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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188607066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860706
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860706
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-06
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.07.1886
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ISS. — 6.3ahrMg. AbonnemrntSpreiS: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich Ko Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Voll. lEinnetrooen „n»->r Mr. öltstiii t JmL.u.4. Quartal erscheint für Abonnentm Sächsische« Eiseubahn-Fahrplanheft. Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten Zahresbnch (Weihuachtsbeigabe) d. Anzeigers. Verlag: Alexander Wiede, Buchvruckeret, khemnitz. SZchsischrr Lill-es-Aiseiser mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger", ««parteiische tägliche Zeitung für Sachse« »«b Lhüringe«. Dienstag, 6. 3uli 1888. JusertionSpreiS: Raum einer schmalen KorPuSzeile lk Pfg.z — Reklame (Ispaliige Petitzeile) 30 Pfg. — BeiWiederholun g großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnsertionSbelrag (in Briefmarken) beifügen (leoSilbenKorpuSschrist bilden ca. l Zeile). Annoncenannahme nur bis Vormittag. Inserate nehmen außer der Verlag»« Expedition die Annoncen - Bureaux a». Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Nr. L Telegramm-Adr.: Wiede'« Anzeiger, Chemnitz. Fernsprech st eile Nr. 136. KeiMter: ^Tägliches Unterhaltungsblatt" und hiimkPH illujlmter S°mtozrbl»!t ^Lustiges Bilderbuch". Die Kan-elsfp-r*- in «am--««. Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. lieber das Vermögen der Handelsgesellschast in Firma Gebrüder Enderlein in Chemnitz wird heute am 3. Juli 1386, Vormittags 11 Uhr, das ConcurS- versahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Justizrath von Stern in Chemnitz wird zum ConcurSverwalter ernannt. Concurssorderungen sind bis zum 14. August 1886 bei dem Gerichte anzumelden. ES wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in Z 120 der Concurs- ordnung bezeichucten Gegenstände auf den 23. Juli 1886, Vormittags 10 Uhr, und zur Prüfung der angemeldetcn Fordemngen aus den 7. September 1886, Vormittags 10 Uhr, vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur ConcurSmasse gehörige Sache in Besitz habe» oder zur ConcurSmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an die Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung aus- erlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concurs- Verwalter bis zum 4. August 1886 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Im Handelsregister für den Stadtbezirk de» unteqeichneten Amtsgerichts wurde heut« aus Folium 2905 die Firma Max L. Thcyson in Chemnitz (Hartmannstraße Nr- 39) uud als deren Inhaber der Baumeister Herr Max Louis Theyson daselbst eingetragen. Chemnitz, am 2. Juli 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2903 die am 1- Juli 1886 errichtete Firma Mariin und Fischer in Chemnitz (Poststraße Nr. 49) eingetragen und zugleich ver lautbart, daß die Kaufleute Herr Ernst Robert Martin und Herr Wilhelm Oscar Fischer daselbst, Besitzer einer Papierhandlung, Inhaber der Firma find. Chemnitz, am 2. Juli 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2904 die am 1. Juli 1886 errichtete Firma Cammann L Co. in Chemnitz (Ziegelstraße Nr. 16) eingetragen und zugleich