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Ar 67 Ium Palmsonntag Es ist «tn köstlich Ding einem Manne, -ah er -aS Jach in seiner Jugend trage (Klagelieder Jeremias 8.27.) An diesen Tagen der Schulentlassungen und hmirmationen erinnern sich Tausende und ^er Tausende an dieselben Tage der eigenen Fadheit, erinnern sich ihrer als an Tage, die hellsten Lonnemchcin überflutet zu sein schienen, ja. die es auch — waren im Vergleich u dem heut! Unsere Jugend von heut lernt ü gleich am ersten Tage, da sich für sie die Porten der Schule und der Lehrzeit öffnen, tt- Lebens Grau und Wehe kennen. Sollen Nir sie deshalb beklagen? Oder, . . . sind den« das immer die tüchtigsten Männer un- Krauen geworden, die in ihrer Jugend nur Kreude und So : kenncrryclernt batten? Lind nicht ost gerade die Führer eines Volkes ^worden, die durch eine harte Jugendschule hindurchgegangen waren? Hat sich nicht sehr ,1» eine schwere Jugend als eine köstliche, eine verterzeugende, charaktcrbildend > Lehrzeit «niesen? Und sind nicht anderseits Men schen. denen in der Jugendzeit alles Harte rn- Schwere ferngehaltcn worden ist, später «Mchtia gewesen, als die rauhen LebenS- vinde sie umtosten? Findet man nicht gerade inter den Verbitterten sehr viele, die nach lochender Jugend vom späteren Leben ent täuscht wurden, weil sie meinten, es müsse immer lachen?! Gewiß, man gebe seinen Kindern so viel könne, als nur möglich. Aber, man bilde sie «uch zu Lebenskämpsern aus, die schon früh lernen, daß das Leben kein Spiel ist. kein Gc- Men, daß keiner ein Recht hat aus ein soge- lullnteS »leichtes Leben!" Man trauere nicht, wenn die Kinder dem Ernst des Lechens früH- Mq ins Angesicht schauen müssen: dann reibt sie später das „Joch" weniger wund: aber man gebe ihnen auch dann die Krast mit. die fir bcMigt, solches Joch zu tragen: den schlich te», frommen Gottesglauben! Einen Glau ben. von dem die Mutter Goethes einmal s-reibt, als sie in fünf Jahren vier blühende Sinder ins Grab gesenkt hatte: „Ohne den felsensesten Glauben an Gott, — an den Gott, ter die Haare zählt. -een kein Sperling fehlet, der nicht schläft noch schlummert, der nicht ver reist ist. — der den Gedanken meines Herzens kennt, ehe er noch da ist, der mich hört, ohne daß ich nötig- habe, mich mit Messern und Priemen blutig zu ritzen, der mit einem vort die Liebe ist. — ohne den Glauben an den wäre so etwas unmöglich auszuhalten." Aus dem Lande — Chemnitz. AuS dem Chemnitzer Stabt- nulament. In Ler Chemnitzer Stadtverord- retensitzung am Donnerstag wurde u. a. eine Vorlage des Ncchtsausschusses betreffend Erd arbeiten am Sachsenring und am Tal desReff- landbachs im Wege -es freiwilligen Arbeits dienstes abgelehnt. Gegen die Vorlage stimm- teil außer den Linksparteien auch die National sozialisten. Im Mittelpunkt -er Beratungen stand die Frage der Senkung -er städtischen larife und Gebühren. Das Kollegium be schloß, den Gasprcis von 20 auf 18 Pfennig je Kubikmeter und -en Strompreis um 10 v. H. t» senken. — Wie der Rat in einer Denkschrift z» den städtischen Tarifsenkungen ausführt, vir- -er Fehlbetrag im neuen Haushaltplan sich auf rund 2,4 Millionen stellen. Dieser vürde sich noch um mehrere Millionen Mark «Höhen, falls die geplante Ncichsarbeitsfürsorge »icht eingeführt würde. Viertes Blatt Sonnabend/Soaatag, den tS/20. März 1VS2 — Hartha». Braud in der Nacht. Hier ent- tand am Freitag früh 1 Uhr im Boden des Grundstücks Annaberger Straße 21 ein Brand, der sehr schnell auf den Dachstuhl und auf die hölzernen Treppen Übergriff. Die aus dem Schlafe geschreckten Bewohner konnten sich amtlich retten. Auch der größte Teil des Mo- Miars konnte in Sicherheit gebracht