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Deutschland, das Land der Stenern Streifzüge durch da» Steuerlabyrinth US ist nicht zu viel gesagt, wenn man Deutschland als das Dorado der Steuern be- «ichnet. In keinem anderen Lande der Welt smt> die Köpfe so erfinderisch wie hier. Nicht umsonst wird Deutschland ja das Land der Dichter und Denker genannt,- hinsichtlich der tzteuern wird sich aber bestimmt niemand an diesem Vorzug und Ruf erfreuen. In den letz, teu Tagen wurde in Berlin ein neues Schlag wort geprägt: Arbeit ist LuxuS! Der Plan der veschästigungssteuer erhitzt die Gemüter, und die Diskussionen über den einzigartigen Fall, daß selbst die Arbeit versteuert werden soll, sind ja auch bestimmt nicht ganz wesenlos. Für den Durchschnittsbürger ist es heute schon saft unmöglich, sich durch -aS Steuer, labyrinth durchzusiwden. verücksichtigt man die Tatsache daß eS heute schon insgesamt S8 Reichs-, Landes- und städti sche Steuern gibt, wobei die Einnahmen aus Aündwaren- und Sptritusmonopol, die Zölle und die Statistischen Abgaben noch nicht ein mal mitgerechnet sind, dann wird man zugvben oMen -ah Late» in dieser Zeit der Steuer- Mflatiön «inen sehr schweren Stand haben, wollen sie sich in den vielen Steuern auskennen einen klaren Kopf behalten. Kast scheint et so, daß eS jetzt wirklich nichts mehr gibt, ml- sich ohne weiteres noch besteuern ließe, itt sei denn, daß man ganz absurd« Vorschläge «d Pläne Wirklichkeit werden ließe. Zu den erwähnten d8 Steuerarten, unter tmen sich natürlich im Gegensatz zu den sort- laofenden Abgaben auch einmalige Steuern wie die Erbschaftssteuer, die Schenkungssteuer «sw. befinden, muß man noch die ErwerbS- söstnbeitrSg« rechnen, die ja in Wirklichkeit wch nichts anderes als eine Steuer sind. Allein das Reich hat die stattliche Zahl von 89 erreicht, die sich tu zwei Gruppen aufteilt. 8» der Grnppe der Besitz, und BerkehrSsteuer» «hören: -le Lohnsteuer, der Steuerabzug vom »arualertrag, die Körperschastssteuer, die Krt- smsteuer. -ie Vermögenssteuer, die Aufbrin- Mgsumlage (für die Industrie), die Vermö- MSzu wachssteuer, die Erbschaftssteuer, die Umsatzsteuer, die Grunderwcrbssteuer, die Ka- MverkehaSsteuern, -ie GesellschastSsteuer, die vertpapiersteuer. di« Börsenumsatzsteuer, die DaMahrzeugsteuer, di« Bersicherungssteuer, tie rotaltsalorsteuer, die Rennwettsteuer, -ie Lotteriesteuer, die Wechselsteuer, die Besörde- nwgssteuer für Personen- uno Güterbcsörde- rrng, die Stkuer zum GeldentwertungSaus- eleich Lei Schuldverschreibungen (Obligations- ßeuer) und di« Neichsfluchtsteuer. Zu der weiten Gruppe .Verbrauchsabgaben* Alen: -ie Tabaksteuer, die Materialsteuer, ist Tabakersatzstoffabgabe, -t« Biersteuer, die Aukersteuer, die Esiigsäuresteuer, die Zünd- Strensteuer, di« Schaumwetnsteuer, die Leucht- Melsteuer, die Spielkarterrsteuer, -ie Süß- stoffsteuer, -ie Mineralwassersteuer, die Branntweinersatzsteuer, die AusgletchSsteuer für Mineralöle, die Ledigensteuer, die Bürger ¬ steuer, di« Schenkungssteuer und die Stempel steuer. In dieser Aufstellung dürfen auch nicht -ie Kirchensteuern unerwähnt bleiben. An Ein