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Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188605132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860513
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860513
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-05
- Tag 1886-05-13
-
Monat
1886-05
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.05.1886
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Täglich« AlnLeryattitNgsölakt zum Sächstscheu Laudes-Anzeiger. dl« Mutter diesen leichtsinnigen, flatterhaften Menschen geliebt hatte. still! — Da war ja auch ein Blatt von anderer Hand ge- »och . . schrieen, ein Albumblatt, er lautete: Weil ihre« Leben-Honig Du in Mermuth verwandelt; Kehre drum um. Du, mein Freund, und tändle nicht so mit Herzen, Daß Dich dereinst nicht so viel betrogene Herzen verklagen Droben beim Bott der Liebe I- nnd war nnttrzrichuet: Baron von Dobeurck. »Dl« Lied« macht blind/ flüstert« fie, »und wenn auch Adalbert — da» Wort erstarb ihr ans den Lippen, fie wagte den Gedanken nicht ««»zudeuken. Und wie fie nun Blatt um Blatt mit rührender Spannung verfolgte, da fand fie mitten zwischen den Blättern in winzig kleinem zierlichem Etuis den Ring, de« der flatterhafte Löwensprung der Mutter al» Leiche» seiner Treue verehrt hatte, gewesen war! Er hatte der Mutter religiöse- Gemüth gekannt und ihr dadurch eine freudig« Ueberraschuug bereitet, daß er den Ring jenen Ringen Hatte Nachbild«, lasten, welche im Lntherhause in E ... den Frem- de» al« Copien de, Tramiuge Luther- und Latharina von vora'S -ezeigt werde«, ei« von einer Schlang« umwundene» Kreuz. Der Pietät ihrer Mutter vor jenen Reliquien hatte er freilich in finniger »eise Rechnung getragen, und doch ließen die Symbole Kreuz nnd Schlang« eine ganz andere Deutung zu. Da» Srenz verglich fie mit dem gläubigen, liebenden und verlraneudeu Herzen der Mutter und die Schlange mit de« Verführer, der e» umstrickt «nd vergiftet hatte. »Und wenn Adalbert auch eine solche Schlang« wäre, deren Biß «ich vergiftete," dachte fie, »er wäre mein Tod!' Sie hatte da» Haupt auf die Hand gestützt und schaut« träu «erisch vvr sich hi«, und Thränrn der Wrhmuth glänzten in ihren Augen. La flüsterte plötzlich eine Stimme: »Du weinst, Louise?" Sie erschrak: »Adalbert!" stammelte fie. Er hatte fie überrascht, die Bewegung ihre» Semüthe» belauscht. »O, Adalbert, wie hast Du mich erschreckt," haucht« fie erröthrnd. »Dn bist betrübt, Louise I" sagte er bekümmert «nd blickte dabei auf die Blätter. »Sethrilt«, Schmerz ist halber Schmerz. Jetzt laß »ich Leineu Kummer thrilen." »Adalbert!" erwiderte fie wehwülhig. »Deine Freundschaft thut mir wohl! Mau sagt ja, Freundschaft wäre ewig!" »Und Liebe nicht?" fragte bewegt und schüchtern der junge Manu. »Ach, Adalbert!" — eutgrguete fie traurig und schaute ihn mit ihren milde» blauen Augen treuherzig au. »Freundschaft ist wohl denkbar zwischen Personen verschiedener Stände, Liebe dagegen kaum. Der Liebe trete« meist Haß, Verfolgung, Standerunterschiede und Stande»vornrtheile störend entgegen." »Und bist Du mir nicht mehr al» Freundin, und willst Dn mir auch nicht mehr werden?" fragte Adalbert betrübt. Ihr Herz stockt»? fie wagt« den Blick, der auf den Blättern «nd dem Etat mit dem Ringe noch immer ruhte, nicht z« erheben. Er ergriff ihre Hand und führte fie au seine Lippen: »Und genügt Dir mein treue» Herz nicht? Willst Du nicht für immerdar mein eigen sein?" — flüsterte