Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188609260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860926
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860926
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-26
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.09.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
HZ 224. - tt. Zatirgang. Abonnementspreis: Der »»varteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datuui deS folgenden TageS) zur Lersendung gelangende — Laubes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Bororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4633.) JmS. u. 4.Quartal erscheint für Abonnenten Sächsische- Lisenbahn-Fahrplanheft. Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten 3ahreSbnch(Weihuachtsbeigabe)d.Anze>ger». Sächsischer Sonntag, LS. September 188S. Verlag. Alexander Wiede, vnchdrnckeret, Lheumltz. ;«>li>es-Aisie»ller mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tödliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Jnsertiousprei-r Raum einer schmalen LorpuSzeile 15 Psg, Bevorzugte Stelle (Ispalt. Petitzeile) 30 Pf. Bei Wiederholung groß« Annonce« Rabatt- Bei Bestellungen von Auswärts »olle »an InsertionSbetrag (in Briefmarke») bei (ie8Silben KorpuSschrift bilden«. 11 Annoncenannahme nur bis Bormii Inserate nehmen außer der «erb Expedition die Annoncen-Bnreanr a» Srpedltio» und »edaktien: Chemnitz, Theaterstraße Xr. L. Tklegramm-Akr.: Wiede'« Anzeiger, EhanntK Fernsprech stell« Sk- IN- KMtter: Täglich ein Unterhaltnngabistt mit humoristisch iliustmtes Suuolugsbiatl ^Lustiges Bilderbuch." Unsere wertven Mog xrbonnenten ersuchen wir, dar Abonnement für das am 1. Octoder beginnende «tue Quartal möglichst bi» zu« 27. September erneuern zu wollen, damit in der Znsrndnng der Exemplare keine Unterbrechung eiutritt. Bel verspätet hier «Intreffende« Post-AbounementS-Bestellungeu erhebt die Post für Nachlieferung bereit» erschiene««» Nummern eiue Extra- gebühr von 10 Pfg. Die Verlags-Expedition des Sächsischen Landes Anzeigers- Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. In dem EoncurSverfahren über das Vermögen deS Restaurateurs Carl August Schumann in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen das Schlußiierzeichniß der bei der Berlheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren BermögenSstückc der Schlußtermin auf den 23. Oktober 1886 Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amts gerichte hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 23. September l886. Pötzsch, Gerichtsschreiber deS Königliche» Amtsgerichts. Telegraphische Nachrichten. Vom 24. September. Berli«. Die Naturforscher-Bersamwlung hielt heut« ihre Schlußsitzung ab. Nach Erledigung der Tage»orduuvg daulte Virchow den staatlichen und städtischen Behörden, der Universität und beiden Akademie». Der erste zukünftig« Geschäftsführer Prof. Fresrniu» WleSbaden dankte Namens der Theilnehmer den Herren Birchow und Hofmann für ihre »mfichtige Leitung der Versammlung, worauf Hof mau» mit einem begeistert anfgenomwrnen Hoch ans den Keifer die Berhaudluugeu schließt. Pest. In den letzt« n 24 Stunden fiud KO «ene Erkraukuugeu und 4 Tode-fSlle angemeldet worden. Bon den früher Erlranlteu find 16 gestorben. Fiume. Ei« italienischer Dampfer, der Dreimaster »Nicola*, welcher eine Ladung Bruzin aufnahm, gerieth im äußeren Hafen, angeblich durch einen Blitzschlag, in Brand. Der Sturm und die hohe See erschwerten den Verkehr