Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188803177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880317
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-03
- Tag 1888-03-17
-
Monat
1888-03
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.03.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sächsischer LandeS-Anzeiger. Nr. 04. Sonnabend, 17. März 1883. siatirt werden, daß in mehreren wichtigen Punkten alle diese, von so Verschiedenartigen Gesichtspunkten ausgehenden Beurtheilungcn zusam- «entreffen. Zunächst ist vou allen Seiten mit Freude und Genug tuung empfunden und ausgesprochen worden, wie in Bezug auf die politischen Verhältnisse Europas in diesen bei seinem Regierungsan tritte erlassenen Dokumenten des Kaisers Friedrich III. jene fried liebende Tendenz voll zum Ausdruck kommt, welcher die auswärtige Politik de- hochseligen Kaisers Wilhelm ihre großen Erfolge verdankte. DaS deutsche Reich wird auch unter seinem zweiten Kaiser «in Hort de» BölkerfricdenS für Europa sein, verkündet Kaiser Friedrich, und von allen Seiten hört man mit besonderer Befriedigung gerade von dieser Verheißung Akt nehmen. Ein zweiter Punkt, in dem Alle, Welche über diese Dokumente ihr Urtheil abgaben, sich vereinigen, ist die ganz ungetheilte Empfindung, wie jenes rückhaltlose Vertrauen des Kaisers zum deutschen und preußischen Volke, welches sowohl die ProNamation wie den Erlaß athmet, ein begründetes und, was nicht minder gewichtig, ein gegenseitiges ist. So wird denn durch diese allgemeine Uebereinstimmung konstatirt, daß das schöne Vertrauens- berhältniß zwischen Fürst und Volk forlbestehen wird, welches gerade dttrch den dahingeschiedenen Monarchen stets in so erhebender Weise bethätigt und gerade unter seiner Regierung fester, als je zuvor, ge knüpft wurde. Wenn nun außerdem die Einen glauben, mehr auf Wen, Andere mehr auf jenen Punkt im Regierungsprogramme des Noten Kaisers den Nachdruck legen zu sollen, so ist das eine ganz natürliche Erscheinung. Jede Richtung vertritt eben ihre eigenen und von denen der anderen abweichenden Anschauungen und glaubt daher besonderen Werth auf diejenigen Punkte legen zu dürfen, die ihren Ideen Verwandtes oder auch nur verwandt Scheinendes berühren. Es ist also natürlich, wenn in den Einzelheiten sehr verschiedenartige Httd sich gelegentlich geradezu widersprechende Meinungen laut werden aber der König ist ja auch für Alle da, und gewiß ist erfreulich, wenn Alle der Ueberzeugung sind, sich mit den von Allerhöchster Stelle bekundeten Austastungen der Gnzelfragen in Fühlung zu be finden." — Da die Gruft, worin Friedrich Wilhelm III. und die Königin Luise ruhen, zu wenig Raum bietet, so wird der Sarg Kaiser Wil helmS vorläufig in der Vorhalle beigesetzt. Die unteren Gewölbe Men später erweitert und künstlerisch ausgestattet werden. — Der „Anz. f. d. Havell." widerruft seine Meldung über Arbeitercntlafsungen aus der Spandauer Gewehrfabrik. Er erfährt, daß dieselben schon seit längerer Zeit beschlossen waren, weil die er forderliche Zahl von Repetirgewehren fertig gestellt sei. Der Betrieb der Gewehrfabrik soll wieder auf das frühere normale Maß be schränkt werden. Von Vorbereitungen zur Anfertigung eines neuen kleinkalibrigen Gewehres sei nichts bekannt. Ebenso seien die von anderer Seite verbreiteten Gerüchte über eine beabsichtigte Erweiterung der Fabrik unbegründet. Oesterreich-Ungarn. Das „Fremdenblatt" bespricht die Pro- elamation Kaiser Friedrichs. Es sagt: Der Kaiser wolle den Frieden