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Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188805036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880503
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880503
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-05
- Tag 1888-05-03
-
Monat
1888-05
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.05.1888
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- Lächfischer La « L es«R nz e t g er. Nr. 102. Donnerstag, 3. Mai 1688. wieder lustig im Gange. Die Gründe für Bergmanns Handlungs weise sind thatsächlich nur in Differenzen mit Mackenzie zu suche». Diese Differenzen waren zwar stets vorhanden, aber Herr v. Bergmann gab ihnen, so lange der Kaiser i» großer Gefahr schwebte, keine weitere Folge. Daß das DiSpensationsgcsuch jetzt gestellt und ange nommen wurde, laßt wenigstens in einer Beziehung eine erfreuliche Folgerung zu, die nämlich, daß vorläufig die Krankheit de- Kaisers keine gefährliche Wendung befürchten läßt. — Dir „Kreuz-Ztg." schreibt: „Aus einem Schreiben des Timer-Corrcspondentcn in Berlin an sein Blatt geht hervor, daß Mackenzie sür die „Times" Nach richten aus San Rcmo über das Befinden des Kronprinzen sandte, welche mit der Wahrheit direct in Widerspruch standen, daß er später bei der Veröffentlichung der zwischen ihm und dem Correspondentcn der „Times" gepflogenen Corrcspvndenz sehr wichtige Thcile derselben unterdrückte, also nicht ehrlich verfahren ist. Bei dieser Gelegenheit sei noch erwähnt, daß der Commissionär und Vertraute Mackcnzie's, ein gewisser Schriedowitz, österreichischer Jude ist. Von Mackenzie in die intimsten Vorgänge eingewciht, unterhält derselbe die ausge dehnten Beziehungen, welche Mackenzie mit der Presse des In- und Auslandes Pflegt; die intimen Beziehungen des Schriedowitz zur Londoner Börse sind allgemein bekannt." Die „Voss. Ztg." meldet hingegen: „Der Entschluß des Herrn von Bergmann fällt zeitlich zu sammen mit dem Erscheine» eines neuen heftigen Angrifssartikcls der „Köln. Ztg." gegen Sir Morcll Mackenzie, in welchem aus einem Briefe Mackenzies an von Bergmann Einzelheiten veröffentlicht wurden, die nur dem Absender und Empfänger bekannt sein konnten. Gleichwohl waren auch diese Angaben wieder in polemi'cher Weise entstellt, während die „Köln. Ztg." am Eingänge jenes Artikels mit besonderer Genngthuung darauf verwies, daß sie nach Ausweis dieser Nachrichten von ihren „Gewährsleuten oder Hintermännern" nicht ini Stiche gelassen sei. Weitere Bemerkungen über den Zusammenhang der Dinge scheinen uns entbehrlich. Daß dieser »m jedem Tage offener werdende persönliche, nicht wissenschaftliche Kampf am Kranken bette des Kaisers, ganz abgesehen von dem össenilichen Unfrieden, de» er fristete, auf den erlauchten Kranken selber nur von schädlicher Rückwirkung sein konnte, lag bei dem bekannten unzweideutig be kundeten Vertrauen desselben zu seinem leitenden Arzte am Tage. Nicht durch des leweren Vcranlassniig ist der in San Rcmo verab redete Vorsitz der Acrzte, die Befehdung in der Presse ein ustellcn, durchbrochen worden. Anlaß und Ul prung des wieder aufgcnvm- menen öffentlichen Streites sind in jenem bekannten Artikel der „Köln. Ztg." zu suchen, der die Unfähigkeit Mackenzie s beweisen sollte, eine durch s.ine Schuld