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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188604060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860406
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860406
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-04
- Tag 1886-04-06
-
Monat
1886-04
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.04.1886
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Sächsischer Landes-Anzeiger. Nr. 79. Dienstag, 6. «M iss«. nutz Nationalliberale», während der Antrag Stolberg, der di« Rübeu- ste»er in der bisherigen HSHe beibehält, von den Freisinnige« besür- ' wortet wurde. StaatSseeretär v. Burchardt konnte nicht sage«, wie di« verbündeten Regierungen sich den Anträge« gegenüberstellrn würden. Die an» dem Hause gewachten Anregungen ans Uebergang zur Zucker-Fabrikatsteuer lehnte der StaatSseeretär entschieden ab. die verbündeten Regierungen halten an der Rübensteuer fest. Der Antrag Stolberg wurde schließlich von dm Freisinnigen, Theilen des CentrnmS «nd der Konservativen angenommen. Sächsisches. — Dresden. Die hiesige Dachdecker- (Schiefer- und Ziegel decker-) Innung hat den Gehilfen eine angemessene Lohnerhöhung be willigt. ES ist damit einem Streik vorgebeugt worden. Die Meister haben auch selbst die Forderung als eine berechtigte anerkannt. Das Dachdeckerhandwerk ist ja auch an sich eines der gefährlichsten und im Ganzen uneinträglichsten. L— Freiberg, 4. April. In der vorgestrigen Sitzung unserer Stadtverordneten wurde dem Beschlüsse des RatheS auf Antrag der Deputation beigetreten, wegen Ueberlastung des Herrn Bürgermeisters mit juristischen Geschäften einen dritten rechtskundigen Stadt rath anzustellen. Die Stellung desselben wird mit 4000 Mark honorirt werden. — Freiberg, 3 April. Gestern Abend brannten in Reichen bach bei GroßvoigtSberg 2 Wohnhäuser nieder. Vermuthlich find dieselben durch ruchlose Haud in Brand gesteckt worden, denn seit mehreren Wochen find die Bewohner durch Werfen von Brandbriefen in Unruhe versetzt worden. — In Brand find seit dem 1. d. MtS. die Expeditionen des kaiserlichen Postamts aus dem Gasthof zum Kronprinzen in das frühere Chavsseegeld-Einuehmerhaus verlegt worden. — Dippoldiswalde. Am 31. v. Mts. ereilte das drei jährige jüngste Söhnchen des SchmiedemeistcrS Finsterbusch in Wendischkarsdorf der Tod durch Ertrinken in einem neben der elter lichen Wohnung gelegenen größeren Teiche, nachdem es zuvor, seit- dem eS laufen gelernt, schon zweimal in einen kleineren Teich ge fallen, jedesmal jedoch rechtzeitig gerettet worden war. — Wegen Umbaues des Bahnhofes Klingenthal werden von den sächsischen Staatsbahnen von jetzt an bis auf Weiteres: Möbel- Wegen, Schaubudenwagen, LuxuSpferdewagen rc., welche von Stirn seite der Wagen entladen bezw. verladen werden müssen, nicht bis Klingenthal, sondern nur bis Zwota zur Beförderung angenommen. X Meißen, 4. April. Gestern Nachmittag fand hier unter außerordentlich großer Theilnahme der Bevölkerung die Beerdigung d«S Bürgermeisters Hirschberg statt. Die Trauerfelerlichkeit trug eineu erhebende», würdigen Lharaeter. Am Grabe wieS Professor vr. Flathe, der Borsteher der Stadtverordneten, in bewegten Worte» auf die so thatenreiche Wirksamkeit d«S Verblichenen hin. — Bürger meister Hirschberg war in gleicher Stellung früher in Wurzen. Er führte daselbst nach harte« Kämpfen mit dem zum Theil wider strebenden Stadverordnetencollegium die Gasbeleuchtung ein. Diese Kämpfe waren eS, die ihn sich um die erledigte Bürgermeisterstelle in Meißen bewerben ließen. Seine Schöpfung, die Gasanstalt in Wurzen, wirft der Stadt heute «inen jährlichen Reingewinn vou über 24,000 Mark ab. Seine Gattin ist