Volltext Seite (XML)
Zweites Blatt Ar. 122 Ireitog, den 27. Mai 1SS2 Aus dem Lande — Bautze». Der fünfte A»schla- a»f Le« Vert-Gedeukstei«. Auf Leu Bautzener Ebert- Aebenksteiu. der tm Jahr« 1926 vom Reichs- banner Schwarz-Rot-GoU» tu -e» stä-ttfche» kchill«r-A»lag«n errichtet worbe» ist, wurde jetzt der fünfte Anschlag verübt. Der Gedenk- jtein würbe von bisher unbekannten Tätern mngeworfen. Das Blumenbeet vor dem Denk- mal würbe verwüstet. — Chemnitz. Zwei Stuber erleide» de» AaStod. Am Mtttwochnachmittag versucht« sich ein« in Siegmar wohnhaft« 42 Jahre alte Packersehefrau mit ihren zwei Kinder» tm Aller von 8 unb 5 Jahren mit SochgaS zu vergiften. Die Frau wurde noch lebend in- -rankenhaus Rabenftei» etngeliefert. Die Die goldene Hochzeit feiern am 28. Mai in verhältnismäßig kör perlicher und geistiger Frische der in Dres- ten-Coschütz, Karlsruher Straße, wohnende Hjährige Berginvalid und Rentner Wuitz wd seine 77 Jahre alte Gemahlin. 1899 von Mta nach Gittersee verzogen, siedelten sie M9 nach Dresden-Coschütz über. Dem golde nen Jubelpaare ein herzliches „Glückauf!" Liederbelebungsversuche bei ben beiden Kin- trrn waren ohne Erfolg. Di« Frau soll schwer- mutig gewesen sein und wiederholt Selbst mordgedanken geäußert haben. — Chemnitz. Ueberfall auf den Landtags- Vizepräsidenten Bretschneider. Auf ben staatS- parteilichen Vizepräsidenten des Sächsischen Landtags, Bretschneider, wurde am Mittwoch abend ein Ueberfall verübt. Als er von der Landtagssitzung nach Chemnitz hetmkehvte, ver tilgten ihn zwei Männ«r bis vor sein HauS. Als er ausschließen wollte, fielen si« über ihn her und schlugen auf ihn «in. Bretschneider, brr sich kräftig wehrt«, trug blutende Verletzun gen an -er Nase und an den Lippen davon, ferner Wunden an der linken Schläfe und am -opf, doch sind sie glücklicherweise nicht ernster Natur. Seine Frau hörte die Hilferufe und benachrichtigte fernmündlich die Polizei. Als bas Ueberfallkommando vor dem Grundstück Wittelsbacher Straß« 36 eintraf, waren die beiden Täter jedoch bereits entkommen. Bis her hat man keine Spur von ihnen finden können. Man vermutet, daß «S sich um einen politischen Ueberfall handelt. — Chemnitz. Plünderung eines LebeuS- »ittelgeschäftS. In der Verkaufsstelle der Emil- Uhlmann-A.-G. auf der Oststraße erschienen Donnerstag vormittag gegen 9 Uhr etwa U Burschen tm Alter von 19 bis 20 Jahren mit Fahrrädern, die sie am Fußwege stehen lieben. Sie -rangen mit dem Rufe: „Die Wohlfahrt bezahlt!" in das Geschäft ein. Eine Verkäuferin, die noch rasch die Ladentür schlie ßen wollte, wurde zur Seite gestoßen. Die Bande stürzte sich sodann auf die auSgelegte» Leb«nSmUt«l und stahl tu der Hauptsache Wurstwaren tm Werte von über SO Mark. Dte Beute wurde tu mUgebrachte» Rucksäcken verstaut. Alles dt«S war ein Werk weniger Minuten. Bevor Hilfe zur Stelle war, hatten dte Räuber auf ihren Fahrräder» bereit» das Weite gesucht. Auch ei» alsbald am Tatort erschienenes Ueberfallkommando konnte »icht» mehr auSrtchten. — Chemnitz. Der Streik a» der Saide»dach talsperre. Wie bereUS gemeldet, ist dte Beleg- schäft de» Satdenbachtalsperrenbaues wegen der Lohnsenkung im Baugewerbe in den Streik getreteu. Di« Baustelle liegt berett» seit 29. Mat sttll. Bon Arbettgebersett« war den Streikenden das Ultimatum gestellt worden, dte Arbeit bi» zum Dienstag, dem 24. Mat, wieder aufzunehmen. Eine am Montag unter Führung der