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Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188811183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-11
- Tag 1888-11-18
-
Monat
1888-11
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.11.1888
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: ^ V-,« merkenswerih hervorzuhebcn. vr. Henning, stellte an den Zeugen Pastor Gerhold die Frage, ob er auf demselben politischen Standpunkt stehe, wie die in dieser Klagesache eine so große Rolle spielenden „Hessischen Blätter" und ob er das Deutsche Reich als solches ancrkenne. Der Zeuge ver weigerte zunächst die Beantwortung dieser Fragen, weil sic angeblich nicht zur Sache gehörten, als aber der Gerichtshof im Sinne der Vertheidigung beschloß, sprach sich Herr Pastor Gerhold folgender maßen aus: So weit die „Hessischen Blätter" die Slnncllirnngen Vom Jahre 1866 bekämpfen, stehe er ans ihrem Standpnnlt. Stich seiner Ansicht streiten diese AnneeHrungcn wider göttliches Recht und daher könne er dieselben prinziplei' nicht anerkenne». Anders ver halte es sich mit seiner Stellung zum deutschen Reich, welches er anerkenne, wenn auch mit dem Vorbehalt, daß er von seinem Stand punkt als Großdeutscher aus wünschen müsse, daß auch die Deutschen Oesterreichs zum deutschen Reiche gehörten. Die „Gr. Ztg.", der Wir in vorstehender Darstellung gefolgt sind, bemerkt dazu: „In welcher Weise die Dentsch-Ocstcrrcichcr dem deutschen Reiche ge wonnen werden sollten oder könnten, darüber sprach sich der Herr Pastor leider nicht aus; wir wollen doch nicht hoffen, daß er etwa solche Wider göttliches Recht streitende Auncctirungcn »ach Art von 1666 im Auge hatte." Airs Nah imL Fern. — Die Nachricht von der glücklich beendigten ark tischen Expedition Dr. Nausen's hat nach allen Berichten im ganzen Norden große Freude erregt. Die Spannung, mit der man dem AuSgange dieser gefährlichen Expedition cntgcgensah, ist dem Gefühle allgemeiner Befriedigung gewichen, und mit Verlangen sieht man den näheren Mitthcilnngcn über diese kühne Unternehmung, welche bisher unbekannten grönländischen Gefilden galt, cnigegen. Leider scheinen Dr. Nausen und seine treuen Gefährten in die Noth- wendigkeit verseht zu sein, in Grönland überwintern zu müssen, und man wird sjch daher vorläufig mit dem kurzen Berichte genügen lassen, den man Seitens des Steuermanns Sverdrnp (eines Begleiters Nau sens) hierüber empfangen hat. Dieser Bericht lautet in Ucbcrschnng Wie folgt: „Die Wanderung von der Ostküste bis nach Godchaab dauerte 46 Tage. Der Anfang der Expedition war mit großen Schwierigkeiten verbunden, theils wegen Stromverhältnissen, thcils Wegen Eisansammlungcn an der Ostküstc. Wir arbeiteten 14 Tage lang, che wir festes Land erreichten, und der Ausgangspunkt unserer Expedition lag ca. 60 Meilen (englische?) südlicher als geplant war. Am 15. August traten wir auf dem Festlaudseise die Wanderung in der Richtung nach Christiaushaab an. In einer Höhe von 7500 Fuß begegneten wir einem Schncesturm aus Norden, der uns zwang, die Richtung »ach Godchaab cinznschlagcn. Wir wandelten bis zu einer Höhe von 10,000 Fuß, wo eine Kälte von 40—50 Grad Cels. herrschte. Als wir endlich einen Meerbusen erreichten, machten wir uns ein Boot mit Hilfe eines Zcltbodcns und eines Sackes (!), und in diesem Boote ruderten Nansen und ich nach Godchaab, wo wir nach Verlauf