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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 13.07.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193207130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19320713
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19320713
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-07
- Tag 1932-07-13
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Monat
1932-07
-
Jahr
1932
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Die Regelung der Mittelstandskredite Zur Regelung Ler MittelftanL-kreLtte hat die StaatSregterung auf eine -te-be-ügltche LanLtag-anfrage folgende Erklärung abgegeben: Die sogenannten Mittelstan-rkre-tte sollten nach der ursprünglichen Regelung vom Jahre 1925 innerhalb eine» Zeitraum» an di« Staat-- lasse zurUckge-ahlt werden, der für die einzelnen Kredite je nach ihrer Höhe und den für sie bestellten Sicherheiten »wischen einem Jahre und vier Jahren lag. Hierbei war -ur Er leichterung der Kreditnehmer grundsätzlich eine Tilgung in jährlichen Teilzahlungen voraesehen worden. Auf die in den folgenden Jahren regelmäßig an die Regierung gelangten Gesuche der mittelständischen Organisationen sind die RückzahlungSfrtstcn immer wieder htnauSge- schoben worden. Schließlich ist im Jahre 1S30 im Benehmen mit den beteiligten Organtsatio- nen folgende anderwette Regelung über die Rückzahlung der Mittelstandskredite getrofsen worden: 1. Seiten- der die Ausleihung der Mittel- standSkredtte vermittelnden Kreditinstitute ist der Kredit mit jährlich 2 ». H. zuzüglich ersparter Zinse« zu tilge«. Eine Erhöhuna deS TtlgungSsatzeS ist für die Zukunft Vorbehalten worden. 2. Die auf diese Weise an die LandeShaupt- kasse «-geführten Beträge werden zur end gültigen Tilgung des Kredits verwendet. S. Soweit von den einzelnen Kreditnehmern bedtngungSgemäß oder auf Grund vorzeitiger Rückzahlung im Laufe beS Jahres an die Kreditinstitute höhere Beträge zurückfielen, als zur Tilgung an die Lanoeshauptkaffe nach Ziff. 1 erforderlich sind, können diese Beträge im Sinne der bestehenden Richtlinien wieder auSgeliehen werden. 4. Die Festsetzung der RückzahlungSfriste» gegenüber de« einzelne« Sredilnedmer« ist grundsätzlich de« Kreditinstitute« über, laste« worde». Sie sollen hierbei auf die Umstände de- ein- zelnen Falle» Rücksicht nehmen. Nur ist ihnen ausdrücklich zur Beachtung gegeben worden, daß in Fällen, in denen eine raschere Tilgung durch- führbar erscheint, diese regelmäßig gefordert werden soll, um entsprechend dem schon oben dargelegte« Gesichtspunkt den Kredit mit der Zeit einem möglichst großen Kreis von Dar- lehnSnehmer« nutzbar machen zu könne». Die Regierung ist der Meinung, Laß diese Regelung den der Ansrage zuarunde liegenden Erwägungen bereit» in weitest gehendem Um fange Rechnung trägt, und sie beabsichtigt da- her, an Lieser Regelung festzuhalten. Die Reael««« ermöglicht ein« «ach Lage der Berhaltnifle gebotese indi»id«elle v«, -a»dmag »er einzelne» Kreditfälle. Hierbei ist bi« Entscheidung denjenigen In- stanzen zu übertragen, Lie auf Grund ihrer kreditwirtschaftlichen und sonstigen Beziehun gen dem DarlehnSnehmerkreis besonders nahe stehen und deshalb die im Einzelfalle in Be tracht kommenden Verhältnisse am besten Über blicken. Naturgemäß können diese Institute ihre Entscheidungen nicht