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Letzte Meldungen Die Abteilung der neuenGemülde im Galeriegebäude am Zwinger Nachdem im vorigen Sommer das ehe- malige königliche Sekundog*enikurgebäude aluf der Brühlschen Terrasse als „Galerie des 19. Jahrhunderts" der Oeffentlichkeit hat übergeben werden können, wird oo-n Sonnabend, den 4. Juni ab, auch die Abteilung der Gemälde des 20. ' Jahr hunderts im Erdgeschoß des Galerie- gebäudes am Zwinger wieder zugänglich sein. Ein Hauptteil der Räume im Erd- geschah des Zwingergebäudes ist in den letzten Monaten für diesen Zweck vor- gerichtet worden. Man wird sich noch der dunklen, durch die stillosen Einbauten der 80er und 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in ihrer architektonischen Wirkung vollkommen zerstörten Räume erinnern. Nach Entfernung der aus rehren Nützkichkeitsgründen errichteten Zwischen- wände erscheint nun eine der reizvollsten Goethe-Ausstellung des Sächsischen Kunstoereins — Jnli. DaS Scho der Reichstagsanflöfung in Amerika. Neuyork, 4. Juni (Radio). Von den Neuyorker Blättern nimmt vorläufig allein die „Herald Tribune" zur Auflösung des Reichstages Stellung. Das Blatt stellt fest, datz die neue Regierung, so will- kürlich und diktatorisch sie auch erscheine, verfassungsmäßig zu regieren be absichtige. Hindenburg verletzte durch An wendung jedes verfassungsmäßigen Mittels für die Festigung des politischen Kurses nicht seine Amtspflicht, sondern erfülle seine Pflicht gegenüber dem deutschen Volk. Kabinett Herriot beim französischen Staats präsidenten. Paris, 4. Juni (Radio). Das neue Ka binett Herriot hat sich heute um 11 Uhr zur offiziellen Vorstellung zum Präsidenten der Republik begeben. Der Ministerpräsident wird sich schon heute mit seinem Vorgänger Tardieu in persönliche Verbindung setzen, um mit ihm über die Aebernahme der Re gierungsgeschäfte zu beraten. Ebenso tritt der 1. KabtnettSrat schon heute zusammen, um die Regierungserklärung auszuarbeiten. Di« Doruaterfuchung gegen Gorgulow abgeschlossen. Paris, 4. Juni (Radio). Die Vor untersuchung gegen den Mörder des Staats präsidenten Doumer, Gotlugow, ist end- gMtta abgeschlossen, nachdem der Antrag der Verlerdiger auf eine nochmalige Unter suchung des Angeklagten auf seinen Geistes- zuftand abgelehnt wurde. Die Verteidiger Gorgnilows haben sich am Freitag zum Gsnrralstaatsanwalt begeben und ihm mit- geteilt, datz sie zur Ausarbeitung ihrer Verteidigungsreden etwa einen Monat bcnötigcn. Der Generalstaatsanwalt hat den Vorschlag angenommen und den 7. Juli als vorläufigen Termin für den Beginn des Prozesses vor den Geschworenen an- gesetzt. und großzügigsten ArchiteNurschöpfunaen Gottfried Sempers, die um 1850 für die Mengsichen Gipsabgüsse geschaffen worden A wieder in ihrer ursprünglichen lichten Weiträumigkeit. Allerdings hat unter den heutigen Verhältnissen vorläufig nur die vordere Hälfte der im Erdgeschoß zur Verfügung stehenden Räume hergestcllt und in Benutzung genommen werden können. In den beiden durch ihre Frei- legung wiedererstandenen Hallen und in den durch eine lockere Einfügung von Scherwänden beiderseits an den Fenster- wänden entstandenen 12 Kojen war es möglich, schon jetzt fast SO Werke der neueren Kunst leit etwa 1900 zur Auf- steNung zu bringen, dazu provisorisch auch eine Auswahl von Altdresdner Künstlern der bekannten Sammlung Joh. Friedrich Lahmann. Gewiß wird der Besucher unter den hier dargebotenen Bildern noch manches bedeutsamere Stück des treueren Galeriebesitzes vermissen. Aber die Auf- stellung weiterer Gemälde namentlich gröberen