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Sachsens Anteil am Ruffe'geschäft Wie dte Vossische Zeitung von unterrichte ter Seite erfährt, hat sich -er Leutsch-russische Kreditvertrag für Sachsen recht vorteilhaft er wiesen. Ein sehr erheblicher Anteil der von -e» Russen in Deutschland vorgenommenen Bestellungen, etwa dte Hälfte aller bisherigen Aufträge, entfalle auf Sachsen. Beteiligt seien daran in erster Linie die Werkzeugmaschinen-, die Elektro- und die Maschinentndustrte. Sine begrüßenswerte Anregung Vorzeitige Aufwertung bedürftiger Sparer.) U« Len in bedürftiger Lage befindlichen Inhabern aufgewerteter Sparkasseng-uthabc n entgegenzukommeu. hat Ler Leutsch« Städte tag tm Stnklang mit den deutschen Sparkassen- mvd Girooerbänden den städtischen Sparkasse» nahe- gelegt. Laß sie schon vor Eintritt Ler gesetzlichen KälttgLeit Lie aufgewerteten Sparbeträge frei willig und dies innerhalb gewisser Grenzen an VM^tige Sparer auSgaHlen. wegen Mietzinsrückstand der Gerichtsschrei ber der Fürsorgebehörde (Wohlfahrtsamt unter Angabe der rückständigen Mietzinsen unverzüglich Mitteilung macht, damit diese für den Mieter eintrrtt. Untermietern kann, wenn sie keine eigene Wirtschaft oder Haushalt haben, künftig icderzeit gekündigt werden. Die Vorschrif ten des Schutzgesi tzes stehen ihnen nicht mehr zur Seite. Sie sind au- der Zwangswirt schaft und dem Mieterschutz ausgeschieden. Bisher mußte der Untervermieter auf Auf- Hebung klagen und konnte nur aut Grund der Vorschriften in 88 2 bis 4 Räumungs urteil erlangen. Jetzt ist wieder freie Kün digung und Räumungsklage zulässig. Auch die Erlaubnis zur Untervermietung darf durch das M.E.A. nur dann ersetzt wer den, wenn der Mieter einen Haushalt oder selbständige Wirtschaft führt. Schwere Anklagen wegen Wucher find bei Vermietung von Räumen gegen Ver mieter erhoben worden. In das Gesetz ist deshalb eine Strafbestimmung aufgenom men worden, die denjenigen mit Gefängnis oder Geldstrafe wegen Raumwuchers be droht. der für die mietweise Ueberlassung von Räumen einen Mietzins fordert, an- niittmt oder sich versprechen läßt, der unter Berücksichtigung der gesamten Verhältnisse als unangemessen anzusehen ist; auch fahr lässige Tat wrrd bestraft. Nur werden bal- digst Richtlinien veröffentlicht werden müh sen, was unter „unangemessenen" Mietzins zu verstehen ist. Das Ltrteil gegen Giratil-Sauer ' Aus Kabul wird gemeldet, -aß -er -eutsche Forscher StraM-Sauer, Ler i» der Notwehr einen Afghanen erschossen hatte, zu vier Fah ren Gefängnis verurteilt wurde. Sein« Ber- urteüung zum Tobe konnte nur dadurch ver mieden werden, daß ihm die Familie des Ge töteten feierlich verzieh. Deutschland tm Flugzeugbau voran LuS Friedrichshafen wird gemeldet: Wäh rend England vor kurzem das bisher größte Verkehrsflugzeug, das zwanzig Personen be- fördern kann, in Dienst gestellt hat, wird Deutsch land noch im Herbst dieses Jahres über da- größte Flugboot der Wett verfügen. Auf der Dornterwerft in Manzell bei Friedrichshafen uLhert sich der Dornier-Super^Bal seiner Vol lendung. Dieses Flugboot, das eine Fortent wicklung LeS Dornier-WalS darstellt, wird zwanzig Fluggäste« Rau« biete« und über eine vierköpfige Besatzung, nämlich zwei Piloten, «inen Bordmonteur und einen Funker, verfügen. Die Maschiuenanlage wird auS zwei Motoren mit insgesamt 1S00 PS. bestehen. Dte geräumige Sabin« wird all«n Komfort eines Pullman-WagenS, auch Schlasgelegeaheit, bieten. Die FT-Anlage der Flugbootes er- mvglicht drahtlosen Telephonverkeyr während deS FlugeS. Dte n«ue Maschine ist in erster Linie für den Hochseeverkehr, für das