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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 20.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193202207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19320220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19320220
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-02
- Tag 1932-02-20
-
Monat
1932-02
-
Jahr
1932
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j * * SnLuftrte, Hansel, Berkehr » » Gesperrte Neichsmarkkonten Gegen Umgehung -er Devisenvorschriften. Die starken D«vtsen»bflüsf< der letzten Wo. chen sind offenbar in erheblichem Umfang dar auf zurückzusühren, daß InlänL.r unter Miß achtung der biSyertaen Vorschriften zum Zwecke der Kapitalflucht Retchsmark-cträg- in das Ausland geschafft haben, und daß ÄuS- länder «S verstanden haben, die Beschränkun gen zu umgehen, deNen der Erlös ihrer tm Inland getätigten Efsektenverkäufe unterliegt. Die Retchsregierung hält es im Einverneh men mit der Reichsbank für erforderlich, die sen Machenschaften nachdrücklich entgegenzu treten. Die jetzt erlassene 10. Durchführungsver ordnung zur Devisenverordnung bestimmt da her, daß Neichsmarknoten, die aus dem Aus land oder dem Daargebtet an inländische Kre ditinstitute eingesandt werden, dort nur auf Sperrkonto gutgebracht werd.n dürfen. Eben so kommen Einzahlungen von Ausländern, die im Inland auf Auslänberkonten geleistet wer den, zunächst aus Sperrkonto. Einige weitere Vorschriften der Verord nung siud dazu bestimmt, Lücken in den De visenbestimmungen zu schließen. So soll künf tig, ebenso wie schon bisher der Erlös aus Wertpapierverkäufen, auch der Erlös aus der Liquidierung anderer inländischer Vermögens anlagen von Ausländern, insbesondere aus GrundstückSverkäusen, aus ein Sperrkonto ge bracht werden. Die Vorschrift, daß Inländer einer Genehmigung der Devisenbewirtschastungsstelle zu jeder Verfügung über ReichSmarksorderun- gen bedürfen, di« zugunsten von Ausländern oder Saarländer erfolgt, richtet sich gegen das Ueberhandnehmen der Abdeckung von Reichs markschulden an Ausländer durch Verrechnung mit ReichSmarksorderungen an Ausländer, ein Vorgang, der sich bisher der Kontrolle der Devisenbewirtschastungsstellen entzogen hatte. Aechnlichen Zwecken dient die Vorschrift, wo nach die Exporteure in ihren zehntägigen Nachweisungen auch darüber Rechenschaft zu geben haben, in welcher Form sie Zahlungen ans ihre Reick>smarksorderttngen erbalt n ha ben. Der Kreis der anbtetnngspflichtigen Personen wird ans all« Körperschaften nnd Anstalten des öffentlichen Rechts ausgedehnt. Ferner wird klargestellt, daß auch Personen, die erst nach dem 2. Oktober 1931 — dem Stichtaa des letzten Devisenaufrufs — wieder einen Wohnsitz im Inland genommen haben oder nehmen, der Anbietungspslicht unter- lieaen. * Wiedereröffnung auch der Leipziqer und Dresdner Börse D reSden, 19. Februar. Wie wie erfah ren, wird in Uebereinstimmung mit der in Berlin getroffenen Regelung auch der Verkehr an der Leipziger und Dresdner Börse am 25. Februar in der vorgeschriebenen Form wieder ausgenommen worden. Die Chemnitzer Börse bleibt bis auf weiteres geschloffen. Berliner Freiverkehr vom 19. Februar Die festere Haltung der Neuyorker Börse konnte auf den Berliner Freiverkehr am Frei tag keinen Einfluß ausiiben. Während die internationalen Papiere und auch die Kalt aktien fester tendierten, erfolgten am Banken markt bei den Danat-Aktien erneut Kursver luste, und zwar im Ausmaße von auch Dresdner Bank gaben um 2 A> nach, ferner verloren Rcichsbank 1^ H, Commerzbank 1A>, D-D-Bank konnten sich behaupten. Am Montan aktienmarkt gingen die Kurssteigerungen bis zu 14 A>. Am Elektromarkt war die Tendenz uneinheitlich; Siemens 6c Halske verloren 15L, Schlickert A E G. dagegen gewannen Schles. Elektr. u. GaS, GeSfürel und Elektr. Licht u. Kraft. I. G. Farben verloren ca. 1 Das Geschäft am Rentenmarkt war wieder ruhig, etwas Nachfrage bestand nach Kommu- nal-Obligationen, die um K bis 1 A anziehen konnten. Der Geldmarkt lag flüssig, TageSgeld unverändert 7X bis 8'/LN; am PrivatdiSkont- markt war bei geringem Angebot ebensolche Nachfrage zu verzeichnen. Berliner Produktenmarkt vom 19. Februar Auf Grund der in den letzten Tagen an der Berliner Produktenbörse erfolgten Preissteige rungen fanden am Freitag größere Abgaben statt, die auf den Weizenmarkt drückten; im Lokogeschäft gaben daher die Notierungen um 3 RM. nach, auch am Terminmarkt verlor Weizen nach anfänglicher Befestigung 2,50 bis 3,00 NM. Roggen war am Promptmarkt nur in geringem Umfange vorhanden, für Inlands ware mnßten daher Aufgeld? bezahlt werden, sonst wurde auf Ruffenroggen zurückgegriffen. Am Terminmarkt lag Roggen um 1 RM. schwächer. Weizen 217—49, Roggen 200—202, Braugerste 163—70, Futtergerste 156—61, Hafer 150—57, Weizenmehl 30,58—34,50, Roggenmehl 28,10-20,75, Weizenkleie 9,60-9,90, Roggenkleie 9,65-9,90 Vikt.-Erbsen 21-27^0, kl. Speise- erbsen 21—28,50, Futtererbsen 15—17, Wicken 16—19, Leinkuchen 11,60, Trockenschnitzel 8,00, Sojaschrot 10,70—11,60, Kartoffelflocken 12,60 bis 12,70. Dresdner Produktenbörse oom 19 Februar Weizen, Naturalgewicht Basis 76 Kg 251—256. Roggen, Naturalgewicht Basis 74 Kg 211-216, Futter« und Industrie- gerste 162—174, Sommergerste, sächsische 178 — 188, Hafer, inländischer 144 bis l54, Rotklee, Siebenbürgener 98/94 160 bis 162, böhmisch 98/94 163-168 Trocken- schnitzel 8,00—8,20, Steffenschnitzel, etwa 33O/o 10,00—10,80 Zuckerschnitzel, etwa 60O/o 8,70—9,00, Kartoffelflocken 19,00 bis 19,25, Futtermehl 13,25-14,25. Dresdner Marken: Weizenkleie 9,80 — 10,20. Roggenkleie 10,60—11,60, Kaiserauszug 45,50—47,25. Väckermundmehl 39,50 bis 41,25, Inlandswetzenmehl, Auszug 43,00 bis 45,00, Grietzlermundmehl 26,00—27,50, Wei- zcnnachmehl 22,50—24,00, Roggenmehl, Type 600/y 32,75-33,50. Dergl. Type 70Vo 31,25 bis 32,00, Roggennachmehl 22.00—25,00 feinste Ware über Notiz. Die Preise verstehen sich bis einschließlich Mais per 1000 kg. alle anderen Artikel per U>0 kg in Reichsmark. Cinauanttn, Wicken Lupinen. Peluschken, Erbsen. Rotklee und Mehl »Mehl tnkl- Sack tret Haus» in Men- gen unter 5000 kg ab Lager Dresden, alles andere in Mindestmengen von 10 000 kg waggonsrel sächsischer Versandstationen. Erleichterte Kapitalherabsetzung. Zur Schaf fung der rechtlichen Basis für die im Gange befindliche Vanken-Reorganifation wird jetzt in Ergänzung der bisherigen Bestimmungen im Reichsanzciger eine neue Verordnung deS Justizministeriums über die Kapitalherabsetznng in erleichterter Form veröffentlicht. Die wich tigste Bestimmung dieser Verordnung ermög- licht es den Banken, Bilanzen vorzulegen, in denen die Kapitalherabsetzung und die etwa im Anschluß daran vorgenommcne Kapitalerhöhung bereits zum Ausdruck kommen. Die Verord nung wird auch ans Gesellschaften mit beschränk ter Haftung ausgedehnt. Frankreich als Goldhamsterer I» Laufe -es Jahre» 19»1 fi«L im ganzen «ehr als nenn Mlliar-e« Franken Gold ans -e« vereinigte» Llaate« nach Frankreich ge» flossen. Zusammenschluß Commerzbank —Barmer Bankverein schlosse«. Wie dem DHD. von zuständiger Stelle bestätigt wird, kann der an- gekündigte Zusammenschluß der Commerz- und Privatbank AG. mit der Barmer Bank Hins- -erg L Fischer al» beschlossen angesehen werden. Große Bankenfnfio» anch in Paris. Zwei französische Grobbanken, die »Banqu« -'Union Parisienne" und der »Credit Mobilier" stehen in FusionSverihandlungen. Man hofft von L4e- scm Zusammenschluß das Entstehen einer neuen groben französischen Ftnanzterungsbank, die sich gleichwertig Ler Banque de Pari» an die Seite stellen kann. Die genannten Banken sind nach der Banque de Paris di« größten Fi nanzinstitute Frankreich». Dor dem Ende des 3. Jahrzehnts? Am 15. März ruft -er Verband Sächsischer Industrieller seine Mitglieder nach Dresden zur 29 ordentlichen Hauptversammlung, die sowohl wegen des Zeitpunktes, aus den sie fällt, wie anch wegen der Parole, unter die sie ge stellt ist. ein« wirtschaftspolitisch« Kundgebung von besonderer Bedeutung sein wird. Mit ihr soll sich nach dem Beschlusse des Gesamtvorstandes eine Gedenkfeier aus Anlaß des 30jährigen Bestehens des Ver bandes Sächsischer Industrieller verbinden. Dreißig Jahre Verband Sächsischer In dustrieller sind gleichbedeutend einem 30jähri- gen Kampf« für -ie Geltung und Erhaltung der sächsischen Industrie! Schon diese Tatsache rechtfertigt eS, deS Tages der Verbands gründung in einem dem Ernst der Zeit ent- fprechen-en Rahmen feierlich zu gedenken. Mehr noch als in Zetten gesicherter wtrt- ichaftlicher Entwicklung gebietet «S heute das Interesse -er sächsischen Industrie, mit ihrer führenden wirtschaftspolitischen Organisation die Frage nach dem Stand deS Ringens um jene Geltung und Erhaltung zu stellen un- zu beantworten. Ortentieruna z« suchen sür die künftigen Wege -er Führung nicht nur -er Ber» bandSgeischicke. sonoeru ber alle» entschei» -eu-e« StaatS, un- Wirtschaftspolitik. Trotz seiner betont allgemeinen wirtschasts- volitischen Einstellung ist -er V. S. I. seit dem Tage seiner Gründung eine Kamplorgantsa- tion gewesen und hat eS sein müssen. Unter dem traurigen Aspekt der heutigen wirtschaftlichen Lage mag eS wie eine Ueber- tr«ibung klingen, wenn man von den Bor- krtegsjahren als einer Kampfzeit -es Verban des spricht. Wenn die Arbeit deS Verbandes in jenen Jahren wachsenden Wohlstandes und ausblühender Entwicklung auch nicht in dem Umfange wie heute der Sicherung -er Existenz bedingungen der sächsischen Industrie wegen der viel günstigeren Verhältnisse zu gelten hatte, so war sie doch in entscheidenden Punk ten eine rein kämpserische Tätigkeit, die einem ihrer Bedeutung «ntsprechen-en Einfluß der verabeitenden Industrie auf die deutsche Wirt schaftspolitik, insbesondere aber einer ihrer Bedeutung für Land und Volkswirtschaft ent sprechenden Mitwirkung -er sächsischen In dustrie an der Führung der sächsischen Staats- gei'chtcke galt. - Der Krieg leitete mit seiner ZwangSwirt* schäft zu einem Frontwechsel in der Kampf» ftellung -es Verbandes über, bei der eS in den Nachkriegsjahren um den Schutz -es Eigentumsbegrisfes vor einem radi kalisierten Sozialismus mit seinen dilettanti schen Experimenten, um einen Schutz des Eigentums selbst vor den wirtschaftliche Werre »»erntchtenben Wirkungen Ler Inflation ging. Und was sind endlich die Jahre seit der Stabilisierung anderes gewesen, als ein un ausgesetzter Kampf eines durch seine Grenz- landlage besonders gefährdeten Arbeits gebietes um die Erhaltung seiner Wirtschafts substanz. Angefangen von der -ritten Steuer notverordnung des Jahres 1923 über die Finanz- un- Sozialgesetzgebung der vergange nen Jahre hinweg bis zur vierten Notverord nung der derzeitigen Neichsregierung lassen sich die Etappen dieses Ringens verfolgen. Am Ende steht heute eine -urch Lie fchwe» reu Fehler der Nachkriegspolitik Deutsch, lands wie Lurch -ie in Fo,m «n- Metho. den wohl wechselnde, im Ziele aber nnver. ändert brntale Tribntpolitik ber ehe» maligen Feinde ausaeblutete Wirtschaft. Es wäre versehlt, an dem Ergebnis die Er- solge ber Verbandsarbeit un- die Existenz berechtigung einer geschlossenen Standcsorga- nisation zu messen. Eine solche negative Bi lanz übersieht zunächst, was trotz -er allge meinen Verschlechterung der Lage an beacht lichen Einzelersolgen vom Verband geleistet werden konnte, noch mehr aber, was er durch sein Eingreifen und seine Aktivität in vielen Fällen verhütet hat. Sie übersieht aber vor allem jene imponderabilen Faktoren für -en Aufbau unserer Wirtschaft, unserer Nation, die über die Verbandstätigkeit und das engere Gebiet der materiellen Existenz- bedingungen hinausgreifend in Ler Tätigkeit verantwortungsbewußter Organisationen ihre Grundlage finden. Der B. S. I. bat in den 30 Jahren seines Bestehens ungezählte Male bewiesen, daß er nickt nnr der Träger einer realen JnLustrie- polittk, sondern auch der Träger «listiger Strömungen ist, denen es bet der Gesundung unserer Wirt- 'Matt um mehr geht, als -ie Sicherung eines 'nbstantiellen Wirtschaftserfolges, nämlich um die nationale Ansgabe in der Befreiung der deutschen Wirtschaft, die sittlichen Grundlagen deS Ausbaues zu schassen. Der offenen und versteckten Unterdrückung», volitik der ehemaligen Kriegsgegner einen ge schlossenen Abwehrwillen entgegenzustellen, war in -en Forderungen -eS Verbandes Säch sischer Industrieller nicht nur ein aus wirt- schastlicher Selbsterhaltung geborenes Ver langen, sein Kamps gegen die Strangulierung der Wirtschaft durch die WirtschastS-, Stcuer- und Sozialpolitik der Nachkriegsjahre nicht nur der Aus'lnß eines auch vom nationalen un- wirtschaftlichen Gesichtspunkt aus gerecht fertigten Egoismus, sondern der sichtbare Ansdruck des Gedankens daß nur die Abwehr unorganischer und feind licher Eingriffe in daß Leben unseres Volkes und unserer Wirtschaft Lie natio, nalen Kräfte für den Aufstieg frei macht; daß insbesondere bi« Unverletzlichkeit -eS Eigentumsbegrisfes national wie international das Vertrauen schafft, auf dessen sicherer Grundlage allein die dauerhafte Existenz LeS Volkes und -er Völker sittlich wie Wirtschaft- lich möglich ist. In diese große Linie der Verbandspolitik wie wirklicher deutscher Staatspolitik mündet aber nicht zuletzt auch die Parole, unter der die diesjährige Hauptversammlung -es Verban des Sächsischer Industrieller stehen soll. In der Erkenntnis, daß es in den nächsten Wochen nnd Monaten «m mehr geht als darum, eine der zahlreichen Leidensstationen eines ge quälten Volkes nnd seiner Wirtschaft zu überwinde«, fordert ber Verband Sächsischer Industrieller bei dem Rückblick auf eine 30jahrige Arbeit auf zur Sammlung aller Kräfte für die Fort führung des Kampfes um die Wiedererringung -er Existenzgrundlagen unserer Wirtschaft wie Nation mit dem Streitruf: »Für Treu und Glauben!" euu die Heimat ruftl Originglroman v»n Z. Schnelder-Foerftl. Topqright dy Carl Duncker Verlag, Berlin W 62. 57. Fortfetzung. „Wie kannst du mich an all dieses erinnern, mein Kind?" „Das wird doch sein, nicht wahr," schmeichelte Anneliese weiter, „Sascha schenkt mir zu Weihnachten einen Wan derer. Ein Auto, das war doch immer dein Wunsch, Ma ma? Auch zwei Reitpferde kauft er, du kannst dann wäh len, womit du dich vergnügen willst." Und mein armer, alter Junge, durfte das nicht mehr erleben?" Anneliese legte behutsam den Arm um die weinende Frau und sprach ihr weiter von der Schönheit und den Genüssen der Zukunft, bis deren Tränen versiegten und durch ein glückliches Lächeln abgelöst wurden. Den nächsten Abend kam Sascha Popofs. Daß er im eigenen Auto reiste, imponierte der Baronin gewaltig, und so war es nicht allzuschwer, sich ihr „Jawort" und ihren Segen zu holen. Ehe er in dem gleichen Gastzimmer, das ihm beim erstenmal angewiesen wurde, zur Ruhe ging, holte er sich noch ein Dutzend Küsse von der Braut, die ihn bis an die Tür begleitet hatte. Hans Michael mochte wohl recht haben. Es war alles Geschick. Seit Jahrhunderten vorausbestimmt und seit Ewigkeiten für jeden einzelnen festgelegt. Was ihm der Himmel in seiner Jugend verweigert hatte, das machte er nun wett durch die Erfolge seiner Kunst und durch die Liebe einer Frau. Seine Träume waren, entgegengesetzt von jenen da- mal», nach seiner ersten Fahrt hierher, von holdseligen Bil» dern erfüllt. Wieder lag eine Mondnacht über Vohwinkel und im Hofe unten plätscherte der Brunnen leise in sein Becken. Da er beim offenen Fenster zu schlafen pflegte,^ war es nicht zu verwundern, daß ihm beim ersten Morgen-, graueu eine oollerblühte Rose au di« Brust flog. Annelieses hatte sie in einem der zerfallenen Gewächshäuser herange- zogen und schenkte sie ihm zum Morgengrutz. Es dünkte ihn der schönste zu sein, den er je in seinem Leben bekommen hatte. Nach zweieinhalb Jahren traf auf Riedau eine Depesche ein: „Der Rest der Strafe im Gnadenwege erlassen. Hans Michael." Noch in derselben Minute ging auf dem Mittelturm des Herrenhauses die Fahne hoch. Albert Steinrück stemmte die Fauste in die Hüften und hatte ein Lachen um den hübschen Mund. „Nanu, Tha«. lottchen, was sagst du nun? Das nächste Kind hebt uns wohl der Jungherr aus der Taufe." Sie schlug ihn auf die losen Lippen und schmollte. „Zwei babe ich gesagt und nicht mehr!" „Und die meinen zwei?" Ehe ihn ihr Wurfgeschoß, das in einer erblühten Rose bestand, erreichen konnte, war er schon die Treppe hinab, um nach dem Herrenhaus hinüber» zu springen. Zn einem Erpreßbrief, der andern Morgens dem Tele gramm folgte, bat Hans Michael, ihm die Liebe zu tun, und von jedem Empfange absehen zu wollen. Er freue sich, zu Fuß nach Hause zu kommen, wie einer, der eine lange Reise gemacht hatte und nun endlich wieder -u den Seinen zurückkehren durfte. Der Baron begriff de« Wunsch seine» Einzigen und gab Befehl, daß er nach jeder Richtung hin respektiert wurde. Die Baronin fügte sich schweren Herzens. Sie hätte für ihren Sohn am liebsten die gesamten Gartenanlagen ein schließlich der Gewächshäuser geplündert, damit sein Fuß durch ein Meer von Blüten wanderte, wenn er ihn zum erstenmal wieder al» freier Mann auf Riedauer Boden setzte. Bon Vohwinkel war Anneliese herübergekommen, um den Vetter zu begrüßen, denn Sascha befand sich auf einer Konzertreise. Sophie stand im schwarzen Kleide mit einer weißen Rose im Gürtel am Aufgang des Treppenhauses und hatte eig wundes Zucken um ve« Mund, 1 „Wie wollte ich warten," sagte sie, als der alte Ried ihre Hände zwischen die seinen nahm, „wenn auch Benedikt ein Wiederkommen beschieden wäre!" Er strich ihr die Wangen herab, zog ihren Arm durch den seinen und ging mit ihr die Parkwege hinunter. Lia war nicht zu erspähen. Wenn ihm auch kein Will- komm und kein Empfang geboten werden durfte, so wollte sie doch wenigstens die erste sein, die ihn sah, wenn er den Weg heraufkam. Von einer Hecke gedeckt, lagen ihre Augen unverwandt an der Biegung, von welcher er Herkommen mußte. Ein Heller Pfiff klang durch den Juniabend. Nun hatte die Lokomotive, welche ihn bringen mutzte, die Stajjon unten erreicht. Zwanzig Minuten noch, die er die Stei gung herauf benötigte — dann — An ihr vorbei trippelte ein Kind von etwa drei Iah- ren einen Strautz vollerblühter Rosen in den Armen tra gend. Es war Albert Steinrücks Aelteste, die als einzige berechtigt war, dem Erben von Riedau eine« Willkomm« grutz auf offener Straße zu bieten. Nun bog ein Mann um die Ecke. Lias Augen brannten vom Schauen. Ihr Blick teilte sich zwischen ihm und de» Kleinen, die ohne Scheu auf ihn zutrat, um die Rosen mit einem Lächeln zu ihm emporzuheben. Er beugte sich herab, küßte den roten Mund, nahm die Kinderhand zwischen die seine und schritt mit der kleinen Schönheit den Weg nach dem Schlosse weiter. Was kann ich Steinrück und Charlotte tun, dachte Lia, welche die Tränen, die ihr über die Wangen rollten, mit den Lippen auffing. Es würde sich wohl etwas finden, das den beiden jungen Menschen Freude machte und zugleich ihr Dank war, daß Hans Michael nicht ganz, wie ein AU- tagsgast, seinen Einzug auf Riedau hielt. Als letzte, nachdem die Baronin den Sohn längst in die Arme geschloffen und Sophie sich an dessen Schulter aus geweint hatte, betrat sie das große Familienzimmer. Hans Michael machte sich von der Schwester frei, und kam eili gen Schrittes auf sie zu. Eine leichte Falte zog sich über seine Augenbrauen hin. „Wenn ich dir nicht mehr will kommen bin, dann jage es, Lia!" (Schluß f-lgt^
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