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Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188803177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880317
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-03
- Tag 1888-03-17
-
Monat
1888-03
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.03.1888
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«Schftfcher Land-S.An,ei-e». Nr. 64. Sonnabend. 17. Mär, 1888. Wonnen. Der Reservefonds ist um 8000 M. kleiner geworden, und ,S machten sich' 33,000 M. Zuschüsse nöthig. Die Zinnpreise find seit Mitte Oktober gestiegen und erreichten eine Höhe von 160 M. pro Centncr. Der Rückgang ist daraus zurückzuführen, daß das Werk noch keine Verbindung mit der Dux-Bodenbacher Bahn hat und daher die Braunkohlen theuer bezahlen muß, ferner darauf, daß es im Sommer immer an dem nöthigen Aufschlagwasser mangelte. Die Zwitterstockscasse hatte eine Einnahme von 179,317 M. und eine Ausgabe von 178,563 M., trat daher mit 754 M. Cassenbestand in das neue Jahr über. — Leipzig, 15. März. Der von den hiesigen Militär vereinen in Aussicht genommene Trauergottesdieust findet am nächsten Sonntag Nachmittag um 3 Uhr in der Johanneskirche stalt. Wie schon mitgetheilt wurde, wird Herr Pastor vr. vou Criegern denselben abhalten. Außerdem hat sich der Gesangverein „Concordia" in dankenswerther Weise bereit erklärt, durch seine Mitwirkung die Feier würdig zu gestalten. — Der „Verband reisender Kauf leute Deutschlands" hat von hier aus einen kostbaren Palmen schmuck mit Bouquet und Schleife und ausgestattet mit drei goldenen Miniatur-Palmenzweigen für Se. Majestät den verewigten Kaiser Wilhelm nach Berlin entsendet. — Plauen. Die hiesige Polizcivcrwaltung beabsichtigt, in nächster Zeit die Einrichtung von öffentlichen Droschkcn-Fuhr- Iverken vornehmen zu lassen. — Die hiesigen Raths Expeditionen haben im Jahre 1687 an Schreibmaterialien verbraucht: 15,560 Bogen Kanzleipapier, 44,775 Bogen Konzeptpapier, 610 Bogen Löschpapicr, 15,975 Stück Akten- und Geldkouverts, 3659 Akten deckel, 1375 Bogen Packpapier, 1695 Bogen Briefpapier, 3597 Stück Briefkouverts und 77 Liter Tinte. — Auerbach i. V. Am 13. März Morgens ist in Rodewisch an einer Brücke des angcschwollenen Göltzschbachcs der Leichnam eines Mädchens angeschwommen und polizeilich aufgehoben worden. Die angestellten Erörterungen haben ergeben, daß die Ertrunkene die aus Auerbach stammende Anna Marie Juughänel ist, welche Konfirmandin und Pflegekind einer hiesigen Familie war. Sie hat sich Sonntag Abend aus der Wohnung ihrer Pflcgeeltern entfernt, doch kann man sich nicht erklären, was sie zu dem traurigen Schritt bewogen. — Zwickau. In der Generalversammlung des Borschuß vereins (eingetragene Genossenschaft) wurde gemäß den Vorschlägen des Aufsichtsrathes die Gewährung einer Dividende von 12 Procent, sowie die Erhöhung der Stammeinlage von 300 auf 500 Mark be schlossen. — Wenn man nach dem Gange des Kohlengeschästs Während des ersten Vierteljahres von 1888 auf das ganze Jahr schließen könnte, so wären die Aussichten für die Actionäre noch besser als für das vergangene Jahr, obwohl das letztere schon sehr gut war. — Die deutschen Wollkämmer und Kammgarnspinner erklären ihre Mißbilligung zu dem in Antwerpen zur Einführung ge kommenen „Handel in Wolle und Kammzug auf Zeit". Diese Ein richtung schädigt