Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881016
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881016
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-16
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.10.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 242. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgende» TaaeS) zur Versendung gelangende „Sächsische LandeS-Anzctger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: l. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler ö. Sächsische GerichtSzcitung 4. Sächsisches Allerlei ö. JllustrirtrS Unterhaltungsblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anstalten 75 P' (Post-Zeitungs-PreiSliste Nr. 5035.) SAchsischer «ikiitt. Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdrnckerei, Chemnitz, Theaterstratze Nr. 5. Fernsprech - Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz Dienstag, 16. Oktober 1888. Von den Hauptblättern des „Sächsischen Landes-AnzeigerS" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sonder-AuSgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich nur SO Psg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz nionatl. 57 Pf. ni. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 9. Nachtr. Nr. 1350».) Für Abonnenten crscheintjc einmal imJahr: eommer-Eiseiibahiisahrpianhefl für Sachsen- Winter-Eisenbahiifahrvlanheft für Sachse». Jllustr. Kalender der Sächsischen Landboten. Jliustrirles Zahresbuch des Laades-tliizei-nr. «nzcigcnprcis: Raum einer schmalen Corpnszcile IS Psg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzcile) 30 Psg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man den Einrückungsbetrag (in Briefmarke») beifügen ,je 3 Silben Corpusschrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können »nr bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. — Tie Anzeigen finden ohne Preisaufschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblätter des „Sächsischen Landes-AnzeigerS" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. DaS Concursverfahren über das Vermögen des Kanfmanns Emil Loeweu- thal, Inhabers der Firma Emil Loewenthal in Chemnitz, wird, nachdem der in dem Bergleichstermine vom 6. September 1881 angenommene Zwangs pergleich durch rechtskräftigen Beschluß von demselben Tage bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den l2. October 1883. Königliches Amtsgericht. Neueste Nachrichten. Wien, 14. October. Während Wiener Blätter, die offiziösen inbegriffen, die Berufung Schönborn's in's Cabinet als höchst be denklich hinstellen, jubeln die tschechischen und klerikalen Blätter und Versichern, Schöuborn bedeute ein Programm. Sein Programm, er klärt der Prager klerikale „Czech", sei das tschechische staatsrechtliche Programm der Krönung des Kaisers mit der Wenzelskrone und die Wiedergeburt Oesterreichs auf christlichem Boden. Paris, 14. October. Die Meldung, daß Italien sich der An wendung des Schuldccrets auf die italienischen Schulen in Tunis energisch widersctzt, hat hier große Aufregung hervorgernfen. Italic» ist, wie man erfährt, fest entschlossen, nicht nachzugcbcn. Einige Morgenblätter führen die heftigste Sprache gegen Italien. Die „Autorits" Cassagnac's schreibt, im Vergleich mit Crispi sei Bismarck franzosenfreundlich. Deutschland und England sollen beabsichtigen, auch für ihre Unterthanen in Tunis gegen das Decret zu protestireu. Paris, 15. October. (Drahtbericht unseres Anzeigers.) Der Kricgsminister beschloß, daß zukünftig