Storchennest wird verlegt Aus dem Schornstein einer Bäckerei in Schwaneberg bet Berlin hat «in Storchenpaar sein Nest gebaut. Das Nest mußte jetzt entfernt werden, da der Platz von dem Storchenpaar doch etwas zu sorglos aufgesucht war. Der aufstetgende Rauch und eventueller Funken flug hätten die junge Brut gefährden können. So wurde das Nest von Schornstein fegern mit Hilfe einer Feuerwehrleiter entfernt und an anderer, sicherer Stelle aufgebaut. Unser Bild zeigt den nicht alltäglichen Vorgang. von Preußen aus verfügten LandeSstenern sind die Hauszinssteuer, die Grundvermögens steuer die Grunderwerbssteuer und die Ge werbesteuer zu nennen. Die Stadt Berlin fordert von ihren Bür, gern vierzehn Steuern und zwar die Gewerbeertragssteuer, die Lohn summensteuer, die Grundcrwerbssteuer, die also vom Reich, vom Staat und von der Stadt erhoben wird, die Grundvermögenssteuer, di« Wertzuwachssteuer, die Vergnügungssteuer, die Biersteuer, die Schankverzehrsteuer, die Hundesteuer, die Motorbootsteuer, die Pferde- steuer die Branntweinsteuer, die Weinsteuer und die Schankkonzessionssteuer. Vielleicht wird man die Katzensteuer ein- führen, von der schon zur Genüge gesprochen worden ist. Vielleicht wird man aber auch den Bubikopf, den Berns, die kinderlosen Ehen, die Genossenschaften, die Konzerne, die Pensio näre, di« Rabattmarken, die Rnndfunkteilneh- mer soder ist die Gebühr nicht schon eine Steuer?!), die Reklame, di« Glühbirnen, di« Inhaber von Postscheckkonten, die Seiden- strümpse, die Krawatten, die Telephone u. a. m. besteuern. Unmöglich ist in Deutschland, dem Lande der Steuern, nichts mehr. Früher muß ten Steuern auf Gardinen, Fenster, Badezim- mer. Papageien, Katzen, Perücken, Klaviere, Juwelen usw. entrichtet werden. Es scheint, daß wir aus dem besten Wege sind, dies« Steuern des 18. und 19. Jahrhunderts wieder cinzuführen. Da können wir uns noch auf verschiedene Ueberraschungen gefaßt machen! Tr. Hellmuth Lerch. Abraham Lincolns Taschenuhr In Oslo wird in einigen Tagen in einer öffentlichen Auktion die silberne Taschenuhr des großen amerikanischen Präsidenten Abra ham Lincoln versteigert iverden. Tie Uhr ist von der Firma Brege h-ergestellt, und der Präsident trug sie bis zu se.nem Tode. Ter Mechanismus ist heute noch ,u bester Ordnung, so daß die Uhr genau aus die Minute geht. Nach der Ermordung Lincolns wurde die Uhr für 40 000 Frank von einem französischen Offi zier gekauft, der während des amerikanischen Bürgerkrieges unter dem Sternenbanner kämpfte. Ter Erlös kam den amerikanischen Kriegerwaisen zugute. Der Sohn des fran zösischen Offiziers, der die Uhr von seinem Vater erbte, geriet in schwierige materielle Verhältnisse und sah sich gezwungen, den histo rischen Gegenstand zu veräußern. Seitdem wechselt« die Uhr oft den Besitzer. Eine Zeit- lang befand sie sich im Besitze eines deutschen Bankiers, kam später nach Schweden und ge riet endlich in di« Hände eines norwegischen Ingenieurs. Man vermutet, daß amerikanische Raritätensammler auf der Auktion in Oslo alles daran setzen werden, um die Uhr nach Amerika zurückzubekommcn. Schafweide in de« Berge« Grandü«de«s