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Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881012
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881012
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-12
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.10.1888
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' Ursmkreich. Keine von allen Rundreisen des Präsidenten Carnot ist so befriedigend und ohne alle Störung verkamen, wie dir gegenwärtige in Südostfrankreich. Ter Präsident versteht cs vorzüg lich, die breiten Volksschichten zu gewinnen, bewegt sich gern zu Fuß inmitten der Massen und sucht die Arbeiter in ihren Bohnungen auf. Das macht Effekt, und so schweigen sich die Boulanzinen lieber ganz aus, da sie an Erfolge doch nicht denken könn.n. Bei dem geringen Ansehen, welche- Ministerium und Volksverire:»: z heute in Frankreich genießen, gewinnt der Präsident, we'.Ler bisher sehr im Hintergründe stand. Grevy verstand gar nichts aus sich zu maLen, »ad erst Carnot verschaffte dem Staatsoberhaupt die gebüurende Achtung. Vielleicht wird er noch eine Macht im Staate, mit welcher gerechnet werden muß. — Ter unter dem Verdackn der Soianage in Nizza verhaftete Fritz Kilian erhielt von zwei Anwälten, die er mit seiner Berlheidigung betrauen wollte, ablehnende Antwort. Anae'olich »ollen alle Anwälte Kiews Be.spiel nachabmen. — Einige P.rriftr Blätter nehmen Anstoß daran, daß über dem Quirinaloalast in Rom die Inschrift .Gott mit uns! 1570' angebracht in, und wollen in dieser Jahreszahl eine.Absicht Italiens finden. Frankreich zu be leidigen. — Ter Führer de: radikalen Partei, Clemencean. Hai in Toulon eine Rede gehalten, worin er sich scharf gegen Boulanzer «kliirt und konstaiirt, daß die Republik eine 'cknvers Krifts durch- »ache. Er verlangt Reform der Stenern, die von den Armen auf die Reichen abzewälzt werden mußten. In gemäßigten Kr.iftn Wird die Red« ungünstig beuntzeilr. Man nndet, daß Clemenccau. Wenn auch wider Villen, den Anti-Republikanern in die Hände Arbeite. Rußland. Nach einer Meldung aus Tiflis Hai Kaffer Alexander aui feiner Kaukasus-Reffe in Michailowo mehrere Tevuta- tionen empfa gen, darunter eine wiche aus dem erst seil zehn Jahren russische» Gebiete von Kars, welche die Versicherung überdra.chte. daß die Bevölkerung in der unbegrenzt.'!! Ergebenheit für Rußland ihre Bohliahrt erblicke. Tie riffsi che Kaffer-amilie hat beim Groß fürsten Michael in Borschom Aufenthalt genommen. — Tie Maß regelung der deutschen Prediger in den rmiffchen Psi'eeprovinzen nimmt ruhig ihren Fortgang. Aus Riga werden folgende Skanbal- fälle berichtet: Vor 2^, Jahren wurde bekanntlich ein evaiigelffch- lutherischer Prediger Livlands, Pastor Brandt zu Paizmar, weil er angeblich die Rechte der griechffchen Kirche verletzt baden sollte, aui Befehl des jetzigen Zaren von seinem Predigcramte cnffetzl und nach Smolensk verbannt. Tiefem Falle folgte zu Anfang dieses Jahres die Verschickung des inländischen Pastors Christoph »ach Astrachan, und jetzt hat der neue Rigaische Kreischest Baron Vietinghoff, Len Predigern zu Aicheraden. W. Harff und Kokenbuftn, G. Pohrt, einen kaffcrlichen Besedl eröffnet, demzufolge die genannten Pastoren ihres Amtes entsetzt und aus zwei Jahre nach dem Smo'.enstischeii Gouvernement verbannt werden, nm dort