entstandene „Lebensgefahr" des Kaisers ohne Hilfe Professor von Be»g»»c»»»'s beseitigen zu können. Hoffentlich ist durch den jetzt cingeirctenen. Wechsel der Personen der Wetter führung dieses »ach jeder Richtung unerträglichen Zwistes ein Ziel ge etzt und die Ruhe im kaiserlichen Krankenzimmer, soweit sie durch ärztliche Preßstrcstigkeiten gestört werden kann, für die Zukunft sicher gestell.." — Tie „Nordd. Allg. Ztg." bezeichnet die Nachricht, bei der Unterhalt,ig der Königin Victoria mit dem Reichskanzler habe cs sich um die eudgiltige Regeln g der braunschweigischen Thronfolgefrage gcnandelt, als ans der Lnft gegriffen. Diese Angelegenheit sei mit keinem einzigen Worte gestreift. Reuters Bureau in London ver sichert, die Baucnvcrgnche Heiraihsangclegcnheit sei bei dieser Ge legenheit mit keinen» Warle erwähnt, und die „Nat.-Ztg." meint, es habe sich Han. tsäch ich wohl um die Verhältnisse gehandelt, welche dem muiterlichen H-rzcn der Königin au» nächsten liegen, d. h. um die S.che>stelln»g der Kaiserin und der Priiizcjsiunen im Falle eines HinschOtciis Kaiser Fucorichs. — Kaiserin Vic>oria gedenkt, hannoverschen Blättern zufolge, am 3. Mai das Ucberschwei»i»tt»gsgebiet der Elbe zu besuche». Nach dem Programm sollte die Kaffen»» per Bahn nach Wittenberge fahren und von da per Tampfcr »ach Hitzacker. Ten Schluß sollte der Be such von Lüne-nrg bilden. Ob die Reise bei der jetzigen Verschlimme rung des Kaisers statifinde» wird, ist wohl fraglich. — A» der Berliner Börse kursirleu am Dienstag neue Zwanzig- markst. cke mit dm» Bilde des Kaisers Friedrich, für welche in einzel nen Falle» ein Agio von 5 Mark pro Stück gezahlt wnrde. — Preußisches Adgeordnelenhans. DieiislagSsitzung. Die Se- kliiiNirdatinvvrtage winde definit v in dritter Lesung angenommen, i» zweiter Beladung die Kreis- und Provinzialordming sür Schleswig- Holstein bis znm tz 09. Mittwoch wird die Berathung fortgesetzt. — Ans Lstasrila. Am 28. April hat der kaiserliche General- kousnl ...ichahelles i» Zanzibar als Bcvollmächligtcr der deutsch-ost- afrika» ffcyci» Geicll cbai't für diese Gcsclls.hail den Vertrag mit den» Sultan von Zcniz.bc.r, Ehatifa, unterzeichnet, durch de» die gesammte Verwaltung ciwcü ». ffch der Zölle, in den» Küstenstriche, der vorder deutsche» Z i »Zscn pl äre liegt, der dcutsch-ostasrikanischen Gesellschaft ans die Tauer von ->" Jahren verpachtet wird. der damals zugegen war, wie auch mit dem Tvctvr Malthesiiis und auch mit dcr'Diener chafl." „Nun?" „Und auf diese Weise gelangte ich zu der Ucberzeugnng, daß kein anderer als der alte ischerkessische Diener den Schatz beseitigt haben konnte." „Tis ist ganz unmöglich!" „Keineswegs. Er haste die Schlüssel und kannte auch den Ge brauch c er seiden." „Tas beweist gar nichts. Wassili war treu wie Gold!" ries der Jnüi.ralh in hoher Erregung. „G.uiz gewiß, das bestreite ich ja nicht. Eben seine Treue war's, dic ihn ocranlaßte, den Schatz in Sicherheit zu bringen." „Nun, da bin ich neugierig," lächelte Paul. „So hören Sic. Er wußte, daß der Kerl, der Pillarik, Ab sichten ans die Papiere und Jnwelen halte. Ich erinnere Sie an die Präge.ei, die an der Thür des Slcrbczimmcrs zwischen den Beiden statlfano." „Ganz recht." „Er bewachte den Ort Tag und Nacht, »nd als er den Schatz täg lich in der größlln Gefahr sah . . ." „Ich weiß," sagte Paul. „Tie Italiener. . „Rein, nicht die Italiener, Herr von Roland! Man soll mit dem g»:e» Namcu selbst gänzlich Fremder niemals geoankciilvs um gehen!" erwiderte Herr Hänfling verwurisvoll. „Nein, mein junger Herr, der alte Tschcrkcsse war's, dem der Aufbewahrungsort der Kostbarteilen nicht mehr sicher genug erschien. Er fürchtete, daß derselbe 'erbrochen werden wurde, und wenn auch viellcichl erst, nach dem man ihn selber ermordet und seinem Leichnam die Schlüssel abgenomme» habe. Deswegen machte er sich in der Nacht daran, nahm die beide» Behälter ans dem Sarkophage und verbarg sie dvrt, wo es niemand einfallen würde, danach zu suchen." „Aber wo dcim, um Gollcswilleu!" rief Paul. Der Dctective lächelte. „Wv niemand danach forschen würde, meine Herren." „Und das war?" „Er gab sie in des todtcn Generals eigenste Obhut. Er ver barg sie in dem Sarge, meine Herren." Paul und der Jnstizrath sanken stumm vor Erstaunen in ihre Sessel zurück.' „Ja, und wenn Sie nun die Gruft öffnen lassen und dann das eiserne Receptakulum und de» stählernen Sarkophag anö bließe,» Oestcrrelch-Ungarn. Im österreichischen Abgeordnetenhaus gab es am Dienstag bei der Berathung des Unterrichtsbudgcts großen Lärm. Minister von Gautsch sprach in äußerst scharfer Weise gegen die Angriffe der Tschechen und ihrer Bundesgenosse» auf die bestehende Uuterrichtsordiiung und erklärte, er könne unter keinen Umstände» eine Herabdrückung dcS Bildungsniveaus zugcbe». Die Unterrichts- Verwaltung lasse sich in keiner Weise bceinslusscu. Die Tschechen wollen deshalb gegen,daS Budget stimmen und wiegen sich in allerlei schöne Träume von Gautsch's Rücktritt, wenn das Budget verworfen Werden solle. Frankreich. Präsident Carnot ist von feiner Rcise nach Süd frank» eich rech! zufrieden wieder in Paris angekominen; in Bordeaux und Rochcfvrt überreichte er verdienten Ordensschwestern das Kreuz der Ehrenlegion mit sehr anerkennenden Worten. Damit sind auch die monarchistiichen Blätter einverstanden. — Wie aus Paris berich tet wird, tragen die Anhänger Boulangers als Erkennungszeichen jetzt dunkelrvthe Nelken im Knopfloch. England. Die englischen Panzerschiffe haben wieder viel Malheur. Das gaiize neue Fahrzeug Buzzard dampfte dieser Tage von Shccrncß ab, um seine Maschinen zu prüfen. Unterwegs wollte cs einer Fischcrschmackc aiiswcichcn, allein das Steuer versagte seinen Dienst und die Schmacke wurde in Stucke zerschnitten. Noch andere Unannehmlichkeiten lassen sich vermelden. Der „Orlando" sollte als Flaggschiff nach Australien gehen. Ta stellte sich in letzter Stunde heraus, daß die Abfahrt wegen »»angelnder Kanonen verzögert werden muß. Tann sollte das Panzerschiff „Inflexible" im mittelländischen Meere stalionirt werden. Das mußte unterbleiben, weil die Thürme sich nicht bewegen kaffen. Tarans beschloß die Admiralität, an dessen Stelle den suiikelnagclncncn „Bcnbow" abzuscndcn; die Maschinen waren gut, auch die Kanonen fanden sich vor, aber als die Abfahrt stansindcn sollte, entdeckte man, daß die Kugeln fehlten. — Infolge der Begegnungen, welche die Königin von England auf ihrer jüngste» Rene durch Europa gchabt hat, wird, wie ans London tclcgraphirt wird, eine große Kundgebung des Ministerpräsidenten Salisbury er wartet, welche die Freundschaft Englands mit den Mächten des Frie dens-Dreibundes betont. Rußland. Uebcr neue russische Militärinaßnahnicn, welche bc- vorstehe» sollen, wird der „Köln. Ztg." aus Kiew Folgendes mitge thcilt: Wie schon vor mehreren Monaten als bevorstehend gemeldet, soll die zun» zweiten kaukasischen Armcccorps gehörende 19. Infan terie-Division und eine der im Ostgebiet befindlichen Jnfantcrie-Tivi- sivnen in die Nähe der österreichischen Grenze verlegt werden. Die Militärbezirke von Kasan und Charkow solle» eiiigcbcn, weil die dvrt verbleibende Trnppciizahl nicht die Nothwendigkeit besonderer Militär bezirke erheischt. Es sollen drei Cavallericcorps gebildet werden zu je zwei Divisionen, jede Division zu drei Dragoner-Regimentern, einen» Kosaken-Regiment und einer reitenden Batterie. Alle sonst ver bleibenden reitenden Battericcn solle» den Schützenbrigaden zugetheilt und diese in jcder Weise beweglich gemacht werden. Jedes der üb rigen Arineccorps soll künftig nur noch eine Kavallcriebn'gade be sitzen. Die Dragoner solle» um zwei Regimenter vermehrt werde», deren Bildung schon seit längerer Zeit beschlossen war, aber aus Geldmangel verschoben wurde. Die Friedensstärke der Kosaken soll insofern vermehrt werden, als sechs Regimenter der nur im Kriegs fälle ausznflcllenden „zweiten Ordnung" in die im Frieden bereits vorhandene erste Ordnung nbcrgeftihrt werden. — Ter russische General Gurko sprach sich eine,» französischen Berichterstatter gegen über dahin aus, daß er sür's Erste an keine» Krieg glaube. Er leugnete, daß Rußland mehr als 130,000 Mann an der Westgrcnzc habe; kv»»»»e es lrotzdc»» zr»» Kriege, so sei Rußland bereit und seine Mittel gestattete» ihn» sogar, einige Niederlage»» zu erleiden, ohne daß cs dadurch wesentlich geschwächt würde. (?) — Der russi sche kvmuiandirende General Fürst Barclay de Tvlly Weimar», der seinen Enkel lutherisch taufen ließ und deshalb einen öffentlichen Verweis vom Zaren erhielt, weil die Mutter des Kindes zur russi schen Kirche gehörte, diese also ans dasselbe Anspruch habe, verlaß! mit seiner Familie Rußland und wird sich in Dresden nicdcrlasscn I» Rußland müssen sür den Augenblick noch zurückdleibcn die un glückliche Schwiegertochter des Fürsten, die, so »»»glaublich cs klinge» mag, wirklich ans ein Jahr in ein Kloster gefleckt worden »st, und der Keine „Ketzer", ihr Sohn, die »»»schuldige Ursache des Gewitters, das sich über der Familie entladen »nd einige Glieder dcrseldc» schwer geschädigt hat. Es soll der Mutter gestattet worden sein, das Kind dci sich zu behalten, und wider allcn Erwartens ist man sogar von der ursprünglichen Absicht zuriickgckomnicii, das Kind nmzntanfe» und mit dem Lelc der griechisch vrlhodexen Kirche zu salbe». Orient, lieber den Verlauf des Prozesses Popow in Sofia wird von dvrt geschrieben: Ter Prozeß gegen die Officicre »immt einen ungemein schleppenden Verlauf. Die Eindrücke, welche inan vom Gange der Verhandlungen gewinnt, sind eben keine besonderen S>e bestätigen leider die traurigsten Demoralisationen vom Leutnant wollen, dann werden Sie in dem Sarge des Verstorbenen den Schatz »»»berührt vorfindci». Dafür bürgt Ihnen Hänfling, der Detektive, mit seinem Namen und seinem Kopfe! . . . Aber ich bin noch nicht zu Ende, meine Herren. Ich habe noch einige Bemerk,»,gen darüber zu machen, wie jener alle, treue Tschcrlcsse iiiögticherweise zu Tode gekommen ist. Nachdem er dem Pillarik den Reü gegeben hatte, in Bertheidigung des Schatzes seines Herr», wurde er entweder selber z» Boden geschlagen, oder es kann auch sein, daß er ohn.» ächtig geworden ist. Es können hier ja nur Mulhmaßnngen eintrcleii; eines aber erscheint mir unfraglich: als er hilflos am Boden lag, da ist noch eine dritte Person cpkommei», welche ebenfalls den Schatz zu stehlen meinte, und diese dritte Person, die ebenso gut ein Mann wie ein Frauenzimmer gewesen sein kan», hat dann den alten Tscherkesscn zu Tode chloroformirt. Dr. Matlhc- sius, ein Mann von großer Zuverlässigkeit, ist der »»»er chüttcrlichcn Ansicht, daß Wassili an den Folgen der ihm beigcbrachlcn Schlage ganz unmöglich gestorben sein kann. Immerhin aber ist dies alles für jetzt nichts als Theorie. Ich bielt es aber für meine Schuldig keit, Ihnen auch hierin meine Ansicht mitzutheileii." Diese Theorie aber reichte hin, »»» Paul von Roland im »»»eisten seines Wesens erschauern z» machen; er ivagte eS aber nicht, seinen Gedanken, die sich lediglich um die schöne Böhmin drehle», ciiic bestimmte Fori» zu geben. — Es stellte sich heraus, daß der Scharfsinn des Herrn Hänfling i» Bezug auf das Versteck des Schatzes ganz genau das Richtige getroffen halte. Denn nachdem unter viele» Umständen die Gruft und das Receptakulum und der Sarkophag erschlossen worden waren, fand man das Portefeuille und den silberne» Kasten unter der Decke von Goldbrokat, welche über den Leichnam des Generals gebreitet war. Aus dieser und auch noch aus einer anderen Thatsache erwuchs Herrn Hänfling große Befriedigung »nd Freude. Einige Zeit nachher erfüllte sich auch der Licblingswunsch des alten Justjzraths: Paul von Roland führte, Glück und Wonne in» Herzen, Helene von Rnthart zni» Altar. Ost noch redeten sie von der vergangenen, düsteren Zeit, und vermochte er nimmer zu begreife», wie er »cmal- habe so blind, so ganz blind sein könne». Ter Jnstiz- rath aber lächelte dann und ».einte, cbcnso veiwunderlich sei es, daß in den» alten, »»»heimlichen Hause des Todes p ötzlich soviel Sonnenschein, Freude und Friede habe ci'nziehcii können. bis zuin höchste» Ofsicier und lassen ein Ehrgefühl im Officiercorp» fast gänzlich vermissen. Der Leutnant klagt seinen Regiments« cvmmandcur, dieser seinen Adjutanten, ein anderer wieder den Bri» gadcchef wegen Verleitung zu Veruntreuungen und die Sache bekommt wahrlich einen betrübenden Anstrich, wenn man sieht, wie Leute, welche seit Jahren den Officiersdegen tragen, gleich Schul jungei; sich vorwerfen, daß sie nur auf Bitten des Anderen eine Schlechtigkeit begangen, die Kasse» ihres Regimentes geleert haben. Allgemein wird aber bemerkt, daß die angeklagten Officicre Keljanow und Bankow gegen den Brigadier Popow jetzt fast übereinstimmend belastende Aussagen machen, während sie ihn in der Voruntersuchung geradezu entlasteten. Man bringt diese augenscheinliche Wandlung mit verschiedenen Einflüssen in Verbindung. Die öffentliche Meinung zweifelt sehr an der Unabhängigkeit der Richter und zollt nur dem Präsidenten des Gerichtshofes Nilolajcw Anerkennung für die un parteiisch: Fragestellung. Die vier anderen Richter werden direct als Feinde Popow's hingestellt. — Fürst Ferdinand ist auf seiner Rundreise durch Nordbulgarien in Lvwacz angekominen und dort festlich empfangen worden. Sächsisches. — Ernennungen und Beförderungen. Ter zeitherige Hilfsarbeiter im Fiilanzministerinm, Oberfinanzrath v. Mäher, und der Finanzrath bei der Generaldireclion der Staatscisenbahnen, Schulze, wurde» z» Geheime» Finanzräthen iin Finanzministerium, der Hilfsarbeiter bei der Gcncraldirection der Staatscisenbahnen, Finanzasiesfor v. Seydewitz, unter gleichzeitiger Ernennung zum Finanzrathe, znm etalinäßigcn Mitglicde, und der Dircctionssekrctär Assessor Donath unter gleichzeitiger Ernennung zum Finanzassessor zum Hilfsarbeiter der genannten Behörde ernannt. Ferner wurde der Betriebs-Oberingenieur Peters in Dresden, unter gleichzeitiger Ernennung znu» Finanzrathe, znm Mitgliede der Gencraldircction der Staatseisciibahncn, »nd der Bezirks-J,»genier Bach in Leipzig zum Betriebs-Oberingenieur bei der genannte» Behörde ernannt. — Das Ministerium des Innern hat dein Vorstände der stän digen Ausstellung sür Kunst und Kunstgewerbe in Weimar die Erlaubniß zu dem Vertriebe von Loosen der auch für dieses Jahr in Aussicht genommenen Vcrloosnng solcher Kunst- und Kunst- gewcrbegegcnstände, welche zum Zwecke der Ausspielung der erwähnten Ausstellung cntnoinuien werden, in» Königreiche Sachsen crtheilt. — Dresden, 2. Mai. Mit dem Lutherfestspiele wird Mittwoch, de» 9. Mai, begonnen werden; die zweite Darstellung ist am Himmclfcihrtsicige. Während der Woche vor Pfingsten werden die Vorstellungen in der Fcsthalle einen Tag um den anderen, in der Feiertagswvche aber wahrscheinlich an jedem Tage siatlfinden.— Nächsten Sonntag findet die große Maarenverloosung, veran staltet vom Verband Dresden des Wohlthätigkeitsvcreins „Sächsische Fechtschule" in Braun's Hotel von Nachmittags 2 Uhr an statt. Es sind hierzu 1000 nützliche Gegenstände verschiedenster Art im Wcrthe von 50 Pf- bis 100 Mk. zur Verfügung gestellt worden, welche am Ziehungstage dortselbst ausgestellt sind. — Pirna, 1. Mai. Durch Sturz von» Deck ist gestern Abend oberhalb dcr Hirschmühle bei Schmilka der Maschinenmeister Schiller vom Dampfer Nr. 5 dcr österreichischen Nvrdwest-Dampfschifffahrts- Gcscllschast tödtlich verunglückt. Man vernahm den Hilferuf des Bedaucrnswcrthen, dcr eine Frau mit 4 Kindern hinterlüßt, konnte ihm aber bei dcr herrschenden Finsterniß die ersehnte Hilfe nicht bringen. — Leipzig, 1. Mai. Vom hiesige» Schwurgericht wurde heute ein hiesiger Einwohner, dcr aus Erfurt gebürtige Maurer Maulhardt, wegen Ermordung seines 2ft'2 Jahr allcn Stiefkindes znm Tode verurtheilt. — Zinn Streik der Leipziger Schuh ma cher- Gehilfe» ist zu berichten: In einer am 30. April abgehaltenen Versammlung wnrde nachstehende Resolution angenommen: „Tie heute am 30 April d. I. im Saale des Restaurants „Bellevue" tagende öffentliche Schnhmachergchilfeii-Vcrsa»»i»ln>»g erklärt sich be reit, de» Tarif in der vorgcschricbcnen Weise zur Durchführung zu bringe» uud, falls derselbe bis »uorgci» Mittag nicht bewilligt ist, die Arbeit sofort ciuzustcllei». Ferner verpflichten sich die College», welche den Tarif bewilligt erhalten und fvrlarbeitcn können, wöchent lich mindestens 1 Mk. zur Unterstützung der Streikenden zu spenden." — Lbcriueister Schönlcin »nachte den Gehilfen den V.rwnrf, daß sie ihre gedrückte Lage meist selbst verschuldeten, da sie unter Anderem die von ihnen ausgestellte und von den Meistern angenommene Werkstattvrdnnng, in welcher besonders die Arbeilszcit geregelt sei, nicht sesthieltc», serner in einer so unregelmäßige» Weise arbeiteten, wie cs in keinem anderen Gewerbe vorkoinme. Wenn seitens der Gehilfen die ganze Woche hindurch so regelmäßig gearbeitet würde, wie cs in anderen Gewerben der Fall ist, dann wurde der Verdienst und die Lage derselben eine bessere sein. Herr Schönlei» bczeichiictc dann noch das Vorgehen dcr Gehilfen als ein überhastetes, da der Tarif am letzten Sonnabend de»» Meistern erst vvrgelegt worden sei und man heute schon die Arbeit eiiistellen wolle. Außerdem wurde von ihn» darauf hingewicscn, daß dcr Tarif in einzelne» Fälle» nicht nur 20, sondern 50 Prozent Erhöhung des Lohnes betrage. — Tie Personcnfrcquenz am Hauptmeß- und sogen, „zweiten Bancrnsvnntage" bezifferte sich auf de» in Leipzig inündcnde» Eisenbahnen ans rund 75,000 Personc». — Anc. Ter hiesige Consniiivcrein hat einstimmig seine Auf lösung beschlossen. — Adorf. Der Ruf dcr vogtländischen Haiidstickcrinncn ist ein sehr alter und noch heute gehen Aufträge zum Besticke» von Wäsche, Fahnen, Kleidern rc. ans allcn Ländern ein. Was Wunder, daß andere Gegenden diese Arbeitskräfte an sich zu ziehen suchen. In der vergangenen Woche hat ei» Fabrikant ans Brake a. d. W. verschiedene -Familie»', wo gestickt wird, persönlich besucht, um die Mädchen zur Answanderung zu bewegen; aber nicht eines derselbe» ist ihn» gefolgt. Die Stickerinnen verdiene» wöchentlich 7—8 Mark und cs wnrde ihnen 10 Mark Wochenvcrdiciist versprochen; auch er bot sich dcr Fremde zur Stellung einer Cantiv» von je 100 Mark sür jede Stickerin; aber alle Mühe war vergeblich. Die Mädchen sind mißtrauisch und waren dcr Ansicht, daß sie vielleicht nicht ledig lich als Stickerinnen cngagirt werden sollten. 8—. Breite»brunii. Der bicsigeMilitärverci» veranstaltete Sonntag den 29. April zu Ehren des 00. Geburtstages des Königs Albert eine Nachfeier, bestehend in Kirchenparadc und einem Ans marsch mit klingendem Spiel nach der Schankivirlhschaft zum Schützen hause. Hierselbst brachte der Vorstand des Vereins Herr F. Günther auf König Albert ein dreifaches Hoch ans, in welches alle Anwesen de» begeistert einstimmten. Erwähnt inag hierbei noch werden, daß, während bei herrlichstem Frühlingsivctter vor genanntem Local die »neisten dcr zahlreichen Gäste ihr Glas Bier in» Freien tranken, sich ca. 20 Schritte hinter genanntem Local die Schuljugend auf einer »»och ca. 1 Meter hohen Schneewehe vergnügte. — Plauen, 30. April. Früher als i» anderen Jahren tritt für die Stickerei-Industrie dieses Jahr die Zeit dcr Geschästs- slaue ein, namentlich fehlen die Bestellungen auf Tüll sowohl für Hand-, als insbesondere für Schiffchcnniaschi'iicn. Es hat dies zur Folge, daß die Stickcreifabrikanten wieder regeres Angebot von Ar beitern haben, welche Aufträge auf Lvhnstickerei wünschen. Daß unter solchen Umständcn gegenwärtig an eine (allerdings wünschcnSwcrtbe) Ausbesserung des Lohnes der Sticker nicht gedacht werde» kan», ist einlcnchtcnd. — Im Ganzen sind bis jetzt hier 218 Firmen vor handen, welche sich mit der Weißwaaren-Jndustrie beschäftigen.
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