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Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188805259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880525
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880525
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-05
- Tag 1888-05-25
-
Monat
1888-05
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.05.1888
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-L- SO Nr. 119. — 8. Jahrgang. LSchsM» n Freitag, 25. Mai 1888. D« jeden Wochentag Abend (mit Latin» de» joigenden Tage») Zur veffdnd««»'- . """" gelangend« „Sächstsche LandeS-Anzeiaoff" ^ , «it täglich «inen, b,iondE.lwM.,i i daltungrblatte und mil dem Crmckeibum haltun! ^ Migtt«! erdnch kostet bei de» vnetlichTOPig., beiden? g«,-Breg»lIfte a i.. i«l »IS. ! < i Ärit „EhemMtzee Sta-t-Anzerger". ÜtrpKOtpitfehK tägliche Zeitung für Sachsen nn- Thüringen. ««zelgenneirde» „Silchj. Sinder-Anzelaer»^'' Raum einer schmalen Corpuszelle ln PK. Bevorzugte Stelle (I svalt.Petitzejle) SV Pf. LeiWicderhvlnng grober Slmioncen Rabatt. Bei Bestellungen von AuSwärls wolle nian Jnsertionsbetrag (in Briesmarkm) beifügen (je ö Silben L orviisschrift bilden ca. 1 ZeilHI:' Annvncenannahin« nur bl» Vormittag 8M- Ämckr Me " BnchVNlSerei, Ciiemnitz. Theaterstrabe 5 (Fernsprechstelle Rr.)SS). Telegr -Adr.: Landek-Anzeiger. LWiyitz. .... Anzeiger entgegen. Der Sächsische Landes- Anzeiger ist n> der deutschen Post-ZeiMngS. Preisliste unter Nr. 5035 (in der österreichischen unter Nr. 2307) eingetragen. Allen Abonnenten wird vollständig gratis als Extrabeigabe geliefert: Eisenbahn-Fahrplanheft für Sachsen (Sommer-Halbjahr 1888). (Giltig vom 1. Jnni 1888 ab.) Dieses Eisenbahn-Fahrplanhest ist in Umschlag geheftet und enthält in sauberem deutlichen Druck die Fahrpläne sämnitlicher Strecken de» sächsische» Eisenbahn-Netzes nebst de» Anschlüssen sowie niit Angabe der Entfernungen »ind der Fahrpreise. Preis dieses Heftes für Nicht-Abonnenten 20 Pfg. - - Ferner erhält jeder neubeitretcnde Abonnent, welcher die Abonnements- Quittung (Post-Abonnenten wollen lO-Pfg.-Marke für Porto beifügen) direct an die Verlags-Expedition einsendet, vollständig gratis geliefert: 1. Jllnstrirter Kalender für 1»U«, 84 Seiten 4° mit Oeldruckbild, Almanach, Kalendarium, Märkte-Verzeichniß: reich-illustrirtem umfangreichen ZSS.ÄMKM kiaker^Siskütah »fährpiisthtstl füt ^ Stchsem^ Zlliistr. «olknder de» Säckstftbm kaittoti» ,! ZllostrirttSZhihnSbll» de« P»,»ir-»^ei,n4j Mit täglich eimm besonderen Untfrhtzltlmgsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sachslsche Gerichts-Zetttmgs i 4. SachfischeS Allerlei — 5. Jllnftrirtes Nnterkaltnttgsblntt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges W»r 1 ! noch lange die neue Militürgrenze Oesterreichs sein, welche bewacht werden muß, um einen feindlichen Einfall zu verhüten. Der Krieg, der gegen das russische Getreide droht, vermehrt noch die ernsten Symptome der nahezu unerträgliche» Lage, und es schwindet die Aussicht, daß die Wolken vorüberziehen könnten, ohne sich zu ent laden. — Ein Polizei-Erlaß ordnet an, daß Personen, die demon strativ die „Wacht am Rhein" singen, anzuhalten und mit Geld strafen oder Arrest b/s zu 14 Tagen zu bestrafen seien. Den Dreh orgel» ist das Spielen der „Wacht am Rhein" nicht verboten, jedoch das Mitsingen nach obiger Strafordnung. — Die „Politische Corr." meldet: Das österreichische Geschwader verläßt Barcelona