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UMW.SWM In »kl -WM! und Arbeit-Material stellt eine fühlbare Er Dozent Otto vom Pädagogischen Institut der Technischen Hochschule Dresden berichtete im Dresdner Leyrerveretn über einen prakti schen Versuch, die Erziehungsmethoden der Maria Montestort im Elementarunterricht der BolkSschule etnzubauen. Er wie- zunächst auf daS geschloffene Ge- dankensystem der Marta Montessori hin, auf den Gegensatz zu den Anschauungen KrübelS und auf die Unwirksamkeit der Montestori methode, die -um groben Detl in ihrer Gegen- sätzlichkett zu den Grundgedanken der moder nen Schulreform begründet ist. Die bedeuten- den Schwierigkeiten, denen -er Lehrer in der Elementarklage gegenübersteht, sind hauptsäch- lich zu suchen in dem außerordentlich starken Bewegungstrieb beS KindeS, in der Berschte- denartigkeit der erziehlichen und unterricht- ltchen AuSgangSbasiS, in der egozentrischen, ungemeinschastltchen Arbeitsweise de» Schul- neultngS und in der Unterschiedlichkeit beim Erwerb der sogenannten Kulturtechntken Lesen, Schreiben und Rechnen. Unter diesen Gesicht»- punkten betrachtet bietet die Methode Mon- testori» viel Wertvolle»: Leicht verschiebbare Stühle und Tische, reichlich auSgeleateS Ar bettSmaterial — (der Redner führte einige der besonders und kunstvoll auSgedachten Ar- beitSgegenstände vori — wirken dem starken Sitzzwang entgegen, gewähren Bewegungsfrei heit. Durch Selbstbeschäftigung nach eigenem Arbeitstempo und Arbeitsrhythmus und durch Einzelunterricht ist jedes Kind seiner Entwick- lungSstufe gemäh zu bilden. Da» dem Kinde reichlich in die Hand gegebene Anschauung»- und Rechnen dar. Wie überhaupt im moder nen ArbettSunterricht ist aber auch die Durch- führung der Montestort-Methode in überfüll- ten Klasten von etwa 40 Kindern unmöglich. Zwei methodische Prinzipien müssen der Unterrichtsarbeit zugrunde liegen: die ge- fllhlSmätztge Erregung der Anteilnahme am Unterrichtsgegenstand und die Uebuna. Al» Ergebnis deS Unterrichte- mub eine Leistung de» KindeS zu verzeichnen sein, und da» Kind muh da» Gefühl und Bewußtsein der Kraft steigerung haben. All die» trifft für die Mon- testort-Methode zu. E» besteht für daS Kind ein Aufgabenzwang. DaS Kind treibt bemühte Uebung, übt in seinem ihm eigenen Arbeits rhythmus, die Spontaneität deS KindeS wird stark angereizt und die Arbeit mit dem Mon- testori-Matertal fördert in spielender Beschäf- ttgung die Ausbildung der geistigen Funktio nen. Gegenüber diesen Vorteilen bestehen allerdings auch einige Gefahren sogar Nach- teile der Montestort-Methode. Die dem Kinde gewährte Freiheit in der Beschäftigung sSpon- taneität) ist zu einem groben Teil eine Schein- freiheit, weil daS Kind völlig an da» au», gelegte Material gebunden ist: jede Betäti gung und Bildung der Phantastekräfte deS Kindes ist unmöglich und durch die starke Bin- düng anS Material fehlt daS wichtigste Mo ment jeder BildungSarbett: die persönliche Wirkung und Bildung von Mensch zu Mensch, die nie durch noch so kunstvoll auSgedachteS Material oder gar durch eine Maschinerie er- setzt werden kann. Bildung muh immer da» _Werk einer freien Bildner- und Lehrerpersön leichterung im Erlernen von Lesen, Schreiben I lichkeit