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MMOeilMSnMhW Di« Ke»erfire»e« heule«: L»ft«efahr 1V! Wer sich gegen das Feuer schützt, ist noch kein Brandstifter- Wer sich gegen den Krieg schützt, braucht noch lange nicht sein Freund zu fei«. ES gibt Fäll«, in denen die höchste Bor- sorg« hehrste» Gebot ist. Deutschland hat keine Luftwaffe. Aber nicht nur trotzdem, sondern gerade deswegen ist Luftschutz dringendstes Gebot. Nehme« wir einmal an, die friedlichen Wort« aller der Staatsmänner d«r Länder rund um Deutschland würden wieder verstum me» und ihr« unzähligen Staffeln von Kampl, flteger« würden nicht nur zu Manöv«rn aui» steige« und als Ziel der Kameras tönender Wochenschauen. Was dann? Nehmen mir es »u und hoffen, daß es ewig hypothetisch bliebe Dau« würde sicher auch eine Staffel aus dem Wege nach Berlin abzmcigen nach Ora» »ieudurg und versuchen, dort ihr Werk der Vernichtung zu vollbring««. Warum, wird der Lat« frage«, ausgerechnet wohl dort? Habe» wir auch k«in« Waff«n, so haben wir hoch Gchutzg«räte. In Oranienburg werden in de» ««er-Werken unzählige Gasmasken her» gestellt. Sie sind ja schon lang« kein Kriegs- requtfit mehr, sondern eine unerläßliche Hilfe der Industrie und -er Feuerwehr und allen Rettungsdienstes. Und was wäre dann, wenn ein« solche Stas» Hel ihr Zt«l fände und Brand- und Gas» und Giftbombe» Niederwürfe auf die Fabrik, in -ex, vteLe Hunderte von Menschen arbeiten, in dev zwangsläufig neben dem Schutzgerät auch der Tod lagert? Wie überall an besonders gefährdeten Stel- ie» hgt mau auch dort für möglichst vollkom» Ver Schimmel im Bierlokal Fn Berlin befindet sich in der Ju-stuSstraße ein kleines Bierlokal, dessen Eigentü mer einen Schimmel besitzt. Er erscheint allmorgendlich »um Frühschoppen lbet ihm ist das Zuckerholenj im Lokal. Er benutzt, wie jeder Gast, den Bordereingang und hat eS gelernt, sich in dem Gastraum vorsichtig genug zu bewegen, so daß sein Besuch keinen Schaden anrichtet. Den Skatspielern guckt er mal über die Schul tern, läßt sich mal an der Theke sehen und, wenn er überall seinen Zucker bekommen hat, begibt er sich befriedigt wieder in seinen Stall. — Fm Bilde: Maxe, so heißt -er Schimmel, als Kiebitz" bet der Dkatpartte. menen Luftschutz gesorgt und probt diesen in g«legentlichen Uebungen praktisch aus. Wie würde Las im Ernstfälle aussehen? Bon Ler Warnzentral« Berlin kommt plötz» lich der Ruf: Luftgefahr 80! Das ist -i« Vor» Warnung, -i« nur besagt, daß ein Bomben» geschwader unterwegs ist, das frühestens in ein«r halben Stunde an Ort und Stell« sein kann. Man ist gewarnt und b«reit, Lie Bor» ber«itungen zu treffen, aber die Fabrik arbei» tet noch ungestört weiter. Niemand von den Arbeiter« und Angestellten weiß etwas. Die Arbeiterinnen nähen die Nähte der Gasmas- k«n, fast j-de besonders patentiert, die Arbeiter sind am Werk, in Len chemischen Laboratorien wird weiter untersucht und der Chefchemiker laboriert still und emsig an seiner „künstlichen" Lunge, die er sich konstruiert hat, einem kom plizierten Apparat, der im Takt gleichmäßig atmet wi« ein Mensch, denselben Luftwechsel hat und auch die gleiche Feuchtigkeit ausatmet, ein« Erfindung, Li« es ermöglicht, unabhängig von BersuchSpersonen Atemversuche zu mach'» «ö W LWtrolliM«. Und still und friedlich hängt üb«r jedem Ar beitsplatz die stets griffbereit« Gasmaske. Hier hat jeder, der hier beschäftigt ist, sein« eigen«. Da kommt -aS zweite Signal: .Luft gefahr 20." Die Flieger sind näher gekommen. Bereits in 20 Minuten