er zärtlich. Die ermahnenden Worte der Mutter, die fie soeben gelesen, hallten noch ln ihrer Brust wieder» Lüttich'» steche gebrechlich« Gestalt stand plötzlich vor ihrer Seele; sein milder Blick schien abznmahnen, «nd dazu gesellte sich Haller mit ernster, abwehrender Gebilde. Aber Wie st« a«ch alle »yarnte«, fie batte« keine Macht über da» liebende Herz Louisen», da» magnetisch sich zu Adalbert'» Herz hinge, zogen fühlte. Stnmm sank fie au seine Brust und duldete den inbrünstigen Knß, deu er auf ihre Lippen drückte. »Und warum weint meine Louise au ihrem Geburt-feste?" fragte er in zärtlicher Besorgniß. »Ich wein« um meine arm« Mutter, die so unsäglich gelitten," — betheuerte fie unter Thränen — »bi» fie endlich in meine» Vater» Liebe, besten Stand zn dem ihren poßte, da» Leid vergessen konnte, welche» ihr rin trenlosrr Geliebter zugesügt hatte. Bon all' der Seligkeit ihrer ersten Liebe war ihr Nicht» geblieben al» die schmerz« voll« Erinnerung. Und ist e» der sorgende» Mutte« zu verargen, wenn fie ihre Tochter vor so bitteren Täuschungen zu bewahren suchte, wie fie selbst so schwer empfunden?" »Gewiß nicht!" versicherte er aufrichtig. »Auch unseren Wünschen, «eine Louise, werden sich Hinderniste in den Weg stellen, aber wir werde» fie durch Geduld um» Ausdauer besiegen. Besonder- werden wir mit meiner Mutter einen heißen Kampf zu bestehen haben. ES ist sogar möglich, daß fie ihre Einwilligung z« unserer Verlobung nicht gebe« wird, allein ich werde ihr Beharrlichkeit entgegensetzen! die ihm brvorstand, der Math. Er erhiug sich im Gefängniß zu Bridewell nnd entging so dem Galgen. Eine« Erfolg wie Charle» Prire hat keiner der späteren, zu« Theil sehr geschickten Banknoten- fälschrr wieder gehabt. Luftcuvort Wuufie-el, In Deutschlands Mitten, litt Frankenlaud, Da liegt ein Städtlein im Thale, Die Perle des Fichtelgebirges genannt. — Wie lacht eS im Sonnenstrahle Dem Wandrer zu von nah und fern; Und lüstern spricht er: Hier möchtest Du gern Vergnüglichen Einstand halten. IV. Im Jnseratentheil dieses Blatte- fanden wir dieser Tage eine vom dortigen CurortS-Verein ausgehende Empfehlung des Luftkurorte» Wunsiedel im Fichtelgebirge. Der Umstand, daß wir im verflossenen Jahre einen mehrwöchentlichen Sommerfrischen- Aufenthalt in jener freundlichen und gastlichen Stadt im Rö-lathal genommen, berechtigt uns wohl, jener Empfehlung noch einige Worte hinzuzusügen und die Aufmerksamkeit der Leser auf jenes unmittelbar an der Bahn gelegene Absteigequartier der FichtelgebirgSbesucher zu lenken. „Ich bin gerne in Dir geboren, kleine, aber lichte Stadt!" sagt unser berühmter LandSmann Jean Paul Friedrich Richter, eiu Wunfiedler Stadtkind. Und er hat Recht. Prächtig und einladend breitet sich daS Landstädtchen vor dem Besucher aus, und steigt er auf den unmittelbar an seinen Häusern gelegenen Katharinenberg mit seinen schattigen Laubanlagen, so liegt Wunsiedel so freundlich und malerisch zu seinen Füßen, daß der Blick mit ganz besonderem Vergnügen und Behagen auf dem lieblichen Bilde verweilt. Und ringsum sieht er, bedeckt mit grünem, ozon reichem Wälderkronz, die stolzen Bergriescn de- JichtelgebirgS auf steigen, von der Köstrine und der Luisenburg an bis zur hohen Mätze, zur Platte, zum Nußhardt, Ochsentopf, Schneeberg, Rudolfstein, ja in weiterem Umkreis bis zum hohen Waldslein und Kornberg. ES ist eiu wundervolles Panorama, und wenn auch die harzduftigen Nadelwälder dieser Höhen nicht bi» zum