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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 15.12.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193112153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19311215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19311215
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Enthält Beilage "Fremden- und Kurliste" 93.1931 Nr. 49
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
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Jahr
1931
-
Monat
1931-12
- Tag 1931-12-15
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Monat
1931-12
-
Jahr
1931
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hen und unter Lebensgefahr gelang es, den gefährlichen Wagen noch unversehrt aus dem Flammenmeer herauSzubrtngen, so bah es der Feuerwehr dann nach mehrstündiger zäher Arbeit auch gelang, des gefährlichen Feuers Herr zu werden. Der Schaden ist bedeutend, da neben den großen Hol-vorräten auch zahlreiche Fahrzeugteil« den Flammen zum Opfer sielen. — Plauen. Srotzfeuer auf einem NUter- S»t. In Trogen brach in der Nacht auf dem Rittergut des Besitzers FeittWH ein Grohfeuer aus. Den Feuerwehren gelang es nicht, die Kuhstülle mit Heuboden, zwei Scheunen mit doppeltem Getreideboden, G«- rüteschuppen, Stellmacherei und Schmiede vor der Vernichtung zu bewahren. Auger Erntevorräten. Heu und Stroh fielen den Flammen auch die erst in diesem Jahr an- geschafften neuen Maschinen zum Opfer. Man vermutet Brandstiftung. Dieser Brand ist bereits der dritte innerhalb Jahresfrist. Di« ersten beiden Male brannte das untere Gut; diesmal wurde das obere Gut schwer helmgesucht. — Waldheim. Der „Lmdenhof" unter dem Hammer. Das mit einem Kostenauf wand von 125 000 Mark vor dem Kriege erbaute größte Konzert- und Ballhaus Waldheims, der „Lrndonhof", wird am 3. Februar 1932 zwangsverfteigert. Der jetzige Derkehrswert ist aus 73 500 Mark geschätzt. — Waldheim. Dllicklichr- Kriebetyal. Aus der Industtiegemeinde Kriebechal bet Wald heim kommt die Nachricht, daß es die Ge meind« infolge ihrer stark entwickelten In dustrie Papier'ab ik Kübler L Diethamme ) nicht nötig hat, den Landessatz oder Zuschläge zur Bürgerfteuer zu erheben. Damit ist Kriebethal die einzige Gemeinde iin der AmtShauptmannschaft Döbeln, die von der erhöhten Dürgerstcuer verschont ist. Aus -em Gertchtsfaale Eine politische Bluttat vor Gericht. Am Donnerstag beginnt vor dem Schwur gericht Leipzig ein Landfriedensbruchprozeß, der eine politische Bluttat zum Gegenstand hat. Am 15. August d. I. wurde im Vorort Lindenau der sozialdemokratische Zettelverteiler WarkuS er stochen. Wegen Totschlags, versuchten Totschlags und schweren Landfricdensbruchs werden sich der Kommunist Martin Kroll und fünf Genossen zu verantworten haben. * Die Veruntreuungen bei der Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle. DaS Schöffengericht Halle verurteilte den früheren Archivar der Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle, Karl Löffler, der -er Akademie im Lause der Jahre 24 000 Mark veruntreut hat, zu neun Monaten Gefängnis. Gerichtliches Nachspiel eines B«nk- zusammeubruchs. DaS Bautzener Gemeinsame Schöffengericht hatte sich in zweitägiger Verhandlung mit dem Zusammenbruch der Sebnitzer Export- und Handelsbank zu beschäftigen. Ter frühere Direktor und Mitbegründer dieser Bank, der Kaufmann Felix Moldenhauer, war wegen Verbrechens nach 8 230 Ziff. 4 der