unter völliger Betseite stellungbewährter bankpoltttscher Grund, sätze und Erfahrungen treffen. Auch muß die Regierung «ach wie vor eatscheideudes Gewicht dara«f lege«, daß die ausgelieheaea Gelder immer wieder zurückfließe«, damit auch andere mittelständische Gewerbetreibeude und Hand, werker bedacht werde« könne» und nicht nur ei« verhältnismäßig kleiner bevorzugter Kreis dauernd in dem Genuste der billigen Gelder bleibt. Die Rückzahlung der Kredite innerhalb vier Jahren mit den schon bezeichneten Abstufungen soll deshalb nicht nur für Lie vor dem Jahre 1930 gewährten Kredite, sondern auch für die von La ab erfolgten Ausleihungen die Richt- schnür für die von den Kreditinstituten dem Kreditnehmer gegenüber zu bestimmenden Rück- -ahlungSfrtsten bleiben. Indessen ist den Kredit instituten nach der getroffenen Regelung die Möglichkeit gegeben, unter Berücksichtigung der gegenwärtigen schwierigen Wtrtschaftsverhält- ntste in einzelnen, hierzu geeigneten und be sonders gelagerten Fällen im Rahmen ihrer Rückzahlungsverpflichtungen an Lie Staatskasse Stundungen zu gewähren. Die Regierung hat diese Erklärung den Kreditinstituten bereit- zur Kenntnis gebracht. — Her,!» Lei Thum. Di« Hrirat»«»k«ft. Im ersten Halbjahr 1982 ist hier nicht eine «tuztge Eheschließung vorgekommen, während im Bor- jähr« tn»gesam1 SV Paare heiratete«. In so »ngünfttgem Maße wirke» sich Lie Wirtschaft- ltchen Verhältnisse und Li« verschlechterten Ar- bettSbedtngungen au»l — Hohenstei», Ernstthal. Gpre»gstoffa», schlag. Wie erst jetzt bekannt wird, ist am Sonntag früh ähnlich wie in Niederwiesa und Hartmannsdorf auch in Hohenstetn-Ernstthal «in Sprengstoffanschlag verübt worden. Noch unbekannt« Täter haben mittel- Schwar-pul- ver ein Schleusenrohr auf der Zechenstraße ge sprengt. Durch die gewaltig« Detonation war- Len -er Gchleusendeckel und 18 schwer« Steine herauSgertfsen und in Lie Luft ««schleudert. Man vermutet, daß Li« Täter beabsichtigt haben, eine» Laneben liegenden Benzintank in die Luft zu sprengen, was zweifellos un- absehbar« Folgen gehabt hätte. Di« sofort «in- geleiteten kriminalpolizeiltchen Erörterungen führten zur Auffindung eine- Rucksacks, in dem sich Sprengstoff und Handwerkszeug be fanden. — Johanngeorgenstadt. Woh»ha«Sbra«d. Am Montag früh brannte im benachbarten Breitenbrunn das Wohnhaus des Waldarbei ter- Beyreuther nieder. Di« angebaute Scheune wurde zum Teil etngeäschert. Die Brand ursache ist unbekannt. — Leipzig. Der freiwillige ArbeitSdie»st im Leipziger Bezirk. Nach Len Feststellungen des Arbeitsamts Leipzig waren nach Lem Stande vom 30. Juni bei 24 verschiedenen Ar beiten 1458 Mann g«gen 750 am 81. Mat im Freiwilligen Arbeitsdienst beschäftigt. Neu be- antragt wurden neben Sportplatzarbeiten eine Reihe öffentlicher Arbeiten. Insgesamt werden durch 13 neue Arbeitsvorhaben 480 ArbettS- -ienstwillige für 10 bis 20 Wochen Beschäftig gung finden. — Leisnig. IvvjShrigeS Lchuljubtläum. Die Schule in Großweitzschen konnte dieser Tage auf ihr 100jährigeS Bestehen zurückbltcken. An- läßlich der in Westewitz abgehaltenen Jubel- feier gab der als Festredner gewonnene Alter- tumSforscher und Museumsleiter Oberlehrer i. R. Reinhold «inen Ueberblick über Lie Schul- Verhältnisse, wie sie sich seit der Gründung bis »ur Gegenwart entwickelten. — Plaue«. Der aagriffSwütige Rehbock »«schädlich