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Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880717
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880717
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-17
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.07.1888
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Nr. 164. — 8. Jalirgank. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum der solgende» Tnqesf znr Versendung gelangende „Sächitichc Lnndcs-Anzetger" mit täglich einem besonderen Unter» Haltungsblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustige» Bilderbuch kostet bei de» Ausgabe stellen mvnatlichMPsg., bei de»Post-Anst. 15 Pf. (1888er Ztgs.-Preisliste Nr. 5035.) ^ür Abomienten erscheint je einmal im Jahr: KinteZ-Eisenbahnfshrpüinbef/ für Sachsen. Jllustr. Kalender des Sächsische» Landboten. Jllusttirte-Jahresbuchde-Lander-Aiizeigcr-. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei - Sächsischer Mdes-Aiiskigel mit „Chemnitzer Sta-t-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 5. Jllnsirirtes Unterbaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. Dienstag, 17. Juli 1888. »«zrigsnoreirdrs „Stichs. 8andes.«n,eiaer«"r Raum ein« schmalen Corpuszeile IsPfa. Levonugte Stelle (Ispalt. Petitzeile) SO Pf. BeiWi ederholnng großer Annonce» Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarke») beifügen (je 8 Silben Torvusschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahme nur bis Vormittag. Verlag: Alexander Wiede, Vnchdrnckcrei. Cheinnttz. Iheaterstratze 5 (Fernsprcchstelle Nr. ISS). Trlegr.»Adr.: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Amtsgerichtliclie Bekanntmachungen. Ueber das nachgelasseneVcrinüge» des verstorbenen Korbniachers Hermann Friedrich Mauersbcrger weil, in Burkhardtsdorf wird Heuteam t4.J„li l888 Vormittags 10 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Bauer in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungeu sind bis zum N. August 1888 bei dem Gerichte anzumclden. Es wird znr Beschluß fassung über die Wahl eines andere» Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretcnden Falles über die in 8 120 der Kviikurs- ordnung bezeichnet!:» Gegenstände auf den 1. August 1888 Vormittags 10 Uhr und znr Prüfung der angemcldctc» Forderungen aus den 24. August 1888 Nachmittags 4 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder znr Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegebe», nichts an den Gemein schuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 15. Angust 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. In dem Konkursverfahren über das Vermögen Christianen Friedericke» verehel. Klein in Chemnitz, Inhaberin der-unter der Firma C. F. Klein in Altchcmnitz betriebenen Dampskcsselschmiederei, ist zur Abnahme der Schluß rechnung des Verwalters, znr Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß- verzcichniß der bei der Verthcilung zu berücksichtigenden Forderungen nnd zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwcrthbaren Vermögens- stücke der Schlußtermin sanf den 10. August 1t! 8, Vormittags 10 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hicrselbst bestimmt. Chemnitz, am 18. Juli 1888. . Königliches Amtsgericht. Das inr Grundbuche ans den Namen Emil Hugo Muster eingetragene Grundstück, Wohn- und Stallgebände, sowie Baustelle, Nr. 197a des Flur buchs, Nr. 18 des Brandkatasters, Folium 193 des Grundbuchs für Alt