Konkurs- ordnuug, dreier Vergehen gegen das Handels- M MM W MmM M SEI Bor dem Schwurgericht begann, wie berich- tet, am Montag der Mordprozeß gegen den Kaufmann Adam Stephan und den Jnstalla- teur HanS Gulbtn, beide au- Dre-den, die an geklagt sind, am 12. September 1981 den 28 Jabre alten Gärtnergehilfen Bruno Hecht ge meinschaftlich ermordet und einige Tag« vor her bereits einen Gistmordversuch unternom men -u haben. Nach Beendigung der Vernehmung der An geklagten zu dem Gistmordversuch begann die Vernehmung einiger Zeugen. Tin Drogist schilderte ein Zusammentreffen mit Gulbin, der mit ihm über Gift sprach. Dabei brachte Gul btn -um Ausdruck, eS komme nur ein starkes Gift in Frage, Arsenik oder Strychnin; und -war werde es bald und dringend gebraucht. Ein Prokurist der Drogerie Roch sagte auS, daß am 5. September, dem Tage d«S Giftmord- Versuches, in der Drogerie eine Tube mit Rat. tengtft verkauft worden sei; Stephan hab« beim Kauf einen falschen Namen angegeben. Ein Angestellter einer anderen Drogerie bekundete, daß Stephan und Gulbtn sich nach Gift erkun digt und darauf hingewiesen hätten, daß die Mäuse und Ratten bei ihnen im Keller schon großen Schaben angerichtet hätten, so Laß sie ein rasch wirkendes Gift benötigten. Trotz wie derholten Vorhalts bestritt Gulbin, gewußt zu haben, daß das Gift für Hecht bestimmt war.— Im Anschluß hieran wurde die Vernehmung Stephans zu den Vorgängen nach dem Gift- Mordversuch und zu dem Mord am 12. Sep tember fortgesetzt. Stephan erzählte, Laß er mit Gulbin die An- schaffung eines Revolvers besprochen habe und daß ein Bekannter, der zufällig gekommen sei, erwähnt habe, einen Revolver beschaffen zu können. Stephan ging bann in seiner Ausfüh rung ausführlich auf Lie Ereignisse LeS Mord- tageS ein. Zwischen ihm unL Hecht wurde wie- der ein Spaziergang und -war nach der Mlln- düng LeS ZschonerbacheS, einer einsam gelege nen Stelle vereinbart. Auch Gulbin wurde von dem Spaziergang verständigt. Am 12. Septem ber gegen 10 Uhr abenLS gelangten Stephan und Hecht an die verabredete Stelle und liehen sich zunächst in einem Gebüsch nieder. Stephan behauptete» er habe Hecht ursprünglich erzäh len wollen, daß er einen Revolver bet sich trage, um ihn gewissermaßen zu warnen; LaS sei dann aber unterblieben. Nach kurzer Zeit sei vereinbarungsgemäß in einiger Entfernung Gulbin vorbeigekommen. Er habe sich von Hecht entfernt, ohne -aß dieser etwas merkte, und mit Gulbin gesprochen. Gulbtn habe ihm vorgeschlagen, er solle Hecht doch die Augen verbinden, wenn es ihm dadurch leichter fiele. Stephan schilderte sodann stockend, daß er zu rückgekehrt sei und Hecht dann die Augen ver- blindem habe, wobei er ihm auf seine Frage erklärte, er wolle ihm etwas Schönes zeigen. Gulbin habe ihn, da er schwankend gewesen sei, schließlich doch überredet, die Tat zu begehen; er habe ihm außerdem gesagt, er solle Hecht in die rechte Schläfe schießen, damit es nach Selbst mord auSfehe. Stephan ist dann abermals zu Hecht zurückgekehrt, hat sich neben ihn gesetzt, den Revolver zwei- oder dreimal gegen die Stirn Hechts gerichtet und dann schließlich ab gebrückt. Der erste Schuß versagte nach der Schilderung Stephans, aber der »weit« Schuß traf Hecht in Lie linke Schläfe. Dieser sank so- fort zur Gelte und war auf der Stelle tot. Wie Stephan weiter schilderte, bade Gulbtn in diesem Augenblick hinter ihm gestanden und ihn aufgefordert, zuzugretfen und die Leiche fort- -utragen, was