sein. Gerhard Staude wurde zu einer Woche Haft verurteilt. Der 20jährige Arbeiter Walter Heine wurde freigesproche». Zndustrie, Sandel, Verkehr Dresdner vörfe vom Ai. April. Tendenz: uneinheitlich. Die Kur-ütl-ung war mehr denn je dem Zufull überlasten: wenige hundert Mark genügten, die Kurs« um mehr als 1 Prozent nach oben oder unten zu verändern. Deutsche Ton und Balenctenn« gewannen je weitere 2 Prozent, während ReichSbankantetl« und Sächsische Bodencredtt- anstalt je 1H Prozent anzogen. Ausfallen- schwach notierten Nähmaschinentetle, A.-G., di« gegen 15. 4. 11 Prozent «inbüßten. Clemen» Müller, DHode, Sachsemverk und Plau«n«r Gardinen bröckelten je 2 Prozent ab, wähvend sich Felsenkeller 1,75 Prozent senkten. Anlage werte lagen gut behauptet. Pfandbriefe notier, ten überwiegend etwas über den gestrigen Kursen. AblösnngS-schuld mit Auslosung wur den dagegen etwas niedriger angeboten. Dresdner Preise für Ranhfntter «Stroh und Heu», feftgestellt durch daS Statist Amt der Stadt Dresden GrohhandelSpretse Preise in Reichsmark ab Bahnhof» 2b. April 1S3S RoggeustroH: «Brettdrusch» Slattstroh m. Stroh- bändern gebunden - » vv «Maschtnenbreitdrusch mit Bindfa- den gebunden (Langprebstroh) 2,40-2/s Drahtprebstroh S^K-2,6« He«, neues: tu Bündeln, sächsische» 3,40-3.45 los«, sächsisches 8,00--.<5 in Bündeln, außersächsischeS 8.40—8,45 lose, aubersächsischeS 8,00—8.0t Weitere KurSerhvhunge« an der Berliner Börse. Auch am DienStag konnte sich die feste Tendenz an der Berliner Börse fortfetzen. Da daS Angebot sehr gering war, erhöhten sich die Kurse nicht unbeträchtlich. Recht lebhaft waren wieder die Umsätze am Montanaktienmarkt. Harpener konnten 8 Pro- zent gewinnen, Gelsen 1K, Phönix 1K Proz. Der Kaliaktienmarkt zeigte ein ruhige» Ge- schäft. Am lebhaftesten war da» Geschäft wie der am Farbenmarkt: nach einem Anfang», kur» von 91 stieg der Kur» diese» Papier» auf 93K (plus 8^ Proz.). Elektrowerte lagen ziemlich ruhig, Siemens erhöhten sich von 95k auf 97, Elektr. Licht tendierten um 2K Proz. höher, AEG. und Schnckert plu- 1 Proz. Ge gen Schluh der Börse stiegen Siemens auf 98, AEG. auf 26k l25k). SchiffahrtSwerte konn- ten gegen Schluh deS Geschäfts anziehen: Ha- pag gewannen 1k. Zu erwähnen ist noch die Sauste in Reichsbankanteilen, die im weiteren Verlauf hervortratr diese- Papier konnte im ganzen um 4k Pro-, anziehen. Der Kastamarkt wie- eine freundlichere Tendenz bei steigenden Kursen auf; Großbank aktien lagen eher schwächer, Hypothekenbank- aktien tendierten weiter uneinheitlich. — Am Geldmarkt machte sich bereit- der Ultimo be. merkbar, TageSgeld stieg auf 5K bi» 6K, Privatdiskont unverändert 5 Proz. Berliner Devisennotierungen vom 26. April. 100 holl. Gulden - 170,63 (G.), 170,97 lBr.): 100 franz. Franken — 16^8 bzw. 16,62: 100 Lire — 21,63 bzw. 21,67: 100 schweizer. Fran- ken — 81,77 bzw. 81,93: 100 österr. Schilling — 49,95 bzw. 50,05: 100 schweb. Kronen -- 76,47 bzw. 76,68: 100 Pengü —, —: 100 tschech. Kronen --- 12,465 bzw. 12,485: 100 Belga - 58,97 bzw. 59,09: 1 Dollar -- 4,209 bzw. 4,217,' 1 Pfund Sterling — 15L9 bzw. 15,43 RM. Die Berliner Produktenbörse zeigte auch am DienStag wieder eine außer- ordentlich feste Tendenz für Weizen? da da» Angebot weiter