unter pclizeilicher Aussicht zu leben. Zugleich haben die beiden Gemaßrsgelten sich vervslichlen müssen, innerhalb zehn Tagen sich reisefertig zu machen. Ta-: Ver gehen der Pastoren besieht darin, daß sie bei Gelegenheit der iin Frühherbst vorigen Jahres begangenen Feier de- hundertjährigen Be stehens der Kirche zu Kokenhuscii angeblich eine Kritik der Rnisisicir- ungsmoßregeln der Regierung sich erlaub! haben sollen. Kein ordent liches Gericht hat die in böswilligster Weise gegen sie erhobene Anklage geführt, nicht einmal die Vorgesetzte Behörde hat amtlich kcuntniß von der Untersuchung gehabt, die ausschließlich von der geheimen Polizei betrieben worden ist. Auch gegenwärtig ist von dem vollzogenen Gcwaltstreich weder das General-Consistorium, noch das livländische Consistorium benachrichtigt worden. Beide Prediger find gänzlich unbemittelt, Pastor Harfs hat eine zahlreiche Kinder schaar, die nun, nachdem vor Jahresfrist die Mutter gestorben, auch des Vaters und Ernährers beraubt wird. Selbstverständlich hat dieie Gcwaltthat in allen Kreisen große Crregrlng verursacht, denn wenn dies Schicksal zwei thalsächlich inffchuldige Prediger ereilt hat, welches drvht den vielen Anderen, die sich der Gewisscnsnoth vieler äußer lich zur griechischen Kirche gehöriger Letten und Esten erbarmt und ihnen das Abendmahl nach lutherischem Ritus gereicht haben? Orient. Ein Gendarmerie-Hauptmann als Mörder. Pein liches Aussehen erregt in Bukarest die Enthüllung, daß der jetzt mehrfacher Verbrechen angeklagte Gendarmeric-Hauvtmanii Stanciule-cu im Jahre 186-ä in Gemeinschaft mit zwei Polizei-Agenten einen Raubmord begangen habe, für welchen der Buchdrucker Micelescu vnschuldigerweise zu einer Kerkerstrase vcrurtheilt war. Sächsisches. — Königin Karola von. Sachsen ist vorgestern in Baden- Baden einzetroffcn und am Bahnhof vom Großherzog und der Großherzogin von Baden empfangen worden. — Obcrinspector Georgs in Zittau erhielt das Ver dienstkreuz. — Dresden, 11. Oct. Tic gestrige Mittheilung, das Jubiläum der Herren Landtagsabgeordncten Schreck, Uhlcmann und Seidel betreffend, ist dahin zu ergänzen, daß die geplante Fest- Das an Orlando gerichtete Schreiben wac erst zwei Monate alt und trug Fanny's Unterschrift. Ter Hauptinhalt der sehr ausführ liche» Millhcilunge» war etwa folgender: Zunächst belheuerte Fanny aufs neue, daß sie an dem Dieb stahl völlig unschuldig sei. Sie hatte lange Zeit Schratt im Verdacht der That, und um sich darüber Gewißheit zu verschaffen, ließ sie ihn durch ihren Mann aussuchen. Er sand Schratt in den arm seligsten Verhältnissen, und die gemeinsame, genaue Beobachtung lehrte, daß er unmöglich den Diebstahl began en haben konnte. Dos bewies nicht nur seine Armiuh, sondern auch seine Redlichkeit, welche, ohne daß er es merkte, verschiedene Male aus die Probe ge stellt wurde. Erst nachdem Fanny diese Ueberzeugung erlangt Halle kam ihr der Gedanke, ihre ehemalige Herrin könne die Summe selbst entwendet und alle Einrichtungen so getroffen haben, daß Fanny als die Diebin erscheinen müsse. Ihre Flucht aus der Untersuchungshaft war ihr so leicht gemacht, ja so nahe gelegt worden, daß sie jetzt auf die Vermulhung gericth, der Gcfäugnißwärler sei von Lcopoldinen oder ihrem Vater bestochen gewesen, sie entkomme» zu lassen. Sie hatte damals die günstige