chemnitz, geschätzt aus 5V00 Mk., soll im hiesige» Amtsgericht zwangsweise versteigert werden und ist der 16. Angust 1888 Vormittags lO Uhr als Aiuneldetcrmin, ferner der 1. September 1883 Vormittags 10 Uhr als Vcr- steigerungstermiu, sowie der 10. September 1888 Vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Tie Real- berechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiedcrkehrendcn Leistungen, sowie Kostenfordcrunge», spätestens im Auinelde- termine anzumclden. Eine Ucbcrsicht der auf dem Grundstücke lastende» Ansprüche und ihres Rangvcrhältnisscs kann »ach dem Anmeldctenninc in der Gerichtsschreiberci des Unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Chemnitz, am 10. Juli 1888. Königliches Amtsgericht. Im Genossenschaslsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amts gerichts ist heute auf Folium 60 der in Chemnitz bestehende Turnverein zu Chemnitz als „juristische Person" eingetragen worden. Chemnitz, am 12. Juli 1888. Königliches Amtsgericht- Das Konkursverfahren über das nachgelassene Vermögen des Schriftsetzers Ernst Löffler, weil, in Chemnitz, wird nach erfolgter Abhaltung des Schluß termins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den II. Juli 1888. König!. Amtsgericht. Limbach. Donnerstag, den 19. d. M, Nachmittags 1 Uhr sollen im Eichler'schcn Gasthose in Wittgensdors bez. am Orte der Pfändung ein vollständiges Bett, 2 Tische, 1 Kleiderschrank, 1 Stockwage», 10 Stück Milch- zsche und eine größere Parthie Bundstroh gegen Baarzahlung versteigert werden. Telegraphische Nachrichten. Vom 15. Juli. Petersburg. Das serbische Königsdrama besprechend, meinen die hiesigen Blätter, daß die unbedachte Handlungsweise der Königin Natalie zwar bedauerlich sei, daß ihr jedoch die vollste Shmpathie des russischen Volkes bewahrt bleibe. Die Staaten mit orthodoxer griechisch-katholischer Bevölkerung würden in ihr ungeachtet der Ehe scheidung stets die „Königin" sehen. — Dem französischen Minister präsidenten Floquet wird merkwürdigerweise vorgeworfen, daß er durch das Duell die Popularität Bonlangcrs vergrößert habe, worüber man sich hier vielfach mißgestimmt zeigt. Wien. Auf der Reise von Wiesbaden nach Wie» sandte, wie das „N.W.Tgbl." mittheilt, die Königin Natalie folgende Depesche an Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck verboten. So entschloß er sich denn, zu seiner früheren praktischen Lauf bahn znrückzukehren, aber sein jetziger Aufenthaltsort bot ihm kein Feld für feine kaufmännischen Fähigkeiten, das sah er deutlich ein. Er mußte Swinemünde verlasse», und zwar je eher, je lieber. Mit einem bitteren Lächeln überzählte er die geringe Baarschaft, die ihm nach Berichtigung der ziemlich hoch angclaufenen Wirths- rechnung verblieb. Dann dachte er einen Augenblick nach. Eine möglichst verkehrsreiche Handelsstadt wollte er zu seinem Dvmicil er wählen und, da es einmal nicht anders sein konnte, den Versuch machen, sich von der Pike an herauf zu arbeiten. An Hamburg dachte er zunächst. Die mächtige Hansastadt mit ihrem regen geschäftlichen Verkehr und den überseeischen Handelsver bindungen, die Vermittlerin der beiden bedeutendsten Welttheile zog ihn vor Allen an. Aber die Entfernung war zu groß, und er kannte dort Nie mand, wozu noch kam, daß das Leben in jener Stadt ein mit be deutenden Kosten verknüpftes, für einen Fremden überdies geradezu unerträgliches ist. Näher lag ihm das Städtchen K . . ., wo er sich eines Schul freundes