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-- -^-^7-. ^--^- : -. ---- -— -^--—»— Nr. 102. — 8. Jahrgang. SSchs«scher Donnerstag, S. Mat 1888. Der jede« Wochentag Abend (mit Datum de» folgende» Tages) zur Veriendung gelangende „Jüchsijchc LaudeS-Anzeiger" mit täglich einem besonderen Unter« baltpnasblatt« und mit dem Extrabeiblatt iumges «ilderbuch kostet bei den Attsgabe« stellen monatlich 70 Pjq., bei den Post-Anst. 75 Ps. (1888er Ztgs.-Prei-liste Nr. MS.) Für Abonnenten erscheint je einmal iu> Jahr: Sommer-Listiibahnsahldianheft für Sach»-». Kinter-Eisenbahiisahrdlanbeft für Lach,en. Jlluftr. Kalender de« Sächsischen «andbalen. Jllustrirles Zahrrsbuch des üanbeS-Anzrigers. Fülliles-Allfkiger mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. «Ojet^mmlr des„Sachs. La»de».Uiqek«r«"» stiamn einer schmalen CorpuszeNe lo Pfg. Bevorzugt« Stelle (lfpalt. Patitzeile)30Hf, BeiWiederholnng großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von An-ivärt- ivolle mau Jnsertionsbetrag (in Briefmarke») beifüge« 3» 8 Silben Lvrpurschrift bilden ca. 1 Zeile.) Lmumcenannabme mir bi» Bormittag. kM: Almiiin Mt, Bnchdruckerci. Chemnitz. Theaterstraße ö (Fernsprechstclle Nr. ISS). Lrlogr-Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterbnltungsblatt: i. kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — s. Jllnsirirtes Unterkaltnngsblatt — 6. Sountagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. In dem Concursverfahre» über das Vermögen l. der Colonialwaaren- händlerin Amalie Wilhelmine verw. Diehmann, 2. Emil Richard Dörings, in Firma Richard Döring, 3. des Fleischers Julius Otto Hohlseld in Chemnitz, 4. des Strumvffactors Max Schulze in Nensvrge bei Ncukiichen und 5. des Tricotstofsiabrikaiilcn Carl Ferdinand Richter in Siegmar ist zur Prüfung der nachträglich angcmcldete» Forderungen Termin anf den 18. Mai 1888 Vormittags IO Uhr vor dem Königliche» Amtsgerichte Hierselbst anberaumt. Chemnitz, den 27. April 1868. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichnete» Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3l19 die Firma Otto Müller in Chemnitz und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Emil Otto Müller daselbst, Besitzer eines Strumpf- und Handichnh-Commissions- und Fabrikationsgeschäfts eingetragen. Chemnitz, am 30. April 1888. Königliches Amtsgericht, Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heme anf Folium 3120 die am 1. März 1888 errichtete Firma Chemnitzer Stahl- und Weicheisengießerei Mcichsner L Becker in Chemnitz (Zwickauer- straßc Nr. 106) eingetragen und zugleich verlantbart, daß Herr Ernst Alban Meichsner und Herr Johann Max Becker, beide in Chemnitz, Inhaber der Firma sind, sowie, daß Herr Johann Max Becker von der Vertretung der Firma ausgeschlossen ist. Chemnitz, am 1. Mai 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 3>21 die am 1. Mai 1888 erichtete Firma Winzer u. Wecker in Chemnitz iPoststraße Nr. 61) eingetragen und zugleich verlaut bart, daß die Kansleute Herr Neinhold Christel Winzer und Herr Paul Gustav Ferdinand Wecker daselbst, Besitzer eines Strumpfwaarengeschäfts, Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 1. Mai 1888. Königliches Amtsgericht. Jni Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 3122 die Firma E. Adler in Chemnitz (Neesestraße Nr. ü3)'i,nd als deren Inhaber der Kaufmann Herr Emanuel Adler daselbst, Besitzer eines Wcbwaarengelchäfts, eingetragen. Chemnitz, au» 1. Mai 188«. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 1. Mai. Köln. Der „Köln. Ztg." zufolge soll General Caprivi auf seinen Wunsch in nächster Zeit Armeecorps-General werden. Als Nachfolger habe der Viceadmiral Graf Monts Aussichten. Prag. „Narvdni Listy" bringen die Enthüllung, Niger und Clam-Martinitz hätten mit Liechtenstein zusammen den Schulantrag ausgearveitct und die Hinweglassung jener Stellen vereinbart, welche der Genehmigung seitens der Regierung hinderlich sein würden. Wien. Anläßlich der Gemeinderathswahlen in dem Wiener Vorort Rudolfsheim arrangirtcn die Antisemiten gestern einen argen Wahlexceh, wobei vier Personen verletzt wurden. Die Polizei mußte einschroitcn und verhaftete mehrere Excedcntcn. Während des Tumultes passirte das Kaiscrpaar in offener Equipage die betreffenden nach dem kaiserlichen Schloß Schöndrunn führenden Straßen; der Wagen mußte im Schritt fahren. Der Kaiser hat sich über den Exceß sehr entrüstet geäußert. Rom. Das Gründlich über die Expeditionen nach Afrika wird von liberaler Seite heftig angegriffen. Die „Tribuna" äußert sich sehr bitter und meint, der einzige ehrliche und konsequente Mann in der ganzen Affaire sei der Negus von Abessynien gewesen. Das Blatt vergleicht die italienische Afrikapolitik mit den Eroberungen der Spanier in Amerika, doch sei der afrikanische Feldzug Italiens nur eine Karrikatur jener spanischen Unternehmungen. Für Mittwoch, an welchem Tage die Debatte über die Afrikapolitik stattfinden soll, Wird auf dem Monte Citorio ein heftiger Kampf erwartet. Paris. Bonlanger richtete an seinen Freund Millcvoye, einen bonapartistischen Journalisten, einen Brief, worin er energisch gegen die ihm voin Brüsseler „Nord" untergeschobenen Gesinnungen und Absichten protestirt. Er will laut vor Frankreich und Europa seine Im unheimlichen Hause. Erzählung von Friedrich Berner. Fortsetzung und Schluß. Nachdruck verboten. Er hatte sich vorgenoiiimcn, bereits am nächsten Morgen das Geschäft zu machen, wie er sich ausdrückte, allein er hatte die Rech nung ohne seinen Chef gemacht. Denn als er sich zu früher Bor- mittagsstnndc auf dem Cciitralbureau meldete, um, wie gewöhnlich, seine Instruktionen entgegenzunehmen, wurde er in das Privatkabinet des Herrn von P., des Chefs der Kriminalpolizei, beschieden. „Hänfling," sagte der hohe Beamte, „sind Sie bereit, auf der Stelle nach Amerika abzugehen?" „Gewiß, Herr Gehcimrath." „Gut. Sie fahren mit dem Mittagszug nach Hamburg und morgen früh mit der „Hammonia" nach New-Aork. Es handelt sich, wie Sie wissen, um den Diebstahl in der Reichsbank. Die beiden Kerle sind in New-Uork gesehen worden. Setzen Sie alle Hebel in Bewegung und sparen Sie weder Geld noch Mühe. Sie wissen, was es gilt. Kommen Sie in einer Stunde wieder und holen Sie sich Ihre Papiere." „Zu Befehl, Herr Geheimrath." Als Herr Hänfling am Nachmittage in seinem Coupee dritter Klasse saß, von seinen Mitreisenden für einen kleinen bescheidenen Geschäftsmann gehalten, sagte er zu sich selber: „Den andern bleibt nun nichts weiter übrig, als zu warten. Schadet auch nichts, sie haben mir auch keine» Auftrag