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«WWW Nr. 151. ^ 8. Jahrgang. Beilage Mn Sächsischen Landes-Aiyeiger. Sonntag, 1. Juli 1888. 7 Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. — Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz. Sächsisches. — Dresden, 30. Juni. Im Beisein einer Anzahl sachver ständiger Herren fanden gestern früh 8 Uhr die ersten Versuche mit einer Straßcnwaschmaschine statt, die der Erbauer, Herr A. Hentschel-Bcrlin, persönlich leitete. Vom Nathhause aus setzte sich der ungewohnte, von 3 Pferden gezogene Fahrcoloß, der viel neu gieriges Publikum angezogen hatte, in Bewegung, um mit Erfolg mehrere Straßen rein zu waschen. Die Henlschel'sche Straßen. Waschmaschine (Kostcnprcis 2000 Mk.) besteht aus einem Wasser- bassin, welches zur Vermeidung von Geräusch auf Papierrädcrn fahr bar montirt ist. Von dem Bassin aus führt ein Wassersprengrohr bis kurz vor die Deichsel. Unter dem Bassin befindet sich eine Transportirschraube aus Gummi, welche den Schmutz seitlich weg- transportirt, indem sie von der Axe der Fahrräder aus vermittelst einer Kette der Fahrrichtnug entgegeugetrieben wird. Diese Trans- Portirschraube, sowie das Wasserveutil werden vom Kutscherplatz aus durch einen und denselben Hebel aus- und eingerückt. Die gestern an- -gestellten Versuche erzielten auf den Asphaltbahnen die besten Erfolge. Auf gewöhnlichem Straßcnpflaster hatten die beiden Rappen mit der 60 Centnerlast — das Wasser fällt derb ins Gewicht — tüchtig zu arbeiten. Die compctenten Sachverständigen werden in Bälde das entscheidende Wort sprechen, ob die in anderen großen Städten für Praktisch erachtete Waschmaschine auch hier cingesührt wird. — Der Hauptgewinn aus der Berlin« Lotterie für die Bühnenge nossenschaft ist nach Dresden gefallen. Der glückliche Collccteur ist in diesem Falle unser Hofschauspieler Schubert und der noch glück lichere Gewinner der Reichstagsabg. Dampfsägewerksbesitzcr Grnmbt, hier. Der Gewinn ist ein complettes silbernes Tafelservice für 18 Personen im Werthe von 10,000 Mark! Herr Ärumbt wird auf dem Schlosse seiner Standcsherrschaft Gelegenheit haben, den prachtvollen Gewinn entsprechend anszunützen. Freilich anderen Leuten würde der Gewinn auch keine Schmerzen bereiten. — In Wittgcnsdorf findet am 8., 9. nnd 10. Juli das alljährliche Haupt- und Königsschicße» statt. Früher war das beliebte Fest nur am Sonntag dem Publikum zugänglich, doch wird der Verein der Schützen diesmal auch am Montag einen öffentlichen Ball veranstalten. Zwei ansehnliche Festzüge werden sich bilden, Leren einer am Montag den zum zweite» Mal gekrönten König von Lem Matthes'schcn Gasthaus in Chemnitz Schloß, der andere Diens tags die Königin aus dem Carola-Park in Markersdorf feierlich ein- l'vlen wird. Dienstag Abend soll im Gasthaus zur Sonne für die Schützen nnd geladenen Gäste solenner Ball stattfinden. — Die Kir sch cn tra n sp orte aus der Umgegend von Lom matzsch, Lenken, sowie dem Elbthale, namentlich von Cossebaude, nehmen jetzt täglich ungemein z». Transporte von 6—800 Centncr in den Pcrsoncnzügcn sind keine Seltenheit mehr. Sogar Heidel beere», die bei uns in reifem Zustand jetzt noch sehr spärlich zu finden sind, treffen bereits in größeren Mengen ans der Gegend von Muskau in Prcuß.