Formats wird erst möglich sein, wenn die finanziellen Verhältnisse eine Wiederherstellung auch der übrigen Räume des Erdgeschosses im Gemäldegaleriegebäude erlauben werden. Heute Sonnabend wirb die grüßte btesjäh rtge Ausstellung des Kunstveretn» eröffnet. Für die Ausstellung sind besonder» die gro. ßen Privatsammlungen und die öffentlichen vor allem das Kupferstichkabtnett, die Gemälde, galerie und die Landesbibliothek, aber auch auswärtige berücksichtigt worben. Das Material, das zur Beifügung stand war äußerst umfangreich, so daß man nur etwa ein Drittel verwenden konnte. Es lag die Schwierigkeit dieser Ausstellung also vor allem im Aussuchen, nicht im Zusammentragen: ES galt — bet dem trotzdem großen Umfang der Exposition — einen Extrakt der mannigfaltigen Beziehungen Goethes zur bildenden Kunst und anderer schriftlich oder bildlich fixierten Ein- flüsse, Anregungen und Wirkungen, sowie der Goetheschen Originale zu gestalten. Und das ist gelungen! Diese Goethe-Ausstellung ist ein« der ein- druckvollsten Würdigungen, die das Goethejahr hervorgebracht hat. Es ist ja schon manches Ueberflüssige geschwatzt, manche gesuchte Ver bindung hergestcllt und viele bedeutungslose Ecken ausgekehrt worden. Dies« Ausstellung aber ist ein hohes Lied auf die universale Ge nialität des großen Olympiers und auf den ungeheuerlichen Einfluß eines Menschen aui seine Umgebung und auf seine wie die fol- gende Kulturepoche bis zum heutigen Tage. Diese schier erdrückende Vielseitigkeit Goethes ist wohl das primäre Erlebnis, das man aus dieser Ausstellung mit fortnimmt Und zum anderen das Erlebnis einer bis tn- letzte verfeinerten Kultur einer Gesellschaft, die in ihren wenn auch oft dilettantischen Bemühen nicht im Profanen verwässerten. Es ist ja schließlich -er Dilettantismus, das Ausnehmen und Sichanregenlassen im Laienkreis«, Las einer Kultur Niveau gibt — nicht nur die Spitzenleistung. Uild zum dritten, nicht letzten, das Erlebnis Ler ewig sich in uns wiederholenden klastischen Renaissance. Das Erlebnis der stillen Größe und schlichten Einfalt in Harmonie mit seinem Gegensatz, dem dionysischen, urmenschlichen, faustischen Lebens- und Eroberung-Willen. Dieses Goethesche — hier wird'» Ereignis Stark durch die geschlossene Gestaltung der ordnenden Hand bei aller Mannigfaltigkeit Und stark Lurch die unmittelbare Berührung mit den Dokumenten der deutschen Klassik, die noch nicht tot ist, die lebt und ewig leben wir- als Basis aller weiteren deutschen Kunst. Nicht Epigonentum, wohl aber Befruchtung, Synthese. Ueber die Eröffnung und die Ausstellung selbst werden wir noch eingehend referieren. W. U. Antzemninister v. N«rath reist nach London. Berlin, 4. Juni (Radio). Der Reichs minister des Auswärtigen, Freiherr v. Neu rath, begibt sich heute für einige Tage noch London, um sich dort zu verabschieden. Nationalsozialistische Kundgebung von der Münchener Polizei aufgelöst. München, 4. Juni (Radio). Im Haupt bahnhof versammelten sich heute früh einige Hundert Nationalsozialisten, um den ehe maligen Stabschef der SA., Hauptmann a. D. Röhm, zu empfangen. Bei der Gin fahrt des Zuges stimmten sie bas Horst- Wessel-Lied an. Sodann versuchten di« Na tionalsozialisten einen geschlossenen Zug zum Braunen Haus zu veranstalten. Gin Kever- fallkommando vereitelte dieses Vorhaben. DGin Nationalsozialist, der im Besitz eines Sstlagrinaes und eines im Griff feststehen den Messers war, wurde festgenommen. Schwer« Zusammenstöße zwischen National- fozialisten und Linksparteiler» ia Danzig. Danzig, 4. Juni (Radio). Am Freitag abend kam es in einer nationalsozialistische Versammlung im Werftspeisehaus, in deren Verlauf auch KPD.- und SPD.-« Mitglieder das Wort ergriffen hatten, zu einer blutigen Saalschlacht. Als letzter Redner sprach ein Angehöriger der SPD,, der nach Beendigung seiner Ausführungen die Hand erhob und damit den anwesen den Linksparteilern das Zeichen zum An griff gab. Sie ergriffen Stühle und stürmten damit zu den Saalausgängen, wo sie auf den Widerstand der an den Ausgängen postierten Nationalsozialisten stießen. Die vor dem Gebäude stehende Polizei erschien sofort auf dem Kampf, platz. Inzwischen waren jedoch schon zahl- reiche Personen verletzt worden. Vier Schwerverletzte mußten ins Krankenhaus geschafft werden. Anderen wurden an Ort und Stelle Notverbände angelegt. Zahlreich: Versammlungsteilnehmer wurden festgenommen. Die Staatsoper in Hellerau Rückblick »»» «»»blick. Bo» Mfr«b Re»cker. Wer die Sommertag« im Jahre 1S12 tu Hellerau «klebte, wird sich stark« Eindrücke be- wahrt haben. Der Tatkraft der Brüder Wolf unL Harald Dohrn war eS zu danken, daß dort auf der Höhe, die einen w«tt«n Ueberbltck über das Land bi» nach Dresden und zu den Losch- witzer Bergen bietet, das von Tess«now in wundervoll klaren Linien gebaut« Festspielhaus erstand, dem die ganze Sunstwelt gespannte Aufmerksamkeit zuwendet«. Graf Seebach, der im Sommer 1910 in dem „Komitee zur Gründung eines Institutes für JaqueS-Dalcroze* den Vorsitz übernommen hatte, vermochte es, im Verein mit zahlreichen Gönnern, das Werden der „Hellerauer Bil- LungSanstalt* erfolgreich zu unterstützen. In der Folge schloffen sich organisatorische und künstlerische Faktoren wirksam zusammen, aus der Grundlage klassischer und moderner Musik, Feste für Auge und Ohr zu bereiten. In kur- zer Zeit schon war „Hellerau* ein Begriff ge- worden. — Leider fand diese Entwicklung mit Kriegsausbruch ein jähes Ende. Nachdem die Sächsische LanLeSwohlfahrts- stiftung als Pächterin des noch immer der Fa- milie Dohrn gehörenden Grundstücke- auch den Festspielraum wieder in baulich guten „z feuerpolizeilich einwandfreien Zustand gebracht hat, drängte sich mehr und mehr der Wunsch auf, ihn, »um mindesten gelegentlich, seiner al- ten Bestimmung zurückzugeben. So hatte die Leitung der Staatstheater diesen Gedanken schon vor Jahren ernsthaft erwog«n; al» «z dann galt, der diesjährigen „Neustädter Woche" «in neue» Element der Belebung zuzuiühren, wurde der „Plan Hellerau* wieder ausgenom- men und seit einer Woche ist die Kunst dort wieder eingezogen.. Unter der Leitung von Busch, Schum, Eleve, Hintze wird Gluck» «Iphigenia in Aulis* erstehen. Ein herrlichc» Werk, dessen klassische Schönheit — in der Be arbeitung von Richard Wagner — im Hel- lerauer Festspielhaus zur besonderen Geltung gelangen kann. Wenn am Abend des 1. Juni, der für die erst« Aufführung in Aussicht genommen ist, auch der Wettergott ein freundliches Gesicht machen wird, kann es nicht daran fehlen, daß sich bet allen Teilnehmern gleich beglückende Eindrücke einstellen, wie während der „Orpheus. Aufführungen* des Jahres 1912. Schon di« Fahrt, oder noch schöner die kurze Wanderung durch den Wald bis zur Höhe, wird Genuß und entspannende Vorbereitung bieten wie damals. Aber auch im Falle ungünstiger Witterung ist Hellerau leicht zu erreichen. Die heutigen, noch weit besseren Zufahrtstraßen ermöglichen für Auto, Autobus und Straßenbahn bequeme Ver- bindung bis zum Festspielhaus. Wie wett «S richtig ist, wenn man bis. weilen hört, „Dresden-Neustadt* sei alsZtiss- kind zu betrachten, vermag ich nicht zu dem. teilen. Jedenfalls aber haftet in