klein war, konnten sich die Preise bei größerer Nachfrage um 2 Mk. im Lokogeschäft befestigen. DaS Roggengeschäft war ruhiger, die Provinzmühlen bekundeten etwa- Interesse für Inlandsware. Die Ber- liner Mühlen griffen dagegen auf Russenrog gen zurück. Am Terminmarkt konnte Weizen um 1 Mk., Roggen um k Mk. anziehen. Hafer tendierte etwa» schwächer, Gerste unverändert, Mehle nach wie vor schleppend. Weizen 267—269, Roggen 199—201, vra». gerste 190—194, Futtergerste 179—189, Hase, 161—166, Weizenmehl 82,25—36F0, Roggen- mehl 26—27,65, Wetzenkleie 11,75—12, Roggen- klete 10-10L5, Bikt.-Erbsen 18—24, Futter- erbsen 15—17, kleine Sveiseerbsen 21—24, Pe luschken 16^0-18^0, «ckerbohnen 15-17, Wik- ken 16—18^0, Lupinen, blau 10—11,75, gelb 14 bi» 15M, Serradella 80—85, Leinkuchen 10M Trockenschnitzel 9,40, Sojaschrot 12—12M Berit»«, amtlich« v-tternotier»«««« vom 26. April. 1. Qualität 1.1L, 2. Qualität 1.04 absall«nde Qualität 0.96 Reichsmark j« Pfund. Tendenz: st«ti«. Sinkende Kohlenfördernug in Sachse». In» ersten Vierteljahr 1982 sind in Sachsen 788 925 st. B. 860 716) Tonnen Steinkohlen, 2 551W7 12 897716) Tonnen Braunkohlen, 57 591 <85 558) Tonnen Kok», 17 971 (19 090) Tonnen Preß kohlen auS Steinkohlen und 636 482 (711287) Tonnen Preßkohlen au» Braunkohlen geför dert worden. Sport Hirschfeld» Weltrekord i« Kuselstoßei, ge» brachen? Der technische Wurfathlet Douda hat einen offiziellen Angriff auf den von dem Deutschen Hirschel- gehaltenen Rekord im Ku gelstoßen von 16,045 Metern unternommen. Der Angriff ist geglückt, denn Douda stieß die Kugel 16,05 Meter weit. — Hoffentlich ist der halbe Zentimeter Mehrleistung auch einwand frei . . . solche geringen Weitenunterschied« lassen sich nämlich eigentlich kaum seststellen. Disqualifikation Nurmis wird aufgehoben Di« Suspendierung de» weltbekannte« Med. sterläuferS Nurmi wir- demnächst aufgetzobe» wenden, da -i« finnische Sportbehörd« gegen -1« Suspendierung durch den Internationalen Ama. teur-Achletik-Derdand Stellung genommen hat. Di« Aufhebung muß automatisch erfolgen, nach dem die finnische Behörde da» gegen Nurmi vor liegende Material, durch daS der Läufer bekannt lich de» Professionalismus überführt worbe« sein sollt«, alS unzulänglich bez«tchnet hat. MM »er mmer Hem Opernhaus Donnerstag (8—K11): Di« verkaufte Brant. AnrechtSreth« B. VB.: 2386—2500,1501-1515. Schauspielhaus Donnerstag (8—211): Die endlose Straß« Außer Anrecht. BVB. Gr. 1: 4201--1800, 8701 bis 8800. Mert-Theater Donnerstag (8): Da- schwache Geschlecht. 8B4 4121—4150. Die Komödie Donnerstag (29): Jemand. VB.: 1431—1475. BVB. Gr. 1: 9801-9900. Gr. 2: 501—525. Residenz» Theater Donnerstag (8): Otto in Nöten. BVB. Gr. U 6701—6800. Central-Theater Donnerstag (8): Böhmisch« Mustkanten. BV4 8841—3870. BVB. Gr. 1: 1201—1300. Gr. 34 51—75. B«mrtell»«s «s»«A «erN«, Generaldirektar, wegen Deoise«schi«bunge». vor dem Schnellgericht -es Lan-gerichtS München II halt« sich -er 41 Jahre alte Generaldirektor Weiter Lehmann auS Tegel und seine 30 Jahre alt« Privatsekretärin E-ttb IohanneS wegen umfangreicher Devisen- schubunaxn zu verantworten. Lelpnann ist Generalbevollmächtigter der europäischen Nie derlassungen einer amerikanischen Pel-tier- »uchtunternehmung, der MaScot Fox A.