im Innern und nach Außen. Das Errungene solle gesichert werden. Gleich dem dahingeschiedenen Vater wolle er, daß Deutschland von der Gottesfurcht und der einfachen Sitte nicht laste. Man würde irren, wollte man in Kaiser Friedrich einen Gegensatz suchen zu Kaiser Wilhelm. Der Kaiser Friedrich sei der würdige Sohn des Gründers de» Reiches, des Einigers der Nation. Durch sein kaiserliches Wort und seinen kaiserlichen Willen werde er dazu beitragen, die Gegensätze zu versöhnen. Der Reichskanzler bleibe ihm treu an der Seite; er werde mit seiner Erfahrung dem Sohne beistehen, wie er dem Vater beigestanden mehr als ein Vierteljahrhnndert. Frankreich. Das Resultat der gestern telegraphisch gemeldeten Ministerrathssitzung, das anfänglich geheim gehalten wurde, hat seinen Ausdruck in einem amtlich veröffentlichten Bericht des Kricgsministers gefunden, in dem beantragt wird, den General Boulanger in Nicht- activilät zu versetzen, wozu die urlaubslosen, in Civil ausgeführten Besuche Boulangers in Paris den letzten Anlaß gegeben hatten. Der Präsident genehmigte den Antrag. Boulanger hat daraufhin aus Clermont-Ferrand an den Abgeordneten Laguesse in Paris nachfolgen des Telegramm gesandt: „Den Text des osficiellcn Berichtes, welcher mich betrifft, kenne ich nicht. Ich kann aber heute schon sagen, daß ich nach Paris ging, um meine kranke und bettlägerige Frau zu besuchen. Der Kriegsminister kannte das Motiv, trotzdem schlug er das Erlaubnißgesuch ab, während andere Corpscommandanten ohne Erlaubniß fortwährend nach Paris reisen. Das Land wird sich nicht täuschen lassen, es wird verstehen, daß ich nicht wegen der Reise nach Paris, sondern einfach wegen des Resultats der letzten Wahlen abgesetzt bin, obwohl man mir keinerlei Einmischung beweisen konnte." Selbstverständlich kann man nicht erwarten, Boulanger werde nunmehr von der Bildfläche verschwinden; im Gegentheil, seine Jnaclivität giebt ihm das Recht, sich wählen zu lassen und sich mit allen Mitteln an der Agitation für seine Wahl zu betheiligen. Es war von vorn herein vorauszusehen, daß dieser unruhige, ehrsüchtige Geist nicht lange Ruhe Hallen würde; das hätte ja seinem ganzen Character zu sehr widersprochen. Bei den Pariser Blättern findet die Maßregelung Boulanger» vor der Hand meist Anerkennung; „TempS" ist der An sicht, die Regierung habe sich dadurch geehrt und gefestigt, „Liberts" hat auch Worte der Anerkennung, verhehlt sich indessen nicht, daß durch den Act die Boulangersrage bei Weitem nicht aus der Welt geschafft sei. (Boulanger war verkleidet, durch dunkle Brille entstellt und hinkend nach Paris gekommen.) — In der Kammer in Paris beantragte der radikale Abgeordnete Labrouste, den Bischöfen den Brodkorb höher zu hängen, eS gebe ihrer zu viele und ein halbes Dutzend wenigstens wüste auf den Aussterbe-Etat gesetzt werden. Sie lebten viel zu gut, im bischöflichen Palast in Angers z. B. gebe es 24 Küchen. Alle lachten, auch Bischof Freppel, er betheuerte aber, sein Haus habe nur eine Küche und diese genüge ihm vollkommen. Uebrigens, fügte er gut gelaunt hinzu, lade er die Herren ein, sich selbst zu überzeugen und dann auch von seiner Küche zu kosten. Rußland. Die Proklamation des Kaisers Friedrich III. und besten Erlaß an den Fürsten Reichskanzler rust wie überall in Europa, so auch in Rußland freudige Genugthuung hervor. Eine derartige, fast frohe Stimmung war schon sehr lange nicht mehr in der russi schen Presse bei Besprechungen über das Ausland und besonders über Deutschland zu