verlautbart, daß der Kaufmann Herr Franz Paul Cammann und der Web- waarenfabrikant Herr August Heuberger daselbst Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 2. Juli 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2902 die am 1. Juli 1886 errichtete Firma Lohs» » Bergmann in Chemnitz (Moritzstraße Nr. IS) eingetragen und zugleich ver lautbart, daß die Kaufleute Herr Paul Richard Lohse und Herr Emil Otto- mar Bergmann daselbst, Besitzer eines Handschuh-Fabrikationsgeschäfls, In haber der Firma sind. Chemnitz, am 2. Juli 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2488 verlautbart, daß Herr Friedrich Christian Städtler aus der Handelsgesellschast unter der Firma Hahmann L Städtler in Chemnitz ausgeschieden ist, sowie daß der seitherige Mitinhaber Herr Carl Hermann Hahmann daselbst das Handelsgeschäft der aufgelösten Gesellschaft unter der Firma C. H. Hahmann fortführt. Chemnitz, am 2. Juli 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3S8 verlautbart, daß den Kaufleuten Herrn Rudolf Drechsel und Herrn Florian Schubert in Burkhordtsdors für die Firma Becher L Co. daselbst Prokura mit der Bestimmung übertragen worden ist, daß dieselben die Firma nur gemeinschaftlich zeichnen dürfen. Chemnitz, am 2. Juli 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 993 verlautbart, daß sich die Herr» Julius Klöden für die Firma Trübenbach L Reißig in Chemnitz ertheilte Prokura erledigt hat, sowie daß dem Kaufmann Herrn Victor Eduard Reißig für die genannte Firma Prokura übertragen worden ist. Chemnitz, am 2. Juli 1886. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Stach-ichte«. Vom 4. Juli. EmS. De« Kaiser «uteruahm gestern Nachmittag eine Ausfahrt »ud besuchte Abend» das Theater. Heute früh «achte Allerhöchstderselbe die Kurpromenade i« Begleitung deS GrvßherzvgS von Mecklenburg- Schwerin. Zum Diner find geladen der Großherzog und die Groß herzogin von Mecklenburg-Schwerin nebst Gefolge, sowie der Bot schafter in London, Gras Hatzfeldt. Rom. Latiano, eine kleine Gemeinde von 3000 Einwohner», ist von der Cholera schrecklich heimgesucht, seit einer Woche find dort täglich 80 bis 11b Fälle vorgekommen. Der Ackerbauminister und der General-Secretär des Innern reisen heute «ach Latiano ab, wohin die Regierung bereits 25 Arzte «nd 100 SauitätS-Soldaten entsendet hat. Triest. In Folg« der in Triest vorgekommeueu Cholera fälle wurde ein in Zara angekommener Triester Dampfer von der auf de» Riva versammelte« Volksmenge verhindert zu landen. Der Bezirkshauptwann, Organe der städtischen Behörde und Gendarmen erschienen alsbald anf dem Platze Vola uud beruhigten di« Volks menge. Nach der telegraphisch bei der Seebehörde tingeholten Be willigung wnrdeu die für Zara bestimmte» Passagiere und Frachten auf Barke« au'S Land gebracht. Der Dampfer verließ, ohne zu landen, nachmittags um 3 Uhr Zara. Am nächsten Tage erließ die Gemeindevertretung von Zara einen zur Ruhe, ermahnende» Aufruf an die Btvölkernug. in welcher dieser versichert w.ird, daß die sanitären Verhältnisse Triest'S befriedigend seien. — Au» Fiume werden drei neue Cholerafälle, einen Facchi», einen Schueider und einen Tischler betreffend, gemeldet. Erster« starb binnen 24 Stunden. Von de« Personen, deren Erkrankung gestern gemeldet wurde, ist eine gestorbe«. Die Untersuchung zweier unter verdächtigen Symptome» Verstorbener, uud zwar eines Lastträgers «ud eine» Honved-Soldaten, ergab astatische Cholera als