erinnerte, der vor einigen Jahren dort ein Speditions- Geschäft begründet hatte. Auf ihn setzte er seine ganze Hoffnung. Schwerdtmann — dies war der Name des Freundes — hatte sich stets als ein lebhafter, gutherziger und unternehmender junger Mann gezeigt. Gewiß wußte er Mittel und Wege, um dem einstigen Lugendgespielen eine neue Laufbahn zu eröffnen, und daß er dies bestimmt thun würde, davon glaubte Werner fest überzeugt zu sei». So verkaufte er denn zunächst Alles, was er an Kleidungsstücken, Wäsche und Schmucksachen überflüssig zu haben vermeinte. Seine Geige wollte er für alle Fälle mit sich nehmen. Nur mit einem zweiten grauen Anzuge und einem kleinen Wäschevorrath versehen, wanderte er, fein leichtes Nänzel über der Schulter, den Violinkasten in der Hand, nach dem Hafen und löste ein Billet zur Ueberfahrt mit dem nächsten in die Ostsee hinaussteuernden Dampsboote. Theilnahmlos für das rege Leben an Bord, suchte er sich ein Plätzchen aus, wo er ungestört seinen Träumereien nachhängen tonnte. den Minister Christitsch (S. Rundschau.) nach Belgrad: „Donnerstag Abend wurde ich von dem Polizeipräsidenten von Wiesbaden ver ständigt, daß mein Sohn vom deutschen Territorium ausgewiesen worden ist und daß er um 10 Uhr des folgenden Tages dem General Protitsch übergebe» werden müsse. Ferner erklärte mir der Polizei präsident, daß ich als Urheberin der Störung der guten Beziehungen zwischen Serbien und Deutschland gleichfalls ausgewicscn sei, aber erst sechs Stunden nach meinem Sohne abreisen dürfe, damit ich denselben nicht mehr erreichen könne. Während fünfzehn Stunden war mein Haus durch Polizei cernirt und wir alle waren arretirt. Dies alles geschah auf Ihr Verlangen. Ich verlange nun, daß man mir sage, welchen Verbrechens ich schuldig bin. Ich habe nicht das Licht zu scheuen, weder bezüglich meines politischen noch meines privaten Lebens. Natalie." Die Königin bleibt einige Tage in Wien. Wien, den 16. Juli, Vormittags. Da gestern der Königin von Serbien hier dargebrachte Ovationen polizeiliches Einschreiten erforderten, wurde dieselbe ersucht, heute abzurcisen. Politische Rimdschair. Chemnitz, den 16. Juli. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm II. hat am Sonnabend von Kiel ans, wo ein großartiger Empfang seitens der Bürgerschaft stattfand, seine vielbesprochene Reise nach Petersburg zum Besuch des Zaren angetreten. Die Bedeutung der Fahrt ist zweifellos. Werden auch nicht vielleicht sofort umfangreiche politische Abmachungen ge troffen, so ist der Besuch doch als eine wichtige That im Interesse des deutschen Vaterlandes anznschen, da sie bezweckt, ein persönliches Verhältniß des deutschen Kaisers zum russischen Zaren zu schaffen, welches bei anftretenden Schwierigkeiten die Vermittelung leicht und natürlich machen würde. Darin liegt das große Gewicht, welches die Kaiscrreise für die Sicherung des europäischen Friedens besitzt. Deutschland weiß seinem Kaiser Dank für die ans freiester Entschließ nng stammende Petersburger Reise und die ganze Welt, soweit sie den Frieden liebt, wird sich diesen Empfindungen gern anschließen und wünschen, daß die Reise gut und glücklich verlaufe. — Der Kaiser wird von seiner Seereise in den ersten Tagen des August wieder in Berlin resp. Potsdam eintrefsen. Auf der Rückreise von Petersburg werden auch, wie nunmehr feststeht, kurz Stockholm und Kopenhagen besucht. — Die Ausdehnüng der Kaiserreise aus die Höfe von Stockholm und Kopenhagen fügt der