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Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188607172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860717
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860717
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-17
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.07.1886
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ML6S. —SZahrMA. AbonnemcutSpreiS: Der unvatteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgende» Tages) zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättem kostet monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Ctumnitz und de» Vororten, sowie bei der Post. tEiugetraaeu unter Mr. ^»«8:r > Im 2. u. 4. Quartal erscheint für Abonnenten Sächsische» Eiseubahn-ffahrplanhefl. Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten Zahresbuch (Weihnachtsbeigabe) d. Anzeigers. Verlag.- Alexander Wiede, Bnchdrnckcrci, Ehenmitz. Sächsischer Inmger mit „Ghemnitzev Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Sonnabend, 17.2uli 1886. JnsertionSpreiS: , Raum einer schmalen Korpuszeile 15 Pfg.; — Reklame (Ispaliige Petitzeile) 30 Pfg. — BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle ma» Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüge» Oe8Silben Korpusschrist bilden ca. l Zeile). Annoncenannahme' nur bi» Bormittaa. Inserat« nehmen außer der Verlag»» Expedition die Annoncen - Bureaux a». tkrpebition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Ar. L. Telegramm-Adr.: Wiede'» Anzeiger, Chemnitz. Fernsprechstelle Nr. 136. Keidlättu: „Tägliches UnterhMungMatt" M hmmstisch illniimtkL Samtysblalt „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Ueber das Vermöge» de» Gutsbesitzers Carl Ludwig Malz in Markersdorf wird heute am l4. Juli Nachmittags halb 6 Uhr das Konkurs verfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Justizrath von Stern in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 11. August 1886 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkurs- ordnung bezeichneten Gegenstände aus den LO. Juli 1886 VormsttagS 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 31. August 1886 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auf erlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkurs verwalter bis zum 14. August 1886 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Telegraphische Nachrichten. Vom 1b. Juli. Wien. Ungarn» Antwort auf die österreichische Note betreff» deS Ausgleich» ist eingetroffeu; dieselbe beharrt priucipicll auf de« früheren Vereinbarungen; sollte jedoch Oesterreich neue Verhau dluugeu wünsche», so tönnen dieselben in der zweite» Augnsthälfte beginnen. Für die am Zolltarif von Seiten Oesterreich» vorgenommenrn Aende- rungen wird Ungarn Cowpeusationen bei den Textilzvllrn, namentlich bei Baumwollwaare», beanspruchen. Graz. Der Gemeinderath beschloß, an da» Ministerium tele graphisch da» Ansuchen zu richte«, daß di« für den 17. und 18 Juli angekündigten Bergnügungszüge nach Triest und Fiume mit Rücksicht auf die Choleragefahr nicht gestaltet werden. Fiume. In den letzten 24 Stunden" wnrden 6 Cholera-Er kanknngen urid 3 Todesfälle, worunter einer von srüheren Erkrank «ngeu, constatirt. Vom 24. Jnui bi» heute kamen inSgrsammt 69 Cholerasäll«, worunter 41 mit tödtlichem Au»gange, vor. Die ver storbenen Personen gehörte» meist dem Arbeiterstande an, de» den feuchten westlichen Staditheil bewohnt