-Schlcs. ein. § — Freiberg, 29. Juni. Ans der rechten Seite des Bahn einschnittes zwischen Muldenhüttcn und Freiberg löste sich gestern Nachmittags von einem Felsen ein mehrere Centncr schwerer Block ob und fiel auf das Gleis des Bahnkörpers, als der von Dresden tvmmendc Gülerzug schon in Sicht war. Obwohl der Bahnwärter sofort das Haltesignal gab, war cs doch nicht mehr möglich, den mit .zwei Maschinen und vollem Dampf herankommenden, mit 19,000 Centncr belastete» Güterzug rechtzeitig zum Halten zu bringen. Der Block wurde erreicht und theils auf die Seite geschoben, theils zer trümmert. Beide Maschinen erlitten hierbei bedeutende Beschädig ungen, doch konnte der schwere Zug bis Frcibcrg weiter befördert iverden. — Leipzig. Die feierliche Eröffnung des neuen Schlacht- und Vichhofes in Leipzig findet Mittwoch, den 11. Juli, Vormittags 11 Uhr statt. Zahlreiche Einladungen, worunter auch an die beiden Staatsministcr der Finanzen und des Innern unseres Königreichs, werden zu diesem Zwecke ergehen. — Aus Anlaß des verlängerten Belagerungszustandes sür Leipzig Stadt nnd Land ist jämint- lichen Ausgcwiesenen mit einer einzigen Ausnahme die Mitthcilung gemacht worden, daß ihre Ausweisung verlängert worden ist. — I» einer von ca. 500 Personen besuchten Maurer-Versammlung betraf der 1. Punkt der Tagesordnung die Verhandlungen des L. deutschen Manrcrcvngrcffcs, welcher in den Tage» vom 22. bis mit 25. Mai l. I. in Kassel abgehalteu wurde. Hierüber berichtete der von Leipzig entsendete Dclcgirlc Herr Zschcrpe. Derselbe konnte sich kurz fassen, da das Protokoll der Kasseler Verhandlungen in Brvchurenforin mit 84 Druckseiten vorlag. Den Schwerpunkt der Kongreßverhandlungcn bildete die Besprechung des Streits zwischen der in Hamburg ihren Sitz habenden Agitativnsconimissio» und der in Berlin unter Leitung des Herrn Keßler entstände, eu Gcgcnagitation. Der Streit zwischen beiden wird mit einer außerordentlichen Heftig ckeit geführt und zeichnet sich durch drastische Bezeichnungen, mit denen man sich gegenseitig beehrt, ans. Herr Zschcrpe empfahl mit großer Wärme das Festhalten an der e.gitationscommissiou als der obersten Behörde, welche die Einleitung eines Streiks zu bestimmen nnd zu Prüfen habe, ob ein solcher nothwcndig sei oder nicht. Tic Ver sammlung erklärte sich durch die Annahme einer Resolution mit dem Berichte des Delcgirten nnd mit dessen Vorschlägen einverstanden. — Der zweite Punkt der Tagesordnung behandelie die Lohnfrage. Hierzu theilte der Vertrauensmann mit, daß von den 300 zum Zwecke der Feststellung des Lohnsatzes ausgcgebcnen Fragebogen nur 150 wieder eingcgangen sind. Nach der Zusammenstellung derselben be trägt der Durchschnittslohn der Maurer in Leipzig 41 bis 43 Pf, erreicht mithin nicht den geforderten Minimalsatz von 45 Pf Der Redner und die Herren Zschcrpe und Zicßmer wiesen im Anschluß hieran auf den gegenwärtigen Stand dcS Bauhandwerks hin, nach welchen! es zur Zeit nicht thunlich erscheint, die Forderung durch Einstellung der Arbeit zu erzwingen. Scharf getadelt wurde hierbei die massenhafte Einführung der fremden Arbeiter, die jetzt in Leipzig die Straßen überfüllen. Die Versammlung nahm zum Schluß eine Resolution an, nach welcher sie erklärt, an dem sür dieses Jahr geforderten Lohnsatz von 45 Psg. fcstznhalten, gleichzeitig aber infolge der in anderen Städten geführten Streiks und der gegenwärtigen hiesigen