Ostseefahrt Kaiser Wilhelms einen neuen Zug bei. Mit dem Hofe von Stockholm verbinden den Berliner Hof nahe verwandtschaftliche Bande und die Beziehungen der beiden Staaten lassen seit Langem nichts zu wünschen übrig. Anders ver hält es sich mit Kopenhagen, in dessen Bevölkerung der alte bittere Streit mit dem südlichen Nachbar noch nachklang, während man von Berlin aus nicht ohne Mißtrauen auf den dänischen Hof zu sehen pflegte, der durch seine großen Familienverbindnngen eine ausnahms weise Stellung einnimmt. Der bevorstehende Besuch Kaiser Wilhelms am dänischen Hofe zeigt, daß die Dynastien der beiden Länder ge willt sind, in guten und srenndnachbarlichen Beziehungen zu lebe». Die Sympathien der deutschen Nation für den skandinavischen Norden haben sich selbst auf dem Höhepunkt der politischen Streitigkeiten niemals verleugnet; mit um so größerer Befriedigung wird man es in Deutschland begrüßen, wenn eine fortschreitende Annäherung der durch so viel Gemeinsames verbundenen drei germanischen Ostseeländer sich vollzieht. — Welche tollen Nachrichten immer noch aus Potsdam ver breitet werden, zeigt eine Mittheilung der Londoner „Pall Mall Gazette", welche darin gipfelt, die Kaiserin-Mutter werde in Fried- richskron zwar nicht dem Namen, wohl aber der That nach gefangen gehalten. Zur Begründung dieser merkwürdigen Mär wird auf die Wohl versuchte einer oder der andere von den Passagieren, ein Gespräch mit ihm anznknüpfen, wie das bei einer Seereise, die in ihrer Art wenig Abwechslung bietet, eben nichts Ungewöhnliches ist. Der Gefragte gab jedoch entweder gar keine oder nur höchst einsilbige Antworten, sodaß man bald jeden Versuch aufgab, den Menschenfeind zum Sprechen zu bringen, der so finster nnd miß- muthig in die Wellen starrte, als hätten sie ihm sein heiligstes Gut auf ihrem schäumenden Rücken hinweggeführt. So rasch das Dampfboot seinem Bestimmungsorte entgcgeneilte, kam die Fahrt Werner doch lang genug vor, und als cs endlich kurz vor Sonnenuntergang in den Hafen einlief, hatte seine Mißstimmung einen solchen Grad erreicht, daß er keinen Blick hatte für die mannig fachen Schönheiten seiner Umgebung. Weder der sich in weiter Ausdehnung hinziehcnde Wald von Masten und Wimpeln, noch das in der Ferne anmuthig hervor tretende Hänscrpanorama der hübschen kleinen Stadt, noch die in den bunten Farben des Herbstes Prangenden Gärten vermochten seine Aufmerksamkeit zu fesseln. Nur von dem glühenden Verlangen ge trieben, seine Zukunft sobald als möglich festgestellt zu sehe», sprang er eilig an's Land und schlug den Weg nach der Stadt ein. Die Landstraße führte zwischen eingehegten Gärten hin, und hier und dort tauchte im Hintergründe dieser Gärten ein zweistöckiges Haus mit der Inschrift „Fremdcnlogis" oder „Gasthos" auf. Ei» Fußsteig zur Linken, welcher durch eine Art Wegweiser bezeichnet wurde, ließ ihn Plötzlich überlegend stille stehen. Er warf einen Blick auf den weißgestrichenen Arm der hölzernen Stange: „Schänke zum straffen Segel" las er aus den dicken lateinischen Buchstaben. „Es wird besser sein," murmelte er, auf das Haus zuschreitend, „wenn ich dort meinen Violinkasten u. s. w. absetze und zuvor ein wenig Toilette mache Es ist nur eine Schänke, das Logis kann nicht allzu theuer sein. He, guter Freund!" Diese Anrede galt einem starkknochigen, wettergebräunten Manne in Hemdärmeln, der, aus dem Hause tretend» den Weg nach einem Stallgebäude einschlug. Als er des Fremden ansichtig