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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188604060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860406
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860406
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-04
- Tag 1886-04-06
-
Monat
1886-04
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.04.1886
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»r 7». — « Inlir^n». Abonnementspreis: Der nnpatteiische — jeden Wochentag Abend (niit dem Datun, des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4üso.) 4. Quartal erscheint für Abonnestten resbnch (WeihnachtSbeigabe) -.Anzeigers. Sächsischer S Berlaq: Alexander Wiede, Bnchdruckrrei, Lbeninttz. Kilili>ks.A>;kl-rr mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". KeidMer: „Tägliches Unterhsltungsblstt" mit hnmnstisch illnstnrle; Saanlagsbiast „Lustiges Bilderbuchs Jnsertiouspreis: Raun, einer schmalen Korpuszelle 18!. — Reklame (lspaliige Petitzeile) 30 Pfg. - BeiWicderholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man ^ gen Expedition und Redaktion: Chemniy, Theaterstraße Nr. L. Telegramm-Adr.: Wiede'» Anzeiger. Chemnitz. Fernsprechstelle Nr. M. Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Die nächste öffentliche Sitzung dcS KreiSaukschuffeS wird Mittwoch den 7. April 18k6 Vormittag» '/->2Uyr in dem Sitzungssaale der Unterzeichneten Königlichen KrelShauptmannschast abgehalten werden. Die Tagesordnung ist in der Hausflur deS hiesigen RegierungSgebäude» angeschlagen. Zwickau, am 3^. Mär» 1886. Königliche Kreishauptmannschaft. Im Handelsregister für den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 2281 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Abraham Joseph Fraenkel in Chemnitz die Firma S. Sachs daselbst von dem bisherigen Inhaber derselben, Herrn Samson Sachs, zur Fortführung Übertassen er halten hat. Chemnitz, am 2 April 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2076 verlautbart, daß Herrn OScar Otto Uhlig i» Chemnitz sür die Firma Hermann Kunz daselbst Prokura enheilt worden ist. Chemnitz, am 2. April 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister sür den Stadtbezirk de» Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium >717 verlautbart, daß der Maschinenfabrik«nt Herr Albert Isidor Wagner in Chemnitz in die Firma R. Drescher daselbst als Mitinhaber eingetrcten ist. Chemnitz, am 2. April 1886. Königliches Amtsgericht. T-legrapVifebe Stach*rckte». Vom 4. April. Danzig. Die ganze Nehrung ist durch Hoch Wasser über schwemmt. Scheunen und Häuser wurden weggeschwemwt und Holz trasteu loSxeriffen. Athen. Dir Deputirteukammer ist gestern zusammeugr- treten. Der Ministers» üfident DelyanuiS egt« 3 Gesetzentwürfe vor, betreffend den Abschluß einer Anleihe von 25 Millionen Drachmen, sowie über eine Vermehrung der CadreS der Land- und Srestreillräste. Der Abgeordnete TrikupiS erklärte, er sei überrascht, daß der Minister Präsident der Kammer keine Mittheilvng über die Politik mache, welche die Regierung gegenwärtig verfolge und in Zukunft zu ver folgen gedenke; er sehe dies als eine Frage an, welche für de» Fort bestand deS CabinrtS entscheidend sein müsse. — TrikupiS bezeichnet- am Schluff« seiner Rede die bisherige Politik drS Ministerium- kl eine solche, welche den nationalen Bestrebungen nicht gerecht