Städtlein reichen, so senden sie doch von allen Seiten ihre gesunden Lüste und Düfte zu un» herüber: »Und auS de« Wäldern, die ring» umher Die stolzen Höhen bekrönen, Zweifle de-halb nicht an der Redlichkeit meiner Gesinnungen. Verlaß Dich auf wich! Ich werde Dein Vertrauen nicht vernichte«, wie jener Gewissenlos« den Glauben Deiner armen Mutter vernichtet« O versprich mir, daß Du «rin sein willst und daß keine Macht der Erde uu» trennen soll!" »Ich verspreche er!" hauchte fie «nd sank in tiefer Rührung an seine Brnst. »So fest ich der Fügung de» Himmels vertraue, so fest glanbe ich au Deine Liebe und Treue, mein Adalbert I" lispelt« fie. Daun ergriff fie da» Etui», nahm den Ring heran» und schob ihn an den Finger de» Geliebten. »Dieser Ring" — sagt« fie mtt fast feierlichem Ernst — »sollte auch ein Symbol treuer Liebe sein, allein jener Mann, der ihn meiner Mutter verehrt«, hat die Treue gebrochen; Tu, Adalbert, wirst den Ring wieder zu Ehren bringen. Die Schlang« sei Dir da» Leichen de» Zweifels, welche da» Kreuz de» Glauben» be siegt hat!" »Meine Braut, meine süße Braut!" rief Adalbert in höchster Glückseligkeit und schloß die Geliebte in seine Arme. Dahereilende Schritte schreckte« fie auf. Ein Mädchen trat in die Laube und meldete Haller'» Ankunft. »Ich möchte jetzt nicht mit ihm Zusammentreffen," sagte der junge Bräutigam zur wonuestrahlendeu Braut, nachdem da» Mädchen sich wieder entfernt hatte, »ich sehn, mich nach Alleinsein, damit ich mich wieder sammeln und der allgütigen Vorsehung für da» hohe Glück danken kann, das fie mir beschiedeu. Meine erst« Aufgabe wird daun sein, mich Hedwig zu entdecken und mich mit ihr zu ver- tändigeu, um deren Hand meine Mutter ohne wein Dazulhuu nnd wider mein Wiste« bereit» augehalten hat. Bei Onkel Dobeurck ist eS zweifelhaft, ob er für oder wider nn» sein wird; jedenfalls will ch mich ihm,vertra«en «nd ihn um seine Vermittelung bei »einer Mutter bitten." Louise reichte ihm die Haud, dir er zärtlich küßt« «ud verließ dann die Laube. Sie hatte ihm die Blätter und Briefe zurückgelaffen und ihm auheimgestellt, Keuutuiß von deren Inhalt zu nehmen. Mit lebhaftem Interesse la» er di« Leiden eine» vrrratheneu FrauruherzeuS. Sein Interesse steigerte sich aber zur sittlichen Entrüstung» als er in dem Treulosen jenen eitlen, alten Manu, den Oberstleutnant von Löwensprung, Hedwig- Vater, entdeckte. Auch das Albumblatt des OukelS fand er und «S berührte ihn aus'S Angenehmste, den Ausdruck seiner ehrenhaften Gesinnung zu lesen, Zu seiner nicht gerade freudigen Ueberraschuug trat plötzlich Bruno Haller in die Laube. »Guten Morgen, Herr Baron!" grüßte er kurz und gewesten, lldalbert dankte höflich, konnte sich aber de» Bangen» nicht erwehren, da» er stet» empfand, so oft er diesen stolzen, selbstbewußten Mann erblickt«. Mit unsicherer Stimme bat er deu Administrator, Platz zu nehmen. »Danke!" lehnte derselbe ab. »Wa» ich Ihnen zu sagen habe, wird nur kurz sein. Ihre Frau Mutter hat sich di« uunvthige Mühe gemacht, mich um mein« Einwilligung zu Ihrer Berheirathung mit Fräulein von Löwensprung zu ersuchen. Ich brauch« Ihnen wohl nicht erst zu bedeuten, daß die Herzensangelegenheit meiner Mündel nicht zu meinem Ressort gehört. Wohl aber halte ich'« für eine meiner ernstesten Pflichten, meine andere Mündel zu bewahren, »aß fie ihr Herz durch Ihr LlebeSgeflüster nicht bethörrn läßt, Herr Baron I" fügte er finster hinzu. Ada'bert ergriff ruhig seine Haud und