und theil» in der Eisenbahn- Station, theils in der ReiSschälfabrik beschäftigt war. In dem Nach barorte Snsak find inSgesammt 9 Erkrankungen und 4 Todesfälle vorgekommen. Seit gestern hat die Zahl de« Cholerafälle abgenowneu. E» herrscht heitere», sonnige» Wetter. Budapest. Der „Pester Lloyd* meldet, daß die Pforte durch ihre diplomatische Vertretung bei den Siguatarmächten bezüglich Ba- tum» Umfrage gehalten habe. Die Antworten seien durchaus un- vräei» ausgefallen, selbst die duich di« Wahlen ocevpirte englische Regierung habe unklare Aufschlüsse erlheilt. Rom. Colerabericht. In den letzten vieruudzwanzig Stunden bi» heute Mittag»: In Codigoro 3 Erkrankungen, 2 Todes fälle; in Venedig keine Erkrankungen, 1 Todesfall; in Brindisi 11 Erkrankungen, 3 Todesfälle, wovon 2 von früher Erkrankten; in San Bits (dei Normanni) 20 Erkrankungen, 1 Todesfall; in Ostnni 1 Todesfall; in Oria 2 Erkrankungen, 2 Todesfälle von früher Er krankte«; in Erchie 3 Erkrankungen. 2 Todesfälle von früher Er krankten; in Francavilla 44 Erkrankung»-, 17 Todesfälle, wovon 6 von früher Erkrankten; in Latiano 2b Erkrankungen, 10 Todesfälle, wovon 2 von frühe» Erkrankten; in Sant Donaci 6 Erkrankungen, 2 Todesfälle von früher Erkrankten. Triest. Von 9 Uhr Morgen» bis 9 Uhr Abend» wurde» vier Cholerafälle gemeldet. Vormittags erkrankte ein elfjähriges Mädchen in dem Hause Nr. 12 in der Via Moli» Grand», in welchem bereits zahlreiche Cholerasälle vorkamen. Mittag» eine Frau in der Via Media, Nachmittag» ein« Fra« in der Via Erta, Abends ein Knabe in der Via Montnzza. Der Magistrat beginnt bereit» mit der Ge uehmigung von Geldentschädigungen an Personen, welche durch die vorgeschriebe««» Coutumaz-Maßregrln Schaden erlitten; auch für vernichtet« Effecten wird eine Entschädigung geleistet. Paris. Der Präsident Grevy beglückwünscht« de« Kriegsminister Boulanger schriftlich zur guten Haltung der Truppen bei der gestrigen Parade und ernanute denselben zum Großosficier der Ehrenlegion. Brüssel. Der hiesige Vertreter der internationalen Schlaf wagen-Gesellschaft ist mit der ganzen Caffe durchgebrannt. London. E» ist ein Uebereinkommeu zwischen dem heiligen Stuhl und China abgeschlossen. Darnach wird der heilig« Stuhl fortan in Peking durch einen JnteruuutiuS vertreten sein und Mon- stgnor« Agliardi wird hierzu ernannt. Derselbe wird im nächste« Moxat noch Peking abreiseu. Die Regierung in Peking soll aus drücklich gewünscht haben, daß die Abreise de» Jnternuntiu» möglichst bald erfolge. Washington. Da» Repräsentantenhaus nahm mit 209 gegen 65 Stimme« einen Antrag an, wonach, falls der Ueberschuß oder da» Saldo in der StaatSkafse unter Einrechnung de» zur Amortisation von StaatSnoten gehaltrne« Betrage» 100 Millionen Dollar» über steigt. der Staatssekretär verpflichtet sein soll, diesen Ueberschuß zur Zahlung der zinstragenden Schuld im Beirage von nicht weuige« als zehn Millionen Dollar» zu verwenden. Die sächsische Yk«Ssi,hr nach den Dereirrigten Staaten. Kein andere» überseeisches Land ist für unfern Handel von so hervorragender Bedeutung, wie die Vereinigten Staaten von Amerika, keine» zählt unter seiner Bevölkerung so Biele, die unser eigenes Blut in den Adern tragen, und keine» bietet mehr von den Vor bedingungen, welche nach der von der Erfahrung so vielfach befähigten Say'scheu „Theorie der Absatzwege* einen hochentwickelungSfähigen Verkehr mit unserem Vaterland erwarten lasten. Es sind nebelhafte Träume, wenn man von