werden. Die Brandursache ist noch nicht festgestellt. — Lugau. Bllrgermeifterwaht. Die Auf- sichtsbehörde hatte angesichts der ungünstigen Finanzlage der Stadt angeordnet, daß der Posten des Bürgermeisters zunächst nicht neu besetzt werden soll. Der bisherige Bürgermel. ster Kurth lStaatsparteis tritt am 1. April ). I. in den Ruhestand. In der letzten Stadtver ordnetensitzung wurde nun trotz der aufsichts behördlichen Anweisung die Neuwahl zum „Donald of Anläßlich der 7. großen Katzen-Ausstellung in Berlin konnte der bekannte Chemnitzer Edel- katzenzwingLr „Deutschlandzwingcr" von Al- tenetchen, Besitzer Polizeioberwachtmeister Götze, Planitzstraße 103, Haus 2, für seinen Allington" aus England importierten, blauen Perser- later „Donald os Allington'" (Bilds ein „Vor züglich" und die goldene Medaille des Klubs der Katzensreunde Wien erringen. (Aufnahme: Laudel, CHemnitz.) — Leipzig. Verleger Dr. Hermann Meyer gestorben. Im Alter von 61 Jahren ist, wie in einem Teile der Auslage bereits gemeldet, am Donnerstag nach längerem schweren Lei den der Chef -es Bibliographischen Instituts in Leipzig, Dr. Hermann Meyer, gestorben. Mit dem Verstorbenen, dessen Brüder Arndt und Hans 1928 bzw. 1929 aus dem Leben gc- schie-en sind, ist die bekannte Verlegersamilie Meyer, die vor 100 Jahren in Hildburghausen den Grundstein zu dem heutigen Biblio graphischen Institut legte, im dritten Glied auSgestorben. Dr. Hermann Meyer hatte nach dem Studium der Naturwissenschaften und der Geographie verschiedene bedeutungsvolle Expe ditionen unternommen, hauptsächlich nach Süd amerika, und auch aus eigenen Mitteln die deutsche Kolonie Neu-Württemberg begründet. 1903 trat er in das Bibliographische Institut ein, dessen Leitung er bis 1915 innehatte. Bürgermeister vorgenommen. Der bisherige Stadtrat Hofmann (SPD.) wurde mit 10 von 18 abgegebenen Stimmen auf sechs Jahre zum Bürgermeister gewählt. — Lengenfeld i. B. Verhaftung einer Die besbande. Nach langen Bemühungen gelang es jetzt endlich, einer Diebesbande, die seit län- gerer Zeit das Vogtland unsicher machte, daS Handwerk zu legen. Einige Lengenselder Ein- wohner wurden festgenommen und dem Amts- gerichtsgefängnis zugeführt, wo sie bereits ein Geständnis ablegten. — Pirna. Schweres Unglück durch scheuende Pferde. In Neundorf scheuten die Pferde -eS Landwirts Leupold beim Herannahen eines Kleinbahnzuges und gingen durch. Der Knecht und die fünfjährige Tochter des Landwirts wurden vom Wagen geschleudert und trugen erhebliche Verletzungen davon. Das Mädchen mußte mit einem Gchädelbruch in» Kraske» Haus eingeliefert werden. — Schneeberg. 600 Hühner verbra«»t. L» Mittwochabend brannte in Zfchorlau -ie Hüh nerfarm von Georgi nieder. Dem Feuer sol len etwa 600 Hühner zum Opfer gefallen sei». b. Bilin. Stürzende Felsen. Dienstag abe»> zwischen 6 und 7 Uhr lösten sich von dem t» der Bahnhofstraße in Bilin an der Bahnstrecke gelegenen Basaltfelsen, der unter dem Name» „Kosteletz" bekannt ist, ungefähr drei bis vier Kubikmeter ab und stürzten mit donnerndem Getöse auf die Strecke. Kleinere Blöcke im Ge wicht von 100 Kilo wurden durch die Natur» schutzwand ausgehalten, dagegen stürzten Blöcke im Gewicht von etwa 500 Kilo auf das Eisen bahngleis. Wenige Sekunden vorher passierte der Personenzug die Strecke. Der Felsen weift gewaltige Sprünge auf. Weitere Abstürze sind zu erwarten. Tie Ursachen sind höchstwahr scheinlich auf das Tauwetter zurückzuführen. Wann kommt der Frühling? Der Frühlingsanfang am 21. März steht ^ür unsere Region bekanntlich nur im Kalen der. Die Grenze des Frühlingseinzuges oder des Beginns der Vegetationsdauer schwankt in Sachsen in drei Zonen. In