können sie La sein. Fetzt setzen die Vorbereitungen ein. Die aktive Belegschaft wird benachrichtigt, das sind di« Ordner, die Wächter, di« Werkfeucrwehr und di« SanitätS- truppe. Aus -er ganzen Belegschaft werden einzelne ausgesucht, die für diese Fälle beson» dere Verpflichtungen haben. Tas sind beson» ders solche, di« außer der persönlichen Eignung nicht im ProLuktionsgang selbst beschäftigt sind, sondern solche, bet denen es nicht so schwer ins Gewicht fällt, wenn sie ein paar Minuten län ger von ihrer Arbeit abgehalten werden. Die anderen, die passive Belegschaft, weiß noch immer von nichts. Die Ordner schließen die Fenster, nehmen ihre bestimmten Plätze «in und sorgen für Freihaltung der Verkehrswege. Wächter, Feuer- .wehr und lege» ihre SHutzqnzüge Ver Gber-Markt in Freiberg a«, -i« gegen Hautgifte schützen und begeben sich an ihre Beobachtungsstände, ins Feuer» wehrdepot oder den Sanitätsunterstand. Plötzlich heulen die Feuersirenen, die Ge fahr ist nach«: Luftgefahr 10! Alles setzt Gas masken auf. In 20 Sekunden sind die Ar- beitSsäl« geleert. Die passive Belegschaft be gibt sich über di« Höfe zu den beiden bomüen- und gassicheren Unterständen. Nur noch Lie Wächter und ihre Boten sind an besonders ge schützten Stellen im Werk. Gespensterhaft, wi« man sich früher die Marsmenschen vorstellt«, mit den Gasmasken vor dem Gesicht, ver schwinden di« Menschen lautlos in die Erde. „So, jetzt sind sie da. Eben fallen di« ersten Bomben. Gas- und Braildbomben." Und man wünscht, daß alle Bomben ewig nur so in der Theori« und ohne Schaden an- -urichten, fallen möchten. „Dort hat eine Brandbombe gezündet." Der Wächter will die Werkfeuerwehr telephonisch rufen. „Telephon zerstört." Ein Bote wird geschickt. In Schutzanzügen, die Sauerstoffgeräte um, mit Gummihand schuhen, -aß nichts Menschliches, nichts Fleisch liches an ihnen mehr erkenntlich ist, nahen die Feuerwehrleute und beginnen zu löschen. „Gasbombe explodiert, ein Mann verletzt." Ein Mann sinkt um. Mit Bahren nahen die Sanitäter in gleicher Ausrüstung wie die Feuerwehrleute, nur Lurch Lie Armbinde mit dem roten Kreuz fast noch unheimlicher wir kend. Der Verwundete wird abtransportiert. Wieder ein Signal. Der Angriff ist vorbei. Aber noch bleibt die übrige Mannschaft in den Unterständen. Der Entseuchungstrupp tritt zuerst in Tätigkeit. Alle Wege in der Nähe -er Einschlagstellen werden entgiftet. Dann erst geben Lie Ordner -er Belegschaft di« Weisung zur Rückkehr an die Arbeitsplätze. Aber auch jetzt werden noch die Gasmasken angelegt, weil an Mauerwinkeln und in Ecken leicht noch Gasreste zurückgeblieben sein können. Die Ordner haben inzwischen Li« Betriebsräume kontrolliert, die Gefahr ist vorbei, di« Gas masken wer-en wieLer an ihre Plätze zurück gehängt, die Arbeit geht weiter. Der Spuk ist aus. Ein Spuk? Ein bit terer Ernst. Wer zwischen Gefahren lebt, mutz gegen alle Gefahren gewappnet sein. Und wenn es dem fremden Besucher bei dies«« Hebungen Loch ein wenig kalt den Rücken herunterläust, so ist es -er Umstand, -aß er dieser Dinge «n» gewohnt ist. Dem Chemiker, der verbindlich plaudernd die Wirkungen dieser Gift« erzählt, Lem sind st« nichts weiter, denn vertraut« For- mein. „Denn", sagt «r, „für jedes Gift gibt e« ein Gegengift und für jede Erfindung ein« Gegenerfindung. Di« Wissenschaft, die uns so gefährliche Waffen in die Hand gibt, lehrt un» auch den sichersten Schutz gegen sie. Wir müsse« ihn nur anzuwenden wissen." Mario Wohr. vtztz vltztzhesttiö* Host kK» (tzkAl