindurch ein abenteuerliche» Leben führte. Als Sieb- zehnjährig« kehrte st« tn das Elternhaus zu- rück. Ihre außergewöhnliche Schönheit und große Intelligenz erregten schon damals -aS Interesse vieler Männer, die um Li« Hanü der Frühreifen baten. Ivy Armitage hingegen lehnte alle Bewerber ab, weil sie, wie sie selbst sagte, nur tn Reichtum und LuxuS leben könne und deshalb auf den Märchenprinzen warten wolle. Tatsächlich fand sich dann auch wirklich ein vielfacher Millionär, der Joy hei ratet«. Der Krösus ließ thretwegen auf der Insel Wight ein prunkvolle» Schloß bauen; hier fühlt« sich Ivy ganz in ihrem Element. Selbst einen Rennstall halt« ihr der Millto- när geschenkt. Schon nach wenigen Jahren starb jedoch der Krösus und Ivy wurde Witwe. Da sie ein Rtesenvermögen geerbt hatte, könnt« st« sich auch weiterhin jeden Luxus gestatten. Sie fuhr mit ihren beiden Kindern nach Lon- don und stieg in dem vornehmsten Hotel ab- Hier veranstaltete ste Empfänge, die damals Überall befproche« wurde« »»d selbst eine» indische» Nabob ruiniert hätte«. Bo» Loudon aus fuhr Ivy nach Dehli, wo ste Feste veranstaltete, die die der indische» Für- ste» bet weitem übertrafen. ES kam wie «S kommen mußt«: «ine» Tage» entdeckte Ivy, er will so vsefell, wa» er nicht auSführ«» kann, — kein Wunder, wenn er darüber verstimmt ist. Einfühlungsvermögen und Anpassungsfähigkeit kommen ihm zugute, er meidet d«n Streit und hilft sich lieber mtt Diplomatie, er ist sehr intel ligent, geschmackvoll, hat instinktive Kenntnis vom menschlichen Gemüt«, ahnt oft LaS Zukünf tige un- reagiert auf all und jede» Eindruck mtt Heftigkeit. Er eröffnet sich nur wenigen, denn eS lebt in ihm eine Angst, mißverstanden zu wer den. Menschen wie er leiden am Dasein, LaS ste sich ander» träumen, al» e» nun einmal ist. Fleiß, Betriebsamkeit, Erfindungsgabe; im Verkehr ist er schlau genug, sich nicht -u verraten. 188. Erich r?1 (ri Jahres. Hier drängt sich da» Sinnliche vor. Di« BorstellungSwelt de» Schreiber» ist mit sexuellen Bildern angefüllt, und seine Hauptfreude besteht tm Poussieren. E- ist ein fiebriges, genußsüchtige» Blut, da» Lurch seine Adern rinnt, und seine Hitze macht sich oft unangenehm bemerkbar: er bricht au» Laune einen Streit vom Zaune, wird grob un- ruppig, wenn man ihm nicht seinen Willen tut, bilLet sich ein, daß er immer recht hat, und kennt bi» jetzt -aß sie da» Rtesenvermögen ihre» Manne- v«rschwendet hatte und vor dem finanziellen Ruin stand. Völlig gleichgültig kehrte ste nach London zurück, stand anfangs Modell, bi» ste schließlich «ine fest« Stellung al» Kassiererin fand. Al» der Weltkrieg auSbrach, beschloß ste, sich dem Spionagedienst zur Verfügung zu stellen, um wieder zu Reichtum zu gelangen. Schon zwei Wochen nach Ausbruch de» Kriege- wurde Ivy befohlen, nach Berlin zu fahre». In Begleitung eine» reichen Deutschen, der Ivy zufällig kennengelernt hatte und ste mtt Hetrat-anträgen tm wahrsten Stnn« de» Wor tes verfolgte, sollte ste nach Berlin reisen. Der Deutsche, dessen Name von der englischen Presse verschwiegen wird, hatte natürlich ket»e Ah««»g, daß er i« Ba»»« ei»er Spionin staub. Er mußte nach Berlin fahren und diese Tat sache nutzte Ivy au». Ste heiratet« -«« deut- scheu Krösus un- erhielt tu Berlin de» Ge- hetmbefehl, sich die FestungSpläue eine» -««1- sche» Garnisonplatzes -» besorg«», -1« t» ei»«« genau angegeben«« Veldschrank aufbewa-rt waren. Die Entwürfe befande» fich bei einem General, der eine» der erste» deutschen Sieg« dazu benutzte, «in Fest zu veranstalten, zu dem auch ihr Mann eingeladen war. Ivy er regte wegen ihrer Schönheit in der Berliner Gesellschaft große- Aufsehe« und stahl dte Pa pier«. Man fand den Safsenschrank erbrochen, ohne sich vorstellen zu können, wer fich