und da» brennende Schiff wurde durch den Hafenkapiiän an der Aukerkette in die offene See hinau»- bngfirt. Sieben Personen der Mannschaft find ««gekommen, vier, »ornntrr einer tödtlich mit Brandwunden bedeckt, wurden von rinrw britische« Dampfer gerettet. Der Kapitän de» italienischen Dampfers befand sich an Land Konstautinopel. Der Snlton empfing heut« Nachmittag den Herzog von ELivturg und den Prinzen Georg, den Sohn de» Prinzen von Wale», in feierlicher Audienz, welche fast eine Stuude danerte. Der Sultan verlieh dem Herzog von Edinbnrg den Stern zum OSmanie-Orden mit Brillante» und dem Prinzen Georg das Großkrenz de» Ormanie-Orden». Bon de» russischen Grenze. Die Selbstherrschaft, welche der Za« in Petersburg unumschränkt im russische« Reiche auSübt, hat auch dem russischen Beamtenthu« eine« ganz eigenartigen Charakter gegeben. Wie der Za« nach seinem Belieben schaltet und waltet, glaubt auch jeder Beamte, ob hoch oder gering, eine« gewisse» Anspruch auf ein uuumschränkte» Regiment zu haben und dabei passiere« daun die bekauuten russischen Geschichten, di« eben nur in Rußland möglich fiud und bei denen die Bestechung eine so große Rolle spielt. Unter Alexander III. mag e» etwa» bester geworden sein; aber gerade die Russen selbst behaupten immer »och, daß bei ihnen für Geld so ziemlich Alle» zu erlange» ist. Unter die Regierung de» Zaren Alexander III. fallen jene berüchtigte« Zollpro- zeffe, bei welchen sich hrroulstellte, daß ganze große Zollämter, vom Direcior bi» znm letzten Beamten, in unerhör'rr Weise betrogen, sällt auch der Proerß de» Kronpädter Polizeidirectvr», von dem ohne Geld nicht da» Geringste zu erlangen war und der die Bürger seiner Stadt in schandrrhast» Weise drangsalirte. E» giebt anch durch und durch ehrenhafte Leute, wie z. B. den jetzige» Polizeiminister von Peters burg, der wirklich ein streng gerechter Manu ist ; aber wa» wollen Einzelne gegen Tausend« ausrichten? Ehe ei« Dekret zur AuSsühr- uvg kommt, wird er in den «eiste« Fällen beseitigt und di« alte Wirthschast geht mrmter seinen Gang fort. E» wäre gar nicht mög lich, daß die Nihilisten bei der kolossalen Polizeiarwee noch existieren lönutrn, wenn sie nicht irgend welche behördliche Gönner hätten. Und daß dem so ist, haben di« Nihilifienprocefse genügend bewiesen. Je weiter von Petersburg rntsernt. um so freier, um so mehr als Herren fühlen sich die Beamten und da ist e» denn doch au der Zeit, elnmal anf die Verhältnisse an de« druisch - russischen Greuze rinzngehtn. E» herrschen dort Zustände, bei welchem die deutsche« Grenzbewohner die schlimmsten Plackereien zu ertragen haben. Die Klagen «nd Beschwerden nehmen gar kein End, »ud wen« auch vielleicht »auchk Detail« etwas übertrieben dargestellt fiud, «S bleibt ipuug übrig, um «ine Aendernug »er bestehenden Verhältnisse dringend wünschen« Werth zu machen. Grenzbeawi« pflegen nicht immer die höflichsten Leute zu sein, aber so rohe Gewaltihateu, wie die Russen sie sich herauänehmen, find denn doch etwas wehr als Unhöflich!