gegeben, 's ist ja lediglich mein guter Wille. Außerdem geht auch nichts verloren." Und so geschah es, daß der alte Hausmeister Balte eines schönen Morgens seinen Auge» nicht trauen wollte, als er, dem Läuten der Hausglocke Folge leistend,. Plötzlich wieder den längst vergessenen kleinen Kriminalbeamten Hänfling mit seinem unvermeidlichen Regen schirm vor sich stehen sah. „Was in aller Welt bringt Sic einmal wieder zu uns?" ries er erstaunt. „Und wie sonnenverbrannt und gesund Sie aussehen! Wo haben Sie denn gesteckt?" „Amerika gewesen, Herr Volte. Große Sache gemacht. Haupt geschäft. Aber nun bitte, geben Sie Herrn von Roland meine Karte. Wichtige Angelegenheit." „Sind Sie auf der Spur? Haben Sie etwas aufgcfnndcn?" „Geduld, Herr Balte. Sollen alles bei Zeiten erfahren." Loyalität und Friedensliebe bekunden und sagt, daß man die Demokratie Frankreichs verleumde, wenn man ihr Angriffsgedanken insinuire. Sofia. Der Prozeß gegen den Major Popow nahm im letzten Augenblicke eine überraschende Wendung. Nach den Plaidoyers des Staatsanwalts und des Vertheidigers erbat sich derHauptbelastungs- zcuge und Mitangeklagte Oberleutnant Keljanow das Wort. Er sagte, daß alle seine im Verhöre gegen Popow abgegebenen Er klärungen wegen Fälschung und Unterschlagung unwahr seien; er habe dieselben abgegeben, weil ihm Freisprechung zugesagt worden sei. Sei» Gewissen lasse ihn indeß nicht ruhen und er gestehe nun die Wahrheit. Diese Erklärung erregte im Publikum große Sensation. Der Gerichtshof zog sich zur Beratüung zurück. In der 3 Uhr Nachts beendete» Sitzung des Gerichts erkannte der Gerichtshof sämmtliche Angeklagten für schuldig. Das Strafausmaß findet heute statt. Politische Rundschau. Chemnitz, den 3. Mai. Deutsches Reich. Aus Schloß Charlottenburg. Am Diens tag Vormittag ist, wie schon mitgetheilt, folgendes Bulletin publizirt worden: „Bei Sr. Majestät dem Kaiser und König war die letzte Nacht etwas weniger gut, als die vorhergehenden. Das Fieber ist etwas gestiegen, sonst keine wesentliche Veränderung. Mvrell Mackenzie. Wegner. Krause. Hovell. Leyden. Senator. Bardcleben." — Der Schlaf war in der Nacht zum Dienstag ziemlich oft durch Husten und Auswurf gestört, das Fieber war gestiegen. Leider ist also eine, hoffentlich nur kurze Verschlechterung des Befindens eingetreten. Auch die Eiterung ist vermehrt, dagegen ist die Athmung ziemlich frei. Der Kaiser fühlte sich recht angegriffen und muß natürlich das Bett hüten. Das frühere starke Fieber und die zeitweise Appetitlosigkeit haben ihn doch recht sehr angegriffen, mehr, als es erst schien, und es wird die größte Vorsicht nothwcndig sein. Weiteren Berichten entnehmen wir: Am Montag Abend 6 Uhr hatte der Kaiser noch eine halbe Stunde mit dem Reichskanzler konferirt und befand sich ganz leidlich. Am Dienstag Morgen fühlte er sich matt und abge spannt und zeigte auch nur geringen Appetit. Die Körpertemperatur betrug 38 Grad und der Puls war etwas beschleunigt. An der Morgenkonsultation, der Abends 7 Uhr eine zweite folgte, nahmen sämmtliche Aerzte Theil. Es wurde ein Wechsel der Kanüle für rathsam erachtet, und Sir Morell Mackenzie legte im Beisein sämmt- licher Aerzte eine neue Kanüle ein, die nur unwesentlich von der bisherigen abweicht. Der Kaiser verließ den ganzen Tag das Bett nicht, arbeitete