der Papter« bemächtigt hatt«. I» der Kleidung einer Krankenpflegerin überschritt zwei Wo- chen später Ivy die holländische Grenze. Kurz darauf «rreicht« sie glücklich England, wo man ihre Leistung lobt«. Bi» zum Jahre 1S18 blteb ste dann bet dem Geheimdienst un ¬ verdient« al» Spto«i» U»s»««ex. Doch immer hatte ste da» Geld bald asSgegebex. Ihre Verschwendungssucht kannte k«tn« Gren zen, so daß ste nach dem Weltkrieg fast mittel- los war. Ihr« zahlreichen Freunde »nd ve- kannten hatten natürlich keine Ahnung davon, daß Ivy niemand an-ere» al» die engltfche Mata Hari war. Al» st« starb, wurde aller- ding» der Schleier de» Geheimnisse» gelüftet- Ivy endete wie all« groß«n Abenteu«rinnen, di« da» Leben tn höchst« Höhe» g«führt hatte. St« hatte mtt dem Glück ein frivole» Spiel getriebe« und da» Schicksal rächt« fich. Die Tragödie der englischen Mata Sari Glück und Ende der abeutenerlichfte« Optant«. nur wenig feinere Seelenregvnge«. Sei« Triebe veranlassen ihn, plump vorzug^en. Jgh, zorn, Sprunghaftigkeit, ein« gewiss« Explosivität de» Wesen» erschwert den Umgang mtt ihm. Lr kann gut arbeiten, wenn er Lust dazu hat; träge Stunden sind bei ihm nicht» Seltene»; es ist nicht der rechte Verlaß auf ihn. Zeichen der Heimlich- keil mangeln der Schrift nicht, ich bin davo» überzeugt, daß er fich keineswegs immer aufrich. tig gibt. Die Geschmacksrichtung zt«lt auf Seu- sationelle»; Film« mit starken Effekt«» und einer ebenso starken Rührseligkeit find ihm das liebste. Höhere Fragen beschäftigen ihn nicht. E» kann ja aber sein, baß namentlich ein« «dl« Krau noch einen günstigen Einfluß auf ihn gewinnt. So, wie er jetzt ist, läßt er die zarteren, den Men. schen eigentlich wertvoll machenden Züge, ziem- ltch vermissen. 184. Edelfink (48 Jahres. Sie hat fich mit so manchem Unangenehmen abgefunden, e» ist ihr Talent, aus allem das Gut« herauszusuchen; ste blt«b auch in wirr«» Verhältnissen die Klan, einfach Empfindende. Sie versteht e», zu dulde» und dadurch schließlich zu siegen. Was von ihr verlangt wird, da» tut ste, selbst wenn eS ihr wei ter kein Vergnügen macht, sie sehnt sich nach Ruhe, würde sich am liebsten ganz in fich selber zurückziehen, klagt nicht über ihr Leid, trägt e- also, wie eS ihr auferlegt wird, un- ist dankbar, wenn ste einmal Liebe un- Güt« erfährt. Inner- lichst bewahrte sie sich etwas Mädchenhafte«. Jungfräuliches; di« Sinnlichkeit war ihr nie et» unbegrenzter Genuß. — Die Ansprüche, di« ste an» Leben stellt, find unschwer zu erfüll«». Sie arbeitet viel für andere und leistet fich keinen Luxus. Selbständig ist ste geblieben, so viel ste geduckt wurde: ste muß einen Glauben an eine höhere Gerechtigkeit haben. Ihr Idealismus ist selbst durch die bittersten Erfahrungen nicht aus- zurotten. Möglichst ehrlich un- aufrichtig geht ste ihren Weg; Heimlichkeiten mag ste nicht haben, alles Unwcchre quält fi«. Für gewöhnliche Geselligkeit hat ste im Grunde nicht viel übrig, wenn ste ste auch mitmacht; ste söhnt sich nach einer Seel« voller Weichheit und Verständnis, einer Seele, der ste sich so recht anvertrau« dürft«! 188. S. S. (87 Jahre). Er belehrt an-ere mtt Sorgfalt un- Gewissenhaftigkeit; ein Führer, der nicht herrisch auftritt, dessen vernünftige Art aber solch« Sympathie erweckt, daß man ihm gern folgt. Frische, maßvolle Tatkraft, Gesund- h«it, Sinnenfreud«, gebändigte Sexualität, ein F«ind deS Raffinierten; schlichter Geschmack und tu allem natürlich und eS redlich mein«»-. Je länger man ihn kennt, d«sto urehr gute Eigen schafte» entdeckt »ran in ihm. Er hat gar nicht das Bedürfnis, mehr zu scheinen, als er ist, auch sein Ehrgeiz ist nicht übergroß; er will feiner reellen Arbeit alles verdanken und lehnt eS ab, durch Protektion hochzukommen. Lin ziemlich ,mnmod«rner" Mensch, — di« Moral ist ihm nicht- Abgetan«», sondern regiert sein« Handln», gen; er ist sachlich, mit reger Vorstellungsgabe un- idealen, sozialen Gedanke«, et« Helfer de» Hilfsbedürftig««, ein« Stütze de» Alter», von ruhiger Männlichkeit, ni« sentimental, doch stet» gemütvoll. Echt tn all seinen Gefühl««, kein schwankende» Rohr, — gründlich erwägend, km- sequent vorgehend, auf die Hauptfach« defs« konzentriert, wa» er tm Leben leisten will, nicht zerstreut, indessen auch nicht einseitig. Et« treff- ltcher Kamera- und ein Verehrer der Fra«, ohne ihr mtt Begierde zu nahen. Da erkennt man dte anständig« Gesinnung. Professor Ottomar Enking. tLottee Nag trinken lielhtr etßsnL kür 6ie Serunükeit tun. — Un6 »er »ottte üar nickt k Anne Kanne Löwin Erzählung von Barbe« Ri» g. Einzige berechtigte Ueberfetzung au, dem Nor wegischen von Llär« Dreveru» Ms-en. Copyright by Georg Müller ». Albert Langen, München 1930. 12 „Es könnte ja auch noch andre geben, die es nicht mögen, — selbst wenn ste es nicht sagen," sagte Leutnant Berst». „Also das Verspre chen gilt, Fräulein Corvin?" „Topp, sagte Anne Karine. Und Anne Karine ging heim und dachte zum erstenmal in ihrem Leben darüber nach, wie - ste sich wohl in den Augen andrer ausnehm«. Aber wie staunt« st«, als ste beim Mittag essen di« Lreignisse de« Tage» berichtet« und sah, daß ihre getreue Stütze, der Oberstleut nant, ebenso entsetzt war wie Frau Corvinia, daß Ann« Karine Leutnant Bersin besucht hatte. „Du lieber Gott, kommt denn das nicht auf «In» rau«, ob ich zu dem ach« oder zu Amt- mann» Anna zum Beispiel? Bloß, daß es zehn mal so nett und gemütlich war bei Leutnant Berstn," sagte Anne Karine. Aber der Oberstleutnant legt« ihr an« Herz, di« G«schichte ja keinem zu erzählen. Si« hätte schon gradr genug geliefert. Man saß um den Teefisch Der Oberst- lmtnant, Frau Lorvinia und Ann« Karine, Leutnant Berstn «nd zw«i andre Leutnant». Tee war ja nicht gerade da» Liedlingsge- tränk der jungen Leutnant». Aber e» gehört« sozusagen mit ^»r Weihnachtsabendsfimmung. E» ermnette an zu Hause. Und so tranken sie L«e mit Anstand. Fra« Corvinia steckte den Deihnachttchaum an und schlug di« Türen auf. Anne Karine stürzte auf die Paket« von zu House. Dte Kist« war schon vor mehreren Ta gen gekommen, ober man hatt« ste sofort öff ne» müssen, denn es war frische Echlachtwurst drin. Der Vater schickte rosa Seidenstoff zu einem Ballkleid und Geld für di« Schneiderin. Onkel Manbt schickt« ein« riesige Brosche, wie sie modern gewesen waren, als Onkel Manbt jung war. Und di« Drosch« war in ein Pa pier gewickelt, auf dem geschrieben stand: Sil vesterabend kriegst du noch ein viel schönere« «nd größeres Geschenk. Krau Corvinia war mtt dem Seidenstoff nicht einverstanden. Fra« Torvinias Geschenk Air Ann« Karin« war ein fertige» weiße» Ballkleid, da« am Reuiahr^og im Klub auf Anne Karine« erstem Ball eingeweibt werden sollte. Anne Kann« war strahlend über khre eig nen Geschenk un- darüber, daß ste mit ihren Gaben so viel Glück machte. „Onkel Mandt sagt, ein Gentleman raucht nie uw» andre« al» Darinas Knaster. An der Portorikv, den du paffst, Dietrich, ist wirk lich keinen roten Heller wert", erklärt« Anne Karine. Don den drei Leutnant» zusammen bekam sie «inen kleinen Photvgraphieapparat. „Donn«r ..... brach Anne Karine aus. Und stolz sah sie zu Leutnant Berstn hinüber, weil ste noch rechtzeitig kehrtgemacht batte. „Ja, gnädiges Fräulein beklagten sich ein mal, daß Sie bei einer gewissen Gelegenheit keinen Photographenavparat gehabt hätten," lächelte Leutnant Widde. „Ach damals, al» ich die Katze tvtg«schossen batte," antwortete Anne Karin«. „Habe ich Ihnen denn da» erzählt?" Allerdings. Leutnant Widd« war zugegen gewef«», al» Fräulein