entdecken gewesen. Hierzu kommt noch, daß die Re gierung ein Commnniquo erlassen, besten friedlicher Inhalt merk würdig mit den Grundsätzen übereinstimmt, die Kaiser Friedrich als für seine auswärtige Politik maßgebenv erklärt hat. Die Gleichzeitig keit der Veröffentlichung beider Manifeste wird von den russischen Blättern äußerst glücklich genannt. Etwas Neues, Frisches, sagt „Nowoje Wremja", weht ans den Worte» des physisch kranken, an Geist aber gesunden Monarchen. Seine Proklamation frappirt durch die entschiedene Friedensliebe. So spricht nur ein Monarch, der längst sein eigenes politisches Programm hat. Jedes Wort wirkt beruhigend. Auch mit anderen Regierungen, welche dem Programme des neuen deutschen Kaisers folgen, wäre feste Freundschaft ein kostbares Geschenk und ein sicheres Unterpfand des europäischen Friedens. Aehnlich äußern sich die anderen Blätter. Die „Börsenzeitung" konstatirt so gar einen derartig günstigen Umschwung in den Beziehungen zu Deutschland, daß in maßgebenden Kreisen zur Beseitigung des ökono mischen Kampfes ans den Abschluß eines Handelsvertrages gedacht wird. Berücksichtigt man noch, welche große Antheilnahme an dem Tode Kaiser Wilhelms sich in allen Schichten der Bevölkerung Ruß lands gezeigt hat und welchen tiefen Eindruck die Ermahnung des Verewigten an seinen Enkel Wilhelm, Rußlands Empfindlichkeit mög lichst zu schonen und gute Freundschaft mit diesem Reich zu halten, überall dort hervorrief, so darf man sich wohl der schönen Hoffnung hingcben, daß uns das höchste Erdengut, der Friede, seitens Ruß lands auch ferner gewahrt bleiben werde. Orient. Wie der in orientalischen Dingen gewöhnlich recht gut unterrichtete Pester „Corr. de l'Est" mittheilr, ist in der bulgari- chen Frage gegenwärtig ein Stillstand eingetreten; doch ist man in den gut eingeweihten Kreisen der Ueberzeugung, daß die Pourparlers demnächst wieder ausgenommen und in beschleunigterem Tempo geführt werden. Die „Köln. Ztg." weiß davon zu berichten, daß man neuerdings wieder die Thronkandidatur des Prinzen Waldemar von Dänemark aufwärme. Bekanntlich hat der Prinz auf den Antrieb Rußlands bereits einmal die auf ihn gefallene Wahl der Bulgaren abgelehnt; Rußland fand damals mehr Geschmack an seinem Min- grelier. Es wäre in der That eine Ironie der Geschichte, wenn jetzt Rußland auf Waldemar zurückgriffe. Sächsisches. — Der Wortlaut der Beileids.Adresse, welche von den ächsischen Städten gemeinsam an Kaiser Friedrich III. gerichtet wird, ist folgender: „Allerdurchlauchtigster Großmächtigster Kaiser, Allergnädigster Kaiser und Herr I Schmerzerfüllt und in tiefster Trauer umstehen wir im Geiste Kaiser Wilhelms Bahre, eines Fürsten, der wie kein Anderer vor ihm im Kampfe gegen seine Feinde siegreich das Deutsche Reich neu begründet und auf die höchste Stufe irdischer Macht erhoben, zugleich aber die deutschen Stämme in Liebe geeinigt, durch sein jederzeit auf Recht, Wahrheit und Treue begründetes Wort das Vertrauen der Völker des Erdkreises sich erworben hat, der bis zun: letzten Athemzuge seines langen, segensreichen Lebens nicht müde ward, für die von Gott ihm gestellte hohe Aufgabe seine ganze Kraft einzusetzen. Tief erschüttert trauern wir mit Ew. Kaiserlichen Majestät, Allerhöchstwelche mit uns den Vater des Vaterlandes, aber auch den eigenen bis zum Tode treu geliebten Vater verloren. Gott gebe Ew. Majestät Gesundheit und Kraft zur Arbeit an den Auf gaben, welche Ew. Majestät im Geiste des Vaters selbst sich vor- gezcichnet haben, und