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Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880701
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-01
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.07.1888
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— 8. AlidiWna. Der jeden Wochentag Abend (mir Datnm des folgende» Tages) zur Versendung gelangende..Sächsische Laiides-Anzesger" mit täglich einem besonderen Unter« jaltnngsblatie und mit dem Exirabeiblatt listige» Bilder!»,li, kostet bei den Ausgabe« elle» monatlich7VPig., bei leu Post-Aust. » Ps. (1888er Ztgs.-P, eisliste Nr. ->03ö.) ürAbonncnten erscheint jecininal imJahr: _ oitiiiier-Eisenbaiinsadniiaubeft fi» Sachs n. Kinter.Eiseiiiiahnfalirpianüklt für Lachse». Illustr. Kalender de» Sächsische» Landboke». 3si»strlr>k-Jahrkrbuchdr-i!ander-stnztigerr. Sächsischer WIM mit „Chemnitzev Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Sonntag, 1. Juli 1888. >,,el,endttir»e»..Säihs.V»»»«.>^«i,a»«r Ranm einer schmalen CorvnSzril» li» Pkg. Bevorzugte Stelle (Ispalt.Betitzeile)S<>Vs. veiWiederholnng großer AnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von AnSwärtS wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifügt« tte 8 Silben EorpnSschrift bilden ca. 1 Zeile.) «nnoncenannahm« nur bis Bormittag. Wliln Alttllnkk Wiek Bnchdnickcrri, Shemntiz. kheaterstraße S (Fernsprechstelle Nr. ISS). Lelegr -Adr.: LandeS-Anzriger, Lhemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: 1. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — b. IllnstrirteS Unterbaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten. Vom 29. Juni. Wien. Bezeichnend ist die Haltung der altczechischen, also der zur Regierungspartei gehörigen Presse gegenüber der Thronrede Kaiser Wilhelms. Durch den Passus über die österreichisch-deutschen Beziehungen scheint im Zusammenhang mit den Berichten über eine geplante handelspolitische Annäberung die Sorge vor einer Verstärkung des deutschen Einflusses in hohem Grade gesteigert. Die „Politik" betont, daß jeder Versuch, das bestehende Bündniß in wirthschastlicher, staatsrechtlicher oder in andern Richtungen zu erweitern, in Oesterreich eine Reaktion gegen die Allianz Hervorrufe» würde. Rom. Die gouvernemenlale „Riforma" beurtheilt die Thron rede zur Eröffnung des preußischen Landtags folgendermaßen: Die Rede des neuen Königs ist wahrhaftig die Rede eines Fürsten, der modern par sxcsllsnes und skrupulös konstitutionell genannt werden muß und. seinem Lande den inneren Frieden geben will, nach jenen Forderungen der Neuzeit, die er in der äußeren Politik bereits in so hohem Grade berücksichtigt hat. Der König sei zu neuen, frühere Gegner freudig berührenden Ueberraschungen bestimmt. Politische Nmrdschcm. Chemnitz, den 30. Juni. Der „Reichs-Anzeiger" veröffentlicht in seiner gestrigen Ausgabe das nachfolgende Dankschreiben des Kaisers an das deutsche Volk: „Schwere Tage sind über Mich und Mein Hans gekommen, von Neuem ist Mein kaum beruhigtes Gemüth ties erschüttert. Mit dem Heimgänge Sr. Majestät des Kaisers und Königs Friedrich, welcher Meinem thcuren Großvater so bald in die Ewigkeit folgen mußte, ist Mir der beste und liebevollste Baier, dem Lande der treueste und edelste Herrscher entrissen worden. Nur auf allzukurze Zeit war es Ihm durch ein hartes Geschick vergönnt, zum Heile Seines Volkes, das Er mit voller Liebe umfaßte, zu wirken. Die ganze deutsche Nation in erhabener Einmüthigkeit trauert mit Mir um einen solchen Verlust und fremde Völker nehmen Theil an unserem gemeinsamen Schmerze Prachtvolle Blume» und