Corvin in einer Gesell schaft dei Pastor» ein« detaillierte Veschretbung der Szene machte. Dank deinem Schöpfer, daß deine Tante nicht im Zimmer ist, Karj", sagte der Oberst- l«utnant. „So, so, also du gehst mnher «ad gibst unsre — unsre intimsten BekleSninasgegen- stände -um besten. Und »rächst uns in der gan zen Stadt lächerlich? Du bist mir ein« nette." Es waren weniger di« Wort« des Oberst leutnants als der Ausdruck ia Leutnant Ber sins Gesicht, der Ann« Karin« eia gang less«s Mißbehagen verursachte. Aber sie schüttelt« es augenblicklich ad. Da» fehlte grade, daß man so wa» rasend Amüsantes nicht erzählen sollt«. Geheimnisvoll überreichte Anne Karine Leutnant Berstn ihr Geschenk hinter de« Blu mentisch. Und stand mit erwartungsvolle» Au gen »nd sah ihm zu, wie er da« Paket öffnet«. Der Leutnant macht« ein etwa« komisch«» Gesicht, al» «r einen scheußlichen alte« Tabaks beutel hervorzog. Er sah Ann« Karin« fra gend an. „Aufgemacht", kommandiert« Ann« Karin«. Drin lagen zwei zusanunengerollt« Fünfzig- marffcheine und zwei zusammengerollte weiß« Zettelchen. Der Leutnant wurde dunkelrot. „Schenken Ele mir Gelb, Fräulein Cor- vin?" Der Ton war nicht grade begeistert. Anne Karine war sehr enttäuscht. Der Leutnant entfaltete di« beiden Zett^. Auf dem einen stand mit einer großen steifen ungelenken Kinderhand: Für Sophie von Kart, Leutnant Bersin sah Anne Karin« an. Und diese» Mal war Anne Karine mit dem Aus- druck seine» Gesicht» zufrieden. Ader al» er den zweiten Zettel la», sing er an M lachen. Und Anne Karin« griff nach de« Zettel. Den hatt« sie nicht beachtet. Da stand: „Alle Frauenzimmer sind falsch. Trau ihnen nicht, Karl. Sondern komm wieder nach Hause zu deinem alten Onkel. Anbei da» Reisegeld." „Da» hat ohne Zweifel Fräulein Corvin» berühmter Onkel Mandt geschrieben," sagt« L«utnant Bersin. „Und da» Veld wollten Si« Sophie schenken?" „Ja. Corvinia ist nämlich nicht so schlimm, wie «» im Anfang augsah," antwortet« Am»« Karine. „Ich brauch« nicht auszurücken. Und sollte e» doch noch notwendig sei», dann sage ich'» bloß zu Dietrich. Der wird mtt das Reise geld schon pumpen. Onkel Mandt» Tabaksbeutel wollte Leut- aant Bersin gern behalten. Aber das Gelb muhte Arme Karine zurück- nehmen. Der Leutnant wollte es nicht an So- phve schicken. Dagegen mochte er de» Vor schlag, Anne Karine sollt« Sophie eine Kleinig keit kaufen. Und ein paar Tage nachher ging Anne Karine und kaust« «in solides Taschen messer. „Weil das das nützlichste wär, wa» man haben könne." Am Silvesterabend ging Ann« Karine de» ganzen Tag in höchster Erwartung umher. On- kel Mandt hatt« ja ein große, Geschenk ange- kündiat. Und wenn es nicht schon da war, muhte es sicher mtt dem Nachmittagsschiff kommen. Ader später am Tage kam Schneegestöber Drauhe» auf dem Fjord lagen di« Schiffe und tuteten und wagten sich nicht herein. Die Zei- tungen waren voll von Dampfschiffsverspätun gen von allen Seiten. Und Anne Karine muhte bas alte Jahr scheiden lassen, ohne Onkel Mandt» grobes Geschenk zu sehen zu kriege». Auf dem RSsbybof waren Matthias Cor vin und Kavitä» Mandt die Tage recht lang geworden. Und sie hatten ste noch länger ge macht, indem sie di« halb« Nacht auf sahen, mtt ihrem Todesdyglas und mit ihre» Geschichten — meist von Kark, was ste in den letzten fünf zehn Jahren, s«it ste der Mittelpunkt des Le ben» auf dem Räsbyhof gewesen war, gesagt und getan hatte. Den beiden alten Herren war es ein rech ter Schlag, daß sie Weihnachten nicht »ach Hau» kam. Matthias Corvin grämte sich in aller Stille. Anne Karine wäre sicher ge kommen — dachte er dei sich —, wenn ste sich nicht da, wo sie jetzt war, ebenso wohl fübiu al» zu Hou» bei ihn«». (Korts, folgt )
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