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Städte und ihre Doppelgänger Wo liegt Berlin? — Nom in Mecklenburg und Krakau bei Dresden — Wie findet der Postbote Herrn Müller aus Neudorf? — Wo wohnen die Fette«, die Sportler und die Hungrigen? Ans Men ist jenes schön« Gedicht be ¬ langt, das mit den Worten „Finger drauf, das nehmen wir" auf Paris weist, das von dm Kämpfern von 1870 genommen werden sollte und später auch dann in die Hände der Deutschen fiel. Mit Parts meinte man Frankreichs Hauptstadt und bedachte nicht, daß es ein Paris auch in Amerika aibt. Wenn wir den Namen irgendeiner bekannten Stadt hören, dann beginnt in die sem Augenblick unser Gehirnkasten zu ar beiten und zeichnet gewissermaßen vor un serem geistigen Auge ein« Landkarte auf. Dir hören Köln — und sehen sofort Rhein und Dom. Mit dem Begriff Hamburg ist eagverknüpft der Hafen. Wir sehen große Riesendampfer, gezogen von kleinen Bar kassen. Herr Schulze aus Berlin — muh eben in des „märkischen" Reiches Mitl« an der Spree wohnen. Vorsichtiger als wir sind die Postbeam ten, die erst einmal gewissenhaft in ihrem gwhen Rachschlagebuch nachschauen und hierbei ganz eigenartig« Fest,.e.lung«n machen. Man sollte es nicht für möglich halten, aber in diesem Riesenbuch liegt Ber lin nicht nur an der Spree, sondern auch in Kchleswig-Holstein. And in Amerika be- sinden sich sogar 27 NamenK>ettern. Eine derartige Reichhaltigkeit in der Anzahl von Verwandten kann in der Reihe der deut schen Großstädte nur noch die Stad. Hagen m Westfalen ausweisen, die 37 Nachkom men besitzt, die sich aber merkwürdigerweise alle in Deutschland befinden. München, Bayerns Hauptstadt, befindet sich nicht nur an der schäumenden Isar, sondern auch in Niederbayern. Essen, die kohtcnc,eschwärzte Stadt Westfalens, besitzt in Oldenburg und Hannover Doppelgänger. Königsberg be hauptet, in Ostpreußen zu liegen. Stimmt, aber 5 kleine Brüder liegen in ance.en Pro vinzen. Die Hansastadt Bremen liegt nicht nur an der Weser, sondern hat Verwand.e im Rheinland, in Thüringen, in Westfalen und in ASA. Stettin befindet sich außer am Haff noch in Polen und Schweden. Karls ruhe in Baden, Schlesien und Polen, und Dresden scheint zu 90 Prozent nach Amerika ausgewandert zu sein, denn dort gibt es fast 23 Städte mit diesem Namen. Leipzig hat ihre jüngste Schwester noch entfernter an gesiedelt — i» Australien lesen wir rin Leipzig. Die Frage, woher die Städte in so unend lich vielen Exemplaren zu finden sind, ist leicht zu beantworten. Meist sind es treue Söhne der betreffenden Stadt, di« ausge» wandert sind und in der neuen Heimat di« alte nicht vergaßen. Di« meisten Auswan derer aus Deutschland siedel.en sich jenseits des gwhen Leiches an, daher finden wir auch die meisten deutschen Ortsbezeichnungen des Auslandes in Amerika. Eine andere Möglichkeit der Doppelgänger kann daher entstammen, daß findige Bürger den Namen einer bekannten Stadt der ihren gaben, um sich selbst einen Ansporn zu geben, einstmals Das Saal-Tor i« Saa»>etd genau so groß und bekannt zu werden. And der letzte Punkt ist wohl aufs innigste mit der allgemeinen Gedante.rfaulheit verbunden, denn woher käme es wohl, daß wir in Deutschland 94 Neudorfs, 74 Neuhofs, 68 Neuendorfs, 56 Holzhausens, 52 Oberndorfs, 31 Weilers, Marienthal, Mühlhausen, Fisch bach, Lauterbach, Rohrbach. Kirchweg, Lin denau, Neukirchen und so weiter und so wei ter fast je 20mal besitzen? Hier müssen wir dir armen Postboten be dauern, deren Kunst «S überladen ist, Herrn Müller aus Neudorf zu finden. Ist nicht ganz genau die Provinz und der Kreis an gegeben, dann wird wohl d e