kein fremder Offizier weder in militärischen Bildungsanstalten noch in Regimentern ausgenommen werden darf. Politische Rundschau. Chemnitz, den 15. October. Deutsches Reich. Die Tage seines Aufenthaltes in Rom sind für den deutschen Kaiser ununterbrochene Festtage. Wo er sich zeigt, schallt ihm der Jubel der Bevölkerung entgegen; so war es bei dem Einzug, bei dem festlichen Besuch im Vatikan. Nicht die geringsten Ruhestörungen sind vorgekommen; die mit französischem Gelde erwirkten Gassenjungenstreiche einer Anzahl unreifer Burschen verdienen keine Beachtung. Dem sehr angenehm verlaufenen Besuche Leim Papste, welcher die herzlichste Freude über den Besuch des kaiserlichen Gastes äußerte, folgte am Abend das glänzend verlaufene Galadiner im Quiriualpalaste. Die bei dieser Gelegenheit gehaltenen hochbedeutsamen Trinksprüche sind nachstehend mitgetheilt. Am Sonnabend fand unter kolossalem Andrange vor dem Kaiser und dem Könige unweit Rom bei Ccntocello die glänzende Parade über die in der Hauptstadt zusammengczogenen 28,000 Mann starken Truppen statt. Nach 9 Uhr Vormittags fuhren die Königin und die Herzoginnen von Aosta und Genua, vom Publikum lebhaft begrüßt, nach dem Paradefelde. Eine Viertelstunde später folgten unter stürmischen Ovationen die beiden Monarchen, Kaiser Wilhelm in der Garde-du-Corps-Uniform, König Humbert in großer Generals- Uniform. Die Prinzen und das Gefolge beider Majestäten schloffen sich an. Bei dem Fort Casilino bestiegen die hohen Herrschaften die Pferde. Das Wetter war herrlich. Beim Abreiten der Fronten ritt Kaiser Wilhelm zur Rechten König Humberts. Darauf erfolgte ein Vorbeimarsch der Truppen, zuerst die Infanterie, dann die Fuß artillerie, die Alpenjäger, die Elitetruppe der Bersaglieri, die in ihrem *MMHritt vorüberzogen, dann Kavallerie und zum Schluß die reitende 'AÄMrie. Mittags '/rl Uhr war die Parade zu Ende, bei der Ab fahrt erwiesxn den Monarchen die Regimenter nochmals die Honneurs. Mind estens hunderttausend Menschen waren anwesend, welche die verbündeten Monarchen mit unbeschreiblichem Jubel begrüßten. Am Nachmittag fand in der deutschen Botschaft der Empfang der fremden Botschafter und Gesandten statt, am Abend besuchten die Majestäten das von der Stadt gegebene Abcndfest auf dem prächtig erleuchteten Kapitol. Der Bürgermeister begrüßte den Kaiser in feierlicher Rede, der in huldvollster Weise dankte und mit größtem Interesse die Räume des Kapitols in Augenschein nahm. Coucert fand während des Abends statt, eine Marmortafcl verewigt das Ereigniß. Bei An- und Abfahrt begeisterter Bvlksjubel. Sonntag besuchte der Kaiser den Gottesdienst und ertheilte später verschiedene Audienzen. Be sonders lange unterhielt sich der Kaiser mit der Deputation der Deutschen in Nom, welche eine prachtvoll ausgestattete Hnldigungs- und Bewillkommnungsadresse überreichte. Sonntag Abend erfolgte die große Illumination des Forum Romanum und Colosseum, sowie der Altcrthümer, die ein unbeschreiblich großartiges Bild bietet, aber nur bei ganz besonderen Gelegenheiten erfolgt. Die Monarchen durchfuhren diese Stätten alten Ruhmes und nahmen von einer auf dem Palatin erbauten Tribüne die Illumination in Augenschein. Heute Moniag ist großes Abcndfest auf vcr Piazza del Popolo, Dienstag Vormittag Abreise nach Neapel, Dienstag Mittag Einzug iu die Stadt. Mittwoch Stapellauf des „Re Umberto" und Flotten parade, Rückkehr nach Rom. Wie man sieht, ist das Programm noch sehr reich. Die Rückkehr nach Berlin erfolgt über