sagte lm Tone treu herzigster Aufrichtigkeit: »Sie verkenne« mich, mein lieber Herr Haller! Ich mein« e» ehrlich mit Louise und habe die redlichste» Absichten. Sie und keine Andere wird mein Weib. Bo« einem Bethörrn meiner Geliebten oder vielmehr meiner Braut kann keine Rede sein!" Der Administrator blickte überrascht auf und rin spöttisches, ver ächtliches Lächeln glitt über sein ernstes Gesicht, daun sagte er ernst und gemessen: „Ihr Wort in Ehren, Herr Baron, allein — ich will Sie damit keiueswegs kränken — an dem Felsen des BorurtheilS sind schon unzählige Schiffe zerschellt, die größere Widerstandskraft entgegen zu setzen hatten. Energischere Naturen, al» Sie, Herr Baron, haben in Eingehung einer sogenannten Mesalliance sich und Andere elend gemacht. Deshalb möchte ich Sie doch warnen, sich nicht in Ge fahren zu stürzen, denen Sie kaum gewachsen sein dürften. Ich habe ein Recht und eine Pflicht dazu, meinen Einspruch gegen Ihr Ber- hältniß zu Louise StockhauS zu erheben, al» der bestellte Beschützer dieser meiner Mündel «nd arme» Waise." „Ich habe eine andere Erklärung von Ihnen nicht erwartet", entgegnet« Adalbert gelasten, »und ich ehre Ihre Sorge für Louise. Weht von Ozon ein ganzes Meer. Da lernt man erst gewöhnen An richtiges Athmen die enge Brust; Und weiter wird sie, daß sie voll Lust Den Lebensbalsam aenieße" Za rein und frisch, kräftig und erquickend ist die Lust in jenem Bergstädtchen, für Jedermann zu empfehlen, der einmal auf einige Zeit den Staub und Ruß der Großstadt aus Lunge und Seele spülen will! Außerdem wüßten wir keinen besseren und gelegeneren Ausgangspunkt für leichte und lohnende Ausflüge nach all den herrlichen, aussichtsreichen Höhepunkten, die wir oben genannt. Wer mit einer auch nur einigermaßen guten Karte ausgerüstet ist, der kann sich ohne jeden Führer getrost den Wegen anvertrauen. Die Gebirgsvereine haben dort allenthalben so ausgezeichnet gesorgt, alle lohnenden Punkte durch gangbare Wege verbunden und letztere selbst mit ausreichenden Wegzeigern versehe«, daß der Wanderer kaum je in irgend welche Verlegenheit geräth. Selbstverständlich ist in Wunsiedel für weitere Partien aufs Beste für billige Fahrgelegenheit gesorgt. Die Krone des Städtchens, der Hauptwallfahrtsort für die Besucher ist und bleibt aber die nahegelegene Luisenburg mit ihren merkwürdigen, alle Zauber der Romantik in uns erweckenden Felsen wundern. „Diese merkwürdige Höhe ist wie ein klassisches Buch; in diesem entdeckt man immer mehr Schönheiten, je öfter man es liest." Stundenlang kann man in den waldschattigeu Felsenlabyrinthen umherstreifen, in deren verborgensten Grotten uns das geheimniß- volle LeuchtmooS märchenhaft entgegenstrahlt. Am Fuße der Luisen burg winkt uns daun Alexandersbad mit seinen herrlichen Anlagen und seiner heilkräftigen Stahlquelle. Was den Aufenthalt und die Verpflegung in Wunsiedel anlangt, so ist man da aufs Beste aufgehoben. Liebenswürdige, offene und von der modernen Ausbeutungssucht noch freie Menschen bereiten uns angenehme, billige Herberge. Gern übernimmt es der besorgte und gefällige Curortsverein, für den Sommerfrischler entsprechende W hm ungen auszumachen. Speise und Trank in deu Gasthöfen find ebenso empfehlenSwerth als billig. Wenn wir in dieser Hinsicht auf da- „Hötel Einhorn" und auf das Gartenrestaurant vom „Weinmüller" besonders Hinweisen, so thun wir da» mit gutem Gewissen und auf Grund eigener, sehr erfreulicher Eifahrungrn. — Die