wurde, blieb er stehen und schien ruhig das Weitere zu erwarten. „Kann ich ein Zimmer für die Nacht bekommen?" fragte Werner. „Der Wirth ist augenblicklich nicht hier," lautete die Antwort. „Ich bin nur Knecht bei ihm — aber kommen Sie nur mit mir!" am Todestag Kaiser Friedrichs erfolgte auffällige militärische Ab sperrung von Schloß Friedrichskron zurückgegriffen, welche angeblich dazu gedient habe, jedes Schriftstück mit Beschlag zu belege», das in der letzten Zeit aus den Händen des Monarchen gekommen sei. Nicht ein Stück Papier, welches des hochseligcn Herrn Schriftzüge getragen, sei den Besitzern gelassen worden; selbst die Koffer Dr. Hovell'S seien angehalten und zur Durchsuchung nach dem Reichskanzleramt znrückgcsendet worden. — Amtlich wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Gemahlin Kaiser Wilhelms II. den Namen Augusta Victoria (nicht umgekehrt) führt. Haupt- und Rufname ist Victoria. — Wie gerüchtweise verlautet, wird der Gesetzentwurf betr. die Alters- und Invalidenversicherung der Arbeiter im Herbste noch dem, preußischen Volkswirthschaftsrath znr Begutachtung vorgelegt werden. Oesterreich-Ungarn. Aus Pest wird gemeldet: Im Gödöllöer Schlosse werden bereits große Vorbereitungen für den Besuch des Kaisers Wilhelm im September getroffen. Es soll ein Jagdausflug von Wien dahin unternommen werden, weshalb dem Wildstand be sondere Sorgfalt zugewendet wird. Frankreich. „Unkraut verdirbt nicht", kann man bei Boulanger sagen. Wider Erwarten hat sich sein Befinden derart gebessert, daß er ein Wahlmanifest an die Wähler von Ardeche richten konnte, in welchem er seine in der Kammer verunglückten Anträge bis in den Himmel erhebt. Er hofft im Wahlkreise erscheinen zu können. Letzteres ist aber doch fraglich. — Am Sonnabend fand nun das Nationalfest zur Erinnerung an den Bastillcstnrm statt. Vormittags zogen zahlreiche Gesellschaften vor der Straßbnrg-Statue auf dem Concordion-Platz vorüber und legten Kränze nieder. Die Patrioten liga, an deren Spitze sich Döroulsde und die boulangistischen Abge ordneten Lagucrre, Laisant und Susini befanden, traf um 10 Uhr daselbst ein; vereinzelte Hochrufe auf Bonlanger wurden aus der hcrumstehenden Menge mit dem Rufe: „Es lebe Frankreich, es lebe die Republik!" beantwortet. Die Demonstranten gingen dann zu den Denkmälern der Jungfrau von Orleans und von Gambetta und' legten dort Kränze nieder. Dervulöde hielt eine aufreizende An sprache, welche mit den Worten schloß: „Für die Republik, für Elsaß-Lothringen! Es lebe Boulanger!" Nachmittags um 3 Uhr war in Longchamps die übliche große Parade vor dem Präsidenten und den Ministern. Als Carnot und Floquet erschienen, wurden sie mit den Rufen: „Es lebe Carnot, es lebe Floquet, es lebe die Republik!" begrüßt. Zeitweise schrieen die Boulangistcn „Es lebe Boulanger!", worauf prompt die Antwort kam „Nieder mit Boulanger!" Sowohl bei der Anfahrt des Präsidenten, wie bei der Abfahrt war der Lärm' recht heftig, nnd es mußten zahlreiche Verhaftungen vorgenommen werden. Die Parade wurde von General Saussier kommandirt. Lebhaften Beifall fanden besonders zwei allerdings recht stattliche Landwehr- Regimenter. Am Abend hatten die Bvulangisten ein Diner, auf welchem sie ihren General nach Kräften verherrlichten. In den Straßen gab es verschiedentlich Krawalle mit den Boulangistcn, aber die Polizei trieb die Excedenten leicht auseinander. — DasMonstre- Bankett der Maires ans dem Marsfelde ist gut und ohne Störung