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Regierung darf um keinen Preis schuldig werden — mögen auch ihre vornehmsten Häupter dem „Blutbund -es Doppelkreu zes" wie die Richter und Hauptangeklag ten angehören. Und der Präsident der Budapester Staatsanwaltschaft erklärt in seinem Plädoyer: „Nicht -er geringste Beweis für die Mitwisserschaft des Gra fen Bethlen ist erbracht worden!" Bethlen steht rein und unschuldig vor aller Welt: Heroen sind die Angeklagten, ruft ein Verteidiger, Windischgrätz ist ein Gentleman, ruft Bethlen coram publico, Eljen ruft das Publikum nach den Wor ten des Zadravec . . . Was will man noch mehr?! Patriotismus, glühendster, das Verbrechen nicht achtender Fanatis mus treibt politische Desperados zur Fäl schung einer fremden Währung; Patrio tismus ist der Mtlderungsgrund in der Rede des Staatsanwalts im Urteil. Der Vorhang kann fallen. In Budapest wurde Frankreich öffentlich ange klagt, öffentlich verurteilt — das ist das Fazit — und das hätte sich Frank reich vielleicht ersparen können. Man must Ungarn, das Land und die Ungarn, das Volk und seine Führer ken nen, um zu wissen, was dieser Prozeß in Land und Leuten aufgewühlt hat. Die Siegfriedswunde begann in Gegenwart Hagens von neuem zu bluten . . . Die Zigeuner ivcrden von Nadossy und Min- -ischgrätz Lajos singen . . . upd mächtig, aufpeitschend, an allen Nerven rüttelnd, braust als gefährlicher Schlustakkord nach dem Fallen des Vorhanges die Gewalt melodie des Nakoczymarsches durch Un garn bis hinüber nach Transsylvanien. „Die Welt wird zwar nicht schöner mit jedem Tag" — eins aber ist sicher: „Man weist nicht, ivas noch werden mag!" Und darin liegt das Dämonische dieses so zwie spältig beurteilten Staatsprozesses, das man sich unwillkürlich des düsteren Dich terwortes erinnert: „Das ist der Fluch der bösen Tat, daß sie fortzengend Böses must gebären!" Eine schwere Wolke lastet über Ungarn . . . sie zieht nach Westen, woher sic kam. C. V. * Amnestierung per ungarischen Krantensälscher? Die Budapester Zeitung „Magior Orszag" meldet, baß der ungarische Reichs Verweser zum 29. August, dem 400. Jahrestage der Schlacht bei. Mohasz, eine allgemeine Amnestie erlassen werde. Diese soll sich auf alle Verbrecher beziehen, die Zuchthaus strafen von nicht mehr als fünf Jahren er halten und die ihre Straftaten nicht aus gemeiner Habsucht begangen haben. In po- srtischen Kreisen verlautet, daß in diese Amnestie auch Prinz Windisch-Graetz, Na dossy und die anderen im Frankenfälscher- prozeß Verurteilten einbezogen werden sol len. Oer Rückschlag d«r Locarno- poliiik Die bisherigen Schritte, welche die Reichs- regierung in der Desatzungsfrage durch den deutschen Botschafter in Paris, Dr. v. Hoesch, vornehmen lieh, sind völligergebnislos verlaufen. Briand hat keinerlei bindende Erklärungen über die Verminderung der Be satzungstruppen abgegeben, sondern lediglich darauf hingewiesen, dah die Besatzungsmächte ihre Dispositionen erst nach dem Inkraft treten der Locarnoverträge — praktisch also erst nach der vollzogenen Aufnahme Deutsch lands in den Völkerbund — treffen könnten. Demnach ist das französische Mißtrauen hin sichtlich des Berliner Vertrages zwischen Deutschland und der Sowjetunion noch nicht WkMnMMWgMlMMM Weshalb der Aeich-tredit nur wenig beansprucht wird Das ReichSarbeitSministerium hat bet den einzelnen Länderregierungen ein» Umfrage veranstaltet nach der Inanspruchnahme des 200-Millionen-ReichÄhedites für den Klein- wobnungsbau, um auf Grund dieser Ergeb nisse den Termin für die Bereitstellung der zweiten Rate in Höhe von 90 Millionen fest zusetzen. Rach den bisher eingegangenen Berichten bleibt die Inanspruchnahme bei weitem hinter den Erwartungen zurück, und die den einzel nen Ländern zugewlesenen Quoten sind bis her nur zu einem geringen Teile ausgenutzt worden. Diese Tatsache wird darauf zurück- geführt, daß der Zinsfuß für die endgültigen Hypotheken nicht feststeht, sondern sich nach dem von den Hypothekenbanken erzielten Pfandbriefertrage richtet. Durch diese Unsi cherheit werden viele Baulustig« davon ab gehalten, den Reichskredit in Anspruch zu nehmen. Außerdem bereitet di« Aufbringung der für den Dau benötigten Spitzenbeträge, die weder durch die erste Hypothek aus dem Reichskredit, noch durch die zweite Hypothek au« der Hauszinssteuer gedeckt werden, erheb liche Schwierigkeiten. Wirtschaft und Wohlfahrt Den engen Zusammenhang zwischen Wirt schaft und Wohlfahrt bat die Nachkriegszeit eindringlich offenbart. Die Ungunst der wirt schaftlichen Verhältnisse bat die früher verhült- niSmätzig bescheidenen Aufgaben und Anforde rungen der sozialen Verwaltung außerordent- lich gesteigert und hat vor allem den Für sorgeaufwand un. vieke hundert Prozent an wachsen lassen- Konnte die Wirtschaft vor dem Kriege die Last der sozialen Verwaltung fast mühelos tragen, so fühlt sie sich heute durch die sozialen Abgaben und durch die zur Deckung des Für- sorgeaufwandcs erforderlichen Steuern schwer bedrückt und verlangt im Parlament, wie in zahlreichen Denkschriften, möglichste Einschränkung der sozialen Aufwendungen Dieses Verlangen muh von der Fürsorge als berechtigt anerkannt werden Die Lage der Wirtschaft ist dermaßen schwierig, dast ihre Entlastung auf allen irgendwie erfolgverspre chenden Wegen versucht werden mutz Die Fürsorge bat übrigens selbst ein gro ßes Interesse daran, Hemmnisse zur Ueberwin- dung der Wirtschaftskrise zu beseitigen und da durch den wirtschaftlichen Wiederaufstieg zu erleichtern Sicherlich ist die Einschrän kung des Fürsorgeaufwandes hierfür nicht das einzige und keineswegs das wichtigste Mittel; gleichwohl mutz auf eine Einschränkung ernst ¬ lich Bedacht genommen werden. Wird doch auch dann noch, angesichts der ungeheuren wirtschaftlichen Bedrängnis weiter Bolks- kreise, angesichts auch der Bindungen durch die Gesetzgebung des Reiches, eine umfangreiche Verwaltungsarbeit und ein bedeutender Auf wand an Fürsorgemitteln notwendig bleiben. Das Interesse der Wirtschaft beschränkt sich aber keineswegs auf die möglichste Einschrän kung der Kosten der sozialen Verwaltung. Die Wirtschaft hat geradezu ein lebhaftes Interesse daran, daß die Leistungsfähigkeit der Fürsorge erhalten bleibt und sie ihren Aufgaben gerecht werden kann Denn im Gegensatz zu früher sind bei der heutigen Wirtschaftslage auch Mil lionen Arbeitsfähiger aus öffentliche Hilfe an gewiesen: ihnen die Arbeitskraft zu erhalten und ihren Arbeitswillen vor der Erschlaffung zu bewahren, ist wichtigste Aufgabe der Für sorge, die sie auf s engste mit -er Wirtschaft verbindet. Hier zeigt sich mit besonderer Dent- lichkeit, wie eng heute Wirtschaft und Wohl fahrt aufeinander angewiesen sind, wie die Wirtschaft nicht nur der Lastcnträger, sondern weitgehend auch der Nutznießer der Fürsorgearbeii ist und alles Interesse daran hat, daß die Ein schränkung der sozialen Verwaltung nicht zu einer Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit führt endgültig beseitigt, denn sonst würde Driand nicht daran zweifeln können, daß das In krafttreten der Locarnoverträge doch nur eine Frage weniger Monate sei. Wie wir hören, wird sich die