den Hunderten Millionen fabelt, welche in absehbarer Zeit die weiten Räume der Union füllen, eine Welt für sich bilden, die reichen Gaben des Boden» für sich allein beanspruchen, auf allen Gebieten der Gewerbe und der Kunst sich selbst genug thun werden. Thatsächlich werden die Vereinigten Staaten in aller absehbarer Zeit darauf angewiesen sein, für ihre Bodenproducte, ihr Getreide, ihre thierischen Nahrungsmittel, ihre Baumwolle, ihr Petroleum rc. Abnehmer in Europa zu suchen, und werden Deutschland mit seiner so stark wachsenden Bevölkerung und girier gewaltig aufstrebenden Industrie immer mehr geneigt finden, als Käufer aufzutrrten. Sie werden die Bewerbeproducte Europas nicht entbehren können, wevn sie auch noch so stolz aus da» Auf blühen ihrer Industrie sehen; ist doch England selbst, gegen dessen Industrie die amerikanische noch gar weit zurücksteht, wohl der beste Kunde für dentsche Jndustrieproduct», und zwar durchaus nicht blos von solchen, die eS durch seinen Handel nach dem Ausland« weiter verwertüen will. Die Errungenschaften einer tausendjährigen Cultur, welche Deutschland jetzt genießt, lassen sich denn doch nicht alle über das Meer übertragen. Wer die Verhältnisse verschiedener Industrie- bezirke kennt, wird schwerlich viel gegen die Ansicht einzuweuden haben, daß gewerbliche Fertigkeiten von Generation zu Generation sich in fast gleicher Art forterben, wie die äußere Erscheinung der Menschen. So haben wir in Deutschland viele Jndustriebezirke, in denen die Geschicklichkeit in gewissen Gewerbthätigkeiten etwas All- tägliches ist und daher naturgemäß auch als etwa» Alltägliche» be zahlt wird. DaS Ausland mag einzelne derartige Arbeiter on sich ziehen, um den betreffenden Industriezweig bei sich heranzubilden. Damit hat es aber nicht alltägliche Arbeiter, sondern ungewöhnlich geschickte, die auch als solche bezahlt werden müssen. Im besten Falle dauert eS lange Jahre, bis die Concurrenzfähigkeit dem alten Gewerbesitz gegenüber erreicht wird. So find eS denn in Wirtlichkeit in erster Linie die Erzeugnisse der billigen geschickten Arbeit, welche der Amerikaner bei uns sucht, und unter diesen nehmen wieder die Products der Hausindustrie eine hervorragende Stelle ein Seit fünfundzwanzig Jahren ist der relative Antheil Deutschlands an de» Waarenversorgung der Union um die Hälfte gestiegen, von 5,2 auf 8 Procent. Allerdings handelt eS sich dabei um die Ein- fuhr aus Deutschland, die auch nichtdeutsche Maaren umfaßt; da aber deutsche Maaren auch über Belgien, Holland rc. ausgehen, so entspricht obiges Berhältniß sehr nahe dem Verkehr mit Maaren deutschen Ursprungs. Die deutsche Waarenausfuhr nach der Union zeigt den Wcrthen nach in den einzelnen Jahren sehr bedeutende Schwankungen; aber die einzelnen Industrie- und HandelSgrbiete Deutschlands betheiligten sich Jahr auS Jahr ein in bewerkenSwerth regelmäßiger Weise an derselben. In den letzten sechs Jahren fiel fast genau ei« Viertel auf das Königreich Sachsen, und ein zweite» Viertel auf Rheinland-Westfalen; in da» dritte Viertel theilten sich Süddeutsch, land, ausschließlich rechtsrheinisches Bayern, und die Hansestädte, zu nahe gleichen Theilen; für da» ganze übrige Deutschland blieb somit ebenfalls ein Viertel. Die sächsische Ausfuhr besteht zu etwa zwei Drittel bis drei Viertel aus Producten der Textil-Jndustrie. Die Wirkwaaren nehmen weitaus den ersten Platz unter den Maaren ein, die auS Sachsen nach der Union gesendet