Ueber- stiegen «eiter Geestrecken bestimmt und könnte beispielsweise im Mittelmeer auf der Nord- afrika- und AegyptenUnte Verwendung finde». Mit den Probeflüg«» dürfte noch im Herbst be- gönnen werden. Braunkohlenlager bei Herlin entdeckt In Erkner und in Fürstenwalde an der Spree herrscht berechtigte freudige Aufre gung. Die Bewohner dieser ganzen Gegend erhoffen einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung von der demnächst beginnenden Ausbeute eines mächtigen Braunkohlenlager«, das zwischen den beiden Ortschaften liegt und sich über ein Gelände von 192 Quadratkilo meter erstreckt. Auf einer Fläche von etwa 20000 Morgen sind in aller Stille zahlreiche Probebvhrun- gen vorgenommen worden, die ein sehr gün stiges Ergebnis zeitigten. Es werden sogleich zwei Förderanlagen fertiggestellt werden und man Kaubt, mindestens 2000 Tonnen Braun kohlen täglich fördern zu können. Die Kohle ist sehr teer- und gashaltig. Auch eine Dri- kettierungsanlage ist vorgesehen. Der preu ßische Staat ist mit 49 Prozent an der Aus beute beteiligt. Früher gab es schon einmal vor den Loren Berlins einen Bergbau und ein bergbauliches Unternehmen in den Rauenschen Bergen, das aber an Bedeutung nicht an das neuerbohrt« Gebiet heranreicht. Eile mit Welle Ein i»teress««tes Berkehrsexperiment. Das Polizeipräsidium Stuttgart ließ rer- suchsweise zwei seiner Wagen um dte Mittags stunde zur Hauptverkehrszeit auf einer Strecke von drei Kilometern durch dte Hauptstraßen fahren, Len einen Wagen ordnungsgemäß, den zweiten raschmöglichst unter Uebertretung aller VerkehrSvorfchtfteu und zum Unwillen ber von dem Versuch nicht benachrichtigten Passan ten. Der vorschriftsmäßig fahrende Wagen legte dte Strecke mit Geschwindigkeiten zwischen 10 und 20 Kilometer in S/)5 Minuten bet SS Hupensignalen zurück. Der «wilde" Wagen bet 80 bis 60 Kilometer Schnelligkeit in V.1S Mi- nuten mit 181 Signalen. Der Versuch hat die Wertlosigkeit zu schnelle» und rücksichtslosen Fahrens in ber Stabt ergeben, zumal Lurch einen möglichen Unfall der kleine Zeitgewinn vielfach verloren gehen kann, Oie Muffolim-Atteniäterin geisteskrank Dieser Tag« wur-c dem Untersuchungsrich ter in Rom Las Gutachten der Psychiater vor- gelagt, Li« Le« Geisteszustand der Frau Gibson untersucht haben. Sie stellten sest, -atz Liese den Anschlag auf Mussolini in voller Geistes störung und ohne Willensfreiheit und Bewußt sein der eigene» Tat auSgeführt Hat, und daher als unsurechnuugSfähig antzusehen ist. Ihr Zu stand «mode von den Aerzte» als chronische Paranoia bezeichnet. Auch ihren Aussagen Lei der Vernehmung sei kern Gewicht veiMlegen, da sie au Wahnvorstellungen leide und unter deren Einfluß ständig voneinander abweichende Aussagen mache. Kemal Pascha verurteilt weiter Am Montag begann vor dem Unabhäugig- keitSgerichtShof in Angora ber Prozeß gegen 60 Mitglieder des Komitees für Einheit und M »kl MS M MMM MW Sine neue Verhaftung Es scheint, als ob in der Magdeburger An gelegenheit infolge einer neuen Verhaftung eine Klärung bald herbetgeführt werden kanu. Wie auS Köln gemeldet wird, ist dort am Dienstag früh durch Kriminalbeamte die Hausangestellte Hildegard Goetze verhaftet und «i ch tm Laufe be« Dienstag nach Magde burg übergeführt worben. Man glaubt, -atz sie mtnbestens ber Mitwisserschaft «« de« Berbreche« bezichtigt werden kann. Briefe, dte bet Schrö der gefunden wurden, belasten sie und ihren Verlobten schwer ES geht auS den Schreiben hervor, daß Schröder nach seiner Wohnung in Rottmersleben Personen lockte, Lenen er Stel lungen anbot, aber die Zahlung einer Kaution alS Vorbedingung