gesellschaftlichen Verhältnisse in einer Stadt, welche eine Realschule, eine Präparanden- schule, ein Gerichtsamt, ein Reut- und Forstamt :c. besitzt, find Ich weiß, daß fie neben mir keinen treueren Beschützer haben kau»„ als Sie eS find. Ich verhehle mir auch keineSwea», welch' schwer« Kämpf« mir nnd auch Louise bevorstehe«, allein ich bin fest entschlossen, muthig ouSzuharreu." Die Ruh« und Besonnenheit des jungen Mauue», de» er sich gewöhnt hatte mit Geringschätzung zu betrachten, impoüirte Bruno. Er schüttelt« traurig da» Haupt uud sagte mehr zu sich selbst als z» dem jungen Manne: »Sonderbare Fügung, daß fast all« Personen, di« meinem Herzen im Lebe» am nächsten stehen, Opfer der Vor- «rthrile und der Mesalliance werden mußten, jetzt auch Dn, Sonst,- D« sanfte Taube!" Er ergriff de» BaronS Hand und sagt« bewegt: »Roch einmal mein junger Freund, lasten Sie sich warnen! Sie find wahrhaftig dem Kampfe nicht grwachsin, der Ihrer harrt. Sehen Sie Ihren Onkel Dobeurck, einen Manu, der Achtung der Edelsten Werth; auch er mußte in diesem Kampfe unterliegen. Meine Tante, eine muthige furchtlose Frau fie wurde ebenfalls infolge einer sogenannten Mes alliance liefernd." Eben trat Louise in di« Laube. Sie hatte di« letzten Worte vernommen. Schweigend ergriff sie Adalbert'» Hand, legte fie in Bruno» Rechte uud sagte mit einer Bestimmtheit, di- Haller bisher nicht an ihr wahrgenommen: „Ich werde mit Adalbert auSharren, «aS auch kommen mag." „Da» ist der Tag de» Herrn!" erscholl e» Plötzlich, SchäferS SonntagSlied von Konradiu Kreuzer, von schönen kräftigen Männer stimmen gesungen von außnhalb der Laube. Uuwilllürlich horchte da» junge Brautpaar sammt dem Vormund auf deu erhebenden Gesang. Es war ein feierlicher Moment, als die drei mit verschlungene» Händen der herrlichen Schöpfung Kreuzer'- lauschten. Al» das Lied beendet war, trat Haller hinaus. Acht Berg- scholaren au» E . . ., die Louise beim Hüttenmeister kennen gelernt, hatten dem GeburtStagSkiode diese Ueberraschuug bereitet. Sie waren eben auf dem Gute eivgrtroffeu «ud hrtten nach längerem leisem Suchen da» Festkind, dem ihr Ständchen galt, endlich in der Laube gefunden. Haller bat di« Herren, in die Laube zu treten und Platz zu« nehmen, und dort war eS, wo ihnen eine völlig vnverwuthe»« Mit- theilung wurde. Der sonst so schüchtern« Adalbert stellte ihnen in der gefeierten Louise seine Braut vor. Selbstverständlich erfolgten Glückwünsche; fie trugen indessen all« den unverkennbaren Stewprl de» Zweifels, so daß sich Adalbert ver anlaßt fühlte, zu erklären: „Meine Herren! Ich wiederhol« Jhue«, daß Sie uni ln dem Augenblicke überraschten, als wir im Begriff standen, dem Vormunde LouisenS unsere Verlobung auzuzeigeu, daß Fräulein Louise StockhauS vor Gott und den Menschen meine Braut ist uud ich verpfänd« Ihnen, ehreuwerthen Zeugen gegenüber, mein Wort, daß fie mein Weib werden wird!" Haller blickte noch immer finster drein, endlich sagt« er nnd seine Stimm« nahm einen feierlichen Ton au: „Nun wohlan denn! So nehmt auch meine Wünsche zu Eurer Verlobung. Möge Euch der Himmel vor all' dem Weh bewahren, das anderen, mir theuereu Personen au» dem Eingehen einer Mes alliance erwachse« ist, möge er Euch stärken in dem bevorstehenden Kampfe gegen da» Borurtheill" Er hielt tiefgerührt in««. Die Fra» des Ob,»Verwalters nebst Gemahl waren während seiner Worte ebenfalls in die Laube getreten, deu Besuch zu Tische zu bitten. Auch fie Ware» natürlich