kommunistischen RGO. (Revolu ¬ tionäre Gewerkschafts-Opposition) a-gchaltene Betriebsversammlung «ntschied sich jedoch mU großer Mehrheit für den Streik. Die an dem Bau beteiligten Unternehmerfirmen habe» nunmehr dte fristlose Entlassung der Streiken den ausgesprochen. Ein« Beschäftigung oo» Arbeitswilligen ist zurzeit unmöglich, da die Streikenden-di« gesamt« vaustell« mit Streik- post«n umstellt haben. Die neue Schlachlhosbrüüe in Dresden Am heutigen Mai ist dte neu« Schlacht- hvfbrücke nach Vmonattger Bauz«tt dem Ver kehr übergeben worden. Die Verbindung zwischen der Gchlachthof- tnsel und der Magdeburger Straße über di« Ostraflutrinne bestand btS vor kurzer Aeit in einer hölzernen Straßenbrücke. Da dte Pie- schener Alle«, dte Hauptzufahitsstraß« zum Schlachthof, unterhalb der Ltnt« des höchsten Hochwassers liegt, ist eine vom Hochwasser un- abhängig« Verbindung in Form einer Brücke erforderlich Die alt« hölz«rn« Straßenbrücke über die Ostraflutrinne wurde im Jahre 1899 erbaut unb war demnach 83 Jahr« in Betrieb. Di« alte Holzbrücke war schon stark überaltert. Das macht« sich auch in ben ständig steigen den Summen für AusbefferungS- und Instand- setzungsarbetten bemerkbar. Die letzte größere Ausbesserung wurde im Sommer 1939 vorge- nommen, als sich bet Ler Auswechselung der Straßenbahnschienen herausstellt«, baß Lie tragenden Querhölzer tm Gleisbereich stark angefault waren und sofort erneuert werden mußten. Es bestand in nicht zu ferner Zeit unmittel bar Gefahr für das Bauwerk, so daß man dem Gedanken eines Neubaues trotz der schwieri gen Zeiten nähertreten mußte. Seitens des TtefbauamteS wurde daher ein Entwurf für ben Neubau der Brücke aufge stellt und die Ausführung der Bauarbett im Sommer 1931 öffentlich ausgeschrieben. Mit Rücksicht darauf, daß eine etwa etntretende Er weiterung des Alberthafens nach Osten hin den Abbruch der neuen Bvücke erfordern würde, wurde für ben Brückenneubau wieder eine Holzkonstruttton inS Auge gefaßt. Die öffentliche Ausschreibung der Arbeiten sah neben der Preisabgabe für Len tiesbauamt- lichcn Entwurf die Aufstellung von Sonder- Projekten vor. Ein solches ist u. a. auch von den Firmen Christoph KP Unmack A.-G., Niesky O.-L., un- Max Riedrich, Dresden, die sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen geschlossen hatten, eingereicht worden. Das Be merkenswerte dieses Entwurfs lag darin, Laß hier zum erstennml in erheblichem Umsange die elektrische Lichtbogenschweißung zur Ver bindung Ler Stahlbauteil« angewendet worden ist. Die Schweißtechnik ist noch sehr jung, hat aber gerade in den letzten Jahren ein« stürmi sche Entwicklung durchgemacht, deren Fort schritte «S insbesondere ermöglichen, Ärücken- schweißungen einwandfrei herzustellen. Dcrbei handelt es sich um kein unerprobtes Ver fahren. Mit dem Bau selbst wurde im August 1931 begonnen. Die Arbeiten wurden infolge der günstigen Witterung im Herbst und im Anfang deS Winters erheblich gefördert. Dresden ist mit dieser Brücke um eine wei tere technische Sehenswürdigkeit reicher ge worden. Die neue Schlachthofbrücke stellt die zurzeit längst« geschweißt« Stahl- brücke dar. Die Schlachthofbrücke überbrückt in einer Länge von 315 m die Ostraflutrinne mittels 13 Brückenöffnungen, deren Spann weiten zwischen 22 und 26 m liegen Auf 12 Doppelpsetlern, die «inen länglich sechseckigen Querschnitt häben und auf tragfähtgem Kies gegründet sind, ruht die Eisenbonstruktion. Sie besteht aus 2 m hohen vollwandtgen Blech trägern al- Hauptträger, die in einem gegen- seitigen Abstand von 8L m mittels 22 Rollen lagern und 3 festen Lagern auf den Pseilern und Widerlagern aufliegen. Die gesamte Eisenkonstruktion ist von der Firma Christoph V Unmack A.