Todesursache. Triest. Privatnachrichteu au» Fiume zufolg« wären dort gestern elf Cholerafälle vorgekommen. Brüssel. Der Graf von Pari», welcher Ende Juli in Ostend, elntrifft, begiebt sich zu längerem Kurgebrauch nach Karlsbad. Petersburg. Di« Nachricht von der Eruenuuug de» früheren Cousul» in Sofia, Cojander, zum diplomatische» Ageute» in Kairo wird osfieiell bestätigt. De» Consul Batnri« in Breslau wird «ach Nizza «ud der Cousul Patio» in Nizza «ach BreSlau versetzt. — In Moskau wurden einige Fäll« von Erkrankungen an akutem Ein- geweide-katarrh constatirt» darunter zwei mit tödtlichem AnSgange. Obgleich dir Krankheit keinen epidemische« Charakter hat, ordnete der Generalgouvernenr dennoch dir Errichtung einer bakteriologischen Station für die entsprechenden Untersuchungen an. Hs Chemnitz, den 5. Juli. Durch das bekannte energische Vorgehen der deutschen Kriegs schiffe „Bismarck" und „Olga" unter Admiral Knorr zu Weihnachten 1864 ist de» Bewohnern von Kamerun Wohl für immer oder doch geraume Zeit die Lust zu Ausschreitungen, Plünderungen und Brand stiftungen, wie sie damals vorgekommen waren, genommen worden. Die Furcht ist bei uncivilifirten Völkern da» Rezept Nummer 1, um sie zum Gehorsam zu bringen. Die Zerstörung von Joßstadt und Hickorystadt, die damals von den deutschen Schiffe« bombardirt wurden, hat aber nicht de« eigentlichen Character der Duallah-Neger, der Bewohner von Kamerun, ändern können, der ist heute «och so, wie vor jener gründlichen Strafexecution. Die Kamerun-Neger haben zwei Eigenschaften, die in großem Contrast mit einander stehen und die schon wiederholt die Quelle von allerlei Mißhellig keiten und Streitereien gewesen find. Sie find ebenso nach Geld oder Werthsachen begierig, wie faul. Diese kräftigen schwarzen Kerle zu einer entsprechenden Arbeit zu bringen, ist bisher unmöglich gewesen, bauen sie doch kaum so viele Feldfrüchte, wie sie bedürfen. Dagegen sind sie ausgefeimte Händler, die jeden Kniff genau kennen und die vor alle» Dingen das Wort „Verdienen" groß schreiben würden, wenn sie eben die Kunst der schwarzen Zeichen verstünden. Dabei kommt es unseren schwarzen Landsleuten gar nicht darauf an, gehörig bei den weißen Händlern zu pumpen. Als deutscher Gouverneur ist bekanntlich Herr von Sode» nach Kamerun gesandt worden ES mag gerade keine leichte Aufgabe für ihn sein, zwischen den widerstreitenden Interessen von Schwarzen und Weißen zu vermitteln, und so ist es denn nicht wunderbar, wen« es jetzt zu einem Handelsstreit zwischen Negern und Europäern gekommen ist, bei dem auch der Schuldentilgungspunkt seine bedeutsame Rolle gespielt haben mag. Die weißen Kaufleute finden zu hoch, was die Schwarzen für ihre Landesprodukte fordern, und lehnen die Zahlung der beanspruchten Preise ab. Die Neger rächen sich, indem sie nun gar nichts mehr an die Weißen verkaufen; es ist eine totale Handelssperre somit in Neu-Dentschland eingetreten. Gouverneur von Soden hat schwerlich eingreifen können, es wird tüchtigen Zank gegeben haben, und dabei wird wenig auf versöhnliche Worte geachtet. Einige Monate, vielleicht auch ein halbe» Jahr, wird wohl darüber hingehen, bis sich der Ausgleich vollzieht, aber schließlich find die Neger doch auf die Europäer angewiesen und können ohne dieselben nichts machen. Wären sie fleißige, tüchtige Menschen, so stünde die Sache noch anders, aber bei ihrer notorischen Trägheit ist cs zweifellos, baß sie sich schließlich zur