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Mit täglich einem besonderen Uilterhaltimgsdlatt: i Kleine Botschaft 2 Sächsischer Erzähler 3 Sächsische Gerichts-^ 4. SölchfkfcheS Allerlei — 5. JUnftrirteö Nnterkaltiingsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt. Luftiges Bil-erbuvWA« Beim Jahreswechsel bringen wir alle» unseren geschätzten Abonnenten, Inserenten, Mit arbeitern und sonstigen Freunden und Gönnern des Sächsischen LandeS-AnzeigerS die Herzlichsten Glückwünsche. Gleichzeitig gestatten wir uns die Bitte auszusprechen, das unserem Blatte bisher in so reichem Maße bewiesene Wohlwollen auch fernerhin uns bewahren zu wollen. - Verlag und Redaction des Sächsischen Landes-Anzeigere Telegraphische Nachrichten. Von» 30. Decembcr. lien. Der „Polit. Corr." wird aus Paris berichtet, daß '> russische» Angelegenheiten unterrichtete Kreise zum russischen 3- Kundgebung des Zaren bezüglich der internationale» Po. ^sHsehen. — Aus Ungar», Galizien, Mähren, Böhme», SteK A/Kärnthen und Kram werden Verkchrseinstellungen infolge ^ andaüiMer Schneestürme gemeldet. Zwischen Wien und Pest ver kehren seit gestern Abend keine Züge, doch soll heute versucht werden, auf der StaatSbahnstrccke einen Zug abzulafsen. Der gestern fällig .gewesene Orient-Expreßzug ist irgendwo eingeschneit, wo? ist unbe- , rannt. Der Bahnverkehr in Serbien ist ebenfalls sistirt. In Wie» . dauert der vorgestern Abend begonnene Schneefall bei sturmartigem ' Winde fort. - Petersburg. Die Mehrzahl der russischen Minister bezeich- nete die jüngsten Studenten-Unrstycn dem Zaren als des politischen Charakters entbehrend. Ein« Abänderung der Statute», welche die Unzufriedenheit der Studenten hervorricfen, ist wahrscheinlich. Rom. Eine Karawane des den Italienern befreundeten Assaor- tknenstammes fand, als sie von Abessynien Rjndcr nach Massauah schaffen wollte, die Straßen von Soldaten Ras Alulas versperrt. Die Anführer der Karawane wurden getödtet und 200 Rinder weg- genomme». — Die „Voce Della Verita" meldet, Fürstbischof Kopp von Breslau bringe- ein Schreiben Bismarck's an den Papst mit. Die Italiener in Afrika. ES ist ein Gefühl der Enttäuschung, das sich — man mag es leugnen oder nicht — in Rom Jedermanns bemächtigt, seitdem die neueste Hiobsbotschaft aus Massauah eingetroffen ist. Der Zweck der englischen Vermittlungsmission, die unter aller Wahrung des italienischen Waffen - Dccorums die gerade gegenwärtig so mißliche afrikanische Streitfrage in Ordnung hätte bringen sollen — dieser Zweck ist völlig gescheitert und es bleibt nun Italien nichts weiter übi^> als mit seinen Kriegsdrohungen Ernst zu machen. In Rom hatte man, und zwar selbst in eingcweihten Kreisen, bisher der Ueber- zeugung gelebt, eS werde Dank den englischen Bemühungen — deren Zusammenhang, mit dem römischen Kabinet übrigens offiziös selbst heute noch beharrlich geleugnet wird — ein gewisser Noäus vivonäi geschaffen werden: d. h. die Italiener würden in stillschweigendem ^Einverständniß mit dem Negus wiederum bis Saati und Dogali vor- "rücken, dort ihr Banner und gleichzeitig die neuen Grenzpfähle auf pflanzen, ohne daß es zu einem Schüsse und zu Blutvergießen käme; und der Ehre nicht blos, sondern auch dem materiellen Interesse (dem späteren Abschlüsse eines Handels - Verhältnisses zu Abessynien) oäre damit Genüge gethan. Die Mittheilungen des Majors Portal, des englischen Gesandten, haben alle diese Zukunstspläne nun in weite Ferne gerückt, wenn «icht gar zerstört. Es handelt sich für den Negus nämlich darum, »nach berühmten Mustern" könnte man sagen, die Aufmerksamkeit seiner getreuen Abessynier und Vasallen auf die auswärtige Politik, in diesem Falle