Gelegenheit benutzt, weil sic an der Mög lichkeit zweifelte, ihre Unschuld beweisen zu können, und eine lange Gefangenschaft fürchtete. Jetzt wurde ihr klar, daß man sie habe entfliehen lasten, um den Verdacht gegen sie nur noch mehr zn ver schärfen. In dieser Ansicht fand sie sich vollend- bestärkt, als Rull mann, der Gesänznißichlicßer, sie zufällig in einer französischen Stadt wieder fand. Trotzdem er das Recht gehabt hätte, Fanny festnehmen zu lasten, begnügte er sich, sie nur um einen kleinen Dienst zu bitten. Fanny sollte es nämlich übernehmen, den Geister seher auf irgend eine gcheimnißvolle Art an die Mitternacht des 13. August zu erinnern, ohne daß dieser inerte, von wem die Mahnung ausgche. Eigentlich sei es seine iRullmaiins) Ausgabe, dies zu thun, aber eS muffe dreimal und in gewissen Zwischen räumen geschehen, und es sei wm zu umständlich, deshalb wieder holte Reisen zu machen. E- werde wohl nichts schade», wenn ein anderer an seiner Stelle die Sache in die Hand nehme, und hierzu sei niemand besser geeignet, als gerade Fanny, am deren Geschick «nd Verschwiegenheit er sich obendrein oerla'sen könne. Fanny über nahm den Auftrag, und Rullmann besaß wohl lchwerlich eine Ahnung, in welche gefährlichen Hände er ihn legte. Sie hatte Schratt schon früher öfters bei der Betrachtung einer Goldmünze beobachtet, die er immer sehr sorgfältig wieder in ein Papier wickelte lichkeit nicht, wie gesagt war, am SO. November, sondern bereit- am 1'). November starisindet und daß dis Einladung an die be- kreffendcn Herren Lanbtagsmitglieder erst Ende nächster Woche erlaffen werden wird. — Zn den im Dresdner Militärmagazin begangenen Tiebstäblen wird gemeldet. daß nunmehr die Handels leute Moritz und L.lde.m B-affL ans Frankenihal bei Bischofswerda verhafte! und. Tieftlden denen zinweilig in dem Militärmagazin zu tbnn und benüx'.nr die G-leaendei:, größer: Mengen an Kaffee, F.ei'chkon'erren. Huer und anderen Barren unter eigener Jnangriff- «abmr oder vielleicht auch mit Hilft Dritter vcr'chivinden zu lassen. Das gestohlene Gur wurde in der Heimard und der nächsten Um gebung der beiden Verhafte::» zn §pa:!vre:ftii verkauft. Ter Polizei gelang eS. noch eine:: Dbeil der entwendeten Baaren in öe'L'.az zu nebmen. Heber die An und Weise der Tiebstäble, die jedenfalls fthr ra'siniri vorderen« und scklau durchgefühn sind, verlaute! noch r.ichlS Näheres. — Ter in d.r gestrigen Nummer als oc.'chwnndcu ausgeschriebene Lehrling Herzog ist in die elterliche Lobnnr-g znrnckgekebrr. — Sen in Kleinzschachwitz zum Besuch weilender Student stürzte in der Nach: zum Sonnabend in Linbegasl so vom Dreirad, daß er sich mehrere Zähne und das Kinn ein'chlug. — In der Nacht zum 6. d. M. ist dem Bentzcr eines größeren Geschäftes in Meißen aus dem im Contor stehenden effernen Geld- 'chrank ein Fün'bunSerrmarkschein. sowie 250 Mark in Gold gestohlen rorden. Ter Tieb kann nur eine mit den örtlichen Verhältnissen vertraute Perion sein und das Verbrechen dadurch ausgeiüyrt haben, daß er mittelst Tittrichs die Contortbnre, sowie ein Schreibpult ge öffnet, aus diesem die dort ruhenden Reserrsschlüssel zum Schrank genommen und daraus letzteren ausgeschlossen hat. Auffällig bleibt, daß mehrere Tausend Mark, die neben der entwendeten Summe im Schranke gelegen, unberührt gelaffen worden sind. Tie