Bologna, Verona, Ala, Trient, Innsbruck, München, Leipzig. Jedweder officielle Empfang unterwegs ist verbeten. — Der „Reichsauzeiger" theilt den authentischen Wortlaut der Trinksprüche mit, die bei dem Gatadincr im Quiriualpalaste zu Rom ausgebracht wurden. Der italienische Toast des Königs Humbert lautet in der Uebersetzung: „Mit tiefer Freude und lebhafter Dank barkeit begrüße ich hier in meiner Residenz, hier in der Hauptstadt Italiens, den Kaiser und König Wilhelm II. Die Anwesenheit in Rom des Oberhauptes einer großen Nation und einer ruhmreichen Dynastie, mit welcher ich ans alter Freundschaft verbunden bin, ist ein neues Pfand für die Allianz, welche von uns für den Frieden Europas und für die Wohlfahrt unserer Völker geschlossen wurde. Ich trinke auf das Wohl Sr. K. K. Majestät meines erhabenen Gastes, auf das Wohl Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und auf das deutsche Heer, den Schutz und Ruhm Deutschlands." Kaiser Wilhelm erwiderte mit folgendem Triuksprnch: „Ich danke Ew. Majestät auf das Herzlichste für die warmen Worte, welche Sie an mich gerichtet haben. Die Berufung auf die von unseren Vätern überkommene Bundesgenosseuschast findet in mir ein lebhaftes Echo. Unsere Länder haben unter der Führung ihrer großen Herrscher Beide mit dem Schwert ihre Einigkeit erkämpft. Die Gleichartigkeit unserer Geschichte bedingt, daß unsere Völker stets zusamineiistehe» werden zur Aufrechterhaltung dieser Einheit, welche die sicherste Garantie für den Frieden bietet. Unsere Beziehungen haben den lebendigsten Ausdruck gefunden in der erhebenden Begrüßung, die Eiv. Majestät Hauptstadt mir hat zu Theil werden lassen. Ich trinke auf das Wohl Ihrer Majestäten des Königs und der Königin und auf das so tapfere italienische Heer!" Während sonst bei solchen Gelegenheiten die Toaste in französischer Sprache im Interesse des allgenieinen Ver ständnisses ausgebracht wurden, ist das diesmal sorgfältig vermieden worden, gewiß kein bedeutungsloser Zufall, sondern eine bedeutsame Absicht. — Wie die Londoner „Pall Mall Gazette" erfährt, hat Pro fessor Bergmann Anstalten getroffen, um gegen Mackenzie in England wegen Ehrenschmähuug klagbar zu werden, weil Mackenzie in seinem eben erschienenen Buche gesagt habe, Bergmann habe dem Kaiser Friedrich den Todesstoß gegeben. Professor Gerhardt beabsichtige ebenfalls eine Klage anzustrengen. — Ein für das deutsche wirthschaftliche Leben hochbcdoutsames Ercigniß hat sich in der Nacht von Sonntag auf Montag vollzogen, der Zollanschluß von Hamburg und Bremen. Beide Städte sind Maren von Westerland. Novelle von Reinhold Ortmann. ^ Nachdruck verboten. Weit oben in Deutschlands nordwestlichstem Winkel, da, wo die majestätische Nordsee ihre grünen, schaumgekröntcn Wogen über den Weißen Ufersand der langgestreckten Frieseninsel Sylt spülen läßt, — im Bereiche des Dorfes Westerland und kaum zweihundert Schritte von der grünbewachsenen Dünenkette entfernt liegt inmitten freund licher Wiescnmatten ein kleiner Friedhof, der um seiner schwermüthigen Eigenart willen den Besucher trauriger stimmt, als irgend ein anderer Begräbnißplah in der Welt. Von einer kunstlos aufgeschichteten Steinmauer umfriedigt zeigt er über dem schlechten hölzernen Gitterthor die inhaltsschwere Auf schrift : „Heimathsstätte für Heimathlose", und wer durch die knarrende Pforte eintritt, der sieht drei Reihen niedriger, ungeschmückter Grab hügel, deren jeder dasselbe winzige Kreuzchen von schwarzem Holze trägt. Vergebens aber sucht das Auge nach