«», «a» soll man sagest, wen« russische G«uzbram!e «in« denische Wies«, nahe der Grenz», von ihren Pferden abweidcn lassen, den Verwalter dir Grundstück», der sich diese Spitzbüberei verbittet, fesseln, mit noch Rußland schleppen, gefangen halten, Ihm eine Strafe anserlegen «nd eist nach marcherlei Umstände« wieder srei lassen? Und solche Fälle find nicht vereinzelt, in mannigfachen Variationen kommen sie all« Augenblicke vor. Es kann Niemand rinsallrn, dir Schuld an diesen Bvrkommnifien der russischen Regierung in die Schuhe zu schiebe«; «der r» find Urbergriffe der Grenzbeamtr«, denen rin« exemplarische Züchtigung Noth thnt. Wollte man deutscherseits Gleiche» mit Gleichem vergelten, e» käme alle paar Tage Mord »nd Todtschlag vor. Von diesen Gewaltthätigkeiten abgesehen, find dir Verhältnisse an der dentsch-rnsstschen Grenze i« Allgemeinen immer noch so schlimm, wie sonst fast in keinem Grenzgebiete. Die Scherereien bei der Grenz.Passirnng können Manchen zur Verzweiflung bringe». Di« russische Regierung hat wohl Anlaß zur genauen Kontrolle wegen der Nihilisten in ihrem Lande, aber diese passt«» fast immer unange fochten die Grenze, währenddem harmlosen Reisenden doppelt zngesetzt wird. Za de» Grenzvexatione», bei denen sich der russische Nachbar wahrlich nickt als Freund Deutschland» zeigt, gehören auch die fort währenden Zvllschraubrreien. Alle Augenblicke giebt e» au» Peters- borg »eveS Halloh wegen weiterer Zollerhöhuugrn und der Himmel mag wissen, wohin schließlich Alle» hinaus will. Mit einem Wort, die Zustände au der deutsch-russtschen Greuze find äußerst ungesund und uachtheilig für Deutschland. E» wäre wirklich dringend au der Zelt, dort ein,«schreiten und wenigste»» de« Uebrrgrisseu der russische« Grruz-Zollbeamteu rin Ende zu mache», dir sich nicht als Freunde der Deutschen, sonder« als Herren ausspielen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 2K. September. Deutsche- Reich, lieber dir SonntagSarbeit im Kleinbetriebe äußert sich der Jahresbericht der sächsischen Gewerbe- Inspektoren: „Es giebt nur wenige Betriebe de» Kleingewerbe», in welchen SonntagSarbeit gar nicht vorkäme. Sehr oft besteht dir selb« aber nur in Vor- und Nebenarbeiten und in Reparaturen, während eigentliche Hauptarbeit in diesen Gewerben nur in dringende« Fällen vorgrnomwrn wird. Regelmäßige SonntagSarbeit, über die vielfach, wenn auch nicht immer mit Recht, geklagt wird, ist zu finden beim größten Theil der Gewerbe für Nahrung»- und Genußmittel, z. B. bei den Bäckern, Müller« »nd Fleischern, bei den Brauereien, Eonditoreie« «nd Restaurationen, außerdem bei den Barbieren und Badeanstalten und in den HauSiubustrien bei der Weberei und der Wirkerei. Die Unregelmäßigkeit ist nicht selten bedingt durch WitterungS- rinflüffe oder Elewentar-Ereignisse, z. B bei Gärtnerei«» und Glaser«; periodisch nimmt die Unregelmäßigkeit z« in fast allen Gewerbe» beim srgrnanuten Saisonwechsel nnd anläßlich gewisser Fest«, namentlich in der Weihnachtszeit, in de« Meßzeiten «nd bei de« Jahrmärkten. WaS die bethriligtr« Arbeiter aubelangt, so ist e» da, wo die Meister nnr mit einem Gesellen oder mit einem Lehrling arbeiten, oder wo sie mit beiden da- GeschästSprrsonal bilde«, gewöhnlich nur der Meister allein, welcher Sonntag« arbeitet. In der Hausindustrie müssen auch wohl Frau»« und Kinder de» Sonntag» mit Hand aulegen.* Z« der Frage der gesetzliche« Regelung der SonntagSarbeit wird Folgende» geschrieben: „Die Sichtung und Bearbeitung de» Material» der ange- stellte» Untersuchung über die Sonntagsruhe, womit Anfangs Jaunar d I. fünf Herren betraut find, wird ihre Arbeiten kan« viel vor Lude d. I. z« Ende bringen können. Durch da» fort währende Eingehen uenere» Material» ergänzte sich daS Aufgearbeitete stet» wieder, so daß der Termin der Fertigstellung immer weiter hivanSgeschoben wurde nnd nnnmehr der Abschluß der Arbeiten erst um die eben erwähnte Zeit zu erwarten ist. Uebrigen» solle« diese Ar