nicht und nahm auch fast keine Besuche an. Der Appetit ließ auch im Laufe des Tages sehr zu wünschen übrig, in dessen muß der Kaiser etwas genießen, da sonst ein rapider Kräfte verfall eintretcn würde. Diese plötzliche Verschlimmerung gegenüber den letzteren günstigeren Tagen zeigt, daß die Krankheit total unbe rechenbar ist. Damit eine baldige allseitige Hebung der durch das Fieber so sehr geschwächten Kürperkräfte des Kaisers herbeigcführt werde, ist von den Acrzten angerathen worden, daß der Kaiser sich fast völlig von den Regierungsgcschäften enthalte, da auch nur die Ausführung der täglich erforderlichen Unterschriften schon des Kaisers Kraft erheblich in Anspruch nehmen würde. Die Schriftstücke werden daher auch in den meisten Fällen, namentlich dort, wo dies überhaupt thunlich, von dem Kronprinzen und zwar mit der Bemerkung: „In Vertretung Sr. Majestät des Kaisers" unterzeichnet, denn es hat sich gleich nach dem Regierungsantritt unseres Kaisers gezeigt, daß die tägliche Vollziehung von Hunderten solcher Regierungs akte durch Namensuntcrschrift die Kräfte des Monarchen schwächte. Damit der Kaiser die schöne Frühlingsluft voll genießen kann, be steht die Absicht, ein sogenanntes Sonnenzelt zu errichten und dahin den Kaiser auf seinem Lager zu bringen. Die „Nordd. Allg. Ztg." Der Hausmeister ging, und der Detektive besah sich die Statuen im Vestibül. Paul von Roland befand sich mit seinem alten Freunde, dem Jnstizrath vr. Horn, im Bibliothekzimmer. Der alte Sachwalter hatte ans das unaufhörliche Bitten des jungen Erben cndgiltig seinen Wohnsitz nach dem großen, einsamen Hause verlegt, und nun lebten die Beiden hier wie Vater und Sohn. „Nun, Bolte, was bringen Sie uns? Wer soll die Karte haben?" fragte der Justizrath den eintretenden Hausmeister und streckte demselben die Hand entgegen. „Es ist der Hänfling, der Detektive, lieber Paul. Wollen Sie ihn sehen?" „Nein," antwortete Paul, die Stirn runzelnd. „Ich mag die alte Geschichte nicht aufgecührt haben." „Aber, mein lieber Sohn. . ." „Nun gut, wenn Sie wünschen, so mag er kommen." Herr Hänfling erschien mit lächelnder Miene. „Guten Morgen, meine Herren," sagte er, sich auf den darge botenen Sessel nicderlassend. „Ich komme wegen jener damals in Verlust geratenen Banknoten und Juwelen; Sie entsinnen sich viel leicht noch." „Lieber Herr," entgcgnete Paul mit einiger Schroffheit, «ich hatte gehofft, daß jene Geschichte ein für allemal abgethan sei. Ich muß gestehen, daß Sie mir keinen Gefallen erweisen, wenn Sie jetzt wieder davon anfangen." „Ich bitte um etwas Geduld, Herr von Roland. Ich bin nicht auf einen leeren Vorwand hierher gekommen. Sie haben mich zwar damals nicht für würdig erachtet, die Sache zu verfolgen, ich aber hielt es für geboten, mich auf eigene Faust damit zu beschäftigen; und daran konnten Sie mich nicht hindern." „Sehr richtig. Herr Hänfling," sagte der Justizrath. „Und haben Sie nun einen Anhaltspunkt gefunden?" „Jawohl, Herr Justizrath. Ich habe Monate lang darüber nachgedacht und Stück für Stück meiner Informationen aneinander gefügt; alles in meinem Kopse. Ich bin ein halbes Jahr außer Landes gewesen und gestern erst zurückgckehrt. Ich bin gekommen, »m Ihnen zu eröffnen, daß ich den verlorenen Schatz entdeckt habe." „Sie hätten den Schatz entdeckt?" fragte Paul, der wider seinen Willen bei dieser Mittheilung seine Ruhe verlor. „Und wo ist er? Wir baden das ganze Hans doch allenthalben durchsucht?" berichtet über den Zustand de- Kaiser-: „DaS Befinden de- Kaisers war am Dienstag weniger gut, als vorher, und als man nach dem ziemlich beständigen Fieberabfalle der letzten Tage zu hoffen berechtigt war. Das Fieber zeigt seit Montag ein, wenn auch geringes Auf steigen und ist am Dienstag nicht, wie früher, der normalen Tem peratur gewichen. Auch der Schlaf der letzten Nacht war unruhig und wenig erquickend. Infolgedessen fühlte sich Se. Majestät etwas matt und angegriffen und ist auch der Appetit gering. Die An wendung fieberwidriger Mittel geschieht sehr mäßig und vorsichtig. Man hofft mehr von der Reaction des kräftigen Organismus gegen das Fieber und seine Ursachen. Die Athmung ist ruhig und unge hindert. Unter solchen Umständen konnte ein Wechsel des Aufent haltsortes bisher noch nicht ernstlich in Erwägung gezogen werden." Die „Post" schreibt: „Der Auswurf beginnt sich wieder zu mehren und der Appetit läßt nach. Der Kaiser klagt jetzt namentlich über den Mangel an Geschmack und über große Körperschwäche, welche die Aerzte durch anhaltende Bettruhe und kräftige Ernährung zu heben suchen. Deshalb erhält der Kaiser jeden Tag ein Stück Fleisch zu Mittag, das er denn auch verzehrt. Professor Leyden üb:rwacht insbesondere die Ernährung und die Darreichung von Speisen und Getränken. Derselbe führt darüber genaue Tabellen und Scalen." — DaS am Sonntag in London ausgegebene „British Medical Journal" enthält folgende Mittheilung: „Die letzten Nachrichten über das Befinden des Kaisers lauten relativ günstig. Dies bezieht sich jedoch nur auf die jüngst aufgetretenen Complicationen und nicht auf die Haupt krankheit, welche stetige Fortschritte zu machen scheint, obgleich die Symptome abwechselnd schwächer und stärker anftretcn, wodurch schon mehrere Male trügerische Hoffnungen erweckt wurden, denen dann übertriebene Besorgniß folgte." — Vom Dienstag Abend wird noch gemeldet: Trotz der herrschenden Angegriffenheit, welche durch Schlaf am Tage aber etwas gemäßigt wurde, war der Kaiser mittheilsam, und bei verhältnißinäßig guter Stimmung. Die Nahrung nahm er willig. Die Aerzte sprechen es aus, daß Schwankungen, wie die jetzigen, an sich nichts besonders Gefährliches haben, da sie nicht ungewöhnlich sind; eine Fiebersteigerung kann aber drohende Gefahr bringen, wenn eine gleichzeitige Kräftezunahme ausbleibt. Abends stieg das Fieber wieder. — Wir wollen für die nächsten Tage daS Beste hoffen. Daß die Aerzte das Aeußerfte ausbieten, was mensch liches Wißen vermag, ist selbstredend. — In Sachen Bergmann-Mackenzie schreibt die „Köln. Ztg.": Sicherem Vernehmen nach hat Geheimrath Prof. Or. v. Bergmann schon am Freitag Abend den Kaiser gebeten, ihn von der Theilnahme an der regelmäßigen ärztlichen Behandlung des Kaisers zu entheben. Er soll, wie verbürgt mitgetheilt wird, in seinem Entlassungsgesuch ausdrücklich darauf hingewiesen haben, daß er es für selbstverständlich gehalten habe, daß die Aerzte, die mit der Behandlung beauftragt worden, sich der Oeffentlichkeit gegenüber die allerstrengste Zurückhalt ung auferlegen und zumal Alles unterlassen würden, was wie ein Angriff des einen Arztes gegen den anderen ausgelegt werden könne. Seitdem aber Sir Morell Mackenzie es für richtig gefunden habe, ihn in mehreren öffentlichen Schreiben aus Schloß Charlottenburg mit voller Namcnsunterschrift anzngreife», verbiete es sich von selbst, daß er, der Angegriffene, mit diesem Angreifer zusammenwirke. Selbst verständlich sei er jederzeit bereit, falls seine Hilfe i» einem besonderen Augenblick vom Kaiser gewünscht werde, sofort zu erscheinen. Die Entlassung ist angenommen und an v. Bcrgmann's Stelle jetzt Ge- heimrath Prof. v. Bardeleben zugezogen worden, v. Bergmann hatte an Mackenzie folgendes Schreiben gerichtet: „Ich erlaube inir, Sie zu benachrichtigen, daß ich in Folge Ihres Angriffs auf mich in der „Kreuz-Ztg." keine andere Konversation mit Ihnen zu führen wünsche, als über den Zustand und das Befinden des erhabenen Kranken, gcz. von Bergmann." — Seitdem Prof. v. Bergmann aus der Reihe der den Kaiser behandelnden Aerzte ausgeschieden, ist der Mackenzie-Krieg „O gewiß, daran zweifelt ja keiner." „Sie wissen also, wer ihn genommen hat?" „Ja." „Nun so reden Sie doch, Mann!" rief Paul ungeduldig. Aber nicht das Geld war's, und nicht die Juwelen, was in diesem Augen blick wie eine Vision vor seinem inneren Auge aufstieg; es war die Gestalt eines lieblichen, sausten Mädchens, das mit hingebender Treue einst an seinem Krankenlager gewacht und gebetet hatte. „Ich muß Ihnen sagen, meine Herren, daß ich sehr bald zu der Ueberzeugung gelangt war, daß der Schatz überhaupt niemals gestohlen worden sei." „Und woraus folgerten Sic dieses?" fragte der Justizrath. „Zunächst also wurden weder Staatsschuldscheine noch auch Juwelen irgendwo verkauft." „Aha! Das war meine Idee," rief der alte Sachwalter. „Die nicht viel werth war, nehmen Sie's nicht übel, Herr Doktor Horn. Meine Idee dagegen war von vorn herein, daß die Papiere sowie die Juwelen von einem Insassen dieses Hauses auf Seite gebracht sein müßten." Der Beamte schwieg, als ob er sich nur ungern zu weiteren Mittheilungen entschlösse. „Gestatten Sie einen Augenblick," sagte der Justizrath. „Gefetzt den Fall, daß Sie uns das Vermißte wieder zur Stelle schaffen, was würden Sie dafür beanspruchen?" „Mißverstehen Sie mich nicht, meine Herren," entgcgnete der Detective. „Nicht aus solchen Bedenken zögerte ich. Aber es ist ein ejgenthümlichcs Ding um das Mittheilen einer Sache, gleichsam um das Preisgcben derselben, nachdem die Auffindung derselben einem so viel Kopfzerbrechen verursacht hat. Es fällt einem beinahe schwer, sich vou de,u Resultat seiner Mühen zn trennen. Das klingt seltsam, nicht wahr? Aber cs ist trotzdem so. Jedoch zur Sache. Meine sogenannten Ansprüche abzufinden, überlaste ich gänzlich Ihrem Er messen und Ihrer Discrction; Sie wißen so gut, wie ich. wie das Gesetz sich in Bezug auf uns Criminalbeamten über dergleichen ans- läßt. Wenn ich mir aber etwas besonderes erbitten darf, so ist eS das Messer, der turkestanische Kurkrie, der damals bei jener ersten Affaire eine Rolle gespielt hat. Ich sammle dergleichen Sachen mit Vorliebe." „Wenn Ihnen daran liegt, so sollen Sie das Ding haben," sagte Paul. „Aber nun fahren Sie fort." »Ich fügte also Stück an Stück, alles, was- ich über dsn Fall in Erfahrung bringe» konnte; ich redete sowohl mit meinem Cvllegen,