von 4 Tagen anlaugten." — Verwendung des Schnees zu militärischen Ber the idigungs zw ecken. In den militärischen Kreisen Schwedens und Norwegens beschäftigt man sich lebhaft mit der Frage der Ver wendbarkeit von Schucemasscn zu Vcrthcidigungszweckcn im Kriege. Die Experimente in dieser Richtung sind keineswegs ganz neu, und es haben z. B. in Oesterreich schon vor längerer Zeit Versuche mit Schnecwällen als Deckung-mittel gegen feindliches Feuer staltgesnndc», bei welclien sich ergeben haben soll, daß Gewehrkugeln nicht tiefer als l'/j Meter in die Schncemasse cinzudringen vermögen. Es leuchtet ein, daß die Frage für Länder des nordischen Himmelsstrichs von noch höherer Bedeutung ist, als für andere Staaten. Der Chef der Depot-Abthcilnng in Frcdrikshald, Oberst I. N. Hcrtzberg, Hai sich bereits vor geraumer Zeit ans dieses Problem geworfen und namentlich Ende März dieses Jahres eine Reihe von Versuchen der bezeichnclen Art unternommen. Die „Norwegische Militär. Zcitschrfi Veröffentlicht hierüber in ihrem jüngsten Heft eine Darstellung, welcher das Folgende entnommen sein möge. Es wurde eine Brustwehr von 20 in Länge, 1.4 in Höhe (gewöhnliche Anlage-Höhe) aufgeworfen, die Dicke derselben betrug am Grunde 3 m, an der Krone 2—l.ü in. Der Schnee war an dem Tage, da diese Brustwehr ansgesnhrt wurde, weich, da die Temperatur -s- 2° C. betrug. Die Aufführung geschah derart, daß die Soldaten große Schneekugeln znsnmmcnrolllen. Eine Wolke vcrdnnkclic Bcrner's Stirn. Man sah, daß es ihm schwer ankam, diesen Weg zu gehen. Allein ein Blick Elisabeth'! genügte, ihn schnell entschlossen zu machen. „Was könnte ich Ihnen versagen?" enlgcgncle er. „Ihr Wunsch ist mir Befehl, ich werde dem Onkel meine Aufwartung machen. In diesem Augenblick entstand ein Geräusch vor der Thür wie von lauten Stimmen und raschen Schritten, und gleich darauf er schien die Familie des Amtmanns in plano: die Franc», die rasch ihre Toilette vollendet hatten, angeführt vom Hausherrn, dem der Briefträger das wichtige Ercigniß mittlerweile hintcrbracht hatte. „Victoria! Victoria!" rief der Amtmann dem jungen Frennd entgegen. „Meine herzlichsten Glückwünsche dem jugendlichen Lanrealns Wie sagt Hvraz so schön: (chiom tu, illelpoineiis, semol iiasceiitoiii plnoiclo Inniioo vicloris — et cetera et cetera." Sein klassischer Erguß verhallte über der GratnlationSrede, welche die Frau Amt mann mit würdevoller Stimme ans dem Stegreif dcclamirte, während sic die Hand de- Gefeierten in der ihren hielt. Auch Emilie und Julie, die beiden Schwestern, ermangelten nicht, ihre Glückwünsche darzubringcn, und Heinrich, dem cs schwer wnrdc, seine Gedanken für die augenblickliche Silnnlio» zu sammeln, bemerkte zum ersten Mal, daß in Emiliens Blicken ein Feuer ihm cnlgegcnlodertc, das nur der Abglanz einer heimlichen Glnth ihres Herzens sein konnte. Allein seine Gedanten waren noch z» sehr von der stattgchabtcn Scene mit Elisabety gefangen, als daß er mehr als flüchtig darauf Acht gehabt hätte. Jlnn war die Brust so voll, daß ihm das Zimmer zu eng wnrdc und der Frcndcnlürm betäubend erschien. Ihn tricb's hinan- in da- Freie, wo er allein sein und die. mannigfachen Ein drücke der letzten Stunden sich zurecht legen konnte. „Ich danke Ihnen alle» herzlich für die wohlwollende Theil- nahme", sagte er, jedem einzelnen der Gratulanten die Hand drückend, „und nnn lassen Sic mich fort, daß