werde»; sie machen von der sächsischen GesammtauSfuhr der letzten fünf Jahre 40 Procent aus. — Die am Export von Wirkwaaren betheiligten Geschäftshäuser auS Chemnitz rc. unterscheiden sich ziemlich scharf in solche für Handschuhe und solche für Strumpswaaren im engeren Sinne, namentlich Strümpfe. Das Material dieser Wirkwaaren ist, wenn auch in neuester Zeit die Verwendung von Seide und Wolle, besonders der erstereu für Handschuhe, zugenommen hat, doch weitaus überwiegend Baumwolle. Außersächsischer Fabrikat ist unter den in Sachsen zum Export declarirten Wirkwaaren nicht oder nur in verschwindender Menge enthalten, da Zeulenroda, Reuß L. L, welcher hierbei fast allein in Frage kommen könnte, über Sonneberg exportirt. Für die sächsische Wirkindustrie aber ist der Absatz nach der Union von großer Bedeutung. Unter den Webwaaren stehen die wollenen mit obenan. Die leinenen find hauptsächlich Damaste auS der Lausitz, vielleicht aber stammt ein Theil auch aus Böhme». Unter den wollenen, resp. halbwollenen nehmen die Damcnlleiderstoffe von Glauchau-Meerane (hier auch untergeordnete baumwollene) und von Gera-Greiz den ersten Rang ein. Die übrigen Wollenwaaren lasten sich im einzelnen nicht sicher unterscheiden, sie bestehen in Tuch, Plüschen, Decken, Flanellen (von Reichenbach), Cachenez (von Frankenberg) und den mannigfaltigsten Sendungen des Leipziger Commissionshandels; auch find hier die im letzten Jahre zum ersten Male aufgeführten wollenen Mäntel, Jacken und Unterkleider eingerechnet, deren Werth nicht be- deutend ist. Die dritte Hauptabtheilung der Textilfabrikate bilden die Posamenten, Spitzen und Stickereien aus dem Erzgebirge und Vogtland. Der Export hat im letzten Jahre bedeutend abgenommen. Das hängt theils mit der Moderichtung, theils aber auch da mit zusammen, daß seit Aushebung des Veredelungsverkehrs mit Oesterreich mehr als zwanzig Annaberger und Buchholzer Geschäfts häuser Filialen in Böhmen errichtet haben, in welchem Laude fast die Hälfte der Arbeiter der sächsischen Posamentenfabrikalion wohnt, und in neuester Zeit auch böhmisch« Geschäftshäuser den Export selbst übernommen haben. „Wochenschrift für Spinnerei und Weberei.* Politische Run-schau. Chemnitz, de« 16. Juli. Deutsches Reich. Der Eindruck, welche» di« Straßburger und Metze« Gemeinderathswahlen, bei denen die Dentscheu ei«en glänzende» Sieg errangen, in Pari» gemacht habe», ist eiu sehr tiefer. Die „France*, wrlche an der Spitze der deutschfeindlichen Hetzprefle steht, nennt diese Wahlen nahezu einen Zusammenbruch. Die meiste« Blätter dieser Gattung schweigen sich ganz au», und das ist das beredteste Zeichen. — Die in Frankfurt a. M. erscheinend« „Europäische Cvrre- spoudeuz* kommt jetzt auf ei«e früher von ihr gebrachte Nachricht, die auch wir mittheilteu, in folgender Weise zurück: „Gegen Ende April ließen wir, gestützt aus authentischste Informationen, Andeutungen über ein zwischen Deutschland und Frankreich bestehende» Zer- würfniß fallen. Der geriugste Vorwurf, der «es damals von einem Theile der Prefse gemacht wurde, war derjenige der politischen Schwarzseherei. Heute finden wir nun in verschiedenen Preßorgaueu und zwar — wie wir zu unserer Benugthunng gestehen — zumeist in solchen, die uns s. Zt. am stärkste« angegriffen, einen fast gleich lautenden anscheinend Inspirirten Artikel, welcher sich mit den Beziehungen des Deutschen Reiches zu Frankreich beschäftigt und welcher unsere seinerzeitigen Andeutungen vollständig bestätigt. Zum Beweis dcffen greifen wir di« folgenden markanten Sätze heraus: ..Seit einigen Monaten ist eine Trübung des Verhältnisses zwischen Deutschland und Fraukreich eingrtreten ..." Und dennoch ist e» Tbat- sache, daß man zu Beginn diese» Frühjahr» in ernsten politischen Kreisen Besorgnisse vor einem Conflict mit den Waffe« zwischen Deutschland und Frankreich hegte . . .