Kränze, welche von nah und fern dem hohen Entschlafene» gewidmet worden, zahlreiche Zuschriften und Telegramme, in denen Mir herzliches Beileid ausge drückt wird, geben Zeugniß von der reichen Liebe und Verehrung, welche der Verewigte sich im Leben erworben hat. Gemeinden, Ver eine und einzelne Personen ans allen Theilen Deutschlands, insbe sondere auch aus Elsaß-Lothringen, Deutsche auf fremdem Boden, selbst in fernen Welttheilen, syweit nur die Trauerknnde drang, haben in solcher Weise ihr warmes Mitgefühl zum Ausdruck gebracht. Es ist wahrlich rührend für Mich und gewährt Mir erhebenden Trost, Meinen geliebten Vater noch über das Grab hinaus so treu und innig geehrt zu sehen. Ans der Tiefe Meines Herzens sage Ich daher für alle diese Zeichen wahrer Theilnahme, welche Mich In den Tagen der Trübsal anfgcrichtct haben, Meinen herzlichsten und aus richtigsten Dank mit der Versicherung, daß gleich Meinen Vorfahren auch Mein ernstes Bestreben nur darauf gerichtet sein wird, in unge störter friedlicher Arbeit das Wohl des Landes zu fördern und zu befestigen. Möge Gott Mir seinen Segen dazu geben. Ich ersuche Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Berlin, den 26. Juni 1838. Wilhelm. An den Reichskanzler." — Fürst Bismarck wurde gestern Nachmittag in längerer Audienz vom Kaiser empfangen. Wahrscheinlich dürften gelegentlich dieses Empfangs die letzten Beschlüsse über die Zusammenkunft mit dem Zaren gefaßt worden sein. Die Reise wird zwischen dem 10. und 15. Juli stattfinden. — Der „Nat.-Ztg." wird mitgetheilt, daß der Plan der Königs krönung in Königsberg in der That definitiv aufgegeben ist. In der ersten Reihe hat dazu der große Eindruck veranlaßt, welchen vermöge der nicht vorhergesehenen Theilnahme der Bundesfürsten die Reichstagseröffnung überall hervorgebracht hat. Mit Recht wir.d angenommen, daß nach dieser Feierlichkeit eine Krönung wie ein ver- späteres, prunkhafles Nachspiel erscheinen würde. — Es wird bestätigt, daß Kaiser Wilhelm II. durch General von Pape einen in russischer Sprache geschriebenen Brief an den Zaren sandte, in welchem der Kaiser versicherte, er werde den ihm von Kaiser Wilhelm 1. auf dem Todtenbette gegebenen Rath, zu Rußland stets gute Beziehungen zu unterhalten, immer befolgen. — Zu Ehren des Generals von Pape gab der Zar ein Galadiuer. — Zu de» Reiseplänen des Kaisers. Es kann nunmehr als sicher angenommen werden, daß Kaiser Wilhelm II. im Lanfe des Monats Juli an Bord der Jacht „Hohenzvllern", die von seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, befehligt wird, dem Kaiser Alexander III in Petersburg einen Besuch abstattcn wird. Ucber die ebenfalls ge- planten Begegnungen mit dem Kaiser Franz Joseph von Oesterreich und dem Könige Humbert von Italien fehlt aber bisher jeder sichere Anhalt. Im Herbst gedenken der Kaiser und die Kaiserin am bayrischen Hofe in München dem Prinz-Regenten Luitpold eine» Gegenbesuch abznstaltcn. — Die „Post" behauptet der „Freis. Ztg." gegenüber, Kaiser Friedrich habe niemals zu freisinnigen Politikern Beziehungen unter halten. Bon dem Besuche Kaiser Wilhelms in Petersburg erhofft die „Post" eine radikale Aenderung in der russischen Politik. — Fürst Bismarck tritt schon in diesen Tagen, wahrscheinlich Montag, seinen dreimonatlichen Urlaub an und geht nach Friedrichs ruhe und später nach Barzin. Eine Badereise nach Kissingen wird wahrscheinlich nicht stattfinden. > — König Humbert von Italien hat dem deutschest Abgesandten Fürsten von Pietz das große Band der Maurizius-Ordens verliehe», ihn auch durch ein Geschenk zweier schöner Statuetten geehrt. Der Papst hat dem Abgesandten Fürsten Lichnowski den Pius-Orden 1. Klasse verliehen. Kardinal Rampolla gab dem Fürsten zu Ehren ein Diner. — In den Ausschüssen de» BundeSrathes hofft man die zweite Lesung des Entwurfes der Alters- und Invalidenversicherung noch heute Sonnabend zu beenden. — Die Adressen der beiden Häuser des preußischen Landtages an Kaiser Wilhelm II. werden genau in derselben äußeren Form a» gefertigr, wie sie nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. dem Kaiser Friedrich in Charlottenburg zugestellt wurden. Die Adresse des Herrenhauses ist auf Pergament geschrieben und trägt die Unter christen sämmtlicher anwesenden Mitglieder des HauseS. Sie wird n einer schwarzen Sammetmappe überreicht, welche mit einem ilbernen Adler geschmückt und mit Silberstreifen eingefaßt ist. Die Adresse ist ziemlich umfangreich, weil zahlreiche Pergamentblätter mit den Unterschriften angeschloffen sind. Die Adresse des Abgeordneten hauses ist auf weißem Elfenbeinpapier gedruckt. — Mit Bezug auf die Wiedecdesetzung des preußischen Ministeriums des Innern finden gegenwärtig, der „Kreuzztg." zufolge, gar keine Unterhandlungen mit den betreffenden Persönlichkeiten statt. Im Zu sammenhänge damit verlautet, daß das Ministerium zunächst unbesetzt bleiben dürfte, zumal der mit der Leitung beauftragte Staatssekretär Herrsurth eine tüchtige, bewährte Krast ist, welcher bereits öfter Herrn von Pnttkamer voll vertreten hat. Es dürfte damit auch das erreicht werden, daß die Handhabung aller Geschäfte des Ministeriums unverändert weiteren Fortgang nimmt. — Die kurze Session des preußischen Landtages hat den Parteien desselben Gelegenheit gegeben, sich über ihre Stellung bei den im Herbst bevorstehenden Neuwahlen schlüssig zu machen. Wie die „Lib. Korr." hört, hat die nationalliberale Fraktion des Abge ordnetenhauses unter Mitwirkung des Abg. Miquel eine Sitzung ab gehalten, in welcher beschlossen wurde, seitens der Parteileitung kein allgemeines Wahlkartell mit anderen Parteien abzuschließen, sondern den Wählern in de» Provinzen bezw. in den einzelnen Wahlkreisen elbststcindige Beschlüsse in dieser Hinsicht zu überlaffen. Die kon- ervative und die freikonservative Partei haben dagegen das Wahl- arlell unter sich erneuert. Auch das Centrum hielt eine Sitzung ab, in welcher Fragen der Mahltaktik erörtert wurden. — Amtlich wird mitgetheilt, daß die Nachricht, die kommandirenden Generale von Witzendorf und von Tresckow hätten ihre Entlassung eingereicht, falsch ist. Dagegen hat Admiralilälschcf von Caprivi thatjächlich seine Entlassung gegeben und ist dieselbe angenommen wird als sicher betrachtet, daß nun der alte Wunsch der Marine, einen Seemann an ihrer Spitze zu sehen, erfüllt werden wird Als Nachfolger des Generals von Stvsch im Jahre 1833 an die Spitze der Admiralität getreten, hat Herr von Caprivi, der zuletzt Divisions- Kommandeur in Metz gewesen war, auch i» dem ihm völlig neue» Wirkungskreise dem Rufe, einer der befähigtsten Offiziere der deutschen Armee zu sein, völlig entsprochen. Die Marine hat unter seiner Leitung wesentliche Fortschritte gemacht, allerdings in einer anderen Richtung, als unter Herrn von Stosch. Der Ban großer Panzer- chiffe trat zurück, das Hauptgewicht wurde auf die Vermehrung der mr den überseeischen Dienst bestimmten Kreuzer, auf die Verstärkung de» Mannschastsstandes und auf die Ausbildung des Torpedo- wesenS gelegt . - ^ -E Franikreich. Die Pariser Blätter wissen nsieder über allerhand Grenzverletzungen seitens Deutscher zu berichten. AuS Nancy wird gemeldet» daß ein Offizier des in Saarbnrg stehenden 97. Infanterie regiments in voller Uniform vier Stunden lang, auf eine Barriere gelehnt, sich bei Avricourt auf französischem Gebiete befuGen habe und erst zurückgegangen sei, als sich eine Gruppe gebildet und der Bahnhofskommissar ihn aufgefordert habe, wieder über die deutlich erkennbare Grenze zurückzugehen, welcher Aufforderung der Offizier Folge geleistet habe; die deutsche Militärbehörde sei von dem Vorfall unterrichtet worden. In der Gemark der Gemeinde Thezey, ebenfalls im Bezirk von Nancy, soll sich ein deutscher Gendarm zu Pferde und in Waffen gezeigt haben und querfeldein geritten sein. Als zwei Bäuerinnen ihm zuriefen, er sei auf französischem Boden, habe er geantwortet, das sei ihm gleichgiltig, doch sei er darauf über die Grenze zurückgeritten. Im Dorfe Toeuf bei Bricy seien ein deutscher Grenzwächter und ein Soldat, beide in Uniform und bewaffnet, erschienen und hätten sich gemüthlich auf der Straße ergangen. Erst als aus dem Dorfwirthshaus Leute herausstürzten und unter Droh geschrei auf sie zugingen, hätten sie sich auf deutsches Gebiet zurück gezogen. Selbst wenn sich die Dinge so zugetragen haben sollten, wie sie von den französischen Blättern borgest, llt werden, so geht doch aus dem Vorstehenden deutlich genug hervor, daß die Deutschen schlimmstenfalls sich i» einem Jrrthnm über die Grenze befunden haben. Unter anderen Verhältnissen und an einer anderen Grenze würden solche Vorgänge gar nicht beachtet werden. Rußland hat durch eine Note an die Großmächte neue Vor schläge zur Lösung der bulgarischen Frage gemacht. Angeblich be steht man in Petersburg nicht mehr ans Beseitigung des Koburger», verlangt aber, daß ein russischer General bulgarischer Kriegsminister werden soll. Da» wäre viel verlangt! Afrika. In Folge der Verhaftung von mehreren Häuptlingen, des weitverbreiteten Niederbrennens von Kraals und des Bedrückens der Eingeborenen in den ruhigen Districlcn des ZululandeS ist. ein allgemeiner Aufstand fast unvermeidlich. Der Gouverneur bedauert, daß er sich von leicht erregbaren Beamten hat verleiten lassen, so strenge Maßnahmen zu ergreffen. Nun ist s freilich zu spät. — Der Kongostaat Acdenkt eine neue große Expedition nach dem oberen Kongo auszurüsten. Viele belgische Offiziere wollen daran theilnehmen. Aus Nah und Fern. — Prediger Persius in Potsdam hat jetzt seine Ge- dächtnißrede für Kaiser Friedrich im Druck veröffentlicht. Das viel besprochene Citat aus dem in seiner Predigt verleseneü Briefe des verstorbene» Kaisers ans San Reino an Persius lautet im authen tischen Wortlaut: «„Sie haben Recht, von Geduld und Ergebung zu reden; denn ohne sich also in die göttlichen Fügungen zu schicken, wäre es nicht leicht, eine Lebensweise, wie solche mir auferlegt ist, zu führen. Ich bin ja von der liebevollsten Pflege meiner Frau ge tragen »nd im Kreise meiner Kinder. Aber auf die Dauer so lange von Hanse entfernt bleiben zu müssen, angesichts des hohen Alters des Kaisers und aller der Fährlichkeiten, die ihm der Winter bringen kann, das ist keine kleine Aufgabe, zumal ich beständig hören muß, daß dies und jenes aus Rücksicht auf meine Gesundheit nicht ge schehen darf. Da blickte auch ich oftmals in das gewisse Buch, Thomas a Kenipis' Nachfolge Christi, welches Abschnitte enthält, die wie für meine Lage geschrieben erscheinen und ungemein auf richtend und tröstend wirken!" — In San Nemo werden unter allge meiner Theilnahme der Bevölkerung Sammlungen für eine große Marmortafel veranstaltet, welche an der Villa Zirio angebracht werden und (verdeutscht) die Worte tragen soll: „Zur Erinnerung für die Nachwelt