Lage von einem Lohnkampf für jetzt absieht, den Vertrauensmann aber ermächtigte, sobald sich die Situation gebessert, die »öthigeu Schritte zur Durchführung der Forderung zu thun. — Leipzig. Vor dem Schöffengericht zu Leipzig (Amtsrichter Leonhardt) standen am 28. Juni der Ingenieur und Verlags-Buch händler Theod. Fritsch und die Buchdruckcreibesitzer Hüthcl, Hentzschel, Brückner und Niemann, angcklagt wegen grobe» Unfugs, verübt durch Herstellung und Verbreitung antisemitischer Flugblätter. Die Anklage schwebt schon seit Januar d. I. und hat eine längere Vorgeschichte. Die Verbreitung antisemitischer Flugblätter um die Weihnachtszeit hatte eine Anzahl jüdischer Gcschästsleute Leipzigs veranlaßt, bei der hiesigen Staatsanwaltschaft Strafantrag wegen „Beleidigung" und „Aufreizung" zu stellen. Als die Leipziger Staatsanwaltschaft ablehnte, appellirten die Denunciantcu a» die Ober-Staatsanwaltschaft in Dresden. Das Sächs. Oberlandcsgcricht in Dresden, als zuständiger »Gerichtshof, fctzteaber durcbciu Erkenntnißvoi»23.Fcbr.d.J.dieFlug bätter resp. deren Verbreiter außer Verfolgung, da es weder Beleidigung noch Aufreizung in dem Inhalte finden konnte. Die Antragsteller wurden zur Tragung der Kosten verurtheilt. Letztere versuchten nun, die Staatsanwaltschaft zum Vorgehen wegen groben Unfugs zu veran lassen. Da gleichzeitig von einigen Juden in Bremen, wo auch eine Anzahl der Fritsch'schen Flugblätter verbreitet worden waren, ein da hingehender Antrag gestellt worden war, so brachte die hiesige Staats anwaltschaft die Sache »ach längeren Vorerwägungen heute vor das hiesige Amtsgericht. Die Angeklagten waren sämmtlich erschienen und vertheidigten sich selbst. Es erfolgt zunächst die Verlesung einer An zahl Flugblätter und „Brennender Fragen". Fritsch bekennt sich als Verfasser dieser Schriften. Befragt, woher er alle die darin behaupteten Thatsachen kenne, erwidert er, daß die Judenfrage seit 8 Jahren sein Specialstiidium ausmache und er das Gesagte theils aus eigenen Beobachtungen, theils durch Studium der einschlägigen Werke ge wonnen habe. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft hält einige scharfe Ausdrücke in den Druckschriften für geeignet, in weiten Kreisen des Publikums, wenigstens bei den Juden, Unwillen zu erregen, und weist darauf hin, daß in solchen Fälle» auch durch die Presse das Vergehen des groben Unfugs als verübt betrachtet werden müsse. Fritsch erwidert und führt näher aus, daß seine Flugschriften nur erweisbare Thatsachen enthielten. Unter „grobem Unfug" könne man doch nur die Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Ordnung, muth- willige Sachbeschädigung ic. verstehen, und dergleichen sei durch die Verbreiter der Flugblätter keineswegs begangen. Wolle man die „Erregung von Unwillen" schon als „groben Unfug" betrachten, so würden die Staatsanwaltschaften bald viel zu thun bekommen. Die Verhandlung, die über 3 Stunden gedauert hatte» endete mit kosten loser Freisprechung aller Angeklagten. — Gewitterschäden. In Hartmannsdorf beiKirchberg ist die Scheune des Gutsbesitzers Friedrich Meyer durch Blitzschlag entzündet worden und abgebrannt. — In Culmitzsch bei Berga nng ein Wolkenbruch nieder und in Teichwolframsdorf, Stöcken, Trünzig und anderen Nachbarorten ein von Schloßen begleiteter wolkenbruchähnlicher Regen. Der dadurch entstandene bedeutende Schaden hat-sich noch nicht übersehen lassen. — Bei Groß schönau (Oberlausitz) schwoll die sonst ziemlich wasserarme Lausur infolge eines bei Obergrund nicdergegangenen Wolkenbruchs in ganz kurzer Zeit derart an, daß die Ufer zu eng wurden und der Fluß, Wiesen und Gärten überschwemmend, sich seenartig erweiter e. Mit furchtbarer Gewalt wälzte sich die Wasserflu'h, verschiedene Gegenstände, als hölzerne Gecäthe, Bienenstöcke, Reisig u. s. w., mit sich fortreißend, über Wege und Straßen und richtete nicht unerheblichen Schaden an. Verschiedene Häuser wurden längere Zeit vom Verkehr abge- 'chniiien. Besonders zu erwähnen sind die Verheerungen, welche das entfesselte Element auf der erst vor Jahresfrist renovirten Schießwiese angcrichtet hat. Wege und Dämme sind vollständig ousgewaschen worden und erfordern wiederum eine umfangreiche Reparatur. Die Höhe des Schadens, welcher durch die Hochfluth der Gemeinde und vielen Privaten erwachsen ist, läßt sich noch nicht übersehen. — Aus der Gegend unterhalb Dresdens wird geschrieben: Die vielen schweren Gewitter am Mittwoch Nachmittag haben hier viel böse Folgen hintcrlassen. In Kötzschenbroda schlug der Blitz in das Hintergebäude des Restaurants „zum Bad" und lähmte die Frau des dort wohnenden Schleifers Weißgeber. In Serkowitz wurde eine Magd des Gemeindevorstandes erschlagen und ein in der dortigen Ziegelei Angestellter getroffen, und zwar traf der Blitz zuerst die Taschenuhr nnd lief dann das linke Bein entlang. In Nadebeul wurde im Bahnhofercstaurant eine ganz neue Mauer vom Blitz zer stört. — In Papstdorf bei Königstein wurde der Gutsbesitzer Ed. Rasche vom Blitz erschlagen und das Wohnhaus desselben ein Raub der Flammen. — In Ruppendorf bei Edle Krone traf am Mitt woch der Blitz, ohne zu zünden, das Dietrich'sche Wohnhaus und tödtete eine Kuh im Stalle. — In Dürrweitzschen bei Leisnig traf der Blitz die Scheune des Keller'schen Gutes, welche total nieder brannte. Bald darauf fuhr ein Strahl in eine große, dem Guts besitzer Däberitz gehörige Strohfeime, deren Inhalt jedoch zum größten Theil durch rasches Zugreifen noch gerettet werden konnte. Nicht weit von der Feime lag ein Kirschbauin zerschmettert, und nur wenige hundert Schritt von der brennenden Scheune wurde ein Pflaumcn- baum vom Blitze getroffen und der Stamm desselben von der Krone bis zum Wurzelstock gespalten und die eine Hälfte desselben total zersplittert. Der starke Regen hatte außerdem vielfach die Wege und Furchen durchrisscn und verschlammt, so daß wahrscheinlich auch dadurch noch ein empfindlicher Schaden herbeigcführt worden ist. — In Hilmsdorf bei Gcringswalde wurde das Schneider'sche Hans durch Blitzschlag eingeäschert. — In Stollberg schlug der Blitz bei Herrn Schuldir. vr. Bräutigam ein. Der Strahl ist an der Leitung hinabgcgangcn, in der Erde aber jedenfalls auf die Gasleitung übergesprungen und durch dieselbe in das Haus zurück- gcleitet worden. Glücklicherweise wurde Niemand ernstlich verletzt, sondern kamen alle Insassen des Hauses und einige in der Nähe thätigc Arbeiter mit einer vorübergehenden Betäubung und dem Schrecken davon. Das andere Mal ging der Blitz auf das Stall- gcbände des Kohlenhändlers Arnold nieder, die beide» in demselben befindlichen Pferde betäubend, und zwar das eine dermaßen, daß thicrärziliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. — In Auerbach wurden badende Knaben von cinem heftigen Gewitter überrascht. Fast wäre ihr Ausgang vcrhängnißvoll geworden. Nicht weit von ihnen schlug ein Blitz in die Göltzsch, Wasser und Steine emporschleudernd. Zwei der Knaben blieben unberührt, der dritte wurde zu Boden geworfen, der vierte, in einen krankhaften Zustand versetzt, kehrte winselnd und phantasirend mit seinen Kameraden nach Hause zurück. — I» der Gegend von Schneeberg trafen drei Tage hinter einander zum Theil schwere Gewitter auf, und die Zahl der Blitz schläge ist sehr zahlreich. In Schncebcrg traf der Blitz das Wohn haus der Willwe Müller am Mühlberg, die Esse nnd einen Ofen zertrümmernd, in Neustädte! die Leitung des Schachtgcbäudes auf „Siebenschlehen", von hier in das Innere desselben und in den Schacht abspringend, in Albernau die Leitung des v. Trcbraschen Freigutes, i» Oberschlema das Pcuschel'sche Brünnlasgut am Glans berg, zwei daselbst eingestellte Pferde und einen danebenstchenden Knecht betäubend nnd forlschlcudernd, i» Aue die Bochmanu'fche Villa, in Krandorf das Stiehlcr'sche Gut und daselbst auch noch einen Baum am Gvldhan'schen Vorwerke, in Auerhammer eine» Ziegelarbeiter, der sich auf dem Wege nach seiner Wohnung befand und betäubt wurde. Glücklicher Weise forderten diese vielen Blitz schläge kein Menschenleben, wie sie auch kein einziges Mal zündeten. Zell's — genüge. Und da mußte natürlich „ein wenig Narrheit in großen Portionen" mit cingebraut werde». Je toller, desto voller — dies ist ebenso aus den Grad des Beifalls als aus den Besuch des Theaters anwendbar. Und Zell ist ein zu guter Praktikus, als daß er dies nicht wißen sollte. Er' kalkulirte: ein Stück, das in Wien gefällt, thut diese seine Schuldigkeit auch anderswo. O ja, es gab auch gestern m Chemnitz mitunter riesigen Beifall das heißt namentlich da, wo der Ulk am größten wurde. Und wenn matt edenkt, daß die gestrige Ausführung eigentlich nur als Generalprobe sür dis' -Sonntags-Vorstellung zu gelten hatte, so möchte man befürchten, daß der luftige Ban des Thalia-Theaters infolge der zu erwartenden Beifalls-Orkane in allett Fugen kracht. Eine fulminantere Sonntags-Comödie kann schwerlich geböte»» werden. DaS in Rede stehende Stück, betitelt: „Das Pensionsmädl (Novize)" spielt in einer österreichischen Universitätsstadt und alles an ihm ist auch gut öster reichisch. Die erste Abtheilung führt uns in ein Damen-Pensionat, wo e» allerdings schon mehr indianerisch zugeht. In der zweiten Abtheilung werde» wir in die Privatwohnung des Theater-CapellmeisterS und PensionS-GesangS-- lehrers Holberg eingeführt, die sich im Theatergebäude befindet^ in der dritten Abtheilung wird dem Zuschauer der Genuß einer Komödie in der Komödie geboten, wo man einer Bühnenprobe beiwohnt und in die Geheimnisse des inneren, alle Illusionen zerstörende» Getriebes theatralischer Technik, Sophistik und „Kabalistik" eingeweiht wird. Man hat sogar den Genuß, den Vertreter der Partie des Capclluicisters im Stücke aus dem Rahmen der Bühne heraus«, treten und ihn in Wirklichkeit im Orchesterraum die Rolle des CapellmcisterS spiele» zu sehen. Zwar Alles schon dagewesen, aber außer der Faschingszeit um so interessanter. In der vierten Abthcilung endlich hat man Gelegenheit^ einer commcntinäßigen Studenten-Kneiperei