beiten die ganze Aufmerlsawkeit und Umsicht der damit Betraut«» erfordern. — Eine für die Hirsch.Dnncker'schen Gewerkoereine bedeutungsvolle Entscheidung sällie der Strafsenat de» Berliner Kammer- gerlchts, indem er. als RevifionSinstanz das Urtheil eine» Vorderrichters aushebend, auSsührte, daß «S keine« Zweifel unterliege, daß die genannten Gewerkverrine nach der in ihre« Statut ausgesprochenen Tendenz z« Gunsten ihrer Mitglieder eine Einwirknng anf die öffentlichen Angelegenheiten und zwar «ach der socialpolitischen Richtung hin, bezweckten. Eine» Nachweise- darüber, daß di« Verein« that- sächlich dies« Einwirkung anSzuübrn versucht haben, bedürfe «S zur Anwendung de» Gesetze» betr. di« Berhülnng des Mißbrauch» der Vereins, und Versammlnugssreiheit vom 11. März 1850 nicht. Frankreich. Ernste Schwierigkeiten bereite» sich anf's Nene für die Franzose« in Madagaskar vor, wo ihnen noch viel weniger, als in Tonkin und Anam Lorbeeren grünen wolle«. Die Truppen solle« deshalb namhast verstärkt werden. England. Northcole, der englische Minister de» Auswärtige», hat bei einer Klubfestkichkeit in London verfichert, er glaube, mau könne eine glückliche Ueterwludung der Schwierigkeiten im Orient mit volle« Vertraneu erwarte«. Das kann man gewiß, denn »ach dem „Standard* beharrt die Londoner Regierung dabei, sich Bulgariens wegen nicht eiuzumischen. England allein habe keinen Anlaß, dir Kafiavien für andere Mächte au» de» Feuer zu hole«, «S habe Indien zu vrrtheidige«. aber nicht anf d»m europäischen Koutiuent Schlachten zu schlagen. Angesichts der russischen »ud sranzöfischen Versuch« in Konstantinopel, de« Einfluß Englands daselbst zu untergrabe«, werde das europäische Concert zn einem Scheinbilde. England könne unter diesen Umständen nnr Geduld haben «nd ein« bessere Lag« der Dinge abwarten. ES bedürfe keiner Bundesgenossen, so angenehm e» ihm anch sein würde, mit einer andere» Macht gemeinsam nach gleichen Zielen zu streben. Da» englische Reich sei unverwundbar gegen jede« Angriff, man könne also Alle» in Ruhe abwarten. — Wenn die Russen Indien ergreifen, dürste den Briten die Rnh« schon vergehen. — Verhandlungen, welch« zwischen England «nd der Türkei geführt werden, bezwecken, die fortgesetzte Occupatio« Aegyptens durch Eng land sicher zn stellen. Dagegen wahrt England die Besitzungen der Türkei in Europa, wie durch Lord BeakonSfirld bekanntlich gleich «ach dem Berliner Congrrß vereinbart war. — In Portumna, Grafschaft Galway, lam e- zu Rudestörnogen. Die Polizei verhaftete Excedenten und wurde darauf von der Menge mit Stein»» angegriffen. Die Folge waren die üblichen Schlägereien mit mehreren Verwundeten anf beide« Seiten. Rußland. Al» Gegenstück zu den maßlosen Forderungen der panslavistische« Presse bezüglich Bulgarien» war di« Nachricht ver breitet, russische Artillerie würde für eine Expedition «ach Bulgarien ausgerüstet. Der Mitthrilung war dir Unwahrscheiulichkeit von vorn herein emznsrhr«, den« wenn der Czar eine bulgarische Expedition auch wohl in dem Falle nicht scheue« würde, daß Fürst Alexander znrücktehrte, ganz ohne Grund, wie jetzt, läßt sich die Sach« doch nicht wachen. Spanien. Die Ruhe in Spanien ist andauernd ungestört. Weiter« Pntsche find auch wohl sür'S Erste nicht zu befürchten, da die Führer der Rebellion, General Villaeawpa und Eapitä« Gonzalez, gefangen genommen sind. Durch diese Meldung wird erwiesen, daß die jüngste Militänevvlt« keineswegs blo» da» Werk einer Anzahl irregesührter Soldaten, sondern