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Im alten Lätzchen Man glaubt noch an Hexen 8unts (-islslssküense ten, schaffen, ihre Mission erfüllen wollen! Da lebt fetzt ein hochbegabter junger Dramatiker mit seiner Frau und Kindern in einer Laube, in einer Laube, die kein Fenster, geschweige denn einen Ofen hat, und schreibt — ein Lust, spiel! Daß da» Deutsche Reich im Lauf« Ler letzten hundert Jahre so manche Zeit Ler schwe ren Bedrückung und Sorgen über sich ergehen lassen mußte, ist ja bekannt, doch konnten diese Epochen immer wieder durch führende Kräfte der geistigen Ideen überwunden werden. Aber noch nie war der geistige Schatz so bedroht wie heute! Et« ergreifende» Bild von Ler Not der »ontscheu Literatur hat kürzlich Walter von Mol« entworfen. WaZ er z» berichten weiß, ist t» mehr al» einer Hinsicht erschütternd. Di« Bedeutung Le» unabhängigen und schaf. fe»Le» geistigen Arbeiter» Ist heute vollständig verkannt. Diese Verkennung birgt eine schwere Gefahr für die Zukunft, denn sie stellt die Ext- ste»zmügltchk«it -e» geistigen Deutschland» in Frage. Nur sehr schwer kann sich -er schöp ferische geistig« Arbeiter in Deutschland noch entwickeln, besteufallS unter -rückenden Be dingungen behaupten. E» ist kein Geheimnis, daß selbst Schriftsteller von bekanntem Namen «r sehr selten von den Erlösen ihrer Bücher t» sogenannten gutsituierten Verhältnissen le be« können, besonders dann nicht, wenn sie Ihr« Freiheit und Unabhängigkeit nicht auf- gebe« wolle». Nur wenn sie sich der gewünsch te» Tendenz oder der Parteidisziplin unter- ordnen, wenn sie einer volkstümlichen Idee diene«, anstatt selber neu zu schaffen, dann fin de» st« den Weg zum Erfolg. Eiu« alte, sehr ärmlich gekleidete Frau kam vor einiger Zeit zu einer literarischen Hills- «ganisatto» und Lat dort um Unterstützung. Mit wenigen kargen Worten enthüllte sie ein erschütterndes Schicksal der bittersten Not. Es »ar die Tochter Eduard Mörikes. Ein« andere Krau kam und klagt« dasselbe Leib —, die rechter Wilhelm Raabe». Die Töchter von vodenstedt und Julius Hart, ein Sohn Freilig- raths, -i« Witwen von Friedrich Lienhard, vo» Lautensach und Arno Holz, sie und zahl los« ander« Hinterbliebene großer Männer lei te» bitterste Not. Sie wären glücklich, wenn «au ihnen di« Rente eine» pensionierten AmtSdieuerS gäbe. Aber -er Staat fühlt sich zu richt» verpflichtet, zeigt -er Generation der Schaffende» deutlich, welches Schicksal einmal der Ihre» harrt, wen» sie vom Idealismus «ächt ab lassen. Et» Schriftsteller, -er zwölf namhafte Bü- Her geschrtebe» hat, schläft mit seiner Frau in ter «»Sgeräumte» Wohnung auf dem Fuß- tode». Et» bekannter Lyriker und Kritiker liegt «Hue srgliche Mittel im Krankenhaus. Ille sei»« Bücher sind vergriffen. Neuauflagen wrlänfig »»möglich. Eine junge Schriftstelle, rt» lebt von Bouillonwürfeln und Harlem vrot. Ei» Dichter haust mit seiner Familie i» einem feuchten Keller bei acht Mark wüchent- Scher WohlfahrtSunterstützuug. Ein anderer kampiert mit Familie im Asyl «nd in Warte- sve». Dies« Reih« ist bis ins Uneudltche zu »erlänger». Die Hilfsorganisationen küvnen richt« Wesentliche» tu». Deu» di« Mittel, die der Staat bewilligt, find mehr al» gering. Vie dies« Menschen trotz der «»tsetzlichen Not glauben und kämpfen! Wie sie immer wie der die Resignation überwinden, wie sie arbei- Jm Jahre 1821 wurde di« letzt« Hexe ver brannt. Dt« unverbrannten werden in keiner Statistik