beizuwohne». Mehr kann man wirklich nicht verlange». Das „Pensionsmädl", eine für ihre Verhältnisse allzu fesche, emancipationslustige junge Dame, spielt natür lich in allen Äandelbildern die mehr als vorlaute Hauptrolle nnd ist ein , förmliches Wunderkind an vielseitigem Genie. Es kommen im Stücke auch einige ernst sei» sollende Scenen vor, um die Bezeichnung „Volksstück" ver suchsweise zu rechtfertigen; allein diese Versuche huschen so schattenhaft und haltlos vorüber, daß man am Schlüsse sich doch des Eindrucks nicht erwehre» kann: Die Neuheit ist eine Narrenposse, nichts weiter. Die Musik, welch« Wilhelm Rab dazu geschrieben, zeigt gleichfalls wenig Hervorragendes. Das Ganze wurde durch wirklich lobcnswerthe Darstellung gehalten und gehoben. Die Titelrolle fand in Frl. Calliano eine allerliebst wirkende Vertreterin, welche alle erforderlichen Eigenschaften in sich vereinigte. Sehr gediegen in seiner Leistung war Herr Direktor Karl in der Partie deS jovialen Kapellmeisters Holberg. Zoll für Zoll echt Wiener Blut. Di« Damen Frau Häusel (Pensions-Vorsteherin) und Frau Voll (Haushälterin), waren gleichfalls ganz an ihrem Platze. Den „Bösewicht" des Stückes, vr. Möbius, verkörperte Herr Naud in angemessener Weise. Recht anerkcnnenS- werth gestaltete Herr Paulik den munteren Musiker Gustav. Herr Searl« lieferte eine prächtige Copie des karrikirtcn Regisseurs Kühne. Die übrige» Mitwirkenden erfüllten ihre Aufgabe zufriedenstellend. l". Gottesdienste. Am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 1. Juli: St- Jacobikirche: Früh V,8 Uhr Gottesdienst im städtischen Versorghaus«. Herr Obcrpfarrer lvr. Graue. Früh V-9 Uhr predigt Herr Archidiaconus I-io. vr. Karo über Joh. 8, 31—36. Nach der Predigt ist Beichte und Communion. Beichtrede: Herr Archidiaconus Ino. vr. Karo. Musik vor der Predigt: Kyrie aus der „Missa Solemnis" von G. Rossini- — Nachgelassenes Werk. — (Mit Orchester.) Abends 6 Uhr predigt Herr Oberpfarrer l>r. Graue. Wochenamt: Herr Obcrpfarrer Or. Graue. St. Johanniskirchc: Früh 6 Uhr Predigt und AbendmahlSseier. Her» Pastor Seidel. Früh '/,9 Uhr predigt Herr Pastor Trautzsch über Hebr. 13, 9. Nach der Predigt Beichte und Communion. Beichtrede: Herr DiaconuS Ebeling. Musik vor der Predigt: „O wunderbares, tiefes Schweigen" von MendelS- fohn-B'artholdy, s. oapella. . _ Wochenamt: Herr Diaconus Ebeling. Juugfrauenverei» Sonntag Abends 8 Uhr im Coufirmandensaal, neue Dresdnerstraßc 8. Hospital St. Georg: Donnerstag, den 6. Juli, früh '/-8 Uhr Betstunde Herr Diaconus Ebeling. St. Paulikirche: Früh 6 Uhr Abeiidmahlsscier. Beichtrede: Her« Diaconus Päutz. Früh V,9 Uhr predigt Herr Pastor Frommhold. Nach der Predigt Beichte und Communion. Beichtrede: Herr Diaconus Päutz. Musik vor der Predigt: „Verbirg dein Antlitz nicht vor mir , von E. A. Richter, a eaxolla. Wochenamt: St Pauli: Herr Pastor vr. Hoffmann. St Petri: Herr Pastor Frommhold. St. Nicolaikirche: Früh 7 Uhr Unterredung mit der confirmirten Jugend von St. Nicolai aus den Jahren 1886, 1887 und 1888. Herr Super intendent Pros. Michael. Früh V-9 Uhr predigt Herr Superintendent Prof. Michael über Hebr 13, 9. Nach der Predigt Beichte und Communion. Beichtrede: Herr Hulssgcistlicher Michael. Musik: ,.O theurcs Gottes-Wort", Motette von Hauptmann, a capvll». Wochenamt sür St. Nicolai: Herr