von langer Hand vorbereitet war. Die spanische Regierung selbst faßt in Wahrheit die Vorgänge in Madrid nicht so harmlos auf, al» sie sich erst den Anschein gab. Ter Ernst der Lag« wird u. A. dadurch erwiesen, daß ein Tagesbe fehl de» General» Pavia die Preßfreiheit beschränkt hat. lieber die Beschlüsse, welche der unter Vorfitz der Königin abgehaltene Minister- raih gefaßt Hot, liegen zwar noch keine bestimmten Mitiheilnngru vor, sicher ist aber, daß Maßregeln gegen di« Verbreitung antimonarchisch«» Bestrebungen getroffen werden sollen. De» Umstand, daß bei wehren» verhaftete« Osfieiereu der Ausständigen von Zorrilla ausgestellt, Pa tente höherer Charge» gefunden wurde», ist ebenfalls ei« bezeichnen de» Symptom. Anch unterliegt keine« Zweifel, daß Civiliste» an der autständtschrn Bewegung theilnahmen, die also nicht anSschlitßlich einer jener Miliiä-pnische war, welche in Spanien von Zeit z« Zeit wiederkehreu. Insbesondere wird mit Bestimmtheit angenommen, daß diejenigen, welche den Oberst Mirasol «mordeten, sowie anf die Truppen beim Südbahnhof Schüsse abfeuerte», Civilpnsone« wäre». Orient. Aus Sophia wird gemeldet, daß di« bulgarische Re gierung bisher sich vergeblich bemüht«, den Name» de« rnsfischen Thronkaudidaten zu erfahre«. Die Wiederwahl Alexander» ist aufge» -geben, die Nationalversammlung wird ohne Weitere» den Kandidat«» der Mächte wählen. Stambnlow soll geäußert, habe«, der Fürst Alexan der habe früher de« Herzog von Oldenbnrg al» durchaus geeignete» Nachfolger bezeichnet und überhaupt Anschluß Bulgariens an Rußland empfohlen. — Der Attentäter gegen de« rumänischen Minister Bra- tiano gilt als politisches Werkzeug. Er ist ousgehetzt. Man fand bei ihm eine Geldanweisung von 5000 FrcS., ausgestellt von einem poli tische» Gegner de» Minister». Sächsisch»«. — Dresden, 24. September. An der über den Weißeritz- flnß führenden FeiedrichSbrücke in der Friedrichsstadt ist heute Vormittag ein Bremser der StaatSbahn, Namen» Locke, von eine« Lastzüge überfahren und sofort getödtet worden. Der Bernnglückt« war von seinem Bremserfitze herunter- nud so unglücklich gefallen, daß er gerade anf die Schiene« z« liegen kam. — Pirna, 23 September. Im nahen Pratzschwitz schwamm heut« Nachmittag ein Leichnam an, in dem man dann einen Unter- osficier der Feeiberger Artillerie-Abthrilung erkannte, de» erst kürzlich zur Reserve entlasse» worden war und der jetzt behnf» Suchen» einer Stelle «ach Pirna gekommen war. Wa» de» Aermfle« eigent lich in den Tod getrieben, ist noch ««aufgeklärt. — Mittweida, 24. September. Um 21. September feierte der hiesige Webermeister Herr Friedrich Avgast Franke sei» fünfzig jährige» Bürger- sowie Mristerjubilänm. Der Jubilar wurde seiten» de» Stadraths sowohl al» «mch de» Weberinnnng dnrch Deputationen an diese« seltenen Ehrentage beglückwünscht. — Leipzig, 24. September. Ein lustige-Stücklet« von einem geprellten Wucherer erzählt der „TageS-Anzeiger" au» einem Borortr. Einer jener dunkle» Ehrenmänner hatte einen Baner« in Sch. soweit auSgesogen, »aß Letzterer außer dem Nothwendigsteu nnr noch «in« Kuh sein eigen nennen konnte, die der Wucherer al- nothwendige» Inventar nicht pfände» lassen dnrft«. Line» Tage» trifft der Baner mit dem moderne« Shylock zusammen und klagt seine Roth; Letzterer ist darob ganz gerührt nnd bedauert scheinbar sein« bisherige Härle, die er durch das Geschenk einer Ziege gut z« machen ver'pricht. Richtig I Tages darauf wird di« Ziege gebracht »nd der hocherfreute