meiner Ei. innerung aus Lem Jahre 1912 der angenehme Eindruck, daß ich vom Neustädter Bahnhos durch gepflegte, verkehrsreiche Straßen in einer feu dalen Droschk« zu einem noch ganz jungen Vorort geleitet wurde, in dem gesteigertes rhythmisches Gefühl in schönster künstlerischer Form zu erblühen begann. Und schnell war man in diesem Bezirk heimisch,- unter den Ge nießenden, unter den Bewundernden, begrüßte man vertraute Gesichter aus aller Welt. Unter den Ausführenden, den Studierenden, fand man — neben Ler JugenL aller Altersstufen — Mustk«r, di« schon mitten im schaffenden Prak tikum standen, Lie es aber nicht unter ihrer Würde hielten, zu sagen, in dieser Atmosphäre ist eS gut sein, hier kann man getrost noch „einen Kursum durchschmarutzen*. — Wie leb- Haft ist es noch in meiner Erinnerung, wie man sich während -er Panse, in lauer Som- merluft, unter blühenden Glyzinen erging, wie ein kühler Trunk erfrischte, wie „Kühles zu laben* sich weit in die Nacht bei munterem Fachsimpeln fortsetzte un- welch ein „Kunst rausch" mich mit fröhlichen Gesellen -urch den würzigen, glühwurmbeleuchteten Wald Ler von fernher schtmmern-en „Neustadt* wieder zu- führte. In unseren bewegten, bedrängten Tagen, erhebt sich freilich -ie bange Frage: darf man der Kunst so hohe Wege weisen, so schöne Ziele aufs neu« stecken? An -er Skepsis hat es in unseren Kreisen nicht gefehlt un- es bedurft« manches Anstoßes für den ersten Schritt der Vorbereitung. Seit Lieser aber getan ist, sind alle Beteiligten frohgemut am Werk — noch aber bedarf es des Wichtigsten: des Interesses, der Anteilnahme weiter musikliebender Kresse diesseits und jenseits der Elb«. Geschäftliches oku. Das Glück sucht Sie! Wir verweisen auf die Beilage Ler Sächsischen Wohlfahrt», lotterten, Dresden-A. 1. Llandarten im Nebel Rowan von -rr»«rt B. Fred««*»»»!. Copyright by: Carl Duncker Verlag, Berlin W. 82. 20 Forttetzung „Die Demoiselle ist sehr reizend — aber welcher Teu fel hat sie geritten, nach Mitau zu kommen? Ein Frauen zimmer, das freiwillig eine Kampagne mitmacht." Es sind neue Gaste gekommen, darunter Franzosen. Seydlitz gegenüber hat sich der Pariser Eardekapitän d'Al- made niedergelassen, mustert spöttisch überlegen den Major und Friedrich, den er aus einem unerfindlichen Grund btt jeder sich bietenden Gelegenheit zu reizen versucht. Er htt dienstlich viel im Berliner Schloß zu tun, kennt natürlich Friedrichs Geschichte; wenn auch nur durch Dritte, und wit tert jetzt irgendeine Gelegenheit, zu sticheln. Seydlitz sieht den jungen Hauptmann ernst an, als die ser erregt und ein wenig lauter als unbedingt nötig, ent gegnet: „Sie ist von Kapstadt mit dem Vorsatz abgereist, den General ^orck aufzusuchen — und da wundern Sie sich, daß sie die paar Tagereisen bis Mitau nicht scheut?" D'Almade mischt sich ein, ehe Seydlitz antworten kann: „Die Demoiselle wollte Quartier für den Herrn Haupt mann machen?" „Es gehen sonderbare und für viele — erschreckende Nachrichten von Rußland aus — die Welt könnte in Bälde ein gewaltiges Schauspiel erleben." D'Almade lehnt sich über den Tisch. „Gilt das mir, Herr Major?" Sendlitz ist lehr verwundert: , ÄH — Sie hören unserm Gespräch zu. n ein Herr Ka pitän? Nun, dann werden Sie uns vielleicht Neues von der Armee mitteilen können?" „Ich bin seit mehr als zwei Wochen in Berlin." ..O Verzeihung — Sie wollen Quartier für Kamera- de., machen — kommen Sie, Hauptmann Hardekvw, wir können un, auf dem Wege zu meinem Hotel noch unter- "allen." --»blitz erbebt sich, grüßt lehr höflich kachelnd zu d'Al- made, der den Gruß militärisch