Postsendung einige Zeit durch Deutschland wand.rn, ehe sie an den richtigen Adressaten gelangt. Außer diesen — sagen wir Bequemlich keitsnamen — versuchten ander« Ortschaften durch Witz zu leuchten. Irgendein Anlaß oder eine witzige Bemerkung wurden zur Ortsbezeichnung. Man kann an Hand dieser Blankenburger Tor ulkigen Namen fast einen lustigen Führer durch Deutschland herausgeben. Den Leuten, denen es nie zu warm ist, könnte man „Ofen" empfehlen, das nicht etwa in Ungarn, sondern in Oldenburg liegt. Die ewig Streit suchendon könnte man nach „Hetzbach" schicken, dort im Odenwald wären sie dann unter sich. D?« notorischen Lügner würde ich in „Hüuch'ing" crnsi«-eln, die Schwachen VKNeicht in „Machtlos« bei Kassel, die Herzlosen nach „Lieblos« in Thüringen. Ein großer Teil der Kaufmannschaft würde wohl den Ort „Habenichts" im Rheinland als Domizil wählen. Die Musikliebhaber könnten vielleicht nach „Trompet" gehen, das ebenfalls im Rheinland liegt. Weltreisende und Globetrotter, denen es an den not wendigen Mitteln fehlt, sei „Torsika" in der Neumark verraten und „Nom" in Mecklen burg. Auch für Damen, die gerne in einem Die Erhaltung geschichtlicher Baudenkmäler ist von jeher das Bestreben aller Gemeinden und Städte gewesen, denen die Pflege des Ver gangenen und die Ueberlieferung an kommende Generationen am Herzen liegt. In unserem deutschen Vaterlande haben wir dafür Beweise genug, wir brauchen uns nur umzuschaueu und die alten Schlösser und Burgen, Stadtmauern, Tortürme, Rathäuser, Kirchen, Brücken aufmerksam zu betrachten. Wie wird da gehegt und gepflegt. Altersschwaches gestützt, Schadhaftes ausgebcssert, vor dem Verfall be wahrt. In Saalfeld, dem freundlichen Städtchen im Saaletal, finden wir Beispiele hierzu mannig faltiger Art. Am bemerkenswertesten sind hier Ori, der mit ihrem Dornamon übereinstinmrt, wohnon wollen, können hier Adressen ge geben werden. „Elsa" bei Koburg, „Frida" der Eschwege, „Helene" in der Pfalz und „Thekla" bei Leidig. Für die etwas rau heren Damon käme vielleicht .^Dreiweibern" bei Liegnitz oder „Frauenzimmer" bei Brack hausen in Frage. Und bei wem der Verstand nicht mehr richtig arbeitet, nun, der mag bei und m „Rappelshausen" in Sachsen sich an bauen. Auch den Tieren kann man Orte nennen, die mit ihren Namen getauft wurden. Die Stadt „Ehsel" finden wir in Westfalen, „Floh" in Ostpreußen, „Hammel" in Bayern, „Katznas" in der Grenzmark, „Hering" weder an der Ost- noch Nordsee, sondern mitten im Odenwald und „Kuhfrah" im Thüringer Wald. Weiter geht die Suche nach merkwürdigen Namen. Ob man in „Hochzeit" in Pommern immer glücklich ist? Ob man wirklich seinen Lebensabend nur in „Kirchhof" oder „Leichenoorf" verbringen kann? Dann schon lieber im „Paradies", denn von dieser Sorte haben wir drei Stück. Nach Krakau tann man auch mit wenig Gew reisen und braucht noch nicht einmal einen Auslandspaß, denn das Krakau, das ich meine, — liegt in Das Darr-Tor Sachsen. Wer mit dem Auto dorthin reisen will, rate ich über „Benzin" zu fahren. Die Sportler können wir sicher in „Wettringen" in Bayern antreffen und die Sangesbrüder in „Wettsingen" bei Kassel. Die Acngstlichen mögen es in »Dhumiv» nichts« in Sachse« versuchen, die Dürren in „Burgmagerbein" in Süd deutschland, die Schläfrigen in „Abend" und die Ungläubigen in „Aha" in Bayern. Die Wortfaulen endlich würden ihre Freude in „Ay" oder in „Oy" finden. Im krassen Gegensatz zu „Burgmagerbein" gibt es auch Orte, die sich glänzend für starke Esser eignen. „Mehksack" in Sachsen, „Speck" im Rheinland, „Sülze" in Han nover, dazu „Essig" im Rheinland und als Nachtisch „Datteln" in