an den edlen und guten Kaiser Friedrich." — Unleidliche Gäste. Eine Land- und Stadtplage de» Tages sind ohne Zweifel im Sommer die Insekten, und zwar eine Plage, die trotz ihrer Miniatur-AuSgaben doch zuweilen sogar einen Philosophen aus seinem Gleichmuth bringen kann. — Und nun erst die Frauen I — Man erzählt, daß die Damen der Sahara ebenso wenig wie die Frauen unseres Vaterlande» eine Vorliebe für Insekten und Insektenstiche besitzen, und daß sie au» diesem Grunde auf den guten Einfall gekommen find, al» einfache» und probate» Mittel, die Fliegen und Mücken u. s. w. von ihrem Angesicht fern zu halten, sich einen Theerstrich auf die Nasenspitze fabrielre», vor welchen die fatalen, ungebetenen Gäste, wie man sagt, die Flucht ergreifen sollen. — Ob diese» Mittel bei uns zu Lande Nachahmung finden dürfte, steht freilich zu bezweifeln. Citiren wir lieber zu unserem persönlichen Schutze — da wir ja nun doch einmal in der Zeit des Spiritismus leben — einen Schutzgeist: den Geist des Salmiak, den Salmiak- Spiritus. Er wird uns für ein paar Pfennige gern helfen und Er retter aus der Noth sein. Ein Miniatur-Fläschlein, da» man bequem in der Westentasche oder als Berloque bei sich tragen kann, vermag den guten Geist zu beherbergen, dessen Betupfen der gestochenen Stelle' des Giftes Wirkung auf frischer That aufhebt oder mildert und, wenn schon Schwellung eingetreten, die reizenden Folgen und da» lästige Jucken durch Reiben zu lindern vermag. Drum suche Jeder und Jede diesen Rettungsgeist als Spiritus kruulisris contra Insekten an sich zu bannen! — Ein SensationSproceß wird kündigen Monat in Warschau bei verschlossenen Thüren verhandelt werden, welcher einer seits auf die Thätigkeit der Warschauer Geheimpolizei und anderer seits auf die Rivalität derselben mit der gleiche Kunktione^ ver- richtenden Gendarmerie ein charakteristisches Licht wirft. DnFall ist folgender: Der Generalgouvernenr Gurko erhielt eine» Tage» die anonyme Nachricht, daß an einem bestimmten Tage an mehreren Kirchen Warschau's Plakate socialrevolutionären Inhalte» angeschlagen werden sollten. Der hiervon unterrichtete frühere Oberpolizeimeister Tolstoi gab dem ihm unterstehenden Leiter der Geheimpolizei, Leut nant Radniew, den Auftrag, die Druckerei und den Ort ausfindig zu machen, wo die Pta'ate hergestellt wurden. Nach geraumer Zeit machte der Leutnant die Anzeige, daß er am anderen Tage in einer bestimmten Wohnung während der Abwesenheit de» Miether» eirze Revision vornehmen werde, wo er die Plakate zu finden hoffe. Der Oberpolizeimeister hatte nichts Eiligere» zu thun, als dem General- gouverncur diese Entdeckung zu rapportiren, die er der Geschicklichkeit seine» Untergebenen verdankte. In Folge dessen ließ Gurko den Chef der Gendarmerie zu sich bescheiden, machte ihm von- der Entdeckung der Polizei Mittheilung und drückte ihm seine Unzu«. fricdenheit über die Unwissenheit seiner eigenen Leute au». Die ungnädigen Worte brachten den Gendarmeriechef nicht außer Fassung, er bat um die Erlaubniß, die Revision in der betreffenden Woh nung zwei Stunden vor dem von der Polizei festgesetzten Zeitpunkte vornehmen zu dürfen. Wirklich begab sich der hierzu bezeichnet» Gendarmerie-Officier in die Wohnung, konnte aber trotz der scrupn- lösesten Nachforschungen nicht das Geringste vorfinden. Der alsdann erschienene Lieutenant Rudniew zeigte sich über die Anwesenheit der Gendarmen nicht wenig bestürzt, nahm jedoch seinerseits die Revision vor — und zog triumphirend au» einer Schublade ein Packet hervor mit Plakaten, kalten Blutes erklärte ihm der Gendarmerie-Officier, daß er diese Schublade mehrere Male geöffnet, indessen nicht» ge funden hätte, so daß einer seiner Leute oder er selbst da» Packet hineingelcgt habe. Und nun eilte der Gendarmerie-Officier, ohne eine Entgegnung abzuwarten, zu seinem Vorgesetzten, welcher dem Generalgouverneur unverzüglich den Vorfall meldete. Dieser war über den ihm gespielten Streich derartig aufgebracht, daß er die Demission de» Polizeimeisters durchsetzte, obgleich Tolstoi selbst von seinen Untergebenen hinter's Licht geführt worden war. Lieutenant Rudniew und seine zwei Gehilfen von der Geheimpolizei werden sich nun binnen Kurzen, wegen Irreführung der Behörden zu verant worten haben. Auch echt russisch! Chemnitzer Stadt Anzeiger. D>« »«»»de onsnet Bla»«» w«rd«n »locht, an« wichtig« vrgrtrnh«»«» gütig» mltzutb«»«». Chemnitz, den 30. Juni. — Bezugnehmend auf die gestrige Notiz betreffs der durch unsere Ver mittlung an das hülfsbedürftige, morgen seine goldene Hochzeit feiernde Grcisenpaar in Ratscher bei Schleusingcn (Thür.) abgesendeten Spende» freut es uns, heute den Eingang einer Summe von IO Mark von Abonncnten (F. u- E.) notiren zu können, welche Spende wir ebenfalls an di» dortige OrtSbehörde für das arme, würdige Jubelpaar abgehe» ließen. Zur Ver mittlung von weiteren milden Spenden erklären wir unS gern bereit. — Ein Ehrendiplom wurde am Donner-kog Herrn Privatmann Christian Gottlob Bleyl, hier, anlSßlich des fünfzigjährigen Bürger- Jubiläums des genannten Herrn vom Rathe verliehen und unter entsprechen den Glückwünschen überreicht. — Der Kaufmännische Verein veranstaltet nächsten Donnerstag, den 6. Juli, ein großes Garten-Concert in der Linde, auSgeführt von der hiesigen Militär-Capelle, aeff welches die Mitglieder des genannten Vereins hinzuweisen wir nicht unterlassen wollen. — Bei der hiesigen Amtshauptmannschaft Ist für die Dauer der bis z»m 5. August d. I. dauernden Benrlaubung des AuitshauptmannS Herr» Geq. Regicrungsrath Schwedler dessen Stellvertretung Herr» Be« zirksasscssor Ue. zur. Blase übertragen worden. — Thalia-Theater. Morgen Sonntag gelangt „DaS PensionS« mädl" zur Wiederholung. Montag wird „Die berühmte Frau" von Schönthan und Kadelburg, das beste Lustspiel der Neiden, zur Ausführung gelangen.- Zu dieser Neuheit ist Fräulein Helene Schneider vom Stadt theater in Leipzig als Gast gewonnen. Die übrigen Rolle» sind mit den besten Kräften des Thalia-Theaters besetzt. — Von Montag den 3. bis mit 7. Juli wird die letzte Serie Bons im Theater-Contor, Zwickaucrstr-, verlauft. — Im Mosellasaal wird von morgen, Sonntag, ab der serbische Hof«! Prcstldigitateur Herr Carlo Oswalds einen LykluS von k interessanten. Vorstellungen veranstalten. Dem genannten Künstler geht der Riff tüchtiger Leistungen voraus. So schreibt, wie man uns mitthcilt, ». A. ei» Ändapester Blatt: , Wir können der Productionen des dieser Tage hier wiederholt vor brechend vollem Hause ausgetretenen Prestidigitatenrs Herrn Prof. Oswalds »nr »ach jeder Beziehung rühmend gedenken. Nicht daß er gerade Unerhörtes oder nie Dagewesencs böte, nein, aber die Auswahl seiner Productionen ist so glücklich, seine Entwickelung so amüsant, vor Allem aber seine Geschwindig keit, Geschicklichkeit und Fertigkeit so enorm, daß cs natürlich erscheint, wenn er lauteste» Beifall erntete. Wir heben insbesondere seine Experimente in Bezug ans Hypnonsmus n»d Somnambulismus hervor, die eine» großen Theil des Publikums in lebhaftes Staune» versetzen. Unter allen Umständen scheint Hierzu „Lustiges Bilderbuch" für die Leparat-Abonueuteu desselben.
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