auf die Italiener, obzulenken und damit die drohende Revolution im Innern seines Lande» zu beschwören. Ein Grund, gegen den selbst die Jntriguen der afrikanischen „bsts noirs", Ras- Alula, in zweite Linie getreten sein dürsten. Der Negus hat, wie Major Portal erwähnt, ein großes und kriegsbereites Heer; das Heer von Goggiam ist gleichfalls aus dem Marsch nach seinem Haupt quartier; die Haltung König MeneM's von Schoa ist zweifelhaft. Was bleibt den Italienern diesen ihnen numerisch wenigstens fü ge waltig überlegenen Streitkräfte» gegenüber zu thun übrig? In einem Lande, das sogar an seinen vorgeschobensten Punkten weit unwirth- licher und gebirgiger ist, als die Alpcnthäler Europas, das weder Wasser noch Bodeuproducte besitzt, um den Marsch eines Invasions- Heeres zu erleichtern? I» seiner Turiner Programmrede sagte Crispi: „Wir werden i» Afrika keine Politik der Abenteurer befolgen", und heute wiederhole» die offiziösen wie die oppositionellen Blätter dieses Wort dem Minister präsidenten eindringlicher als je. Die Wiederbesetzung der verlorenen Punkte Saati und Dogali, die Errichtung einer befestigten „Militär- grcnze" gegen Abessynien galt bisher als das Einzige, was Italien mit seinen relativ ungenügenden Mitteln unternehmen könne. Ob aber dieser Marsch nach Saati und Dogali, der durch die bekannte „hohle Gasse" der Februar-Masiacre führt, einem übermächtigen Feinde gegenüber den 10,000 Italienern (denn der Rest der Armee bleibt in den Positionen von Massauah) so leicht werden wird? Leichter jedenfalls, als der wahnwitzige Gedanke eines Marsches nach Asmara, den einflußreiche römische Kreise Plötzlich verlangen und der, Dank der vorgeschrittenen Jahreszeit und der gründlich veränderten Verhältnisse Abcssynicns, den Italienern leicht dasselbe tragische Loos bereiten könnte, das die Egypter iin Jahre 1876 erlitten. Im Schnee. Novelle von Marie von Schlägel. Nachdruck verboten. Der 'kbv äansant beim Hauptmann von Melden war zu Ende. Als die letzten Gäste, drei Offiziere seines Regiments, sich empfehlen en, hielt der Hausherr sie zurück.' „Wie wür'S," meinte er, „wenn wir noch ein gemüthliches Stündchen in ist'inem Zimmer verplauderten, wie früher? Meine ^Frau schickt uns ein Glas Punsch, für Cigarren ist gesorgt, ange rissen ist der Abend ohnehin —" „Kein übler Gedanke," entgegnete der dicke Major Kerner, „be sonders wenn die gnädige Frau diese Extravaganz gutheißt." „Es freut mich, wenn Sie meinem Manne diesen Gefallen thun," entgegnete die junge hübsche Frau lächelnd. „Wenn wir nicht stören," sagten nun auch die zwei anderen Herren. > „Ganz und gar nicht! Eine Weile habe ich noch mit dem Forträumen des Nöthigsten zu thun, so lange bleiben auch die Leute auf; nachher schicke ich sie allerdings zu Bett. Jedenfalls aber sorge ich dafür, daß die Herren mit Allem versehen sind. Auf : Wiedersehen!" Sie en,Pfahl sich freundlich und verließ das Zimmer. Unwillkürlich sahen die Zurückbleibenden ihr nach, bis di« schlanke und- doch volle Gestalt, der das Rosa-Atlaskleid mit den Apfelblüthen U z»m Entzücken stand, verschwunden war. W „Du hast Glück gehabt, alter Junge," fing der Premierleutnant M , ßou Berndt an, „wenn sie nicht Deine Frau wäre —" »So Wäre sie darum vielleicht noch lange nicht die Deinige," - lachte der Hauptmann, dem das Glück auS den Augen leuchtete, „also MMst« sie mir!" „Dir lieber als jedem Andern," entgegnete Berndt mit Wärme. "/// »Wenn Du wüßtest, wo Melden dies Juwel gefunden hat!" wandte W sich zu dem dritten jungen Offizier, Leutnant von Thielen. »Wo denn?" fragten die anderen Herren. »Im Schnee, im tiefsten, dicksten Schnee!" tzi? Di« kleine Gesellschaft hatte es sich unterdeß im Zimmer de» Hausherrn bequem gemacht. '/ >. Erb- > Schüre?" fragte Major Kerner zweifelnd. E ,? »Allerdings," entgegnete Melden ernsthaft. L'Ä^-Avrrn Sie, Kameräd- da» müßten Sie un» doch erzählen — chtl wäre «S indiskret -2-?'