Nachgiebigkeit bequemen müssen. Beiden Theilen geht nur der Verdienst verloren, der ihnen in der Zeit des Handelstreikes erwachsen sein würde. Die Handelssperre an und für sich ist somit nicht groß bedenklich, aber sie lenkt wieder die Aufmerksamkeit auf die Scheu der Neger vor jeder tüchtigen Handarbeit. Bei dem Verkauf der Palmen- Producte, bekanntlich die Hauptartikel von Kamerun, muß rationelle Cultur der Palme» Voraussetzung sein, wenn er von Dauer sein soll. Dazu sind aber die Schwarzen meist zu faul und sie treiben einen Raubbau, dessen Ertrag natürlich allmälig Nachlassen muß. Von allen Reisenden, welche Kamerun besucht haben, ist darauf hingewiesen, daß zum Gedeihen der Colonie wirkliche Handarbeit der Eingeborene« ganz unvermeidlich ist, und daß deshalb die be denklichste Erscheinung die Trägheit der Schwarzen ist. Anhalten der Neger zur Arbeit wird für nöthig erklärt. Wie jetzt aus der Handelssperre ersichtlich, ist die Erreichung dieses Zieles aber nicht so leicht, die Eingeborenen pochen anf ihre alte Handelspraxis und denken nicht so bald daran, die Arme zu regen. Könnte der Ver lauf der Handelssperre die Wirkung ausüben, die Neger zur Arbeit zu zwingen, so wäre das ein großes Glück, aber eS ist leider kaum zu hoffen, daß ein solcher Zwischenfall de» Sinn der Duallah's ändern wird. Auf die Arbeitsfrage hat der deutsche Gouverneur sein Hauptaugenmerk zu richten, und es wäre wünschenSwerth, wenn hier über bald einmal ei« ausführlicher Bericht bekannt gegeben würde, der klarstellte, wie die Dinge liegen. Ueberhanpt köunten wir eigentlich doch erwarten, daß die Nachrichten wenigstens über di« Kolonien» die unter direkter Verwaltung deS Reiches stehen, präeiS eingehen. Dann würde es nicht wieder Vorkommen, daß, wie es eben erst geschehen, entstellte englische Nachrichten fast acht Tage früher bekannt werden, wie die authentischen deutschen Mittheilungen. Politische Rundschau. Chemnitz, de« S. Juli. Deutsches Reich. Der deutsche Protestanten»»««!» erläßt einen Aufruf, in welchem sich derselbe gegr« Rom uud die preußisch, Kirchenpolitik einerseits und gegen die hochorthokoxe Richtung der evangelischen Kirche audererseit» wendet. E» heißt in de« Schriftstück: Wir sehen i» dem Zurück« eiche« des Staate» vor den ungemeffenen Machtansprüche« der römischen Kirche «ine große Gefahr für de« Frieden und die Zukunft unseres Volke». Bisher hat der Staat mit mächtigem Arm dem Vordringen deS alten Erbfeindes deutscher Frei- heit und Macht Einhalt geboten: jetzt hat der Staat mit demselben seinen Friede« geschloffen. Wa» bedeutet dieser Friede? Wir achten «nd ehren den persönlichen Glaube« unserer katholischen Mitbürger, aber «inen Papst, welcher die Reformation für eine Pest der Mensch heit und für die Mutier aller Revolutionen erklärt, können wir nicht als eiuen FriedeuSfürsteu ehre« uud der römische« Politik können wir auch nicht Vertraue« schenke«. Schon jetzt enthüllt sich der Kern und die Bedeutuug dieses Friedens. Papst und Kaiser im Bunde werde» als die beiden zusammengehörige« göttlichen Institutionen des deutsche« Reiche» laut verkündigt »ud gemeinsam gefeiert, der Papst wird als Schiedsrichter über Fürsten «nd Völker angerufeu. Befürchtet wird weiter in dem Aufruf ein schärferer Conflict zwischen den beide» Kirchen und die Rückkehr der Jesuiten nach Deutschland „Der Verein hält e» für seine Pflicht, darauf aufmerksam zu machen, damit der protestantische Geist erwache «ud wir