die wirklich producirende Kammgarnindustrie und ist auch nicht geeignet, das Ansehen des Antwerpener Woll- und Kamm- zuggeschäftcs zu heben. Das Hauptübel dabei ist, daß die Gleich mäßigkeit der Preise der Rohmaterialien dadurch gestört wird. Und gerade diese Gleichmäßigkeit ist für die Kammgarnindustrie von größter Wichtigkeit, denn oft vorkommende Preisschwankungen können einen soliden Geschäftsgang nur stören. — Die Kammgarnspinnereien, deren Geschäftsgang seit Beginn dieses Jahres ein ganz befriedigender war, haben nach Nieldungen vom Berliner Garnmarkte eine kleine Ab schwächung der Preise zu befürchten. — Da im oberen Erzgebirge nur der kleinste Theil der dort tagenden Schnee Massen durch das kürzlich erfolgte Thau- wetter abgeschmolzen ist, in den letzten Tagen aber neuer Schnee hinzukam, so sind die in den letzten Tagen eingetretenen Kältegrade von großem Vortheil gewesen, da infolge dessen das weitere Ab schmelzen der alten Schneemassen unterbrochen worden ist. Mit Ge nugtuung ist auch zu konstatiren, daß bis jetzt aus all' den be drohten Uferorten innerhalb Sachsens von bemerkenswerten Unglücks fällen nichts bekannt geworden ist. Zum großen Theil ist dieser glückliche Umstand auf die ausgezeichneten Signaleinrichtungen zurück zuführen. 8—. Hohndorf bei Lichtenstein. Der 1887er Jahresbericht von dem Steinkohlenwerk Hohndorf, Helene- und Jda-Schacht, welcher soeben erschienen, zeigt erneut höchst erfreulichen Erfolg. Einnahme beträgt: 1,064,724 M. 56 Pf., Ausgabe: 730,279 M. 66 Pf., mithin Bruttogewinn: 334,444 M. 90 Pf. Nach Abzug der Ab schreibung in Höhe von 52,455 M. 84 Pf. verbleibt ein Reingewinn Von 281,989 M. 6 Pf. Die Prioritätsactien erhalten 45 M. pro Actie. Dem rührigen Direktorium gebührt Anerkennung. Glückauf! — Annaberg, 15. März. Vor Frost und Schnee hat der Frühling wieder die Segel streichen müssen. Gestern früh hatten wir mit 7° Kälte zu rechnen, der Schnee ist in neuer Auflage er schienen, das Aussehen von Flur und Feld und Berg und Thal trägt, trotzdem wir in der Mitte des März stehen, ein streng winter liches Gepräge. Dem gestern beendeten Jahrmärkte war das Wetter im Ganzen recht günstig und hat sich der Verkehr trotz der äußer lichen Stille des Marktes lebhafter gestaltet, als erwartet werden konnte. — Gestern früh verschied plötzlich am Herzschlage in der Wohnung ihres Quartiergebers in der großen Kirchgasse eine 52jähr. Marktfierantin aus Lauter bei Schwarzenberg. — Limb ach, 14. März. Große Freude erregt in hiesigen Kreisen die endliche Beilegung des zwischen den städtischen Berath- ungskörpern bestandenen Zimstes betreffs Unterhaltung des zu er bauenden Straßcntractes der Limbach-Peniger Straße, soweit dieser dem diesseitigen Rittergute angehört, insofern der Stadtrath sich dem Bejchlusse des Stadtverordneten-Collcgiums angcschlossen hat, also geneigt ist, die Unterhaltung genannten Straßentractes in der Dauer von 5 Jahren gegen eine jährliche Entschädigung von 300 M. zu übernehmen. Es kann nach diesem mit dem Bau der von den hiesigen Unternehmern längst gewünschten Straße begonnen werden, also der seit Jahren bestehende Wunsch einer Zufuhrstraße nach Chemnitz über Limbach in Erfüllung kommen. — Der vielfach beklagte Mangel theoretischer Ausbildung der hiesigen Handlungs lehrlinge hat dem Stadtrathe, auf geschehene Anregung des Kauf männischen Vereines