ich meiner Mutter die Botschaft bringe." Tcr Amtmann rief ihm noch einen lateinischen Spruch nach seine Gattin zerdrückte eine große Thräne der Rührung, die beiden Schwestern trugen ihm noch tausend Grüße aus, und hinaus stürmte er, während Elisabeth ihre Freundin Emilie umarmte und ihr viel Heimliches in's Ohr flüsterte. VIII. Die ersten Tage des September schiene» sich die Aufgabe gestellt zu haben, den heißen Sommer mit mildem, sonnigem Wetter ver klingen zu lassen. Schon zog ein Hauch herbstlicher Frische durch Feld und Wald, und im Garten färbte sich bereits das Laub gelb und roth, allein um so angenehmer war der Anscnthalt im Freien. Da- herkömmliche JahreSscst, die Gcbnrtag-scicr Emiliens, deren Wiegenfest von dem ihrer jüngeren Schwester Julie nur um wenige Tage anscinandcrlag und darum immer mit diesem zusammen gefeiert wnrdc, stand vor der Thür. Vater Hübner genoß zu dieser Zeit seine Gcri'chtsscricn, während welcher nur Amtsgcschäfte von nnanfschicbbnrcr Dringlichkeit erledigt Der Vcrtheidiger, Herr NcchtsanwaltZum Schluß nurde die Bcustwehr mit Schnccschauscl», Säbcl-Bajo ' »ctten und dergleichen so abgeputzt, daß sie das oben angegebene Profil erhielt. Hierauf wnrden in verschiedenen Höhen vorn an der Brustwehr schwarze Zielscheiben angebracht und Schützen mit Garmann- Gewchren in einer Entfernung von nur 33 in vom Schncewalle aus gestellt. Die sieben Projektile, welche in den oberen Thcil der Brnstwchr in einer Tiefe von 0.3 m unterhalb der Krone abgegeben wurden, drangen sämmtlich durch die Brnsttvehr hindurch, die in den verschiedenen Schußlinien eine Dicke von 1.90 bis 1.58 m hatte, während drei Projektile, die ungefähr in die Milte der Brustwehr oder unterhalb der Mitte gezielt waren, also in eine Tiefe von mindestens 0.5 bis 0.7 ui unter der Krone, alle stecken blieben und später ausgegraben wnrden, wobei es sich zeigte, daß das eine 1.25, das andere 1.20 und das dritte gar nur 1.03 m tief cingcdrnngen war. Obgleich die Schncemasse von Eisstücken oder ander,m harten Materiale vollständig frei war, waren die Projektile doch defvrmirt, indem sic vorne flach gedrückt und ausgeweitet waren. Nachmittags, als die Tcmperatnr unter 0° gesunken war, wurde ein Thcil der Brustwehr derart mit Wasser überrieselt, daß der Wall im Laufe der Stacht mit einer Eiskruste überzogen wurde. Den folgenden Nach mittag wnrden wieder 10 Schüsse abgescucrt, diesmal in einer Ent fernung von 100 in. Da zeigte sich das merkwürdige Resultat, daß der Wall jetzt für die Projektile leichter durchdnngbar war und daß diese .nicht im Geringsten deformirt wnrdc». 7 Projektile gingen durch den oberen Thcil des Walles, der in der Schußrichtung 1,59 bis 1,63 ui dick war. Diese wurden nicht wieder aufgefundcn. Von den übrigen 3 Projektile» wurden zwei in einer Entfernung von 8 Mc'crn hinter dem Walle und eines unmittelbar an der Rückseite desselben gesunde». Dieses unerwartete Resultat dürfte seine Erklärung wohl darin finde», daß die Schncebrnstweör nach der Begießung mit Wasser durch das Gefrieren poröser geworden und daher leichter zu durchdrungen war. Oberst Hcrtzbcrg zieht aus den angcstcllten Ver suchen den Schluß, daß wenn man der Schnccbrustwchr ein steileres Profil gicbt, svdaß die Dicke von der Krone mindestens 2Vz m betrügt, bas Widerstandsvcrmögcn derselben wahrscheinlich vollkommen hin länglich sein werde gegen alle