der ersten Zone zwischen 28. April und 9. Mai, in der zweiten zwilchen 10. und 17. Mai. in der dritten zwt- ichen 18. und 25. Mai. Als Mittelwerte des Frühlingseinzuges sind festgestellt in der ersten Zone für Leipzig der 29., für Dresden der 30. April, für Chemnitz der 7. Mai: in der zwei ten Zone für Annaberg der 13. Mai und in der dritten Zone für Oberwiesenthal der 22. Mai. Nach wissenschaftlichen Berechnung«» wird alfo noch ein Monat ins Land gehen, ehe wirklich wonnige Frühlingslust allenthal ben Wald und Flur erfüllt. Dresdner Zoo Schon vor Monaten wurde ein junge» Niesenkänguruh geboren, aber gesehen hat's noch niemand, denn es ruht seit dem Moment der Geburt in dem weichpelzigen Brustbeutel -er Mutter, in dem es an einer der Zitzen hängt. Man kann bei einem solchen jungen Beuteltier wirklich nicht sagen, daß es das Licht -er Welt erblickt hätte, denn es sind die Augen noch nicht einmal vorhanden, sondern nur deren Anlage. Auch von den langen Sprung beinen und dem Balanzierschwanz war damals nur eine winzig« Knospe an dem kleinen nackten Flcischkloß von 1 cm Läng« zu er blicken und dennoch hat es gleich nach dem Verlassen des mütterlichen Körpers schon einen weiten Weg -urückgelegt durch den Haar wald der mütterlichen Bauchseite bi» zur Zitz« im Brutbeutel. — Toch ist es nun schnell her angewachsen, so daß es bereits Lurch die Bear- telwandung hindurch in seinen Körperumriflen zu erkennen und in seinen Bewegungen za verfolgen ist. ES wir- nicht mehr lang« dauern, dann schaut eS vergnügt aus seinem Fenster ins Freie und macht sich allmählich mit seiner Umgebung bekannt. Im Sommer wird eS dann soweit sein, daß es den Beutel verläßt und ihn nur bei Gefahr und zur Nacht- ruhe aufsucht. DL« Ersinn In» S»gI«I1>- ou- «i»n Sp0L>»f<?0NV »»I »tx« al« «ul» pkoto l<om»^o. 0»^ k>^«!» I»t k»ut» n!»af»v. s«o»nüd»- n«u»n k-otkaW» Die Abenteurer-H. m. b. H, Detektivroman von AgathaThelftte. Copyright by: Carl Duncker Verlag, Berlin W. 62. 11. Forveyung. „Inspektor Japp, T. D. I. — Wieder von Scotland Aard! Diesmal ein anderer. Erwartet er, daß ich ihm etwas sagen kann, was nicht schon sein Kollege weiß? Ich hoffe nur, daß die Photographie nicht verlorengegangcn ist. Jenes Photographenatelier im Westen brannte nieder, und alle Negative sind vernichtet, — dies war die einzig existierende Kopie. Ich hatte sie vom Vorsteher der dorti gen Schule erhalten." Lin plötzlicher Schreck durchzuckte Tuppence. „Wissen — wissen Sie den Namen des Mannes, der heute morgen hier war?" „Ja, natürlich! Es war ein Inspektor Brown!" 6. Ein Feldzugspla». Mitleidsvoll sei ein Schleier über die Ereignisse der nächsten halben Stunde gebreitet. Es genüge zu sagen, daß „Inspektor Brown" in Scotland Pard unbekannt war. Das Bildnis der Jane Finn, das der Polizei bei ihren Nachforschungen mehr als wertvoll gewesen wäre, war un auffindbar verloren. Wieder einmal hatte „Herr Brown" tiumphiert. Das unmittelbare Ergebnis dieses Zwischenfalles aber war eine Annäherung zwischen Julius P. Hersheimer und der Abenteurer-G. m. b. H. Krachend fielen alle trennen den Hindernisse, und Tommn und Tuppence war es. als hätten sie den jungen Amerikaner ihr Leben lang gekannt. Sie gaben es ihm gegenüber auf. diskret „private Ermitt lungsagenten" zu sein, und offenbarten ihm die ganze Ge schichte von der „Gesell'chaft m. b. H.", worauf der Ame rikaner erklärte, das reize ibn zum Totlachen. In weiterer Folge dieser freundschaftlichen Beziehung nahmen Tommy und Tuppence Quartier im Ritz, und zwar um, wie Tuppence es umschrieb, stetigen Kontakt mit Jane Finns einzigem lebenden Verwandten zu haben. „Und so begründet," meinte sie vertraulich zu