ReichSregie- rung mit dem bisherigen negativen Ergebnis der Vorstellungen bei den Besatzungsmächten keineswegs zufrieden geben. Der Reichsfinanzminister erkrankt. Der Reichsminister der Finanzen mußte infolge einer starken Heuflebererkrankung auf ärztlichen Rat Berlin für etwa drei Wochen verlassen, führt aber die Amts geschäfte weiter. Frankreichs Verluste in Marokko Auf die Behauptung eines Pariser Dlattes, dah der Feldzug in Marokko den Franzosen bisher den Verlust von 15000 Toten einge bracht habe, hat sich jetzt das Kriegministe rium veranlaßt gesehen, über die Verluste nähere Angaben zu machen. Die Gesamtzahl der in Marokko seit dem 15. April 1925 ge fallenen „französischen" Soldaten und Sol daten der Fremdenlegion wird mit 2162 Mann angegeben, lieber die Zahl der Ver wundeten sowie über die Verluste der Gin- geborenentruppen werden allerdings keine Mitteilungen gemacht. Abd el Krim wird streng bewacht. Der Sonderberichterstatter des „Matin" in Fes berichtet: Abd el Krim wird in Taza streng bewacht. Niemand wird zu ihm ge lassen. In spanischen Kreisen ist von einer französisch-spanischen Konferenz die Rede, in der über das Schicksal Abd el Krims ent schieden werden soll. Das Ziel des Aufstandes in Portugal Der Präsident der Republik, Machado, ist, wie Havas aus Lissabon meldet, zu rückgetreten. Die militärischen Divisionen haben den bestimmten Wunsch zum Ausdruck ge bracht, daß die Regierung nur aus Mit gliedern gebildet werde, die außerhalb der politischen Parteien ständen. Ter Arbeiterverband bereitet sich darauf vor, in die Opposition zu treten, falls eine Militärdiktatur errichtet werden solle. Die Truppen der Divisionen aus dem Norden und Süden unter dem Befehl des Gene rals Gomes Costa marschieren auf Lissa bon. * Der Grund für den Rücktritt des Prä sidenten Machado ist offenbar darin zu suchen, daß die Führer der Aufständischen ein außerparlamentarisches Kabinett bilden wollen, das heißt ein Direktorium nach spanischem Muster. Der Gewerkschaftsverband hat sich grundsätzlich für den Generalstreik in ganz Portugal ausgesprochen, um der eventuellen Bildung einer Militärdikta tur vorzubeugen. Oie Tagesordnung der nächsten Landtagsfitzung Die Landtagsfitzung am Donnerstag, dem S Juni, die erste nach der Psingstpause, hat u. a. folgende Tagesordnung: Kommunistische Anträge zu den Unterschlagungen bet der Ver waltung deH „Sächsischen Bolksvvsers"; deutschvolksparteilicher Antrag auf Abände rung -es Landeswahlgesetzes; Anfrage Bött cher (Komm.) wegen der Explosionskatastrophc bei der Firma Hvesch in. Heidenau; Aenderung des Gesetzes über Sonnmgsruhe; Anfrage Dr. Kastner (Dem.) wegen des Wegfalls einer grö beren Anzahl wichtiger Züge im Bezirke des Freistaates Sachsen; Anfrage Fellisch (Soz i über das Eisenbahnunglück auf dem Bahnhos zu Wülknitz; Staatshaushaltkapitel: Staats straßen, Wege- unü Wasserwesen und Wasser wirtschaftliche Betriebe; Kapitalbeteiligung des sächsischen Staates bei der Sächsischen Flug- häfenbetriebsgcskllfchaft m. b. H. Millionendefizit in Braunschweig Nach einer Meldung der^„Vofi. Ztg." be- läüst sich der Fehlbetrag ttn Braunschweigischen Hausstätt auf etwa fünf Millionen Mark bei einen, Gesamtabschlutz von 50 Millionen Mark. Oer Kutisker-Prozeß ohne Kutijker Zur gestrigen Verhandlung war der Haupt angeklagte Iwan Kutisker nicht erschienen, da sich sein Befinden im Laufe verschlimmert und die Anfälle sich sehr schnell, hintereinander wiederholt hatten Es waren nur seine beiden Mitangeklagten Söhne sowie der Angeklagte Strikter anwesend. Die Verhandlung wurde trotzdem eröffnet