am 27. d. M- Eä wird eine UebungSfahrt durch das Mittelländische Meer machen, wobei der Besuch Malta'S durch einige Panzerschiffe in Aussicht genommen ist. Das ursprünglich gemeldete Anlaufen italienischer Häfen findet nicht statt. Sofia. Der Fürst hat sich gestern plötzlich entschlossen, Morgen auf mehrere Tage nach Philippopel und Kasanlik zu reisen. "kI Pa riS. Der „ Radikal" publizirt Auszüge aus zwei Briefen Bou- langtzcS pom 12. März und 23. Januar 1872, Warans hervorgeht, daß Bonlaüger» Regiment während der Kommune eine sehr hervorragende Rolle im Kampfe gegen die Insurgenten spielte, die ersten Schüsse auf dieselben abfeuerle und ans Veranlassung seines Obersten eine Adresse an die Natioualver'ammlung Unterzeichnete, worin es den Willen kund thai, nur den Erwählten des Volkes zu gehorchen. Der erste dieser Briefe ist an die Kommission zur Prüfung der Be> fürderungen, der zweite an die Nationalversammlung "<"'chte(. Bold langer rühmt sich in ihnen seiner gegen die Kommune verrichteten Hcldenthaten, um sich die Oberstonwürde zu erhalten. Der „Radikal" wird morgen noch andere Dokumente publiziren bezüglich der Grau samkeiten, welche die Versailler Armee an allen Orten beging, an denen Boulangcr sich ausgezeichnet zu haben rühmt. Man hofft, durch diese Publikationen alle Sozialisten dem Boulangismus zu ent fremden. erlin, 24. Mai, 11 Nhr 40 Min. Der Kaiser hatte heute die Veste Nacht seit seiner Anwesenheit in Charlottenvnrg; er schlief je 3 Stunden hintereinander ohne Husten. Der Kaiser wird sowohl der Civtltrauung als auch der kirchlichen Trauung seines Sohnes, des Prinzen Heinrich, veiwohnen. Seit 10 Uhr befindet sich der Kaiser im Park Ädern. (Preis für Nicht-Abonnentcn 40 Pfg.) Abermaligen zahlreichen Beitritt »euer Abonnenten erbittet die Verlags-Expedition des Sächsischen Landes-Anzeigers. Um Verwechslungen zn vermeide«, werde« Post-Abonnenten «»sucht, bei Bestellung freuudlichst genau zu verlangenr den in CheMttltz erscheinenden „Sächsischen Landes »Anzeige»" <Nr. 51)35 der Post.ZcitungS.Pretsltfie). ' '' Aitttlrliie BerüUMMLchnnge». Im Handelsregister für den Stadtbezirk de» Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folinm 2850 verlautbart s>»mi->- aus der Handelsgesellschaft unter der Firma alsTheilhaber ansgcschieden ist, sowie, daß ...... ... ... mann Herr Georg Werner daselbst, das Handelsgeschäft der ausgelösten Gesell schast künftig unter der bisherige» Firma fortführt. Chemnitz, am 22. Mai 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts ivurde heute aus Folinm 2871 Verlautbarl, daß der Kaufmann Herr Alexander Mandelbaum aus der Handelsgesellschasi unter der Firma Heigis L Mandel baum in Chemnitz als Theilhaber ausgesch ede» ist, sowie, daß der seitherige Mitinhaber, der Kaufmann Herr Carl Richard HeiaiS daselbst, das Handels geschäft der aufgelöste» Gesellschaft künftig unter der Firma Richard Heigis lortführt. Chemnitz, am 22. Mai 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts ivurde heute ans Folinm 3126 die am 15. Mai 1888 errichtete Firma Quack L Richter i» Chemnitz (Poststraße Nr 31) eingetragen und zugleich Verlautbart, daß die Kanfleute Herr Jacob Marzell Hermann Onack und Herr Maximilian Richter, Beide in Chemnitz, Inhaber her Firma sind. ">-u»iitz, «W SL.Mst IMS. . . d MlMM» Awisp-'' Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichnete» Amtsgerichts wurde heute ans Folinm 3127 die Firma Alex. Mandelbam» in Chemnitz <Zschopaucrstraße Nr. 111) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Alexander Mandelbanm daselbst, Besitzer eines Wcbwaaren-Fabrikations- und Handelsgeschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 22. Mai 1888. königliches Amtsgericht. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Prodncten'ändlers Friedrich Anton Schuster in Chemnitz wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 22. Mai 1L88. Königliches Amtgericht. In dem Konkursverfahren über das Vermögen deS Zimmcrmeisters Friedrich Bernhard Anke in Chemnitz ist in der erste» Gläubigcrvcrsammlnng am 19. Mai dieses Jahres der Rechtsanwalt Ile. Stadler i» Chemnitz znm Lonknrsverwaltcr erwählt und diese Wahl gerichtlich bestätigt worden. Chemnitz, den 22. Mai 1888. Königliches Amlsgcricht. Telegraphische Nachrichten. Vom 23. Mai. Petersburg, vr. Karl Zivny, der Ende Februar vom Schwurgericht in Wien vom Verbrechen des Hochverraths, begangen 4>urch panslavistische Umtriebe, freigesprochen wurde, ist jetzt hier eingeiroffen. Wien. Die „Neue Freie Presse" kommt in einer längere» Erörterung der politischen Lage zu dem Schluffe: Galizien wird Suzon's Ende. Bo» Emil Peschkau. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Es war Desaris — gewiß . . und er stand zwischen anderen Schauspielern, plauderte und lachte mit ihnen, als halte er nie eine Schurkerei begangen. Mathieus Hände ballte» sich, das Blut strömte ihm heiß nach dem Kopfe. Alles, was ihm in diesen Tage» Häß liches an der Seele genagt, sah cr plötzlich verkörpert in diesem Menschen mit dein feisten, lächelnden Gesicht, den Hellen, starren "Augen und dem hcranssordernden blonden Schnurrbart. Desaris hatte eine Wendung gemacht und der Anblick dieses Gesichts steigerte den Zorn Mathieus. Diese dicken rothen Lippen hatten den Mund Suzons gesucht — und gerade so hatte er wohl auch über sie die Achseln gezuckt — cr verlor den Rest seiner Vernunft, und ohne einen Entschluß gefaßt zu habe», ohne zu bedenken, daß er sich auf der Straße befand und bereits die Aufmerksamkeit der Vorübergehen den erregte, trat cr mit ein paar raschen Schrille» auf die Gruppe zu. Und dann ströinle der ganze wilde Haß, der ihn erfüllte, über seine Lippen, so jäh und ungestüm, daß Herren und Damen wie er starrt stehen blieben und Niemand ein Wort fand, um der Scene «in Ende zu machen. Auch Desaris war erstarrt und endlich wußte er nichts Anderes zn entgegnen als ein paar stotternde Worte von Unverschämtheit, Ehre und Gemigthunng. Jetzt erwachte» auch die Andern und nun erhob sich ein erregtes Gezische!, drohende Stimmen wurden laut und ein paar Schauspieler traten auf Mathieu zn und srklärten ihni, daß Desaris für diese Beschimpfung Genugthuung verlange. Vergebens bemühte sich Desaris, dem die Geschichte etwas unbehaglich wurde, sie zu »nlerbrcchen. Sie verabredeten mit der größten Sorgfalt Alles — Pistolen — das Wäldchen von Saonette — als Zeit die achte Morgenstunde — und zwei der Herren er klärten sich ans den Wunsch Mathieus bereit, ihm als Sekiindantcu zu dienen. Man gab sich das Wort, vor acht Uhr am Eingang von Saonette zusammen zu treffe», und dann ging Mathie», während unter den Künstler» das Gespräch nun erst recht lebhaft wurde. Ehe er das Haus seines Vaters aujsnchte, kaufte Mathieu i» -«incr Waffenhandlung von La Gnillotiore ein Paar Pistolen, und «ls er das Kästchen unter dem Arme fühlte, überkam ihn eine merk- würdige Ruhe. Er kam sich Plötzlich vor