stellte Man nimmt nun an, datz Helling sich ebenfalls um eine solche Siel- lung bewarb und aus diesem Grunde bet Schröter tn Rottmersleben vorsprach. Er hatte sich Lazu 500 Mk> als Kaution mitge nommen. Der Reichstag soll eingreisen Landgerichtsrat Rcschke-Magdeburg hat an den Reichstag und an die Reichsregierung am Dienstag eine Eingabe abgesandt. die folgen- Len Inhalt hat: Den Reichstag bitte ich, nach Artikel 15 und 102 der Reichsverfassung ein- zugretfen z«« Sch«tze der Rechtspflege «nd zur Wahrung der Unabhängigkeit der Richter, weil einem Richter in Magdeburg, dem dte Führung einer Voruntersuchung nach dem Ge setz obliegt, von den Verwaltungsbehörden außerordentliche Schwierigkeiten bereitet wer ¬ den. Dadurch entsteht dte Gefahr, daß die Klärung der Angelegenheit unmöglich gemacht wird. Schröder der Mörder Der Lokalanzetger berichtet über eine Un- terredung, dte der Korrespondent deS Blattes in Magdeburg mit Lem LandgertchtSrat Köl ling batte Auf die Frage, weshalb der Un- tersuchungSrichter bisher gegen Schröder nur ein Verfahren wegen Diebstahls und Raubes geführt habe, antwortete Kölling: Wenn wir von vornherein Schröder mitgeteilt hätten, daß gegen ihn ein Verfahren wegen Mordes schwebe, dann würde eS uns nicht möglich ge wesen sein, näheres über die Ermordung Hel lings von ihm zu erfahren. Lediglich aus tak tischen Gründen wurde bis jetzt gegen Schrö der noch kein Verfahren wegen Mord oder Mordbeteiligung eingeleitet. Dies ist aber nur eine Formsache. Schröder ist verloren! Ganz unabhängig aber davon ist die Frage, ob Schröder einen Raubmord ausführte oder ob er den Mord vollbracht hat, um einen ihm ge gebenen Auftrag auSzuführe». Das Aeh um Haas Untersuchungsrichter Kölling erklärt, daß sich das Netz seiner Untersuchungen immer en ger um Direktor Haas zusammenzieh«. Er sei im Besitz so schweren, zum Teil neuen bela- stenüen Materials, baß an eine Haftentlassung entgegen der Ansicht der Berliner gar nicht zu denken sei. Nach seiner Ansicht komme nur Mord auf Anstiftung tn Frage. Er werde auf jeden Fall seine Untersuchung trotz deS Ergebnisses der Berliner Ermittlungen fort-, führen. W »Ik MM «MM I» SM» Eine Anregung der Wehrverbände Die fünf Wehrverbände in Sachsen, die sich vor kurzem zur Herbeiführung einer nationa len Einheitsfront mit einem Aufruf an die Oeffentlichkeit wandten, haben in den letzten Tagen eine Auffoderung an die Leitungen der bürgerlichen politischen Parteien in Sachsen ergehen lassen, in der eS heißt: Wir fordern, daß die nationalen Parteien geschlossen den Kampf gegen di« international eingestellte Sozialdemokratie und ihre Hel fershelfer führen. Wir tun dies aus der Er kenntnis heraus, daß für die Arbeit der So zialdemokratie dte treibende Kraft nicht das Wohl und Wehe deS Vaterlandes ist, sondern -aS Interesse der eigenen Partei und das ihrer marxistischen Ideen. Immer hat sie beiden Zwecken der völkischen Belange und dte Inter essen -eS Nationalstaates hintenangesetzt zu- gunsten der trügerischen Lehre einer inter- nationalen Verbrüderung, dte, wenn sie ihren Wert beweis«« sollte, stets versagt hat. un- die -aS verbrecherische Wort prägte: »Wir kennen kein Vaterland. Las Deutschland heißt.