erfülle mit Segen Ew. Majestät Regierung wie das geliebte deutsche Vaterland. In allerticfster Ehrfurcht und Ergebenheit Ew. Kaiserlichen Majestät treugehorsamste Vertreter der Städte rc." — Als Deputation zu den Beisetzungsfeierlichkeiten weiland Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm I. sind vom sächsischen sie sagte kein-Wort mehr; traurig und kummervoll schaute sie in die erregten Züge Riccardo's. Minutenlang blieb es dann ganz still in dem kleinen, duftdurch strömten Raum, über dem der Himmel Italiens in seiner tiefen Bläue wolkenlos lag. Nun unterbrach Belloni das peinigende Schweigen, und seinen charakteristischen Kopf auf die Brust senkend, sagte er langsam: „Gestern war die Gemahlin, die Wittwe Graf Otlo's bei mir. Sie weilt schon seit mehr denn acht Tagen hier in Deiner Nähe und kam nun, mich ihrer herzleidenden, gelähmten Tochter halber zu con- sultiren. Heute mußte ich die Damen in ihrer eigenen Häuslichkeit besuchen. — Juanital — Wie schwer mir diese Fahrt wurde, kannst Du Dir denken! Alle die Qualen, die vor mehr denn fünfzehn Jahren meine Brust zermarterten, durchzuckten mir noch einmal die Seele. Und doch — und doch! Ich würde freudig mein eigenes Sein darangeben, wenn ich — da Otto von Görgenstein nicht mehr zurückzurufe» ist in den Kreis der athmenden Menschheit — nun doch das Leben seiner Tochter retten könnte, dieses süßen, holdseligen Kindes, das —" Ein leises Roth flog schattenhaft über das Gesicht Belloni's. Juanita neigte den Kopf. „Ich begreife— ich verstehe Dich!" murmelte sie. Dann aber schlang sie plötzlich ihren Arm leidenschaft lich um den Hals des Mannes. „O, all' ihr Heiligen!" hauchte sie, „und ich bin es gewesen, die Dich so elend, so unglücklich gemacht hat, Riccardo; aber glaube es mir, wenn ich je in meinem Leben etwas bitter bereut habe, so ist es, daß ich damals, als ich krank und verlassen war und doch das Blut der beleidigten Unschuld in mir kochte, nach Dir ries und in Deine Hand die Rache an dem gewissenlosen Fremden legte! Riccardo, nun bist Du durch die eigene Schwester leidensvoll und friedlos ge worden, — noch lcidensvoller und friedloser vielleicht als mein armer Alfonso, welcher mich gestern erst verlassen, um in seiner Hcimath Spanien, auf den weitverzweigten vaterländischen Besitzungen auch ein mal wieder nach dem Rechten zu sehe». Aber ebenso verzweifelt, wie er mir hierher in meine Einsamkeit gefolgt, ging er auch wieder. Nun, vielleicht lernt er in der Welt da draußen eher vergessen!" flüsterte die Signora nach einer kleinen Pause, setzte aber gleich darauf laut hinzu: „Nun aber sage mir, Riccardo, hast Du auch die arme, kleine Angelica kenne» gelernt'? Oaiino mio!" fuhr sie in einem Athemzuge fort, ohne Belloni's Antwort abzuwarten; „Du kannst Dir keinen Begriff davon machen, wie ich leide, wenn ich an die Komtesse denke! Und doch, durfte ich anders handeln? Konnte ich dulden, daß Alfonso, mein Sohn, der Sohn Juanita Marentos, die Tochter des Mannes zum Altar führte, der sein Lebe» durch —" „Still, Schwester!" unterbrach Belloni sie da in seltsam weichem Ton, und ohne ihre Frage zu beantworten, setzte er hinzu: „Vielleicht läßt sich auch der fürchterliche Schatten des Todten bannen!" Dann fuhr er fort, und eine dunkle Gluth leuchtete aus den großen grauen Dcnkcraugen: „Jnanita, wenn ein Tag käme, an dem ich der Wittwe Otto von Görgensteins die geliebte älteste Tochter, welche von den berühmtesten Acrzlcn Deutschlands, die die Dame konsultirte, für gänzlich unheilbar