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Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188804110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880411
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880411
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-04
- Tag 1888-04-11
-
Monat
1888-04
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.04.1888
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der Liede eimgange » Vaters sie» Dank schall Bestattung mir un- 1i», Frau Nätz, d fern so' nd Theil-' h hiermit usspreche. !en Dank innen für bei Tag bewiesene enbett der und Herz- ir Oehl- auS reich- irte am gangencn. Allen ein e vor ähn- bewahren. ril 1688. : Gatte entschlief :n unsere ltter und Lehrer her. mden und S88KNVN. Dienstag von der sanrvigv. schwerem Morgen asorgender Mg. e, was wir Freunden anzejgen. selig Ent- ltag, den Uhr statt, ttrt tittwe Iler. April: »ülke n Benrdix. er-MM. WMWWWWWMWM Nr. 83. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische LandeS-Anzeiger" mit-täglich einem besonderen Unter haltungsblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustiges Miierbuck kostet bei den Ausgabe stellen monatlichwPsg., bei denPost-Ansst 75 Ps. (1888er Ztgs.-Preisliste Nr. °03ö.) TürAbonnentenerscheintjeeinmalimJa! Sovimer-Eiseiibiihiisahchlanh.est für Sachs «inter.Eiskiibahnfahk-lgnhett für Sach! Jlliistr. Kalender de- Sächsischen «aiidboten. ZsiustrirtesJahresbuchderHandes-AnzeigerS. WMWMMWWWWWUV iWWW WMM MM Sächsischer mit „Chemnitzer Sta-t-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Mittwoch, 11. April 1888. »uzelgendrel-de- ..SIchs. Saade».»,el-er«": Raum einer schmalen Corpus-eile Il> Pfg. Bevorzugte Stell« (lspakt. Petitzeile- 30 Pf. BeiWiederhvlung großer Annoncen Rabatt, Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifügen (je 8Silben CorpuSschrist bilden ca. iZeile.) «nnoncenannahnie nur bis Vormittag. Mn: Nkklickk Me. Bnchdnickeret. Chemnitz. Theaterstraße 5 (Fernsprechstelle Nr. 138). Telegr.-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einen! besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — 6. Jllnstrirtes Unterkaltnngsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichnete» Amtsgerichts wurde heute ans Folium 3109 die Firma Curt Liebig in Chemnitz (Langestraße Nr. 6 t) und als bereu Inhaber der Kaufmann Herr Hans Curt Carl Albrecht Liebig daselbst, Besitzer einer Kassee- n»d Thee- handlung, eingetragen. Chemnitz, den 5. April 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 406 die Firma Curt Winkler in Altchcmnitz und als deren Inhaber der Kausman» Herr Curt Paul Winkler daselbst, Besitzer eines Handschnhsabrikalions- und Exportgeschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 4. April 1888. König!. Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk de» Unterzeichnete» Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2544 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Oswald Hauschild in Chemnitz die Firma Wilh. Ziemer daselbst von dem bisherige» Inhaber derselben zur Fortführung überlassen erhalten hat. ' Chemnitz, am 9. April 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den L tadtbczirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folium 3110 die am 6. April 1888 errichtete Firma Fiedler u. Timmling in CNeinnitz iBernsbachstraße Sir. 40) eingetragen und zugleich Verlautbart daß die Kanflcnte Herr Georg Emil Fiedler und Herr Arthur William Timmling daselbst, Besitzer eines Handschuhfabrikativnsgeschäfls, Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 9. April 1888. Königliches Amtsgericht. In dem Concnrsverfahrcn über das Vermögen des Strinnpsfactors Jo hann Eduard Müller in Berbisdorf ist infolge eines von dem Gemein scbnldner gemachten Vorschlags zu cmem Zwangsvergleicho Vcrgleichstermi» onf den 5. Mai 1888 Bo, mittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst anbcranmt. Chemnitz, den 7. April 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 9. April. Berlin. Die Regierung wird wahrscheinlich den von konser vativer Seite ausgehenden Vorschlag acceptircn, die 18 Millionen, welche für die Entlastung der Volksschule bestimmt waren, für Be seitigung des Uebcrschwemmungsnvthstandes zu verwenden. Czernowitz. Seit zwei Tagen herrscht furchtbarer Schnee sturm. Der Schnee liegt fußhoch auf den Straßen. Der Verkehr ist gestört. Petersburg. Der jüngst wegen eines angeblich auf Graf Tolstoi geplanten Attentats vor dem Marienpalais hierselbst verhaftete junge Mensch wurde nicht nur nicht, wie einige hiesige Blätter be hauptet hatten, aus der Haft entlassen, sondern cs wurde vielmehr sein Bruder ebenfalls arrctirt. In der gemeinsamen Wohnung Bei der wurde eine Menge komprouiittirender Papiere aufgefnnde», da rauf sind zahlreiche weitere Verhaftungen vorgcnommeii Im eigent liche» Verwahrsam hatte die Mutter der Beiden, eine Russin, jene gefährlichen Papiere; auch sie ist verhaftet. Der Vater ist todt; der selbe war ein Engländer von Geburt, war aber danu'in den russischen Uiitcrthaneiiverbaud getreten. Seine betten Söhne sind vollkommen Lnssificirt. Es soll sich in erster Linie um ein Attentat gegen Tolstoi gehandelt habe», doch glaubt man auch noch Weiterem auf der Spur zu sein. Politische Rmrdschau. Chemnitz, den 10. April. Deutsches Reich. Ans Schloß Charloltenbnrg erfährt die «.Nat. Ztg.", daß in dem Zustand des Kaisers abwechselnd auf ein verhältnißmäßig günstiges Befinden zeitweise weniger befriedigende Intervalle folgen und daß namentlich die Nächte immer noch durch Husten und Auswurf gestört sind. Am Tage fühlt sich der Kaiser fast regelmäßig wohl. Letzten Sonntag nahm auch Gcheimrath von Bergmann ans Wunsch des Kaisers wieder an der Konsultation thcil. Dagegen ist die Blältermcldnng unrichtig, daß Professor Esmarch «ns Kiel den Kehlkopf des Kaisers untersucht und über den Stand der Krankheit ei» Urtheil abgegeben habe. Der Kieler Chirurg ist Im unheimlichen Hanse. Erzählung von Friedrich Berner. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Der in Rede stehende junge Mann bewegte sich unruhig hin und her, alles Blut wich aus seinem Antlitz bei dem Gedanken an des Verstorbenen geradezu immensen Neichthnm, und er warf einen langen Seitenblick auf Janka. „Das Ganze wird's Wohl nicht sein", dachte er, „denn er kann den Roland unmöglich leer ansgehcii lassen." Die Pause schien sich bis in's Unendliche ausdchnen zu wollen. Endlich fuhr der Justizrath langsam fort: „Die Summe von dreihundert Mark zur Beschaffung von Trauerkleidern." Er hielt wiederum inne, und hier und da hörte man den Athcm «incs der Anwesenden in dem Grabesschweigen. „Nun — weiter! weiter!" rief Kamphovcn mit harter trockener Stimme, die ihm in der Kehle stecken bleiben zu wollen schien. „Meiner Großnichte Konstanze Helene von Rnthart . . ." „Beende» Sie doch erst die Lesung meines Legates!" stieß Kamphovcn hervor. „Die ist beendet. Dreihundert Mark zur Beschaffung von Trauerkleidern." „Wie? Was?" rief der junge Mann. „Behandelt man mich schlechter als die Dienerschaft?" „Entschuldigen Sie Herr von Kamphoven; ein Testator hat das Recht, über sei» Eigenthum zu verfügen, wie ihm gutdünkt." „Redensarten!" schrie der wüthcnde Mensch. „Sie haben den jchwachköpfigen Alten beeinflußt! Ich werde das Testament c»>- scchtcn." Doktor Hör» lächelte. „Ich habe meine» alten Freund beeinflußt, damit er mir seinen Siegelring vermachen möge, nichtwahr, Herr von Kamphovcn? Nein, junger Mann, das Testament ist von dem seligen Herrn General eigenhändig geschrieben und sodann, wie Sie sehen, ans Pergament übertragen worden. Es ist das ein Verfahren, welches ich Ihnen später erklären will, wenn cs Ihnen unbekannt sein sollte. Doch jetzt erlaube» Sie Wohl, daß ich fortfahre." »Ich erkläre nochmals, daß ich das Testament anfcchtcn werde!" -rief Kamphovcn. „Das geht nicht mit rechten Dingen zu! Hundert vom Kaiser nur in Hinsicht, auf persönliche Beziehungen empfangen worden und nicht in der Lage gewesen, ein Gutachten abzngeben. Am Montag Vormittag empfing der Kaiser den Geh. Rath von Wilmowski zum Vortrage und unternahm Mittags in Begleitung der Prinzessinnen Sophie und Margarethe eine etwa einstündige Spazierfahrt nach dem Grunewald und nach Pichelsberge. Vor dem Schloß hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge versammelt, welche den Kaiser mit lauten Hochrufen begrüßte. Nach der Rückkehr nahm der Kaiser gemeinsam mit seinen Töchtern und dem ihm persönlich befreundeten badischen Minister Herrn von Roggenheim das Diner ein. Man sagt, daß die Anwesenheit des letztgenannten Herrn in Charlottenburg ebenfalls mit der Kanzlerkrisis in Verbindung stehe. — Der „Post" wird gemeldet, daß die Nacht zum Montag säst ganz ungestört war. Der Kaiser stand sehr früh auf und verabschiedete sich gleich nach 7 Uhr von seiner Gemahlin vor deren Reise in das Ueberschweniinungsgebict. — Kaiserin Victoria hat am Montag Vormittag Uhr in Begleitung der Prinzessin Victoria und des Obersthofineisters Grafen Seckendorf ihre Reise in das Ueberschwemmungsgebiet angeireten. Der kaiserliche Extrazug hielt in Küstrin 10 Minuten. Die Kaiserin ließ sich die Spitzen der Behörden vorstellen und dankte diesen, sowie den beim Reitungswerk Bcthciligten für ihre Thätigkeit. Ebenso war cs in Königsberg und Kreuz. Die Kaiserin wurde bei der Ankunft und Abfahrt mit begeisterlcn Hochrufen von der in großer Zahl zu- sammcngcströmieu Bevölkerung begrüßt. Die Ankunft in Posen erfolgte pünktlich um 1 Uhr. Nach der Begrüßung am Bahnhof durch den Oberpräsidenlen Grafen Zedlitz und den Stadtkommandanten fand eine halbstündige Cour im Empfangssalon statt, an welcher der Adel der Stadt und Provinz, der Erzbischof vr. Dinder, Weihbischof Lykowsky, die Domherren im großen Ornat, die evangelische Geist lichkeit i»i schwarzen Talar, da) gcsainmte Offizierscorps des Leib- Httsarcn-Rcgimentes, die städtische Vertretung, das Hilfskomitee, die Francnvcreine rc. theilnahmen. Die Kaiserin hatte für jeden Einzelnen ein Wort. Sie sprach das Beileid und die herzliche Theilnahme des Kaisers ans, auf dessen ausdrücklichen Wunsch sie die Reise unter nommen. Die Abfahrt nach der Stadt erfolgte ans den Wunsch der Kaiserin im offenen Wage». Die gewaltige Volksmenge jubelte laut, als die Kaiserin vorüberfuhr. Ein Anschlag in polnischer Sprache tzatte zu begeisterter Begrüßung aufgefordert. Auf der Fahrt besuchte die Kaiserin das Massenquarticr der Obdachlosen in der Mariins- schnle und unterhielt sich freundlich mit Vielen der Armen. Im Regierungsgebäude wurden sodann der hohen Frau die dort versam melte» Vorstandsdamen des Vaterländischen Fraucnvereins vorgestellt; sie unterhielt sich eingehend mit denselben über das Reitungswerk. Nach einer kurze» Besichtigung des Leib-Husaren-Rcgimentes Nr. 2, dessen Chef die Kaiserin ist, fand ein Dejeuner statt, zu welchem die Spitzen der Civil- und Militärbehörden geladen waren. Ergreifende Bilder bot sodann die längere Rundfahrt durch die überschwemmten Stadtthcile. Die Kaiserin sprach mit Thränen in den Augen zu den Armen, von welchen sie mit lauten Hochrufen begrüßt wurde. Die hohe Frau zeigte außerordentliche Thätigkeit und Eifer, trotzdem das Programm sehr ausgedehnt und anstrengend war. Nach feierlichem Abschied erfolgte gegen 5 Uhr die Rückkehr nach Berlin. Auf dem Bahnhof war bei An- und Abfahrt eine Ehrenwache mit klingendem Spiele aufgestellt, welche von der Kaiserin abgcschritten wurde. Die Stadt war auf das Festlichste geschmückt, Landwehr, Gesangvereine, Gewerke und Schulen bildeten Spalier. Der Wagen der Kaiserin war ständig von einer Eskorte Leibhusaren begleitet. Die Kaiserin trug tiefe Trauer, war sehr bewegt, zeigten aber allen Persönlich keiten gegenüber die größte Liebenswürdigkeit. Um r/zIO Uhr Abends erfolgte die Wicderankunft ans Bahnhof Charlottenburg. — Der Hochzeitstag des Prinzen Heinrich von Preußen ist, der „Krzztg." zufolge, abermals abgeändcrt und nunmehr auf den 24. Mai anbcranmt worden. An diesem Tage wird die Königin von England, welche große Neigung zeigt, der Vermählung ihres Enkels beizu- Thaler für mich und dieselbe Bagatelle für Fräulein Pokorni! Das ist schmachvoll!" „War der Testator Ihnen persönlich bekannt?" „Nein!" „Etwa Ihnen, Fräulein Pokorni?" „Mir? Daß ich nicht wüßte." „Recht. Ich habe aus seinem eigenen Munde, daß er auch weder Fräulein von Ruthart noch Herrn Paul von Roland jemals gesehen habe." Helene murmelte eine leise Bestätigung. „Ich habe meinen Großonkel nie kennen gelernt", sagte Paul, der eine Ccntnerlast auf seiner Brust liegen fühlte. „Ich habe niemals von ihm einen Brief erhalten und auch niemals selber an ihn geschrieben." „Darf ich fragen, warum Sie dieses Letztere nicht gcthan?" „Ich wußte, daß er für fabelhaft reich galt, und deshalb vermied ich jeden Anschein, als wollte ich mich ihm in Erinnerung bringen." „Eine Frage, Herr von Kamphovcn. Wenn ich nicht irre, hat der Herr General seiner Zeit Ihre Schulden bezahlt. Wie?" „Soll dies eine Beleidigung sein, mein Herr?" „Nicht doch. Nur eine geschäftsmäßige Wahrung des Andenkens meines alten Freundes. Ich fahre nun fort: Meiner Großnichte Konstanze Helene von Ruthart die Summe von siebenhundcrtfünfzig tausend Mark in dreieinhalbprvzentigen Staatsschuldscheinen, welche Summe, wenn sie eine Ehe eingeht, ihr und ihren Kindern sicher gestellt werden soll." Ein Gemurmel beifälliger und glückwünschendcr Aeußerungc» durchschwirrte das Gemach; Doktor Horn unterwarf znm anderen Mal seine Gläser einer sorgfältigen Reinigung und gab den Leuchtern eine ihm besser zusagende Stellung. Paul von Noland, der jetzt nur allein noch unerwähnt geblieben war, wurde bald bleich, bald roth, und die bedrückende Atmosphäre des düstere» Gemaches schien ihn ersticke» zu wollen. Wie im Traume hörte er die Worte des jetzt die Lesung fort- sctzenden Jnstizraths: „Dem Sohne meines Neffen Paul vo» Roland, Paul Bcowolf von Roland, hinterlasse ich mein zu ***, Am Botschastcrwcg Nr. 3, gelegenes Haus mit seine», gcsaniiiiien Inhalt an Möbeln und sonstigen Einrichlungs- und Schmuckgcgcnständen, ohne Ausnahme, unter der Bedingung, daß der genanuie Panl Bcowolf von Roland wohnen, 70 Jahre alt. Die Hochzeit selbst soll in Schloß FriedrichS- kron bei Potsdam stattfinden. — Zur Kanzlerkrisis. Etwas Bestimmtes fehlt noch immerk Besonders bemerkenswerth ist, daß der Abgeordnete von Bennigsen am Montag Mittag über zwei Stunden beim Reichskanzler verweilte. Stärker als bisher ist die Rede davon, daß Herr von Bennigsen einen hervorragenden Platz in der Regierung einnehmen und damit eine Aenderung gewisser Punkte der. inneren Politik cintreten werde. Am Sonntag Nachmittag ward der Minister des Innern von Putt- kamer vom Kaiser empfangen. Nach der einen Version hätte der Minister über Vorlagen für den preußischen Landtag Vortrag ge halten, nach der anderen stände sein Erscheinen mit der Kanzlerkrisis in Zusammenhang. Die Heirathsangelegenheit ist jetzt völlig in den Hintergrund getreten; wenn Fürst Bismarck deshalb hat gehen wollen, so ist der Grund fortgesallen. Nicht gelöst sind eben die neu aufgr- tauchten inneren Fragen. Wahrscheinlich erhält die ganze Ange legenheit mit einer Einigung über die inneren Meinungsverschieden heiten einen Abschluß, denn über die Heirathsaffaire kann es nicht zum Bruche kommen, weil die Sache gar zu harmlos ist. An die Verleihung eines Armcecorps an den Battenberger, wovon die „Köln. Ztg." berichtete, ist überhaupt nicht gedacht worden. Es war das leeres Gerede. Die „N. A. Ztg." schweigt sich weiter aus. Sie bringt mehrere Zeitungsstimmcn zur „Information" ihrer Leser, be merkt aber dazu kein Wort. Im Allgemeinen wiegt die Anschauung vor, daß die Krisis an Schärfe verloren hat, an einen Rücktritt des Kanzlers vor der Hand nicht zu denken ist. — Es wird bestätigt, daß Fürst Bismarck und zwar außer ge schäftlichen Gründe» auch zur Erholung nach den aufregenden letzte» Monaten, sich demnächst nach Varzin zu begeben gedenkt. Der Ge burtstag der Frau Fürstin (11. April) soll aber noch in Berlin ge feiert werde». — Der Prinzregent Luitpold von Bayern hat für die Ueber- schwemmten 10,000 Mark gespendet. — Auf Ersuchen des englischen Botschafters Malet in Berlin erläßt der Lordmayor von London, de Keyser, in sämmtüchen Zeit ungen der Themsestadt einen beredten Aufruf zu Sammlungen für die Ueberschwemmten in Preußen und erklärt sich zur Annahme von Gaben für die Linderung des Nothstandes bereit. In seiner Zuschrift an den Lordmayor bemerkt der Botschafter, Tausende in England würden gewiß freudig bereit sein, gerade in dieser Zeit materielle Beweise ihrer Sympathie und Achtung für Deutschland zu,, geben. — Aus Kamerun wird berichtet, daß von der nach dem Ba- tangaland gesandten Expedition Kund keine neueren Mittheilungcn vorliegen. Die Expedition Zingraf hat hingegen im Dorfe Balombr am Elephantensee ihre erste Station errichtet und unternimmt von dort aus weitere Vorstöße. Uebrigens ist auch eine englische Expe dition nach dem Hinterlande des Kamerungebietes unterwegs. Italien. Aus Afrika kommen gute Nachrichten für die Italiener; Ras Alula, jener abessynischc General, welcher in, vorigen Frühjahr eine italienische Coloiinc vernichtet hatte, ist jetzt bei König JvhanneS in Ungnade gefallen. Der Letztere schiebt seinem General die Schuld dafür zu, daß er mit seiner erbärmlichen Streitkraft nichts gegen dir Italiener in diesem Jahre hat ausrichten können. Frankreich. Ai» letzten Sonntag ist bei den stattgehabten Kammerersatzwahlen Boulanger im Bezirke Dordogne nun glücklich z»m Abgeordneten gewählt worden. Er hat eine bedeutende Stimmrii- zahl auf seinen Namen vereinigt. Im Bezirk Aude, wo er gar nicht als Candidat ausgestellt war, fielen ihm ohne Weiteres über 7000 Stimmen zu. In Laon ist sein Anhänger Doumer mit über 42,000 Stimmen gewählt worden. Der im Departement Aude ge wählte Radikale Ferroul hat seinen Wähler» versprochen, die Zurück- versctzung Boulanger's in die Aktivität zu fordern. Auch diese Wahl ist also als ein Sieg Boulanger's zu betrachten. Die „Lanlerne" schreibt, Boulanger hätte erklärt, er würde das Mandat für den Be zirk Dordogne nicht aniiehmen, er wolle nur das Nord-Departemcnr während der Zeit seines Lebens dasselbe in genau demselben Zustande, in welchem ich es ihm überwache, zu belassen gehalten sein soll. Ferner unter der weiteren Bedingung, daß mein einbalsamkrier Leichnam, unter strenger Beobachtung meiner Instruktionen, in das Zimmer gebracht werde, welches an mein Schlafgcmach stößt. Dasselbe soll meine Gruft sein; das darin errichtete eiserne Rezeptaknlum soll nieinen Körper aufnchmen, ohne jegliche Ceremonie. Ich habe meine Seele meinem Gott befohlen und Ihm die Zukunft anheimgestellt. Nach der Beisetzung meines Leibes soll die Gruft in der Gegenwart des genannten Paul Beowolf von Roland verschlossen und der Schlüssel ihm eingchändigt werden. Darnach ist die Thürwölbung von außen zu vermauern und zwar mit den Steinen, die von dem Bau der Gruft übrig geblieben sind und sich in der Abtheilung des Keller, vorftnden werden, deren Thür mit meinem Petschaft verschlossen ist. Und hiermit verpflichte und beschwöre ich meinen Großneffen feierlichst, diesen meinen Anordnungen unverkürzte Folge zu leisten, damit mein Leib in Frieden an dem Orte ruhe» kann, der meine zeitliche Heimath gewesen ist. Andernfalls er jegliche» EigenthnmS- rechtes an dem Hause verlustig gehen soll." „Der Alte muß irrsinnig gewesen sein", sagte Kamphoven. „Und da ich, im vollen BeM aller meiner gesunden Sinne", fuhr der Justizrath mit erhöhter Skimme fort, „sehr wohl weiß, daß ich hierdurch meinem Haupicrben einen eigenlhüinlichen und vielleicht drückenden Zwang auferlege — obgleich ich Sorge getragen, daß di» Gegenwart meines Leichnams im Hause bald vergessen werden kann — so vermache ich ihm ferner mein juchtcnledernes Portefeuille, ver siegelt mit meinem Petschaft, enthaltend die Summe von zwei Millionen und füiismalhimderttauseiid Mark, in dreiundeinhalbprvzentigen Staats- schuldcnscheineii." Kaniphvveii stieß einen pfeifenden Laut zwischen den Zähne,i hervor; Janka Pokorni heftete ihre gluthsttahleiidc» Augen auf den glücklichen Erben und neigte sich ihm »»willkürlich leicht entgegen; Helene sank in ihren Sessel zurück, mit einem ihr iiiierktärlichei» Gefühl tiefen Wehes im Herzen; Paul allein verharrte vollkommen regungslos. „Außerdem vermache ich meinem genannte» Großneffen", laS. Doktor Horn weiter, „den flachen silberne» Kasten mit seinem gr- sammicn Inhalt von Diamanten, Perlen, Rubinen und Smaragde!!, der Hiiitcrlassciischast meiner selige» erste» Gemahlin, der verwittwet gewesene» Fürstin von Karaknban, welche Kleinodien ans eine Million
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