-G. hergestellt worben während die Pfeiler von der Firma Max Rie-rich- DreSden auSgeführt wurden. Auf dem eisernen Pfeilerüberbau ruht die Eisenbetonkonstruktion der Fahr- und Gang bahn. Die Fahrbahnbreite beträgt 8^ m, sie ist um 1H m größer als bet der alten Holz- brück«. Diese Verbreiterung hat sich als er forderlich' erwiesen, da «in gefahrloses Aus weichen von Straßenbahn und Lastkraftwagen bet der früheren Brückenbreite nicht gewähr leistet war. In Ler Mttte der Fahrbahn ist «tn« eingleisige Straßenbahn angeordnet. Die Gehwege von je 1H m Brette tragen über den Hauptträger aus. Dte gesamte Kahr- und Gangbähnplatte ist tn Eisenbeton aus hochwer tigem Zement hcrgestellt worden. Die Arbei ten hierfür wurden von Ler Firma Dyckerhoff kt Widmann A.-G. — Niederlassung Dresden — ausgesührt Auf Lie Etsenbetonplatte ist zu ihrem Schutz gegen «tndrtngendes Regenwasser eine Abdich tung, bestehend aus einer dreilagigen Asphalt dichtungsschicht mit Asphaltzwischcnanstrichen aufgebracht. Diese Arbeiten wurden der irma Baugesellschaft Malchow G. m. b. H. resden übertragen. Der Schutz der Abdich- tungsschtcht gegen mechanische Beschädigungen wird durch eine Preßbetonplattenlage (Lie ferung Ler Platten: Dyckerhoff bi Widmann A.-G., Dresden, sowie Rönitz u. Dr. Gruhl, Heidenau) gewährleistet, auf der dann un mittelbar der Fahrbahnbelag, bestehend aus einer 4 cm starken Hartgußasphaltdeck«, aufge bracht wurde. Dte Asphaltdecke ist von der Firma Franz Horn, Dresden, im Verein mit der Deutschen Asphaltgesellschaft, Hannover, ausg«sübrt worden. Die Gangbahn erhielt einen Plattenbelag aus Betonplatten mit Ba saltzuschlag, dt« ebenfalls von der Firma Dyckerhoff ki Widmann A.-G., Dresden, ge liefert worden sind. Für die Ausführung des Anstrichs sin- langjährig« Erfahrungen der Reichsbahn aus-^ genutzt worden. Die aus diesen gegründeten Vorschriften sehen einen doppelten Rostschutz- anstrich aus roter Bleimennige vor. Auf diesen sind dann zwei Deckanstriche aus Aluminium färbe ausgebracht. Die Brücke nebst Masten und Geländer hat daher für gewöhnlich ein metallgraues Aussehen, das aber je nach Wit terung und Lichteinfall bis zum glänzenden Weiß wechselt und dadurch sehr lebendig wirkt. Dt« Farben ltesert« di« Firnra Chemische und Lackfabrik Dr. L. Naumann-Dresden, während di« Anstricharbeiten von der Firma Maler meister O. Gubert-Dresden a-usgesührt sind. Neben den Arbeiten am eigentlichen Brückenbau waren noch umfangreiche Erd arbeiten zur Verbreiterung der südlichen Brückcnrampe, die Verlegung der Srraßen- bahngleise und die Pflasterarbeiten aus Rampe und Brückenköpfen zu leisten. Die Gesamtkosten des Brückenbaues einschl. aller Arbeiten an und auf der südlichen Brückenrampe und den Brückenköpsen belaufen sich auf rund 470 000 RM. Hiervon entfallen auf die Eisenbauarbeiten rund 190 000 RM. Die durchschnittliche Zahl der ans der Bau stelle beschäftigten Arbeitskräfte betrug etwa 50, die zum größten TeU Dresdner Wohlfahrts erwerbslose waren, und deren Beschäftigung somit auch den Dresdner Arbeitsmarkt ent lastet hat. Durch die Vorschrift, daß die heimi- scl>e Baustoffindustrie bei Lieferungen soweit wie irgendmöglich zu bevorzugen war — ins besondere stammt das Eisen fast ausschließlich von säck>sischen Walzwerken — ist erreicht wor den, daß ein sehr erheblicher Teil der auf- gewendetcn Gelder im Lande geblieben ist. Der Bau unterstand dem Tiefbauamt der Stadt Dresden, Stadtbaurat Dr.