Westfalen. Für Lieb haber besonders delikater Gerichte nenne ich „Froschhausen" in Hessen. die ehemaligen Tortürme, welche sich dem heuti gen Stadtbilde sehr hübsch einstigen. Da sehen wir das am Eingang zur Stadt an der Saale ge legene Saaltor mit seinem zierlichen Treppen- giebcl, dann das Obere Tor und das Blanken burger Tor, beide mit lustigen Zwiebelhauben betürmt, breit und behäbig mitten auf den Stra ßen stehend. Als letztes folgt das Tarrtor, besten gewaltiger massiger Turm eher einem Bergfried auf hoher Warte gleicht, als daß er einst ein mit telalterliches Städtchen beschützt hätte. Diese vier Tortürme bilden einen besonderen Reiz der heutigen regsamen Saalestadt, die noch zahlreiche andere Erinnerungen an alte Zeiten ihren Mauern birgt. W. R. L. Die Stadt Lore von Saalfeld Diese kekks merkwürdige und teils lustige Liste läßt sich noch endlos fortführen. Jede Provinz hat ihren spezialisierten Humor. Peter Prätorius. Rund um die Welt Sleinigkeiteu ans fünf Erdteile» ta zeh» Zeile». Znsammengcstellt von Will Hel»». Ausgerechnet Persien . . . In Genf haben die Diplomaten gesprochen: „Abrüstung!" und nochmals: „Abrüstung!" Und dann haben sie bi« Arbeit ben .Ausschüsse»" überlassen . . . Die Pause bis -um Wiederbeginn nutze» — selbstverständlich die Bölkeri Es wirb — — weitergerüstet! Englische Kanoncnfabriken sind voll beschäftigt. Schncider-Creusot liefert nach Japan unb Ehina. Und Persien — ausgerech net! — legt sich eine Kriegsflotte zu! Auf italienischen Wersten in Neapel um) Palermo sind dieser Tage vier große Kanonen boote für persische Rechnung auf Kiel gelegt worben. Zwei weitere Hochseeboote modern sten Typs werden folgen. Unb in Genf tage» die Ausschüsse „Fingerabdrücke" für Rennhunde. Windhunbrennen sind beliebt, besonders 1» England und Australien tauch in Deutschland hat man sie managen wollen, beim Publikum aber wenig Gegenliebe gefunden-. Das Ueble daran sind nur die Schiebungen, die zuwetle» vorkommen. Da wird z. B. ein ganz großer „Nenner" schwarz angemalt und unter einem anderen, völlig unbekannten Namen gestartet. Die Dummen sind dann die Wetter! Das soll jetzt aushören. Von jedem Ren» Hund sollen in Australien „Fingerabdrücke", richtiger: Pfotenabdrücke genommen werben. Und von jedem Rennen wird an Hand dieser Abdrücke kontrolliert, ob und wer Schiebung beabsichtigt! Das Fräulein Bräutigam. In einem Dörfchen in der Eifel hatte sich vor Jahren ein junger, hübscher Mann als Damenschneider niedergelassen, der sich großen Zulaufs erfreute. Und dieser junge Manu verliebte sich in die Tochter eines Bauern, was eine Verlobung zur Folge hatte. Kürzlich sollte die Hochzeit stattfinden. DaS Brautkleid — von dem Bräutigam selbst ge fertigt — lag schon bereit. Der Glückliche aber verschwand und war nicht mehr zu finden. Jetzt ist bas Geheimnis gelüftet worben: der Damenschneider war kein Schneider, son dern eine Schneiderin! Und nur dem Drängen der Braut hatte er nachgegeben unb in die Verlobung cingewilligt. Da sich niemanb ge schädigt fühlt, ist eine Anzeige unterblieben. .. Karneval — ein schlechtes Geschäst! Die karnevalistischen Gesellschaften ta SSl» veröffentlichten dieser Tage die Karnevals- Bilanz. Sie sieht sehr trübe aus: Die Einnahmen aus -er LustbarkettSsteuer betragen nur 35 000 Mark, bas ist ein Zehntel der Summe von 1928! Di« Karnevals-Bälle sind ebenfalls längst nicht mehr so zahlreich wie früher f1932 : 266 gegen 1242 im Jahre 1928». Und auch die Zahl der karnevalistischen Sitzu»» gen ist von 495 im Jahre 1928 zurückgegange» auf 203. Karneval — ein schlechtes Geschäst! Auch et» Zeichen der Zett . . . Oberes Tor