rechtzeitig daran denken, nur selbst zu schützen, nachdem der Staat sei« schützende Haud znrückge- zogen". Der orthodoxen Richtung wird in scharfen Worten borge- worfeu, sie erstrebe keine größere Freiheit der evangelische» Kirche, sondern die Knechtung «nd Unselbständigkeit der Gemeinde» uud Schulen, und die Beschränkung der Lehrfreiheit ans de» Universitäten. — Ein Spandauer Blatt bringt die auffällige und wohl stark der Bestätigung bedürfend« Nachricht, daß am letzten Mitt woch infolge einer vo« Berlin eiugetroffeueu Ordre Abtheiluugen de» 4. Garde-Regiment» uud deS Elisabeth-Regiment» in Spandau in den Kaserne» eonfignirt gewesen seien. Di« Soldaten erhielten scharfe Patronen uud mußte» sich bereit halten, auSzurückeu. Der Befehl zum AuSmarsch ist aber nicht ertheilt worden. Wie verlautet, wurden Unruhe» aus Anlaß der Berliner AuSweisunge« befürchtet. — Die lippische Erbfolge hat de» BuudeSrath dieser Tage beschäftigt. Di« fürstliche Linie zu Detmold zählt zur Zeit nur noch zwei mäuuliche Mitglieder, de« regiereudeu Fürste» und «inen unheilbar kranken uud daher regieruugSuufähigen Prinzen. Als erbberechtigt gelten die Angehörigen der beiden sogenannten „rrbherrlich lippische« Linien", deren Mitglieder den Grasentitel führe», doch wird ihr Recht angeblich vo» Schaumburg-Lippe bestritten, weil sie aus Ehe« stammen, die nicht als ebeubürtig anzuseheu sei«; in Lippe-Detmold selbst besitzen die Grafen keine große« Sympathie«, «a» ist dort offenbar des lleiustaatlicheu Stilllebens satt und möchte am liebste« in irgend «in näher«» Berhältniß zu Preußen treten. De« Fürst scheint keine Neigung zu haben, durch «in mit de» maß gebenden Faktoren, in erster Liuie also mit de« Landtage zu vereiu- bareude» Gesetz die Erbfolge zu regeln und die Zukunft des Laude» siche, zu stelle« und der Chef der älteren gräflichen Linie trägt da» von seinem Standpunkt« ans gewiß berechtigte Verlangen, sein« Au- spräche vor dem Au»sterben der fürstlichen Familie anerkannt zu sehen. Er hatte sich daher an den BuudeSrath gewandt, doch kann ihm dieser «icht helfen, da er nur eiuschreiten kau», wenn zwischen Fürst «ud Landtag Differenzen ««»brechen sollten uud seiue Ent scheidung angerust» würde oder weuu der Tod de» Fürste» «in« Regelung «othwendig macht. — Unser heutiger Leitartikel war bereit» gesetzt, als un» zur Sache «och folgende beachten-werthe Erklärung de» bekannten Ham- burger Handelshauses Jantzeu L Thormähle« zugiug, nach der wir unfern Artikel zu ergänzen bitte«: E» ist wahr, daß von Seite« der Eingeborenen i« Kamerun ein« Handelssperre proelamirt ist, weil ihue« die von de» weiße« Händlern für ihre Laudesproducte gebotenen Preise zu niedrig erschienen; alles Andere aber ist übertrieben «ud am wenigsten anzunehmen, daß die Maßnahmen der Eingeborenen gegen di« in Kamerun eingesetzte deutsche Regierung gerichtet seien. Bon einer Beschwerde der Engländer bei ihrem Viceeousul kann keine Rede sein, den« eS giebt in Kamerun zur Zeit gar keinen englischen Biercousul. Wen» die weißen Händler in Kamerun übrigen» Ursache haben sollten, sich über das Betragen der Eingeborenen ihnen gegen über zu beklagen, so habe« fir sich dieses in erster Reihe selbst zuzu- schreiben, da sie eiue anf den Handel uud die Abtragung der Schulde« bezügliche Verordnung des deutsche« Gouverneur», welche dieser in Uebereiustimmung mit einem Abkommen zwischen den Weißen und den Eingeborene» auf deren gemeinsamen Wunsch erlassen