** „„Von Bedeutung erscheint die Annahme hervorragender und wohlunterrichteter Kreise, daß vor nicht vielen Wochen die Eventualität einer drutsch-franzöfischen Kriege» nahegeiückt schien ** Wir wollen'» an diese« Eitaten genug sein lassen. Etwa» Andere» hatte» auch wir nicht behauptet.* — Man hat hier die Schaffung einer „technischen Eeutral- behörde für da» Reich" iu Anregung gebracht. I» den betheiligten Kreise« der Industrie und des Handels macht es sich nämlich nicht nur aus Gründe» zollpolitischer Natur, sondern auch aus ander weitige» Erwägungen immer mehr fühlbar, daß e» der Reichsregierung au einer solchen beratheudeu Ceutralbehörde fehlt. Für die Wirksam keit derselbrn hat «au u A. im Auge da» Gebiet derKonzesfionirung gewerblicher Anlagen, der Vorschriften für den Transport der nur bedingSweise zur Beförderung ans Eisenbahnen zuzulassenden Gegen stände. der Zölle und Stenern, der Bestimmungen zum Schutze der Arbeiter, der Anordnungen übe, Verunreinigung der Wasserläufe n. s. w. Mangelr einer solche» Ceutralbehörde für da» Reich pflegt man iu denjenigen Fällen, in welchen nicht Spezialkommissioue« zur Begut achtung zugezogen werden, di« in Berlin ihren Sitz habende technische Deputation im Ministerium für Handel und Gewerbe anzurusen, welche in Fachkreisen ihrer heutigen Zusammensetzung nach nicht mehr den Anforderungen einer hochentwickelten Industrie entsprechend er achtet wird. — Die Vorbereitungen für kriegerisch« Ereignisse auf der Balkan halbinsel kommen, vorläufig wenigsten», der deutschen Arbeit zu gute. Tie Berliner Armeelieserantenfirma Mohr L Speyer hatte für Griechenland 80000 Uniformen geliefert und hat jetzt wieder 30 000 komplett« Uniformen bestellt erhalten. Freilich ist der Verdienst brf den gedrückten Preisen gering. Auch die serbische Regierung giebt der öeuischen Arbeit de» Vorzug und sie hat ebenfall» einen sehr be deutenden Auftrag gegeben, da infolge de» bulgarischen Feldzüge» ein großer Theil der Uniformen abgrändert werden soll. Oesterreich-Urrgarrr. Das Krakauer Blatt „Czas* meldet, daß die österreichischen Landtage in der ersten Hälfte de» Monat» December rinbernfen werden. Dasselbe Blatt hält die Nachricht von der Dreikaiser-Znsammenkunft aufrecht, nur sei nicht bestimmt, in welcher Weise sie erfolge» werde — Cholera in Triest und Fiume. Di« zwar sporadisch austreteuden, sich jedoch vermehrenden Erkrankung»- und Todesfälle haben die Bewohner der Stadt Flume in begreifliche Auflegung versetzt. Die besser fituirten Familien verließen bereit» die Stadt. Die Mehrzahl der Erkrankungen kommt in Mlaka, dem westlichen Stadttheile, vor, wo sich die Fabriken und Arbeiterquartiere befinden. Die Lebensweise der küsteuländischeu Arbeiter, deren mangel haft« Nahrung einzig und allein au» Polenta und hie und da auS Fischen der zweifelhaftesten Sorte besteht, die Uebersüllnng der Quar tiere, die Gewohnheit, warm« Sommernächte unter freie« Himmel zuzubringe», die desolaten Reinlichkeitszustäode in diesem Stadtviertel — da» find die Ursachen der Epidemie, deren Bekämpfung sich städtische