dem Namen derer, die da unten denl großen Tage der Auferstehung entgegeuschlnmmcrn. Eine Zahl und ein Datum — das ist die einzige Inschrift der ein fachen Grabdenkmale, und sonst ist nicht das kleinste Zeichen vor Hände», das Aufschluß geben könnte über die, welche man hier zur letzten Ruhe gebettet hat. Jeder aber, der auf der Insel eingesessen ist, weiß, welche Be wandtnis; cs mit dem kleinen Kirchhof- und seinen stillen Bewohnern hat. Geht doch kaum ein einziges Jahr ins Land, wo nicht um die Zeit der Herbststürme die hochgehenden Wogen der Sec einen starren, leblosen menschlichen Körper an das Gestade der Insel spülen, und sind es doch oft genug in besonders schlimmen Tagen gar ihrer zwei oder drei gewesen, die das mörderische Meer wieder ausgeliefcrt, nachdem eS sein Vernichtungswerk an ihnen vollendet. Und diese stummen Jnselgäste, die nicht mehr zu sagen vermögen, welcher Her kunft und weß Namens sie sind, diese armen Schiffbrüchigen, die Keiner kennt und nach denen nimmermehr Nachfrage sein wird, sie werden hier in stiller Feierlichkeit bestattet, Einer neben dem Ander», und Jeder erhält seine Nummer, ohne Rücksicht auf Rang und Stand, auf Alter und Geschlecht. Manche arme, zwischen Furcht und Hoffen schwebende Mutter, manche todcsbange Gattin und manche hülflose Waise mag da irgendwo in weiter Ferne von Tag zu Tag auf die damit in den deutsche» Zollverband eingetrctcn. Mag dem deutschen Reiche und den beiden alten berühmten Hansastädten daraus Heil und Segen erwachsen. — Die Sammlungen für die deutsche Eniin-Pascha-Expedition haben bis jetzt die Summe von etwas über 500,000 Mark ergeben. Der Hallische Bürger, welcher 150,000 Mark für die Expedition gab, ist Herr Paul Niebeck, ein Bruder des verstorbenen Reisenden Dr. Emil Niebeck. — Wie die „Nordd. Allg. Ztg." mittheilt, befindet sich nach den neuesten Nachrichten aus Zanzibar von den deutsche» Kriegs- chiffen gegenwärtig die Korvette „Sophie" in Bagamoho und der Kreuzer „Möve" in Dar-cs-Salam. An beiden Plätzen ist die Ruhe nicht gestört worden. Der Kaiserliche Generalkonsul steht im Begriff, ich auf der Fregatte „Leipzig" nach Bagamoyo einzuschiffen, wo Verhandlungen wegen Beilegung des Aufstandes begonnen haben. — Die Deutsche Ostafrikanische Gesellschaft veröffentlicht jetzt einen ausführlichen Bericht über die Unruhen in Ostafrika. Neu ist darin nur die bestimmte Erklärung, daß weder die Gesellschaft, noch ' deren Beamten Schuld an der Arabererhcbung tragen. -Alles klebrige, die Ermordung von zwei Beamten in Kilva rc., ist längst bekannt. Aus Zanzibar wird übrigens gemeldet, daß die Bewegung im Ab nehmen begriffen ist. Die Wuth der Araber verraucht, da es ihnen an Waffen und noch mehr an Munition gebricht. Als ein Zeichen für die guten Beziehungen zwischen Deutschland und England wird es angesehen, daß der deutsche Admiral dem britischen Generalkonsul in Zanzibar von der Kapelle seines Flaggschiffes ein Ständchen bringen ließ. Ueber die Absichten der deutschen Regierung bezüglich des Vorgehens gegen die Araber ist etwas Genaues bisher nicht bekannt geworden. Oesterreich-Ungarn. Alle Welt dachte an den Sturz des österreichischen Ministerpräsidenten Grafe» Taafe, aber er steht im Gegentheil heute fester als je. Urplötzlich sind die Justizminister Baron Prazek und der Minister ohne Portefeuille Zimialkowski zurück getreten, und an ihre Stelle sind zwei dem Grafen Taaffe ganz er gebene Leute, der Pole von Zaleski und der total tschechisch gesinnte Gras Schönborn, berufen