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Donnerstag, oen 4. November -ir. 2SS 192V Lebensalter für die Wahlberechtigung auf 21 Lahre Oberleutnant Schulz im Fememord-Prozeß sreig u Wahlsieg der Demokraten in den Vereinigten Staate«; Präsident Coolidges Mehrheit erschüttert da- ge- man auch man Und nicht mehr aus noch ein- Ich sprach dann von, daß wir ja de« Postwagen berauben könnte«. Borsitzender: Was hat Weber darauf sagt? - z« Geld kommen könne. Wir sprachen von Autoreifen-Stehlen und davon, daß etwa ein Automobil überfallen könnte. -abei habe tch lediglich ironisch gesagt: I» Hildesheim begann gestern die Ver handlung gegen die Burschen, die das folgen- schwere Eisenbahnunglück bet Leiferde veranz laßt haben- Die Anklage lautet gegen Otto Schlesinger und Dilly Weber auf versuchten Mord in Tateinheit mit versuchter Eisenbahn- tranoportgefährduu« und darüber hinaus auch »och auf vollendete Eisenbahntransport« Sesähroung in Taleinheit mit Mord Gegen Walter Weber lautet die Anklage aus Beihilfe zu den Verbrechen. Schlesinger erklärt: Tas Verbrechen und der Plan gingen nicht von mir aus. Als wir in Andernach vom Ein WWWW WMMS Die britische Liga für «Slk«rb»»d gab gestern abend de« Premierminister« der Dominions in Londo« ei» Esten, bei de« Lord Grey eine bedeutsame Rede hielt. Der frühere britische Aubenminister be tonte, daß es hente keine» Zweck mehr habe, die Kriegsschuld ei»er einzelne» Ratio» zuzyschiebe«. ES stände fest, daß die europäische Borkriegspolitik die SpaU t««g Europas in zwei Mächtegruppe« «»d ihr bli«des Wettrüsten gegeneinander naturnotwendig z«m Krieg führe« mußte. Wen« dieser Zustand von 1914 wieder- kehrex würde, müsse wieder ei» Krieg entbrenne». (Diese Erklär»»» ist «m deswille» oo» besonderer Bedeutung, weil Lord Grey z« Begi» deS Weltkrieges britischer A«tze»minister war.) Schlesinger: Er antwortete, das könnte dem Lokomotivführer aber das Leben kosten. Vorsitzender: Haben Sie sich selbst nichts dabei gedacht, dah außer dem Lokomotivführer auch noch Reisende dabet verunglücken könn ten? - - Schlesinger (ganz dummi: Nein, daran habe ich selbst nicht gedacht. Ich habe gedacht, datz der Lokomotivführer ja abspringen könnte, wenn er das Unglück kommen sehe Vorsitzender: Welche Strecken kamen für Sie denn in Frage? Schlesinger: Wir hatte« vor. einen internationale« Darchgaagsz«« entgleise« z« laste». und dabei schien der LuxuSzug Warschau—Pa- ri« am Günstigsten. Da wir aber wußten, daß zehn Minuten später noch ein zweiter Zug aus der gleichen Richtung kam. wollten wir nicht, daß dieser auf den entgleisten fuhr, und darum habe« wir den Plan wieder -urückge- Kellt. Im wetteren Verlaus des Prozesses gab Schlesinger eine Darstellung -es Attentäters Lus Vorhalte des Vorsitzenden erklärte er. über die Geschwindigkeit de» D-Zuges am Tatorte habe er sich kein« Bedenken gemacht Er habe überhaupt nur uoch mttgemacht. um sich nicht de« Borwurf machen z« wüsten, bah er sich fetzt scheue. Er sei geistig völlig abge- «lumpst aewesen. Die Werkzeuge Hüsten sie am Bahndamm gefunden, den Hemmschuh, den Bremsklotz und den Schraubenschlüssel hätten sie auf die Schienen gelegt, onb zwar