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sei, den man stark in Rechnung ziehen müsse, wenn es sich darum handle, daS gegenwärtige europäische Gleichgewicht zu sichern. Italien wünsch« keinen Krieg, sonder» wolle nur seine Vertheidigung sichern. Zum Schluß beglückwünschte der Minister das Land, daß dasselbe bereits im Stande sei, däS gesanunte zum Schiffsbau nothwendige Material zu liefern, einschließlich der Panzer und Maschinen für die neuen großen Panzerschiffe. Die Rede wurde sehr beifällig ausge nommen. — Wie aus Rom verlautet, dürfte die große Parade vor dem deutschen Kaiser und König Humbert am 13. October, die .Flottenrevue am 16. October in Neapel stattfiudcn. — Der ita lienische Justizminister Zauardclli protestirte in Parma entschiede» gegen jede Einmischung in die italienische Gesetzgebung und erklärte, die Regierung werde sich in keiner Weise beirren lassen. Schweiz. Der BundeSrath hat eine» gewissen Franz Tropp- mann aus Floß in Bayern, der mit den in Chicago Hingerichteten Anarchisten in Correspoudcnz gestanden und durch Reden in Ver sammlungen bewiesen hatte, daß er sich zu den verbrecherischen Ten denzen der Anarchisten bekennt, aus dem Gebiete der Schweiz aus gewiesen. Trankreich. Präsident Carnot ist von seiner Reise in die Normandm sehr zufrieden wieder in Fontainebleau angekommen. Der Ausflug ist über Erwarten gut verlaufen, >die Boulangisten konnten nirgends so recht zur Geltung kommen. Der Präsident hat alle zwei deutigen Bemerkungen in seinen Reden vermieden und sich überall ÄS aufrichtiger Friedensfreund gezeigt. Bei Rouen fand eine große Parade vor ihm statt. Seine letzte Rede hielt Herr Carnot auf einem ihm zu Ehren gegebenen Essen in Elboeuf. Er dankte für den «nthusiatischen Empfang, den man ihm allenyalben bereitet habe, und rühmte die Armee und die Marine, welche das Vertrauen des Landes vollkommen verdienten. Schließlich erwähnte der Präsident die im nächsten Jahre in Paris stattfindende Ausstellung, für welche Alles zu der bestimmten Zeit bereit sein und bei welcher Frankreich seinen Gästen einen würdigen Empfang bereiten werde. — Die Kammern werden am 9. October wieder zusammentreten.. — Die Stellung der verschiedenen Staaten zur Pariser sogenannten Welt ausstellung wird aus einer von der Leitung der letzteren veröffent lichten Zusammenstellung klar. Danach halten sich gänzlich fern von der Ausstellung Deutschland, Dänemark- Montenegro, die Türkei und Schweden. Amtlich werden von europäischen Ländern Norwegen, die Schweiz und Griechenland vertreten sein. Rußland, Oesterreich- Ungarn, Rumänien, Italien, Spanien, Portugal, Belgien, Luxem burg, die Niederlande und Großbritannien haben es den Ausstellern überlassen, ihre Vertretung selbst einzurichten, Ausschüsse zu stiften, Beauftragte in Paris zu bestellen rc. Die Staaten Nordamerikas werden sämmtlich amtlich vertreten sein. Aus Asien haben Japan und Siam, aus Afrika Marokko und der südafrikanische Boern-Frei- staat, aus Australien die Kolonie Victoria ihre amtliche Betheiligung angemeldet. Belgien. Vom Kongo ist in Brüssel die amtliche Bestätigung von der Ermordung des Majors Barttelot, der an der Spitze einer Expedition Nachforschungen nach dem Verbleib Stanley's anstellen , sollte, eingegangen: Barttelot wurde von Mitgliedern des Manyema- Stammes am id. Juni erschossen. Die arabischen Mitglieder der Eskorte flüchteten und gelangten nach Stanleyfall, wo Barttclot's Genosse Jameson eine neue Expedition ausrüsten will, obwohl Nie mand mehr an dem totalen Untergang der ganzen Stanley-Expcdition zweifelt. Russland. Nach ans Petersburg einlaufenden Berichten mißt man daselbst der bevorstehenden Reise des Zaren nach dem Kaukasus - eine hohe politische Bedeutung bei. Besonderes Gewicht wird auf die Zusammenkunft des Kaisers mit dem Schah von Persien gelegt. ^ Man glaubt, daß von dieser Begegnung eine bedeutsam« Rückwirkung auf die Entwickelung der Dinge in Central-Asien datircn werde. Daß man sich russischerseits anschickt, in Ostpersicn Consnlate zu er richte», deutet jedenfalls daraufhin, daß für die russischen Agitationen neue Stützpunkte geschaffen werden sollen. Orient. Königin Natalie von Serbien ist ans Bukarest zur Familie Rosnovan nach Jassy abgercist. -- Eine bulgarische Räuber bande, welche vor einigen Tagen bei Dubnitza drei Personen gefangen fortgeführt hatte, wurde jetzt von der Gendarmerie überrascht. Die Gefangenen wurden befreit, doch erlag einer von ihnen schon nach wenigen Stunden den ihm von den Räubern zugcfügten Mißhand lungen. Ein Räuber wurde getödtet, ein Anderer verwundet, die klebrigen zerstreut. Sächsisches. — Dresden, 17. Sept. König Albert kehrte in der Nacht zum 16. d. M. von Berlin nach Pillnitz zurück und begab sich heute früh nach dem Manöverfelde bei Leipzig. Nach Beiwohnung der zwischen Naunhof und Leipzig stattfindenden Truppenübungen wird der König bereits Mittags in Leipzig eintreffcn, »m Nachmittags nach Planen i, V. zu reisen, woselbst im Hotel Engel Quartier ge nommen wird. Am 18. und 19. September finden in Anwesenheit Eine solche Temüthi'gnng aber vertrug sich nicht mit dem Stolze der Advokatcntochtcr. Sie mußte sich zwar von ihm frei machen, aber sie wollte nicht selbst den Preis dafür zahlen. Gestern noch, als sie ihre Stirn mit den heißen Gedanken auf dem Balkon in der rauhen Nachtluft kühlte, hatte sie einen schweren Kampf mit ihrem Herzen bestanden. Den geschlagenen Gegner konnte sie bemitleiden, aber gegen den triumphircndcn empörte sich ihre Leidenschaft, ihr unbezähmbarer Stolz. Rasch war ihr Entschluß gefaßt. Sie wollte mit dem ganzen Zauber ihrer Persönlichkeit den Maler noch einmal zu sich heran locken, um ihn dann um so empfindlicher zn dcmüthigcn. Meisterin in allen kleinen und großen Künsten der Koketterie, verstand sie es so fein, im Gedränge zurückznblciben, den rothcn Domino, während er an ihr vorüberging, mit einem sanft vorwurfs vollen Blicke anzuschanen und ihrem Kopfe eine leise bittende Haltung zu geben, als hielte sie eine glänzende Rechtfertigung für den heute an ihm begangenen Vcrrath bereit, daß er bald an ihrer Seite war. Durch das Gedränge sich mühsam Bahn brechend, erreichte Leopoldine glücklich eines der Nebengemächer. Auch hier bewegten sich Ballgäste auf und ab, aber eine Fensternische, znm Theil durch ein hohes Postament mit der lebensgroßen Figur der Terpsichore gedeckt, deren Platz für gewöhnlich im Saale war, bot für einige Augenblicke ein geschütztes Asyl gegen zudringliche Neugier. Hierher folgte der rolhe Domino Lcvpoldi'ncn, die sich plötzlich den Anschein gab, als sei sie über diese Kühnheit überrascht. „Maske", sagte der Domino, unerschrocken auf sie zu tretend, „ich möchte wohl Dein wahres Gesicht sehen!" Das war so herausfordernd, daß Lcopoldine unter der Maske erglühte. Rasch gewann sie jedoch ihre Ruhe wieder und indem sie die Maske herabnahm und ihm ihr lächelndes Antlitz enthüllte, entgcgnete sie: „Wenn Du vielleicht glaubtest, es stehe Verdruß über Deine Blindheit darauf geschrieben, so warst Du im Jrrthum." „Für dieses Antlitz giebt es nur ein Wort der Bewunderung", rief der rothe Domino, „es heißt: ich likbe Dich! Ich bin nicht mit Blindheit geschlagen; mögest Du das Wort in meinen Augen selbst lesen, wenn Du meiner Rede nicht glaubst." Mit diesen Worten entfernte er die rothe Larve von dem Gesicht und Leopoldinc blickte in Heinrichs Züge, aus dessen braunen des König- die Truppenübungen der 3. Division Nr. 33 in cher Gegend von Plauen i. B. statt. Am 30. kehren die zu dieser Division ge hörigen Truppen in ihste Garnisonen zurück. — Prinz Georg traf am Sonnabend mit Militärischem Gefolge in Leipzig ein und wohnte dem Manöver in der Gegend von Fuchshain bei. — An Stelle des in das Königl. Ministerium des Innern berufenen Herrn Münzner ist von dem Vorstand der lanb« und forftwirthschaftNchcn BerufSge- uossenschaft zum Direktor derselben der Landtagsabgeordnete Herr Kreisfckretär MöbiuS in Chemnitz gewählt worden. Derselbe wird Ausgang October seine Stelle antreten. — Ein nachahmens- werthes Beispiel hat in den letzten Tagen der seit mehr als 30 Jahren bestehende Gesangverein „Liederkranz" anderen Brudervereinen ge geben, als er sich kotz des langen Bestandes, trotz seiner Fahne und seines reichen Archivs hat entschließen können, seine Selbstständigkeit und seine» Namen aufzugeben und in oorporo dem im frischen Auf blühen begriffene», uiller der bewährten Leitung des Herrn Musik direktor Uhle stehenden Verein „Phönix" anznschließen, sodaß dieser einer der stärksten Gesangvereine Dresdens geworden ist und genöthigt wurde, sein bisheriges Uebungslokal mit einem größeren zu vertauschen. Dieses Vorgehen möchten die vielen kaum lebensfähigen Vereine nach ahmen, denn die Sucht der Zersplitterung und Absonderung herrscht unter den hiesigen Sängern wie kaum selten wo, so daß Dutzende von Vereinen bestehen, keiner aber zu wirklicher Leistungsfähigkeit sich emporschwingt. — Die Ziehung der vierten Klasse der 114. Lotterie findet am 1. und 2. Oktober statt und hat die Empfangnahme der Loose bis spätestens 22. September zu erfolgen. — Am 1. Oktober d. I. mit dem Beginne des Winterfahr planes wird insofern eine Verbesserung des Fahrplanes der Linie Chemnitz-Adorf eintreten, als von diesem Tage ab der von Adorf nach Chemnitz fahrende Personenzug Nr. 345 — 8 Uhr 3 Min. Vorm, aus Adorf — direkten Anschluß an den von Chemnitz nach Dresden verkehrenden Zug Nr. 47 erhält, und zwar dergestalt, daß der elftere Zug, welcher nach dem jetzigen Fahrplane 1 Uhr 47 Min. Nachm, in Chemnitz eintrifft, vom 1. Oktober d. I. ab bereits 1 Uhr 23 Min. Nachmittags daselbst ankommcn wird, während die Abfahrtszeit des Zuges Nr. 47 in Chemnitz auf 1 Uhr 30 Min. Nachm, verschoben worden ist. — Der Vorstand des Allgemeinen sächsischen Lehrer- Vereins macht bekannt, daß auf dieBitte um Mittheilung von Be- rathnngsgegenständcn für eine Delegirtenvcrsammlung nur zwei An träge, der eine von Leipzig-Land, ein zweiter von Döbeln, eingcreicht worden sind, welche jedoch als nicht dringlich erscheinen. In Rück sicht hierauf hat der Gesammtvorstand beschlossen, von Abhaltung einer Delegirtenvcrsammlung für dieses Jahr abzuschen. Zugleich empfiehlt der Vorstand den Bczirksvereincu eine Besprechung der Kindergottcsdienste. — Vor einigen Tagen ereignete sich in dem Beckerschachte zu Hänichen (Bez. Dresden) ein schwerer Unglücksfall. Als die Berg- zimmerlente Hermann-Niedergittersee und Hengst-Hänichen, auf dem sogenannten Schirm des Gestelles stehend, aus dem Schacht fuhren, wurde dieses durch Unvorsichtigkeit des Maschinenwärters zu weit hinauf getrieben. Infolge des heftigen Anpralls übcrschlug sich der Zimmcrmann Hermann und stürzte in den tiefen Schacht hinunter, während Hengst auf dem Schirm blieb und sich an den Kops und den Händen Verletzungen zuzog. H., im 28. Jahre stehend, war ein berufstrcucr Arbeiter und wird allgemein betrauert. Er hintcrläßt eine Wittwe und 3 Kinder. li—. Weida. Sonnabend, den 15. d. M., Vormittags wurden die Bewohner Weidas durch Entdeckung einer schrecklichen That in größte Aufregung versetzt. Mehrere Leute gingen in den Frühstunden genannten Tages von dem hochgelegenen Bahnhof auf dem Fußwege an den sogenannten Lehmgruben vorbei nach Weida zn. In einer dieser Gruben, ungefähr 2 Meter im Durchmesser haltend, die mit Wasser gefüllt und mit Schilf bewachsen, bemerkte» sie zu ihrem Enk setzen einen bekleideten weiblichen Leichnam. Sie erstatteten in Weida sofort Anzeige von ihrer Wahrnehmung. Die polizeiliche Untersuchung ergab, daß nicht Selbstmord, sondern gewaltsame Er mordung durch fremde Hand vorliegc. Ein wuchtiger Beilhieb auf den Hiuterkopf hatte dem Leben der Ermordeten ein jedenfalls uner wartetes, jähes Ende bereitet. Die Erschlagene erwies sich als die Frau des Schneidermeisters Queck 8?u., Weida. Blutspuren im Garten des Wohnhauses der Ermordeten — der Garten ist einige hundert Schritte von erwähnter Lehmgrube entfernt — berechtigen mit größter Wahrscheinlichkeit zu der Annahme, dieser Garten sei der Thatort, die That vielleicht am 14. Abends hier verübt und die Erschlagene dann in der Nacht voni 14. znm 15. d. M. nach der Lehmgrube getragen worden. Die Leiche wurde auf einer Bahre nach der Leichenhalle gebracht und haben nun Physikat und Staats anwalt alle mit der Ermordung der Frau Queck zusammenhängenden Thatsachcn, die möglicher Weise zur Entdeckung des Thätcrs führen dürften, festzustellcn. Beweise für die Annahme, cs sei ein Raub mord begangen worden, scheinen vollständig zu fehlen. Die Bestätig ung der anfgctauchten Bermnthung, ein Irrsinniger könne die That begangen haben, bleibt abzuwarten. Augen ein Feuer glühender Vergötterung strahlte, wie sie es nie zuvor darin gesehen. „Auch ich habe kein kälteres Wort für Dich!" flüsterte Lcopoldine bestrickend, denn hinter dem Maler bemerkte sie plötzlich die Griechin. In ihrer Haltung drückte sich etwas wie schmerzliche Ucber- raschung über die zärtliche Scene aus, von der sie eben Augenzeugin wurde. Und sicher war cs kein Zufall, der sie hierher führte, gewiß hatte sie den Maler im stillen argwöhnisch bewacht, seit beide ich wieder getrennt hatten. Leopoldine fand kaum so viel Zeit, sich dies in ihren Gedanken zu vergegenwärtigen, als die Griechin rasch näher trat. „Hüte dich vor diesem Garne!" rief sie warnend dem rothen Domino zu, auf Leopoldincns Fischernetz deutend, und verschwand. Einen Augenblick war Lcopoldine wie erstarrt über dieses un erhörte Wort. Dan» rauschte sic blitzschnell der Griechin nach, die sic nach dem Saale hatte zurückcilen sehen. Ter rothe Domino schien vor Staunen über diesen Vorgang mehrere Augenblicke an die Stelle ästgebannt, auf welcher er stand. Die Wahrnehmung, daß zu seinen Füßen noch die schwarze Larve der Fischerin lag, brachte ihn zuerst wieder zu sich. Er hob sie auf und eilte der schönen Besitzerin nach. Aber so sehnsüchtig er im Saale auch nach ihr ansschaute, so rück- ichtslvs er sich durch das Gedränge Bahn brach — er fand sie nicht. Mehr vom Glück begünstigt war Lcopoldine im Anfsuchen der Griechin. Sie hatte sie bald in dem bunten Gewühle entdeckt und heftete sich zäh an ihre Seite. „Wer bist du, Maske?" rannte sie der Fremden ins Ohr. „Eine Griechin, wie du sichst," war die ruhige Antwort. „Oder richtiger: ein seichtes Buch in Klassikcrformat." „Dennoch scheint dieses Buch dich anzuzichcn." „Das Motto machte mich neugierig," versetzte Leopoldine mit steigender Erregung. „Der Inhalt muß sehr galliger Natur sein. Er behandelt wohl die Eifersucht?" „Du scheinst rasch zu lesen, daß du dir den Inhalt so schnell zu eigen gemacht hast," gab die Griechin zurück. „Ich glaubte, du kenntest mich," lachte Lcopoldine, „aber ich habe mich geirrt." „Wie käme ich dazu, vor deinem Netze zu warnen, wenn ich dich nicht kennte?" fragte die Griechin kühl. „Und woher kennst du mich?" knirschte Lcopoldine, „habe ich dir vielleicht einmal eines von meinen abgelegten Kleidern geschenkt?" — Leipzig, 16. Sept. Die Eröffnungder Verbindungs bahn Leipzig-Bayrischer Bahnhof-Plagwitz hat am Sonnabend in bestA Weise stattgefunden. — Gegenwärtig begiynt man schon mit den Vorarbeiten jum Bau der Markthallen. Die Vogel'sche Reitbahn ist bereits vollständig abgebrochen und am 1. October wird das inner halb der Reitbahn befindliche große MiethShaus, dessen Bewohner bis zu diesem Termin geräumt haben müssen, ebenfalls niedergcrissen werden. Nach und nach folgen sodann die übrigen Gebäude des an- bekauften Complexes, sodaß der Bauplatz für die neuen Markthallen m Bälde freigelegt werden wird. — Reudnitz, 16. September. Bekanntlich hatte unsere Ge meinde darum nachgcsucht, schon am 1. Januar 1889 zu Leipzig ein bezirkt zu werden; jetzt hat nun, wie man erfährt, der Rath der Stadt Leipzig diesem Wunsche zugestimmt, sodaß die Einverleibung von Reudnitz an diesem Zeitpunkte erfolgen wird. — Markranstädt, 14. September. Ein gräßliches Unglück ereignete sich heute Nachmittag gegen 4 Uhr auf einem Feldwege in der Richtung nach Lehna. Der frühere Materialwaarcnhändlcr Thuselt, welcher z. Z. beim Gutsbesitzer Reinhardt in Lohn steht, war angewiesen worden, Dünger aufs Feld zu fahren, T. hatte zwei Kinder bei sich, wovon er das kleinere» einen 5jährigen Knaben, auf den Wagen gesetzt hatte. Der Knabe jedoch wurde unruhig und ver langte »ach Hause zu seiner Mutter. Aus dieser Veranlassung stieg denn sein größerer Bruder zu ihm hinauf, setzte ihn beim Heruntcr- heben jedoch zuvor auf der Wagendeichsel ab und in demselben Augen blick zogen aber auch die Pferde an, das Kind fiel herunter und kam quer unter die Räder des Wagens zu liegen. Ein wahres Bild des Jammers war es, das sich min dem entsetzten Vater barbot; sein Kind lag mit gebrochenen Beinen und am Hinterkopf blutend vor ihm. — In Bubendorf bei Lausigk neckte sich am 14. d. M. auf dem Heuboden des väterlichen Gutes der 12 Jahre alte Sohn des Gutsbesitzers Wermann mit der 15 Jahre alten Dienstmagd A. Nagler aus Frohburg, bei welcher Gelegenheit dieselben jedoch der nach außen führenden Thüre des Heubodens zn nahe kamen und durch dieselbe herab auf das Steinpflaster des Hofes stürzten; bei den, Fall erlitt der Knabe einen Schädelbruch und die Magd so schwere innere Ver letzungen, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. — Colditz, 14. September. Heute Morgen brannte in der Haingasse das dem Cigarrcnfabrikanten Wilhelm Hanschmann gehörige Hansgrundstück nieder. Es ist dieser Brand innerhalb 14 Wochen das fünfte Schadenfeuer in hiesiger Stadt. — Wurzen, 15. September. Gestern gegen Abend brannte die zum Rittergute Mühlbach gehörige Brennerei total nieder. Die im Keller lagernden Spiritnsvorräthe blieben jedoch unversehrt, da das Gewölbe Stand hielt. — Neustädte!. Die ungefähr 13 Jahre alte Tochter des Fabriktischlcrs Banmgärtcl aus Schnecbcrg ertränkte sich heute Freitag Abend im hiesigen Pochwerksteiche. Wie gemeldet wird, soll das Kind durch eine sehr strenge Behandlung seitens ihrer Stiefmutter und durch Furcht vor einer zn erwartenden Strafe zu diesem be- klagenswerthen Schritte veranlaßt worden sein. — Hartenstein. Der Besitzer des hiesigen Schlosses, Fürst Alexander von Schönburg-Hartcnstein, der für gewöhnlich auf seinen Besitzungen in Oesterreich, bez. in Wien wohnt, ist in dieser Woche auf Schloß Hartenstein zn längerem Aufenthalte eingctroffeu. — Glauchau. Die Sitzung des Kirchenvorstandes vom 14. September a. e. gestaltete sich durch die feierliche Verabschiedung des wie aus seinem städtischen Amt, so auch aus dem Kirchenvorstands- Cvllcgium scheidenden Herrn Stadtrath Röhr zu einer besonders er hebenden. Herr Superintendent Wcidaucr überreichte demselben eine die mannigfachsten Beziehungen des kirchlichen verdienstvollen Wirkens hcrvorhebcude, künstlerisch ausgeführte Anerkennungsurkunde des Hohen Evangelisch-Lutherischen Landescousistoriums und knüpfte daran Aü- schicdsgruß und Segenswünsche des Kirchen-Borstandcs und der Kirchengemeinde. 8—. Meinersdorf, 14. Septbr. Einen furchtbaren Schreck hatte heute die Familie des Schaukwirths Herrn A. Mädlcr hier. Der 12jahrige Sohn derselben kam mit blutender Hand aus einem Nachbarhause zurück; bei näherer Besichtigung zeigte sich, daß ihm an der rechten Hm>d drei Finger schwer verletzt waren; ein anderer Knabe hatte sie ihm (vom ersten Glicde des Goldfingers schräg nach dem dritten Gliede des Zeigefingers zu) abgehackt. Beim Holzspalten hatte der bedaucrnswcrthe Knabe einen halbgespaltencn Klöppel aus einander gezogen, damit ihn der andere vollends trennen sollte, dabei hatte dieser das Ziel verfehlt und den unglücklichen Schlag gethan. Ta dergleichen Unglückssälle oft Vorkommen, sollte man die Kinder recht oft und recht eindringlich zu der größten Vorsicht beim Gebrauch scharfer Handwcrkszcugc ermahne». — Hartmannsdorf. Einem hiesigen Einwohner ist vor mehreren Tagen ein Hund von so ungewöhnlicher Größe und Schön heit zugelaufen, daß cs Verwunderung erregen muß, daß sich der Eigcnthümcr trotz Bekanntmachung bis heute nicht gemeldet hat. Vielleicht trägt vorliegende Notiz in diesem weitverbreiteten Blatte dazu bei, den Besitzer des Hundes auf den Verbleib seines, gewiß „Im Gegentheil, eine solche Gunst erwies ich dir," parkte die Griechin, „denn die Farbenreste Ophelias mußten noch zu deinem Porträt ansreichen." Ein uucirtikulirter Laut der Wuth entrang sich Leopoldincns Brust und mit einem Griffe hatte sie der Fremden die Maske vom Gesicht gerissen. Ja, fürwahr, das waren die Züge Ophelias, die sich Leopoldincns erstarrenden Blicken darbotcu. Sie selbst hatte dafür gesorgt, eine Schönheit ins volle Licht zu stellen, die sie für das Erzcugniß einer lebhaften Malerphantasie hielt. Heinrichs Kunst hatte diesen „rührend chvncn Mädchcnkopf", wie dienstbeflissene Federn ihn nannten, in die Wellen gezaubert, die „dem aufgelösten langen blonden Haare seine Geschmeidigkeit zu beneiden schienen", und jetzt plötzlich schienen die Wasser ihren Raub zurüccgcgeücn zu haben und die ertrunkene Ophelia, „deren Antlitz der Wahnsinn in der milden Gestalt tiefen Wehes aus geprägt war," stand in voller Wirtlichkeit vor ihr, ein alhmendes und lriumphircndes Gebilde des Leben?, das Leopoldine am liebsten mit ihren Blicken vergiftet hätte! Sie fand keine Worte, um ihrem empörten Stolze Luft zu mache». Auch würde ihr dazu kaum Zeit geblieben sei», denn der Auftritt war in dem mit Menschen überfüllten Saale natürlich nicht unbemerkt ge blieben. Verschiedene Masken waren Zeuge gewesen, wie Lcopoldine der Griechin die Larve vom Gesicht gezerrt hatte, und nahmen sich der Angegriffenen an; der kleine Kreis erweiterte sich rasch durch an dere, welche die Neugierde hcrbeilockte, und Lcopoldine fand cs gc- rathen, sich durch die zudringliche Menge Bahn zu brechen und den Saal zu verlassen. - Auf der Straße unten fehlte es nicht an Droschken, die zur Aufnahme ermüdeter Ballgäste bereit standen. Leopvldine bestieg eine derselben und fuhr nach Hanse. Wie läppisch war ihr gestern der väterliche Vorschlag erschienen, die Ophelia als Mittel zum Zweck benutzen und sich den Anschein der Eifersucht auf dieselbe geben zu sollen! Und dennvch — was sie gestern nicht cinmal scheinen wollte, das war sie heute in voller Wirklichkeit und jeder Blntstrvpsen in ihr kochte in der Gluth dieser qualvollen Leidenschaft. Sic wehrte ein solches Selbstgcständniß aber mit aller Macht von sich ab. Ei» tödtlicher Haß gegen den Maler und eine sicbcrische Ungeduld, ihm mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln ihre Rache fühlbar zu machen, waren die einzigen klaren Empfindungen, die sie in sich aufkvmmen ließ. Fortsetzung folgt.