Veranlassung gegeben, der Gründung einer Handelsschule bez. der Einrichtung einer Fortbildungsschulklasse für Kaufmannslehrlinge im Prinzips beizutrcten, um diese dem Organis mus der Gesammtschule einzusügen. — lieber die „Sächsische Kammgarnspinnerei" zu Hart hau bei Chemnitz wird geschrieben: Die Conjunctur in der Kammgarn branche ist seit vorigem Sommer nicht günstig gewesen, und auch die Sächsische Kammgarnspinnerei hat im ersten Semester ihres Betriebs, jahres, das vom 1. Mai bis 30. April läuft, jedenfalls ohne Ge winn gearbeitet. ' Die Branche hat stets mit zwei Conjuncturen zu rechnen, und die des Rohmaterials (Wolle) hält nicht immer gleichen Schritt mit derjenigen deS Fabrikates. AuS diesem Grunde ist auch — was nebenbei bemerkt sei — aus einer Semestralabschluß-Vorlage bei diesen Unternehmungen nicht etwa ein zutreffender Schluß auf das ganze Betriebsjahr herzuleiten, um so weniger, als nicht immer die relativ zusammengehörigen Berkaufsposten mit den entsprechenden Eiukaufsposten zur Verarbeitung und Verrechnung kommen. Dadurch wird das Rentabilitätsbild jeweilig nach der einen oder der anderen Richtung bei den Zwischenabschlüfsen verschoben und erst beim defini tiven Jahresabschluß richtig gestellt. Gegenwärtig ist das Preisver- hältniß zwischen Fabrikat und Rohmaterial wieder ein günstiges und wird von der Verwaltung als auskömmlich bezeichnet, so daß also wieder mit Nutzen gearbeitet wird. Die gesunde Natur der Sächsi schen Kammgarnspinnerei zu Harthau kann in ihrem inneren Werth aber durchaus nicht dauernd davon abhängig oder ungünstig beeinflußt werden, wenn etwa ein Semester oder selbst ein Jahr unter der Un gunst der Conjunctur zu leiden hat und periodisch eine genügende Rentabilität leider aufheben sollte. Aus Nah und Fern. — Bürgermeister Raiffeisen -f. Nach langem und schwerem Leiden ist in Heddesdorf bei Neuwied ein Mann im 70. Lebensjahre verschieden, dessen Wirken für das volkswirthschastliche Leben, namentlich Süddeutschlands, von weittragender Bedeutung ge worden ist: Bürgermeister Raiffeisen in Heddesdorf, der Begründer einer besonderen Art von Dahrlehnskassen, welche für die speziellen Bedürfnisse des kleineren und mittleren LandwirtheS geschaffen sind. Weil die Schöpfung des bescheidenen Mannes nur für die Kreise jener kleinen Leute berechnet war, wurde Raiffeisen niemals zu einem König im sozialen Reiche ausgerufen. Seine Schöpfungen haben aber dafür im Stillen desto mehr Gutes gewirkt, vor Allein da, wo das moderne Zauberwort „Kredit" noch nicht genügend dezentralisirt und nur den Wohlhabenderen zugänglich war. Selbst in kleinbäuerlichen Verhält nissen am Rhein aufgewachsen, wußte Raiffeisen recht wohl, daß er kein Allheilmittel gegen die vielerlei Leiden erfunden habe, welche heute den Kleinbesitz mehr als je aus den allgemein wirthschaftlichen Verhältnissen heraus bedrohen. Aber er sah, daß Manches noch durch genossenschaftliches Zusammengehen nach bestimmten, abgegrenzten Zielen zu lindern und zu bessern sei, und baute darauf seine Pläne. Seit 1863 bestehen nun Raiffeisensche Genossenschaften und sie haben mit großem Segen gewirkt. — In Teutleben bei Buttstädt (Thüringen) wurde am 13. März beim Trauerläuten für Kaiser Wilhelm der Landwirlh Albert Willweber von einer Glocke erschlagen Er starb kurz nach dem unglücklichen Vorfall. Der Verstorbene war ein