hätte .Da könnte ia auch ein Eiscubahuzug drausgehe«." Wir hatten sehr zu hungern. Mit Walter Vebers Gemütszustand ging es immer schlech ter In Paderborn wurden wir aus dem Wohlfahrtsamts sehr schrofs abgewtesen. Das hat mich sehr empört. Eines Morgens, unter dem Stroh, kam mir dann der erste Gedanke, einen Eisenbahnnnsall zuwege zu bringen, um uns dadurch Geld zu verschaffen. Walter We ber hatte abends geweint und erklärt, er wisse diese Pyramide Willi Weber errichtet. Der Zug sei aber ohne weitere» durchgefahren. Daraus habe Willi Weber den Vorschlag ge macht. doch durch Lockerung von Schienen den Zug zur Entgleisung zu bringen. Um 12 Uhr nacht singen sie au. die Schrauben zu lockern. Die «axze Sache ha» 1S -iS Ai Minute» gedauert. Wir dachten damals, der Zug bleibt stecken, die Reisenden steigen aus. und wir können den Postwagen berauben- Wie wir die Echte nen lockerten, kam mir zum ersten Male der Gedanke, daß wir eine schlechte Tat vor- hatten. An den Verlust von Menschenleben haben wir nicht gedacht. Trotzdem wollte ich den Plan aufgcbcn und erklärte Willi, wir müssen die Schienen wieder zusammenschrau- ben und gehen dann einfach weg. Willi sagte. fetzt kommt noch ein anderer Zug hinter, her. Fetzt muh der eS sei«. Ich selbst habe an den Schienen nichts mehr gemacht. Unmittelbar darauf kam der D-Zug an und entgleiste. Wir hörten nur ein Klirren von Scheiben und auch Schmerzensrufe. Wir flüchteten sofort und hörten in der Ferne nur noch das Signalpfeifen :r Loko motive. Als zweiter Angeklagter wird Willi Weber vernommen. Er bestätigt im wesentlichen die Darstellung Schlesingers. Der Angeklagte erklärte nochmals ausdrücklich, datz sein Bru der Walter nichts von der Tat gewußt habe. Er bestreitet ferner die Angabe Schlesinger», datz dieser nach dem Mißlingen des ersten An schlages das Attentat überhaupt nicht mehr ausführen wollte. Als letzter Angeklagter wurde dann Walter Weber vernommen. Er bestreitet, jemals daran ge dacht zu haben, datz Schlesinger und Willi We ber wirklich ein Eikcnbahnattentat ausführen könnten. Nach der Mittagspause wurde mit der Be weisaufnahme begonnen. AuS den Aussagen zweier Eisenbahnbeamten ergab sich, datz schon der erste Befund mit Bestimmtheit auf Bor- liegen eines Attentats schließen ließ, und datz ferner der Oberbau der Strecke in bester Ordnung gewesen ist. Es folgte dann die Darstellung des Loko motivführers des Unglückszuges, Gtröber, über die Katastrophe. Der Lokomotivführer bekundete, er habe, als ein plötzlicher Ruck er folgte, sofort abgebremst, worauf sich die Ma- schine etwas auf die Seite gelegt habe. Er sei auf den Erdboden gestürzt und säst völlig von Erde und nachstttrzender Sohle verschüttet worden. Einer der nächsten Zeugen, August Kluß mann, der die der Unfallstelle zunächst liegende Blockstelle zu verwalten hatte, schilderte, wie er plötzlich bemerkte, baß da» a»f Frole Fahrt gestellte Sig«al für de« Zxg R«««er 8 wieder auf Halt stand Lr setzt« sich daher auf eigene Verantwortung mit der Station Meinersen in «erbindung und veranlaßte, daß der von Hannover kom mende Personenzng 238 in Meinersen aufge- halten wurde. Für. diese GeifteSaeaenwart