Tommy, "kann nie mand diese Ausgabe beanstanden". Niemand tat es, und das war das Wesentliche. „Und nun," sagte das junge Mädchen am Morgen nach der Uebersiedlung. „nun heißt es arbeiten!" Tommy Beresford legte die „Daily Mail" zur Seite, die er eben gelesen hatte, und klatschte mit etwas übertrie bener Heftigkeit Beifall. Worauf seine Gefährtin ihn höf lich ermahnte, sich nicht so töricht zu benehmen. „Laß gut sein, Tommy, wir müssen für unser Geld etwas leisten." Tommy seufzte. „Ja, ich fürchte selbst, die Regierung würde es nicht dul den, uns ewig müßig im Nitz sitzen zu lassen." „Ich habe eine Idee." „Laß hören!" „Da ist nicht viel zu hören . . . Nur ein Taufname — Nita. Whittington erwähnte ihn an jenem Tage." „Meinst du, diese „Rita" durch ein drittes Inserat aus findig zu machen')" „Das nicht. Aber ich denke logisch. Jener Danvers wurde auf der Ueberfahrt überwacht, nicht wahr? Und es ist eher anzunehmen, daß es durch eine Frau geschah als durch einen Mann " „Das kann ich nicht einsehen." „Ich bin völlig sicher, daß es nur eine Frau war, eine elegante Frau," entgegnete Tuppence ruhig. „Bei derlei technischen Fragen strecke ich die Waffen," sagte Beresford. „Nun wurde diese Frau, wer immer sie gewesen sein mag. augenscheinlich gerettet." „Woraus schließt du das?" „Wenn nicht — woher wüßte man, daß Jane Finn die Dokumente erhielt?" „Richtig. Weiter du Sherlock!" „Nun besteht die Möglichkeit, ich betone, es ist nur eine Möglichkeit, daß „Rita" jene Frau gewesen sein mag." „Und wenn?" »Wenn — dann müssen wir unter den Ueberlebendrn der „Herculania" suchen, bis wir sie finden." „Dann müssen wir erst eine Liste der Ueberlebendrn haben." „Die habe ich. Ich sandte eine Aufstellung aller Dinge, die ich brauche, Herrn Carter. Heute früh kam seine Ant wort. Sie enthielt unter anderem die offizielle Liste der Geretteten der Herculania." „Steht eine „Rita" auf der Liste?" „Gerade das weiß ich nicht," bekannte Tuppence. „Das weißt du nicht?" — „Ja, sieh her." Beide beugten sich über die Liste. „Siehst du, es sind nur wenig Taufnamen ver- zeichnet. Meist steht hier Frau oder Fräulein." Tommy nickte. „Das erschwert die Angelegenheit," sagte er nachdenklich. Tuppence zuckte in ihrer charakteristischen Art die Schul- lern. „Wir müssen sie eben durchgehen, das ist alles. Bitte notiere aus der Liste die Adressen aller Frauen, die in London oder Umgebung wohnen. Ich setze einstweilen meinen Hut auf." Einige Sekunden später brachte ein Auto die beiden nach The Laurel» 7 Glendower Road, dem Sitz der Frau Edgar Keith. Das war die erste von sieben Adressen, die in Tommys Tasche ruhten. „The Laurels" war ein verfalle nes Haus abseits der Straße, von schütterem Gesträuch um geben, das einen Garten vortäuschen sollte. Tommy zahlte den Chauffeur und führte Tuppence zur Eingangstür. Eben als sie läuten wollte, hielt er ihre Hand zurück. „Was wirst du sagen?" „Was ich sagen werde? Nun, ich werde sagen — ach, ich weiß nicht was. Wie peinlich!" „Dacht' ich mirs doch," sagte Tommy höchlichst befrie digt, „ganz Frauenart! Keinerlei Vorsicht! Nun tritt zur Seite und sieh zu, wie überlegener Männerverstand der -i- tuation gewachsen ist." Er läutete. Ein schlampiges Dienstmädchen mit schmutzi gem Gesicht und glanzlosen Augen öffnete die Tür. Tommy hatte Notizbuch und Bleistift hervorgezogen. „Guten Morgen," sagte er kurz und freundlich. „Dom Zentralkomitee. Die neue Wahlliste. Frau Edgar Keith wohnt hier, nicht wahr?" ' a," sagte das Mädchen. „Taufname?" fragte Tommy mit gezucktem Bleistift. „Von der Gnädigen? Eleanor Jane." „E—l—e—a—n—o-r", bustabierte Tommy. „Söhne oder Töchter über einundzwanzig?" „Nein." (Fortsetzung