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Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188803242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880324
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-03
- Tag 1888-03-24
-
Monat
1888-03
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.03.1888
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«»»rl,e«r>nl»»er „SIchs. L,n>eS-«n,e! Raum einer schmalen Corpu-zelle 1i Nr. 70. — 8. Jahrgang. SAchsischer Der jeden Wochentag Abend (mit Datum de» folgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische La»deS-A»zc!ger" mit täglich einem besonderen Unter- haltunasblatte und mit dem Exirabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabe« stellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anst. 75 Pf. (1888er ZtgS.-PreiSliste Nr. 503S.) FürAbonnenten erschelnt je einmal im Jahr: Somiiier-Eiseilbahnfahruianiieft für Sachsen. Wintrr.Else»bahitsahrpIa»hcft für Sachsen. Illustr. Kalender des Sächsischen Landbolen. JllnstrirteSIahreSbnchdrsLandkS-ilnzeigers. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. Sonnabend, 24. März 1888. Beiwiederholung gbötzer Ännoüce» Rabatt. Be! Bestellungen von Auswärts wolle man ^e ^ Silben CorpnSschrist bilden ca 1 ^e" «nnoncenaunahme nur bl» Vormittag. Leck«: WM Lick, Buchdruikerri. Clieiiinist. Theaterstrabe 5 (Fernsprechstclle Nr. ISS). Telegr.-Adr-: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltnngsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — 5 Jllnstrirtes Nnterkaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lnstiges Bilderbuch. Abonnement für das II. Quartal. Der Sächsische Landes-Anzeiger bringt in seinem UnterhaltungStheile im nächsten Quartal zunächst den äußerst spannenden SensationS-Roman von Friedr Berner: Im Unheimlichen HlNtse, sowie im weiteren Verlauf des Quartals die Erzählungen: Unter dem ' erzogsmantel von R. Ortinann, Suzous Ende von E. Peschkau und n den Höllengrund. Für die „Kleine Botschaft" sini für's nächste Quartal gelegentlich der im Mai in Chemnitz stattfindenden Ausführungen des Devrient'schen Luther-Fest spieles in Aussicht genommen: Artikel über die Zeit der Reformation mit den Bilder» der bedeutendste» damaligen Zeitgenossen. Ferner bringen wir Schil derungen der Bewegung im Jahre 1848 mit Bildern der damals in den Vordergrund getretenen Männer. Für den „Sächsischen Erzähler" sind aberinals eine Reihe sächsischer und thüringisches Erzählungen, Sagen und Schilderungen zum Abdruck erworben worden. Als Haupt-Erzählung nennen wir: Verschmähte Liebe von W. Schilling. Im „Jllustrirten Unierhaliungsblatt" erscheinen ini nächsten Quartal neben verschiedenen unterhaltenden kleineren Erzählungen der Roma»: Gesucht und gefunden von V. Rcdcliffe und die Novelle: Die zwei Schwestern von C. Kimmich mit zugehörigen Illustrationen. Im Monat Mai wird außerdem noch als Extrabeigabc allen Abonnenten vollständig gratis geliefert: WMHn-Uirplmiheft für Sachsen (Samer-Salbjahr 1888). Diese? Eisenbahn-Fahrplanhest ist in Umschlag geheftet und enthält in sauberem deutlichen Druck die Fahrpläne sämmtlicher Strecken des sächsische» Eisenbahn-Netzes nebst den Anschlüssen sowie mit Angabe der Entfernungen und der Fahrpreise. Preis dieses Heftes für Nicht-Abonnenten 20 Psg. Ferner erhält jeder nenbeitretendc Abonnent, welcher die Abonnements Quittung für das am 1. April beginnende 2. Quartal (Post-Abonnenten wollen lO-Pfg.-Marke für Porto beifügen) direct an die Verlags-Expedition einsendet, vollständig gratis geliefert: 1. Jllustrirter Kalender für 1888, 84 Seiten 4" mit Ocldruckbild, Almanach, Kalendarium, Märktc-Vcrzcichniß: reich-illnstrirtem umfangreichen humoristischen Theil u. fesselnden Erzählungen. (Preis f. Nicht-Abon»enten40Psg.) 2. DeS Sächsischen Landes-Anzei-erS Jlluftrirtes Jahresvuch nr 1888; 64 Seiten gr. 8" mit Almanach und Viele» Erzählungen und öildern. (Preis- für Nicht-Abonnenten 40 Psg.) 3. Eisenbahn-Fahrplanheft für Sachsen (Winter-Halbjahr 1887/88) enthält die Fahrpläne des sächsischen Eisenbahn-Netzes nebst Anschlüssen, Angabe der Entfernungen und der Fahrpreise. (Preis für Nicht-Aboinienteu 20 Psg.) Auf Wunsch erhält auch jeder nenbeitretendc Abonnent gegen Vorzeigung oder Einsendung seiner Abonnements-Quittung gratis geliefert: Die dem Kaiser Wilhelm und dem Kaiser Friedrich gewidmete» Extra - Nummern der „Kleinen Botschaft" auf seines Papier gedruckt. Diese Nummern enthalten folgende Artikel, Schilderungen und Gedichte. „Zum Gedächttüß an den ersten Kaiser des wiedcrerstandenen deutschen Reichs", Gedicht von Franz Götze. — „Die Eltern des nun verewigten Kaisers Wil helm". — „Am Todestag »nseres Kaisers Wilhelm", Gedicht von Franz Götze. — „Kaiser Wilhelms Leben", Schilderung von Max Dittrich. — „Fürst Bis marck verkündet im Reichstag den Tod Kaiser Wilhelms". — „Kaiser Wilhelm todt", Gedicht von Robert Hertwig. — „Kaiser Wilhelms Scheiden " — „März 1888", Gedicht von H. B. — „Kaiser Wilhelms Namensunterschriften" mit bildlichen Darstellungen. — „Erinnerungen an Kaiser Wilhelm". — „Aus sprüche Kaiser Wilhelms". — „Kaiser Wilhelms letzte Ruh", Gedicht von F. G. — „Das Leben Kaiser Friedrichs". — „Es lebe der Kaiser"! — „Die Kaiserin-Witttve Augnsta". Ferner enthalten diese Nummern folgende Bilder: „Ein großes Portrait KaiserWilhelms." — Die Eltern Kaiser Wilhelms: „König Friedrich Wilhelm Ilt. und Königin Luise." — „Zum Todestag unseres Kaisers Wilhelm." — „Germania's Trauer nm den geschiedenen Kaiser." — „Kaiser Friedrich." — „Die Kaiserin-Witttve Augnsta." Tiefe Nummern bilden für Jedermann ein wcrthvolles Erinnerungsblatt an das jüngste weltcrschütterndc Ereigniß. — Für Nicht-Abonnenten unserer Blätter sind Exemplare dieser beiden Äotschaftsnummer» sür zusammen 10 Pfg. durch unsere Ausgabestellen und die Verlags-Expedition zu beziehen. Für da« am 1. April beginnende neue Quartal nehmen die Ausgabestellen in Chemnitz und Umgegend zum Preise von 210 Pfg., (die Postaiistalie» zu 225 Psg.) Abomieinents-Bestellungen auf den Sächsischen Landes-Aiizciger mit sämmtliche» 7 Beiblättern entgegen. Der Sächsische Landes-Anzeiger ist in der deutsche» Post-Zcitnngs-Preis- liste unter Nr. 5035, (in der österreichischen unter Sir. 2307) eingetragen. Abermaligen zahlreiche» Beitritt »euer Abonnenten erbittet die Verlags-Expedition des Sächsischen Landeö-Anzeigers. Um Verwechslungen zu vermeiden, werden Post-Abonnenten ersucht, bei Bestellung freundlichst genau zu verlangen, den in CheMNitz erscheinenden „Sächsischen Landes - Anzeiger" (Nr. 5035 der 1888er Post-Zeitungs-PreiSliste). Amtliche Bekanntmachungeil. Im Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 278 verlautbart, daß Herr Franz Robert Steudten in Neukirchen die Firma Friedrich Anton Steudten daselbst aus dem Nachlass des bisherigen Inhabers derselben zur Fortführung überlassen erhalten hat- Chemnitz, am 21. März 1888. K. Amtsgericht. Im Handelsregister sür de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2894 verlautbart, daß Herr Moritz August Auerbach aus der Firma Auerbach L Eisermann in Chemnitz als Thcilhabcr ausgc- chieden, sowie, daß der Kaufmann Herr Karl Richard Alfred Küchenmeister laselbst in die genannte Firma als Mitinhaber eingetreten ist. Chemnitz, ant 21. März 1888. Königliches Amtsgericht. lieber das Vermögen des Färbers Moritz Balthasar Niedcrmüller, In habers der Firma M, B, Nicdermüller in Harthau, wird heute am 21. März 1888 Vormittags 10 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Nctcke in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkurssordernngen ind bis znm 19. April 18S8 bei dem Gerichte anzinnelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Be stellung eines Gläubigerausschusses und einireNnden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bczeichneten Gegenstände aus den 7. April 1888 Vorm. 10 Uhr nnd zur Prüfung der cmgcmeldeie» Forderungen auf den 2. Mai 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegebcn, nichts an den Gemeinschuldncr zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung aufer- legt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehme», dem Konkursver walter bis zum 21. April 1888 Anzeige zu machen. K. Amtsgericht zu Chemnitz. Nachdem die Eröffnung des Konkurses zum Vermögen der Handelsgesell schaft Schüller L Seidel hier beantragt worden, ist den Inhabern derselben jede Veräußerung, Verpfändung und Entfremdung von Bestandtheilen der Gesellschaftsinaffc bei Vermeidung der Nichtigkeit untersagt worden. Chemnitz, am 22. März 1888. Königliches Amtsgericht daselbst. Telegraphische Nachrichten. Vom 22. März. Wien. Eine „bemerkenswert!)!:" Zuschrift der „Polit. Corresp." aus Süddcutschland führt aus, daß die Elemente, die auf bedeutende innere Schwierigkeiten in Deutschland rechnen, denen gegenüber Kaiser Friedrich und fein Nachfolger der hohen persönlichen Autorität ent behren werden, sich Illusionen hingeben. Das Ansehen Kaiser Wilhelms beruhte nur theilweise auf seiner erlauchten Persönlichkeit und ihren Erfolgen, zu nicht geringerem Theil aber aus Faktoren, die diese Erfolge ermöglicht und dauernd gesichert haben. Diese Fak toren, nämlich die allseitige Loyalität der deutschen Fürsten und Stämme, bleiben durch den Tod des Kaisers Wilhelm unberührt. Budapest. Die neuesten Meldungen aus Bckcs-Csaba lassen eine Katastrophe für die Stadt befürchten. 1000 Mann Militär sind zur Rcttungsarbeit abgeschickt. Das Wasser steigt. Die Regier ung wies der bedrohten Stadt 10,000 Gulden an, dieselbe Summe spendete der Kaiser. Rom. Wie die klerikale „Voce" meldet, werden im April zwei Konsistorien stattfinden behufs Ernennung neuer Bischöfe und Cardinäle. London. Das Auswärtige Amt hat von allen Staaten, welche auf der Conferenz über Zuckerprämien vertreten Ware», mit Aus nähme Frankreichs Antworten erhalten, welche günstig für die Ab schaffung der Zuckerprämicn lauten. Die Antwort Frankreichs sich verzögert, wird aber wahrscheinlich auch günstig ausfallen. Sofia. Die Regierung sandte große Quantitäten Waffen Munition an die ostrumelische Grenze. Von Geschlecht zu Geschlecht. Erzählung von M. Widdern. Fortsetzung. Nachdruck Verboien. Die Blicke der beiden Damen trafen sich. Aber während die Kranke befremdet — wie vorhin ihre älteste Tochter — in Juanitas Antlitz blickte, das ihr, wenn sie auch genau wußte, ihm nie nnd nirgends begegnet zu sein, doch so bekannte Züge zeigte, — blinkte in dem Auge der Signora eine Thräne. Mathilde von Ständen ahnte nicht, was in diesem Moment in der Seele der Frau vorging, die jetzt auch sie mit weicher, bebender Stimme bat, sie zur Pflegerin anznnehmen. Mathilde von Ständen ahnte nicht, in welch ernsten Beziehungen sie zu, dieser Frau stand, die nicht blos die Mutter Alfonso's war, sondern auch zu denen ge hörte, die der leichtsinnige Otto von Görgcnstcin, wenn auch auf andere Weise, als cs sonst seine Art gewesen, um ihr Lcbensglück gebracht hatte. Signora Marento war eine jener glücklich veranlagten Frauen, die im Stande sind, ohne irgendwelche Unsicherheit oder Aengstlichkeit zu verrathe», sich in jeder Häuslichkeit nützlich erweisen zu können. Was Männerwirthichaft und die kleine Tochter Giacomos schon wäh rend der zwei Tage, in denen Tante Lotte nicht mehr zu schaffen vermochte, in Küche, Speisekammer und Keller verdorben, das brachte die Signora schnell wieder in gewohnte Ordnung. Es war erstaun lich, was die schöne, vornehme Frau mit ihren weißen, schmalen Händen, nur von einem unerfahrenen Kinde unterstützt, leistete. Selbst der Arzt schüttelte/den Kopf, wenn er seine Schwester, mit einer mächtigen, weißen Schürze angethan, am Fcucrherd stehen und mit den Kochgefäßen hantiren sah. „Ich kenne Dich nicht wieder, Juanita l" rief er dann wohl, „und begreife gar nicht, wo Du alles das gelernt hast. In unserem elterlichen Hanse gewiß nicht und später —" Sie verschloß ihm den Mund. Ihre großen, dunklen Augen aber, in denen eine Welt voller Schmerzen versenkt schien, hoben sich r» seinem Gesicht. Während sich dann der weiße Kopf der unglück lichen Frau an die Schulter» des Bruders lehnte, hauchte sie: „Meine Lehrerin ist die Reue, Riccardo! Wir haben dieser hat und Politische Rundschau. Chemnitz, den 23. März. Deutsches Reich. Der 22. März, der Geburtstag Kaiser Wilhelms, ist als ein hehrer Gedächtniß- nnd crnster Trauertag weit und breit begangen worden. Der Trauergottesdienst, der aus Anlaß des Tages staiifand, ist zahlreich besucht, in den Schulen ist die Jugend von ihren Lehrern auf die Bedeutung des entschlafenen Kai sers hingcwu'sen worden. Ucber die Einzelfeiern liegen zahlreiche Be richte vor, die indessen Neues nicht mehr bieten können. Im kaiser lichen Palais in Berlin waren am Trauertage die Vorhänge wie bisher Herabgelaffen; Tausende gingen aber doch, obgleich nicht das Geringste zu sehen war, am Hause Kaiser Wilhelms vorüber und warfen einen Blick aus das so wohlbekannte Eckfenster, an welchem der Kaiser noch vor drei Wochen enthusiastische Huldigungen cntgegen- nahm. Die inneren Räume des Palais, welche sonst an diesem Tage von Glückwünschenden, von der Pracht der Uniformen, von der Be wegung des Geburtstagsfestes erfüllt waren, sahen eine stille Trauer gemeinde, schwarze Gewänder, umflorte Uniformen. Das Fahnen zimmer war zu einem Kapcllenraum umgewandelt worden. Wo sonst die Fahnen der Garnison ausgestellt waren, hatte man einen Trauer-Altar errichtet, an welchem Oberhofprediger Or. Kögel einen Gedenkgottesdienst abhielt und den Anwesenden bas hei lige Abendmahl spendete. Bis auf das Kaiserpaar waren alle Fürst lichkeiten anwesend. Als Gnadenspende der Kaiserin erhielten alle Hofstaaten eine Photographie, die den Heimgegangenen Kaiser im Profil auf seinem Todtenlager im Sterbezimmer darstelltt. Diese ist in einem einfachen schwarzen Rahmen aus Leder befestigt. Am Fuße desselben befinden sich die Worte: „Ich habe einen guten Kamps ge kämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten." Auch in der Schloßkapelle zu Charlottenburg fand am Donnerstag Vormittag ein Trauergottesdienst statt, bei welchem der Hof- und Domprediger Schräder die Gedächtnißrede hielt. Die allgemein ver breitete Nachricht, am 22. März werde die definitive Ueberführung der irdischen Reste Kaiser Wilhelms in die Gruft des Mausoleum» 'tattfinden, beruhte auf einem Jrrthum. Die Beisetzung kann noch nicht erfolgen, weil die Erweiterung des Grabgewölbes längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Der Sarg mit der Kaiserleiche bleibt daher fürs Erste in der oberen Vorhalle des Mausoleums stehen, zu welchem der Zugang für Jedermann, mit Ausnahme natürlich der kaiserlichen Familie, nach wie vor abgesperrt ist. — Ueber das Befinden Kaiser Friedrichs lauten die Nachrichten vom Donnerstag verschieden: Das Hofmarschallamt bestreitet zunächst, daß ein Verlassen von Charlottenburg bereits in Aussicht genommen sei. Dann heißt es, Schlaf und Appetit sind gut, Husten und AuS- wnrf gering. Ein Blatt theilt mit, der Answurf sei ganz verschwun den; diese Nachricht trifft aber nicht zu. Die Aerzte hoffen viel von besserem Wetter und vom Wiedergebrauch der Stimme, der in einiger Zeit gestattet werden kann, natürlich in mäßigem Umfange. Nach mittags von 4—^6 Uhr ruht der Kaiser stets nnd wird Niemand angenommen. Die „Post" schreibt, das Befinden lasse seit Mittwoch zu wünschen übrig, aber direkte Besorgniß liege nicht vor. — Aus Charlottenburg wird noch gemeldet: Kaiser Friedrich hat befohlen, daß das neue Palais in Potsdam unverzüglich in Stand gesetzt werde, auf daß er sofort beim Eintritt von wärmerer Witterung mit seinem Hofstaat dorthin übersiedeln könne. Der Kaiser arbeitete mit dem Reichskanzler, dem Oberhofmarschall Graf Radolinski, dem General von Winterfeld, dem Oberstkämmerer Graf Stolberg- Wernigerode. — Kaiser Friedrich führte als Kronprinz bekanntlich die Gcncralinspcction der süddeutschen Truppen. Wie es heißt, wird sein Nachfolger auf diesem Posten und ans dem als Vorsitzender der Landesvcrtheidigungskomniissio», welchen der Kronprinz gleichfalls inne hatte, der Prinz Albrecht, Regent von Braunschweig, sein, welcher das Kvmmandy des hannoverschen Armeecorps niederleyt. — Kaiser Wilhelm hat kurz vor seinem Hmscheidcn die Auf stellung von Mannschafts-Bibliotheken auf den Berliner Garnison- wachen genehmigt. Diese Bibliotheken sind den Mannschaften jetzt zur Benutzung übergeben. — lieber weitere Veränderungen in der Umgebung des Kaisers verlautet, der Chef des MilitärkabinetS, General von Albedyll, werde von diesem Posten, den er schon über 14 Jahre bekleidet, wenn auch nicht sofort, so doch in einiger Zeit zurücktretcn. Als zukünftiger Chef des MilitärkabinetS gilt allgemein der Generalmajor von Winterfeld, der schon seit geraumer Zeit im unmittelbaren Dienste Kaiser Friedrichs steht nnd dem in weiten Kreisen der Armee be sondere persönliche Wertschätzung entgegengcbracht wird. Mit einem Frau viel genommen, darum müssen wir ihr wieder manches Opfer bringen I — Und sagst Du nicht selbst," setzte sie kaum hörbar hinzu, daß es den Görgcnstein's gegenüber nur heißen darf: „Leben für Leben!?" Schon nach acht Tagen aufopfernder Pflege von Seiten der Geschwister konnten auch die übrigen Kranken das Belt verlassen. Ja, sie durften bereits in der prachtvollen Luft, die jetzt wieder das Thal erfüllte, einen Gang durch den Garten machen. Damit war aber auch für den Arzt der Augenblick gekommen, wo er nach der Stadt zurückkehren mußte, um seinem College» für inzwischen geleistete Vertretung zu danken, die nun so viel längere Zeit beansprucht hatte, als Bclloni gedacht, da er Doktor Vinzenti gebeten, nach seinen übrigen Patienten zu sehen. Riccardo hatte beschlossen, gegen Abend die Villa zu verlassen; aber während des ganzen Tages schon zeigte er eine seltsame Auf regung, die