nüchterner, be sonnener und allgemein geachteter Mann. — Zwei deutsche Kinder, einKnabe von 7 und ein Mädchen von 8 Jahren, die, von deutschen Eltern in Paris geboren, von diesen aber verlassen worden sind, haben jetzt, nachdem sie aus Frank reich ausgewiesen worden waren, in Ehrenbreitenstein im Waisenhaus Unterkunft gefunden. — Gegen die Feuerbestattung ist bekannntlich auch die Mehrzahl der Geistlichen in England. Der Bischof von Manchester macht aber eine Ausnahme. In einer Rede faste er, daß die Frage, ob Beerdigung oder Verbrennung, eine Sache des Gefühls und der Volksanschauung sei; mit der christlichen Lehre habe sie seiner Meinung nach nichts zu thun. — Ein Baumeister in Greifswald blieb ohne gesetzliche Entschuldigung von dem Schwurgericht zurück und wurde zu 100 M. Geldstrafe verurtheilt. Er kam aber auch das 2. und 3. Mal nich und hat's schon zu 4—500 M. Strafe gebracht. Der Präsident sagt: wir greifen immer höher, und der Baumeister, der ein reicher Hartkopf ist: ich komme doch nicht. Man ist nun neugierig, wer's am längsten aushält. — In Oberherwigsdorf bei Zittau brach der Sturm einen wohl gegen 300 Jahre alten Birnbaum um Derselbe besitzt das nennenswerthe Interesse, daß er der Sage nach der Stammvater der sogenannten Gerberbirne ist. Den Namen erhielt die Frucht nach dem Pflanzer des Baumes „Gerber", bei dessen Besitzthum er auch stand. Auch noch wegen eines privaten Interesses war der Baum ein Gegenstand der Pietät in den Augen seiner Besitzer. Sein Pflanzer war der Stammvater des Geschlechts, welches sich seitdem auf dem Gute, bei dem er stand, erhalten hat. — Dem Instrumen tenfabrikauten I. W. Erbe n Eisenach ist vom Reichspateniamt in Berlin eine Erfindung patentiri worden, die in Tonküustler- und Familienkreisen mit Freuden begrüßt werden wird. Herrn Erbe ist es nämlich gelungen, ein Instrument zu erfinden und zu bauen, welches, äußerlich wie ein Pianino aus sehend, letzteres mit Harmonium derart vereinigt, daß mit ein und derselben Klaviatur vermöge verstellbarer Züge je nach Belieben des Spielers entweder Pianino oder Harmonium allein, oder beide In strumente zusammen gespielt werden können. Zugleich ist man ver mittelst eines Pianissimozuges im Stand, die Pianosaiten so zu dämpfen, daß sie ganz leise gleich einer Spieldose, aber vollkommen ausdrucksvoll erklingen, mithin die durch Uebungen der Klavierspieler nur allzu oft berechtigten Klagen über Belästigungen der Nachbar schaft in Wegfall kommen werden. Mit demselben Zug kann sodann durch einen leichten Druck mit dem Knie des Spielers ein allmäliges Anschwellen des Tones (crsscsuäo) bis zum stärksten Fortissimo be wirkt werden. Somit haben wir in dieser neuen Erfindung ein sehr vollkommenes Doppelinstrument vor uns, welches sich bald in Fa milien, sowie im Kreis des weltlichen, besonders aber des geistlichen Gesanges einbürgern wird. — Unsinniger Luxus. Wiederholt ist schon des beispiel losen Aufwandes gedacht worden, den die amerikanischen Millionäre zu treiben belieben. Unter ihnen spielt bekanntlich der Silberfürst Mackay eine große Rolle, der Besitzer ausgedehnter Minen in Nevada, dessen Frau ständig in Paris lebt, wo sie alles an Pracht zu überbieten strebt. So wurde neuerdings von den Blättern mitgetheilt, daß die Dame sich einen Mantel aus den Federn des Paradies vogels anfertigen lasten will und deshalb mehrere Jäger nach Nord- Guinea geschickt hat, die dort den seltenen Vogel ausrotten sollen Dieser Tage hat nun Herr Mackay in Paris einen großen Ball gegeben, zu dem er, da sein Haus nicht groß genug war, im Garten während weniger Nächte mit Hilfe von Hunderten von Arbeitern unter Aufwendung mehrerer hunderttausend Franks einen Tanzpalast errichten ließ, dessen Wände mit rothem Sammet und Spiegeln be deckt waren. Ueberall strotzte es von Marmor und Gold, und daß auch eingelegter Boden nicht fehlte, versteht sich von selbst. In diesem Palast wurden den Gästen frische Erdbeeren gereicht, die aus allen südlichen Ländern herbeigeschafst Ware», sowie Störe aus Rußland, Vogelnester aus Indien und Schinken von Wildschweinen aus den Wäldern Ungarns. Die Knallbonbons enthielten prachtvolle seidene Shawls, Taschentücher u. s. w., sämmtlich mit einem echten Schmuck versehen, auf welchem das amerikanische Wappen ziselirt war, ein kleiner Scher;, der 150,000 Fr. kostete. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Die Freunde untere» Blatte» werden ersucht, un» wichtig« Begebenheiten ggtigii mitzutheile^. Chemnitz, den 16. März. —Ir. Zur Kaisertrauerseier in Chemnitz. Auch heute, am Tage der Beisetzung der kaiserlichen Leiche, giebt sich in unserer Stadt die allge meinste Äntheilnahme an dem Schmerze des deutschen Volkes kund, »nd in würdiger Weise wird derselben Ausdruck verliehen. Die hiesige» Kirchenge- meinden versammeln sich zu Trauergottesdiensten, und zwar beginnt in der katholischen Kirche die Feierlichkeit Vormittags 9 Uhr und in den evangelisch- lutherischen Kirchen sowie in der israelitische» Gemeinde um 11 Uhr. Dem Wunsche deS RatheS, während deS TrauergottesdienstcS möchten die Bcrkaufs- läden geschlossen bleiben, haben die Geschäfte allenthalben entsprochen. Ge schlossen sind die Expeditionen des Stadtraths, die Geschäftsräume deS Poli zeiamts, die Postschalter bei den Postanstalten zwischen 11 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags (der Telegraphendienst ist nicht unterbrochen), die Ge schäftsräume der Chemnitzer Stadtbank von kl Uhr Vormittags bis 4 Uhr Nachmittags, der Schlacht- und Biehhof während des TrauergottesdienstcS, die Geschäftsräume der Reichsbank während des ganzen Tages. Die Tech nischen Staatslehranstalten halten Vormittag» 10 Uhr einen feierlichen Trauer- actuS in der Aula der Lehranstalten ab. —* Heute, als am Tage der Beisetzung de» Hingeschiedenen stalser» Wilhelm, veranstalteten die hiesigen „TechnischenStaat»!ehranstalten" in der Aula einen feierlichen Traueract, dem außer dem aesannnten Lehrer kollegium mit Frauen und den Schülern der Anstalten eine Anzahl von Gästen beiwohnt«. Vor dem Rednervult stand die Büste de» hochseligen Kaiser», umgeben von den umflorten und gesenkten Fahnen der Verbände und Ver eine und von sinnig gruppirten Blattpflanze». Nach einem gemeinsam ge sungenen, eigens von Herr» Prof. vr. Ohorn gedichteten Choral, betrat der Lehrer der Anstalt, Herr Walther, die Rednerbühne und sprach einen feierlichen Prolog, worauf der Gesangverein „Concordia" eine» Trauer- gcsang anstimmte. Nunmehr hielt der Director, Herr RegierungSrath Prof. Bern dt, die Gedächtnißrede, in welcher er in tief ergreifender Weist den Tobten feierte als einen im Feuer der Vaterlandsliebe erglühten Helden und einen von wahrer Menschenliebe durchleuchteten Friedensfürsten. Nach diesen von reichen Gedanken erfüllten und von tiefer Wärme beseelten Worten folgte ein gemeinsamer, ebenfalls von Herrn Pros. v>. Ohorn verfaßter Schluß- gesang. Die ganze Feier trug den Stempel erhabenen Ernstes und ergreifender Weihe. — (Herr Walther hat uns freundlichst den Abdruck des Prologs ge stattet. Wir verweisen deshalb auf das morgen Abend erscheinende Sonn tagsblatt, in dessen Spalten die Dichtung enthalten sein wird. Die Red.) >> — Stadttheater. Ein Benefiz wird nächsten Montag wieder statt finden, und zwar diesmal für Herrn Leo Co nn ar d. Zur Ausführung gelangt „Der Herrgotts schnitz er". Ohne Zweifel darf man die Wahl al» «nie glückliche begrüßen; die Beliebtheit des Stückes wird in Gemeinschaft mit der Beliebtheit deS Benefizianten sicher bewirken, daß das HauS sich am Montäu gänzlich gefüllt zeigen wird. — Auf das Repertoire an beiden Theatern für morgen und Sonntag haben wir bereits in letzter Nummer hingewiesen, -s —Der BczirkSvercin der inneren Stadt hielt kürzlich «Iiuf außerordentliche Generalversammlung ab, auf deren Tagesordnung er unter anderem den Gegenstand gesetzt hatte: Erörterungen über den Zustand der ersten Bezirksschule an der Theaterstraße, besonders in gesundheitlicher Be» ziehung. In der über diese Sache geführten lebhaften Aussprache wurde dargelegt, daß die Schule an der Theaterstraße nicht in dem Sinne einer Be- zirksschule gebraucht werde, obwohl man sie so nenne, indem nämlich Kinder des inneren Stadtbezirkes öfters nach anderen, weitab liegenden Schulen ver wiesen, andere dagegen, die aus entfernten Straßen (Altendorfer-, Beyer», Waldstcaße :c.) wohnen, in die erste Äezirksschule verlangt würden. Weit« wurde die für den inneren Bezirk zu kleine räumliche Ausdehnung der Schul« betont, wie auch der Umstand, daß sie der Corridore entbehre, sodaß die Klü ver vor den Schulzimmern warten müßten, bis sie leer seien. Durch diese» Warten aber werde die Gesundheit der Kinder den schädlichen Einflüssen der Kälte und Zugluft ausgesetzt. — Nach geschehener Debatte wurde die Ange legenheit dem Bereinsvorstand zur weiteren Erwägung überwiesen und der letztere beschloß, nächsten Dienstag, den 20. d. M„ eine auf die Sache bezüa- >iche Sitzung abzuhalten und dazu Einladungen an Herren ergehen zu lassen- die mit dem städtischen Schulwesen auf vertrautem Fuße stehe». —xl-r. Unterstühungsverein für Kaufleute zu Chemnitz. D« Verein hat quch im Iah e 1887 wieder sehr zufriedenstellende Erfolge zu verzeichnen gehabt. Zu erwähnen ist ganz besonders, daß er zwei ansehnliche Schenkungen — von 3000 und 5000 Mk. — empfing, und zwar von Herrn Eduard Nieritz hier, Inhaber des Bankhauses Kunath und Nieritz, zuut Gedächtniß an das 50jährige Jubiläum - der Firma, und von Frau verw. Bonitz zum Andenken an deren vor ihr verstorbenen Gatten Herrn Albert Bonitz. Die Unterstützungsbeträge der Wittwen- und Waiscnkasse des Verein» wurden im vergangenen Jahre nicht erhöht, weil der infolge der jetzigen günstigen Finanzlage vorhandene Ueberschuß für unvorhergesehene schwer» Fälle zurückbehalten werden soll. Die Revisionskonimission erklärte in der letzthin abgchaltenen Generalversammlung die gelammte Rechnungsführung für eine fehler- und tadellose und sprach dem Kassirer Herrn Otto Heym dafür besonderen Dank aus. Nach erfolgter Abnahme und Genehmigung der Jahresrechnung beschloß die Versammlung im ferneren Verlaufe thrier Verhandlungen, Herrn Heym in Anbetracht der höheren Anforderungen, welche an denselben herangetreten, und in Rücksicht auf die musterhafte Art und Weise, mit der genannter Herr seit Jahren seinem Amte vorgcstanden hat, eine Mehrvergütung zukommen zu lassen. Weiter wurde auf einen An trag des Vorstandes hin die Gründung einer Altersversorgungskasse beschlossen, welche mit der schon vorhandenen Jnvalidenkasse des Vereins virbundcn wer den soll. Schon im Jahre 1875 ist der Gedanke an die Errichtung einer solchen Kasse ausgetaucht, mußte aber Verhältnisse halber wieder fallen gelassen werden. Von einem anderen Verein wurde dem Vorstande die Anregung, ob es nicht gerathen sei, bezüglich der Organisation einer Altersversorgung gleich einen Verein über ganz Mitteldeutschland zu gründen; doch glaubt man es nicht gut gethan, aus dem Rahmen des Vereins herauszutreten. Es sollen zu dem Bestand der Jnvalidenkasse in Höhe v m 7857 Mk 61 Psg. aus der Bereinskassc 10,000 Mk. überwiesen werden, womit die Anlage des AlterSver- sorgungs-Jnstituts begonnen ist. Die noch nicht genau bestimmten Haupt grundzüge der Kaffe sollen etwa folgende sein: Bei Erwerbsunfähigkeit tritt die Kaff« sofort ein. die Altersversorgung beginnt mit ca. 65—70 Jahren und der Pensionsberechtigte erhält einen Jahresgehalt. D'e General Versammlung erklärte sich mit alledem einverstanden und beauftragte den Vorstand mit der Ausarbeitung des Statuts. — Bei den Wahlen der ausscheidenden Vorstands mitglieder und zur Revisionskommission wurden zum Vorstand wiedergewählt die Herren Heym, Heinr. HoffmeisterundAng. Z > mmer m a n n und zur Revisions kommission die Herren Rich. Hertel. Almar Martin und Hermann Tasche. — Geburten und Todesfälle in Chemnitz. In der Woche vom 4. bis mit 10. März wurden 59 Knaben und 58 Mädchen, zusammen 117 Kinder, davon 5 todt, geboren, 54 männliche und 41 weibliche, zusammen 95 Personen starben; es übertrisst also die Zahl der Geburten die der Todesfälle um 22 und somit ist das Sterblichkeitsvechältniß in unserer Stadt trotz der nachstehend ang,führten Typhustodesfälle wieder vollkommen auf den normalen Stand zurückgekehrt. Von den Verstorbenen waren 43 unter 1 Jahr, 8 1—10. 9 11-20,14 21-30, 12 31-50, 6 51—70, 3 über 70 Jahre alt. An Krämpfen und Krampskrankheiten der Kinder starben 41, an Typhus, wie schon vorgestern mitgetheilt, 24, an Lungenschwindsucht und Altersschwäche je 4, an Abzehrung oer Kinder und Diphtheritis je 3. — Im Stadtkrankenhaus befanden sich am 1. März 401 Kranke, davon wurden bis zum 8. März 63 entlassen, 7 starben, dagegen wurden 88 neu ausgenommen, sodaß der Bestand am letztgenannten Tage 419 betrug. — Wir können »ns nicht versagen, auf die regelmäßig außerordentlich geringe Sterblichkeitsziffer in unserem städtischen Kranken- hansc hinzuweisen. Dieser Umstand stellt der Verwaltung des Institutes so wohl, wie den behandelnden Acrzten das denkbar beste Zeugnitz aus, umso mehr, als man ja no h in Betracht ziehen muß, daß die meisten Kranken erst die Aufnahme im Krankenhaus nachsuchen, wenn ihr Befinden schon in einem kritischen Stadium angckommen ist. —* Folgen schlechte» Weges. Gestern Nachmittag gegen 5 Uhr hatte ein Geschirrführcr, welcher aus einer am Sonnenberg gelegene» Ziegelei einen Wagen voll Schutt »ach einer am