-G und hat seit Erlaß der Devisenvorschriften erheb lich« Geldbeträge ins Ausland abgeführt, ob- wohl er vom RetchSwirtschaftSministerium keine Bewilligung hierzu erhalten hat. Go hat «r mit sein«m Bruder zusammen 53 000 RM. nach Liechtenstein verschoben. Ferner hat er auf einer Reise in die Schweiz 88 000 Mark mitgenommen und weiter« 70 000 Mark durch seinen Bruder dorthin bringen lassen. Die Privatsekretärin sollt« WOOo Abart in die Schweiz bringen, wurde aber dabei erwischt, so -aß -ie Devisenschiebungen ans Licht kamen. Der Angeklagte versuchte, sich herauSzure-en, betonte, daß er persönliche Vorteil« nicht ge habt habe un- bot umfangreiche Gegenleistun gen an. Der Staatsanwalt beantragte ein« halb« Million Mark Geldstrafe sowie 2 Jahre 1 Monat Gefängnis. Das Urteil wegen Ver gehens gegen di« Devisenbestimmungen lautete auf 1 Jahr 14 Tage Gefängnis gegen Lehmann, ferner aus 103 000 M4 Geldstrafe oder 6 Mo nat« 10 Tag« Gefängnis, weiterhin auf Ein ziehung der 22 OM Mk. un- 8650 Franken und, soweit Einziehung nicht möglich, aus 212 MO Mark Wertersatz. Der Verurteilte wurde wegen Fluchtverdachts sofort in Haft genom men. Di« Sekretärin erhielt 2 Monat« Ge fängnis mit Bewährungsfrist, ferner 10100 Mark Geldstrafe, im NichteintreibungSsalle Gefängnis sowie weiter« klein«« Geldstrafen. Abgeurteilt« Taschendiebin. Di« SchachtmetsterSehefrau, trüber« Hebamme Anna Wenzel auS Wernighofen bei Hoyerswerda ist schon mehrfach wegen Rückfall- -iebstahls bestraft worben. St« kam am 5. März nach Dresden „zum Jahrmarkt". Ein Hausdetektiv -es Kaufhauses Meflow k? Wald schmidt ertappte sie aus frischer Tat, als sie «in«m jungen Mädchen, nachdem sie den Reiß verschluß von deren Tasche geöffnet hatte, die Geldtasche stahl. Auf dem Polizeipräsidium fand man bei ihr ein weiteres Geldtäschchen, daS si« am gleichen Tag« gestohlen hatte. Bor dem Schöffengericht leugnete di« Wen- z«l hartnäckig und wollte den Schutz -es 8 51 für sich in Anspruch nehmen, der nach Gut achten des GerichtSarzteS bet ihr absolut nicht einschlag«. DaS Gericht verurteilt« im Ein vernehmen mit der Staatsanwaltschaft die Angeklagte unter Zubilligung mildernder Umstände zu sechs Monaten Gefängnis. LandsriedenSbrnch i« Pirna. In Pirna-Neundorf kam e- am Nachmittag de- 6. Januar zu Zusammenstößen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. Einige Angehörige der NSDAP, verteilten in Neun- dorf Flugblätter und wurden, da sich meh- rere OrtSeinwohner gegen die Art und Weise, in der daS geschah, wandten, von politischen Gegnern aufgefordert, sie nicht weiter zu be- lästigen. Auf die wörtlichen Auseinanderset zungen folgten Tätlichkeiten, an denen sich eine größere Zahl Angehöriger beider politi scher Richtungen beteiligten. Diese Vorgänge fanden jetzt ein Nachspiel vor dem Dresdner Gemeinsamen Schöffenge richt, vor dem sich sieben Arbeiter auS Neun- dorf wegen Landfriedensbruchs, Körperverlet zung und Waffenmißbrauchs zu verantworten batten. Sämtliche Angeklagten bestritten, an den Zusammenstößen schuld zu sein. DaS Ge- richt verurteilte sechs der Angeklagten und sprach nur einen frei. Es erhielten ber 83jäh- rige Arbeiter Max Oehme acht Monate eine Woche, der 21jährige Arbeiter Alfred Vater acht Monate, der 29jährige Arbeiter Arno Schöbel acht Monate, der 22jährige Arbeiter Kurt Thiermann acht Monate und der 27jSH- rige Arbeiter Walter Förster sieben Monäte Gefängnis. Der 19jährige Maurerlehrltng im- mmer. Kreuzwege der Liebe. Originalroma« vo« Betty Wehrle-Geuhart. Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin W. 62. 15. Fortsetzung. „Ich riesengroße Patentgan»" tituliert sie sich in schö ner Selbsterkenntnis, „fitze ich mit dem halberfrorenen Kinde in dieser ungeheizten Stube, während es bei mir im Hotel ein geheiztes Zimmer und heißen Tee gibt. Nun aber — vorwärts!" Luise Rettberg läßt die Klein«, die leise wimmert und plötzlich feuerrote Wangen hat, sanft auf den Sessel glei ten. Sie muß vor ihrem Weggehen noch rasch hinüber, in das Sterbezimmer. Da liegt der große Musiker auf seinem letzten Lager. Die Melodien in diesem bedeutenden Kopf find verstummt auf ewig. Sein letztes Werk, da» den Namen „Rettberg" zu einem unsterblichen machen sollte, bleibt unvollendet... Die treuen Schwesternhände find die ersten, die einen duftigen Blumengruß auf die eingesunkene Brust des To ten legen. Morgen, am Begräbnistag wird er ja wohl mit Blumenspenden überschüttet werden, mit denen ihm die Musikerkreise aus dem ganzen Lande, ja gewiß auch der Stadtrat und die Bürger der hiesigen Stadt die letzte Ehre erweisen. „Mein Wort, Joachim — ich stehe deiner Suzette treu zur Seite," murmelte Luise und streicht mit sanfter Hand über des Toten Stirn. Dann begibt sie sich in den Neben raum. ruft telephonisch ein Mietauto herbei und verläßt mit der fiebernden Kleinen das Hau». Ls schneit ohne Unterbrechung, und als Fleure» Gatte eine Biertelstunde später mit seinem Wagen angefahren kommt, sind die Fuß- und Räderspuren längst verschwunden. „Tantchen . . ." flüstert Suzette, die sich im Auto wär mesuchend an die alte Dame schmiegt hast du alle kleinen Kinder so lieb? Und sag mir doch — wie nennt man dich?" „Luise hetße ich. Doch dein lieber Vater nannte mich Lu. Ist dirs recht so. kleine Suzette? Tante Lu . . „Lu-Tantchen!" wiederholt das Kind schon wieder halb träumend. Dann fallen ihm die schweren Lider wieder zu. Und dann versinkt Suzette fast in dem großen Bett der Tante, empfindet wohlig die Wärme der Wärmflasche, mit denen da» Zimmermädchen angerückt kam, und schlürft ge horsam den heißen Tee. Dann versinkt sie in unruhigem Freberschlaf und Tante Lu hält getreulich Wacht. Sie hat noch nicht an Suzettes Mutter berichtet, zuerst will sie den Befund de» Arzte» abwarten, der jede Minute hier eintreffen kann. „Vielleicht tun einige Stunden der Angst Wunder bei der oberflächlichen Frau." denkt Luise Rettberg, welche da» Wesen der Schwägerin ja nur nach einigen hingeworfenen Bemerkungen de» Rechtranwalte» in schwachen Umrissen erkennen kann. Luise nimmt sich vor die Kleine für eine Stunde der Da» Telephon schrillt. Rosalie stürzt herbei, reißt den Hörer herunter. Wollte Gott, daß . . .! Es ist die Stimme des neuen Herrn. Sie klingt heiser, atemlos . . . Nein! Suzette sei noch nicht gefunden. Die Polizei sei alarmiert. Er sei zum zweitenmal vor Rettberg» Wohnung gewesen, ohne Erfolg. Rosalie möchte Madame ausrichten, er würde unverzüglich kommen. Das verstörte