erwähnt. Und doch ist eS «ine große Anzahl, dt« auch heut« noch unter dem Ruf, eine He« zu sein, sehr schwer leiden. — Be- sonders in Gegenden, in denen die Natur selbst spukhaft wirkt und die Sinne des Men- schen beeinflußt, blühen auch heute noch Aber glauben und Hexenfurcht. Wenn an der Nordsee di« Nebel steigen und das Meer rast und schäumt, wenn Sturzseen kleinere Deiche überschwemmen und mit ihrem Gischt die eigenartigsten Figuren erscheinen lasten, wenn rm Toben des Windes Stimmen laut werden, die menschlich, übermenschlich klingen, dann ist -i« Figur LeS Schimmelret- terS sehr bald geboren. Wenn im Nebel der Brocken zu riesiger Größe erwächst, di« Menschen zu Riesen wer den und die Tiere ängstlich und laut rufen, so steht «in kindhafter Mensch schnell Unholde. Dt« Nebel -er großen Hochmoore, die ein sam« Lage der Höf« in Westfalen, das Alter der Schlösser, deren Gebälk wurmstichig ge worden ist und ächzt, all das läßt die Erschet- mm» ü-ervMttcher Dtn«e zu. Und überall -a, Lähmungserscheinungen, wie sie sich vielfach nach Diphtherie zeigen, gehen meist im Laus« von einigen Monaten ohne besonderes Zutun zurück, vorwiegend handelt es sich dabei um Erkrankungen des Herzens und -er Nieren, um mehr oder weniger hervorgetretene Läh mungserscheinungen in den Augenmuskeln und Beinen. Um dem vorzubeuqen oder -och nachher abzuhelfcn. ist bei Diphtherie neben guter Pflege -er Aufenthalt in gesunder Luft das beste Mittel. Niemals aber darf «in Diphthertebcsall leicht genommen werden, denn auch in beschränktem Maße auftretende Be läge gehen mit einer schwer«» Vergiftung de» wo Lie Natur selbst mithilst an den Phantaste reien. tauchen auch Hexen auf. Hexen und der Glaube an sie und ihre Taten, denn natürlich muß eine Hex« auch schaden. Und wenn sie «S nur mit dem ,bösen Blick" tut. Der Glaube an Len bösen Blick ist besonders an der Lüste sehr verbreitet. Denn dort haben di« Menschen von dem scharfen Schauen über das M«er «inen besonders durchdringenden Blick be kommen. An -er Küste ist «» auch geschehen, daß jetzt ein Beleidigung»-, nein Hcxenprozeß verhan delt wird. Eine Frau erhob Anklage wegen Beleidigung gegen «in« Nachbarin, di« ihr nachredet«, sie sei eine He« und hab« sie, ihr« Stieftochter und ihre Hühner verhext. So ge sagt im Jahre 1S62. Leider hatte si« mit ihrer Behauptung nicht viel Glück. Der Richter ver urteilte si« zu einer Geldstraf« von SN Mark. Doch als si« den Saal verließ, waren ihr« letz ten Worte voller U«berzeugung: „Und -i« Hex« lebt -och!" — Man wird eben den Hcxcnglauben niemals auSrotten können. Eva. veutschsand liefert paradehelme für die rumänische Armee Bekanntlich ist der deutschen Industrie durch das Versailler Diktat die Anfertigung von Kriegsmaterial für fremde Staaten verboten worden. Lediglich blinkende Parade helme dürfen als ungefährlich von deutschen Fabriken hergestellt werden. Die rumänische Regierung hat daher für die rumänische Garde einige tausend Parade helme, ähnlich wie sie früher die deutschen Kürassiere trugen, in Auftrag gegeben, die zum erstenmal bet einer großen Parade gezeigt werden, die demnächst stattfindet und an der auch der polnische Marschall Pilsudskt tetlnehmen wird. — Unser Bild zeigt «inen Blick in ein« Potsdamer Werkstatt, tn der die rumänischen ParaLehelme avgeferttgt werden. Sunvernöe Literaten Hinterbliebene großer Dichter t» bitterster Rot! — «n»h»st« Schriftsteller i« Asyl. — Ergrei. se»L« Tr«g»Lie».