effrigsten Er örterungen sind behufs Ermittelung des Tbä:er- im Gange. — Leipzig, 10. riet. Tas Geschenk, welches Generalfeld- marschall Graf Molike gelegentlich seiner Anwesenheit in Leipzig bei der Enthüllung des Siegesdenkmal- in die Hände des Rathes gelegt hat, soll in erster Linie an bedürilige Invaliden ans dem Kriege 1870, 71, oder an solche, die inftlge jenes Krieges in bedrängte Lage gecathen sind, zur Verehciluug gelangen. — Ter Hunderiniark'chein.Fäl-cher Wugk in Oschatz hat 'ich auch zahlreicher Wechselsälschnngen schuldig gemach:. Tie falschen Wechsel lauten zum Theil aiff Pschatzer Geschäftsleute, die sich über die Freundlichkeit des einst vrn mancher Seite so viel Vertrauen geiiießenccn Mitbürgers gewiß nicht srencn werden. Tee Anklage gegen Wugk lautet nun auf Falschmünzerei und schwere Urkunden- fälfchnng. — Freiberg, 10. Oetober. Ter letzte Güterzug aus unserer Hauptl'.nic Chemiiitz—Freibcrz—Dresden erlitt infolge eines große» Tcfectes an Xr Zuzsmaschiue in vergangener Nacht einen 2> z Sid. langen Auftnthalt auf der Strecke Falkenan—Sederan. Ter Zug mußte gctheilt und durch aus Flöhe, herbeigesehante Maschinen nach Oederau und dann nach Freiberg gebracht werden, von wo aus eine hiesige Maschine den Weitertransport bis Klingenberg besorgte. Vau Klingeuberg ab führte eine Tharandter Maschine den Zug bi- Dre-den. Anstatt um 1 Uhr konnte daher diese Nachtschicht erst '-4 Uhr früh geschloffen werden. — Infolge großen Wassers im Bayerlande kommen auch die Züge von dort mehrfach verspätet in Hof a», und können daher die Anschlüsse nach Sachsen herein nicht planmäßig staitfindcn. Sv hatte gestern der Frühzug 22 und der Abendzug 18 Minuten Verspätung. — Plauen i. V.. 10. Octbr. Seitens der hiesigen Stadt - behörde war beim Kaiser!. Hmmarschallamt in Becliu angesragt worden, ob es sich bestätige, daß der Kaiser bei seiner Rückkehr aus Italien den Bahnhof Plauen berühre und ob bejahenden Falles es gcstattet sein würde, daß die Stadtvertrelung von Plauen den Kaiser huldigend begrüße. — Darauf ist nachstehendes Telegramm in Plauen «»gegangen: „Seine Majestät der Kaiser haben ftir die Rückreise von Italien jeglichen Empsang abgelehnt, habe» mich aber bcanstrazt, der Stadtvertretung sür die freundliche Absicht der Begrüßung Aller höchst seinen Tank auszuiprechen. gez. von Liebenau." — Am Montag brannte in Glashütte das Wohnhaus des Fleischermeistcrs Joyann Fischer total nieder. Ter Calamitose befand sich während de- Brandes in Tresden. — Im O bererzgcb irge sieht es dieses Jahr mit der Ernte recht erbärmlich aue. Ein Bericht aus Obcrwicseiiihal meldet u. A.: „Was die Ernte anbelangt, so wiro wohl kaum noch ein Jahr ge wesen sein, welche- eben so schlecht war, wie das gegenwärtige. Von den Halnffrüchten ist blos das Stroh, wenn es überhaupt noch eingebracht werden kann, zu verwenden: jetzt liegt noch viel draußen. Schnee giebt es seit 1. October täglich frisch, und wenn er auch nicht liegen bleibt, so ist doch die Witterung nicht danach angethan, um mit Lust an's Kartoffelausmachen zu gehen, da ohnedies der Ertrag nur zwischen zwei- und dreifältig schwankt. In der Nacht zum Montag hat sich starker Schneesall eingestellt, welcher auch während des Tages noch anhielt. Tas Unterkunft-Haus auf dem Fichtelberg und in der Westentasche verwahrte. Einmal, als