ein« Tochter des verstorbenen Commrrzienrath Krietzsch in Wurzen. — stuü. Leipzig, 4. April. Heute Vormittag erfolgte die Ein weihung der kleinen, aber geschmackvollen, im Johannapark zwischen dem Grün so schön gelegenen Lutherkirche. Feierlich bewegte sich r/,10 Uhr ein stattlicher Zug, woran der Vorstand des Kirchenbau- Vereins und der Thomaskirche, auch der Herr Oberbürgermeister, so wie Geistliche der Thomaskirche mit den heiligen Gefäßen, bis zur festlich geschmückten Kirche. Hier überreichte Herr Architekt Zeißig, der Erbauer des Gotteshauses, den glänzenden nickelnen Schlüssel dem Vorsitzenden des Kirchenbauvereins, Herrn Reichsgerichts-Rath vr. Freiesleben, welcher denselben Herrn Oberbürgermeister vr. Georgi mit einer entsprechenden Ansprache übergab. Herr Superintendent Pank öffnete die Thür und, nachdem sich unter den Klängen des Chorals „Lobet den Herrn" der Zug in die Kirche bewegt hatte, vollzog er die Weihung der Kirche. Hierauf fand der erste Gottes, dienst in derselben statt. Legende, nicht Geschichte. Tine interessante Zuschrift aus Sachsen erhielt das in Berlin erscheinend« Organ de- Deutschen Kriegerbundes, das Wochenblatt „Parole", die wir auch unser« Lesern nicht vorcuthalteu wollen, da sie zur Berichtigung einer angeblich geschichtlichen Thatsache nicht un wichtig ist. Die Zuschrift lautet: Sehr geehrter Herr! Gestatten Sie wir gütigst, mich an Sie als redaktionellen Ver treter ihrer geschätzten Zeitung mit der ergebenste« Bitte zur Anregung einer, für jeden Preußen sehr heikelen Avgrlegenheit zu wenden, welche, wenugleich dieselbe fast 130 Jahre hinter «nS liegt, dennoch dringend einer Ausklärung bedarf, zumal sie geeignet ist, einen Schatten auf die loyale Handhabung völkerrechtlicher Convenienz in der KriegS- führung zu werfen, zumal die Sache selbst, vnongeregt, im duvkelen Schooße der Vergessenheit geruht haben mag. Der beregte Vorgang ist der folgende: Bekanntlich sollen bei Beginn deS 7jährige« Krieges in dem sächsischen Verschlösse Stolpen die ersten Schüsse gefallen sein. Die kleine Festung mußte sich ergeben, und hier soll nach erfolgter Capitnlatlou der Commaudant, General v. Liebeuau, von den Preußen erschossen worden sein Diese Version, so unglaublich und unwahr sie erscheint, ist überall im Königreich Sachsen verbreitet, ja sie wird, wie dem Schreiber dieses mitgrtheilt wurde, selbst in den Schulen in der angeführte« Weise vorgetragen. Um etwas Näheres und Positives hierüber zu erfahre», begab ich mich nach Stolpen, besuchte das Schloß und vernahm auS dem Munde de- dortigen Kastellans bei Gelegenheit der Führung durch die Räume in gleicher Weise den angeblichen Sachverhalt während resp- nach der Uebergabe. Auf wein besonderes Befragen des Kastellans, ob der General v. Liebenau nach Abschluß der Capitulatiou und nach Uebergabe seines Säbels «rschvsieu wurde, erfolgte eine entschiedene Bejahung. I« den mir bekannten und mir zugänglichen GeschichtSwerkeu ist nichts Specielles hierüber verzeichnet. Der Name v. Liebenau wird nirgends erwähnt. Der große König sagt in seinen „Oeuvres postduwes« *) bei Gelegenheit des Einmarsches (29. Bug. 56) in Sachsen, „daß die 3. Cvlonue nnter dem Prinzen v. Bevern durch die Lausitz ging, bei Elsterwerda 2b Schwadronen Kürassüre und Husaren aus Schlesien zu ihr stießen, und st« über Bautzen, Stolpen und später nach Böhmen zog." Auch Archenholz und Preuß erwähnen den Vorfall nicht. Dagegen heißt eS in einem anderen GeschichtSwerke: „Geschichte deS Hauses Sachsen": „Merkwürdig war, daß der erste Pistolenschuß dieses Krieges, der Sachsens Schicksal entschied, in Stolpe« abgefeuert wurde. Der preußische General v. Warreri schoß ihn ab, als er mit noch drei Anderen di« von Invaliden besetzt« Bergfepung durch Ueberrumpelung nahm." *) „Uistoiio äo I» guvrrs äo soxt aus" 7?owo I. xsges 87. — Leipzig, 4. April. In seiner Wohnung in der Körner straße vergiftete sich gestern Abend ein hiesiger Markthelfer durch den Genuß von Carbolsäur«, deren Anwendung gegen ein« erlittene Finger verwundung ihm ärztlich angerathen worden war. Er war 38 Jahre alt, verheirathet uud Vater von 2 Kindern. — Am Sonnabend Morgen fand hier zwischen einem Osficier und dem Ehegatten einer Opernsänger!«» einem Leutnant a. D., ein Pistolenduell: Letzterer soll einen Schuß iu'S Bein erhalten haben und schwer verwundet worden sein. — Wurzen. Di« User de» zum Rittergut Sachseudorf ge hörigen Großteich» bedecken Tausende von Fischleichen, meist Karpfen von 3 bi» 4 Pfnud. Jedenfalls find die Fisch« durch eiufließendeS Thauwasser der Luftschicht beraubt worden und, da di« Eisdecke «och nicht geborsten, erstickt. Wie berichtet wird, erwächst dem Ritterguts- Pachter Doehle dadurch ein Schaden von über 2000 Mark. — Plauen i. B., 3. April. Eine« wichtigen uud intrressauteu Gegenstand verhandelte in seiner gestrigen Sitzung der „Verein der Naturfreunde". ES wurde nämlich vom Verein eine Petition an das Königliche Ministerium der Justiz beschlossen, welche sich aus einen eigenthümlichen Rechtsfall bezieht. Bekanntlich dürfen einheimisch« Singvögel nicht zum Handel kommen, sie haben demnach auch keinen Werth bei einer Pfändung als PsSndungSgrgenstand. Nichts defloweuiger wurde» bei einem Gerichtsamt Vögel gepfändet — und versteigert! Der ähnliche Fall trat elnem anderen Gerichtsamt ein, wo jedoch di« Vögel freigelaffen wurden, demnach nachträglich als werthlos uud nicht pfändbar anerkannt wurde». Die Gründe, welche da- erster« Gerichtsamt dem Verein der Naturfreunde gegen- über geltend macht, sind scheinbar nicht anzuiafie«, da das ReichS- gesetz, wenn eS mit dem Landesgesetz kollidirt, vorgrht. Trotzdem ist ein Zustand völlig unhaltbar, der es möglich macht, daß z. B. «in Vogelhändler (oder Vogelsteller) der zur Rechenschaft gezogen wird, einfach antwortet: Ich habe meine Vögel bei dem uud dem Gerichts- amt bei der Versteigerung gekauft. Der Verein hofft durch die be treffende Petition Aenderuug zu bringen. — Markneukirchen. Seit dem 1. April d I. find die seither bei nuS in der inneren Stadt thätig gewesenen Nachtwächter entlassen worden und find an deren Stelle Schutzleute getreten. — Schwarzenberg. Mittwoch Abend gegen 9 Uhr brach im Wohnhause des Baumeisters Viehweger in Grüuhain Feuer aus. Leider wurde dasselbe, sowie das Wohnhaus des Schlossers AuerSwald und fünf Scheunen ein Raub der Flamme». Den zahlreichen Rettungsmannschaften von hier und auswärts gelang es. dem Weiter- uwsichgreifen des Feuers zu wehren. Ueber die Entstehung desselben ist bis jetzt nichts bekannt. — Gelen au. Die hiesige alte Orgel vom Orgelbaumeister Schäf aus Freiberg ist dieser Tage abgetragen worden und wird nächstens nach klingenberg bei Tharandt übergeschafft, wo sie in der dortige« kleine» Kirche wieder Verwendung findet. Die Ausstellung der hiesigen neuen Orgel soll unmittelbar nach Ostern, spätestens zu Pfingsten die Einweihung derselben erfolgen. — Lengefeld, 2. April. Gestern gegen 4 Uhr Nachmittags entstand in hiesiger Stadt Feuerlärm. Es war in dem nicht weit entfernten sogen. „Bürgerbusch" aus völlig unbekannter Ursache ein Brand entstanden. Eine Fläche von ungefähr 3 Scheffel mit Jugend- fichtenstämmchen ist verwüstet worden. Der Brand hielt nur kurze Zeit an und verlosch bei ganz ruhiger Luft von selbst wieder. — Auch aus zahlreichen anderen sächsischen Orten wird von Waldbränden be richtet, die aber sämmtlich mehr oder weniger unbedeutend waren. — Zwickau. Durch früher« Verträge mit den Steinkohlen- «erke» des hiesigen Reviers hatte die Stadtgemeinde den Abbau der Steinkohlen unter der inneren Stadt ausgeschlossen. Jetzt beab sichtigt aber der erzgebirgische Steinkohlenbauverein, die Kohlen unter den Grundstücke» deS Buchhändlers Döhner und des Kohleuwerksbefitzers Thost, welche bereits zur inneren Stadt gehören und an der Grabenpromenade liegen, abzubauen. Zwischen beiden Grund stücken liegt jedoch städtisches Straßenareal, "welches nicht gut um gangen werden kann. Es hat deshalb der gtnaunte Actienverein um die Erlaubniß zum Abbau dieses Kohlenlagers gebeten, uud es ist dieselbe auch mit Rücksicht darauf, daß der Abbau 500 Meter unter der Erdoberfläche erfolgt und nach den Gutachten der Sachverständigen letztere bet dieser erheblichen Tiefe des Abbaues in keiner Weise ge fährdet ist, außerdem der Stadt nicht unerhebliche Zehnteniheile zu« fallen, von der Stadtgemeinde ertheilt worden. Vielleicht geben diese Zeile» Gelegenheit und Anregung, Licht io dieses Dunkel zu bringe«; für alle Fälle wird u«S die durch den Königs. Preuß. Geueralstab in der Arbeit begriffene und zum August d. I. bekvdete: „Geschichte de» 7jährigen Krieges" rücksichtslose Wahrheit und Klarheit bringe». Ein Veteran. Nachdem der obige Artikel bereits geschrieben war, gelang es dem Verfasser dieser Zeilen durch die Freundlichkeit des Herrn Bürger meisters Fiebiger zu Stolpen, Einsicht in die sehr interessante Chronik des kleinen BergstädtcheuS mit seiner alten, hochromaniisch gelegenen Schloßruiue zu nehmen. Der hier maßgebende Text wird den geehrten Leser zu der Ueber- zeugung führe», daß das sich so lange getrogene Gerücht von der Er schießung des Commandanten von Stolpen, Generalmajor v: Liebenau, eine mit der Zeit fortschreitende Legende ist, deren weitere Verbreitung nunmehr zur Wahrung der preußischeu Waffenehre der. kompetenten Behörde vertrauensvoll anheimgestellt wird: ^uno 1756 brach ein neues Ungewitter über unser liebes Vater laud aus, das ungleich heftiger und anhaltender war, als das letzt- beschriebene*). Ein weit auSseheuder Krieg entspann sich zwischen Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin und Sr. Majestät dem König von Preußen. Gleich bei Anfang desselben bemächtigten sich die Preußischen Truppen deren kursächsischeu Lande, welche gegen das Ende deS Monats August von allen Seiten daselbst rinrückteu. Die kur- sächsische Armee zog sich in ein Lager zwischen Pirna uud Köuigstein, und den 31. August bekam auch die hiesige Festuugsgarnisou Ordre, sogleich von hier ab, und nach der Festung Svnnenfttin zu marschiren, welches gegen 7 Uhr früh geschah, da eben der SchloßgotteSdievst seinen Anfang nehmen sollte, der alsdann mußte eingestellt werden. Nächstfolgenden Freitag, den 3. September, Abends gegen 6 Uhr rückten schon preußische Husaren allhier «in, welche, da sie keinen Widerstand fanden, die Festung sogleich besetzten. Selbige waren vou dem Corps, das der Herzog von Bevern durch di« Lausitz führte re. Am 6. September rückte ein Commando preußische Infanterie zur Besatzung aus unsere Festung ein, worauf die Husaren zum Theil abzogen, zum Theil aber auch in die Stadt verlegt wurden. Zn gleicher Zeit ward ein Bataillon v. Braudeiß in unser« Stadt gelegt, wie denn auch die Pontons allhier stehen blieben rc. De« 17. Commaudant um diese Zeit war Johann Adolph v. Liebenau, General major bei der Infanterie. Er hatte 1683 den 1. Jannar bas Licht der Welt erblickt, uud vermählte sich nachher mit Fr. Sophia Eleorora von Dähue-Rothfelfser, welche anno 1759 den 22. Februar auf hiesigem Schlosse vrrfiarb, und Le« 28. ejusä. in der Stadt beigesetzt wurde. „Er selbst aber folgte bald «ach 1760 den 14. Llsrtü, im 78. Jahre seine- Alter- und ward den 18. ejusäew an der Seit« seiner Frau Gemahlin, neben dem Altar in unserer Stadt kirche beerdigt." *) zweiter schlesischer Krieg. — Meerane, 2. April. In der Mühle zu Letter« find in der Nacht vom Mittwoch znm Donnerstag Diebe eingedrnnge» und Hab«, einig« Säcke Mehl gestohlen. Schon vor mehreren Jahre« ward in derselben Mühle ein größerer Diebstahl aüSgeführt; man vermuthet, daß der neueste Einbruch »tt dem alten bekannte« in naher Beziehung steht. — Hohenstein, 3. April. Der am vorigen Sonntag t» der Nähe vou HerwSdorf auf dem BahngleiS todt aufgefuudene Mann ist der Weber Gottlob Friedrich Lohse au» Glauchau. Lohse war seit längerer Zeit leidend; er hiuterläßt eine Wittw« mit 5 Kindern. X — Rabenstein, Sonnabend, den 3 April. Abend» in der 10. Stunde brannte eine auf der Höhe zwischen hier uud Kändler liegende Strohfeime nieder. — Kühnhaide bei Reitzenhain. Heute Morgen in der fünfte. Stunde ist hier ein junger Kaufmann von einem bisher «och Un bekannten erschossen worden. Die That soll au» Eifersucht geschehen sein. Da die Nachricht unmittelbar vor RedaetionSschluß eintrisft, theilen wir dieselbe zunächst unter Vorbehalt mit. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Chemnitz, den 5. April. — Städtische Armenpflege. Der Böttchermeister und Hausbesitzer Herr Friedrich Hermann Hofmaun, Augustusburger« ftraße Nr. 47, ist als Hauptarmenpfleger für den 13. Armeubeziick, und der Materialwaarenhändler und Hausbesitzer Herr Johann Fried rich Ehregott Walther, Logenstraße Nr. 3, al» Unterarwenpfleger für den 9. Armenbezirk der Stadt verpflichtet worden. — Der Wohlthätigkeitsverein „Bienenstock" hat bekanntlich während seines 21jährigen Bestehen» ein Kapital von 10,000 Mark augesammelt und jetzt dieses Kapital dem Hospitale St. Georg hier mit der Bestimmung zugewendrt, daß dasselbe unter dem Namen: „Stiftung des WohlthätigkeitsvereinS Bienenstock" ver waltet werde dergestalt, daß di« Ziusen davon solchen hiesigen Ei«. wohnern, welche den statutarischen Bestimmungen des Hospitals ent sprechen, und insbesondere Denjenigen, welche dem Vereine Bieueustock nahe gestanden haben, beim Eintritt in das Hospital zugute kommen sollen, sei es durch volle Einzahlung des Einkaufgelde» oder auch nur durch Beihülfe zu demselben. Seit dem Bestehen de» Vereins find zur Weihnachtszeit »ach Abzug von 10 Procent des jährlichen EI«, kommeus 19,300 Mark au würdigt Ortsarwe vertheilt worden. Durch Ansammlung dieser 10 Procent und Hiuzuuahme vieler Schenkungen und sonstiger Zuwendungen ist der jetzt bis auf 10,000 Mark ge stiegene Hospitalfonds entstanden. Ein anderweiter Fonds soll für die Zukunft nicht ausgespart werden, jedoch will der Verein alljährlich 10 Procent von seinem Reinerträge dem Hospitale behufs seiner Ver größerung zuwenden. Der Verein beantragt, ihm über di« Verwal tung der gemachten Stiftung ihm aller drei Jahre einen schriftlichen Auszug zu übermitteln. Der Hospitalausschuß hat beschlossen, diese- höchst erfreuliche Geschenk unter Genehmigung der vom Vereine ge stellten Bedingungen sowie unter Abstattung des schuldigen Danke» auzuvehmen uud auch der Rath ist diesem Beschluß beigrtrete». — Dem Waisenhause und dem Hospital St. Georg hier hat der am 10. Febr. verstorbene Herr W. E. Hahmaun letztwillig je ein Legat von 150 Mark ausgesetzt. — Fürdie Gasanstalt au der Zwickauerstraße macht sich die Herstellung eines VerwaltungsgebändeS dringend erforderlich. Der deshalb ouSgearbeitete Plan erfordert eine« Aufwand von 39,000 Mark und wird sowohl vom Ausschuß für die Gasanstalt als vom BauverwaltuugsauSschuß zur Ausführung empfohlen. Der Rath hat die Summe aus den Mitteln der Gasanstalt bewilligt nnter Vorbe halt der Genehmigung der Stadtverordneten. — Die öffentliche Haudelslehranstalt in Chemnitz hat, wie wir dem soeben ausgegebenen Jahresbericht entnehmen, auch im letzten Jahr« sich gedeihlich entwickelt. D»S Schuljahr l 885/86 wurde am 13. April mit der Aufnahmeprüfung für die höhere Ab teilung eröffnet; derselben folgte am nächsten Tage die Prüfung der für die Lehrlings-Abtheilung angemcldeten jungen Leut«. Es waren zu diesen Prüfungen insgrsammt 109 Schüler angemeldet worden. Auf Grund bestandener Prüfung wurden vou ihnen 106 neu oufgr« uowmen. Im Lauf« des Schuljahre» wurden noch weiterhin 21 Schüler ausgenommen. ES find mithin im ganzen neu eingetreteu 127 Schüler (97 im Vorjahr). Die Uebersicht über die Frequenz AuS alledem, daß nämlich keines der bedeutenderen GeschichtS werke die angebliche „Ermordung" des Generals v. Liebenau erwähnt, und daß ferner die Chronik sein Todesjahr fast 4 Jahre nach der Kapitulation ongiebt, — resultirt, daß die ganze Erzählung de» SchloßkastrllanS, so weit sie de» Commandanten aubetrifft, eine krass« Entstellung der Wahrheit ist «nd auf Erfindung beruht. Aus Rah UN- Fern. — Eine Revolte ernsten Characters ist in dem Instituts äei minoi-i evrrixenäi zu Florenz ausgebrochen. Dieses Institut beherbergt etwa hundert Jünglinge, die hier zur Verbesserung ihres schlechten Lebenswandels untergebracht sind. Bei dem Spazier gange ergriffen sechs Knaben die Flucht; zwei wurden sofort eilige- holt und in eine dunkle Zelle eingesperrt. Am Morgen darauf erhoben sich sämmtliche Jünglinge der Anstalt gegen ihre AufsichtS- Organe, verweigerten in den Werkstätten zu arbeiten, zertrümmerten mehrere Glasscheiben, zerbrachen die Wafferleitungsrohre und Möbel. Die herbeigeeilten Carabinieri und Soldaten fanden die Rebellen im Hofe des Instituts, wo sie, fest aneinander geschloffen, eine rothe Fahne schwenkten und laut ausriefen: „Es lebe die Republik!" Die Truppe feuerte die Gewehre in die Luft ab, aber die jungen Bursche ließen sich dadurch nicht abschreckcn und geberdeten sich immer heftiger. Es kam zu einem Zusammenstoß, wobei es schwer und leicht Verwundete auf beiden Seiten gab. Unter den schwer Ver wundeten befinden sich ein Infanterie-Leutnant und einige Sicher heitswachleute. Es wurden fünfzig Verhaftungen vorgenommen. Die Verhafteten eSkortirte man nach dem Stadtgefängnisse. — Religiöser Wahnsinn. Eine aufregende Scene er eignete sich am Montag Mittag um 12 Uhr vor dem Lokale der Heilsarmee in Außersihl bei Zürich. Eine Arbeiterin aus Hirs- landen kam, gefolgt von ihrer Schwester, in größter Eile dahin ge rannt und warf sich, als die Thüre, wie eS um diese Zeit üblich, geschlossen war, vor derselben auf die Knie nieder, um mit ge schlossenen Augen und ausgebreiteten Armen zu beten, wie cs die Leiterinnen der Heilsarmee zu thun pflegen. Die Bedauernswerthe, ein Mädchen von etwa 20 Jahren, sang sodann Lieder der Heils armee und gab durch ihre sonderbaren Geberden zu erkennen, daß sie dem religiösen Wahnsinn verfallen war. Herbeieilende Frauen, welche sie zum Ausstehen bewegen wollten, suchte sie mit sich auf den Boden zu ziehen, damit sie ebenso beten sollten. Bald sammelte sich eine neugierige Menschenmenge an. Die Polizei erschien mit einer Droschke auf dem Platze und brachte da» unglückliche Mädchen in Begleitung der zur Hülfeleistung herbeigeeilten Schwester, welche laut weinte, nach der Irrenanstalt. Dieser Vorfall hat in Außersihl begreifliche Aufregung hervorgerufen. Das Mädchen, dem durch daS Treiben der Heilsarmee schließlich der Kopf ganz verdreht wurde, indet allgemeines Mitleid.
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