zu werden verstehe. Der Ministerpräsident Dclyannir klagte in seiner Erwiderung -aS frühere Cabiuet an, daß eS die gegenwärtig« kritische Finanzlage verschuldet habe Konstavtinopel. Die Einberufung der Coufereuz ist erfolgt, nachdem die Antworten der Mächte auf die letzt« Cireular- not« der Pforte elngegauge« waren Dem Vernehmen" näch^DTrde fich die Thätigkeit der Conferenz auf die Unterzeichnung eines Pro tokolle- beschränken, zu dessen redactioneller Feststellung die Botschafter bereits morgen zu einer Besprechung zusammevtreten würden. New-York, Nach hier eingeganarner, Nachrichten an- Mexiko „klärte der Präsident itt seiner au den Cougreß gerichteten Bot schaft, der Stand der Finanzen im Lande habe sich fortschreitend gebessert; die strengen gegen de« Schmuggel angewandten Maßregeln hätten eine wesentliche Besserung der Einnahmen der Staates herbeigesührt. Der Präsident spricht das Vertrauen aus, daß das Dekret, betreffend die Konversion der Staatsschuld, den nationale« Kredit noch weiter heben werde; die Zinsen der Schuld würden pünktlich am 1. Juli bezahlt werden. Der Präsident »heilt endlich noch mit, daß er den inter nationalen Maßnahmen über die Silberfrage seine ganz besondere Aufmerksamkeit znwende, um die Interesse» der Regierung in dieser Frage möglichst zu schützen. New-Jork. Die Streikenden bei dem Fort Worth gtiffrn heute die Beamten an, welche die Abfahrt eines GüterzngeS zu be- wirken suchten; es wurden hierbei 7 Personen getödtet und viele ver- wundet. Hunderte von bewaffneten Bürgern patrouilliren durch d e Straßen, die Verkaufslädeu find geschloffen. Nach hier eingegaugenen Nachrichten aus Montevideo sollen di« Insurgenten den RrgierungS- truppen bei Taiman eine Niederlage beigebracht haben; der Vnlust der letzteren betrage etwa 400 Man». Der «Kampf gegen -en Mißbrauch geistiger Getränke in Sachsen. Chemnitz, den 5. April. Der gegen den Mißbrauch geistiger Getränke gerichtete Kamp^, welcher unser Volk von einer unheilvollen Gewohnheit befreien und aus eine höhere Stuf« leiblicher Gesundheit, geistiger Kraft und fitt licher Tüchtigkeit erheben will, hat zwar in letzter Zeit in ganz Deutschland an Umfang und Tief« gewonnen, scheint sich jedoch be sonders in Sachsen der thätigeu Mitwirkung der höchsten RegieruugS- und Geschäftskreise ebenso wie der Theilnahme der übrigen VotkS- claffeu mit Einschluß deS ArbeitrrstandeS zu erfreuen. Während die «icheren Elasten in Dresden für diesen Zweck Jahresbeiträge bis zu 200 Mark und Geschenke von 1000 und 2000 Mark steuern, be ginne» auch di« Arbeiter eiuzusehen, daß di« Verbesserung ihre- Loose» von einer bessere« LebenShaltnug ihre» Stande« abhängig ist, daß fie sür Zeiten der Arbeitslosigkeit und für ihre GenosseuschaftS- bestrebungeu etwa» erübrigen wüsten, was Schnapsbrüdern ui« möglich sein wird. Der Abgeordnete Bebel hat fich nicht nur im sächsischen Landtage, sondern auch in Volksversammlungen zu Gunsten der MäßigkeitSbestrrbungen erklärt und der Dresdner Bezirksverein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke verdankt das WachSlhum seiner Mitglieder von 1319 auf 1586 Personen vorzugsweise einer größeren Betheilignvg der arbeitenden Elasten. So hat sich z. B. die Zahl der Fabrikarbeiter von 44 auf 225 erhöht. Dir 60 Pfennige zahlenden Mitglieder find von 207 auf 458, die 1 Mark zahlenden von 257 anf 296 gestiegen. »Dem