den Damen zu denken gab. Auch Gitta sah erregt aus, und wenn sie sich unbeobachtet glaubte, hob oft ein schwerer Seufzer ihre Brust. Mehr als je fühlte sic jetzt, daß sie den Doktor liebte, — und tausend Anzeichen sprachen ihr ja dafür, daß auch der ernste, stille Mann mit ganzer Seele an ihr hing. Aber warum redete er denn nicht? Weshalb ruhten seine Augen oft so bittend auf ihrem Gesicht, und der Mund öffnete sich doch nicht zu den heißersehnten Worten: „Ich liebe Dich, Gitta, — sei mein!" Was kein anderer Arzt vermocht hatte, welche Kapazitäten man auch in Deutschland konsultirt, er allein war es im Stande gewesen, — er hatte ihr Gesundheit, die Bewegung ihrer Glieder wiederge- gcbcn, sie dadurch sozusagen neu erschaffen, und doch — nnd doch zögerte er, sic nun ganz an sein Herz zu nehmen, a» dies edle, opfcrmuthige Herz, welches doch zweifellos für sie schlug. Fürchtete er kleinliche Standesvorurtheilc? Glaubte er, eine Komtesse Rüle von Görgenstein stände so hoch über dem bürgerlichen Arzt, daß er seine Hand nicht nach ihr ausstrecken dürfe? Oder sollte Angelica Recht haben, und jenes Gehcimniß stand zwischen ihr und ihm, dessen er einmal — nur einmal so flüchtig erwähnt? — Signora Juanita, — wie man Bcllvnis Schwester in der Villa nannte, weil man sic für unvcrhciralhet hielt, — die Baronin, Angelica und Tante Lotte saßen unter den Lorberbäumen vor dem Hause und plauderten, sprachen auch wohl von der überstandencn Krankheit und den damit verbundenen Gefahren. Gilta hatte sich von der kleinen Gesellschaft abgclöst nnd wandelte langsam durch den Garten. Es war im Decembcr, aber die Veil chen blühten zu ihren Füßen. Hin und wider beugte sich die kleine, jetzt noch fast überschlanke Gestalt, um eins dieser lieblichen Kinder Floras zu Pflücken, — dabei rollte Thräne aus Thräne über ihre bleichen Wangen. Sv war sie langsam bis nach dem entferntesten Winkel deS großen Gartens gekommen. In einer Laube, die, von Myrthen um rankt, den entzückendsten Aufenthalt bot, »ahm sie Platz. Und hier, das dunkle Köpfchen in das krause Geäst der Bäume gedrückt, so daß die grünen Zweige wie eine bräutliche Krone auf ihrer reinen Stirn lagen, gab sie sich endlich schrankenlos dem Schmerz hin und brach in leidenschaftliches Weinen aus. So erregt war sie, so hingcnommen von ihrem Liebeslcid und Liebesweh, daß sie es ganz überhörte, wie sich schnelle Schritte der Laube näherten, — daß sie übersah, wie eine hohe, kraftvolle Mannes- gestalt in den Eingang trat. Dann aber, — dann! Gitta fühlte sich plötzlich von zwei starken Armen umschlungen, und eine vibrirende Stimme flüsterte in ihr Ohr: „Komtesse, — theure, geliebte Gitta! Was sollen diese Thränen? Weinen Sie doch nicht, Kind, — ich kann es nicht ertragen, daß Sie leiden!" Da senkten sich ihre Hände von dem thränenüberflntheten Ge sicht. Einen Moment blickte sie forschend, wie angstvoll fragend in das zuckende Gesicht dcS Doktors, der seine Kniee vor ihr gebeugt. Dann, — vergessen war alle mädchenhafte Scheu, — dann schlang sie Plötzlich mit jubelndem Entzücken ihre Arme um seinen Hals. Während sie nun den dunklen Kopf auf die breite Stirn senkte, hinter der sein erfahrener, geläuterter Geist so viel für sie gedacht und gearbeitet, flüsterte sie mit der ganzen rührenden Innigkeit ihrer jungen Seele: „Du lieber, thcurer, stolzer Mann, willst Du mir nun endlich I gestehen, daß ich mit hinein in das Bild gehöre, welches Du Dir, wie s ----- - ' ' " ' ' ! jede: fühlende Mensch, vom Glück des Lebens machst?"
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