Arten von Gewehrprojektilcn und ans alle Entfernungen. Gerichtshatte. Liludgcricht Chemnitz. — tr. Strafkammer II. 15/11. Der Handarbeiter Hermann Helbig ans Chemnitz (1870 geboren und zweimal vorbestraft), der Maurer Gustav Hermann Thiele ans Kleinolbersdorf (1805 geboren und noch unbestraft), der Handarbeiter Max Emil Thiele dahier (1-69 geboren und noch unbestraft), der Fabrikarbeiter Franz Emil Schumann ans Nieder hermersdorf (1860 geboren nnd »och unbestraft) und der Fabrikarbeiter Max Theodor Oesterreich aus Obcrhcrmcrsdors (1869 geboren nnd noch unbestraft) haben sich der gemeinschaftlichen bez. gegenseitigen Körper verletzung schuldig gemacht nnd wurden deshalb zu. je 3 Atonalen Gefängnis; vcrurihcilt. Strafkammer I. 15.11. Der Fenerman» Carl Friedrich Weißflog aus Schcibcnbcrg (55 Jahre alt und schon vorbestraft) und dessen Sohn, der Fcnermann Gustav Adolf Weißflog ans Ehrensricdcrsdorf (3t Jahre alt nnd noch unbestraft) waren de- schweren nnd einfachen Dieb stahls, die Ehefrau des Elfteren, Anna Christiane geb. Melzer aus Ehren- friedersdvrf <18 Jahre alt nnd »och »»bestraf,) war der Diebstahls- bcgiinstignng nnd der Garnhändler Hermann Robert Ga »des ans Chemnitz (34 Jahre alt nnd wegen itvrpcrverlctznng mit 15 Mk. vorbe straft) war der gewerbsmäßige» Hehlerei angellngt. Weißslog r-vn. hat nnter Anwendnng eines falschen Schlüssels seinem Prinzipal zu drei verschiedenen Male» je 1 Packet Garn im Welche von 25 Mk. entwendet und Weißslog jnn. machte cs feinem Vater, nur nicht nnter erschwerenden Umstünden, nach, indem er seinem Prinzipal gleichfalls 3 Packele Garn im Gesamml- wcrthc von 72 Mk. entwendete. Letzterer schaffte die gestohlenen Garne zu Gandes, welcher sie znm fünften Theile de- reckte» Wcrthes erwarb. Die v.'rehet. Weißflog wnrde mangels eines Schuldbcweiscs sreigciproch.ni, dahin gegen wurden vernrthcilk: Weißflog sou. z„ I Jahr Gefängnis; nnd 2 Jahren Ehrverlust, Weißflog gnn. zn 5 Monate» Gefängnis; nnd Gandes zu 1 Jahr Zuchthaus, 2 Jahren Ehrverlust nnd zur Stellung unter Polizeiaufsicht. Der Kaufmann Hermann Adolf Richter ans Pirna (>862 geboren und noch nnbestrail) hat sich einer Unterschlagung schuldig gcniacht und wurde deshalb zn 6 Monaten Gciüngniß vcrnriheill. Der Handarbeiter Friedrich August Schars aus Schönbach (22 Jahre alt und mehrsach vorbestraft) hat im Jnli 1885 in Euba ans einer Labe sie Summe von 185 Alk. gestohlen. Unter Hinzurechnung e.ncr ihm vom Land gericht Bautzen znertannten Strafe wurde er zu l Jahr 4 Monate» Gefängnis; nnd 2 Jalnen Ehrverlust vcrurlhcitt. Tie Mafchinengehilfe» Franz Robert Wolf an- Bnchholz (20 Jahre alt und vielfach vorbestraft) und Carl Theodor Vogel daher (19 Jahre alt und auch schon mehrfach vorbestraft) haben am 6. August d. 1.3 Arbeiterinnen der Papierfabrik zn Bnchholz Pfesserminzschnnps zn trinken gegeben, nachdem sie wurden, im klebrigen aber die Amtsstube geschlossen weir. Diese Tage genoß er ganz im Schoos; seiner Familie und lag seinen Prival- studicn, deren er immer vorher einen belrächllichen Thcil auf diese Zeit zurückgelegt hatte, ob. Natürlich bildete auch das würdige Arrangement der Geburtstagsfeier seiner Töchter eine wcsenttiche Obliegenheit seiner Fcrienmnße, wobei die Ausführung der unentbehrlichen Pianosortemusik zn dem stets sich anschließenden „Hansdällchcn" noch die kleinste Mühe war. Im vergangene» Jahr hatte die ungünstige