Vorstand sind* — wie der nenefie Jahresbericht bemerkt — .diese niedrige« Beiträge ebenso willkommen, wie die höheren, ja eS scheint auf dem Schrrslein armer Frauen und Wittweu in dieser Bewegung ein ganz besonderer Segen zu ruhe«.' Zu der weiteren Verbreitung der Mäßigkeit-bestrebungen in Lachsen haben «. A. auch di« Verhandlungen de» Landtag» über die Petition de» Dresdner BezirkSverrinS, die Errichtung «ine» Trinker- Asyl» und di« Entmündigung von Trinkern betreffend, viel beigetragen. Noch kurz vor Schluß de» Landtage» hat die erste sächsische Kammer über je»« Petition verhandelt und beherzigen!! werthe Rathschläge zur Mrdrrung der Mäßigkeit-Vewegung durch ihren Referenten, Herrn Rittergutsbesitzer Sahrer von Sahr, und Kammerherr« von Schönberg- Mockritz ertheil». Der zuletzt erwähnt« Redner empfahl zunächst di« ueueutstandeneu Vereine gegen den Mißbrauch geistiger Getränk« und ihre literarischen Organe, wie das .BolkSwohl", und rieth der Regierung, in ähn licher Weise eiuzugreifeu, wie eS die schwedische und holländisch« Gesetzgebung bereit» grihan habe. Er glaubt«, daß auch durch Lehren und Direktiven an die mittleren und unteren Behörden viel erreicht werden könne und erwähnte u. A. als eine Eigruthümlichkeit: „daß in den mit Kirschpflavzuogen gesegneten Theile« d«S sächsischen Lunde» wiederholt ein« große Anzahl, im vorigen Jahre allein 386, Schavkstätten in Kirschhütten anf die Dauer von ungesähr 8 Wochen genehmigt worden seien." Der Her« Staatsminister von Nostitz-Wallwitz benutzte die Gelegenheit, «m seine wohlwollende Stellung zu der Frage durch eine Reihe bedeutungsvoller Erklärungen zu kennzeichnen Im Einklänge mit den Erklärungen de» Herrn Staat-minister- stehen folgende Bemerkungen der Königlichen Thronrede, womit der Landtag am 28. März geschloffen wurde, die man wohl auch mit ans die Mäßigkeit-bestrebungen beziehen darf: .Anch sonst haben fich au» Ihren Verhandlungen und Aus sprachen mannigfache Anregungen in der Richtung der Hebung de» sittlichen und leiblichen Wohles der Bevölkerung ergeben, welchen weine Regierung bereitwillig ihre Aufmerksamkeit «ud eingehende Prüfung zuwenden wird." Mao darf wohl sag««, daß Fürst, Volk und Regierung Sachsen» im Kampfe gegen den tückischen inner« Feind Alkohol einmüthig zu- sammevstrhe». Der Vorstand de» Dresdner BezirkSverrinS gegen den Mißbrauch geistiger Getränke spricht daher am Schluffe seine» neuesten Jahresbericht» mit vollem Recht auch den hohen StaatS- uud Gemeindebehörden und allen Redaktionen der sächsischen Press«, sowie den Spendern großer und kleiner Gaben den wärmsten Dank für die Förderung de- VereiuSwerke» aus.' „Wir stehen" — so schließt der Bericht — „erst in den Anfänge« der Bewegung und dürfen daher noch keine großen Erfolge erwarten. Wenige Jahre können mehr verwüste« als Jahrzehnte wieder gut machen können. Die Zeiten deS wlrthschastlicheu Aufschwunges nach dem Kriege haben das deutsche Volk in schwere Versuchungen geführt, von denen wir uns nur langsam befreien können. Aber die Ertenvtniß deS Nebels wird auch die Heilung desselben erleichtern. Jeder kann persönlich und lokal dagegen aakämpsen und unglückliche Opfer der Trunksucht erretten Helsen oder doch den Familien delstehen Wer auch nur ein einzige» Kind verlorener Trinker au» dem Elend ewporzieht, Hilst mit am VolksAM^arhei-teo. M brtzarf dazu aber einer wachsenden, Phalanx entschlossener Streiter. Wer nicht gegen nuS ist, trete ä> ^ offen für uns ans und schließe fich unserm Verein au!" 8.