-Jng. Leske, insbesondere seiner Abteilung Brückenbau, unter Leitung des Bau-irettors Dr.-Jng. Burkhardt. Die Bearbeitung des Entwurfs in Gemeinschaft mit den ausführenden Firmen sowie dte Bauleitung lagen in der Hand Les StadtamtSbaurats Dr.-Jng. Reinhold, der tn erster Linie von Dipl.-Ing. Heller und Stadt bauamtmann Walther unterstützt wurde. Die Bearbeitung baukünstlerischer Fragen erfolgte im Hochbauamt der Stadt Dresden unter Lei tung des Stadtbaurats Dr.-Jng. e. h. Wolf. Bei Entwurfsbearbeitung und Bauausfüh rung haben sich Ingenieure und Architekten der ausfüyrenden Bausirmen in maßgebender und dankenswerter Weise beteiligt. Auf 80jährige treue Lebensgemeinschaft können am 29. Mai der in Freital -Nieder- häSltch, Poisentalstraße 95, wohnende Prt- vatus Julius Fehrmann und seine Frau Bertha geb. Herrmann zurückblicken. Da- Jubelpaar, das sich noch guter Gesundheit er freut, ist dadurch in weitesten Kreisen bekannt geworden, daß es ein Vierteljahrhundert lang in Niederhäslich eine Bäckerei und einen Mühlenbetrteb innehatte. Durch unermüd ¬ liche Arbeit und Sparsamkeit hatte eS sich einen Sparpfennig fürs Alter gesichert, der dann aber von der unseligen Inflation völlig verschlungen wurde. Heute sind die alten Leute auf die Kleinrentnerunterstützung angewiesen — daS traurige Schicksal leider so vieler. Seit 41 Jahren wohnen Julius Fehrmann und seine Gattin nun schon im Grundstück Poisentalstraße 95 und seit nunmehr 50 Jah ren halten sie unserem Blatte die Treue. Möge das weit und breit geschätzte Jubelpaar auch weiterhin von Sorge und Krankheit ver schont bleiben! — Chemnitz. So etwas gibt es noch. In -er letzten Gemein-everor-netensitzung in Burk- har-ts-orf wur-e der Haushaltplan -er Ge meinde einstimmig angenommen. Der HauS- haltplan schließt nicht nur ohne Fehlbetrag ab, sondern die Gemeindeverwaltung kann auch auf die Erhebung -er Bier- un- Bürgersteuer verzichten. — Leipzig. Der Mord an dem Hausmeister Bester noch ungeklärt. Fran Bester ans der Haft entlassen. Die im Zusammenhang mit Lem Mor- an -em Hausmeister Vester verhaf tete Ehefrau Vester ist aus Ler Haft entlassen worden, da die Untersuchung keine Anhalts- punkte für -ie Täterschaft ergeben hat. Der 27 Jahre alte Sohn Willy, -er nach wie vor jede Schul- bestreitet, gegen den aber schwer« Verdachtsmoment« bestehen, bleibt weiter in Haft. Es wir- vermutet, daß Willy Bester sei- nem Vater «inen Betrag von 320 Mark, der fehlt, entwendet un- bei einer Auseinander setzung hierüber tn der Erregung den Vater PH«: »mt P«ttl« Der Mtergulsteich in Niederschöna, idyllisch im herrlichen Park des Kinderheims gelegen, ist eines der schönsten Fleckchen am Rande des Tharandter Waldes und die einzige Zierde Niederschönas. Der schöne Babeteich, im Sommer von Fremden und Einheimischen wegen seiner anmutigen Schönheit des Land schaftsbildes eifrig besucht, soll auf Antrag der Reichsbahn zugeschüttet werden. Die Gemeinde Niederschöna und der Heimatschutz sind um Erhaltung des Teiche- und deS damit ver- bunbenen reizvollen Landschaftsbildes bemüht.