Bauer eilt spornstreichs zu eine« befrenndetrn Nachbar, demselben die hochherzige That de» Wuchere» vermeldend. Der Nachbar aber, «in gewiegter Manu, dnrchschant sofort den Plan de» Wucherer» «nd giebt nnsrrm Bauern de« Rath, lieber die Ziege z« schlachten und zn verspeisen, da bei nun vorhandene» zwei Stück Bieh de» Gerichts vollzieher da» eine Stück, die weit werthvollere Knh, pfänden könne. Der Rath war gut, denn schon «ach wenigen Tagen erschien der Mann de» vollstrrckenden Gesetze», nm, da jetzt eine melkende Ziege vorhanden sein sollte, die Kuh zu pfänden. Der Bauer zeigte diesem aber lächelnd die Kuochenreste der verspeisten Ziege nnd de« Stall, in dem sich nur die Kuh befindet. Wohl oder übel mußte der Ge richtsvollzieher «uverrichteter Sache abziehe»; aber wie lang muß di« Nase de» Wuchere» wohl geworden sei», als er erfuhr, daß sein istiffiger Plan verettelt nnd er «m die Ziege nnd die doppelten Exe- entionSkoste« überlistet war?.—E» giebt Leute, welche trotz aller üble« Erfahrungen von gewisse« bösen Gewohnheiten nicht abgrhe« wolle» nnd immer wieder ihrem Jähzorn die Zügel schießen lassen. Z» diesen Leuten gehört der Handarbeiter M. au» Neuschönefeld. Er ist wegen Beamtenbeleidignng nud Widersetznng gegen dl« Staats gewalt wiederholt, darnnier zweimal mit Gefäugniß von 6 Monate» und 1 Jahre bestraft, befindet sich auch dermalen wieder wegen Be leidigung »nd groben ExeeffeS in llntrrsnchnng. Trotz alledem hat er sich nicht allhalt«« lassen, gestern Abend wiederum in gewohnter excesfiver Weise hier anfzutretrn. Wegen Skandals in einer Destilla tion deS Grimmaischen Steinweg» von einem Schutzmann weggewiesen, leistete er dem Gebot« keine Folge, vielmehr als dieser zur Arretur verschritt, den heftigsten Widerstand und wnrde in gefährlicher Weise gegen den Schutzmann thätlich, indem er ihn mit de» Fänsten in» Gesicht schlug, ihn mit Füßen trat und am Halse würgte, anch die Uniform zerriß. Da machte denn anch der bedrängte Beamt« von einen Brfuguifsen Gebrauch und bedient« sich seiner Waffe zur Ab wehr der Angreifers. Nachdem er Unterfiütznng erhalten, gelang e», de« Ercedenten zn bewältige«. Doch mußt« derselbe bei fortgesetztem Widerstand gefesselt und im Wagen nach dem Naschmarlt gebracht werden, wo man ihn sofort in Hast nahm. Ein« abermalige längere Freiheitsstrafe dürft« ihm unzweifelhaft in Aa-ficht stehen. — Döbeln, 23. September. Seltene, wenn anch weich« und anschmiegende) «nrfgkschosse benutzte« aus heutigem Wochenmarkte in Streit gerathen« Frauen. Nach einem ziemlich heftige« Wortgefecht, welche» eine hiesige Geschäftsfrau mit einer Fra« von einem be nachbarten Dorfe über eine Zahlnngsdifferenz geführt, wollt« sich ersten durch eine» kühnen Griff in da» Bnttersaß ihrer Gegnerin bezahlt mache«. Zwei Stück der schmackhaften Speise waren damit in Besitz der Döbeleuseri« gelangt. Doch so glatt sollt« dieser Be- fitzwechsel nicht verlaufen, neuer Kampf entbrannte nnd plötzlich flog eine» der streitigen Objekte an den Kopf der Landfra», da» andere fiel in einen Pflanmen-Korb, au» welch-« e» mit großer Be schleunigung von der Kordbefitzerln an den Kopf der Stadtsrau befördert wnrde. Innig schmiegten sich die fettigen Geschosse an die Getroffenen. Nur mit Mühe konnten die KampseSlustigeu be wogen werden, von ihrem ltebeglüheuden Beginnen gegen einander abzulafsen. Natürlich hatte die KampfeSscene nicht verfehlt, ei« zahl reiche» Publikum anzulocke».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite