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sechs Arbeiter getötet und sechs andere schwer verletzt. Zngwache überfällt die Reifenden. Bei Tientsin überfielen die Wachmannschaften eines in voller Fahrt befindlichen Expreü- zuges die Reisenden und plünderten den ganzen Zug vollkommen aus. Tie Sol- )aten, die den Zug gegen Raubüberfälle chützcn sollten, hatten kurz nach der Ab- ahrt aus Tientsin ihren Offizier er- chossen. Auf Reisende, die sich wider« etzten, schossen die Soldaten. Ein Reisen der wurde getötet un- zwei schwer ver wundet. Doppelraubmord. Gin furchtbare- Ver brechen wurde gestern in einem Dorse in -er Nähe von Clermont Ferran- aufge- beckt. In den frühen Morgenstunden be obachteten die Bewohner -es Dorfes starke Rauchentwicklung und Petroleumgeruch, -er aus einem Hause drang, in dem eine 62jährige wohlhabende Witwe mit einer gleichaltrigen Freundin wohnte. Die bei- -en Franen wnrden tot und hasb ver kohlt auf dem Fuschoden liegend aufge- fun-en. Ihre Kleider waren mit Petro leum übergossen und angezündet worden. Der erste Eindruck ließ sofort auf ein f Verbrechen schließen. Eine -er beiden Frauen ist durch einen Schuß in den Kopf, -ie an-ere durch Schläge mit einem spitzen Gegenstand getötet worben. Der oder die Mörder hatten darauf die ganze Wohnung dnrchwühlt und sind mit ihrem Raube unerkannt entkommen. Attentäter b« Rosa auf freie« Fuß. Der Anarchist de Rosa, der seinerzeit in Brüssel einen Revolveranschlag auf den Kronprinzen Umberto von Italien ver übte, ist auf freien Fuß gesetzt wovden. Die Freilassung erfolgte auf Intervention des Prinzen Umberto und seiner Frau, der belgischen Prinzessin Marie Iosö. De Rosa, der zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt war, hat genau -ie Hälfte seiner Strafe verbüßt. Tie älteste Landkarte der Welt wurde bei den amerikanischen Ausgrabungen im Irak, etrva 400 Kilometer nördlich von Babnlon gefunden. Als man die mehr als 00 Meter unter der Erdoberfläche gefun dene Karte, deren Alter auf 4000 Jahre geschätzt wird, nach fünfwöchiger sorgfäl tiger Behandlung entzifferte, ergab sich, daß es sich um die Darstellung großer Park- oder Gartenanlagen handelt. j * * Sn-ustrie, Sandel, Verkehr » * , Jur Steigerung -es pfundkurses Deckung durch Gold oder Imponderabilien? Die Börsenmänner und die Ftnanztee.niker geben alle möglichen Gründe für die Steige rung deS PfundkurseS an: die großen Kredit rückzahlungen der Bank von England, Dis kontsenkung, indische Goldverschiffungen, Pri vatgeldverkäufe deS englischen Publikums. Aber das heißt wirklich den Wald vor Bäumen nicht sehen, wie das ja so häufig die Art der Fachmänner ist. Das Vertrauen -es eng lischen Volkes zu seinem nationalen Pfund, dieses Vertrauen, daS auch dann besteht, wenn die Bank von England ihr Versprechen nicht erfüllt, für einen bedruckten Zettel ein blankes Goldstück herauszurücken — dieses Jmpon- derabtle, das man nicht mit Händen greifen und auf keiner Waage wiegen kann, ist doch eben die sicherste Deckung. Hier spricht der Wille der Nation — er spricht, er läßt sich nicht lähmen und er ließe sich auch dann nicht lähmen, wenn in den Gewölben der Bank von England nicht ein einziger Goldbarren mehr läge. (Vorläufig liegt übrigens noch eine ganz nette Anzahl darin.) Eine englische Zeitschrift hat dieser Tage an die berühmte Geschichte vom spanischen Helden Eid erinnert. Der braucht Geld, um s Heer zu besolden. Er füllt zwei große Kasten mrt Steinen, verschließt sie mit seinem Siegel und verpfändet sie den Bankiers mit der Versicherung, es seien goldene und silberne Geräte darin. Nachdem er seinen Sieg über die Manren erfochten und viele Maravedis erbeutet hat, löst er die Kasten mit guter Münze ein, und in der spanischen Romanze heißt eS: „Ich hab' sie nicht betrogen. Denn mein Wort war in dem Kasten, und mein Wort ist gutes Gold." Nun, das, waS der spanische Held verpfändet batte, war in Wahrheit sein Vertrauen aus den Sieg und das, worauf das englische Pu blikum heute der Bank von England unbe gründeten Kredit gewährt, das ist das Ver trauen auf die geordneten staatlichen Verhält nisse und auf den wirtschaftlichen Sieg Eng lands. Dieses Vertrauen, daS vorderhand wirklich nur Vertrauen auf eine noch keines wegs sehr klare Zukunft ist, hat sich, von England ausstrahlend, der übrigen Welt mit geteilt und diese zu so starken Pfundkäufen ver anlaßt, daß der internationale Handel dadurch sogar schon gestört worden ist, denn ein Ge schäft, das abgeschlossen wurde, alS das Pfund 14)4 Reichsmark wert war und das erfüllt werden muß, wenn der PfundpretS auf 15^1 NM. gestiegen ist, ist für den einen der bei den Partner eine bittere Sache. Die amt lichen Stellen streben danach, die Hochbemegung nicht allzu stürmisch werden zu lassen, indem sie durch Ankauf nichtenglischer Devisen dem aussteigendcn Pfundkurs ein Gegengewicht anhängen. Die schwierige Frage, ob daS Pfund schon jetzt und gegebenenfalls zu wel chem Kurs zu stabilisieren sei, tritt mehr und mehr in den Vordergrund. Wenn man der Frage nach den Gründen des englischen Vertrauens nachgeht, so kommt man dazu, Liese -och in der Wirtschaftspoli tik des Nationalkabinetts zu erblicken. Man muß dabei nicht den Hauptton auf den Schutz zoll und die Ausfuhrsteigerung durch den ver billigten Pfundkurs legen. Gewiß wirken diese beiden in der Richtung einer gewissen Be lebung der Industrie, aber die Hauptsache ist und bleibt doch der Gedanke der wirt schaftlichen N e i ch s e i n h e t t, des bri tischen Weltzollvcrcins mit innerem Freihan del. Ohne diesen großen, aus staatsmännischer und wirtschaftlicher Phantasie hcrvorgegange- nen Gedanken würde das Volk der britischen Inseln den Schutzzoll nicht angenommen ha ben. Der grundlegende Plan der künftigen NeichSwirtschaftspolitik ist der, daß innerhalb eines Weltreichs, das über Lebensmittel und Rohstoffe jeder Art verfügt und durch Schutz zoll gegen den fremden Wettbewerb geschützt ist, England nicht mehr den aussichtslosen Ver such machen soll, seine Dominien und Kolo nien mit seinen Ferttgfabrikaten, auf denen ungeheure Transportkosten lasten, anzufüllen. Man bedenke, daß die Rohstoffe erst nach Eng land und bann die Ferttgfabrikate nach den Kolonien transportiert werden müssen. Viel mehr soll die Industrialisierung an allen Stellen, wo es möglich ist, gefördert werden, wodurch man auch englische Arbeiter an allen geeigneten neuen Industriezentren unterzubrtngen hofft. England aber soll sich nicht mehr mit der Herstellung von Fertig fabrikaten, sondern mit der Herstellung von Werkzeugmaschinen befassen. Man sagt sich: Indien kann beispielsweise nicht davon abge halten werden, seine Baumwolle selbst zu ver spinnen und zu verweben. Es wird dadurch seinen Bedarf an Baumwollstoffen billiget decken. England wird diese Ausfuhr verliere«, aber ein texttlindustrielleS Indien braucht Spinnmaschinen und mechanische Webstiihle, und die kann es sich nicht selbst Herstellen, die muß eS von Egland kaufen. Je mehr die Kolonien sich industrialisieren, desto besser für die englische Werkzeugmaschinenindustrie. Auf diesem Wege hofft man, die Arbeits losigkeit in England zu beheben. Der Schutzzoll soll den Wall bilden, hinter dem diese große Umstellung vor sich gebt. Man muß zugeben, daß es etwas anderes ist, ob daS britische Reich mit seiner ungeheuren Volks zahl und seinen an Art und Menge unerschöpf lich großen Rohstofsgebieten sich mit einer Zollmauer umgürtet, oder ob etwa ein Klein staat wie Ungarn das tut, der dann künstlich eine Industrie großpäppelt, die keine Wurzeln im Lande und keinen aufnahmefähigen inne ren Markt hat. Sehr beruhigend wirkt auch die Ent wicklung der Verhältnisse in Irland. Der Rebell Valero, -er dem König von England den Treueid verweigern will, wird zwar Staatspräsident, aber er gebietet nicht über eine sehr große Mehrheit und kann nur mit Hilfe der Arbeiterpartei regieren, die sich in ihrem wirtschaftlichen Interesse der LoS- reißung Irlands vom Reichslande so ent schieden widersetzen wird, daß de Valero entweder den „ewigen Landfrieden" bewahren oder abdanken muß. England hört den wilden Reden de ValeraS mit dem Gekühl zu, Las ein englischer Friedensrichter einmal gegen- über einem revolutionären Straßcntribunen mit den Worten aussprach: „Well, Mann, gehen Sie nur und stürzen Sie das Reich um." * Die englische Eisen-Industrie will den Zoll verdrei achen Die englische Eisen- nnd Stahlindustrie ha» dem Beratenden ZoliauSschuß eine Denkschrift vorgelegt, in der behauptet wird, daß der allge meine Zolltarif von 10 v. H. nicht ausreichend ist, und daß an seine Stelle ein Satz von 25 bis 83k v. H. treten müsse. Wieder amtlicher Börsenverkehr, voraussicht lich ab Anfang April. Der offzielle Verkehr in der Berliner Börse wird voraussichtlich Anfang April wieder eingeführt werden. Am Kassa- und Rentenmarkt werden wieder Einheitskurse no tiert werden. Zurzeit arbeit der Börsenvorstand an einem Rcformprogramm, das demnächst der Oeffentlichkeit übergeben wird. Geringes Geschäft im Berliner Freiverkehr. Am Freitag war das Gcichäst ün Börien- freiverkeihr nach Ler am Vortag erfolgten Nufwärtsbewegung recht ruhig. Da keine nennenswerten Anregungen vorlagen, übte die Spekulation Zurückhaltung, Kundenauf- träge waren fast gar nicht vorhanden. Anzei chen znr Besserung der Lage Les Rcntenmark- tes sind unverkennbar. Goldpfandbriefe lagen um 1 Prozent höher, Kommunalöbligationen gewannen im Durchschnitt k Prozent, Ind» strieobligationen lagen uneinheitlich, tim Geldmarkt zeigte sich eine Entspannung, r«. geSgel- ermäßigte sich auf Sk bis 7k Prozent Privatdiskont« waren gefragt. Berliner Produktenmarkt vom 18. Mirz. Bei ruhigem Geschäft verkehrte -er Pro- üuktenmarkt in abgeschwächter Haltung. Weizen verlor am Lokomarkt 2 RM., au- Roggen um 2 NM. ermäßigt. Im Terminae- schäft lag Weizen um 1,00 — 1,50 NM. nied- riger, Roggen um 0,50—1,00 RM. Hain rußig. Mehle sehr schleppend. Weizen 2« bis 247, Roggen 104—96. Braugerste 1Ä-Ä Futtcrgerste 169—77. Hafer 154—61, Weim- mehl 30,75—34,50, Noggenmechl 26,75-27,80 Weizenkleie 10,80—11,10, Roggenkleie 10,40 bi» 10,70, Viktoria-Erbsen 19—26, Futtererbsen 15 bis 17, Ackerbohnen 15—17, Leinkuchen 12,50, Trockenschnitzel 8,60—8,70. Sojaschrot 12,10 bi» 12,90 Kartvfselflocken 16,90—17,30. Dresdner Börse vom 18. März Tendenz: matt. Bei sehr kleinen Umsätze» überwog auf den meisten Marktgebieten ba» Angebot, doch kam es in wenigen Werten zu tatsächlichen Abschlüssen. Schwächer lagen vor allem Brauereien, unter denen Schöfserhos SN nnd Dresdner Felsenkeller 25L einbüßten. Stroh stoff wurden 5^> unter gestriger Notiz genannt Auch die Genußscheine der Dresdner Albumin gaben 3^ nach. Leichte Nachfrage bestand auch für Mimosa, Somag, von Heyden, sowie Wald. schlößchen-Brauerct, die 2A> stiegen. Später vrr. langte man noch Schönherr, die 3A gewannen. Anlagewerte verkehrten nahezu unverändert Dresdner Produktenbörse vom 18 März Weizen, Naluralgewicht Basis 76 Kx 247 — 252. Roggen, Naturalgewicht Basis 74 Kg 209-2I4, Futter- und Industrie- gerste 175—184, Sommergerste, sächsische >87-198, Hafer, inländischer 152 bis l60, Rotklee, Siebenbürgener 98/94 >64 bis 166, böhmisch 98/94 167-172 Trocken- schnitzel 8,80—9,00, Steffenschnitzel. etwa Z30/o 10,60—11,00 Zuckerschnitzel, etwa 60»^ 10,20—10,50, Kartoffelflocken 1V,7s bis 20,00, Futtermehl 13,25- 14,25. Dresdner Marken: Weizenkleie 10,50 - IOK Roggenkleie 11,20—12,70, Kaiserauszug 45,25—47,00. Bäckermundmehl 39,25 bis 41,00, Inlandsweizenmehl. Auszug 42,75 bi; 44,75, Grießlermundmehl 26,00-27,50, Wei- zennachmehl 22,50—24,00, Roggenmehl, Type 60»/o . Dergl. Type 70"/o 31,00 bis 32,00, Roggennachmehl . Feinste Ware über Notiz. Die Preise verstehen sich bis einschließlich Mais per 1000 kg alle anderen Artikel vei Mü kg in Reichsmark Cinauautin Wicken. Lupinen. Peluschken, Erbsen. Rotklee und Mehl tMehl inkl- Sack tret SauSi in Men gen unter 5000 kg ab Lager Dresden alle» andere tn Mindestmcngen von tUM tg waggousret sächsischer Versandstationen. Vermischtes Krawatten, die man aufbügeln will, ver lieren dabei oft -ie Form. Wenn man sich aber ein Stückchen Pappe in der genaue« Form der Krawattenendcn zurechtschneidct, in- dem ein Teil breiter als der andere ist, und wenn man nun diese Teile recht sorgfältig in die Krawatte schiebt, so werden sie nach dem Bügeln wie neu aussehen. Zinngießerlot oder Wismutlot sür Legie rungen mit Zinn enthält entweder 2 Teile Zinn, 1 Teil Blei und 1 Teil Wismut oder 3 Teile Zinn, 2 Teile Blei und 1 Teil Ms- mut oder 2 Teile Zinn, 2 Teile Blei und 1 Teil Wismut. Die Abenteurer-K. m. b. H. Detektivroman von AgathaChristte. Copyright by: Carl Duncker Verlag, Berlin W. 62. 10. Forvetzunß. „Von mir weiß ich das nicht so genau," entgegnete Tuppence. Im Hotel Ritz fragten sie nach Herrn Hersheimer und wurden sofort hinaufgeführt. Auf des Liftboys Pochen antwortete ein ungeduldiges „Herein". Herr Iulius P. Hersheimer war weit jünger, als Tommy oder Tuppence sich ihn vorgestellt hatten. Das Mädchen schätzte ihn aus fünfunddreißig Jahre. Er war mittelgroß und stämmig und hatte ein freundliches Gesicht. Sein ganzes Aussehen war unverkennbar amerikanisch, wenn er auch nur mit leichtem Anklang sprach. „Meine Karte bekommen? Nehmen Sie Platz und er zählen Sie mir unumwunden alles, was Sie von meiner Kusine wissen." „Ihre Kusine?" „Unleugbar. Jane Finn.- „Das ist Ihre Kusine?" „Mein Vater und ihre Mutter waren Bruder und Schwester," erklärte Hersheimer bündig. „Oh," rief Tuppence, „dann wissen Sie, wo sie ist!" — „Nein!" Krachend schlug Herr Hersheimer mit der Faust ans den Tisch. „Nein, zum Teufel, das weiß ich nicht! Sie auch nicht ?" „Wir inserierten, um Aufschlüsse zu erhalten, nicht, um welche zu geben." sagte Tuppence kühl. „Ist mir bekannt. Ich kann nämlich lesen. Doch ich dachte, daß Sie möglicherweise ihre Vorgeschichte erfahren wollten und daß Sie wüßten, wo Sie jetzt ist^" „Es schadet auch nichts, wenn wir ihre Vorgeschichte er fahren," sagte Tuppence vorsichtig. — Aber Hersheimer schien plötzlich Argwohn zu schöpfen. „Seht her," erklärte er, „wir sind nicht in Wildwest? Hier gibts kein Lösegeld, auch keine Drohung, mir die Ohren abzuiu,neiden, wenn ich mich weigere, zu erzählen. Wir sind in London, drum laßt jetzt da» alberne Spiel, sonst, werde ich dem schönen englischen Schutzmann pfeifen, der dort draußen spazieren geht." Tommy kam Tuppence zu Hilfe. „Wir haben Ihre Kusine nicht verschleppt. Im Gegen teil, wir trachten, sie zu finden. Wir sind dazu beauftragt." Hersheimer lehnte sich in seinen Sessel zurück. „Klären Sie mich aus," sagte er kurz. Tommy willfahrte seiner Aufforderung insoweit, als er ihm vorsichtig von dem Verschwinden der Jane Finn er zählte, und daß sie möglicherweise ungewollt in politische Umtriebe verwickelt sei. Er nannte Tuppence und sich selbst „private Ermittlungsagenten", die beauftragt seien, ihren Aufenthalt zu erforschen, und fügte hinzu, daß sie beide deshalb für jede Auskunft dankbar wären, die Herr Hers heimer zu geben in der Lage sei. Dieser nickte beifällig. „Das scheint in Ordnung ru gehen. Ich war vorhin ein wenig hitzig. Daran ist dieses lärmende London schuld. Nur heraus mit Ihren Fragen, und ich will antworten." Diese Aufforderung war einen Augenblick der „Aden- teurer-G. m. b. H." peinlich, doch mit aller Selbstbeherr- schuny sprang Tuppence kühn in die Bresche und fragte wie ein richtiger Detektiv: „Wann sahen Sie zum letzten Male die Berstor — Ihre Kusine, meine ich?" „Nie gesehen," erwiderte Hersheimer. „Wie?" fragte Tommy erstaunt. Hersheimer wandte sich zu ihm. „Nein, lieber Herr. Wie ich schon vorhin sagte, waren mein Vater und ihre Mutter Bruder und Schwester, wie ihr beide es wohl auch sein mögt" — Tommy fühlte sich nicht gedrängt, des anderen Meinung über den Grad der Verwandtschaft richtigzustellen —, „aber sie verstanden einander nicht immer. Und als meine Tante es sich in den Kopf setzte. Amos Finn zu heiraten, der ein armer Schul lehrer im äußersten Westen war, geriet mein Vater in Wut, sagte, daß, wenn er zu Geld käme, und er sei auf dem besten Wege dazu, sie niemals einen Cent davon bekommen sollte. Das Ende war, daß Tante Jane in den äußersten Westen zog, und daß wir nie wieder von ihr hörten. Der alte Herr aber kam zu Geld. Er machte in Oel und machte in Stahl, und er spielte ein wenig mit Eisenb^n» schienen, nnd ich kann Ihnen sagen, daß Wall Street den Atem anhielt! Dann starb er, und ich erbte die Dollar». Und, ob Sie es glauben oder nicht, mein Gewissen erwacht Rüttelte mich auf und sagte: Was ward aus deiner Tank Jane, fern em äußersten Westen? Es bekümmerte mich irgendwie. Wissen Sie, ich konnte mir vorstellen, daß Amos Finn wohl nie zu Geld gekommen war. Das .nt- sprach nicht seiner Veranlagung. Schließlich gab ich Auf trag, nach den Finns zu forschen. Ergebnis: Tante Jane war tot und Amos Finn war tot. Doch sie hatten eine Tochter hinterlassen — Jane —, die, auf der Reise nach Paris begriffen, mit der „Herculania" torpediert worden war. Sie war zwar gerettet worden, doch schien es nicht, als könne man auf diesem Weg etwas Uber ihren Verbleib erfahren. Ich nahm an, daß die Nachforschung nicht eifrig genug vor sich geht, und so kam ich herüber, um die Sache zu beschleunigen. Ich telephonierte nach Scotland Parv ldas Polizeipräsidium in London) und ins Marineministe, rium. Bei letzterem schnauzte man mich an, doch in Scot land Pard wär man sehr nett, — sagte, man wolle nach forschen, sandte auch heute morgen einen Mann, um ihre Photographie einzufordern. Ich reise morgen nach Paris, nur um dort bei der Präfektur nachznfragen. Ich glaube, wenn ich da und dot ein wenig ansporne, wird man wohl lebhafter werden müssen!" Hersheimers Energie war überwältigend, sie flößte un bedingte Achtung ein. „Sagen Sie mir," sagte er schließlich, „Sie suchen sie nicht aus einem bestimmten Grund? In irgendwelchem gerichtlichen Auftrag? Einer stolzen Amerikanerin mögen eure Einrichtungen und Gesetze während des Krieges recht lästig erschienen sein, und sie mag sich dagegen aüfgelehnt haben. Wenn dem so ist, dann gibt es hierzulande eine Art Sicherstellung. Dann kaufe ich sie los." Tuppence beruhigte ihn. „Dann ist es recht. Dann können wir zusammen arbei ten. Wollen Sie jetzt mit mir speisen? Hier oben oder unten im Restaurant?" Tuppence erklärte, daß sie lieber hinnnl-rgs-en wollten, und Julius Hersheimer fügte sich ihrem Wunsch. Eben waren die Austern von Sole Tolbert abgelöst worden, als man Hersheimer eine Karte überbrachte. lForyetzuag fotzu.)