gemacht. Jetzt ist eS einem Forst- beamten mit zwei Zivilpersonen gelungen, einen Rehbock, der in letzter Zeit mehrer« An griffe auf Spaziergänger ausgeführt hat, un- schädlich zu machen. ES handelt sich um «in drei Jahr« alte- Tier. — Pomße«. Wegelagerer. Auf -er Straß« nach Grethml wurde am Montagnachmittag ein 19jährtger Fleischer, der sich mit seinem Rad auf Ler Reis« nach Gchl«si«n befand und sich in folge Uebermüdung in den Straßengraben ge legt hatte und etngeschlafen war, von drei Wegelagerer» überfallen. Al» -er Radler er- wacht«, stand «Irrer der drei vor ihm, der ihn mit dem Revolver bedrohte und mehrmals in di« Luft schoß, während Li« beiden Kumpane sich zurückgezogen hatten. Der Ueberfallene bemerkte sofort »ach Erwachen den Verlust seiner Brieftasche. Ein vorSLerfa-ren-e- vt». torrad, dessen Führer «e um Hilfe bat, fuhr weiter. Inzwischen waren Lie drei Räuber ver- schwunLen. — WaldHei«». Ei« gemeiner v-bexstreiq. Die vom ErzgebtrgSveretn Waldheim an eine« Felsen angebracht« Gedenktafel für Len ver- storbenen Heimatdichter Andr«aS Hecht am Falkenhainer Ufer Ler Talsperre Krtebstei» ist von unbekannten Täter» herauSgebroche» »n- gestohlen worden. — Weinböhla. Schade«fener. Am Sonntag früh brannte hier die Scheune de» Plantagen. besttzerS Gretzschel nieder. E» wird Brant- stiftung vermutet. Di« allgemeine Verwirrung während Les Brand«» machte sich ein Dieb zu- nutze, der in LaS Gretzschelsche Grundstück «in- drang und 25 Lohnbeutel mit etwa 800 RM. Inhalt stahl. — Zwickau. Da» Stadttheater bleibt erhal» te«. Am Montagabend nahm Li« Gtadtverord- netelrversammlung u. a. den Haushaltplan te» Stadttheaters und des städtischen Orchesters an. Danach leistet die Stadt etn«u Zuschuß von insgesamt 240 000 RM-, und -war 170 000 RM. für da- Theater und 70000 RM. für La- vr- chester. Der städtische Zuschuß wurde gegen Lie Stimmen der Hausbesitzergruppe und Ler Kommunisten bewilligt. — Zwickau. Eingestelltes verfahre«, ve- kanntlich waren kürzlich am Bockwaer Wehr bei Wasserbauarbeiten Lie Tischler Lpfler unL Schmidt sowie -er Arbeiter Weigel, sämtlich von hier, ertrunken. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt das Verfahren wegen -lese- Unfall- eingestellt, La Lt« Erörterungen ergeben haben, Laß weder den di« Aufsicht führenden L^er. geometer noch einen sonstigen Beamten et» schuldhaftes Handeln treffe, Lurch LaS Ler Tod der drei Genannten verursacht worden wäre. Daß die von der Stadt getroffenen Sicherheit», maßnahmen als ausreichend angesehen worLen seien, habe ein Sachverständiger auf diesem Gebiet besonders bestätigt. b. Weipert i. B. Ei«« Schule mit ^h, Kinder». Wie aus Reischdorf bei Weipert i. v. berichtet wird, soll die reindeutsche Gemeind« Reischdorf ein« tschechische Schul« erhalten. Drese Maßnahme wird damit begründet, daß in Lem Orte zehn Kinder von tschechischen StaatS- angehörigen vorhanden sind. Unter Zusiche- rung von Lehrmittelfreiheit and Kleid«rspeu. den hat man 18 Kinder deutscher Eltern dazu geworben, damit man nur ja «inen Schein de» Rechts für die Errichtung der tschechischen Schul« hat. ^op-rigkt 1930 d7 Kart Köhter L Lo., Berlin-Zehlendorf. 