Mädchen meldet den Bericht. Madame gebt nervös von Zimmer zu Zimmer. Die allgemeine Aufregung im Hause bat nun auch sie angesteckt. Trotzdem empfindet sie noch immer mehr Zorn über Suzannes Streich, al» Angst, es sei derselben etwas zugestoßen. Fleure steht am Fenster ihre» Boudoir» und schaut hinunter. Da endlich! Der Wagen fährt vor. Er springt heraus. Ihr Herz klopft vor Glück, wie immer, wenn sie seine männlich stolze Gestalt vor sich steht. Er hat sie an dem erleuchteten Fenster gesehen und winkt einen stummen Gruß hinauf. Er steht im Lichtkreis der Portallampe. — Fleure muß sich w'-n^ern, ganz entstellt ist sein Gesicht. Hellauf lodert ihr ^'irn. Diese Suzanne! Dann aber lä- schelt sie. Unsinn, sich zu ärgern. Ist diese Besorgnis um Obhut des Mädchens zu übergeben und selbst zu Fleure zu gehen. Eie hält e» für ihre Pflicht, Suzette« Mutter ken- nenzulernen, sie muß herausbekommen, wa» die e eigentlich im Sinn hat mit der Kleinen. Suzette ist gew ß nicht auf Ro»en gebettet, sie hätte sich sonst nicht in d eser kalten Winternacht zu ihrem Vater geflüchtet, um mer bei ihm zu bleiben, weil auch sie so allein war und verlassen . . . ihr Kind nickt ein Liebesbewei» für sie, so zart, so takt voll, wie es kein anderer vermöchte ? Die junge Frau reißt plötzlich das Fenster auf »nd beugt sich hinaus. Eine große, hagere Frau, in einen gro ßen Lodenmantel gehüllt, einen Herrenfilzhut auf dem Kopf, steuert geradewegs auf das Gartentor zu uno spricht ihren Gatten an. Aergerlich sieht Fleure, wie er stutzt, aufhorcht, die Türe vor ihr öffnet und sie mit einer ein ladenden Handbewegung bittet, einzutreten. Fleure tritt heftig auf den Boden. Besuch jetzt — tn dieser vorgerückten Abendstunde! Bald neun ubr war es. Und dann — wa, kür ein Besuch. Wohl irgendeine Bitt stellerin für ein wohltätige Stiftung oder so wa« ähnliche«. Nun, die Hauptsache ist, daß sie diese Frau nicht zu Gesicht bekommt, sie wird oben warten, bis sie da» Hau» wieder verlassen hat. Doch da tritt schon Rosalie herein und überreicht ihr eine Visitenkarte. „Luise Rettberg" steht darauf. Fleur« zuckt zusammen und steht unentschlossen da. „Die Dame erwartet Madame unten im Empfang»- salon. Der Herr ist soeben zurückgekommen und spricht mit ihr." Fleure wirft einen Blick in den Spiegel. Eie hat sich während der Abwesenheit des Gatten umgezogen. Ihr Gewand ist ein duftiges Pariser Gedicht von Spitzen und blaßroter Seide, da» Negligee einer eleganten Frau. Sich umzuziehen hat Fleure jetzt weder Zeit noch Lust und daher begibt sie sich hinunter, wie sie ist. „Es wird wegen de» Todesfalles sein," denkt Fleur«. Erbschaftsangelegenheiten vermutlich. Diese lieben Ver wandten fallen ja gewöhnlich über das Erbe des Verstor benen her, noch bevor er richtig die Augen geschlossen hat. Nun, hier war die Sache bald erledigt. Sie war ver mögend, ihr jetziger Gatte war e« noch mehr. Mochte Rett bergs Sippschaft mit seinem Gelbe selig werden! „Fleure . . . Fleure!" ruft ihr Gatte. Er eilt auf sie zu und erfaßt ihre Hände. „Denke dir, Suzette ist gefun den." „Hab ichs nicht gesagt? Also wieder einmal viel Lärm — um Nichts!" „Um — Nichts?" erklingt da in mißbilligendem Ton die tiefe Stimme der alten Frau. (Sornetzana iolsr.»