ihm das Papier aus der Hand gefalle» war, hatte sie es aufgehoben und einen rasche» Blick daraus geworfen. „Am 13. August am Geistersee!" stand daraus geschrieben. Tie Uebereiustimmung dieses Datums mit jenem, das sie in Rullmanns Austrage in so gcheimnißvoller Weise Schratt ins Eedächtniß rufen sollte, brachte sie auf die Vermulhung, daß jene mysteriöse Tiebstahlsgeschichte »och ein Nachspiel haben sollte, und so unerklärlich ihr der Zweck desselben sch.en, so wolle sie doch dabei sei», denn das schien ihr gewiß, daß Leopoldine dabei im Spiele war. Fanny halte durch Schratt erfahre», daß sich Orlando nach Brasilien aus seine Besitzung in Para zurückgezogen hatte. Torthin richtete sie diesen Brief, mit der dringenden Bitte, eins Reise nach Europa nicht zu scheuen und sich am 1). August in Westerlünnc in einem näher bezeichneten Eastbofe eiiiznfinden, um sie Abends nach dem nahe gelegene» Geisteriee zu begleiten. Sie sei ülerzcugt, es werde dort etwas vergeben, was zu der Entdeckung führen k.nne, daß der Geisterspuk der Exiphania von seiner ge schiedenen Frau ausgegangen sei. Auch finde sie die Wahl des Ortes auffallend, da der Maler Zelter, welcher Leopoldinen vor ihrer Bekanntschaft mit Prlando sehr nahe gestanden hatte, vor einigen Jahren in demselben See ein tragisches Ende gefunden habe. Tas war der Inhalt des Briefes, den Schratt, nachdem er ihn gelesen, zuruckgab. „Sic können nicht ermessen, wie dankbar ich es emvfinde," wgie er mit bewegter Stimme, „daß Sie die beschwerliche Seereise gemacht haben, um einer »n'chuldig Verdächtigten zu ihrem guten Rechte zu verbellen." „Dennoch muß ich bekennen, daß mich die Aussicht arif eine mysteriöse Szene am Geistcrsee nicht über das Weltmeer gelockt hat," entgegnete Orlando. „Mein Entschluß wurde durch eine ganz neben sächliche Bemerkung in jenem Briete hervorgerusen, von dem sich Fanny — oder Madame Suchard, wie sie jetzt heißt — schwerlich träumen ließ, welche Anziehungskraft darin verborgen lag. „Tie beiläunae Aiffvielung auk das Ende Heinrich Zelters war die erste und einzige Kunde, die mir über besten Tod zugekommen ist, und die- bestimmte mich zu der Reise. „Tas Unrecht zu sühnen, welches Frau Suchard erlitten hat, dazu hätte mir die Adresse genügt, mit der mich ihr Brief bekannt machte. Tenn daß jie dem Tiebstahl völlig unschuldig war, ist nun unter Dach gebracht, aber noch nicht auSgebant und leuchtet mit seiner beschneiten Zinne weit in die Ferne." — In Markncukirchen sand am 0. October die Uebergab« des neuerbauten Wasserwerkes statt, welches nach dem Projekt und unter der Oberleitung des CivilingenieurS Menzner (Leipzig) erbaut, vortrefflich functionirt. Tie Leistungsfähigkeit des Werkes ist auf täglich 900 6km. bemessen, die Aulagekosten betragen gegen 150,000 Mark und Wasser wird nur durch Privatabzweigungen, deren sich bereits über die Hälfte der Häuser haben eiulegen lassen, zu 20 Pf. pro Kbm. abgegeben. — Zwickau, 10. Lct. Reffende von hier, die vorgestern in Aue und anderen Gcbirg-crlen sich befanden, wurden dort von besligem Schneetreiben überrascht. — Frau von Arnim auf Planitz hat kürzlich zum eilenden Gedächtniß weil. Kaiser Wilhelms der Kirche zu Planitz eine sehr wcrthvolle, reich vergoldete Abend mahls-Kinne gespendet. — Feinen Geschmack entwickelten in Marienthal b. Zwickau