erklärt worden ist, blühend, gesund und kraftvoll in die Arme legen und dabei sagen dürfte: „Leben um Leben, Frau Baronin!" „Und hast Du wirklich Aussichten, diesen glühenden Wunsch Deiner edlen Seele erfüllt zu sehen, Riccardo? Ist in der That die Möglichkeit vorhanden, daß Deine Patientin gesund wird?" „Die Möglichkeit, ja I — Aber ich habe ihr mein Manneswort gegeben, daß sie die verlorene Gesundheit wiedererlangt, — und ich will — ich muß dieses Versprechen halten." Belloni hatte sich unter den letzten Worten gewaltsam aufgerichtet, jetzt stand er wieder hoch und gebietend vor der Schwester. „Laß mich nun aber nach N. zurückkehren," sagte er nach einer Weile und reichte der Signora die Hand. Eine Sekunde lang lagen die zitternden Finger der Dame in denen des Doktors, dann nickte er ihr noch einmal zu und gleich darauf eilte er durch den kleine», reizenden Garten dem Vorplatz des Häuschen zu, um den dort har renden Wagen zu besteigen. Der Weg Riccardo Bellonis führte ihn wieder an der Villa vorüber, in der die Ministerin mit ihrer Familie wohnte. Heftiger schlug das Herz des ernsten Mannes, als er verstohlen einen Blick auf das entzückende Anwesen warf. Wiederum zuckte über sein interes santes Gesicht eine tiefe Röthe: vor der Villa, im Schatten eines Lorbeerbaumes, saß Gitta in ihrem Fahrstuhl. Sie trug wie gewöhn lich ein weißes Kostüm, und das bleiche, unbeschreiblich liebliche Ge sicht war von einem großen Schirm beschattet. Bei dem Rollen der immer näher kommenden Equipage hatten sich die seelcnvolle» Augen des armen Mädchens nach der Richtung gewendet, von wo der Wagen kam. Jetzt erröthete auch sie, der Doktor sah es deutlich. Ein Lächeln flog über seine ernsten Züge, der Ausdruck stiller Befriedigung. Doch nur für einen Moment hatte es die gewohnte Düsterheit, die tiefen Schatten von dem Gesicht des Armee-Eorps außer den gestern genannten Generalen und Offi- cieren noch folgende Herren kommandirt worden. Generaleutnant v. Tschirschky, Generalmajor von Reyher, Chef des Generalstabes Oberst v. d. Planitz, Oberst v. Raab de- Leib-Gren.-Reg. 100, Oberst Leus- mann des 139. RegtS., Oberst Walde des 107. Rgts., Oberst von Minckwitz des 133. Rgts., Oberst v. Wolf des 28. Feld-Art.-Regts., Oberst v. Polen; des 17. Ulan.-Rgts.. Oberst Preußcr des 18. Ulan.- Rgts., Major Trefurth vom Kriegs Ministerium. Generalleutnant v. Rudorfs kann infolge Krankheit den Beisetzungsfeierlichkeilen nicht beiwohnen. — Der Vorstand des Landesverbandes der sächsischen Volks bildungs-Vereine hatte sich an den Landtag mit der Bitte ge- wendet, derselbe möchte zur Unterstützung de» belehrenden Vortrag» in den weniger bemittelten (besonders Gewerbe-, Handwerker-) Ver einen einen jährlichen Zuschuß von 1000—2000 Mk. bewilligen. Ein Theil der Deputation befürwortete mit Wärme die Ueberweisung der Petition zur Kenntnißnahme unter Bezugnahme auf die jahre lange erfolgreiche Thätigkeit des Vereins in Bezug auf die Errichtung von Volksbibliotheken, die Entwickelung des Gewerbevereinswesens, das Halten von populär-wissenschaftlichen Vorträgen, gesunden VolkS- pielen und Volksfesten und Anderes mehr. Der andere Theil der Deputation verkannte die Bedeutung des petirenden Vereins keines wegs, glaubte aber, es könne dem Verein kaum angenehm sein, daß derselbe, sofern das Petitum gewährt werde, unter eine gewisse staat liche und ständische Controls käme. Vor Allem aber fürchtet dieser Theil der Deputation die bedenklichen Consequenzen in Rücksicht nicht nur auf