wie ei» thörichtcr Knabe, Her kreischt und brüllt und wüthcud um sich schlägt »ud da »il doch Politische Rundschau. Chemnitz, den 24. Mai. Deutsches Reich. Aus Charloltcnburg wird berichtet, daß der Kaiser trotz mehrfacher Unterbrechungen eine befriedigende Nacht hatte und am Mittwoch Vormittag bald »ach dem Morgcnbesuch der Acrzte, etwa zwischen 9 und 10 Uhr, in ziemlichem Wohlsein das Belt verließ. Ui» 1(U z Uhr fuür das Pomiygespann nach dem Schlosse und der Kaiser begab sich nach dein Park, wo er zunächst eine halbe Stunde spazieren fuhr und dann im Zelte ruhte. Er empfing sodann den Chef des Civilcabinels Geh. Rath von Wil mowski, sowie den Chef der Admiralität, General von Caprivi. Gegen Mittag trafen zu Besuchen Kronprinz Wilhelm im Schlosse ein, später Großfürst Sergius von Rußland, der Prinz von Wales, Prinz-Regent Albrccht von Braunschweig und andere Fürstlichkeiten. Darauf ruhte der Kaiser längere Zeit und unternahm dann wieder eine Spazierfahrt, auf dem ganzen Wege mit donnerndem Jubel be grüßt. — An der heutigen Hochzeitsfcier wird der Kaiser nur in der Schlvßcapclle thcilnehmen, hingegen der Galatafel nicht bei wohnen; bei dieser ist Kronprinz Wilhelm mit der Stellvertretung beauftragt. — Der Kaiser empfing am Montag auch den Kronprinzen von Griechenland und den früheren Chef der Admiralität, den ihm persönlich befreundeten General von Stosch. Bald nach 6 Uhr am nicht einmal die kleine Welt aus dem Gange bringt, die ihn um- giebl. Herr Favarolles hat Recht, sagte er sich, das Lebe» ist eine Komödie. Es ist nicht der Mühe Werth, das Alles so ernst zu nehmen, — ich kann es aber auch nicht leicht nehmen, wie Andere. Ich passe nicht in diese Welt. Ich werde diese Kugel an meine Stirn setzen, und dann werde ich Snzon nicht mehr sehen, dann wird dieser Ekel überwunden sein. Woz» sich noch erniedrigen und sich diesem armseligen Wicht gcgenübcrstellenl Als er dem Vater entgegen trat, war cr so gelassen und ruhig, daß Gerard ihn forschend, angstvoll betrachtete und ihn nicht aus den Angen ließ. Ec wagte es nicht, eine Frage an ihn zu richten, und suchte von seinem Gesichte abzulesc», was vorgefallen war Endlich aber hielt cr es nicht länger aus und fragte ihn, ob er Schritte gegen Desaris gethan habe. „Ja," antwortete Mathieu, „aber ich habe mich getäuscht. De saris ist nicht der Mörder, er war der Geliebte Suzons. Du hast Recht behalten, Vater — sie war cs nicht werth, daß ich sie liebte. Es ist nun Alles klar. Sie hat sich selbst ums Leben gebracht — in einer Regung ihres Gewissens. Verzeih' mir, Vater, daß ich Dir Unrecht gethan habe. Du hast Recht behalten — sie war es nicht werth ..." 10. Mitternacht war längst vorüber, und noch saß Sulpice Gerard schlaflos in seinem Lehnstuhl. Manchmal stand er auf, nahm seinen Stock und schwankte durchs Zimmer. In dem langen dunklen Schlaf rock, mit dem wirren weißen Haar, den lcichenhaftcn Zügen und den wie zwei Irrlichter auflenchtenden und dann wieder verlöschenden Auge» glich er kaum noch einem Menschen. Bisweilen hielt er an der Thür still und horchte. Dann lrat er wieder an das Fenster, schlug den Vorhang zurück und sah hinaus ans die von weißem Lichte übcrflulhcle, endlose Ebene. Und dann wich er plötzlich, wie von einem Gespenst erschreckt, zurück, stöhnte laut ans und fiel wieder in seinen Stuhl. Niemand klagte ihn a», daß er der Mörder war, Niemand — und doch keine Ruhe! Wenn Jeder, der dem Verbrechen gegenüber steht, wüßte, was dann kommt! Wenn er auch im Leben gelitten hatte, eS schwand und sank i» Nichts zusammen vor diesem entsetz liche», gräßlichen Wühlen. Und war es denn so - iränmte cr nicht — war nicht Alles "Ä Di Mi,»:« rcisul Mittwoch Abend traf der Kaiser mit Gefolge in Berlin eiü nnd "^ kehrte nach Besuch seiner greisen Mutter nach Charlottenburg zurück > Die Linden waren schwarz von Menschen, die den Monarchen mit - ^ enthusiastischen Hochrufen begrüßten. Die Damen wehten mit den Tüchern, Hunderte stürzten dem Wagen nach. Der Zutritt war frei) l jede strenge polizeiliche Absperrung fehlte. Der Kaiser sah recht wohl o aus und dankte fast unaufhörlich. - — Kaiser Friedrich hat auf Antrag des Kultusministers von Gvßler genehmigt, daß zwölf im Besitze deS Staates befindliche Kunstwerke für die von der Gesellschaft der schönen Künste in Ant werpen veranstaltete Ausstellung leihweise überlassen worden. - — Die Reise der Prinzessin' ^Jrene von Hessen von Darm* stadt nach Charlottenburg ist glücklich beendet worden. Am Mittwoch Vormittag traf die Prinzessin mit ihrem Vater und ihren Geschwistern ' in Frankfurt a. M. ein und wurde dort vom Stadtkommandanten ' und Polizeipräsidenten begrüßt. Um 11 Uhr trafen die Herrschaften ^ in Marburg ein und wurde dort vom Hofstaat und den zum Ehren dienst commandirten Herren empfangen. Außerdem waren der com- mandirende General von Schlvthcim, der Oberpräsident Gras Eulen- burg, zahlreiche Offiziere, Beamte und Geistliche anwesend. Deputationen ; von Damen und Landmädchen überreichten der Prinzessin Braut Blumen. Auf dem Bahnhofe war eine Ehrencompagnie aufgestellt, welche der Großherzog abschrilt. Unter lautem Hochrufen wnrde^die Weiterreise nach Kassel.fortgesetzt, wo größerer Einpfang stattfand und der fürstlichen Braut lebhafte Ovationen dargebracht wurden. Ueber Kreiensen, Magdeburg, unterwegs noch verschiedentlich begrüßt, ging dann die Reise des Extrazuges direct nach Charlottenburg, wo die Ankunft am späten Abend, gegen 9 Uhr, auf dem" geschmückten Bahn hofe erfolgte. Mit Ausnahme des Kaisers war die ganze kaiserliche Familie zugegen. Kaiserin Victoria schloß die Braut ihres Sohnes herzlich in ihre Arme, auch die Prinzen und Prinzessinnen begrüßten das neue Familienglied auf das herzlichste. Die erschienenen Civil- und Militärbehörden wurde» mit kurzen Ansprachen beehrt und sodann die Fahrt ins Charlottenburger Schloß angetreten. Am Wege hatten sich Vereine und Corporationen aufgestellt, welche ebenso, wie die Volksmenge, mit donnernden Hochrufen die Herrschaften begrüßten. Ergreifend war das Wiedersehen zwischen Kaiser Friedrich und seiner künftigen Schwiegertochter, die auch in San Remo so lange an seiner Seite geweilt. Der Vorstellung der im Schlosse versammelten Hof- und Staatswürdenträger folgte eine größere Tasel. Das Wetter war herrlich und hatte Tausende nach Charlottenburg hinausgelockt. Hoffentlich wird es heute, Donnerstag, am Hochzeitstage, nicht ander- sein, — Im Aufträge des Kaisers hatte sich beim Enipfange des bri tischen Thronfolgers, des Prinzen von Wales, in Berlin auch vr. Ma xell Mackenzie, welcher vorher in der britischen Botschaft dinirte, eiu- gefundcn, um dem Prinzen gleich nach dessen Ankunft über das Be finden Sr. Majestät Bericht zu erstatten, vr. Mackenzie begleitete den Thronfolger nach dem Botschaftspalais, wo er abstieg. — Der „Deutsche Reichsanzeiger" bringt folgende amtliche Mit theilung: Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Geheimen Medicinalrath Professor vr. Rudolf Virchow zu Berlin den Nöthen Adlervrden zweiter Classe mit dem Stern und Eichen laub zu verleihen. — Herr Virchow ist bekanntlich ebenfalls frei sinniger Reichstagsabgeordneter. Die Ordensverleihung ist erklärlich, da Virchow an der Behandlung des Kaisers in hervorragendem Maße theilgenvmmen hat. — Jetzt sind auch die ersten Zehnmarkstücke mit dem Bildniß des Kaisers Friedrich ausgegeben worden. Auch sind die Vorbereit ungen für die Prägung der silbernen Zweimarkstücke soweit gediehen, daß mit der Ausmünzung in den nächsten Wochen begonnen werden kann. — Kopenhagener Blätter bringen folgende interessante Mit theilung: Wenn nicht unüberwindliche Hindernisse sich entgegenstelle«, werden die Kronprinzen von Deutschland und Oesterreich diesen Sommer hervorquollen — furchtbare Gestalten — die Riesenarme nach ihm ausstrcckten und ihm Felsen auf die Brust wälzten! „Mathieu!" stöhnte er auf, und dann preßte er die Hände zusammenschauernd vor's Gesicht. Es war kein Fieberspuk, kein Wahn — aber wie hatte es kommen können — wie hatte es sein können — wie hatte es sein könne», daß es ihn so umspann und Alles auslöschte in seinem Hirn — Alles! Er sah das Zimmer des Mädchens — das Klavier — die zierlichen Möbel — Alles hellblau — überall Blumen. Und sie selber — berückend schön — mit Sirenenaugen, die ihm sagten: Du kamst vergebens — nie — nie wird Dein Kind von uns lassen. Deshalb kam er ja — so tief erniedrigte er sich, daß er zu ihr ging, vor ihr kniete und bettelte: gicb mein Kind frei, gieb meinen Mathieu frei! Und sie lachte ihm in's Gesicht und sagte: „Warum? Werde ich ihn nicht glücklich machen? Ist es nicht närrisch, das von mir zu verlangen?" Ihm blutete das Herz — er hätte sterben mögen vor Weh, und sie scherzte — lächelte und dann brach sie eine Blume, bvt sie ihm und sagte: „Papa — was haben Sie gegen mich? Seien Sie mir gut — ich werde Sie lieb haben und Ihnen eine gute Tochter sein — ich bin so glücklich, Papachen, seien Sie es mit mr — geben Sie mir einen Kuß!" Lächelnd bot sie ihm ihren Mund, und so tief und so wunderbar strahlte ihm der Zauber ihrer Augen in's Herz, daß es in ihm wild aufbrauste: „Hexe, — Du hast Gift in sein Hirn gesenkt — Du hast ihn verwirrt und berückt — aber Gift gegen Gift." Und da stieg der furchtbare Traum vor" ihm a»>, daß er sie tödten könnte, und er griff nach der Brust, wo er ein Menschenleben lang wie ein Heiligthum, wie ein Talisman jenes Fläschchen trug, das er einst erworben hatte, um sich und die Seinen von allein Leid zu erlösen. Und mit dem Gedächtniß an ene Zeit schwoll auch sein Zorn gegen das Weib, und eine Flulh böser Worte, finsterer Drohungen, abscheulicher Beleidigungen quoll über seine Lippen. Snzon folgte ihm erst, und der Uniiiuth über die erlittene Schmach brach in trotzigen, zurückweisendcn Worten los — dann aber verließ sie die Kraft — sie stürzte in das Schlaf zimmer und verschloß die Thür hinter sich. Er aber tobte fort, und erst als sein Blick auf die Kassette fiel, die er nur zu g«1 kannte, verstummte cr. Gift gegen Gift — Trotz gegen Trotz — ein Schritt und dann floß das Gisl in das Kästchen. Taumelnd, mit ge blendeten Augen, mit irrem Kopf stürzte cr die Treppe hinab 1 . .in toller FieberspiikWas für Schatten, die da ans dem Dunkel!fort in das Gewühl der Straßen. Aber eS trieb ihn -wieder zurück.
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