aus'» Höchste überrascht uud brachte« dem Brautpaare ihre Gratulationen dar. Man begab sich zu Tische. Der stille Adalbert hatte sich merkwürdig verändert. Eine ge wisse Sicherheit «nd Würde war au Stelle seiner bisherigen Schüchtern heit getreten. Nach aufgehobener Tafel erklärte Haller, nach Wimmelburg zurückzureiten, und der junge Baron, ihn begleiten zu müssen, Letzterer, weil er eS für sein« Pflicht halte, sein« Verlobung dem Onkel und der Familie Löwensprung anzuzeigen. Eben ritten die Beiden über den Schloßhof in Wimmelburg ein, al» der Oberstleutnant ans den Administrator loSging und diesen, der eben vom Pferde gestiegen war, zornig ersuchte, seine Bestie von einem Hunde abzuschaffeu. Hinter ihm stand Schorndorf, der beifällig lächelte, nnd in einiger Entfernung Frau Hnlda. Hedwig uud der Oberbergrath. „Weshalb?" «utgegnete Haller. „Weil ,» ein ganz infamer, lästiger Köter ist! Auf Ehre!" antwortete Löwensprung immer ärgerlicher. Fortsetzung folgt. äußerst angenehm. Die freundlichen Bürger, besonder» aber die Herren vom Curortsverein wetteifern, um den Fremden bald daselbst heimisch werden zu lasten. Und so sei denn das liebe „Wonnefiedel" allen Freunden einer gesunden, behaglichen und doch dabei einfachen und wohlfeilen Sommerfrische angelegentlich empfohlen. Ykrrs Nah and Fern. — Ein Akt von erschreckender Gefühllosigkeit wird aus der Gegend von Oberhollabrunn mitgetheilt: Ein Brunnen in Wolssbrunn war eingestürzt und ein darin arbeitender Maurergeselle verschüttet. Das Unglück pasfirte gegen Mittag und erst gegen 4 Uhr Nachmittags macht« man sich daran, den Verschütteten wieder auS- zugraben. Andern Tage» früh neun Uhr konnte man besten Hilfe rufe hören, allein statt nun mit verdoppeltem Eifer zu graben, setzte man sich nun zum Frühstück, ließ sich später auch daS Mittagessen wohl schmecken und drang erst nach beendeter Bespermahlzeit zu dem Verunglückten, der mittlerwelle — erstickt war. — Mord inFolge eines Gemeinderathsbeschlusses- AuS Lemberg erhält die „W. Allg.Ztg." telegraphisch die Mittheilung über den folgenden ganz unglaublich klingenden Vorfall: »Im Dorfe Sroki unterhalb Szczerzec sind in der letzten Zeit wiederholt Brände ausgebrochen, worüber das Dorf, wie begreiflich, in große Aufregung gerieth. Der Verdacht, die Feuer gelegt zu haben, fiel auf einen Mann, Namens Michael Kozak. Zur Berathung einer Abwehr trat der Gemeinderath zusammen und beschloß auf Grund einer privaten Besprechung, den Kozak standrechtlich zu richten. In Folge Auf forderung des Gemeindevorstehers Stephan Cioroch und zweier Bei sitzer vollstreckte auch tatsächlich ein Einwohner des Dorfes, Kryvko MySezyszyn, das über Kozak gefällte „Urtheil". Die Nachricht rief große Freude hervor. In Folge einer Anzeige verhaftete nun die Gendarmerie sowohl den Mörder Kozak», sowie den Ortsvorsteher und die beiden Assessoren. Eine GerichtSkommisston begab sich auS Szczerzec auf den Thatort. — Noth in Bosnien. In Folge de» siebentägigen Schnee- alles ist ganz SüdboSnien und der Sandschak Novi-Bazar tief ver- chneit. Auf den Berghängen herrscht 10 Grad Kälte, in Folge beste« st alles Obst erfroren und die weidenden Heerden find ohne Nahrung, >a das vorjährige Futter während de» Winters ganz aufgezehrt wurde. Eine Katastrophe ist bevorstehend. Für ven redaktionellen Theil verantwortlich: Franz S ötz« in Lhrnmitz. — Druck und Verlag Von Aleranber Wied« in
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