? ^ .-V'rb' »rNe - ^ -" - E Politische Rundschau. Chemnitz, den 31. Deccmbcr. - Deutsches Reich. Aus San Rcmo wird vom Freitag tele- graphirt: Gestern Abend war hier das gänzlich unbegründete Gerücht von einer Verschlimmerung im Zustande des deutschen Kronprinzen im Um- lanst-Er befindet sich unverändert wohl. Der Spaziergang unterbleibt heute wegen der kalten Witterung, um das völlige Verschwinden der sich imnier mehr vermindernden katarrhalischen Erscheinungen zu be günstigen.'— Die Erörterungen über die Möglichkeit oder Nützlich keil einer Stellvertretung des Kronprinzen sind äußerst müßiger Natur. Wie bestimmt versichert wird, denkt der Kronprinz absolut, nicht da ran, auf seine Thronfolgercchte zeitweise oder ganz zu verzichten; bei dem jetzigen Zustande der Krankheit würde ihn auch nichts hindern, sich allen Herrscherpflichten mit entsprechendem Eifer zu widmen. Das hat auch wohl noch eine Reihe von Jahren Zeit! Der Kaiser liebt den Kronprinzen viel zij sehr, als daß er diesem nur eine solche Zumuihung stellen sollte. Möglich ist, daß der Kronprinz nicht wieder in die Lage kommt, vor der Front mit lauter Stimme kommandiren zu können. Aber das selbst kann ihn doch nie hindern, als oberster Kriegsherr thätig zu sein, wenn es einmal so weit sein sollte. — Der Magistrath in Nürnberg faßte den einstimmigen Be schluß, eine Neujahrsglückwunschadrefle an den deutschen Kron prinzen und die Kronprinzessin zur Unterzeichnung öffentlich aus zulegen. — Zwei gewichtige Momente zur Beruhigung der allgemeinen politischen Lage liegen vor. Das erste ist die Sendung des ruhigen und antipauslavistischen Grafen Peter Schuwalow zum deutschen Kaiser in besonderer Mission, das zweite ist der Fehlschlag auch des neuesten Versuches des russischen Finanzministers, in Belgien eine größere Anleihe aufzunehmen. Rußland bekommt kein Geld mehr, das ist bittere, aber sehr heilsame Wahrheit. Was nun die Send ung des Grafen Schuwalow anbetrifft, so ist hcrvorzuheben, daß „Durchaus nicht .... cs ist kein Geheimniß — doch zuerst lassen Sie mich für das Nöthigste sorgen. Das Erzählen kommt ganz von selbst bei einem Abend wie heut, wo draußen der Schneesturm um die Mauern keucht und drinnen der Punsch dampft." Weiden klingelte; der Diener brachte kochendes Wasser und die Maschine und setzte Flaschen und Gläser zurecht. „Du kannst schlafen gehen, Peter, wenn meine Frau Dich nicht mehr braucht," entließ ihn Weiden, „ich öffne später selber.... Lieber Thielen, Sie sind ja berühmt im Punschbrauen, wollen Sie Ihrem Lorbeer ein neues Reis hinzufügen? Was rauchen Sie? Und Du, Berndt, Du kennst ja meine Vorräthe — hier links sind die leichten. . . Herr Major, nun, treffe ich Ihren Geschmack?" Er setzte ein Blechkästchen mit türkischem Tabak vor den Genann ten. „Nur heraus mit der schaumgeborenen, Sie trennen sich ja doch niemals von Ihrer alten Liebe!" ' Der Major holte schmunzelnd ein Etui hervor und brachte wirk lich eine Mecrschaumpfeife ans Licht, die durch ihre goldbraune Farbe langen und verständigen Gebrauch verricth. „Uns're Liebe ist alt und erprobt," meinte er vergnügt, „so eine Freundin verräth uns nie und wird uns täglich theurer." Dann stopfte er die Pfeife mit umständlicher Behaglichkeit und setzte sie vorsichtig in Brand. Bald durchzogen blaue leichte Wolken den freundlichen Raum, vermischt mit den aromatischen Dämpfen der Punschbowle, an welcher Thielen auch das Mundschenken-Amt versah. Draußen