37) (Nachdruck verboten.) Graf Rahorst rauchte eine Zigarette nach der andern, bi» er endlich mit einem schweren Seufzer da» Fenster schloß und zur Ruhe ging. »Herr Rechtsanwalt Doktor Barthels bittet Herrn Grafen um eine Unterredung," meldete der Diener am Tage vor dem Heiligen Abend. Rahorst durchzuckte es. Abwehr stand auf feinem schönen Gesicht, doch dann riß er sich zusammen, sagte kurz: »Ich laste bitten." Und dann saßen sich die beiden Herren gegenüber. Gras Rahorst ließ den Blick auf dem bedeutende» Kopf des Rechtsanwalts ruhen, dabet stellte er bitter fest: „Es ist nicht einmal zu verwundern, wenn Elisabeth, Kiese» junge Kind, ihn liebt. Verwerflich war nur das Doppelspiel, dem wir, der Anwalt und ich, zum Opfer gefallen sind." Und Doktor Barthels sprach! „Herr Gras, ich muß zunächst um Entschuldigung bitten sür eine kleine Täuschung, der Sie zum Opser gefallen sind. Sie und Ihre hochverehrte Frau Mutter. Elisabeth Merker war in Wirk lichkeit Elisabeth Merian, die jüngste Tochter des jetzigen Besitzers von Rahorst." Klaus Ullrich sah ihn »Ul wettgeöffneten Augen an, da sagte der Rechtsanwalt: „Den Grund sür die kleine Täuschung zu nennen, din ich nicht berechtigt. Er dürste Sie auch jetzt nicht mehr interessiere«. Oder doch?" Rahorst sprang aus. Sein Stolz war verletzt. Herrisch klang seine Stimme. „Ich räume Ihnen kein Recht zu dieser Frage ein, Herr Doktor Barthels." Der Anwalt war gleichsasis ausgestanden. Sein seine», durchgeistigtes Gesicht war dem Grasen voll zugewandt. „Herr Gras, ich steh« hier als der väterliche Beschützer Fräulein Merians! Ich hatte ein Recht zu der Frage. Sie wer den es ja unerhört sinken, trotzdem srage ich: Warum erkoren Eie Elisabeth Merian zum Spieldall Ihrer Launen? Eie, die so sest an Ihre Liebe glaubte?" , Graf Rahorst Rechte griff nach der des alten Herrn. „Herr Doktor, ein furchtbares Mißverständnis! Ich begreife aus einmal alles. Dann bin ich schuld, daß mein geliebte» Mäd- chen so krank wurde. Ich könnt« wahnsinnig werden. Bitte, nehmen Sie doch wieder Platz, ich will Ihnen erzählen, wie alle» kam " Und er erzählte dem Aufhorchenden den entwürdigenden Verdacht, der ihm von Rose von Hallern eingeträufett worden war und den er dann bestätigt glaubte durch das, was er selbst gesehen hatte. Schweigen war im Zimmer. Endlich sagte Barthels: „Darum also, um ein solche» Mißverständnis aufzuklären, mußte die junge Dame erst so krank werde«. Furchtbar!" „Verzeihen Sie mir, Herr Doktor." Rahorst hielt dem alten Herrn die Hand hin, die dieser er- griss und herzlich drückte. „Irren ist menschlich, wer wüßte da» bester wie ich. Gut- machen die schönste Pflicht für diesen Irrtum. Was gedenken Sie zu tun. Herr Graf?" „Ich din ratlos. Man wird es mir jetzt falsch auslegen nachdem ich nun weiß, wer Elisabeth in Wirklichkeit ist Ich gebe Ihnen jedoch mein Wort, daß ich mein Mädel he'raten wollte, trotzdem ich glaubte, sie sei arm. Mich trennte einzig dieser wuhn- swmge Irrtum von ihr. Ich habe geltttea darunter, schwer gelit ¬ ten. Doch jetzt ist mir der Weg versperrt zu meinem Glück. Ich will nicht al» Glücksritter gelten." „Diese Ansicht ehrt Sie, Herr Graf, doch Eie Haden es doch zur Genüge bewiese», daß Sie das nicht sind. Von Dudenhosen aus hatte man Ihnen die Sache sehr leicht gemacht." Rahorst atmete tief auf. „Io, allerdings. Doch heute braucht man mir da» nicht mehr zu glauben." „Stellen Eie Ihren Etvlz nicht al» Hinderni» dem Glück m den Weg, Herr Graf." Rahorst kämpfte mit sich, dann wandte er sich mit einem Ruck an