ist ihm bekanntlich von der ReichSbahndirek- tion Berlin eine besondere Belohnung zuteil geworden, vahnarzt Panlsen schilderte, wie Sächsische AWW»«wMk Wohlfahrtsamt zurückgewiesen wurden, waren wir sehr erregt und sprachen davon, wie See WM Auf der Landbund-Taguug von Anhalt hielt der Minister a. D. schiele eine be merkenswerte Rede über die Struktur wandlungen der deutschen Wirtschaft und ihre Folgen und führte u. a. aus: Die Schwäche unserer inneren Politik Wirtschaft-manifest und Wettwirtschaftskonserenz Wie aus Genf gemeldet wird, bat das Manifest der Weltwirtschaft in Völker- bundSkreisen außerordentliches Aussehen erregt, so daß die kommende Weltwirt- schaftSkonferenz sich mit ihm zweifellos be fassen wird. Ob die Konferenz allerdings dem Manifest zuftimmen wird, ist mehr als fraglich, da die schutzzöllnerischen Ele mente bei weitem überwiegen. Mdr.: Sldgau»reste »afewitz mühevoll eS war. zu ben Verletzten zu gelan- geu- PaulseuS in» Einzelne gehende Schilde rungen hörten die Angeklagten Schlesinger und Willi Weber mit großer Erregung an. Dem Zeugen Handlungsgehilfen Robert Schröder, der für die Mttanzeige 12 800 Mark Belohnung erhalten hat, hat Weber auf der Wandersthaft erklärt, daß Schlesinger den Ge danken geäußert habe, ein Eisenbahnattentat verüben zu wollen. Der Zeuge berichtete ran» Uber de« Besuch Walter Webers am Grabe feine» Vater». Walter habe anschet- nend fein Herz erleichtern wo««. Er el- zähltt, sie hätte« auf einer Generalstabskarte die Orte aufgesucht, die iu Frage kamen Der Vorsitzende hält diese Aussage für so be- astend, daß er kragte, ob ein Irrtum auSge- chlossen sei. Schröder erklärte einen Irrtum ür unmöglich. Walter Weber bestritt die Darstellung des Zeugen- Die gesührte Unter haltung sei ganz harmlos gewesen. Amtsgerichtsrat Stern-eim bekundet. Schlesinger habe «ach einige« Zöger« i» durchaus überzeugender Kor» gesagt, er hätte an die Tatsache, daß Meuscheule-e» umkommeu konnten, gedacht und sie iu Sauf geuomme». Daraus erklärte Schlesinger, er sei damals sehr niedergeschlagen gewesen und könnte heute dies« Aussage nicht ausrecht erhalten. Am Donnerstag werden nach dem Gutachten der medizinischen Sachverständigen di« Plädoyers beginnen. « Diese > Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Bates zu Dresden für die Stadtteile vorckrvik Weiber Hirsch, Bühlau, Rochwitz und Laubegast (ll. und w. Verwaltungsbezirk) der Gemeinden Wach« Vlofewiy, zttederpoyritz, Hosterwitz, Pillnitz, Weitzig und Schönfeld, sowie der Amtshauptmannschaft Dresden. Mbqau.r üchdru-terei und Lettag-anstaU Hermann Heyer s «o. DreodewBlasewiß. - Derauiwortüch für Lokale« «ar» Drache für d« übrigen Inhalt Enge« Lerner beide m Dressen. werden die »gespaltene Pettt-Zeile mit 20 Soldpfennmen berechnet, Reklamen die 4 ge,palten« Zelle olbpfennlgen. Anzeigen u. Reklamen mit platzvonchnften und schwierigen Satzarten werden mit SOL " Schlag berechnet. Schluß der Anzeigenannahme vorm. 11 Uhr Für da« Erscheinen ' I der Anzeigen an bestimmten Tagen ober Plätzen, ,owie für telephonische Aufträge wirb V Atz' 4 I leine Gewähr geleistet. Inserüon«beträae sind losort bei Ertcheinen der Anzeige fällig. * I Det späterer Zählung wird der am Tage der Zahlung gültige Zeilenpret« in Anre nuug « > gebracht. Rabattanspruch erlischt: b. derspät. Zahlung, Klage ob. Konkurs d. Auftraggeber«. .