und ohne weitere Erklärung des Vorsitzenden die Zeugenvernehmung vor genommen. Hungersnot in Burma Im Gebiet der letzten Wirbelsturm- Katastrophe bei Akjab an -er Küste von Burma herrscht furchtbare Hungersnot, die zu schweren Unruhen und Plünderun gen geführt hat. Durch di« Flutwellen, sind die Aecker und Reisfelder vollständig zerstört und ganze Dörfer buchstäblich vom Erdboden himveggesegt worden. Infolge der Uebcrschwemmnng sind di« Ncttnngs- arbeiten ungeheuer erschwert. Inzwischen ist das Land noch von einem zrveiten Wirbelsturm heimgesucht wordcu, der besonders stark in Budtak am Fuße des Arrakan - Berges wütete, wo am 29. Mai innerhalb einer halben Stunde zehn Personen getötet und Hunderte ver letzt wurden. Häuser und Bäume wurden nmgerissen. Der Schaden ist ungeheuer. Oie Kriminalität in Ostafrika Der Gouverneur gibt bekannt, -atz die Re gierung infolge der großen Anzahl der von Eingeborenen begangenen Verbrechen und Gc. walttätigkeiten gegen europäische Frauen beabsichtigt, Gesetze zur Annahme zu empfeh len, die eine strenge Bestrafung solcher Ver brechen vorsehen. Die Regierung hat einen Appell an die eingeborenen Häuptlinge gerich tet, die selbst solche Verbrechen verurteilen. Wettervorhersage. Bei ansteigenden Temperaturen stark zu nehmende Neigung zu Gewittern oder ge witterartigen Störungen (Strichregen). Zu- Zunächst schwache bis mäßige Winde aus öst^ lichen Richtungen. Allgemeiner Witterungscharatter der näch sten Tage: Anbeständig, örtlich Gewitter, nur zeitweise aufheiternd und mäßig warm. Lebensweisheiten Freue dich an Gottes weiten Auen, an seinen Wäldern und Tälern, freue dich, wo du kannst an den Menschen, an aller Kreatur. Sieh einzig das Schöne in allen Dingen, denn sic sind schön. Alles Erschaf fene ist schön, solange die Hände der Men schen noch nicht daran rührten. Und laß deine Brüder teilnehmen an deiner Freude. Bringe ihnen, was dich froh macht. Nicht als Fanatiker, als Prophet, sondern als Mensch zum Menschen. Brin ge ihnen deines Herzens Freude uud er zähle ihnen, wie man sich freut. Erzähle ihnen, daß sie alles ist, diese Freude, das einzigste ist, was das Leben lebenswert macht. Morel, Die Technik des Lebens, v Es wird nicht bester durch Grübeln und Träumen, Und Trübsinn raubet dem Geiste den Schwung. Kannst du den Stein aus dem Wege uicht räumen, So setz hinüber mit keckem Sprung! Rittershaus. Oie Iran ohne Kuß — ^ja, gibt's denn so etrvas überhaupt, lvenu ein Femininum auch nur einigermaßen begehrenswert «rsä-cint? Aber ja -och, zu besichtigen allabendlich im Central- ' thcater, wo sie gestern Einzug gehalten hat, um nun «ineu Monat lang außer vier Männeru auf der Bühne noch .. . zig Herren im Zuschauerraum die Köpse zu verdrehen. Aber wir wollen ehrlich sein: Ein Schla ger von der Art Uschis oder Annemaries ist die gestern unter Edi Winterfelds künstlerischer Leitung von einem Berli ner Ensemble erstaufgeführte Operette nicht. Das Motiv der Verlegenheitsehe, die sich zur Liebesehe waudelt, ist zudem längst nicht mehr originell, Richard Keß ler hat sich als Textdichter die Sache also nicht schwer gemacht. Walter Kollos Mu sik kleidet die nicht eben geistreiche Han-- lung in einen Nahmen, der das Bild an Wert wesentlich gewinnen läßt; be dauerlich, daß die jetzt beliebte Art der von Berlin importierten Operette der Musik eiuen recht spärlichen Anteil einräumt, was den Operetten l i e b h a ber keinesfalls befriedigen kann, zumal auch auf die Mitwirkung des Chores völ lig verzichtet wird. Grete Mosheim bedauerns- und be neidenswert zugleich, weil sie die einzige