* Mit bürgerlichen Parteien, die solche Denkart durch etn Zusammengehen mit der Sozialdemokratie auch nur von Fall zu Fall stütze», ist für uns Wehrverbände eine Zu sammenarbeit unmöglich. Wir würde» bet einem Zustandekommen dieses Blockes diesen tn seiner Arbeit mit allen Mitteln unterstützen und fördern. Wir müssen allerdings die Sicherheit haben, daß der Block auch nach der Wahl wirklich bestehen bleibt und in unserem Sinne arbeitet. Wir erklären, daß wir künftig politischen Parteien, die diese grundsätzlichen Forderun gen ablehnen, Unterstützung und Wahlhilfe nicht mehr leisten werden. Jungdeutfcher Orden Der Stahlhelm (Bund der Frontsoldaten- . Der Wehrwolf "dund Wikina Reichsflagge Oie Antwort der Oeutschnationaleu Bou der Deutschnattonalen BolkSpartei ist den Wehrverbänden bereits folgende zusagen de Antwort zugegangen: »Der Lande-verban- Sachse» der Deutsch- nationale» Volkspartei begrüßt be» Aufruf der Wehrverbände zu einer gemeinsamen na tionalen Abwehrfront gege» de» Marxismus und Kommunismus. Wenn dte Sicherheit geboten wird, daß Lio Parteien, welche sich zu einem nationale» Block zusammenfinden wollen, tn diesem nicht nur für dte Landtags- und Gemeindewahlen zusammenbleiben, sondern auch darüber hin- aus an ihm treu festhaltru wollen, so erklärt der Landesverband Sachsen -er Deutschnatto nalen BolkSpartei gern sein Einverständnis mit dem Vorschläge der Wehrverbände * Fortschritt, -aS beschuldigt wird, die Verschwö rung gegen Mustapha Kemal Pascha etngelet- tet un- einen Staatsstreich geplant zu haben. Der Staatsanwalt beantragte lebenslängliches Zuchthaus für -ie 16 Führer und 10 Fahre Zuchthaus für dte übrigen Angeklagten, falls sie für schuldig befunden würden. Wettervorhersage. Vorwiegend heiter. Noch immer Neigung zu gewittrigen Störungen. Warm. Schwache Luftbewegung. Allgemeiner Witterungscha rakter der nächsten Tag«: Vorwiegend trvk« , ven, warm. Von -er WMer MWWser M WM SMMM ' Auch -ie Umgebung Dresdens hat in einigen Dörfern in ihrer Art originelle, vor allem aber jahrhundertalte Gebräuche aufzuweisen, die mit dem Einbringen der ersten Ernte im Zusammenhang stehen. So ist im Dorfe Rippien noch heute eine schöne Sitte zu HauS, die ein halbes Jahr tausend alt ist. Damit ber Erntefegen all- sährlich ein recht reicher werden möchte, wird am Tage des ersten Roggenschnittes ei» noch nicht schulpflichtiges Mädchen im Weißen Kleidchen über das Feld geschickt, -aS ein iungeS Lamm an einem blauen Halsband führen muß, während dessen stellen sich andere Kinder am Feldrain auf und begleiten ihren kleinen Gefährten mit fortgesetzten fröhlichen Zurufen. Die Sitte soll aus einen alten sorbenwendischen Erntebrauch zurückzuführen sein, der heute noch am Fuße der Berge Bieleboh und Lzerneboh zu finden ist. Dte Erntesitte der „Pillnitzer Butter- jungfer", dte schon einige Jahre vor dem Kriege nicht mehr geübt wurde, beginnt wieder auszuleben. Die Bauern in der Pillnitzer Gegend pflegten früher an dem Tage, an dem -er erste Erntewagen in den Gutshof rollte, eine Jungfer mit Butter- stückchen in einer Kanne zu ihren Freun den und Nachbarn zu schicken, die das gleiche tun mußten. Im Dorfe Rockau begleiteten früher den ersten Erntewagen nicht, wie in -er Schtllerschen „Glocke", bekränzte Schnitter und Schnitterinnen, sondern eine dem Knecht Ruprecht ähnliche Gestalt, die wie «Osl-märtel" aussah, denn sie trug ein haariges Wams, Ketten in den Händen un- Hörner auf -em Kopfe. Diese Figur symbolisierte bas Unwetter, das der Teufel schickt, um den Erntesegen auf den Fluren durch Sturm und Hagel zu vernichten. Diese TeufelAestalt begleitete den Wagen bis an die Grenze des Bauerngehöftes, dem er gehörte. Dort traten dann in lich tes Weiß gekleidete, blumengeschmückte junge Mädchen mit leuchtenden Blumen dem Teufel gegenüber, fromme Sprüche auf den Lippen, um ihn zu verjagen. Es soll dabei manchmal zu komischen Szenen gekommen sein. Der Darsteller des Teufels, den meist ein übermütiger Bursche im Dorfe verkörpern mußte und