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Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880713
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880713
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-13
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.07.1888
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jk'' § V »ährtm Dienste de» Fürsten Radolin dem kaiserlichen Hofstaat zn erhalten, soll die neue Stellung eine» ObersthvfmeisterS geschaffen Norden und Ziürst Radolin zur Bekleidung diese» obersten Hvfamtcs auSersehen sein. — Tcr BundeSrath hat eine Erklärung als Erwiderung auf die kaiserliche Kundgebung bezüglich der .Thronbesteigung Kaiser Wilhelms II., welche durch den Reichskanzlei: zur Wittheilnng ge-, langte, vereinbart. Danach erklären die Mbündcten Negierungen der Mitthcilung gegenüber ihre vollste Sympathie., Die kaiserliche Versicherung, betreffend die Aufrcchterhaltung der Ncichsherfaffnng und des durch dieselbe gewährleisteten Schutzes der vertragsmäßige» Rechte der einzclncn Bundesstaaten wie der Gesammlhcit. finde die einmüthige Zustimmung der Verbündeten Regierungen. Die kaiser liche Absicht, in der inneren wie in der auswärtigen Politik die Richtung der Vorgänger festzuhalten, gelte als „ein Unterpfand für die gedeihliche Weiterentwicklung des Reiches und als eine Bürgschaft des Friedens". Die Verbündeten Negierungen brächte», so wird zum Schluß gesagt, dem Kaiser Wilhelm II. volles Vertrauen entgegen und erwidern die erhabenen kaiserlichen Worte „mit der Versicherung bundesfrcundlichcr Unterstützung und bereitwilliger Mitwirkung". — Zur Reise des Kaisers nach Petersburg liegen wieder einige interessante Preßstimme» vor. Die „Köln.Ztg." schreibt: „Wenn man sich auch hüten muß, an die Reise des Kaisers Wilhelm irgend welche Bermuthungcn auf einen Umschwung in der russischen Politik oder ein Aufgeben von Rußlands Oricntplänen zu knüpfen, so wird man doch gleichwohl die Gewißheit hegen können, daß seit Jahren die Wahrscheinlichkeit, die Oricntfrage ohne großen Krieg entwirrt zn sehen, nicht so groß war, als sie jetzt geworden ist. Es ist von unberechen barem Werth für die Erhaltung des Friedens, daß eine Bahn ge schaffen wird, auf welcher vertrauensvolle Vermittelungen bei etwa auftauchenden Schwierigkeiten zwischen Rußland und unserem Ver bündeten Oesterreich-Ungarn möglich sein werden, ohne daß eine der betheiligten Großmächte dadurch ihrem Ansehen vergäbe." Eine Ber liner Zuschrift der „Polit. Corr." führt aus: „Von der Zusammen kunft der Kaiser Wilhelm und Alexander seien eingreifende Umwand langen der deutschen Politik nicht zu erwarten. Die russische Presse habe feit Langem die Behauptung verbreitet, Rußland fei von Deutsch land wiederholt gekränkt worden, und deutscherseits wurde dies wieder holt widerlegt; gleichzeitig wurde die empfindliche Schädigung deut scher Handclsinteressen durch die russische Handelspolitik fcstgestcllt. Dieses, beiden Theilen gleich unerquickliche Thema werde voraussicht lich von den Unterredungen der beiden Kaiser ausgeschlossen sein. Desgleichen erscheine cs ausgeschlossen, daß rnssischcrscits der Versuch gemacht werde, eine Aenderung der Beziehungen Deutschlands zn Oesterreich herbcizuführen, da man allgemein wisse, daß das gegen wärtige Vcrhällniß zu letzterem in Deutschland als die Bedingung der deutschen Sicherheit betrachtet werde." — Aus Straßburg berichtet die dortige amtliche „Landesztg.": Französische und einige deutsche Blätter brachten die Nachricht, daß am 1. d. Mts. Karoline Staub ans Hagenau, welche in Nancy in Dienst stand, telegraphisch an das Sterbebett ihrer Mutter berufen, ober in Avricvurt trotz flehentlicher Bitten nicht über die deutsche Grenze gelassen worden sei. Nachdem sie aus Verzweiflung in Ohnmacht gefallen, habe sie an die Kaiserin Victoria in Potsdam die tele graphische Bitte um Erlaubniß gerichtet und nach kurzer Zeit letztere erhalten; ihre Mutter sei aber inzwischen gestorben. Die amtlichen Erhebungen haben nun ergeben, daß in Hagenau keine Familie Namens Staub existirt, daß überhaupt in Familien ähnlichen Namens lein Todesfall vorgekommen sei. — Die preußische Gewehrprüsnngskommission in Spandau hat Namens der Neichsregiernng für Zwecke des Heeres ein Patent mit Neuerungen an der dem Ingenieur Mannlicher zn Wien patentirtcn Kvnstruction eines Cylinderverschlufscs für Schnellladcgewchre ange meldet. Die öffentliche Auslegung der Patentanmeldung unterbleibt nach den Bestimmungen des Patcntgesctzes. Mannlicher hat angeblich die Benutzung der ihm patentirtcn Gewehrkonstruction dem Kriegs- Ministerium in Berlin für 300,000 Mk. abgetreten. Italien. Aus dem Vatikan ist ein Rundschreiben an die europäischen Negierungen gerichtet worden, worin über Demon strationen Klage geführt wird, die in Nom gegen den Papst statt gefunden hätten. Frankreich. Die Pariser Presse beschäftigt sich angelegentlichst mit dem Monstre-Bankctt, welches am kommenden Sonnabend, dem Nätionalfcsttagc, ans dem Marsfcldc stattfinden soll. Die gemäßigte» Blätter sehen cs sehr ungern, daß der Präsident der Republik dem Feste beiwohnen wird, denn sie fürchten eine radikale oder gar socialistnche Demonstration eines Maires (das Essen findet zn Ehren der Bürgermeister Frankreichs statt), dem der Wein die Zunge löst, oder eines der Pariser Gcmeindcrätye. Sie verlangen aber wenigstens, daß, wenn Herr Carnot dem Bankett präsidirt, er allein sprechen soll. Diese Meinung scheint auch die des MinisterratheS zn sein Radikale Blätter aber verlangen, daß Ministerpräsident Floquet die Gelegenheit benutzen solle, eine Rede zn halten. Es liegt nahe, die Versammlung der Bürgermeister Frankreichs vom Jahre 179l, die Konföderation der Gemeinden, von welcher die Ereignisse der Schreckensherrschaft ihren Ausgang nahmen, mit der Versammlung, die am 14. Juli auf dem'elben Marsselde stattfindct, zu vergleichen. Die Unternehmung des Banketts ist eine sehr gewagte, cs wäre wunderbar, wenn Alles ganz programmmäßig verliefe. Holland. Auf Holländisch-Batavia ist in der Provinz Bantam ein Aufstand nnsgebrochen. Die Aufständischen plünderten Tjelegon und tüdtete» die europäischen Einwohner und mehrere Häuptlinge der Eingeborenen. Von Batavia sind Truppen zur Bekämpfung der Rebellen abgesendct worden. England. Aus London wird berichtet, daß die Lage in Zulnland und Umgebung viel gefährlicher ist, als bisher angenommen wurde. Tausende von Eingeborenen haben sich in Folge der Unge rechtigkeiten der englischen Beamten erhoben. Die britischen Truppe» sind zur Zeit nicht mehr als 1200 Mann stark. Orient. In Sachen des Familienzwistes der serbischen Königs- fainilie wird gemeldet: Die Königin Natalie hatte die ihr gestellte letzte Proposition ihres Gemahls — Trennung von Tisch und Belt, prinzipiell bereis angenommen, als sich panslawistischc Einflüsse geltend machte». Die Königin wies nuumehr alle Anträge ab. Das Konsistorium in Belgrad wird die Scheidung unbedingt aussprechen. General Protitsch nimmt den Kronprinzen Alexander unter allen Um ständen mit nach Belgrad. Liefert sic den Knaben nicht gutwillig ans, wird sie von den deutsche» Behörden dazu angehalten werden. Jeder Vater hat ja doch das Verfügungsrecht über seinen Sohn. Mittheilnngen der von der Königin inspirirten Presse besagen, in Serbien herrsche ein wahres Schreckensrcgimcnt; alle mit der Königin bekannten Personen wären initer polizeiliche Aufsicht gestellt. Diese Nachrichten sind absolut unbegründet. — Aus Sofia wird tclegraphirt, daß die Befreiung der von rumclischen Räubern ge fangenen Oestcrreicher binnen Kurzem erwartet wird. Afrika. Aus dem Sudan wird mit großer Bestimmtheit ge meldet, daß der „Weiße Pascha", welcher mit großer Kriegsmacht gegen Khartum vorrücke, Niemand anders als Emin Pascha sei. Der „Times" wird aus Snakin darüber gemeldet: „Ein zuverlässiger Bote aus Handub besagt, er habe ein Schreiben des Mahdi von Khartum an Osman Digma gesehen, dem zu Folge der „Weiße Pascha" ununterbrochen seinen Vormarsch fortsctzc. Der Mahdi hat ihm Truppen entgegen gesandt." — In Südafrika, unmittelbar an der Ostküste, ist ein deutsches Kolonisativnswcrk ans einem unab hängigen Gebiet, mitten im britischen Kolonialgcbiete, im Stillen in Angriff genommen worden, nämlich im Pondvlande. Eine Berliner- kleine Gesellschaft hat im vorigen Jahre nach Erwerbung eines Ge bietes von 1600 englischen Quadrcitmcilen eine Expedition dahin abgcsandt, sich mit dem König und dessen Nachfolger ins Einvernehmen gesetzt und gedenkt mit Unterstützung desselben neben der Ausbeutung ihres erworbenen Gebietes, namentlich des werthvvllen Waldes, dort ohne jede Unterstützung von Seiten des Reiches weitere Kultur cinzuführen. Sächsisches. — Es sei heute nochmals darauf hingewiesen, daß am 15. d. M. die Gcrichtsferien beginnen, welche bis 15. Scpt. andauer» Während dieser Zeit werden nur in sogenannten Fcricnsachen Termine abgchalten und Entscheidungen erlasse». Feriensachen sind: 1)Straf- ächen; 2) Arrcstsachen und die eine einstweilige Verfügung betreffende» Sachen; 3) Meß- und Marktsachen; 4) Streitigkeiten zwischen Ver miethcrn und Micthern von Wohnnngs- und anderen Räumen wegen Ueberlafsnng, Benutzung und Räumung derselben, sowie wegen Zurück behaltung der vom Miether in die Mielhsräume cingcbrachten Sachen; 5) Wechselsachen; 6) Bansacheu, wenn über Fortsetzung eines angc- fangencn Baues gestritten wird. Das Gericht kann jedoch aus An trag auch andere Sachen, soweit sie besonderer Beschleunigung be dürfen, als Feriensachen bezeichnen. Die gleiche Befugnis; hat, vor behaltlich die Entscheidung des Gerichts, der Vorsitzende. Zur Erledigung der Feriensachen können bei den Landgerichten Ferien kammern, bei de» Oberlandcsgerichtcn und dem Reichsgerichte Ferien senate gebildet werden. Auf das Mahnverfahren, das Zwangsvoll- streckungs- und das Konkursverfahren sind die Ferien ohne Einfluß — Dresden, 12. Juli, lieber die Ankunft unseres Königs Paares in Schweden wird gemeldet: Am Montag trafen der König und die Königin von Sachsen von Kopenhagen in Malmö mit dem Dampfschiff Danebrog ein und wurden bei der Landung von dem Landeshauptmann und den städtischen Honoratioren empfangen. Eine Schwadron kronprinzlicher Husaren nebst Mnsikcorps folgte ihnen nach dem Bahnhofe, der festlich geschmückt und illnminirt war. Von lebhaften Hnrrnhrufen begrüßt, fuhren Ihre Majestäten mittelst Extrazuges 9 Uhr nach Stockholm, weiter. Der Zug wurde vom Obcrdirector der schwedischen Eisenbahnen geführt. Bis Gnesta. 8 Meilen von Stockholm war der schwedische Kronprinz Gustav den hohen Gästen entgegen gefahren. Der Bahnhof war reich geschmückt und von großen ländlichen Volksmengen besetzt. Die Eisenbahn geht kurz vor Stockholm durch einen Tunnel; beim Austritt des Zuges ans dem Tunnel ertönten 21 Schüsse von den Castells. Auf dem Perron, der mit zahlreichen Flaggen in den schwedischen und sächsischen gemach der von dem Ehepaar gemiethetcn Wohnung, welches auf die See hinansging und in Welchem Anna sich in der letzten Zeit fast ausschließlich aufgehalten hatte. Auch heute saß sic gedankenvoll am dem von Ephcngcflecht umrankten Balkon, von dem aus sie das Meer in seiner erhabenen Schönheit übersehen konnte. Ihr Antlitz war bleicher als je, und der wehmüthig bittere Zug um ihren Mund war heute schärfer als sonst ausgeprägt. Wer sie jetzt sah und ihr Aussehen niit bei» früheren verglich, mußte finden, daß der Glanz ihrer Angen bedeutend abgcnommen hatte. Die feinen blauen Ränder, welche sic umgaben, legten Zeugniß ab von der furchtbaren Seclcn- folter, unter der das arme Weib bei dem ungleichen Kampfe zwischen Herz und Pflicht in der letzten Zeit gelitten hatte. Als der Gatte eintrat, schreckte sie leicht zusammen und heftete den zagenden Blick mit einer Mischung von Zweifel, Beschämung und Sorge auf sein Antlitz. „Nur wenige Tage noch, Anna!" sagte er in gütigem Tone, „und Du bist frei. Ich traf soeben den Assessor Busch, mit den, ich während der Zeit unseres Hierseins bekannt geworden bin. Er theilte mir mit, daß das Erkenntniß eingctroffcn und bereits in der Ausfertigung begriffen sei. Nach acht Tagen von heute ab können Wir es mit Sicherheit erwarten, meinte er." Es war ihm nicht entgangen, daß ihr Auge auflcuchtcte und ein rasches Roth in ihre Wangen trat, obwohl sie ihre Bewegung zu verberge» strebte, lieber seine Züge glitt ein kaum wahrnehm bares Lächeln, aber es lag ein flüchtiger Schatten wie Trauer darin. Sie erhob sich und faßte rasch seine Hand. „Du zürnst mir nicht, Edmund! Nicht wahr? Sieh'! cs mußte doch einmal zwischen uns Beiden zur Entscheidung kommen; aber nun, da der wichtige Moment nahe bcvorsteht, der uns für imnicr trennt, kann ich wohl sagen, daß es mir nicht gleichgültig ist, von Dir zu gehen. Wen» zwei Menschen, die lange Zeit neben einander hcrgegangen sind, sich plötzlich trennen, so schneidet das in die Seele, und es bleibt eine Leere im Herzen zurück, die kein späteres Glück, und sei cs noch so groß, vollständig ausfüllcn kann. Edmund! Wenn es uns auch nicht beschicken war, das süßeste Glück der Erde im seligen Austausch und verschmelzen unserer Seelen zu finden, so haben wir doch in Eintracht und Friede» gelebt." Er nickte. „Just das wollt' ich auch sagen," nahm er das Wort; „aber D», Anna, hast nicht nöthig, betrübt zu sein. Findest Du doch für das, was Du hinter Dir läßt, mehr als Ersatz. Ein Farben geschmückt war, waren 100 Mann Garde. Grenadiere mit ^ Mnsikcorps aufgestellt, welches die Nationalhymne „Den König stg«, ' Gott" spielte. Zwischen dem Gelcis und Wartcsaal stand König Oskar, von zahlreichen Mitgliedern des Generalstabes und höheren Hoffunctionäreu umgeben. Mit ihm waren auch die Kronprinzessin Victoria, die Hcrzvgin-Wittwe Theresa von Dalecarlicn und Prinz Engen erschienen. Die Damen umarmten und küßten sich herzlichst, auch die Könige thaten dasselbe. Die Herrschaften blieben eine Weile im Wagen, wonach allgemeine Vorstellung auf dem Perron stattsand. Vor dem Ccntralbahnhofc stand eine Schwadron der Garde zu Pferde und hinter ihr eine »»überschaubare Menschenmenge. Vom Bahnhof nach dem Schloß waren alle Häuser mit Flaggen, Decorationen und Guirlandcn geschmückt. In allen Straßen wogten ungeheure Menschen massen, welche jubelnd die hohen Gäste grüßten. Im Schloß waren auch Truppen ausgestellt, bei der Ankunft wurde» nochmals Schüsse abgegeben. Die Musik spielte abermals die sächsische Hymne. Die ächsischen Majestäten wurden von der Königin Sophia auf das Herzlichste begrüßt. Nach einer Weile wurden die hohen Gäste nach, der für sie bestimmten Wohnung im königlichen Schlosse begleitet. König Albert trug Generalsuniform, die Königin war schwarz ge kleidet. Es herrschte das schönste Wetter. — Herr Fabrikant Friedrich Siemens in Dresden läßt ich das Wohl seiner Angestellten und Arbeiter in der Glasfabrik ehr angelegen sein. Davon legt wiederum der jetzt bald vollendete mächtige Bau, welcher zu billigstem Zinsfüße nur für sein Personal Wohnungen zu bieten bestimmt ist, ein rühmlich anerkennendes Zeug niß ab. Dem bereits im Vorjahr vollendeten, demselben Zweck dienenden Bauwerk hat sich ein gleicher, reich mit Sknlpturarbeit versehener, 36 Wohnungen bietender Colossalbau hinzugesellt. Von außen wie im Innern gleicht das Ganze einem Herrschastssitze. Dem, gesammten in der umfänglichen Fabrik beschäftigten Personal ist da mit aber noch immer nicht Unterkommen geboten. — Leipzig, 11. Juli. Am heutige» Vormittag wurde der auf dem Areal zwischen dem Bayerischen Bahnhofe und der Gas- Anstalt II neu erbaute städtische Schlacht- und Vieh Hof in feier licher Weise seiner Bestimmung übergeben. Es hatte sich hierzu eine ^ überaus zahlreiche Festgescllschaft versammelt, n. A. die Vertreter der königl. Staatsregiernng, Herr Staats- und Finanzminister Freiherr von Könncritz und der Generaldircctor der sächsischen Staatscisen- bahncn Herr Hoffmann. Von au-Nvärts war ferner der langjährige vormalige Chef der hiesigen königl. Krcishauptmannschaft, Graf zu Münster, welcher dadurch sein fortdauerndes Interesse an der Ent wickelung unserer Stadtgcmcindc bekundete, erschienen. Für den ersten- Theil des Fcstactns war ein großes, reichgeschmücktes Zelt aufgebaut. Dieser erste Theil der Feier konnte bei recht günstigem Wetter von Statten gehen. Die von Herrn Oberbürgermeister vr. Gcorgi ge haltene Ansprache fand lebhaften Beifall. Hieraus begann der Rund gang durch die Räume des Schlacht- und Vichhofcs, wobei Herr Direktor Hengst und Herr Architekt Moritz die Führung und Erläuter ung übernahmen. Die Besichtigung der sämmtlichcn Anlagen und Betricbseinrichtungen nahm mehrere Stunden in Anspruch und wohl Niemand ist ohne die Ucbcrzcugnng geblieben, daß mit dem neuen Schlacht- und Vichhvf in der That etwas Großartiges und Vielversprechendes geschaffen worden ist. Es war seitens der hiesigen Flcischerinnnng Sorge getragen, daß den Fcstiheilnehmern sofort ein Bild der praktischen Handhabung des Fleischergewcrbcs, wie sie sich im neuen Schlacht- und Vichhof gestalten wird, vorgeführt wurde, In der Großviehschlachthalle wurden sechs Capitalochsen geschlachtet, desgleichen in der Schwcineschlachthalle eine Anzahl der schmackhaften Borstenthiere und in der Kleinviehschlachthalle eine Anzahl Kälber und Schöpse. Das für die Anstalt und deren zukünftige Erweiterung bestimmte Grundstück umfaßt 113,774,5 qm. Davon entfallen auf den Schlachthof 35,799 qm, auf dessen künftige Erweiterung 16,424 qm, auf den Vichhof einschließlich der zu seiner Erweiterung bestimmten Fläche 54,729 qm, a»f den Sanitätshvf 6821 qm. Die Gebäude des Vichhvfs und der Raum unter den übcrhängcnden Dächern machen die Aufstellung von nahe an 500 Stück Großvieh und 2000 Stück Kleinvieh möglich. Ferner enthält der ViehmarÜ eine Schwcinemarkthalle nnd offene Sandbnchtcn, in welchen unge fähr 1400 Schweine untergebracht werden könne». Die Grvßvieh- schlachthalle soll unter Zuhilfenahme des Kühlhauses zn einer Tages- schlachtung von 250 Rindern ansreichen, die Schwcincschtachthalle für etwa 8—900 Schweine, die Kleinvichschlachthalle für ebcnsovielKleinvieh. Die Kosten der Anlage betragen nach vorläufiger, freilich noch nicht ganz feststehender Abrechnung: für Areal, einschließlich des zur Erweiterung bestimmten, 942,446 Mk. für Baukosten 3,414,130 Mk., für angrenzende Straßen 90,000 Mk., in Summa 4,446,576 Mk., wovon 1,807,965 Mk. auf den Vichhof, 2,638,611 Pik. auf den Schlachthof fallen; hierin sind die während des Baues erwachsenen Zinsen mit 178,000 Mk enthalten. — Die im Mulden thal gelegenen Bienenzüchter« I Vereine Wechsclburg, Wiederau, Cvlditz, Methan, Lcipnitz und Leisnig halten ihre diesjährige Bezirks Generalversammlung Sonntag, den 22. d. M., Nachmittags im Hotel zum „Weißen Hanse" in Colditz ab. Da hervorragende deutsche Bienenzüchter bereits ihre Betheiligung reiches Licbelcben wartet Deiner, während die Zukunft meines Herzens dunkel ist, wie das Grab." Sie schwieg. Eine Thräne hing an ihren Wimpern. „Ja, ich bin ein unglückseliges Geschöpf!" schluchzte sie endlich; „nur be stimmt, Weh und Jammer über Andere zn bringen, auch schlecht, sehr schlecht, Edmund!" „Keine Sclbsianklage, Kind!" unterbrach er sie in liebevollem Tone; „es ist Alles gut so, wie cs gekommen ist. Ich hoffe, Du wirst glücklich sein." Eine Woche später saß das Ehepaar zum letzten Male neben einander auf dem blumcngeschmücktc» Balkon. ES war trübes Wetter. Der Himmel hatte sich mit dunklen Wolkcn bedeckt. Die See ging hoch und der Strand lag verödeter als je. In den weißen Händen der jungen Frau zitterte ein Papier. Es war das gerichtliche Erkcnntniß, welches ihre Ehe unwider ruflich trennte. „Ob es wohl sein muß?" hauchte sie unwillkürlich hin. „Du hast es gewollt». Anna!" sagte er dumpf, „willst Du jetzt, wo Du Dein Ziel erreicht hast, Dich schwach »nd unent schlossen zeigen?" „Nein," versetzte -sie entschlossen, „ich will hin zu ihm. Nur einem von Euch Beiden kann ich angehörcn. Ich will ihm angchörcn, dem ich zuerst mein Wort und mein Herz verpfändete." Er nickte und nahm ein Packet Wcrthpapiere ans seiner Brieftasche. „So ist's in Ordnung, Anna," sagte er, „und hier, das nimmst Du mit Dir. Es wird in jedem Falle Eure Zukunft sichern." „Edmund! Auch das noch?" rief sie, während ein Thränen- strom aus ihren Augen stürzte. „Nein, — das wäre zu viel, Du edler, großmüthiger Mann!" „Nimm, Anna! Es kommt Dir zu. Es ist nur die Hälfte meines Vermögens. Und nun laß uns den Abschied kurz machen. Lebe» Sie wohl, theure verehrte Frau, nnd gedenken Sie zuweilen an Edmund, Ihre» Freund." — Er verließ mit raschen Schritten den Balkon, begab sich auf sein Zimmer und warf sich auf sein Bett, um ruhig zn werden, um zu vergessen. Wilde Gedanken durchkreuzten sein Hirn. Seine Schläfen hämmerten. Er fühlte, wie sein Herz blutete. Nach langem, langem Sinnen fiel er in einen unruhige» Schlaf. Entschliche Träume folterten ihn. Gegen Morgen war es ihm, als nähere eine bleiche, blutüberströmte Fraucngcstalt sich seinem Lager. In ihrer Rechten funkelte ei» langes Messer, mit dem sie nach seinem Herzen zielte. Dann klang das Kreischen einer Thür. Eine männ liche Stimme rief einige Worte hinaus und leise Schritte wurden laut, welche sich entfernten. Er bot alle seine Kräfte auf, um sich aus dem bleiernen Schlafe,! der seine Glieder fesselte, anfzurichtcn, aber seine Anstrengungen waren vergeblich, und als er eine Stunde darauf erwachte, kam ihm Alles wie ein dunkler, verworrener Traum vor. Hastig kleidete er sich an und öffnete das Fenster. Der frische Seewind strich kühl herein und kräftigte seine ermatteten Lebens gcister. Der Morgen nach der stürmischen Nacht war wunderschön. Das ! glühende Roth der Hcrbstsonne lag über dem wogenden Meeres spiegel, nnd rings »m die funkelnde Scheibe lagerte ein Kranz von Pnrpnrrvscn, eingeflochlen in einen unermeßlichen Flaum von zarten, weißen Wölkchen. Ein Danipfboot glitt in der Ferne pfeilgeschwind vorüber. Helles Glockengeläuts ertönte über die Wellen hin, und die weißen Dampfwolken wirbelten, zu phantastischen Figuren geformt, durch die sonnige heitere Luft, gleichsam, als wollten sie den Zurück- bleibenden die letzten Grüße der Abrcisenden verkünden. Er schloß das Fenster nnd ging in die Wohnstube zurück. Verödet und wenig anmuthcnd erschien ihm hier Alles. Da- Fehlen der weiblichen Hand, die sonst mit sinnigem Verständniß in den sauberen Räumen gewaltet, machte sich bereits bemerkbar. Noch stand das Thccgeschirr, wie er es gestern verlassen, und die Vorhänge der Fenster waren Herabgelaffen. Er klingelte, und gleich darauf trat eine ältliche Frau, die Aufwärterin, mit dem Früh stück in das Zimmer. Schweigend setzte sie es auf den Tisch und wollte sich eben entfernen, als Werner sich mit der Frage an fi« wandte, ob „seine Gattin" bereits abgercist sei? „Vor einer guten Stunde!" lautete die Antwort der Alten! „gnädige Frau war sehr freundlich, als sie von uns Abschied nahm- Sie läßt den Herrn Werner vielmals grüßen." „Ich danke Ihnen," sagte er und ging in halber Zerstreuung an den Tisch, um sich eine Tasse Kaffee einzuschenken, während die Answärtcrin still das Zimmer verließ, jedoch nicht, ohne einen ver« ^ stohlenen Blick auf ihn zurückzuwerfen.
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