verlaufen. Die große Halle war hübsch dekorirt, die Bedienung schnell und gut, alle Störungen fehlten. Präsident Carnot hielt eine Rede zum Preise des Friedens, der friedlichen Arbeit und der Republik, ermahnte alle Republikaner zur Eintracht nnd versicherte, die republikanischen Einrichtungen würden von der Regierung unent wegt festgehalten werden. Man möge sich nur nicht durch trügerische und lärmende Agitationen verführen lassen. In der Nacht zum Sonntag kam es noch zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen Boulangisten und Studenten. Mehrere Personen sind verwundet. Rußland. Vor Reval ankert ein Geschwader von neun Kriegsschiffen mit dem Großfürsten Alexandrowitsch zur Begrüßung des deutschen Kaisers. Der feierliche Empfang wird auf der See statt finden, worauf Kaiser Wilhelm die russische Jacht „Derschama" be- - Er führte den Gast eine Treppe hinauf und erschloß eines der Zimmer, in welches er Werner eintreten ließ. Dieser beeilte sich, seine Effekten abznsctzen und dann seinen Anzug zu ordnen, worauf er den Weg nach der Stadt einschlug. Vor dem Thore hielten mehrere Droschken. Er bestieg eine der selben und nannte dem Kutscher den Namen seines Freundes, worauf, der Wagen sogleich durch die belebtesten Straße» der Stadt rollte und nach wenigen Minuten auf dem Marktplatze vor einem großen, ansehnlichen Gebäude von drei Stockwerken nnd acht Fenstern Front hielt. Zwei auf prächtigen, gußeisernen Ständern befindliche Laternen gossen ei» blendendes Licht auf den Vorplatz und beleuchteten hell die mit großen vergoldeten Buchstaben über dem Portal angegebene Firma „Schwerdtmann und Co." In cigcnthümlich gedrückter Stimmung betrat er den fast tages hell erleuchteten Hansflnr. Der großartige Aufschwung, den nach. Allem, was er sah, das Geschäft des Jugendfreundes genommen haben mußte, flößte ihm Bcsorgniß ein, ob Schwerdtmann ihm wohl auch mit der frühere» Freundschaft entgegcnkoinmen werde. Die Wände des Flurs zeigten sich mit meisterhaft ausgcführtcn Fresco- Malereien geziert. Figuren aus Marmor mit Gaslcnchtern in der Hand paradirten auf zierlich geschnörkclten, zum Theil vergoldeten Postamenten. Kein Stäubchen lag auf dem feinen Mosaik-Fußboden, und die mit Decken belegten Marmorstufe» der in die oberen Räume führenden Treppe verriethen deutlich, daß hier nur der Eingang für geladene Gäste, gleichgestellte Freunde nnd Bekannte des Hausbesitzers sein sollte, während alle in Geschäftsangelegenheilen kommenden Be sucher sich durch den seitwärts belcgencn Thorwcg nach dem Hofe zu verfügen hatten. Er verweilte jedoch nicht bei diesen Betrachtungen, da es ihn drängte, den einstigen Freund sobald als möglich wieder zu sehen und von ihm Ausschluß über die glücklichen Umstände zu erhalte», welche sein rasches Emporkommen begünstigt hatte». Rasch die nur angelehnte buntfarbige Glasthiir anfreißend, trat er in den geräumigen Hof, auf welchem ein reges, geschäftiges Leben und Treiben herrschte. Eine Menge Fracht- und Rollwagen machten sich bemerkbar, umgeben von Arbeitern und Fuhrleuten, welche eifrig die schwersten Kisten, Koffer und Ballen hinauf- und herabschroteten, ohne auf ihn, den Fremden, zu achten. Zu den Parterrcräumlichkeiten eines noch ziemlich neuen Seiten gebäudes führten einige Granitstufen. Die darüber befindliche Glas- Dev heutigen Rümmer des TSchfifchen Landes-Anzeigers liegt Sei das Beiblatt „Kleine Botschaft".
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