Hülfsgeistlicher Michael. Schloßkirche: Früh V,9 Uhr Hauptgotlesdienst. Predigt: Herr Pastor Tubesing. Nach der Predigt Beichten, heil. Abendmahl. Beichtrede: Herr Diaconus Küling. Wochenamt: Herr Diaconus Rüling. Dreicinigkeilskirche der separirten evangelisch-lutherischen Gemeinde »»geänderter Augsburger Confession a. d. Kaßberg: Früh '/,9 Uhr Beichte. Früh 9 Uhr predigt zur Kirchweih Herr Pastor Kern. Nachmittags 2 Uhr Christenlehre. Katholische Kirche: Früh 7 und 8 Uhr hl. Messe. Früh ',10 Uhr Predigt (Herr Pfarrer Keipert), dann hl- Messe. Nachmittags 2 Uhr Segeuandacht. Montag, den 2. Juli, Nachmittags 3 Uhr Frauenverei» (Schützenhaus). Dienstag, 3. Juli, Abends 8 Uhr Gcscllenvercin (Centralherberge 1.). Wochenmesse früh 7 und h,8 Uhr. Tentschkatholische Gemeinde: Kein Gottesdienst. Israelitische Gemeinde: Freitag, de» 6. Juli, Abends 7'/, Uhr, Sonw- Religiöse Vorträge: Sonntag Abends 8 Uhr, Donnerstag Abends '/,S Uhr im Helm I>. Et. Herr Prediger Spille. Jedermann hat freien Zutritt. abend, den 7. Juli, früh 8'/, Uhr Gottesdienst und Neumondswcihe. Parochie Altchemnitz: Früh 8 Uhr Predigtgottesdienst ohne Abend mahl. Vormittags 11 Uhr Predigt in der Bezirksanstalt. Montag, den 1. Juli, früh 9 Uhr Prcdigtgottcsdienst ohne Abendmahl . (Kirchweih). Parochie Alteudorf: Früh '/-9 Uhr Beichte. Früh 9 Uhr Prcdigtgottesdienst mit Communion. Parochie Hilbersdorf: Früh 8 Uhr Predigtgottesdienst mit Communko». Die Beichte beginnt '/,8 Uhr. Nachmittags 1 Uhr Katechismusunterredung mit den confirmirten Jung frauen. Parochie Ebersdorf: Früh 9 Uhr Gottesdienst in der Stiftskirche. Mittag« 12 Uhr Gottesdienst in der Schloßkapellc zu Lichtenwalde. Parochie Niedcrrabc nstein: Früh 8 Uhr Beichte. Früh V-9 Uhr Predigtgotteedicnst mit hl. Abendmahl. Parochie Rcichenbrand mit Mittelbach: Früh '/,9 Uhr Predlgt- vorlesnng in Rcichenbrand, in Mittclbach predigt srüh 8 Uhr Her, Diaconatsvicar Rein. In Mittclbach kirchliche KatcchiSniilsunterrcdnng. Donnerstag, den 5. Juli, Vormittags 10 Uhr Wochcncommunion in Mittelbach und Freitag, den 6. Juli, Vormittags 10 Uhr in Reichen brand. Parochie Schöuan-Neustadt: Früh 9 Uhr Gottesdienst. Darnach Beichte und Feier des heiligen Abendmahls. Nachmittags 1 Uhr kirchliche Unterredung mit den Jünglingen und Jung frauen. Thalia-Theater. Am Freitag, den 29. Juni, hatte Chemnitz „die Ehre", ein neues „Volks stück ' von F. Zell genießen zn dürfen. Der Verfasser ist hinreichend bekannt als Sclbstvcrfertigcr resp. Mitsabrikaut von Opcretten-Textcn. Sein »us gestern vorgefnbrtes Werk läßt dergleichen Beschäftigung aber auch erreichen. Operetten zeichnen sich in der Regel durch Unwahrschciulichkeit der Handlung aus; Zell's „Volksslück" trägt dieselbe Eigenschaft in sich. Daß sich dies mit dem Charakter ci»es nach den Regeln der Dramaturgie aufgebantc» Volks stückes nicht verträgt, ist dem Verfasser „Schnuppe" gewesen. Es war ihm zunächst darum zn thun, ein Zug- nnd Knssenstück zu schaffen, welches dem Heitcrkeitsbedürfniß der lcichtlcibigen Bevölkerung Wiens — der Heimalb Für de» redaktionellen Theil verantwortlich: Franz Götze in Chemnitz. Für nicht erbetene Znsendungen ist die Verlags-Expedition nicht verbindlich» König!. Sächs. Lotterie-Collection ^liviimlti:, S, empfiehlt ^ich mit Loose» zur I.Classe 114. Landeö-Lotterlr» Llelimißs »u» ». Iil»<1 LO. lull. HA