-0. Politische Rundschau. Chemnitz, den 5. April. — Deutsches Reich. Unter dem Präsidium des Reichs kanzler» fand Sonntag Nachmittag eine Sitzung de» preußischen Staat-mInisterlnmS statt, in der man sich mit den neuen Brannt- weinfieuervorlagen beschäftigt haben dürste. Es soll im Plan der Regierung liegen, die erste Berathung der Entwürfe «och vor Ostern im Reichstag vorznuehmen, sodaß also die Ferien desselben sehr spät beginnen würden. Die Commission, welcher die Speclalberathnng der Besitz! übertragen werden würde, soll dann auch während der Ferien arbeite«. — Wir wollen doch abwarten, ob die Dinge so sehr schnell vor sich gehen werden. ES könnte dar nur der Fall sein, wenn die Grundzüge der neuen Gesetze den verbündeten Regierungen schon vor längerer Zeit zur Prüfung bekannt gegeben wären. — Dem BundeSrath ist ein Gesetzentwurf betr. die Verschärfung der Bestimmungen über die unter Ausschluß der Oeffenttichkeit statt findenden Gerichtsverhandlungen zugegangen. Von besonderer Wichtig, keit ist dabei, daß unbetheiligten Personen die Anwesenheit bei solchen Verhandlungen Nicht mehr gestattet werden soll. Außerdem kann der Vorsitzende die Geheimhaltung der bei der Verhandlung betheiligten Personen derart zur Pflicht wachen, daß die Verletzung mit Strafe bi» 1000 Mark oder bis zu 6 Monaten geahndet wird. Unter die- selbe Strafe wird die Veröffentlichung durch die Presse von Berichte« über Gerichtsverhandlungen, welche unter Ausschluß der Oeffenttichkeit stattfinden, gestellt. — Die PetitionSkommisfion des Reichstage» hat die ihr zuge- gangeuen Petitionen gegen die Trunksucht berathen und dieselben als nicht geeignet zur Erörterung iw Plenum mit Rücksicht darauf be zeichnet, daß vom BundeSrath bereit» eine Erhebung über diese Frage veranstaltet worden ist. —m. Während im deutschen Reichstage die belgische« Ereignisse bisher nur als gnteS Beweismittel gegen den Sozialismus verwendet wurden, hat man in Berlin wohl kaum eine Ahnung — so wird uns aus Koblenz geschrieben —, wie wir hier am Rhein bereit» die Folge« zu spüren beginnen. Schon treffen im Weinhandel da und dort Abbestellungen ein, belgische Jndnstriewaaren bleiben an-, und deutsche Geschäfte, welche ihre Lieferungen darauf gegründet hatten, gerathen mit ihren Verpflichtungen in schwere Verlegenheiten. Bor theile dürfte nur die Kohlenindustrie an der Saar und Ruhr haben, welche bereits Ordre» aus Belgien erhalten hat und ihre Arbeit»- kräfte vermehren will, wenn wenigsten» halbjährige Bezüge garantirt werden. Die rheinischen Behörden haben nn» auch di« Einwanderung der arbeitslosen Wallonen an» Belgien ernst in» Auge zu fassen, und dieser Punkt ist durchaus nicht unbedenklich, denn e» findet ohnehin schon alljährlich i« Frühling ein Hereinströmen der belgischen Ziegel arbeiter und Fabriklente statt, welche» sich diesmal sehr wahrscheinlich verstärken wird. — Die endgültige Entscheidung, ob Friede zwischen Berlin und Rom oder nicht, scheint nahe bevor zu stehen. Nach wiederholten Conferenzeu zwischen dem Reichskanzler, dem CultuSminister und dem ans Rom in Berlin eingetroffenen Gesandten von Schlvzer und eifrigem Depeschenwechsel mit Rom ist die Kirchencommisston de» Herrenhauses telegraphisch sür heute einberuf«». Auch der