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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 17.03.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193103173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19310317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19310317
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Enthält Beilage "Fremden- und Kurliste" 93.1931 Nr. 10
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-03
- Tag 1931-03-17
-
Monat
1931-03
-
Jahr
1931
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Das Handwerk, die Melle deutscher Wertarbeit SM MMbM -es sülDWen M-MlS Gvm»t«^ de» rr. März 1VL1, vor«. 11 Uhr, S» Dre»d«, Vereinshaus, Zinzendorfstraße. Wie Li« ganze Woche im Zeichen de» Not- r«fe» de» gesamten deutschen Handwerk» steht, so soll in Dresden eine machtvolle Kundgebung de» gesamten sächsischen Handwerks der Abschluß der ReichS-HandwerkS-Woche sein, nachdem in Sachsen eine Anzahl Einzelkundgebungen der Innung». und Bezirksausschltsse und Lande», sachoerbände stattgefunden haben. Zu dieser Kundgebung werden maßgebende Vertreter der Reich», und sächsischen StaatSregierung. der Kommunalbehörden, wirtschaftlichen Spitzenver. bände, Beamtenschaft und Hausfrauenvereint- gungen anwesend sein. Sie wird in einem feier lich ernsten Rahmen abgehalten werden und das Augenmerk der gesamten Oeffentlichkeit auf sich lenken. ES wird deshalb mit der Teilnahme aller handwerklichen Organisationen gerechnet. Denn nur eine geschlossene Front kann gegen das jetzige Regierungssystem etwa» Positive» auS- richten. Alf», Handwerker und Gewerbetreibende, «»f zu dieser machtvollen Kundgebung! Gebt damit der breite« Masse, die eine da» deutsche Volk stützende Volksschicht voll, ständig dem Untergang preiögeben will, dem Beweis, daß auch ihr leben müßt, und lebeu heißt kämpfen! Eröffnung und Begrüßung in dieser Kund- gebung geschieht durch den Vorsitzenden de» Lan- deSauSschusies des sächsischen Handwerks, Ehren meister Kuntzsch, worauf die Ansprache deS sächsischen Ministerpräsidenten Schieck erfolgt. Hierauf spricht der Reichskommissar für da» Handwerk und Kleingewerbe, Ministerialrat Dr. Hoppe, über: „Die wirtschaftliche Bedeutung de» Handwerk» im Rahmen -er deutschen Ge samtwirtschaft." Weiter spricht StaatSmtnister a. D. Dr. Weber über: „Die Not de» säch- fischen Gesamthandwerks." Dann folgt ein Bortrag deS Syndikus deS Landesausschusses de» sächsischen Handwerks, Dr. Kunze, über: „Da» Handwerk im Kampfe um eine gesunde Wirtschaftspolitik." Vor dem Schlußwort deS Vorsitzenden spricht noch Schnetdcrobermeister Eebek lSebnitz), Mitglied -er Dresdner Ge- werbckammer, über: „Der Existenzkampf deS sächsischen Grenzhandwerks." Dieser machtvollen Notkunbgebung deS säch- Üschsp Gefaütthanüwerks ist insofern grundsätz- UM Bedeutung beizumessen, als eS dem Landes- «»»schuß des sächsischen Handwerks gelungen ist, bet dem .Staatssekretär Dr. Trendelen- bürg, -er zurzeit mit der Wahrnehmung Ler Geschäfte deS ReichSwirtschaftSministeriumS be- auftragt ist, eine Rücksprache zu bewirken, die dem Mittelstand die Möglichkeit geben soll, die Notlage des gesamten sächsischen Handwerks und damit zusammenhängende Wünsche und Forde rungen ausführlich zur Darstellung zu bringen. Diese Rücksprache soll bald nach der Notkund- gebung stattfinden, so daß also ein enger Zu sammenhang mit dem Vortrag der Wünsche bei der Reichsregieruyg besteht. Jeder sollte bedacht sein, nach besten Kräften mitzuarbeiten, nm eine so schwer baniederliegende Volksschicht, die noch im mer das Rückgrat des deutschen Volkes ist, wieder hochzuhcbcn, wenn Deutschlands Wirtschaft innen und außen gesunden soll. Dena nur ein gesunder Mittelstand bedingt Deutschlands Wiederausblühen. Handwerk und Kleinstadt Die Großstadt vernichtet durch ihre Hast und ihr oft stolz gerühmtes „Tempo" jeden persönlichen Zusammenhang ihrer Be wohner. Der einzelne steht einsam in mitten -er Masse und kennt meist seinen nächsten Nachbarn nicht. Die Kleinstadt hingegen ist wie eine zwar gewaltige, aber immer noch überseh bare Familie oder Sippe. Es geht dort sinniger zu und fast niemand ist ganz ohne Fühlung mit den anderen. Auch heute '»st dort meist der Feierabend noch die Zelt -er Ruhe und -er Feiertag ein Tag der Sammlung und Beschaulichkeit. Dort kann der Verstand dem Menschen noch auS- reifen, . Daß er im Innern Herzen spüret, was er erschafft mit seiner Hand." — Dort ist drum auch noch ein guter Boden für da» Handwerk, das von Natur dazu auSerseben ist. sich vermittelnd zw'-. schen die Volksschichten zu stellen. Gedeihe« die Handwerker, so gedeiht anch die Kleinftadt. Sie muß sich vor der Gefahr bewahren, diesem Handwerk den Boden zu entziehen durch falsche Groß mannssucht, durch Massenmtetbauten und Maffenware. Das reiche Erbgut an ge diegenster HandwerkSarbcit, das in Ge stalt altehrwürdiger Bauten und charakter- ^vollen Hausrates noch heute mancher Kleinstadt ihr reizvolles Gepräge gibt, sollte mit Liebe gevslegt und durch neue handwerkerliche Arbeit ergänzt werden. Der kleinstädtische Handwerker steht als Mann unserer Zeit dnr^'anS nicht außer halb des heutig«'« Gelchma^S. Aber er hält zugleich auf „Tradition" im besten Sinne -es Wortes und weiß, was feinem Auftraggeber anstebt. Form und Art -eS lieh vermutlich Generationen treue „Es wird alles reiflich überlegt. Was wir faßlich darsteNen." Der hat mir immer am meisten Späh gemacht, -dieser Spruch. Dah man die Bött cher -übrigens «in anderen Teilen unsse« Vaterlandes auch Binder, Büttner, Faß« binder, ,Tonnenmacher, Küper, Küfer neneck. sei noch rum Schluß bemerkt. steiler zählen zu den ältesten unter den Handwerkern. Diogenes, der Anspruchs lose, erwählte es bereits zu seinem Heim, und wir wissen von dem Römer Regulus, daß man ihn 330 p. Ehr. in ein mit spitzen Nägeln ausgestecktes Faß steckte und berg abwärts rollte. Regulus hat diese wenig zarte Behandlung nicht überstehen können, vermutlich aber das aus starkem Hokz ge fertigte Faß. Denn von späteren Zeugen solcher. Handwerkskunst, ob es sich um das riesige Heidelberger Faß, um das von Tü bingen, dasjenige auf dem Königstein bei Dresden oder diejenigen mit bestem Rebensaft in den Kellereien der fürstlichen Höfe oder reichen Städte handelt, ist uns bekannt, daß sie Menschenleben überdauerten und — wenn man sie nicht unsachgemäß vermodern. Das Dach, das Wichtigste un» Wesentlichste am Bauwerk Bo» Aö»lf vr»ß, Verlin-Cbarlottenburg, Geschäftsführer de» Reich»»erb«ade» de» Deutsche« Dachdccker-Hau-werks. der Regel sehr zweifelhaft, oder aber -er Lie ferant der Materialien bleibt ohne Bezahlung, die ArbeitSauSführuna ist nicht sack- und fach gemäß, weder die Vorschriften -er Bauge- werks-Berufsgenossenschasten zum Zwecke der Verhütung von Unfällen, noch die Besttmmun. gen der Baupolizei zum Schutze dritter Perso- nen werden beachtet, so daß der Hausbesitzer unter Umständen sogar straf- und zivilrechtlich hcrangezogen werden kann. Eine Gefahr für etwa übernommene Garantieverpflichtungen besteht nicht. (Hochtönende Versprechungen werden in allen Fällen gemacht, bei einer et- waigen Inanspruchnahme hat der Hausbesitzer jedoch das Nachsehen, denn von dem „fahren- den" oder „hausierenden" Dachdecker ist nicht» mehr geblieben.) Auch sind Fälle bekannt, wo Hausbesitzer zur Beschaffung der Materialien Vorauszahlungen in ganz beträchtlicher Höhe gemacht, aber weder da» Material noch da» Geld wieder erhalten haben. So sehr da» Hand- werk daran interessiert ist, daß dem Hausbesitz Erleichterungen geschaffen werden, und gern und freudig dahingehende Bestrebungen unter- stützt, so sehr hat e» ein begreifliche- und be- Erzeugnisses können mit ihm besprochen un- ruhig überlegt werden. Die Kleinstädter beklagen sich oft, daß ihnen ihre Geschäfte nicht genug bieten. Sie bedenken aber dabet nicht, daß sie viel- fach auch selbst mit die Schuld daran tra. gen. Wir sehen, -aß -te großen Liefer- wagen -er Warenhäuser zum Kleinstädter kommen, daß er zu Besorgungen in die nächste Großstadt Ahrt und womöglich nur gegen Ende des Monats, wenn Ebbe in der Kaste ist, zu seinem ortSanfässtaen Lieferanten geht und — anschretben las t. Daß eS unter diesen Umständen dem ein- heimischen Fachgeschäft unendlich schwer gemacht wird, den Großunternehmen gegenüber sich zu behaupten, ist klar. Besonders auch jene Sonderarten wert- voller handwerklicher Erzeugung, die mit unter den Ruf eines OrteS oder einer Gegend begründet haben, und sogar Fremde anztehen und zum Kauf reizen gründete- Interesse, auch seine eigene Triste«»» möglickkett gesichert zu sehen. Besonders schlaue „Unternehmer" wisse« sich noch derart zu helfen, daß sie «uftrag-ev- tetlungen wohl entgegennehmen, sich aber st. chern, indem sie sich Lteferungs- und «ussüh. rung-möglichkett „Vorbehalten". Rechtlich und kaufmännisch ist da» durchaus richtig, sofern der Geschäftsabschluß auS gesunden und einwand, freien Geschäftsprinztpten heraus erfolgt Die hier in Betracht gezogenen Fälle bedeuten aber schon mehr ,^undenfängeret", deshalb ist auch hier Vorsicht am Platze. Endlich einiges über die sogenannten Dach. schäden-Neparaturgesellschaften. Es handelt sich hier nicht etwa um Unternehmungen, die vie? leicht als Kriegs-, NachkriegS- oder Inflation», erscheinungen zu bezeichnen sind, nein, der artige nach dem „Versicherungöprinzip" errich. tete Unternehmungen waren schon vor de« Kriege bekannt. In der Regel versuchten st«, mit vielem Tamtam sich einzuführen; ihre Leiter waren durchweg Nicht-Fachleute — i» verschiedenen, besonders bekannt gewordene« Fällen waren eS ehemalige Weinhändler oder Schuhhändler und solche .Kaufleute", denen das Wohl ihres eigenen Geldbeutels näher la« als die Instandhaltung der im Abonnement übernommenen Dächer der Hausbesitzer. Bor noch nicht zu langer Zeit ist ein derartige» Schwindelunternehmen im Rheinland unschäd- lich gemacht worden. (Ein Inhaber wurde we gen fortgesetzten Betruges zu 8 Monaten Ge- fängniS verurteilt.)' Das wirksame Vorgehe« gegen dieses „Unternehmen" war nur möglich einmal mit Hilfe' der Fachorganisation de» Dachdeckerhandwerks, zum anderen aber mit Unterstützung der zuständigen Hausbesitzer- Organisation, die, unter bewährter Leitun stehend, mit dem Dachdeckerhandwerk rechtzeitig erkannt hatte, auf welche Weise der HauSbesitz betrogen und geschädigt werden sollte. Sehr bemerkenswert ist dann noch eine neuerdings ergangene Entscheidung deSOber- landeSgerichtS Hamburg — IV 10/28 —, wonach der Grundstückseigentümer für Verletzungen durch herabfallende Dachziegel gemäß 8 88» BGB. Schadenersatz zu leisten hat, wenn die Unterhaltung de- DacheS mangelhaft war. Handelt eS sich hier auch um bekannte und selbstverständliche Dinge, so mahnt daS ange zogene Urteil ebenfalls erneut zur allergrößte« Vorsicht. So schwierig sich die Verhältnisse auch gestal tet haben, so notwendig erscheint eS: daß wir nicht nur daS, waS unS an Werten gebliebe«, zu erhalten, sondern auch vor wetteren Min- dcrungen zu bewahren suchen. Hierzu gehört l« allererster Linie neben der Instandhaltung de» GebäudeS an sich die sorgsame Pflege und Er neuerung deS Dachwerkes durch einen geeig neten Fachmann. Von Jaffern un- ihren Meistern Von Friedrich Röse, Gandersheim. Dienste taten. Zu Zeiten des Mckttelatters. da man gut Essen und Trinken als eiar rvackere Beschäftigung ansah und sich Hsiöem liebe voll und mit anerkennenswerter Ausdauer widmet«, da g alt der Küfer oder Böttcher etwas in erlauchter Gesellschaft. Manch hoher Herr strengte sich an und griff gar tief in den Geldbeutel, wenn er einen solchen lustigen Gesellen und frohen Wanderknecht an seinen Hof zu fesseln gedachte. Denn sie reisten fleißig umher, die damaligen Meister, um ihr Wissen um 'das kunstvolle „Binden" eines solchen Gefäßes zu erweitern und in die Geheimnisse der Wembehandkung immer tiefer einzudringen. In den großen Städten gelangten die Zünfte der Böttcher zu hohem Ansel^n, und wer aus Julius Wolffs Roman „Der Sülfmeister" den aufrechten, stolzen Meister Gotthard Henneberg noch im Gedächtnis hat, der weiß, welche Be deutung man ihven klugen Amtsmeistern und Ratsherven beimaß. Heute ist von dieser überragenden Be deutung nicht mehr so viel zu spüren. Die fortschreitende Industrialisierung hat auch hier die Meisterarbeit zurückgedrängt. Eisen, Stahl, Blech, Emailte, Porzellan traten stärker in den Vordergrund, heute kämpft ein alkr HaMwerkerstand in zähem, er bitterten Ringen um die Vorherrschaft für seine hölzernen Erzeugnisse. „Holz bleibt Holz!" Bon diesem Standpunkt gehen sre nicht ab, die Meister. Und. trotz Unserer modernen Entwicklung mehren sich die An- zeichnen, daß sie tatsSchkich recht behalten. Eisen und B^ch können der Säure nicht widerstehen, die man in chemischen Fabriken nutzen muß. Und siehe da, das Holtz be- wähvt sich blendend, ja, er wird vom Ein fluß dieier verschiedenen Säuren sogar lou serviert, „rmnrun" gemacht, um mit «irrem unserer Zeit geläufigen Ausdruck zu reden. Blech kriegt Beulen, wird rostig, Alumi nium, Zink, Zinn, sie albe gehen Birkdungm ein und bringen Nachteile. Aber Holtz? Ja, wird der «ine sagen, das ist zu säMer^ die Gefäße werden trocken, sie zerfallen. Hakt! Das trifft alles heute kaum noch zu, wenn man sie richtig behandelt. Wenn das Böttcherhandrrierk nicht mit der Neuzeit mit gegangen wäre, vielleicht! Aber so hat es Erfindungen genutzt, dah hölzerne Gefäß«, mag man sie verwenden zu allen möglichen Zwecken, heut« allen Ansprüchen genügen. Ob sie zur Zierde gebrauch: werden (Kübel für Pflanzen), zur Hausfrauenarbeit (Wäschegefäße), für die Sandwirtschaft (Eimer, Bottich« zum Dämpfen, Jauchefässer« Pökelfässer, Butterfässer usw.) oder Indu strie (Fässer und Bottiche' für chemisch« Zwecke, Verpackungsmaterial usw.), sie halten, was der Meister verspricht. Vielleicht liegt es im Sinne der Gegner eines guten Glas Bieres, daß man in ihm nicht mehr jenes Aroma spürt wie frühes als es jedes Brauers Ehrensache war, im Keller Hagergefäße aus bestem Eichen Hotz liegen zu haben. Nun ja, ein Bier will atmen können wie der Wein, der durch die Poren «des Fasses Sauerstoff empfängt und sich »dann erst richtig ,^rusbauen" kann. Dar kann ja schließlich auch beim Beerenwein- bereiten nicht der beste Glasballon für sich in.Anspruch nehmen. Aber Fortschritt, Tech nik! Hier sogar auf Kosten von Magen und Zunge! Und das Schlimme an der Sache M. daß sich die Freunde eines guten Tropfens dieser wenig angenehmen Ent wicklung nur höchst schwach und gezwungen widersetzen. Die Böttchermekster sind nicht mehr so zahlreich wie in früheren Zeiten. Aber den Stolz auf ihr schönes Handwerk und den Mut, trotz aller deprimierenden Er scheinungen unserer modernen Zeit der Zu kunst überlegen in das undurchdringliche Gesicht zu sehen, den haben sie trotz allem. Und wenn ich sie mir ansehe mit den schaf fens frohen Händen, die den Küferschlag so kaut erschallen lasten, glaub ich auch dran, bah die fte zwingen werden. Sie gehen mit können, sollten vor allem von den kaufen, den Kreisen der Kleinstadt selbst geschätzt werden. Man denke nur an die reizvollen Töpferarbeiten Hessens oder Thüringens, die schmackhaften pommerschen oder thürtn- gischen Würste, die Glasbläsereien Schle stenS, an ostpreußischen Bernsteinschmuck, süddeutsche Gebäcksorten. Schwarzwälder Ubren und dergleichen. Mit diesen Erzeug nissen wird der Handwerker zum Kämpfer gegen die mechanische Gleichmacherei unsc- rer Zeit, zum Kämpfer um das Wohl mrd Wehe der Kleinstadt überhaupt! Helft ihm in diesem Kampfe, würdigt eure Handwerker nicht immer «ehr zu Haudlauger- und Flickarbeiterbieusten herab. Denkt an die viele» wirklichen Werte, die sie ohne viel Reklamegeschrei zu eurem Nutze« geschaffen habe« ««b stets noch schaffen. Damit fördert ihr zugleich Wirtschaft und Kultur! Die allerwenigsten Hausbesitzer schenken -em Dachwerk, al» -em den WitterungSein- flüstcn am meisten ausgesetzten Teil Les Ge bäudes, die Beachtung, die eS als daS Wichtig, sie und Wesentlichste am Bauwerk verdient. Eine solche Vernachlässigung mußte sich schon unter normalen Verhältnissen unangenehm auswirke«: um wieviel mehr wird die- der Fall sein bei solchen Dächern, die infolge der fehlenden Mittel durch die WohnungSzwangs- Wirtschaft über ein Jahrzehnt nicht instandge- halten werden konnten? Es soll ohne wettere» zugegeben werden, daß unter dem Zwang -er Verhältnisse nicht immer so gehandelt werden kann, wie man ver- nunftmäßig zu handeln wünschte. Man sehe aber lieber von Halbheiten ab, wenn nicht die Möglichkeit zur Schaffung von Vollkommen heiten besteht. Eine Halbheit wird es aber immer bleiben, wenn eine notwendige Dach erneuerung oder Umdeckung nicht -er Bedeu tung deS Gebäude- entsprechend auSgeführt wird. Vielfach kann man die Beobachtung machen, daß alte Schiefereindeckungen, Lie stch Jahrzehnte bewährt haben und eine Zierde des Hauses waren, heruntergenommen werden und an ihrer Stelle entweder ein Teerpapp dach, bestenfalls aber eine teersrete Pappein- deckung angebracht wird. Nicht etwa, weil man der Meinung ist, eine bessere Dach^Eindeckung zu erhalten, sondern lediglich auS dem Bestre ben: ein billiges Dach zu bekommen. Wer so denkt und handelt, der denkt und handelt falsch. Daß eine Pappeindeckung nicht daS sein kann, waS eine Cchieferdeckung ist, sollte eigentlich auch jedem Laien klar sein. Abgesehen von den periodisch notwendigen Anstrichen der Dach haut, die sich an Wohngebäuden in den aller meisten Fällen recht unangenehm bemerkbar machen, verliert das Gebäude zweifellos, au Wert, wenn eS an Stelle eines Schieferdaches mit einer Pappeinüeckung versehen wird. Grundfalsch ist es natürlich auch: wenn man Erker, Dachhäuschen und sonstige mit Schiefer eingedeckte Dachaufbauten im Ziegeldach ihres ursprünglichen Bedachungsmaterials, daS mit Lem Hauptdache entweder eine Einheit bildet oder aber eine gewollte Belebung des gesamten DachwerkeS darstellte, mit irgendeiner Dach pappe versehen läßt. Abgesehen von der Ver schandelung deS Gesamtbildes ist in solchen Fällen fast regelmäßig damit zu rechnen, daß die notwendigen Anschlüsse nicht sachgemäß her gestellt sind und damit eine Wertminderung des Dachwerkes eintritt. Es ist sehr wohl der Fall denkbar, daß in Ermangelnng der erfor derlichen Mittel man sich zu Maßnahmen be sprochener Art entschließt: sie ist deshalb nicht weniger bedauerlich und sollte unter allen Um ständen vermieden werden. Jeder fachtüchtige Dachdeckcrmeister wird dem Hausbesitzer immer et« aufrichtiger und wohlmeinender Berater sein, dem der Hausbesitzer unbedingt Vertrauen und Ge hör schenken sollte. ES ist keineswegs die Absicht, im Rahmen dieser Abhandlung zu dem eineu oder anderen DachdeckungSstosf irgendwie kritisch Stellung zn nehmen. Jeder Bedachungöstoff hat seine Berechtigung: allerdings immer unter dem Ge sichtspunkte: Jedes an seinem Platze! Wenn man nun an Stelle eine- reparatnr- bzw. er- neuerungsbedürftig gewordenen Schieferdaches ein Pappdach anbringen will, so ist daS nicht am Platze. In solchen Fällen, in denen die zur Bersügung stehenden Mittel, z. B. zur Um- deckung eines alten Schieferdaches, nicht auS- reichen, empfiehlt eS sich, die Erneuerung in zwei oder je nach Umfang deS DacheS in drei oder mehr Abschnitten auSznftthren., Dies kann unbedenklich nnd ohne Schaben für daS übrige Dachwerk sowie für LaS gesamte Ge bäude geschehen. Aber auch in solchen Fällen wird der Dachdeckermetster als Fachmann mit seinem Rat immer gern zur Stelle sein. AlS ein besonder» großer Uebelstand hat stch die »ur Uebung gewordene Gewohnheit heranSgeoildet, Dacharbetten von ungelernten Arbeitern oder unselbständigen Leuten anSfüh- ren zu lasten, in der Meinung, auf diese Weise eine „billige ArbettSauSflihrung zu erhalten. „Billigkeit^ ist aber nicht gleichbeoentend mit „Qualität". Man glaubte, Ersparnisse zu ma chen, und mußte Über knrz oder lang einsehen, daS Opfer deS eigenen Irrtums geworden zn fein. Die Geschäftspraktiken der sogenannten Schwarzarbeit seien hier nur angedentet. Die Herkunft deS zur Verwendung gelangenden Material», wie Ziegel, Schiefer usw„ ist in
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