andere gewerbliche, sondern auch auf Fachbildungsvereine, z. B. Handlungsgehilfen, Lehrer, Arbeiter rc. Hiernach beantragt die Mehrheit der Deputation, die Petition auf sich beruhen zu lassen, während die Minderheit lleberweisung zur Kenntnißnahme befürwortet. — Das königl. Ministerium des Innern hat den, Directorium der Diakonen-Bildungsanstalt mit Reltungshaus in Ober gorbitz (bei Dresden) die Erlaubniß zur Veranstaltung einer Haus- collecte für Zwecke der genannten Anstalt im Bereiche des König reichs Sachsen aus die Dauer des laufenden Jahres z» ertheilen beschlossen und hierüber einen Vocweis ausgefertigt. Der betreffende Sammler hat sich vor Beginn der Hauscollecte unter Vorzeigung des Vorweises oder einer beglaubigten Abschrift desselben bei den Ortsobrigkeiten der Regierungsbezirke zu melden. — Die Ziehung der vierten Klaffe 113. kgl. sächs. LandeS- Lotterie erfolgt am 3. und 4. April. Die Erneuerung der Loose hat bis zum 25. März zu geschehen. — Allen Denen, welche zur Entrichtung von Landrenten verpflichtet sind, wird empfohlen, von dem neuen Gesetz vom 25. Februar d. I. Äenntniß zu nehmen, durch welches die Dauer der Landrenten-Entrichtung um 3 Vierteljahrslermine (anstatt 220 nur 217 55^/i I) abgekürzt wird. Bekanntlich kommen im nächsten Jahrzehnte die ersten Landrenten durch regelmäßige Tilgung zum Erlöschen. Beachtenswcrth ist ferner eine dem Gesetz beigefügte Tabelle, aus welcher ersichtlich ist, wie man sich jederzeit durch ein malige Zahlung von der Entrichtung der übrigen Termine be freien kann. — Der Ertrag der Obstnutzung von den Obstbäuinen an den fiskalischen Straßen Sachsens betrug im Jahre 1887 88,805 M. — Verleihungen. Dem auf dem Nittergute Collmen bei Wurzen bedienten Tagearbeiter Joh. Christ. Richter ist die große silberne Medaille für „Treue in der Arbeit" verliehen worden. 50 Jahre dient der brave Veteran der Arbeit bei derselben Herr schaft. — Dieselbe Auszeichnung erhielt ferner der in der Müller'schen Papierfabrik zu Mittweida bei Schwarzenberg seit vielen Jahren be schäftigte Papiermacher Lüder. — Dresden, 16. März. Wie in allen hiesigen evangelisch lutherischen Kirchen finden heute auch Trauergottesdienste in der re- formirten Kirche, in der katholischen Hofkirche und in der Synagoge statt. In den sämmtlichen evangelischen Volksschulen fällt der Unter richt, bez. die angesctzte Prüfung aus, ebenso in den städtischen höheren Lehranstalten. Auch die Rathskanzleien bleiben heute geschlossen und jedenfalls alle Geschäftsläden. — Die vereinigten Militärverein e Dresdens nehmen heute an dem in der Kceuzkirche stattfindenden Trauergottesdieust Theil. Die Angehörigen der freien Vereinigung „Kampfgenossen" wohnen der Gedächtnißfeier in der Frauenkirche bei. — König Carl I. von Rumänien und hohes Gefolge trafen gestern früh mit dem fahrplanmäßigen Courierzuge, dem Herr Trans- portdirector Winkler bis Bodenbach cntgegengereist war, auf dem böhmischen Bahnhofe ein, »m sich alsbald, ohne den Salonwagen verlassen zu haben, nach Berlin weiter zu begeben. — Der Zinn-Bergbau in der Gegend von Allenberg geht immer mehr zurück. Dies ist im Interesse der Bergleute sehr zu be dauern. Die Zwitterstocksgcwerkschaft, welche das größte Zinnbergwerk besitzt und mit 288 Mann Belegschaft arbeitet, hat im Jahre 1887 im Ganzen 1278,02 Ctr. Zinn (74'/« Ctr. weniger als im Vorjahre), 470,75 Kilogr. Wismuthmetall und 1125 Kilogr. Phosphorzinn ge- Manncs genommen. Jetzt senkte Belloni den Kopf, und ein qual voller Seufzer rang sich