Witterung das Fest ans die Räume des Hauses beschränkt, um so mehr freute man sich diesmal ans den Genuß des Gartens. Elisabeth schaltete bereits mit hochgcrölhelcm Gesicht im Aller- heiligsten der Küche nnd entwickelte mit erstaunlichem Eifer ihre wirthschastlichcii Talente, des Schwesternpaar, nicht minder rührig, zur Seite. Auch Heinrich, der sofort nach seiner Rückkehr ans Schwalben- hcim die erwartete Einladung zur Theilnahme an dem „bescheidenen Familienfest" erhalten Halle, war seinerseits mit Vorbereitungen zu diesem Tage beschäftigt. Seit den frühest.» Morgenstunden halte er ein hohes Quartier verlassen und saß. die Mappe ans den Kniecn nnd den Stift in der Hand, an einem eigens hierzu ansgesnchlcii stillen Winkel des Dorfes, wo das Schloß sich besonders malerisch prästnlirle, dessen Zeichnung er für die glücklichen Geburtstagskmder at- Angebinde bestimmt hatte. Im Vordergrund dieses Bildes ge dachte er seine erste Begegnung mit der Familie des Amtmanns ans den jüngsten Tagen anznbriiigcn und jede einzelne Figur mit Por- lrälähnticher Genauigkeit darznstcllcn. Er wußte im Voraus, welche sceudige Aufnahme diese Gabe erfahren würde, und sah schon im Geist die Ueocrrasehnng, welche das Bild Hervorrufen mußte. In dieser frohen Zuversicht arbeitete sein Stift mit doppelter Lust und mit Gcnngthnnng sah er da» Werk seiner allmätigcn Vollendung entgegen ec isen. Mittag war eben hcraiigckommcn nnd die nur noch der Ans sührung in den Einzelheiten bedürftige Skizze in der Hauptsache fertig. Heinrich stand aus, um nach Hans zu gehen und den Rest der Arbeit in seiner Klause zn vollenden. Der Rückweg, den er nach dem Schlosse zn nehmen hatte, kreuzte an einer Stelle die Landstraße. Wie von nngcsähr ließ Berner hier im Vorüber gehen einen Blick in die Ferne schweifen nnd er blieb auf einmal stehen, einen dunkeln Pnnlt, der sich langsam die Siraße her bewegte, a»f- mcrlsam verfolgend. Je länger Heinrich hinansschanic, desto ver> wnndcrlcr wurde der Ausdruck seines Gesichts. Der dunkle Punkt wnrde von Sekunde zn Sekunde größer nnd deutlicher und nahm schließlich die Gestalt einer männlichen Person an, deren Haltung nnd Bewegung nnscrcm Berner sehr bekannt vorkam. „Mein Gott!" rief Berner erstaunt ans, „da- ist ja mein aller Freund Osten! Was fuhrt den in aller Welt hierher?" Er sah, daß er sich nicht getäuscht Halle. Ein mittelgroßer, breitschulteriger Man» mit langem Haar und starkem Vollbart schritt Hera» und schien ebenfalls seinen Augen nicht z» trauen, als er denselben vorsätzlich mit der menschlichen Gesundheit schädlichen flüssigen ExV crementei: verunreinigt hatten. Da eS den Mädchen nach dem Trünke tage lang übel war, so lag eine in Gemeinschaft begangene Körperverletzung in Verbindung mit einem Vergehen gegen 8 12,1 des Nahrilngsmitlklgcsctzcs vom >4. Mai 1879 vor und wegen dieser Strafthaten erhielte» die Angeklagten je 3 Monate Gefängmß zucrkannt. Gottesdienste. Am 25. Sonntag «ach Trinitatis, de« 18. November: St. Jacobikirchc: Früh 9 Uhr predigt in der Paulikirche Herr Archidiaevnus Die. 11r. Karo über Jac. 1, >2. Vormittags 11 Uhr Gottesdienst im städtische» Versorghause. Herr Archi- diaconus Die. Dr. Karo. Abends 6 Uhr predigt in der Panlikirche Herr Diacomisvr. Sterzel. Wochcnaiiit: Herr Obcrpfarrcr De. Graue. St. Johanniskirchc: Wegen Baulichkeiten fällt der Gottesdienst aus, Taufen und Trauungen jedoch werde» vollzogen. Mittags 1 Uhr Kindcrgottesdiciist in der Aula der höheren Knabenschule. Herr Diaconus Ebeling. Wochenamt: Herr Diaconus Die. Ackermann. St. Panlikirche: Früh 9 Uhr predigt Herr Archidiaconus Ille.De. Karo. Nach der Predigt Beichte und Comnnmion. Bcichtredc: Herr Pastor De. Hoffman«. Musik vor der Predigt: „Dennoch bleib ich stets an dir" von E. F. Richlcr, u. oiepells. Abends 6 Uhr predigt Herr Diaconus Dr. Sterzel. Wochcnamt: Herr Pastor Dr. Hoffman». St- Pctrikirche: Früh 9 Uhr predigt Herr Diaconus Päutz. Motette: „Herr, gedenke unser", für Männcrstiinmen von G. Jansen. Abends 6 Uhr AbeiidniahlsgoNcsdienst. Herr Diaconus Colditz. Ge meinschaftliche Abendinahlsfcier für die in den Jahren 1887 „nü 1888 von Herrn Pastor Gntzschebauch und Herrn Diaconus Colditz confirmirte Jugend. Wochenamt: Herr Diaconus Päutz. St. Nicolaikirche: Früh 9 Ubr Predigtgottcsdicnst ohne Beichte und Com- mu»ion. Predigt: Herr Hülssgeistlicher Michael (Text: Jac. 1, 12). Abends 6 Uhr hält Herr Superintendent Prof. Michael (an Stelle der sonst Vormittags üblichen Abendinahlsfcier) einen Abendmahlsgottesdienst für die confirmirte Jugend von St. Nicolai aus den Jahren 1886, 1887 und 1888 nnd deren Elter» und Angehörige. Wocheuamt: Herr Hülfsgcistlichcr Michael. Schlosskirche: Früh 9 Uhr Hanptgotlcsdicnst. Predigt: Herr Diaconus Nüling. Nach der Predigt Beichte nnd heil. Abendmahl. Beicht- redc: Herr Pastor Tu besing. Wochenamt: Herr DiaconuS Nüling. Drciciiiigkeitskirche der separaten evangelisch-lutherischen Gemeinde ungeändertcr Augsburger Confessio» a. d. Kaßberg: Früh V',9 Uhr Beichte. Früh 9 Uhr predigt über Matth. 24, 15—28 Herr Pastor Kern. Nachmittags 2 Uhr Christenlehre. Katholische Kirche: Früh 7 Uhr hl. Messe. Früh 9 Uhr Predigt (Herr Pfarrer Kcipe rt), dann hl. Messe. Nachmittags 2 Uhr Segenandacht. Abends 7 Uhr Gcselleiivcrcin (Eentralherberge I.) Montag, de» 19. November, als an. Feste der hl- Elisabeth, früh 8 und 9 Uhr hl. Messe. Während derselben gemeinschaftliche Cominunion der Mitglieder des hiesigen kctth. Frauenvereins. Nach derselben To Dein» mit Erthcilnng des hl. Segen?. Wochcnmcsfc früh ",8 und 8 Uhr. D cutfchkatholischc Gemeinde: Vormittags h),10 Uhr Gottesdienst in der Aula der Schule a» der Waiscnstraße. Israelitische Gemeinde: Freitag, de» 23. November, Abends 4 Uhr, Sonnabend, den 24. November, früh 9 Uhr Gottesdienst. Apostolische Gemeinde: In der Capelle Holbcinstr. 35 (zwischen der Zicsche- und Fcldstraße gelegen), öffentliche Predigt für Jedermann über „die nahe Wicoerkuntl Jesu Christi und die Erfüllung aer Verheißung Gottes init der Kirche" Sonntag Abends 6 Uhr und Donners tag Abends 8 Uhr. Religiöse V orträg c. Sonntag Abend 8 Uhr, Donnerstag Abend ^/.9 Uhr im Helm II. Etage. Herr Prediger Spille. Jedermann hat freien Zutritt. Parochie Altchemnitz: Früh 9 Uhr Predigtgottcsdienst ohne Com- »uniioil. Vormittags 11 Uhr Gottesdienst in der Bczirksanstalt. Parochie Altendvrs: Früh 9 Uhr Prcdigtgottesdienst ohne Coinmnnion. Nachmittags 1 Uhr Katcchlsmnsnnterrednng mit den 1886, 1887 nnd 1888 Confirinirtc». Parochie Hilbersdorf: Früh 9 Uhr Predigtgottcsdienst. Parochie Rcichcnbrand mit Mittclbach: Früh 9 Uhr predigt in Rcichenbrand Herr Diaconus Nein, in Mittelbach Herr Pastor Koch. Nachmittags 4 Uhr Bidetstin.de in der oberen Schule zn Grtina. Parochie Schönau-Neustadt: Früh 9 Uhr Prcdigtgottesdienst. Parochie Einsiedel mit Erfenschlag: Vorm. 9 Uhr Predigtgottcs dienst. Herr Pastor Pöschmann. Am Bußtag, Freitag, de» 23. November: St. Jacobikirchc: Abends 6 Uhr predigt in der Panlikirche Herr Obcr- psarrcr Dr. Grane über Marc. 13, 33-37, Abends 6 Uhr predigt in der Nicolaikirche Herr Diaconns Dr. Sterzel über Marc. 13, 33—37. St. Panlikirche: Früh 9 Uhr predigt Herr Pastor Dr. Hoffman». Berner erkannte, mit dem er in der Universität häufig Umgang ge pflogen und mancherlei gemeinsame Studien gemacht hatte. Eine herzliche Begrüßung folgte dem gegenseitigen Erkennen n»d cilic Menge Fragen über das Woher und Wohin kreuzten sich. „Lieber Freund," sagte Oste», „vor allen Dingen gieb mir über etwas Auskunft. Du bist ja in dieser Gegend bekannt nnd mußt Bescheid wissen. Ist in diesem Torfe ein junges Mädchen, das ein Hauptmann von Holdorff seine Braut nennt?" „Bei allen Heiligen, wie kommst Du nur zn dieser Frage?" „Das ist eine lange und ernste Geschichte, die ich Dir vielleicht noch erzähle. Zunächst aber sage mir, was Du darüber weißt." „Es ist herzlich wellig," antwortete Heinrich, „aber die Sache ist mir selbst von höchstem Interesse." Er erzählte nnn dein lauschenden Freund von seinen Beziehungen zur Familie des Amtmanns, von seinen Absichten auf Elisabeth nnd von den bevorstehenden Festlichkeiten, zu welchen auch unter anderen der genannte Offizier erwartet werde. Mit wachsender Spannung hatte Osten zugehört. Dann »nd wann war es, als wenn er zornig mit den Zähnen knirschte. „Aber, was ist denn das?" fragte Heinrich betroffen, „Du bist ja ganz bleich geworden?" „Ich weiß nnn Alles, was ich nöthig habe," entgcgneie Osten, „und wenn Du Zeit und Lust hast, mich anzuhoren, so sollst Tn die ganze Geschichte erfahren. Dieser Hanptmann ist ein ehrloser Wicht, mit dem ich abznrcchnen habe. Seinetwegen bin ich hier, und scbe nun, daß nicht nur mein Interesse, sondern ebenso da- Tcine hier in's Spiel kommt. Zeige mir den Weg nach dem Wirths- hans und laß mich dort ein Stündchen verschnaufen. Wenn Du mich dann auffnchen willst, sollst Du erfahren, was mich hierher ge führt hat." „Lieber Freund", entschuldigte sich Berner, „leider bin ich unter VcrhäUnisscn iui Schloß cinqnartirt, die es mir unmöglich machen, Dich als Gast bei mir begrüßen zu können. Da- Wirlhshau-, dessen grattcs Schieferdach Du hier zwischen den Baumwip cln hcrvorragen sichst, bietet Dir jedenfalls mehr Bequemlichkeiten, als ich Dir zu leisten im Stande wäre. Erlaube mir, Dich dort als meinen Gast betrachten zu dürfen. Ich begleite Dich dahin." Osten weigerte sich, die Begleitung des Freundes anzunchmcn; er crinneric sich an das Bild in der Mappe, das noch der Vollen dung harrte; aber Berner ließ cs sich nicht nehmen, seinen Gast selbst nach dem WirthShansc zu führen. Wählend diese beiden Flcnndc so in's Gespräch vertieft durch das Dorf schritte», hielt droben im linken Flügel des Schlosses noch ein andcrcr Fremdling seinen Einzug. Zwei Reiter Hallen vor dem Thore Halt gemacht, und der Stallknecht des Oberforstnieisters, welcher eigens zn diesem Dienst gcmiethct zn sein schic», half den beiden Herren vom Pferd nnd brachte die müden Thicre in der Stallung der Oberforstincisterei nnter. Die beiden Ankömmlinge waren der Assessor Balting und Hauptmann Bernhard von Holdorff. Fortsetzung folgt.
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