Barthels. „Herr Doktor, warum kam Elisabeth nach Rahorst?" Ohne zu zögern, sagte der alte Herr: „Ich werde Ihnen die Wahrheit sagen, Herr Graf, trotzdem ich mich dadurch eigentlich wortbrüchig mache. Da ich aber über zeugt bin, daß nur so Elisabeths Glück wieder ersteht, so will ich sprechen. Die junge Dame kannte Sie von Wien her, wo Sie mit Ihrem Freunde Brenken im gleichen Hotel wohnten ohne die junge Argentinierin zu beachten. Eie liebte Ei« auf den ersten Blick, und da es gleich war, wo sie mit ihrrm Vater weilte, reisten sie hierher, wo Elisabeth durch einen Beauftragten erfuhr, wie es um Eie stand und sie Ihnen aus jeden Fall Helsen wollte. Ein sonderbarer Zufall fügte es, daß Merian hier aus Hallern stieß, der Rahorst schon in der Tasche zu haben glaubte. So kam es, daß Merian Schloß Rahorst kaufte und seine Tochter hier zurück ließ, weil sie in Ihrer Nähe bleiben wollte, Herr Gras. Eine solche Liebe ist eine Seltenheit heute, Herr Gras. Man kennt diese Liebe eigentlich nur vom Käthchen von Heilbronn und dem Wetter vom Strahl. Finden Eie nicht, daß der Vergleich stimmt?" Rahorst stand mit gesenttem Kops. Was in ihm stürmte, läßt sich nicht mit Motten deschreiben. Mit welcher Grausamkeit hatte er die Liede de« holden Mädchens gelohnt? Warum nur hatte er nicht offen Elisabeth zur Rede gestellt? Durch seinen Trotz hatten sie beide unsagbar gelitten, und Elisa beth war unter seiner Untreue, die sie in seinem tollen Ausleben sah, säst täglich sehen mußte, zusammengedrvchen. Eie, die rein und schuldlos war! Seine Brust arbeitete in surchtdarster Erregung. „Doktor, ich muß zu ihr, muß sie aus den Knien um Ver zeihung bitten," sagte er endlich. „Nein, das geht nicht. Die Gesundheit Elisabeths hat zu sehr gelitten. Sie geht in Begleitung meiner Schwester über morgen nach San« Moritz. Von dort aus begeben sich die bei den Damen nach Italien, nach Fraskatt, wo Merian die Dilla de« verstorbenen Grasen Morelli gekauft hat. Da« Innere des jungen Mädchen« ist wund und weh von dem Erlebten, man muß ihr Zett und vor allem Ruhe lasten." Da reichte Rahorst dem alten Herrn die Hand. „Ich süge mich, so furchtbar schwer e« mir auch wird. Aber nur noch eine Frage: Glauben Eie, daß Elisabeth mir verzeiht?" Da lächelte der alte Herr. „Eine Liebe wie die, die in Elisabeth Merian wohnt, die stirbt nie. Sie sind zu beneiden, Herr Gras." Briese gingen zwischen Deutschland und Argentinien hin und der. lange ausführlich« Briese. Und die, um di« diese Briese geschrieben wurden, bie wußte davon nicht». Elisabeth weilte mit Fräulein Hedwig Barthel» in Sankt Moritz Sie sah die frohen Menschen sich hier oben in Sonne und Schnee austoben, ohne doch selbst auch nur ein ein zige» Mol zu lächeln. Noch immer war da» süße Gesicht blaß und schmal und trug den Stempel eines ungeheuren Leides. Sie hielt sich von jeder Geselligkeit zurück, beteiligte sich an nicht«. Sie wußte nicht, daß man. nachdem man wußte, wie sie hieß, ihr den Namen: „Die heilige Elisabeth" gegeben hotte. So still, wie sie hier gelebt reiste iie mit ihrer Beo'-»-rin wieder ad Dadei um gab vornehmster Luru» die beiden D'men Und vor Oster» reiste» sie »ach Fra»latt! Elisabeth» große Augen gingen staunend über so viel Schön- heil hinweg. Sie stand an der Steinmauer, die über und über mit roten duftenden Blumen bedeckt war und sah auf die Mar