einige noch nicht erwischte Liebe. Sie haben sich nämlich aus einem Gasthosskellcr in einer der letzten Nächte 50 Flaschen Champagner und einen größeren Posten Flcischwaarcn geholt. — Am 9. October verunglückte tödilich auf noch nicht er mittelte Wciie der beim Schnellzug Nr. 14 beschäftigte Schaffner Ublig aus Leinzig durch Abstürzen in der Nähe der Station Herlas- grün. Terselbe hinterläßt eine kränkliche Frau und mehrere Kinder. — Im Sieinkohlenwerk „Gottes Segen" zu Lugau verun glückte in der Nacht zum ü. October der Bergarbeiter Roscher da durch, daß er von einem vollen Hunte zu Boden gedrückt und er drückt wurde. Tie Untersuchung des bedauernswerthen Falles hat ergeben, daß eine Schuld Niemandem bei'zumcffen ist. Der Verun glückte war 32 Jahre alt und hinterläßt Frau und Kinder. X Thum. Seit dem 1. October befindet sich unser kaiserl. Postamt in dem neuerbauten Hause am Bahnhofe. Das betr. Ge bäude muß als eine Zierde der Stadt betrachtet werden; nur wäre es wünschenswerth, daß der Zugang zu demselben besser als bisher in Stand gehalten würde. Seit dem 7. October ist auch in dem selben Gebäude das Post- und Bahnrestauranl eröffnet. Der junge Wirth, Herr Döbler, ist bemüht, den An'prücben der Neuzeit voll und ganz gerecht zu werden. — Am 3. Kirmeßfeieriage gab das Militär-Musikchor aus Zwickau unter Leitung des Musikdirektors Herrn Eilcuberg ein Conccrt in dem in ein neues Gewand gehüllten Saale der Elysiums und war dieses Concerl trotz der höchst un günstigen Witterung doch von ca. 800 Personen, darunter vielen aus wärtigen, besucht. — P. Schellenbcrg, 9. Oct. Anläßlich des 25jährigen Bestehens des „Natnrsreunde-Vereins" zu Augustusburg Schellenbcrg and Umgegend soll in nächster Zeit, ganz nahe am Kunncrstein, dem früheren Gerichtsamtmann Herrn Friedrich August Förster zu Augustusburg (verstorben im 8v. Lebensjahre am 9. October 1886 in Tresden), als dem Stifter des genannten, am 31. August 1863 gegründeten .Vereins, dem großen Freund alles Gemeinnützigen und insbesondere eifrigen Beförderer der Verschönerung unserer Umgegend, zur Erinnerung und aus Tankbarkeit ein Tenkstein gesetzt werden. Tie Aufschrift lautet: „Dem Andenken des Gcrichts- amtmann Herrn Frdr. Aug. Förster, Gründer des Vereins von Naturfreunden für Augustusderg und Umgegend. 1863. 1888." — Die Errichtung der romantisch gelegenen Kumrerstein Restauration ist Herrn Förster in erster Linie mi: zu verdanken. Dem Verblichenen zu Ehren wurde das Waisenhaus zu Waldkirchen, sür welches er ebenfalls Vieles gethan, Friedrich-August-Stift genannt. — Limbach, 10. October. Zu den Aufgaben unserer StSdte- ordnung gehört auch die Au-sührung und Anlegung einer Wasser leitung, da bis jetzt die einzelnen Hausbesitzer für die Beschaffung des Wassers selbst besorgt sein mußten und öffentliche Brunnen überhaupt nicht vorhanden sind. Eine Wasserleitung giebt es für die Anwohner des Ludwig-Platzes, jedoch ist dieselbe aus eigenen Mitteln der Anwohner geschaffen worden und nur für diese eingerichtet und aushaltend. Tie hohe Lage und die Gesteiiisiiiaffen, auf denen Limbach steht, erschweren wesentlich das Auffinden des Wassers, namentlich in den höher gelegenen Stadtlheilen. Aus diesen Gründen hat sich denn die Stadtvertretung mit allem Eifer aus die Erledigung dieser Frage geworfen und darin eine