Zeisigwald gelegenen Lehmgrube zu fahren hatte, das Unglück, daß der Wagen in Folge der Bodenlosigkeit des Fahr weges umschlug und den Geschirrführer derartig an den rechten Oberschenkel traf, daß ihn, derselbe gebrochen wurde. Der Verunglückte wurde mittelst Siechkorbes nach dem Stadtkrankenhause transportirt. —* Entdeckte Diebin. Einem an der Elisenstraße wohnhaften Material- waarcnhändler war im Monat December vorige» Jahres ein Kistchcn mit 100 Stück Cigarren im Werthe von 5 Mark, sowie in der Zeit vom December bis 1. dieses Monats nach und nach aus seiner Ladencasse circa 18 Mark gestohlen worden. Der Verdacht lenkte sich auf ein Mädchen welches bis 1. dss. Mts. bei dem Bestohlenen im Dienst gestanden hatte. Die Augeschuldigte war auf Vorhalt auch geständig, die Cigarren gestohlen und ihrem Geliebten, einem Schlosserlehrling, unter dem Borgebeu, daß sie dieselben gekauft habe, geschenkt zu haben. Bezüglich der Gelddiebereicn wollte sie nur 2 Mark ge- tohlen haben. —* Entlarvter Betrüger. Am 9. d. M. erschien in der an der Elisenstraße gelegenen Wohnung eines Billardbauers ein Unbekannter, er klärte der allein anwesenden Tochter des Fabrikanten, er sei ein Restaurateur aus Hilbersdorf, und wünsche sein altes Billard gegen ei» neues umzutauschen event. letzteres zu kaufen, der Fabrikant möchte zu dem Zweck einmal zu ihm nach Hilbersdorf kommen. Des weiteren äußerte er hierauf, er habe Därme gekauft in einer Auction und dabei sei ihm das Geld ausgegangeu, er bitte reshalb, ihm 1 M- 65 Pf. zu borgen. Das Mädchen schenkte deni Unbekannten Glauben und übergab ihm 2 Mark. Am 11. d. M. brachte der Billard fabrikant in Hilbersdorf in Erfahrung, daß er betrogen worden war. In ähnlicher Weise hatte der Beschreibung »ach derselbe Unbekannte am 3 d. M. sich in einem Materialwaarengeschäft an der Kascrnenstraße 2 M. 25 Pf. er schwindelt. Er hatte sich dem Geschäftsinhaber gegenüber als Material- waarenhändler aus Reichenhain ausgegeben und ebenfalls angegeben, sein Geld sei ihm infolge Ankaufs von Därmen ausgegangeu. Der Betrüger ist nunmehr in der Person eines Fleischers aus Ersenschlag, gegenwärtig in Chemnitz wohnhaft, ermittelt worden. Er war der Betrügereien geständig und erklärte, auch noch einen dritte» Betrug auSgeführt zu haben, indem er sich von einem Metallgießer am Nicolaigraben unter falschen Angaben 4 Mark erschwindelt habe. — Submissionen. Die Abfuhr deS Kehrichts aus der Stadt — ein- getheilt nach Kehrichtbezirken — soll für das nächste Sommerhalbjahr durch öffentliche Versteigerung an die Mindestfordernden vergeben werden. Die hieraus Reflectirenden haben sich Mittwoch den 21. d. M. Nachmittags 3 Uhr im Rathhause links, 1 Treppe, Zimmer Nr. 49, einzufinden, woselbst die Versteigerung vorgenainmen werden wird. — Desgleichen sollen die im Laufe deS nächsten Sömmerhalbjahres zur Unterhaltung der Straßen erforderlichen Fuhren vergeben werden. Angebotsverzeichnisse mit Bedingungen können gegen Erlegung der Schreibgebühren bei der Unterzeichneten Verwaltung ent nommen werden, wesolbst auch die Angebote bis zum 23. d. M. Mittag» 1L Uhr, mit entsprechender Aufschrift versehen, einzureichen sind. Für den redaktionellen Theil verantwortlich: Franz Götze in Chemnitz. Für nicht erbetene Zusendungen ist die Verlags-Expedition nicht verbindlich.
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