dann auch geschehen sei. Beide trugen Len Toten einige Meter den Zschoner- bach abwärts und warfen ihn in die Elbe. Stephan zog dann Hechts Mantel und Hut an und warf Len Revolver in Lie Elbe. Der Vorsitzende erwähnte, daß bet der Leiche HechtS, Lie bereit- am nächsten Tage aus- gefunden wurde, weder Geld noch Papiere vor gefunden worden seien. Stephan bestritt auf Vorhalt, Lem erschossenen Hecht irgend etwas weagenommen zu haben. Beide Angeklagten hatten übrigens alte Strümpfe mitgenommen, um sich nach der Tat Lie Schuhe zu reinigen. Der Angeklagte Gulbin schob wie schon beim GistmorLversuch Lie Schuld auf Stephan. Er erzählte, daß Stephan - an der Mordstelle unmittelbar vor -er Tat zu ihm gekommen sei und zu tlnn gesagt habe: San-, setzt passiert's! Er habe Stephan von der Tat abhalten wollen. Denn «r habe Angst gehabt und sei dann zu- sammengobrochen. Als «S 10 Uchr schlug, sei der Schuß lo-gegangen. Stephan hab« ihn uufgefordert, Hecht mit in die Elbe zu tragen. Stephan sei dabet inS Wasser geraten, habe dann nochmals unrkehren wollen und gesagt, falls Hecht nicht tot set, wolle er nochmals schießen. Gulbtn schilderte dann weiter, wt« si« nach Hause gegangen seien und während der nächsten Tage v«rsucht hätten, jeden Verdacht von sich abzulenken. Bei Len im Anschluß vernommenen Zeugen handelt« e- sich meist um Leumundszeugen so wie um Zeugen, die üb«r verschieden« Beobach tungen vor und nach der Tat aussagten. We sentliches kam dabet ebensowenig zur Sprache, wie bei der Vernehmung der Gärtnerstochter Erika Schulze aus Weinböhla, di« diejenige ist, mit der der Angeklagte Stephan «in Verhält nis unterhielt. Sie bekundet«, daß Ne von Stephan verlangt hat, die »wischen ihm und dem ermordeten Hecht bestehenden Beziehungen zu lösen, als sie davon Kenntnis erhielt. Der GerichtSarzt, OberregterungSmedizinal- rat Dr. Oppe erstattet« dann das Gutachten über Len DektionSbefund der L«tche Hechts. Danach besteht kein Zweifel, daß Hecht durch den Ähuß in die linke Schläfe sofort getötet wurde. Spuren -es eine Woche vor dem Mor an ihm verübten VergtstungSversuchS wurLen nicht vorgesunLen. — Nachdem die Prozeßbe- teiltgten auf eine ganz« Reihe von Zeugen, darunter auf die mit der Erörterung betraut gewesenen Kriminalbeamten verzichtet hatten, wurde für den Rest der Montagverhandlung die Oefsentlichkeit ausgeschlossen. ES wurden die sexuellen Beziehungen Stephans zu Hecht und ihre Zusammenhänge mit -er Mordtat «,- örtert. Dann wurde die Verhandlung abgebrochen und auf Dienstag vormittag ^410 Uhr auS- gesetzt ES folgte noch die Vernehmung -er Schwester des Angeklagten Stephan und dann, nach Schluß der Beweisaufnahme, werden heute die Plädoyers beginnen. gesetz sowie wegen Betrugs angeklagt. M. lnrtte im Jahre 1920 zusammen mit dem Kauf mann Vollmann in Sebnitz das Bankhaus Bollmann k? Co. gegründet. Aus diesem ging im Jahre 1923 die Export- und Handelsbank A.-G. in Sebnitz mit einem Stammkapital von 100 000 Mark hervor. Die beiden Inhaber be saßen die Aktien ie zur Hälfte. Im Mat 1960 mußte die Bank die Zahlungen einstellen. M. wurde beschuldigt, die Geschäftsbücher der Bank unübersichtlich geführt, den wahren Vcrmö- gensftand des Unternehmens verschleiert und die Gläubiger benachteiligt zu habem Ferner wurde ihm zur Last gelegt, in erster Linie tu seinem und seiner Verwandten Interesse ge handelt und die rechtzeitige Anmeldung des Konkurses unterlassen zu haben. M. stellte jede Schuld in Abre-e. Nach eingehender Beweis MM ser NMm MM 7U1 aufnahm« wurde M. wegen der verschied, Delikte zu einer Gesamtstrafe vou 8 Mow Gefängnis und 4000 Mk. GÄLstras« vernri Hohe Strafe für Zollhinlerzieh»»- «ch Schwarzhrennerei. Vor Ler Großen Streß kammer in Koblenz hatte sich ein Kausm-m wegen Vorsätzlicher Zollhinterziehung «t Schwarzbrennerei zu verantworten. Der geklagte hatte vor einigen Jahren grüßen Mengen Brennweins au- dem Ausland bezogen Bei einer vorgenommenen Untersuchung bunh das Zollamt wurde festgestellt, daß größer« Mengen dieses BrennweinS verschwunden w» ren. Die Menge dieses Brennwein« beztssest das Hauptzollamt mit rund 18 000 Liter. Ar einem anderen Fall soll der Angeklagte ei» Quantum Maische heimlich abgebrannt und die Branntweinsteuer hinterzogen haben. Det Gericht erkannte auf eine Geldstrafe von ASM Mk., auf eine Wertersatzstrafe von 70 000 Nk. sowie auf eine Gefängnisstrafe von einem Jahr. Die Komödie Mittwoch (^9): Freie Bahn -em Tüchtig VB: 976—1020. BVB. Gr. 1: 4101-4200. -r. 2: 476—500. Residenz-Theater Mittwoch l^4j: Die EiSprinzesstn. — l8j: Midi. 5451—5500. Strafantrag i» Hochv«rrat»»r»»eß Chemnitzer Sommnnift«». In dem vor dem IV. Strafsenat Les -deich gcrichts schweben-en HochverratSpro»«b aezc die zum Personenkr«is der Chemnitzer -tat rtchtenzentrale der KPD. gehörenden Kommunisten stellte Oberstaatsanwalt Eicht! als Vertreter d«r ReichSanwaltschaft am Ä« tagmtttag Li« Strafanträge. Tr beantragt« gegen den Schlosser Joha« Wagner und den Eisendreher Rudolf Hach je zwei Jahre 6 Monate Zuchthaus, auf d vei Wagner ein Jahr 8 Monate un- btt Hs laß 8 Monat« Untersuchung-Haft angerrchv werden. Den beiden Angeklagten sei , Rücksicht auf bi« von ihnen geplanten Tpr« stoffattentate die Ueberzeugung-täterschaft, zusprechen und daher sei aus Zuchchausstra zu erkennen. — Gegen den Mechaniker Wall Baunack wurLen zwei Jahr« 8 Mo« Festungshaft unter Anrechnung von «imm A» 8 Monaten Untersuchungshaft beantragt, w- rend di« Büroangestellte DortS Golle, > drei Monaten Gefängnis davonkommen st di« durch -ie Untersuchungshaft als verbi gelten. Opernhau Mittwoch s8—>k11): Die Fle-ermauS. Nuß« Anrecht. BVB. Gr. 1: 8801—4000. 8501-SM Schauspielhaus Mittwoch (8): Der GlückskanLidat. Anrecht- reihe A. BVB. Gr. 1: 5801—5900. Albert» Theater Mittwoch l4): Der Froschkönig. — s8): Dessin und heute. VB.: 461-490. BVB. Gr. 1: SU bis 5200. Central-Theater Mittwoch (4): DaS verlorene Spielzeug. — sS): Im weißen Rößl. VB.: 4121—4160. BBB. »r. 1: 9601—9700. 30. «Nachdruck vrrdocen ) 9 Lop^rigUl 1931 Kart Köhler äc Co., BerUn-Zehtenoorl. Am Morgen traten zwei Arader in das Zett und brachten ihm ein kostbare» Gewand. Er erkannt« e» al» dasselbe. »Last du gesehen, daß der Gefangene sprach? Er hat nicht gesprochen. Ein Gefangener redet nicht mit feinen Wächtern, und «r war ein vornehmer Mann." »So wird der Scheich der Schammar sich rächen an mir und mich trotzdem töten." »Er wird es nicht tun. Ed-Deir ist keine kleine Oase, son dern eine Stadl. Dort wohnen Engländer und Franzosen. Der Scheich kann es nicht wagen, einen Christen, einen Europäer zu töten, wenn du dich unter den Schutz der Christen stellst." »Und wenn ich mich weigere?" »Dann bist du verloren. Nur der Plan, dich für den Ge fangenen auszugeben, hat sie abgehalten, dich an jenem Abend zu peinigen, wie sie wollten. Uederlege und wähle!" „Du hast mich ihnen verraten." Der Scheich wurde zornig. »Du bist ein Giaur! Was hindert mich, dich zu töten, da du ein Verräter Mohammeds bist. Weiß ich doch alles. Weiß, daß du auf der Flucht bist und dich verbergen mußt vor den Häschern. Tu, was du willst. Folge meinem Rat und vertraue der Zukunst. Folge ihm nicht, und du wirst diese Nacht nicht überleben. Sei klug! Kannst du uns entkommen? Kannst du allein in die Wüste hinaus? Weißt du nicht, daß du verloren List? Kennst du den Weg nach Sichne, selbst wenn ich dich sortließe? Wähle! Hier ist sicherer Tod, bei den Schammar ist Rettung. Ich gehe, ich lasse dich jetzt allein. Sei dein eigener Freund. Morgen werden wir dich m das Gewand des Entkommenen kleiden. Morgen werden wir in Ed-Deir sein. Willst du nicht — es sind nicht die ersten Gebeine eines Giaurs, die in der Wüste gebleicht sind. Eelam!" Der Scheich erhob sich, nahm seine Wasserpfeife und ging aus dem Zelt. Alexander blieb in stummem Entsetzen zurück. Er zweifelte nicht daran, daß der Scheich die Wahrheit gesprochen. Er schloß m dieser Nacht kein Auge, hoffte auf gatime und ver- suchte, noch einmal feine Lage klar zu überdenken: Hier war siche rer Tod — in Ed-Deir? Er kannte die Stadt nicht, wußte nicht, ob dort Europäer waren. War es der Fall, dann war er viel- leicht gerettet, aber dafür in den Händen der Häfcher. Furcht bare Wahl! I datz der Gefangene getragen, und überlegte noch einmal. Diese beiden Männer mit den höhnischen, verschlagenen Mienen waren der Beweis, daß der Scheich in einem die Wahrheit gesprochen hatte: Sie kannten ihn alle. Er selbst hatte ihnen alles gesagt. , Sicher wohl auch von dem Gelbe. „Ich bitte den Scheich um seinen Besuch." Nun alles verloren war, redete er in deutscher Sprache, aber die Männer schüttelten stumm die Köpfe und gingen hinaus. Wieder ein paar qualvolle Minuten, dann sah er den Scheich über den Platz kommen und in sein Zelt treten. »Du hast beschlossen?" »Ich will dich etwas fragen", antwortete Alexander aus weichend. »Frage!" »Laß mich sott, laß mich in die Wüste hinaus! Ich will ver suchen, mich zu retten", forderte Alexander. Der Scheich antwortete nicht. „Ich will euch freiwillig geben, was ich bei mir habe. Ich will mich loskaufen von euch." „Wir sind keine Mörder, daß wir dich in die Wüste und in den sicheren Tod gehen lassen. Wir können dich strafen, weil du ein Feind Allahs bist, nichts mehr. Laß nicht die Zeit vergehen! Sieh dort, die Karawane ist versammelt und wartet auf deine Ent scheidung." Der Scheich hob den Türvorhang, und Alexander sah, daß in der Tat die Araber in Gruppen beieinander standen und zu dem Zelte herüderschauten. Alexanders Kraft war zu Ende. »Tut, was ihr wollt, ich bin in deiner Gewalt." Er griff nach dem kostbaren Gewand und zog es an. Der Scheich selbst reichte ihm ebenso kostbare Waffen. „Du wirst nicht so töricht sein und versuchen, sie zu geb«u- chen. Wir sind über hundert." Alexander trat vor das Zelt, und die Araber kamen heran. Er sah in finstere, feindliche Gesichter, wenn auch jetzt ein Lächeln um ihre Mienen spielte. Der Scheich sagte mit lauter Stimme: „Allah ist mit uns. Der Gefangene ist wiedergekehrt. Laßt uns beten, essen und aufdrechen." Die Männer traten zurück. Der Muezzin rief zum Gebet. In Alexander war der Trotz der Verzweiflung. Er beteiligte sich nicht am Gebet. Er fetzte sich vor das Zelt auf die Kiffen und sah ihnen zu. Warum jetzl noch Komödie spielen? Ein Araber brachte ihm dann eine Schüssel mit guten Datteln. Alexander wunderte sich über die eigene Ruhe. Er konnte essen und füllte sich dann den Rest der Datteln in feine Taschen. Er war ent schlossen. Unter allen Umständen mußte er an diesem Tage zu fliehen versuchen, wußte selbst, baß es unmöglich war, und klam merte sich doch an diesen Gedanken. — Die Karawane brach auf. Man brachte Alexander das weiße, edle Kamel, da» ber Gefangene geritten hatte. Auch da» Tier war kostbar geschmückt, aber e, ließ sich nur widerwillig von ihm besteigen, al» erkenne es avch, daß der Reiter ein Ungläubiger fei. Die Soldaten nahmen ihn in ihre Mitte. Die Karawane ritt vor ihm und hinter ihm. Weit von ihm entfernt waren die Kamele des Harems. Währen- sie so langsam in die Wüste hi«- ausritten, erkannte Alexander, daß eine Flucht unmöglich war und daß es Fatime ebenso unmöglich sein würde, sich ihm zu nähen». Diesmal ritten sie am Tage. Es wurde sehr bald unerträg lich heiß. Wieder wie damals glaubte Alexander, nicht läng« reiten zu können. Sein Kopf schmerzte, seine Schläfen pocht«, der Speichel trocknete ihm im Munde. Aber Stunde um Stunde verging. Die Sonne stand jetzt fast senkrecht über ihnen. E» mußte Mittag sein, und ber Ritt ging gleichmäßig weiter. Er fieberte stark, konnte die Augen kaum öffnen. Da sah « vor sich, seltsamerweise hoch, wie auf einem Berge, einige Mina- ein paar herrliche Palmen, eine ragende Kuppel. Ed-Deir! Das Ziel! Er zweifelte keinen Augenblick, daß diese» Ziel auch sein Tob war, aber er war so erschöpft, so vollkommen teilnahmlos, daß ihm alles gleich war, -aß er nur das Ende dieses furchtbare« Rittes herbeisehnte. Er öffnete wieder die geschwollenen Auge». Das Bild war sott. Nichts mehr zu sehen von den Minarett« und Palmen. Er wußte nicht, war das nur eine Fata Morgan« gewesen, oder waren sie abwärt» geritten und konnten die nah« Stadt nur nicht sehen. Plötzlich fegte ein heißer Windhauch über die Wüste. Die Kamele begannen ohne jeden Antrieb schneller zu laufen, hob« ängstlich die Köpfe. Auch die Araber waren verstummt, schlug«« auf die schon von selbst rennenden Tiere. Ganz unvermitteft wurde es schwarz um sie herum, während gleichzeitig der Stur» wieder orkanartig heranbrauste. Wilde Kommandorufe. Die Kamele wurden zu Boden ge rissen. Irgendein Mann ergriff auch das feine beim Zügel. E» kniete so rasch nieder, daß Alexander, der nicht darauf vorbereitet war, sich nicht zu halten vermochte und in hohem Bogen, »eit über den Hals des Tieres fort, in den Sand flog. Zugleich wurde es vollkommen bunkel, dunkel wie in ber Nacht. Alexander vermochte die Augen nicht mehr zu öffnen und preßte die Lippen zusammen, denn feiner Sanb wirbelte um ih« herum, drang in Augen und Ohren, drang i» Mund und Nase. Er glaubte zu ersticken, tastete vorwärts, stürzte nieder, fühlte über all den wehenden Sand, den brausenden Sturm. Er faßte etwa» Deiche», fühlte, daß es das Fell seines Kamels war, und drückte fest das Gesicht in das Fell. Währenddessen raste um ihn der Sturm, pfiff in den Lüften, wirbelte den Sand haushoch auf, ließ ihn niederfallen. An seinen Beinen sühlte Alexander, wie es um chn wuchs, wie er in jeder Minute tiefer in den Sand einge hülst wurde, und lag jetzt regungslos da, mit keuchender, schmer zender Brust, fast schon erstickt und doch immer mehr sich einwüh- lend in das Fell des dunlpf stöhnenden Kamels, das sich regungs los und ergeben dem sicheren Tod überließ. t^ottfekuna wla» 1
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