erwidert, geht mit Friedrich ab. Draußen faßt Hardekow nach dem Degengriff: „Ich renne dem Hund die Klinge ins Maul!" Borcks Adjutant sieht zum Himmel auf, an dem der Große Wagen inmitten der Sterne klar herausschimmert: „Wir werden sehen — es wird noch genug für Sie zu tun geben, Hauptmann Hardekow, mehr als genug — ich hab« eine Nase für derlei Gerüchte?" * Die Russen werden dringlicher. Paulucci, seit Wochen nach Essens Abberufung Gouverneur von Riga, sendet an Porck vertrauliche Schreiben über den Stand der Dinge — teilt ihm, noch bevor die Nachricht allgemein bekannt Ist, die entsetzliche Tragödie der Großen Arme« beim Ueber- gang über die Beresina mit, fordert ihn auf, mit seinem General Repnin zu verhandeln, sich endlich zu entschließen, sein Vaterland zu retten, indem er zu den Russen über ginge, und so die Franzosen an der heute empfindlichsten stelle schwäche. Porck wartet auf Nachrichten von Berlin, Porck ist für niemanden zu sprechen, reitet täglich lange aus, allein, nur von einem Burschen begleitet. Macdonald, früher stets höklich, wird bissiger — seit dem jungen General Bachelu ein Manöver in der Gegend von Eckau glückte, schreibt er offen tadelnd an Porck, daß er Aktivität bei den Preußen vermisse, rüffelt den Kavallerieführer Hühnerbein und unterstellt ihn und andere um Eckau liegende Truppen Ba chelu. Porck schweigt verbissen. Es kommen Zettel von General Diebitsch — bei den Russen ist ein förmlicher Wettlauf entstanden, wer es zuerst fertig bringen wird, den alten Wolf Porck aus der Höhle, aus der Reserve und Zurückhaltung zu locken. Eva hat sich lange überwunden, nun aber, als man an tausend Anzeichen merken kann, daß große Veränderungen in der Luft liegen, kann sie sich nicht länger beherrschen. Und eines Tages in der zweiten Dezemberhälfte trifft Porck auf seinem Reitweg Eva, hinter der gehorsam in militärischem Abstand die Ordonnanz reitet. Er pariert seinen Gaul vor ihr: „Was tun Sie hier. Eva? Hat man Ihnen noch nicht mitgeteilt, daß es in den nächsten Tagen losgeht? Die Russen drücken am untere Stelln-a sind dabei — a<b d^s verstehen Sie nicht — niemand versteht das, man sitzt hier und bekommt Briefe wie Schneeflocken." Er fegt mit der Hand durch die Luft, die voller Schnee ist: „Nur die richtigen kommen nicht an?" Er besinnt sich, nagt an der Unterlippe: „Sie müssen fort, Eva, bevor es zu spät ist — der Weg nach Tilsit ist frei — Sie reisen morgen nach Tilsit." „Nein — ich bleibe hier!" Porck blinzelt einen Augenblick lang, der Schnee weht ihm in» Gesicht: ' „Sie sind eine Frau — Sie können nicht in Mitau bleiben." „Ich gehe mit Ihnen." Er wird ungeduldig: „Weiber gehören nicht unter Soldaten — wir haben keinen Troß bei uns, dem Frauen angehör-n." Da treibt sie ihr Pferd dicht an das seine: „Ich habe Sie seit mehr als einer Woche nicht zu Ge sicht bekommen, General Porck — es ist inzwischen viel ge schehen — in der Welt — und hier, hier bei uns. bei Ihnen." „Wie meinen Sie das, Kind?" „Der Hauptmann Porck hätte —" Er sieht sie fest an: „Der Hauptmann Porck hatte eine Kompanie hinter sich — ich habe an zwanzigtausend Mann zu denken." „Und an die Zukunft Ihres Vaterlandes." „Gewiß — mein König sitzt in Berlin — mitten unter den Franzosen." Er wird unvermittelt fast leichtfertig im Ton: „Sie spielen Politik, Eva — das ziemt sich nicht für junge Mädchen." Da richtet sie sich auf, wird ganz leise, aber es klingt dem General wie Fanfaren in die Ohren: „Wenn die Männer nur Vorsichten und Rücksichten ken nen, müssen wir es wohl sein, die ihnen die Aussicht«» zeigen!" 'Fortsetzung folgt).