morvillen, die gleich der ihren in der Sonne mit geschlossenen Läden träumten. Und wie ein blaues Meer breitete es sich dort unten aus: Veilchen, Veilchen, Veilchen. Hohe Ginsterbüsche und anderes blühendes Gesträuch. In der Luft ein Wohlgeruch ohnegleichen. Elisabeth stand bewundernd vor den Marmorfiguren, die in ernster Schönheit den herrlichen Park der Dilla Morelli schmück- ten. Und Sonne, nichts als Sonne. Und Frieden, ein großer, heiliger Frieden, der allmählich di« furchtbare Wunde heilte, die Klaus Ullrichs Untreue ihr schlug. Klaus Ullrich! Elisabeth faltete die Hände. Ein paar große Tränen liefe» über ihr 'chmales Gesicht. „Klaus Ullrich, ich habe dich lieb, so lied, und du konntest mir so wehe tun," flüsterte sie. Und diese ersten Tränen nach der furchtdaren Krankheit schwemmten das steinerne Leid hinweg, das so lange ia ihrer Brust gelegen. Elisabeth dachte ergeben an die seligen Stunden jener Sommerabende im Park von Rahorst. Vorbei die unvergeßlich schöne Zeit, vorbei seine Liede! Wie ein paar weiße Blumenblätter lagen die schmalen Hände lm Schoß. Die Akazie breitete ihre blühenden Zweige breit und schützend über die weiße Steinbank, an deren Lehne sich blaue Lorithas emporrankten. Hier war Elisabeths Lieblingsplatz! Stundenlang saß sie hier und träumte von der Vergangen heit. Und an einem dieser Wundermorgen war es, als sie wieder allein hier oben an der Mauer saß und über sich den ewigen blauen Himmel des gottbegnadeten Landes Italien sah. Nicht well von ihr erhob sich der Springbrunnen mit seiner neckische» Nixe. Die Tropfen des hochaufschleßenden Wasserstrahls sprüh ten auf den frisch geschnittenen, englischen Rasen. Der Duft der Veilchen kam von den Wiesen herüber. Elisabeth träumte mit weit offenen Augen. Da knirschte plötzlich der Kies unter einem raschen, wohlbe kannten Schritt. Elisabeth« Hand fuhr nach dem Herzen. Es konnte doch nicht sein? Diese» Glück würde sie nicht überleben, es wäre ja zu viel. Unter den Bäumen rechts von ihr stand eine hohe Gestatt im Hellen Leinenanzug. Die fiebernden Augen in dem tiefge- bräunten Gesicht brannten auf der zarten weißen Mädchengestalt. Wie magisch angezogen dlickte da» Mädchen zur Seite. Plötzlich griff sie mit den Armen um sich. Ein lauter Schrei: „Klau, Ullrich!" Da war er schon det ihr, hielt sie fest in beiden Armen. „Elisadeth, vergib, vergib!" Eie schlug die Augen auf. Ein Ausdruck war darin, der Rahorst di, in, Innerste erschütterte. Er küßte die weichen Lippen. „Elisabeth, ich liebe dich, habe dich immer geliebt und habe es doch sertig gebracht, dich namenlos zu kränken. Nie bereute ein Mensch einen unseligen Irrtum tiefer wie ich." Elisabeth schlang die Arme um seinen Hals, das leuchtend« Glück stand ihr in den Hellen, wunderbaren Augen. „Du bist wieder bei mir, du! Nun ist alles gut. Klau, Ullrich, ich wäre ja doch noch gestorben, wenn du nicht gekommen wärst. Die Sehnsucht nach dir kam hier doppelt wieder, aber ich hatte mich in mein Schicksal ergeben. Nur — das Herz wäre mir doch noch gebrochen, ich liebe dich zu sehr." Rahorst nahm sie behutsam aus seine Arme, trug sie langsam durch den Gatten dem Hause zu. Ganz still lag Elisabeth, sah ihn nur an, immer nur an, und er wußte daß er ein Auserwählter war, weil ihm diese Frauen lied« gehörte. L»d«.
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