der um eine Antwort nicht verlegen war, stellte gern den frommen Sprüchen -er Mädchen kecke Antworten gegenüber, so daß es mitunter zwischen beiden zu einem erheiternden Wortgefecht kam, das zuwei len nicht ohne die ortsüblichen ländlichen Derbheiten in Rede und Antwort war. Vor etwa 50 Jahren zogen die Bauern von Strehlen und Gruna am ersten Ernte tage mit Gießkannen nach dem ,^kaitz- bach", um daraus Wasser zu schöpfen, mit dem sie dann ihre Grenzsteine besprengten. Aus diesen Gießkannen mußte dann das erste Erntebier dem Gesinde gereicht wer den, und Aufgabe des Gutsherrn war es, aus einer solchen Gießkanne auf das Wohl seiner Erntehelfer den ersten Schluck zu tun. Am Tage der Strehlener Kirmes zog daher früher ein mit Blumen und Stroh geschmücktes Musikkorps dem Erntefestzug voran, dessen Mitglieder als Instrumente Gießkannen trugen, in deren Hals sie lustige Weisen bliesen. Auch die Tharandter Gegend weist noch einige alte Sitten auf, dir Nit dem Lin- bringen der Ernte zusammenhängen. Die eigentliche Kirmes fällt in den meisten Orten in Dresdens Umgegend ziemlich spät, in der Gegend von Klotzsche und Langebrück z. B. in die berühmten drei Tage vor dem ersten Schnee. Bis dahin will freilich das junge Volk in den Dörfern nicht warten, denn -er Erntetanz der froh gemuten Schnitter mit ihren Mädchen soll auf der Tenne im Freien stattfinüen. Aus diesem Grunde wurde schon früher an dem Tage das Erntebier gekostet und abends, namentlich Sonntags nach schwerer Arbeit auf dem Felde noch zum Klange der Fiedel aus der Tenne ein Tänzchen gewagt, an dem die ersten Garben eingebracht worden waren. Man nannte diesen Tanz den „Garbenschritt", weil schrittweise -ie Tän zer sich kleine Bündel in Garbenform zu- warsen, die man geschickt auffangen mußte, wozu -ie Musik eine menuettartige Me lodie spielte. An diesem Garbenschritt be teiligte sich auch die Gutsherrschaft. In Hartha z. B. ist dieser Garbenschritt noch vor einigen Jahren in Gegenwart von Dresdner Sommergästen gezeigt worden. Den alten Erntebrauch, die „Roggen muhme" zu bannen, kennt man in der Dresdner Gegend im allgemeinen nicht, mit Ausnahme einiger Dörfer in der Nähe von Lommatzsch. Hingegen findet man in den Dörfern um Großenhain den heute noch hochgehaltenen Brauch, den ersten Aehrenleserinnen, meistens älteren, be dürftigen Frauen aus der Gemeinde, Brot und Milch als Zehrung während ihrer mühseligen Arbeit mit auf das Feld hin- auSzugeben. Schöne, alte Erntesitten, möchten sie nicht ganz in Vergessenheit geraten .. . LU. Der höfliche Derkehrsschutzmanu Ganz Dresden hatte weit und breit Von lautem Hurraschrei: Denn allergrößte Höflichkeit Uebt jetzt die Polizei, Ia, ohne Zorn und ohne Fluch Behandelt ganz nach Knigges Buch LlnS jeder AufsichtspoliM, Wie schwierig auch seist Dienst sonst ist. FLHrst du zu Rad. wo'S nicht erlaubt, Mit keckem Sportlerfinn, So neigt er mild« nur sein Haupt Und fragt: »Wo wollen Sie hin? Er gibt dir über den Verkehr Erst doller Sanftmut eine Lehr' Llnb wünscht dir dann gelind und zart Noch freundlich eine gute Fahrt. Und hat ein Auto falschen Lauf, So herrscht er dich nicht an, Schreibt Namen nur und Nummer auf Do höflich er nur kann. And gehst nicht in den Strichen du Do reicht mit KavaliereSruh' Der wohlgesinnte Herr Gendarm Dir schützend feinen starken Arm. Er schilt nicht mehr, er schreit nicht mehr Wie in vergangner Zeit, Nein, seine beste Waff' und Wehr Ist jetzt die Höflichkeit. Mit ihm zu sprechen bringt Gewinn, Dcharf ist sein Äug', doch mild s«in Sinn, Und nächstens noch gibt er zum Schluß Beim Abschied dir noch einen Kuß. Guck^.