aus seiner Brust herauf. „Wenn sie wüßte," flüsterte er dann, „wenn sie wüßte, in wel cher Beziehung ich zu ihr stehe. O, ich glaube, sie vertraute mir nicht so bedingungslos, — sie sähe mich nicht a» mit dem unschul digen, hoffenden Blick, den —" Er schüttelte energisch den Kopf. „Unsinn!" stieß er dann heftig hervor; „ich glaube gar, dieses deutsche Mädchen ist im Stande, mir auch noch in anderer Weise das Herz schwer zu machen! Lächerlich! Ich bin achtunddreißig Jahre alt geworden, ohne daß mich Frauenschönheit bezwungen, Gefühle meine Seele erfiillt hätten, die —" Er beendete den Satz nicht; mit zusammengefaltcter Stirn legte er sich in das Coups zurück und schloß die Augen. War er müde, — wollte er schlafe»? O nein, cs galt ihm nur, ohne jedwede Ablenkung von außen seinen Gedanken nachhängen zu können. Und doch hatten ihm diese Erinnerungen das Leben ver gällt und Jahre hindurch den Schlaf gekürzt. Eine Viertelstunde verging so, dann fuhr er leidenschaftlich auf. „Es ist, als wenn das Geschick selbst das stolze Geschlecht Derer von Görgenstein dazu ausersehen habe, in dem Lebe» der Belloni eine bedeutungsvolle Rolle zu spielen: Graf 'Otto hat' meine arme Schwester um Glück und Ruhe gebracht, der einzige Sohn derselben liebt eine Trägerin des stolzen Namens der Görgenstein, und mir—" Er lachte bitter auf. „Und mir haben es nun die Augen der Comtesse Brigitta angethan! Was wohl die Freunde dazu sagen würden, wenn ich ihnen erzählte: ich — den sie lachend immer nur „unseren Eismenschen" nennen und den „Weiberfeind", — ich fühlte nun endlich auch mein Herz sich erwärmen, — für mich hätte nur ein Blick genügt in das schöne Augenpaar eines Mädchens, um mir bewußt zu werden, daß auch mir die Stunde schlagen könnte, in der mir ein Weib über meine Wissenschaft ginge." Der Doctor schwieg. N. war erreicht, und der Wagen hielt vor dem palastartigen Gebäude, in dem Belloni wohnte. Das etwa» ruincnhaste Portal zeigte bereits auf seinen Stufen eine ungezählte Menschenmenge. Es waren fast nur verkrüppelte Geschöpfe, aus deren hohlen Augen physische» Leiden sprach. Sie alle aber kamen zu dem berühmten Arzt in der festen Erwartung, daß er sie von ihren Ge- , brechen heilen würde. Hoch ausgerichtet, wie ein König von Gotte» Gnaden, durch schritt Belloni den Menschenkrei» und war in einer Minute in seinem Hause verschwunden. Fortsetzung folgt. Wonnen. eS machtc seit Mitte pro Centn noch keine die Brau Sommer Zwittersto Ausgabe das neue — ! vereine nächsten S Wie scho denselben in danker Feier wib leute D schmuck m Miniatur Wilhelm Nächster j Werken haben in Bogen K Löschpapn decke!, 12 Briefkouvl an einer Mädchens angestellte Auerbach und Pflc Abend ao sich nicht — ' Vereins des Auffi sowie die schlossen. Während schließen besser als gut war. - erklären i kommener richtung I auch nich -»ggcschäs Mäßigkeit gerade die Wichtigkei soliden G Geschäfts^ haben nc schwächur dort lag- Wetter ab hinzukam, von groß schmelzen nugthuun drohten > füllen nic glückliche zuführen. 8- von dem soeben er beträgt: mithin T schreibum vou 281 Actie. ü Frühling Wir mit schienen, trägt, tri liches G im Ganz lichen S konnte. - Wohnun Marktfie Kreisen ungskörp bauende! dieser d> sich den hat, alsc der Dar 300 M. von den werden, nach CH beklagte lehrlingl männisck Handels Kaufma muS bei bei CH« brauche Sächsisc jahres, winn gi rechnen, Schritt — wa! bei dies das gai die relo Eiukaus wird dc Richtun liven Z hältniß Wird vi
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)