heulte und raste das Unwetter, denn cs war Anfang Januar und ein bitterböser Winter. Zuweilen fuhr ein Windstoß donnernd durch den Kamin, daß die Flammen des darauf geschichtete» Holzes weit in, Zimmer züngelten, und der Schnee, mit Hagel ver mischt, peitschte gegen die Scheiben. Schweigend lauschten die Herren eine Weile. „Vor zwei Jahren," begann Melden endlich, wie zu sich selbst, während er träumend in die Gluth blickte, „war fast ebensolch' Wet ter wie heut. ... ." „Woher wissen Sie das so gewiß?" fragte Major Kerner ver wundert. „Führen Sie Buch, wie die Kalendermacher?" . Der Häuptmaun lächelt«.- „Unser heutiger Ist« äanseuit sollte eben diesen zweiten Jahrestag zur Erinnerung feiern^" sagte er. ' „Uüo davon weiß Niemand etwas?" meint« Thielen erstaunt, und auch der Major sah fragend drein. . ;. „Die Betreffenden wohl!" entgegnete Melden und fuhr nach einer Pause fort: „Da wir heut ohnehin schon davon sprachen, wo ich dieser russische Staatsmann der schärfste Gegner der panslavisttscheir Kriegshetzer ist und von jeher ein Freund der BiSmarck'schen Pontkt W war. Währscheinlich handelt eS sich um beruhigende Erklärungen. Möglicherweise hat der Zar nachgerade auch eingesehen, daß es besser K ist, nochmals in Güte zu versuchen, ob durch Deutschlands Vermitt lung kein Ausgleich mit Oesterreich-Ungarn wegen Bulgarien mö lich ist. Verschiedene Ereignisse find auch in der letzten Zeit ein« treten, welche wohl geeignet wären, dem russischen SelbstherrscyerH etwas Nachdenken zu lehren. Die Aufklärung wird ja nicht' lang«/ auf sich warten lassen. Mag sie nur Erfreuliche- bringen/- i U — Einen guten Eindruck hat auch in Wien die Nachricht von der Ankunft des Grafen Peter Schuwalow iy Berlin und dessen / Empfang bei dem Kaiser Wilhelm hervorgerufen. Man (erinnert ^ sich dort an die großen Friedensmissionen, mit denen Graf Gchutva- low, der bekanntlich ein Vertrauensmann des verstorbenen Zaren ge« wesen, vor zehn Jahren betraut war. Schon daß die Persönlich- ? keit des Grafen Peter wieder auf der Bildfläche erscheint, macht guten Eindruck. / — Graf Herbert Bismarck, die neue Excellenz, hatte eine ein- gehende Besprechung mit dem russischen Spezialgesandten, Grafen Z Peter Schuwalow. DaS Neujahrsfest wird der Graf wieder ist' ^ Friedrichsruhe verleben. . - , M — Aus Breslau wird der «Köln. Ztg." geschrieben: Die ^ Stimmung in der ganzen Provinz Schlesien, besonders aber in den H gegen Rußland gelegenen und hervorragend in den südöstlichen, zu« / ' gleich Rußland und Galizien nahen Bezirken ist eine ungemein ernste.W Die Gewerbetreibenden scheuen vor jeder in ihrem Ziel über die - nächsten Wochen, ja, fast möchte man sagen Tage hinausgehenden W Entschließung zurück, und in Kreisen wie Beuthen, Kattowitz und Pleß . will man vöm Vertrauen auf die Beständigkeit des Friedens nicht»,' gar nichts wissen. Die Beunruhigung ist tiefgehend und allgemein. Gerade im Interesse unserer, durch ihre geographische Lage so sehr ungünstig gestellten Provinz wäre eine baldige volle Klärung der. internationalen Lage dringend zu wünschen, wir vermögen aber leider E nicht an das nahe Eintreffen derselben zu glauben. /, — Aufregende Nachrichten bringt die „Post": Londoner De peschen melden die erneute Vorschiebung russischer Truppen nach Bessarabien; Oesterreich verlange kategorisch die Zurückziehung der Truppen von der Grenze. Nach in Halle eingegangenen Nachrichten haben die in Thüringen lebenden militärpflichtigen österreichischen Unterthanen Aufforderung erhalten, sich bei ihren Truppentheilen einzufinden. — Alle drei Mittheilungen scheinen nicht begründet zu sein. — In Sachen des kleinkalibrigen RepetirgewehreS schreibt