nnd Staatsbehörden zur Aufgabe gemacht haben. In jüngster Z.it hat die Behörde auch die öffentlichen Brunne» diese» Stadtthril» versperren lassen, weil sie ungesunde» Wasser enthalte«. I« den Fabriken werden Volksküchen eingerichtet, wo de» Arbeitern gute und billige Kost verabreicht wird. Die Behörden find eifligst bestrebt, die Gefahr zu bekämpfen, st« können aber den Vorwurf nicht abweisen, daß fi« zu spät vorgegaugen find, nämlich erst, als die Eholera schon da war. Frankreich. Die Feier de» NatioualfesteS in Paris war an fänglich stark durch Regen beeinträchtigt, doch später ließ derselbe nach. Der Glauzpuukt des Tages war di« große Truppen Revue. Minister Boulanger, der mit Suite und etwa 300 Offizieren de« militärischen Schauspiel beiwohnt«, wurde auf dem ganzen Wege lebhaft applaudirt, während da» vornehmere Tribünen-Publikum dem General Sansfier, dem Gouverneur von Pari», zujubrlte. Der Präsident Grevy, die Minister und Diplomat»», zahlreiche Senatoren und Abgeordnete wohnte« der Parade bei, welch« glatt verlief. Die au» Tonkin heimgekehrten Truppen wurden mit großem Enthusiasmus empfang««. Es ging wohl sehr lebendig in den Straßen zu, doch kamen Ruhe störungen nicht vor. In der Nacht brannte die Kirche von Jory durch Entzündung von «« den Thurm aufgehäugten Lampion» zum Theil ab. Zwei Personen haben dabei Verletznngen erlitten. Belgien. I« Folge de» Zugeständnisse», daß zwei Arbeiter mit dem Rechte, Frage« zu stellen, als Beisitzer der Arbeit».Unter suchung»-Commission fungiren sollen, willigte die socialistische Gesell schaft „Vooruit* ein, daß deren Mitglieder in der Commission er scheinen und die an sie gestellten Frage« beantworte». Anseel« und Ban Brveren betheilige« sich bereits im Namen der Gesellschaft „Vooruit* au den Arbeiten der Commission, in welcher der ultramontane Senator Lammens den Vorsitz führt. Anseele ist unlängst vom Schwurgerichte wegen Aufreizung von Soldaten zum Ungehorsam z« einer sechrwonatlichen Gesänguißstraf« verurtheilt. England. Ueber di« Unruhe« in Belfast meldet di« „Voss Ztg." noch: „Die Polizei litt furchtbar Ueber 100 Gendarmen find verwundet, zwei höhere Offiziere erlagen ihren Wunden; außerdem wurden zwei Civilisten und rin Soldat erschossen und eine Menge Civilisten, darunter auch Frauen, durch Gewehrschüsse und Säbelhiebe verwundet. Nur durch fortgesetzte» Salveufeuer der Gendarmerie und Truppen wnrde di« Ordnung hrrgestellt. — Jetzt find 634 Abge ordnete gewählt, 36 Wahlen find noch zu vollziehen. Bisher wurden gewählt 305 Louservative, 75 liberal« Unioniften, 174 Gladftoneaner» 80 Irländer. Tchweden-Ror wegen. Bor Kurzem hat in Oerebro der dritte schwedische Arbeiter-Congreß stattgefunden, an welchem sich von den etwa 100 im Lande bestehenden Arbeitervereinen 76 betheiligten Die Mehrzahl der Vereine von Stockholm und Norrköpivg, also gerade jener beiden Städte, wo die in Schweden noch junge Srclal'Demokratie bi» jetzt den melfleu Boden hat, war auSgeblieben; nur neun hatten sich betheiligt. Der Congreß faßte als Programm der Arbeiter-Verbindung Schwede»», für welche gleichzeitig ein provisorischer Ceutralvorstand gewählt wurde, nach stehende Beschlüsse: 1. Es ist vollständige Religions-Freiheit zu ge währen. 2 Alle Wahlen in Schwedin haben an einem Sonn- oder Festtage stattzufiudeu und die Reichstag-wahlen zur zweiten Kammer im ganzen Reiche a, einem und demselben Tage. Alle mündigen
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