hatte, durch eine spätere einseitige neue Verabredung lahm legten «nd dadurch den Eingeborenen Grund zur Unzufriedenheit gaben. Bei der den dortigen Verhältnissen durchaus gewachsene«, bei de« Eingeborenen beliebten Persönlichkeit deS deutschen Gouverneur» ist indessen zu erwarten, daß in nicht langer Zeit wieder ein bessere» Berhältniß zwischen den weißen und schwarzen Händlern kn Kamerun hergestellt sein wird. — Der auS Berlin auSgewieseue ReichstagSabgeordnete Singer ist Sonnabend Mittag mit der Lehrter Bahn nach Bad Oeynhanse« zu seiner Schwester gereist. Da die Abreise geheim gehalten war, waren uur einige hundert Sorialdemokraten zur Stelle, dir zum Ab schiede Hochrufe auf Singer auSbrachten. Auch in den Stadtbahn- zügeu hatten zahlreiche Arbeiter Platz genommen, die Singer beim Vorbeifahren begrüßten. — Die in de« Jhriug-Mahlow'schen Proeeß verurtheilte« Soeialdemokrate« Lhristeuseu und Berndt find ebenfalls auS Berlin auSgewiesen. Oesterreich-Ungar«. Wegen der Krawalle in Laibach wurden 22 Personen zn je 14, 6 Personen zu je 8 «nd 6 Personen zu je 1 Tag Arrest verurtheilt. Außerdem wurdeu im DiSciPlinarwrgi bestraft: 7 Gymnasialschüler mit Karzer, 51 Gymnasiasten mit Rüge», 8 mit Berwei». — Wahrscheinlich wird Kaiser Franz Joseph mit dem Minister Grafen Kaluoky nach Wlldbad Gastrin gehen. England. Die vorliegenden Wahlresultate lassen noch immer keinen definitiven Schluß zu, da fast alle Landbezirke, wo Gladstone di« «eisten Anhänger hat, noch anssteheo. Bis jetzt find 148 Cou- servative, 26 liberale Gegner Gladsione'S (Unionisteu), 17 Irländer, b4 Gladstoneaner gewählt. Die Conservative« haben 16 Sitze» di« Gladstoneaner 9 Sitze, di« Unionisteu 1 Sitz gewonnen. Wie Gladstone find auch alle hervorragenden Parteiführer wiedergewählt worden. Rußland. Die Bedrückungen der lutherischen Kirche in den russischen Ostseeprovinzru dauern ununterbrochen fort. Es find jetzt wieder dringende Vorstellungen dagegen erhoben worden. — Sine Deputation russischer Großindustrieller auS de« Lodz« Jndnstriebezirk ist in Petersburg eingetroffen, um über di« Kooknrreuz der deutschen Fabriken de» Bezirks Beschwerde zn führe« nud ein« amtliche Unter suchung zu verlange«. Orient. Ein Telegramm auS Konstantiuopel meldet: Die Pforte hat in Sofia wegen gewisser Stellen in der Thronrede und der Adresse der Nationalversammlung, welch« mit der zwischen der Türkei und Bulgarien abgeschlossenen Konvention nicht im Linklaug standen, um Aufklärung ersucht. — Die serbische Regierung hat zur Bewältigung des RäuberuuweseuS in den westlichen Laudestheileu ein Radikalmittel ergriffe». Minister Garaschanin hat nämlich ange ordnet, daß die Familie« der Räuber und deren Blutsverwandten au» dem Kreise Csacsak nach dem Kreise Pirot, an die bulgarische Grenze versetzt werden. Der erste Transport von 40 Familien be findet sich scho» auf der Reise nach Pirot. Amerika. Das englische Kriegsschiff „Terror" hat abermal» zwei amerikanische Fischersahrzeuge an der Küste von Neuschottland wegen unberechtigte« FischenS mit Beschlag belegt. Sächsisches. — Dresden, 4. Juli. Da» heftige Gewitter, welche» in den heutige» Morgenstunden über unserer Stabt uiederging, dürft« glück- licherweise in Dresden keinen Schaden angerichtet haben, wenigsten» war der städtischen Feuerwehr kein Fall eine» Blitzschlages bekannt. Dagegen geht uns von privater Seite die Mittheilnng zu, daß der
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