die „M. Allg. Ztg.": Auf der Schießschule in Spandau sind Versuche mit dem kleinkalibrigen Repetirgewehr schon seit Jahren im Gange gewesen und früher, als man sich im Anslande mit dieser Frage be schäftigte, und es waren deshalb seither für die deutsche Militärver waltung schwerwiegende Gründe maßgebend, von der Einführung des Minimalkalibers abzusehen. Aber ebenso darf man überzeugt sein, daß von dem Augenblick an, in welchem alle Zweifel über die Mög lichkeit, das Minimalkaliber bei einer brauchbaren Kriegswaffe anzu- wcnden, praktisch widerlegt sind, die deutsche Militärverwaltung in der Lage ist, jeder Concurrenz nach dieser Richtung hin noch recht zeitig zu begegne». Kein Land verfügt über solche leistungsfähige und ausgedehnte Waffenfabriken, wie Deutschland, so daß gar kein Anlaß vorliegt, bezüglich des Standes der Bewaffnungsfrage unserer Infanterie pessimistischen Auffassungen zuzuneigen. — Der Bundesrath nimmt voraussichtlich seine Thätigkeit vot Beginn der Reichstagsarbeiten wieder auf; doch ist eine Festsetzung darüber noch nicht erfolgt. Vorläufig werden laufende Geschäfte zu erledigen sein. Mehrere legislatorische Arbeiten sind noch in der Vorbereitung begriffen. Ueber den Stand der Arbeiten bezüglich de» meine Frau gefunden, kann ich Ihnen ja gleich erzählen, wie und wann das geschah. — Heut' vor zwei Jahren sah ich Helene zum ersten Mal. . ." „Im Schnee?" fragte Major Kerner und schüttelte sich unwill kürlich. „Draußen im Schnee?" „Sagte ich's nicht!" ries Berndt. »Du mußt heut' wirklich diese Geschichte zum besten geben!" wandte er sich bittend an den Hausherrn. „Du kennst sie ja!" meinte Melden, dem die Lust zu erzählen aus den Augen sah. „Höre sie aber gern noch einmal!" „Wir brennen vor Neugier!" drängten auch die beiden anderen. Alle setzten sich noch behaglicher um den Kamin zurecht und Melden begann: „Also, wie gesagt, vor zwei Jahren war gerade solch' Wetter, wie heut, nur vielleicht der Sturm nicht völlig so heftig. Am Morgen aber war das Wetter noch ziemlich gut, so daß ich beschloß, nach M. zu reiten, um meinem Rappen — Ihr kennt den Hektar ja — etwas Bewegung zu machen. In M. gefiel mir das Wetter aber bald nicht mehr; die Luft war so eigenthümlich dick, und oben heulte es manchmal recht unheimlich. Richtig fing es auch nach Tisch zu schneien an, erst in kleinen feinen Sternchen, die ver schwinden, ehe sie den Boden berühren, dann in immer größeren Flocke», so daß es mir doch ein unbehagliches Gefühl bereitete, durch dies Wetter noch fast zwei Stunden heimwärts zu reiten, zumal ich nicht gleich fortkommcn konnte. Es mochte vier Uhr sein, als ich endlich fortkam, allein ich mußte heut noch hierher zurück, weil ich am andern Tage früh Dienst hatte. — Sie wisse», mein Haupt- mannspatcnt ist noch ziemlich frisch. — Also machte ich mich auf einen bösen, langen Ritt gefaßt. — So schlimm, wie es kam, hatte ich mir's aber nicht gedacht. — Die Dunkelheit brach urplötzlich herein, der Schnee fiel immer dichter und massenhafter, und schließ lich trieb einen, der Wind Eisnadeln ins Gesicht, daß man kaum ans den Augen sehen konnte. Meinem Hektar gefiel dieser Ritt denn auch gar nicht; er wäre ebenfalls, glaube ich, am liebstenumgekehrt. Aber es half nichts. Immer langsamer jedoch kamen wir vorwärts, denn Hektar mußte seine feisten Füße höher heben als ihm Spaß machte, und ick mußte »ich! gute Worte an ihn verschwenden. Zu letzt ward «S. so finstek wch has Schneetreiben so bös, daß man nicht mehr die Hand vor Auge» sah. So hatten wir uns bis auf eine Meile hierher tapfer durchqckämpst, als plötzlich ein Licht vor un» auftauchte. Es kam aber nicht näher, sondern schien still M F. V,