worden. Das bedeutet also eine Billigung der Taaffe'schen Bersöhnungspolitik. Die Deutschen in Oesterreich haben allen Grund, lange Gesichter zu ziehen. Italien. Kaiser Wilhelm hat während des Besuches beim Papste dem Letzteren eine Tabatiere aus Gold, mit Edelsteinen be setzt und mit dem Bilde des Kaisers aus.dem Deckel, überreicht. Der Monsignore Mocenni erhielt ebenfalls eine reichgeschmückte Tabatiare, der Cardinal Rampolla ein Brustkrenz. Der Papst hat unmittelbar nach scincr Unterredung mit dem Kaiser den Inhalt derselben einem Secretär zur Aufbewahrung im Archiv dictirt. Der Papst soll sich in derselben namentlich über die jüngsten politischen Maßnahmen der italienischen Regierung beschwert und den Wunsch nach einer völligen Freiheit der katholische» Kirche in Deutschland ausgesprochen habe». — König Humbert hat dem Kaiser Wilhelm das Großkreuz des Militär Ordens von Savoyen, des höchsten mili tärischen Ordens Italiens, verliehen. Auch Graf Herbert Bismarck und das Gefolge des Kaisers erhielten Auszeichnungen. Kaiser Wilhelm verlieh dem Ministerpräsidenten Crispi unter huldvollen Worten den Schwarzen Adlerordem Der Kronprinz von Italien ist zum Leutnant im 1. hessischen Hnsaren-Regimcut ernannt, dessen Chef König Humbert ist. — Bisher sind 26 junge Leute verhaftet, welche bei Erscheinen des deutschen Kaisers Pfiffen oder mit be leidigenden Aenßcrungen bedruckte Zettel verstreuten. Namentlich bei der Fahrt des Kaisers nach dem Vatikan wurde bei der Engelsbrücke einen Moment scharf gezischt und gepfiffen. Die Polizei verhaftete sofort die mit französischem Gelde bezahlte» Demonstranten. Nach der „Riforma" wurden in Ventimiglia sechs Kilo kleiner Zettel beschlagnahmt, welche einen beleidigenden Inhalt tragen, wie die jüngst in Nom vcrtheilteu. Dieselben stammen ans Marseille und Wiederkehr eines Theuren harren, der hier seit Jahren sanft gebettet ist unter dem flüsternden Heidegras, und dem das unermüdlich rauschende, brausende, tosende Meer ein unendliches Schlummerlied singt, mächtiger und erhabener- als es die Orgel des größten Domes vermöchte, welchen Menschenhände geschaffen. Auf diesem Friedhof standen um die Abendzeit eines stillen Sommcrtages Hand in Hand zwei Menschen, die in ihrem Aeußern so verschieden waren, wie Lenz und Winter, und die doch durch ein Band der innigsten Liebe mit einander verbunden schienen. Es waren ein alter, grauhaariger Mann in der Kleidung eines Schiffers und ein schlankes, blondhaariges Mädchen von etwa 18 Jahren. Der Alte War hoch gewachsen und von breiten, kräftigen Schultern, eine echte, kernige, wetterfeste Seemannsgestätt, obwohl sein Nacken schon ein wenig gebeugt war und obwohl zahllose Falten und Runzeln sein braunes, treuherziges Antlitz durchfurchten. Das junge weibliche Wesen, welches das unbedeckte, fein gebildete Köpfchen zutraulich an seinen Arm gelehnt hatte, erschien neben ihm wie eine zarte blaue Euzianblüthe, die der Zufall an der Seite einer stachlichen Mcer- distel aufspricßeu ließ. Ein schlichtes dunkles Kleid, das wohl von ganz einfachem Schnitt, aber nicht von jener ländlichen Art war, wie es sonst die Sylterinnen tragen, umfloß eine zierliche, fein- gliedrige Gestalt, und auf die zarten Farben ihres anmnthigcn, kindlich reinen Gesichtchens hatten Wind und Wetter keine Wirkung zu üben vermocht. Schweigend hörte sic einer lebhaften und mit großem Ernst vorgebrachteu Erzählung des Alten zu, einer Erzählung, die sie schon unzählige Male an derselben Stelle und mit den näm