Bischof von Fulda wird also wieder nach Berlin kommen. Nun werden wir ja bald klar sehen, ob auch dieser Versöhnung-Versuch zwischen Staat und Kirche vergebens gewesen ist. Der Ausgleich wird wohl doch erfolgen. — Die überseeische Auswanderung au» dem deutschen Reich betrug im Februar d. I. 2833 Personen, von heue» 1664 an» Preußen waren. Bon Beginn de» Jahre» bl» Ende Februar find auSgewaodert 4711 Personen gegen 6580, 10,504, 13,516 und 14.538 im gleichen Zeiträume der Vorjahr« bi» 1882 zMck. Die Abnahme der Auswanderung dauert also erfreulicherweise fort. Italien. Seit Donnerstag ist Mailand von Lrbeiteruuruhe» heimgesucht, über deren Ursachen und Verlauf von dort gemeldet wird: „Die unzeitige Verfügung de- Mailänder Gemeinderathe-, daß nur rin halbe» Kilo Brot steuerfrei eingesührt werden dürfe, hatte unter den Arbeitern viel Aufregung hervorgerufen'und anZdeu Thoren kamen schon am Donnerstag früh ernste Auftritte gegen die Zollwachen vor. EI» von Arbeitervereinen gezeichneter Aufruf lud fuun für Donnerstag Abend da» Volk zu einer Protest-Versammlung anf dem Domplatze ein. Obwohl der Aufruf ein Aprilscherz war, fanden fich um 8 Uhr Abends doch mehrere tausend Menschen auf dem Platze ein, und da Niemand sprach, bewegten fit, fich langsam dem Nachhause zu. Die Polizei trieb fie auSeinayder; ein Theil wälzte fich nach der Passage Victor Emanurl, wo di« VtrkaufSläde» geschloffen worden waren. Steine flogen gegen die Fenster der Häuser, und die elektrischen Lampe« des DomplatzeS wurden zer trümmert. Zwei Alpenjäger. Compagnien, di« im Laufschritt heran- gekommen waren, säuberten den Platz. Dreißig Verhaftungen wurde» vorgenommen; ein Soldat wurde leicht verletzt, vo« den Waffen jedoch kein Gebrauch gemacht. Auch im Laufe de» Freitag» kamen verschiedene Tumulte vor, welche Verhaftungen nothwendig machten. Der Domplatz wurde militärisch besetzt. Der Gemeinderath hat seine Verordnung widerrnfen. Belgien. General van der Smisserr hat der Regierung amt lich mitgetheilt, daß die Unruhen im Streikgediet z« Ende find, wenn anch der Streik hier und da noch fortdauert. Weiter hat der General eine Ordre au die Kommandanten der unter seinem Befehl stehenden Trappen erlasse«, in welcher er befiehlt, sorgfältig auf die Bertheilung anarchistischer Schriften in der Armee zu achten und die Soldaten über den Aufruhr aufzukläreo. Ein Beweis für die Behauptung, daß die Soldaten den Arbeitern vielfach Sympathien entgegeubrachten. — Die Regierung in Brüssel hat sämmtliche Gouverneure der Provinzen angewiesen, die Zahl der unbeschäftigten Arbeiter festzustelleo. Die für diesen Sommer geplante Arbeiter-Massenversammlung in Brüssel ist verboten. England. Die City von London — die großen Handelr- uvd Geldsürsten — haben fich einstimmig gegen Gladstoue'S irische Pläne ausgesprochen. Da» hat großen Eindruck in England gemacht» mehr als bisher glaubt man, Gladstone werde im Parlament nicht dnrchd,lugen. — Ei» große» Lob hat der englische UnterstaatSseeretär Pryce de» deutsche« Kausleuten gezollt. Ein Abgeordneter wie» darauf hin. daß die Deutschen den Engländern im Auslände vielfach erfolgreich Toncurrenz machten und forderte entsprechende Maßnahme« zur Förderung der englischen Handels. Der RegieruugSvertreter ant wortete, die Briten möchte» sich nur die Deutschen zum Vorbild nehmen. Diese seien nicht nur mit geringerem Gewinn zufrieden, sondern auch fleißiger. Rußland. Das Loshacken auf die Deutsche» in den Ostsee provinzen ist so recht in dem Geschmack der panslavistischen russischen Blätter; ihr Schmerz ist nur noch der, daß die westlichen Provinzen Rußlands von Deutschen überfüllt seien. Auch gegen dies« werde« Maßnahmen gefordert, die freilich nicht den Charakter von Repressalie» ans di« RuffenauSweisungen au» Preußen tragen dürsten. — ES wird behauptet, dl« Reise des Czare« nach Südrußland hänge mit eine« eventuellen Vorgehen gegen Bulgarien zusammen. Schweden Norwegen. König OSkar von Schweden hat vier Söhne,- wenig Prioatvermögeu und nur ein« Tivilliste von 1992 700 Mk , in welche noch die Apanage des Kronprinzen ein« begriffen ist. Der zweite Sohn, Prinz Oskar, wird nächsten» 28 Jahre alt und da fand e» der König für recht und billig, daß derselbe auch eine persönliche Apanage erhalte. Der StaatSrath billigte de» König- Forderung und legte dem schwedischen Reichstage eine» bezüglichen Gesetzentwurf vor. Die Kommission hat aber die Ablehnung der Vorlage empfohlen. Man hat dem König vorgerechuet, daß seine Söhne von ihrer Großmutter, der Königin Josephine, ein hinreichend großes Kapital geerbt haben, um von den Zinsen derselben leben zu können. Orient. Die Lage auf der Balkanhalbinsel hat fich erheblich ernster gestaltet. Fürst Alexander von Bulgarien hat der Türkei gegenüber ausführlich motivirt, daß er die fünfjährige Ernennung zum Generalgouvernenr von Rumelien mit Rücksicht auf Bulgaren und Rnmelier, die im letzten Kriege so große Opfer gebracht, ablehnen müsse; er stehe treu zum Sultan, und gerade in dessen Interesse könne er den Vorschlag nicht annehmeu. Auf Rußlands Antrelben halten aber die Großmächte au den fünf Jahren fest und heute, Montag, soll «ine Botschafterconferenz in Konstantinopel zusammen, trete«, um den entscheidenden Entschluß zu fassen. Wenn der Fürst aber dann nicht gehorcht? Daß in Rußland Neigung zu einer Oc upation von Bulgarien vorhanden ist, ist ganz außer Frage — Mit dem neuen Ministerium RisticS in Serbien ist «» in allerletzter Stunde nichts geworden. Geheime Eiuslüsse von Wien ans scheine» den Amtsantritt de- RuffenfreundeS RisticS verhindert zu haben. Der frühere Minister Garaschanin ist von Neuem zu König Milan bernfen. — Trumps auf Trumpf! Die griechische Regierung fordert von ihrer Kammer mehr Geld und mehr Soldaten, Zur Antwort ist die europäische Flotte bei Kreta um 6 österreichische und 4 eng tische Torpedoboote vermrhrt, ein Beweis, daß die Großmächte sich nichts bieten lassen wollen. V«S dem Reichstag. —an. Berlin, dm 4. April. Da» neue Zuckerstruergrsetz ward gestern in dritter Lesung an genommen. Bei der zweiten Berathung war über die Höhe der Rabensteuer Und der AnSfuhrvergütnug kein« Einigung zu Slaude gekommen. Jetzt wurde aus Antrag de» Abg. Gtolberg (kous.) be- schloffen, die Rübeufteur« auf 1 M. 60 Pfg., die AnSfuhroergütuog sür Rohzucker bi» 30. September 1887 auf 17 M. 40 Pfg, von da ab auf 16 M. 40 Pfg. festzusetzeu. De» Rest deS Gesetze» wurde unverändert genehmigt. Außer dem Antrag Stolbrrg lag noch «in solcher de» Abg. Bormann (srrikons ) vor, di« Rübensteuer auf 1 M. 70 Pfg., demgemäß die AuSfnhrvergütung in entsprechende, Höhe festzusetzeu. Der Antrag fand die Unterstützung vo» Freikonservative» - -'.'S r -M -'N ' ^
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