mitwirkende Dame ist, war als Fräulein Sekretärin wie als ungeküßtc Arztgattin gleich brillant. In ihrer Hand liegt das Schicksal -es ganzen Stückes, das sie ge stern würdig aus der Taufe hob; sie darf sich rühmen, alle Vorzüge einer Prima- Soubrette in sich zu vereinigen. Harald Paulsen mußte «ach dem treffliche» Ruf, der ihm vorauSgiug, zunächst enttäuschen, aber im zweiten und dritten Akt wnrde er als platonisch verheirateter Arzt so warm, so temperamentvoll, nyd in sei nen Gefühlsausbrüchen so — glaubwür dig, -aß man seiner darstellerischen Be gabung voll inne wurde. Georg Baselt (Fabrikbesitzer Langenbach) und Harri Gondi (Porträtmaler Sperling), zwei köstliche Typen als konkurrierende Lieb haber, rein menschlich bei lveitem glaub hafter der erstgenannte, der allerdings da für das Manko nur mäßiger stimmlicher Begabung aufweist. Im Gegensatz dazu Erich Poremski, ein Sänger, der etwas kann und außerdem seiner dankbaren Rolle als persischer Prinz voll gerecht wird. Im Ensemble so blendend aufein ander eingespielt, daß dem Zuschauer seine Aufgabe zur Freude wurde. Das Orchester unter Kurt Harders Lei tung auf der Höhe, delikate Beikost die von Heinz Singen einstudierten Tanz nummern, die fast alle da capo verlangt wurden; besonders apart der Original Carleston im dritten Akt, womit keines wegs eine zu stimmen de Kritik zn dieser Art Tanzkunst ausgesprochen wer den soll. Kuthans Rcgieführung verriet erneut: hier ist der richtige Mann auf fei nem Posten, Bühnenausstattung und Kostüm« eine Augenweide, vor allem auch für die gegenwärtig im Publikum stark vertretene Provinz. Die musikalische Armut der „Frau ohne Kutz^, die übrigens im letzten Akt Zr«r- säumtes reichlich nachholt, unrd ihrem Be kanntwerden hinderlich sein, denn Schla ger sind für Operetten beste Werbemit tel. Kollo wird sich diesmal zufrieden ge ben müssen, wenn das einschmeichelnde Liedchen: „Gute Nacht mein Liebchen nnd verschließ dein „Stübchen" und vielleicht die Marschmelodie: „Das ist der Frühling von Berlin", begehrtere Artikel werden. Am Abend ihrer Erstaufführung hätte ich der vielgeliebten, zwei Akte lang wirk lich un geküßten Frau ein noch beifalls- froheres Publikum gewünscht, die Dar steller hätten es bestimmt verdient. . H. Sch. * 8 Theaterskandal in Chemniß. Zu einem Theaterskandal, wie er bisher in Chemnitz noch nicht zu verzeichnen aewesen ist. kam es, wie bereits früher in zahlreichen anderen Städten, in Chemnitz bet der am Dienstag abend im Zentraltheater erfolaten Erstaufführung, des bekanntlich mit dem Kleist-Preis ausgezeichne ten Zuckmayerschen Lustspiels „Der fröh liche Weinberg". Bereits im Verlaufe des zweiten Aktes kam es zu kleineren Stö rungen, im Verlauf des dritten Aktes aber zu einem regelrechten Theaterskandal Während der eine Teil des Publikums demonstrativ Beifall klatschte, pfiff und trampelte der an dere derart, daß das Spiel wiederholt auf die Dauer vo« Minuten unterbrochen werden mutzte Zahlreiche Besucher verliehen mitten im Spiel das Haus Als das Trampeln und Pfeifen immer mehr znnahm. griff schließlich die Polizei ein und erreichte, datz das von nur mittelmäßigen Berliner Darstellern gespielte Stück zu Ende geführt werben konnte, wäh rend sich die Polizeibeamten in aufgeregten Szenen noch in den Gängen des Hauses mit den empörten Demonstranten zu befassen hatten. 8 Keine Tommcroper in Dresden Wie verkantet, bat Direktor Löschke seinen Plan, im Alberttheatcr wiederum ein« Sommcroper zu veranstalten, ausgeben müssen Bis zum 81 August steht das Theater weiter Frau Her mine Körner zur Verfügung