lichen Worten vernommen hatte und die sic doch immer auf's Neue bis tief ins Herz hinein erschütterte und ergriff. „So war cs, Marc», und cs ist mir, als wenn eS gestern gewesen wäre, obwohl doch nun mehr als vierzehn Jahre darüber vergangen sind. Wir lebten noch in der guten Zeit, w» die, welche nicht auf den großen Hamburger Schiffen zur See sichren, hier von Westerland und Tinnum und Wenningstedt aus auf den Fischfang gingen, und wo cs mir nichts Seltenes war, wenn ich wein Boot bis zum Rande gefüllt hatte mit Schellfischen. Das ist nun lange vorbei! Die Fische sind fort, und wenn sie noch da wären, so würde sich das junge Volk nicht mehr darauf verstehen, sie herauf zubringen. Aber, um von Deinem Vater zu reden — denn Dein Vater war eS, Kind, das ist so gewiß, als ich Ulve Petersc» heiße! -- so hatte die Sache einen seltsamen Hergang! Es war im November, » am einundzwanzigstcn, genau so, wie cs auf dem Kreuzchen zu lesen steht, und wir hatten einen Sturm aus Nvrdwest, wie ich ihn nicht vorher und nicht nachher erlebt habe. Er war ganz plötzlich hercingebrochcn und ich selber hatte eben noch mit genauer Noth mein voll beladenes Boot durch die Brandung gebracht. Da sahen wir bei hereinbrechender Dunkelheit in der Ferne die drei Mast- spitzen eines Seglers, und ich sagte zu dem Lars Nasmussen, der neben mir auf der Düne stand: „Gicb Acht! Der steuert nicht mehr seinen rechten Curs, und wenn er nicht Planken hat wie von Eisen, so kann das eine schlimme Geschichte werden!" Und wie ich gesagt hatte, so ward es. Um Mitternacht fing das Schießen und das Raketcnsteigen auf dem Wasser an. Mit dem Dreimaster ging es zu Ende, und die armen Tcnfel, die da einen harten Strauß kämpften um ihr Lebe», mochten wohl voll Verzweiflung auf die Hülfe warten, welche ihnen von der Insel her kommen sollte. Aber wir Fischer, die wir uns da am Strande zusammcnaefunden hatten, wir waren am Ende auch nur schwache Menschen, die gegen Sturm und Unwetter kein Boot hinausbringcn konnten in die offene See. Mehr als eine Stunde lang dauerte das Schießen fort, daun wurde es mit einem Male still, wir falteten unsere Hände, und Lars Rasinnssen — er war der Aelteste von uns — sprach ein kurzes Gebet für ihre armen Seelen. Aber cs ließ uns doch keine Ruhe, und wie nur das erste, fahlgraue Tageslicht anfdämmcrte, machten wir »ns — unserer sechs von den kräftigsten und muthigstcn Männern — getrost daran, ein Aeußcrstcs zu versuchen. Wir brachten ein Fahrzeug ins Wasser und kämpften uns vorwärts; und Jeder von uns wußte, daß der liebe Gott ein halbes Wunder thun müsse, um uns allcsammt wieder lebendig und gesund auf den Strand zu bringe». Von dem Dreimaster war nichts mehr zu selten weit und breit; aber hier und da schaukelte sich eine Schiffsplanke auf den Wellen, und Andres Boysen war der Erste, der weitab ein gekentertes Rettungsboot treiben sah. Da gaben wir unsere Arbeit auf, denn nun wußten wir, daß Alles umsonst sei und daß wir nichts Lebendiges von dem Schiffe mehr finden würden. Aber wie wir uns nun hart bemühten, das Land wieder z» gewinnen, während mehr als eine Welle über uns hinw.cgging und selbst den Muthigstcn zuweilen das H.a; stillstchcn wollte, da sah ich mit einem Mal auf dem Kamm einer Woge etwas, das keine Schiffsraa sein konnte oder ein anderer Trümmer von dem Dreimasten. „Hollah! Ein Mensch!" schrie ich den Anderen zu, und wie sie mich erst in dem Heulen und Brausen und Donnern verstanden hatten»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite