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Dienstag, den 2. August 1932 Nr. 179 Diekes Blatt «nthSlt die amtlichen Bekanntmachungen de« Bate» zu Dresden für dl« Stadtteil« Lolkdwtk Weiker Hirsch, Bühlau, Rochwitz, Wachwttz und Laubegaft <II. und III. Verwaltungsbezirk) der Gemeinden vlasew y, Niederpoyritz, Hosterwitz, Pillnitz, Weitzig und Schönfeld, sowie der Amtshauptmannschaft Dresden. Verkag aibaau-Luch-ruckerei und Leriagsansiali Hermann »eyer s Eo. VresdewMafewitz. - Verantwortlich für Lokale« Sari Drache für den adrigen Inhalt Lugen Werner beide m Dresden. ^-------77777^77^^^^^^einden^mid^ÜM Radio-Zeltung, Nur ein Mertel. I Anzeigen werden di, »gespaltene gucheml täglich Oer Äezug^preiS betr. monatt.M- 2-, mit 100 Soldpfennigen. Anzeigen . Ä-daM-n und Skpediti-N . Ls Slasewih, Tollewitzer Stt. 4 t stbern^m. ————— 94. Zahrgang > SächMche DlllWU M SUWM ns».M°n>L Pettt-Zeile mit 23 Soldpfenmgen berechnet, ReNamen die 4 gespaltene Zeile . . u. Reklamen mit plahvorschristen und schwierigen Satzarten werden mit SOK Aufschlag berechnet. Schluß der Anzeigenannahme vorm. 11 Uhr Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Tagen oder Plätzen, sowie für telephonische Aufträge wird keine Gewähr geleistet. Insertionsberräqe stnd sofort bei Erscheinen der Anzeige fällig. Äei späterer Zahlung wird der am Tage der Zahlung gültige Zeilenpreis in Anre nung gebracht ^abattanspruch ersticht! b. verspät. Zahlung, Klage ob. Konkurs d. Auftraggebers mit Loschwttzer Anzeiger "LSK.'RLL'N L-A Tageszeitung für das östliche Dresden und seine Vororte. Gegen Gewalt und Terror Letzte Warnung Aufruf des Reichskommissars Dr. Vracht Der mit -er Wahrnehmung -er Geschäft« des preußischen Innenministers beauftragte bevollmächtigte Reichskommissar für Preußen, Dr. Bracht, erläßt folgen-en Aufruf: Die Wahl ist vorbei. Das Volk hat ge sprochen. Die völlig« Wie-e«Herstellung de» inneren Frte-euS ist jetzt oberstes Gebot. Gewalt un- Terror müssen endlich -er Ach- tung vor -em Gesetz weichen. Di« Heilig keit -eS Menschenleben» darf nicht weiter angetastet werben. Ich warne »um letzten Male. Die GtaatS- regierung wir- selbst drakonische Maßnah men nicht scheuen, nm ihr« Pflicht gegenüber -en friedlichen Staatsbürgern restlos zu er- füllen un- -en Burgfrieden zu erzwingen, -en unser Land braucht. Ich warne auch alle Organisationen wie je-eu einzelnen, weiter »um Blutterror zu Hetzen. Di« Presse hat sich jeder Auspeitschung -er Leidenschaft, auch durch unrichtig« Berichterstattung, zu enthalten, andernfalls hat sie schwerste Gin- griffe in ihre Freiheit zu gewärtigen. Dieser Aufruf Bracht» steht tu Zusammen hang mit den verbrecherischen Anschlägen in Königsberg und anderen Orten, worüber wir gestern bereits berichteten nn- heute weiter berichten. Aufstand zum Tode. 44 umrde« bereits erschösse«. 73 andere wurden zu zehn «ud sieben zu fünf Fahren tterker begnadigt. Verheerungen aus der Mittenwaldbahn Heftiges Gewitter über Innsbruck Mo »Well WM llll« WWW Neuyork, 2. August. Wie aus Asun cion gemeldet wird, hat das Parlament von Paraguay die Mobilmachung gegen Bolivien beschlossen. Der Präsident hat die Mobilmachnngsorder unterzeichnet. Zwei Forts erstürmt Buenos Aires. 1. August. Wie aus La Paz gemeldet wird, wird dort der Krieg mit Paraguay für unvermeidlich gehalten. Die Feindseligkeiten im Gran- Chaco-Gebiet nehmen täglich einen ern steren Charakter an. Der bolivianische Oberbefehlshaber hat dem Kriogsmini- sterium gemeldet, daß seine Truppen das Forts Bougueron, eines der wichtigsten paraguanischen Forts, erobert haben. Wie das bolivianische Kricgsministerium wei ter mitteilt, ist auch das paraguanische Fort Toledo mit der gesamten Festungs- ausriistung, einschließlich einer Anzahl wichtiger militärischer Schriftstücke, er stürmt worden. Begeisterung der Bevölkerung in Bolivien Buenos Aires, 2. August (Radios. Infolge der Einnahme des paraguaya- nischen Forts Bougueron durch bolivia nische Truppen hat das Kriegsfieber in den beiden Staaten seinen Höhepunkt er reicht. In der Hauptstadt von Paraguay ist der Belagerungszustand erklärt wor den. Der paraguayanische Außenminister Arbo hat in Beantwortung der Rote des Präsidenten des Bölkerbnndsrates die Bereitwilligkeit Paraguays erklärt, sich einer schiedsrichterlichen Entscheidung zu Unterwerfe«. In La Paz wurde die Rachricht von der Einnahme des Aorts Bougueron von der Bevölkerung mit stürmischer Begeisterung ausgenommen. Die Menge veranstaltet prosze nationale Kundgebungen i« den Straßen. Der Zündholzkönig Patin» soll der boliviauische« Regierung mehrere Million«« Mark «nd 15 Sriegsfl«gze«ge zur Verfügung gestellt haben. Der boli vianisch« Anhenminister ZaLes lehnt« in. einer amtlichen Berlantbarung die vom paragnayanischeu Gesandte« iu Chile vorgeschlageue Vermittelung ab. Massenhinnchtungen in Peru Berlin, 2. August. Die in der vori ge« Woche in Per« ausgebrochene Revolte gegen die Regierung fand nach einer Meldung Berliner Blätter ihr Nachspiel vor einer Reihe von Standgerichten, vor denen sich fast alle Führer zu verantwor ten hatte«. Die Gerichte verurteilten nicht weniger als 101 Teilnehmer an dem Innsbruck, 2. August. (Radio s Fu den gestrige« Abendstunde« entlud sich über Inns bruck un- Umgebung ein heftiges Gewitter, das zu große« Verkehrsstörungen führte. So wurde di« Arlbergstrecke bet Imst an mehrere» Stelle« vermurt. Der durchgehende Verkehr konnte erst heut« morge» wieder ausgenommen werde«. Besonders folgenschwer waren die Verheerungen auf der Mitten Waldbahn, wo die Strecke bet Gießeubach t« großem AuSmaß verschüttet wurde. Der Abendzug fuhr mit der Lokomotive «ud einem Wagen in die Erbmassen hinein und blieb stecke«. Heute früh ist von Innsbruck a»S Militär zur Freimachung an die Unfallstelle ab- gegangen. Die Erdmassen »erlegen das Gleis tu einer Ausdehnuug vou Lvv m Länge und 3 m Höhe. Der Eisenbahnverkehr wird durch Um- steigen auf re chlor halten. Bundeskanzler a. D. Dr. Seipel gestorben Wien, 2. August. (Radio s Der frühere österreichische Bundeskanzler, Prälat Dr. Seipel, ist heute vormittag nm 7.30 Uhr im Sanatorium „Waldfrieden" im Wiener Wal- seinem lange« Leiden erlegen. Der Abtransport der Pieeard-Gondel aus Brüssel Der Stratosphärenflieger Prof. Piccar-, Brüssel, will bekanntlich in nächster Zett einen neuen Flug in die Stratoshäre unternahmen, der aber diesmal nicht von Deutschland auS gestartet wird, sondern von der Schweiz aus. In der Nähe von Zürich soll der Aufstieg des Ballons vor sich gehen, — Unser Bild zeigt, wie die neue, bedeutend geräumigere und nach den Erfahrungen des ersten Fluge» verbesserte Gondel aus den Räumen der Brüs seler Universität unter Leitung von Prof. Piccard und seiner Mitarbeiter auf den Trans- portwagon gebracht wirb» um nach Zürich geschickt zu werde«. Notwendige Warnung M. Die Opfer an Menschenleben, di« der hinter uns liegende Wahlkampf gefordert hat, sind ein ganz besonders trauriges Merkmal unserer verworrenen Zeit. Und das Bedauer lichste dabei ist, daß die Menschen den durch Brutalität oder Terror herbeigeführten Tod eines Mitmenschen vielfach mit einer Leichtigkeit und Kaltschnäuzigkeit hinnehmen, als ob ein Menschenleben überhaupt nichts sei. Wir müssen wieder viel mehr Achtung uns aneignen vor alle« Menschen, die als Glied Les Volkskör- perS auch ihren besonderen Pflichtenkreis im private« LÄen zu erfüllen haben un- wir müssen wieder tiefen Abscheu empfinden lernen vor Mord un- Totschlag. Ein Menschenleben ist Loch oben nicht, wie mau so leicht hinsagt, ein Nicht» — in jedem Menschenleben steckt ein Stück Pflicht und Verantwortung. Saum ist die ReichStagSwahl, die -le politi schen Leidenschaften heiß entfachte, vorüber, so nehmen Ueberfälle auf Menschen und Gebäude doch kein Ende. Brandbomben schleudert man gegen ZeitungSgebäude. Mit vorgehaltenem Revolver dringt man in Wohnungen von Per sonen ein, die im politischen Kampfe in der ersten Reihe mitkämpfen. Man zerstört und mordet, hetzt und wütet, macht Familien unglücklich und bringt ganz« Wohnviertel in einen Zustand von Aufregung. Politische Verbrecher stnd nach wie vor am Werke und es spielt gar keine Rolle, aus welchem politischen Lager das Mordgesind«! kommt. Jeder Mord ist verabscheuungSwert. Fe-er politische Mord auch. Es ist deshalb nur zu begrüßen, daß -er Reichskommissar für Preußen, Dr. Bracht, eine letzte War nung in einem Aufruf aukklingen läßt. Die Sprache dieses Aufrufes ist bestimmt un- energisch. Selbst vor drakonischen Maßnahmen wird die Reichsrvgierung nicht zurückschrecken, wenn es gilt, die friedlichen Staatsbürger vor Gewalt und Terror zu schirtzen. Richtig, in der Lage, in der sich Deutschland infolge parteipoliti scher Verhetzung leider befindet, braucht das Land und das Volk einen Burgfrieden. Und er muß erzwungen werden, wenn Gewalt maßnahmen immer und immer wieder Volk und Land beunruhigen. Denn wir müssen nus dar über klar sein, daß mit der vollzogenen Wahl des neuen Reichstages der politische Kampf noch nicht beendet ist. Die große Frage ist zu lösen: wer Deutschland nach dieser Wahl weitcrregieren soll. Auch die Wirtschaft hat hieran ein sehr großes Interesse. Man wartete in der Wirtschaft mit einer wahren Engelsgeduld den Ausgang der Wahl ab und hatte dabei die Hoffnung, daß nach der Wahl das Geschäft cinsctzen würde. Wenn hier auch sehr viele einen etwas starken Optimismus zeigten, so war der Wunsch, endlich einmal in Wirtschaftsverhältnisse hineinzukom men, -ie Bewegung auf den Wirtschaftsmarkt bringen, ganz verständlich. Aber nun ist es wie der anders gekommen. Nach dem Wahlergebnis, daS einem Unentschieden gleicht, wartet die Wirtschaft mit Besorgnis ab, welche Männer und welcher Geist künftig Deutschland weiter führen wird. Es liegt deshalb immer noch ein schwerer Druck auf unS allen. Und auch schon deshalb ist eS notwendig, daß die Regierung die feste Hand nicht vermissen läßt und dort fest zugreift, wo di« Dinge eS erfordern. Wir vräuchen Ruhe und Ordnung, um wirken und schaffen zu können. Wir brauchen Arbeit, um leben zu können. Hetzereien zu Blutterror sind Verbrechen am Volke. Ihnen muß mit Kraft un- festem Will«« begegnet wrrden. Mr