—- «ellaaen AmN Fremden- und Kurltste, Leben im Litt», Agrar-Warte, Rablo-Zettung, I Anzeigen werden die »gespalten "nO Tu«2 t^nd^ Zeit,ModWettung,S^ DerLezugSprel«beträgt frei in« Hau« I mit «0 Golbpfennlgen. Anzeige lAlgs-wij Awr aufgeqeb werden, könn. wir eine Verantwort, bez. der Richtigkeit nicht übernehm —- mit Loschwiher Anzeiger ---- LT Tageszeitung für das östliche Dresden und feine Vororte. bringt uns dem Ende der chronischen Arbeitslosigkeit ebenso wenig näher, als das ArbeltsbeschaffungSprogramm, das höchstens Vorübergehend einer Anzahl von Arbeitslosen Beschäftigung gibt. Der Grund der chronischen Arbeitskrise, in der wir uns befinden, sind die Strukturwand lungen der deutschen Wirtschaft, deren Auswirkungen durch keine irgendwie ge artete Fürsorge für die Erwerbslosen — deren Notwendigkeit natürlich nicht be stritten wird — beseitigt werden kann. Der Aufwand riesiger Mittel für Arbei ten, die entweder gar keine oder einen zweifelhaften oder in ferner Zukunft lie genden Ertrag bringen können, führt uns nur tieferin die Arbeitslosigkeit hin - e i n. Denn die Mittel des Arbcitsbeschaf- fungsprogramms werden der Wirtschaft entzogen, wodurch neue Arbeitslosigkeit entsteht. Die Beschaffung zusätzlicher" Arbeit belastet die Wirtschaft und hemmt die Entwicklung normaler Arbettsmöglich- keiten. Diese können naturgemäß nur aus der Wirtschaft Hera u swachsen, aber nur, wenn der Staat der Wirtschaft dazu die nötigen Voraussetzungen gibt, d. h. wenn er durch eine zweckentsprechende Wirt- schasts- und Handelspolitik die Wirtschaft rentabel macht. Nur auf diesem Wege ist der Leerlauf der deutschen Volkswirtschaft, der etwa vier Millionen Arbeitskräfte um faßt, zu beseitigen. Die Industrie, angesichts der weltwirt schaftlichen Lage zu weitmöglichster Ratio nalisierung gezwungen und in der Export möglichkeit für Fertigfabrikate auf etwa Zweidrittel der des Friedenshandels zn- rückaeworfen, bietet keine Möglichkeit zur AufsaugungeineS wesentlichen Bruch teiles dieser 4 Millionen, dagegen bietet die Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere bet planmäßiger Steigerung des HacksruchtbaneS, praktisch unbegrenzte Möglichkeiten. » Aber gegen die Lanüwirtschast wird schwer gesündigt. Statt einen schützenden Deich um sie zu errichten, hat eine gerade zu landwirtschafts f e i n d l t ch e Kredit politik zu einer neuen Ueberschuldung der Landwirtschaft vor allem durch untragbare Zinslasten geführt. Gleichzeitig bedeutet die überflüssige, teils durch die beimische Produktion ersetzbare Nahrungseinfuhr von Milliarden Mark ein« riesige Aus sperrung deutscher Arbeitskraft, die we sentlich z« »er fetzigen ArbettSkrise bei- trügt. ES ist nicht anzunehmen, daß die Männer »er gegenwärtigen Regierung diese Zusammenhänge nicht kennen uu» daß fi« nicht missen, daß hier der Ur» Die Verbrecher von Leiferde vor Gericht Oie Deulfchnationalen lehne« die Erwerbslosenvorlage der Reichsregierung ab - Das neu« Wahlgesetz erhöht das