Bestärkung erhalten, insofern eine Summe von 6000 M. dem Ralhe für die Anlage einer Wasser leitung als Geschenk übergebe» wurde. Erfreulicherweise ist cs denn nun den Bemühungen des Herrn Sladtrath Löbel gelungen, die ergiebigen Ouellen und Teiche des über 60 m eöher denn Limbach gelegenen Tannenmühl-Grundstückes zu erwerben, trotz des Wider- Spruches, welcher s. Z. von Chemnitz aus ins Werk gesetzt wurde, da man dort glaubt, der Pleißenbach werde versiegen und damit den Schloßteich beeinträchtigen. Behufs Abgabe eines Gutachtens ist Herr Ingenieur Thiem in Leipzig gewonnen worden, und sieht nian dessen Urtheil, ob die gekauften Quellen zur Wasserversorgung Limbachs genügen, mit Spannung entgegen. Tie vom Staate zur Minderung des Schullastcn überwiesene Hälfte der Grundsteuer beirägt für dieses Jahr 2121,76 M. wußte ich längst. Noch ehe ich etwas für sie thun konnte, kam man mir zuvor und ließ sie aus dem Gefängniß entfliehen. „Mehr als den Wiederdesitz ihrer Freiheit und dazu etwa die Mittel zn einer sorglosen Existenz hätte ich ihr freilich auch nicht Vieren können, wenn ich meine Frau nicht auf's Schwerste kvm- promittireu wollte. Doch lassen wir jetzt die Tobten ruhen." „Tie Pietät gegen die Todten darf die heiligen Rechte gegen die Lebendigen nicht verleugnen," protestirte Schratt. „Ich muß die volle Wahrheit von Ihnen fordern. Es gilt, den ehrlichen Namen einer schwer Verleumdeten wieder herzustellen, und diese ist mein Fleisch und Blut, ist meine Tochter!" Orlando blickte den Sprecher mit ungläubigem Erstaunen an, worauf dieser ihm Aufklärungen gab, die an der Richtigkeit seiner Behauptung keinen Zweifel zuließcn. „Ich bin em schwer Hintergangener Mann," begann Orlando nach längerer Pause, „und kam eigentlich nicht nach Europa, um die Schuld zn sühnen, welche mir durch Täuschung und Hinterlist ausge bürdet wurde. Aber ich sehe Trug und Mord aus derselben Quelle fließen und so will ich gulmachcn, was ich noch gutmachcn kann. „Mögen Sie denn wissen, daß ich gleich nach Ihren ersten Aussagen vor Gericht Verdacht gegen meine Frau hegte. Ich hatte ihren unsinnigen Ansprüchen auf meine Börse ein energisches Halt geboten, denn zu ihrer unglaublichen Verschwendungssucht kamen auch noch die total zerrüttete» VeriiiögensverlMnisse ihres Vaters, der von meiner halben Million einen guten Theil verschlungen hat. „Meine Frau muß darum gewußt haben, daß ich jene 50,000 Thaler im Hause hatte, ich sah mich auf Schritt und Tritt von ihr beobachtet, und wahrscheinlich hat sie mich hinter dem Vorhänge in meinem Atelier belauscht, als ich das Geld im Uhrkasten verbarg, nachdem mich das unbegreifliche Abhandenkommen meines Kaffen- schlüssels belehrte, daß es in meinem Geldschranke nicht mehr sicher sei. „Als ich den Bericht Ihres seltsamen nächtlichen Abenteuer» angehört halte, vermuthete ich zunächst, Fanny sei sür die Rolle der Gliederpuppe von meiner Frau erkauft und dressirt worden, was auch der Fund im Kleiderschranke zn bestätigen schien. Noch an demselben Tage reiste ich meiner Frau in den Kurort nach, wo sie ihren Vater hatte besuchen wollen. Ich fuhr Abends sechs Uhr mit demselben Zuge ab, mit welchem sie tags zuvor abgercist war, und langte am anderen Morgen sechs Uhr im Kurorte an. Fortsetzung folgt.
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